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A«««er rsr — r». Jahrgang Erscheint «mal wvchtl. «tt Wüste. »rallSlielsaarn.Heimat un» »ell» und der «inderdellage .ssrohmul». sowie den r»ribe>lag«» .Et.Beniu>-BialI'. .Unterhaltung und Wissen». .Die well de« grau». .«er,lli«er «aigeder». .Da» gut. Buch', .ssilmrund» schau». Monatlicher B«»ug»vr,i» S ^ »inschl. Besiellgetd. Wtn^elnummer 10 DonnaLend« u. Eonntagnummar 80 G» Hauptschriftieiier: Lr. «. D«»e»dk. »relden. Sächsische Sonnabend, K. Dezember 1S3V >verla,»«rt« D»e«d«i» Ilnzeigenpreis«! Die tgelvaliene Petiizciie SU Familieis« anzeigen u.Siellennetuche SU Die Peiltreiiamezeile. SS ma» «reit. I Alle Anzeigen autzerhalb de» Verbreitungsgebiete» AU die petltreilaiiiejeile I.SV-tl. Briesgeb.S»^. Im Fall» HSHerer Gewalt erlischt jede Berpslichiung aus Lieferung sowl» Erfüllung v. ilnzeigen - ilultrtigen u. Leistung v. Schadenersatz^ «eschitlllicher Dell: Frau» Bungar», Dresden. ««»»iist»s»e0,. Drmtu.iverlaa, «ermania tl^«. sür Verl ag und Drurkerei.Hiliaie Dresden. Dresden.«, t. Polierslras,«!?. grrnrwsioiL «oiiichecktonio Dresden »7c>L Bankkonto «tadtbank Dresden Vr. >N7I» Für christliche Politik und Kultur RedakNon de» Siimniideo !volk»,e>«uno DreSd-iEtsladl t. Polierliratze 17. gernnu Mit und »IVIL. Der Faschismus im Umbau Regierungskrise in Paris Nach Tardieus Sturz Paris. 5. Dezember. Im französischen Senat stellte Ministerpräsident Tardieu im Anschluß an eine Interpellation des radikalen Senators Hnry die Berlrauenssrap«. 147 Senatoren stimmten gegen die Regierung und nur 138 für sie. Damit war das Kabinett Tar- dieu mit acht Stimmen Mehrheit gestürzt. Es reichte darauf hin dein Präsidenten der Republik sein Rücktrittsgesuch ein. Der Rücktritt wurde genehmigt. Die Verhandlungen über die Regierungsbildung sollen bereits am Freitagvormittag ausge. nommen werden. Die 149 Senatoren, die gegen die Regierung gestimmt haben, verteilen sich auf die einzelnen Parteien wie folgt: 16 Sozialisten. 127 Mitglieder der radikalen und domokralischen Linken. 1 Mitglied der demokratischen und radikalen Verein!- gung (Victor Boret), 1 Mitglied der republikanischen Verein!, gung, ein reaