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Das Katholische Geseffeichaus (Kaufen Mor dem Umbau Wer immer als Fremder die Stadt Briutzcn. das sächsische Nürnberg. besucht. wird voll Bewunderung sehen, wie reich doch dies Auissin an Zeugen einer ehrwürdigen Vergangenheit ist. Da schauen die alte Ortenburg und die wuchtigen Tortiirme. das Nathans und der Dam Hemd auf das hastende Treiben der Gegenwart, lind dicht neben breiten Verkehrs- und Geschäfts straßen träumen in stiller Beschaulichkeit lauschige Winkelgas sen. Und der kaiholisclre Mensch verweilt in der Stadl seines Bischofs gern an den Stätten katholischen Lebens. Er steht voll Nachdenklichkeit im Dnmmcrdunkel des Pctridames. durch ein kunstvolles Gitterwerk in einen katholischen und evangelische» Teil gegliedert. Er sindet den Weg zur Liebfrauenkirche und zum Domstist und läßt sich vom Frieden des Nikolaifriedhoss umfangen. Ader den Weg zum katholischen Gesellen- Hause, diesen» alten, verwitterten Bauwerke in der Gerber straße. das wegen mancher baulichen Schönheit auch unter Altertumsschutz steht, werden nur wenige finden Dieses Heim der Gemeinde hat in den Fahrzehnten seines Bestehens großen Segen gestiftet: es bietet nicht nur den Kolpingsöhnen der Stadt eine wohlgehiitete Heimat, es ist auch der Sammelort der mei sten katholischen Vereine Und weil dies liebe alte Haus gar bald einen dringend notwendigen Um- und Ausbau erfahren wird, soll in dieser ersten Lausitzer Beilage der Sächsischen Volks zeitung seiner gedacht werden. Ter im November 1867 gegründete katholische Gesellen verein mußte sich in seinen Ansangsjahren damit begnügen, seine Zusammenkünfte und geselligen Veranstaltungen in verschiede nen Gasthöscn derStadt abzuhalten. Unter dem zweiten Präses des Vereins, dein damaligen Domvikar Dienst, ging die Sehn sucht der Kolpinosfamilic nach einem Eigenheim in Erfüllung. Tiefer kaufte unter dem Beistände des Herrn Trnlev im De- 'ember 186!» von den Nätherschen Erben das Grundstück Gerber- slraße 26. in dem bisher eine Wsißgerberci betrieben wurde. Es kostete 4860 Taler. 1166 Taler mußten sofort angezahlt wer den. Voll Freude schreibt der damalige Bereinsschriftführer: „Der in drei Terrassen bis zum Schießberge ausstcigende Garten macht das Grundstück noch wertvoller und brauchbarer." Ein Bnnkomitee. dem vier angesehene Eemeindemitglieder ange hörten. nahm sofort die Umbanarbeiten in Angriff. So wurden die Räume des Wohnhauses für die Aufnahme der Gesellen- samili>e rimgestaltet und nach dem Garten zu der Saal angebaut. Am 21. Mai 1876 »rar Hebeschmaus und Ende Funi erfolgte der feierliche Einzug. Am Ausbau des Gartens haben die Gesellen in freiwilliger Arbeit fleißig mitgeholsen. Die Akten heben rüh mend hervor, daß viele fleißige Hände „nach Feierabend bis zur eintretenden Finsternis den Schu't nach der oberen Terrasse transportierten". Das eigene Heini der Bautzener Koloings- familie sah in der Folgezeit gar manchen werten Gast in seinen Mauern, so Bischof Ludwig Forwerk. den Bischof von Leit, meritz. geistlich» Herren aus Dresden, Leipzig »sw., ja selbst aus dem benachbarten Böhmen. Sie alle bewunderten das sür die damalige Zeit praktische Haus, das mit seinen Wirtschaft»- und Unterkunstsräumen, den Tages- und Versamminngsräumen, dem Saale. Kegelscbnb lind Garten ein wahres Schmuckkästchen geworden war. Die eigentliche Hausmeibe wurde im Hinblick auf „die drückenden Kriegsverhältnisse" znrückgestellt: sie fand am 18. Juni 1871 zusammen milder Fahnenweihe statt. Jahre fruchibaicn Schaffens gingen dahin. 1886 wurde an der nörd lichen Schmalseite des Saales die feste Bühne angebaut, die Baukosten von 766 Talern wurden znm Teile durch eine Lotterie gedeckt. Durch den Bühnenanbau wurde die Saalsläche beträcht lich größer. Voll 1866—1666 war Domprediger I. Schewischick (jetzt Pfarrer i» Crostwitzs Präses des Bereins lind Verwalter des Hauses Fhni verdankt das Halis besonders tatkräftige Förderung. Fm Laufe der Fahre hatteil die Bautzener fast ver gessen. daß ihr Gesellenhaus Eigentum des Hofpredigers Dienst fdamals schon in Dresden ansässig) war. Erst »ach seinem Tode wurde es von den Dienstlichen Erben erworben, in jene Zeit sollt auch die Gründung des Schutzvarstandes (Geseilenhaus- vereins. Präses Schewtschick ahnte mit gutem Weitblick die Entwicklung, schon damals war das Gesellcnhaus zu klein ge worden. Ali! zäher Beharrlichkeit bemühte er sich um ein größe res geeignetes Grundstück im Stadlinnern. Die vielen Pläne wurden nicht zur Wirklichkeit, bis zum heuiigcn Tage pilgern die Bautzener Katholiken auf die Gerberstraße. Noch zeigen Saal und Versammlungsräume ein wohnliches Gesicht, und der jetzige Hausvater Papreder — ein Meister der Farbe — sorgt dafür, daß sich die Gäste wohl suhlen. Aber das Hans will nicht inehr reichen, und die Wohn- räume der Gesellen sind armselig, es fehlt ihnen Licht lind Sonne. So sind die Herren des Borstandes, an der Spitze der unermüdliche Bizepräses Assessor Lehmann, mit echtem Kol- piiigswagemut in den letzten Fahre» all die in der heuiigen Not, zeit doppelt schwere Aufgabe heranoegangen. das Gesellenhalis gründlich zu erweitern Fm Oktober 1626 wurde Architekt B D. A. Kucharz mit den Planarbeiten betraut, die deshalb be sonders schwierig sind, da die Hausfront. die im Gnrliitschen Werke „Sächsische Klinstöenkmälei" inventarisiert ist. im wese»!- liehen erhalten bleiben muß. Wenn hoffentlich im nächsten Jahre die völlige Umgestaltung im Fnnern vollendet sein wird, dann werden die Kolvingsjöhne der Bischotsstadt und mit ihnen die Gemeinde ihre Helle Freude am gelungenen Werke haben. So wird, um nur die wichtigsten gevlanten Arbeiten zu skizzieren, die Saaldccke gehoben, und darüber sollen gegen 16 lustige, ge sunde Doppelbettzimmer erstehen. Auch über den Versamm, lnngsraumen des Vorderhauses werden »och Dovvelzimmer ein- gerichtet. Fm Erdgeschoß sind die Wobnung des Hausvaters, ein Konferenzzimmer und die geräumige Kleiderablage gedacht, auch die Räume des ersten Stockwerkes erfahren eine Umgestaltung. Dort werden Küche. Geselleiltagesranm. je ein Sitzung?- und Bersammlniigszimmer Platz finden. Das von Grund auf neu geführte Treppenhaus mündet ins Vestibül ein. von dem aus alle Räume leicht zu erreichen sind. Noch ist das kühne Werk ein Plan, daß er bald Wirklichkeit werde, darum mühen sich viele fleißige Hände. Und warum wir den Glaubensbrüdcrn draußen im Lande heilte schon davon erzählen? Es ist gewiß nicht schwer zu erraten. Vielleicht liest manch einer diese Zei le». der einst als wandernder Kolpingsjünger mit dem Gruße „Gott segne das ehrbare Handwerk" im Bautzener Hause Ein kehr hielt. Vielleicht hält der und jener Ausschau, wem er eine Weihnachtsfreude machen könnte — und der Hinweis ans die Bautzener Gesellcnliausnot käme just zur rechten Zeit. Wenn drum so manches Scherslein zu einem Baustein den Weg nach Bautzen fände, es wäre wahrlich ein Gott wohlgefälliges Werk. Dienst an unserer Fugend und damit Mitarbeit an einer glück, kicheren Zukunft. K. W. -Aue dem ßatßolrschen Attau Fm November feierte das Kath Kasino Zittau sein 4 4. Stiftungsfest bei zahlreicher Beteiligung, der Not der Zeit entVrcchend schlicht und einfach. Konzertmusik eines Trios, Cacilia und Kasinoniännerchor sorgten für reiche Abwechslung. Das Singspiel von Ncsmüller „Die wilde Toni" wurde äußerst beifällig ausgenommen, die Rollen lagen durchweg in bewährten Händen — Am 86. November hielt der Verein bei guter Be teiligung seine Advents-Kommunion, die hl. Messe wurde für die verstorbenen Mitglieder aufgeopfert. Abends versammelten sich die Mitglieder im Antoniusheiin zur I n h r e s h a u p t o e r- s a in m lung . die, wie die letzten Fahre immer, recht gut be sucht war. Der Vorsitzende. Oberlehrer Lorenz, gab eingangs ein Referat über die Führer Ghandi. Mussolini und Lenin: die Ausführungen wurden mit spannender Aufmerksamkeit und Bei fall entgegengenommen Nus den verschiedenen Berichten der Vereinsfunktionäre erfuhr man. daß zielbewusst und erfolgreich auch im verflossenen Fahre gearbeitet worden ist. Trotz der schweren Wirtschaftsnot und der Arbeitslosigkeit hielt sich die Mitgliederzahl fast auf gleicher Höhe: 288. Zugang 16. Abgang 14 Mitglieder. Der Vorstand hielt 6 Sitzungen ab Geboten wurden 5 Vorträge, meist mit Lichtbildern Am Ausflug nach dem Troskp (Turnau) beteiligten sich 55 Herren. Gut besucht waren Faschingsvcrgnügen. Sommerfest mit Adler- und Bolzen- schieße» und Stiftungsfest. Geschlossen mit Fahne beteiligten sich die Kasinomänner bei den Sakramentsprozessionen und am Fronleichnamsfest, und zwar recht zahlreich. Der Kassenbericht zeigte 1864 M. Einnahme und 1714 M Ausgabe Der Vereins unterstützte durch Zuwendungen Eäcilia. Kasinomännerchor, DFK. und Fiinglingsverein der Gemeinde: zeigte auch immer offene Hand für kirchliche Zwecke. Heber 666 M spendeten die Mitglieder in freiwilligen Beiträgen zur Unterstützung bedürf tiger Mitglieder und für die ehrw. Schwestern des Antonius- Heimes. 126 M konnten dem Fonds der Sterbekasse zugeführt werden. Der Bericht des Biicherwarts zeigte fleißige Benutzung der Bücherei. Letztere zählt 1158 Bände, darunter einige wert volle Neuanschaffungen. Die ausscheidenden Vorstandsmitglieder wurden einstim mig wiedergewählt. Der Vorsitzende dankte all seinen lieben un verdrossenen Mitarbeitern und den Mitglieder», die sich am Bcreinsleben wacker mitbeteiligen. Leider gibt es auch bei uns viele, die sich selten oder gar nicht sehen lassen. Auch die katho lische Presse tZeitung und Kalender) wurde empfohlen. Das Ge löbnis der Versammelten, in alter Treue im Verein für die katholische Gemeinde und damit fürs schwer bedrängte Vater land zu arbeiten, gibt dem Vorstand Mut und Vertrauen zu er neuter Tätigkeit. Dazu gebe Gott seinen Segen, denn wir arbei ten auch im Verein Ad majorcm Dei gloriam! Rommunakvokiiiß in Osiris-Land Die katholische» Gemeinden um Ostritz l,abeu vor Jahren mit dem Sckulstrsik. der »och in aller Erinnerung ist. ein Bei spiel geschlossene» katholischen Willens gegeben. Wäre heut» die Wiederholung dieses Beispiels, wenn cs darauf ankäme, möglich? Heute ist es soweit gekommen, daß selbst katholisch« Landwirte als radikalisierte Landbund-Vertreler erklären, daß man den Gemeindefinanzen ruhig die katholische Bekenntnis schule opfern solle. Gott sei Dank, gibt es aber noch opfer bereite. auch unter der Steuerlast schwer tragende Bauern und Kleingärtner, die bereit sind, schützend vor die Bekenntnisschule zu treten! Die Mitfinanzierung des Ostritzer evangelischen Schulumbaucs durch die katholischen Gemeinden zeigte in den Aus der ?eit der Frondienste Das Diensturbarium der zur Mitleidenheit der Stadt Zittau gehörigen Ortschaften. Wohl das letzte literarische Denkmal aus der Zeit der Fron dienste in Sachsen ist dieses Urbarst,,» oder „zuverlässige Nach richt. wornach die Dienste fürderhin eingefordert und geleistet werden sollen", und zwar ab 1. 1. 1762. Seine Entstehung wird man sofort begreifen, wenn man sie in die Zeitereignisse hinein- verankcrt. Der 7jährige Krieg. 1768 beendet, hatte auch die Dienstverhältnisse der Guts- und Herrscl)oftsuntertanen in der Zittauer Pflege verwirrt. Wirtschaftliche Unfähigkeit, gewollte und ungewollte Nachlässigkeit und offene Unbotmäßigkeit ließen die Verpflichtungen der Fronbauern und -Häusler nur unvoll ständig erfüllt. Höheren Ortes befürchtete man, die französische Revolution von 1789 könne diese Entwickelung des Frondienstes noch ungünstiger beeinflussen. Deshalb wurden nach den west sächsischen Vauernunruhen am 6. 11. 1796 der kurfürstliche säch sische Finanzrat Gottlob Adolph Ernst von Nostitz und Fäncken- dorf auf Oppach und der Budissiner Vizekanzler Karl Gottfried Herrmann voin kurfürstlichen Oberanste in der Oberlausitz be auftragt. die „zeither obgeschwebtcn Dienstirrungcn" in den Zittauer Dörfern zu klären und nach Anhören aller dabei inter essierten Kreise die Frondienste neu sestzusehen. Am 28. 4. 1764 bestätigte das Oberlausitzer Obcramt das neue Diensturbarium sür die Stadt Zittau. Ihr sronten Eckartsborg, Olbersdorf mit Eichgraben, Pethau, Zittel, Kleinschönau mit Pöritzsch und Luptin, Lichlen- berg, Reichenau, Herwigsdorf, Oderwitz, Wiltgendorf, Hirsch felde niit Scharre, Dittelsdorf. Rohnau, Seitendors, Hartau, Lückendorf. Waltersdorf, Fonsdorf. Oybin mit Hain und Drau- sendorf. Das „Mitleidensverhältniß" erstreckte sich nicht bloß auf die gemeinsam aufzubringenden Steuern, sondern auch auf Spann- und Handdienstleistungen, welche die Bauern, Gärtner (Kleinbauern) und Häusler zu leisten verpflichtet wurden Spanndienste mußten getätigt werden zu Holzfuhren (Klafter- Holz, Zimmerholz, Eichenholz, Röhrkieser), Kalkfuhren, Teich- und Fischfuhren, Iagddienstfuhren, Ackerdienstfuhren, Ackerfuh ren für Vorwerke. Dienst- und Schullfuhren zur Stadt. Straßen baufuhren. Inspektortransvortfuhren (diese vierspännig), Land fuhren. Vorgespanne und Fnguisitentransportfuhren. Die Häus ler und Gärtner dagegen waren zu Handdiensten verpflichtet. An „Schutt- und Röhrtagen" mußtest sie in Zittau oder sonst auf städtische» Vorwerken, an Teichen, auf Wiesen, in Wäldern, bei Jagden und beim Straßenbau unentgeltlich körperliche Dienste leisten. Das Ausmaß und die Anzahl solcher Frondienste wur den für die 26 Dörfer eigens festgesetzt, ivobei häufige Dienste in . der „Zeche" mit anderen Dörfern reihum sich gegenseitig ab- lösten. Fm übrigen scheint das Diensturbar die Lasten möglichst gleichmäßig verteilt zu haben. Andererseits erkennt man, daß einzelnen Dörfern auch Besonderheiten zugcdacht worden sind. So mußten Eckartsberg. Zittel. Klelnsckönau. Hartau und Wnltersdorf Holz und Kalk z. T. aus Böhmen herüberholen und Olbersdorf und Pethau und Klcinschönau Fuhren bis zu den Seifhennersdorser Teichen ausführen. Die Lichtenbcrger mußten die „wüsten Plätze im Lichtenberger Forste aufackern, pflügen und den Holzsamen eineggen". Reichenau hatte damals nur drei Fronbauern unter Zittau, die ihre Fuhren in allernächster Nähe des Dorfes ausführten, mährend die ,8 Gärtner ihre Dienste mit Geld ablösen durften. Dagegen hatte Herwigsdorf mit 58 Fron bauern insgesamt 180 Spanndienste zu leisten, Oderwih mit 85 Fronbauern noch iveit mehr Die 27 Oderwitzer Gärtner mußten 168 Hofetagc fronen. Die Dörfer Hirschfeldc, Dittelsdorf. Seiten dorf, Drausendors. Rohnau führten ihre Fuhren in de» Wäldern, zu den Teichen und zu de» städtischen Vorwerken aus, die ihnen am nächsten lagen. Die Drausendorfcr Gärtner halten die Aufgabe, den Flachs zu jäten, zu raufen, zu rüffeln, aufzulegen und wieder einzu- rechen, Kraut zu pflanzen und zu hacken, Dünger auszubreiten ' und das Getreide zu schneiden. Einzelne Bauern und Häusler, deren Behausung jedenfalls außerhalb ihrer Orte lag, wurden im Frondienste benachbarten Dörfern eingereiht, um unbillige Härten zu vermeiden. Jedes der 26 Dörfer hatte beim Fnstand- setzen der Zittauer Straßen durch Spann- und Handdienste mit zuhelfen. auch im Winter beim Schneeauswerfen. und bei Ucber- schwemmungen mußten die Häusler sofort zur Hand sein. Fast alle Fuhren mußten unentgeltlich ausgeführt werden. Auch für die Fuhren der Ratsinspektoren zur „Stuhlzins- und Eonccssionsgeldereinnahme" oder zum Schuleramen war keine Vergütung ausgesctzt. Bei den Teichfuhren erhielten die Bauern gewöhnlich von jedem Fasse einen Karpfen oder 2 Sämcken. Die Gärtner und Häusler erhielten in der Regel für ihre Frontage Verpflegung, z. B. eine Semmel und ein Glas Branntwein zun» Frühstück oder „eine Mehlpappe und ein Seidel Milch", zu Mittag tzs Maßchen Erbsen. Graupen ln Milch gekocht oder eine Milchsuppe. Sonntags aber gab es zu Mittag eine Milchsuppr und Schweinefleisch mit Klöscn und abends Grieß in Milch. Die allgemeinen Bestimmungen am Schlüsse des Dienst- urbars setzten fest, wieviel Holz, Steine. Kalk sür ein Zwei- und für ein Viergespann gerechnet wurden, welche Arbeitsgeräte zu Handarbeiten verabreicht werden, welche milgebracht werden mußten, wie die Arbeit in den Dienstbücheln vermerkt werden sollte u a. Trotz allem sind genug Unstimmigkeiten zutage getre'en. Die Fronbauern fühlten, daß das „Diensturbarium" doch nicht mehr in die Zeit paßte. Die westsächsischen Bauernunruhen um 1766 zeigten auch den Oberlausitzer Bauern das Morgenrot der Freiheit. Aber 40 Fahre sollte es noch dauern, bis auch in der Zittauer Pflege die Frondienste abgelöst wurden F. M Das „Ehrlichmachen". Wie vor 860 Fahren ein Schelm wieder „ehrlich" gemacht wurde, darüber berichtet das Neu« Lausitzer Magazin von 1888 nach einer Ba n tz e n e r Chronik in der Zittauer Ratsbibliothek 16R> war in Bndissin der wen dische Vockpfeifer tstaul Forascbke vom Knawschen Regiment desertiert, und sein Name wurde an dem Galgen angeschlagen. Da F. freiwillig zurückkehrte, wurde der Name wieder gelöscht. Am 27. März zogen die Soldaten mit ihrer Fahne unter Füh rung des Majors hinaus auf den Reilplan und schlosse» einen Kreis, in dessen Mitte die Fahne und ein Furier standen. F. mußte dreimal rufen: ^ch will gern ehrlich gemacht sein! Der Furier ries: Wer ist draußen? Der Deserteur antwortete: Ein Schelm! Der Furier ließ den Kreis öffnen, und F. mußte auf Händen und Füßen hereinkriechen. Dann wurde die Fahne drei mal über ihn geschwenkt: dadurch wurde der Schelm wieder „ehrlich". Fn Reih und Glied durfte er mit ins Quartier zurück« niarschieren.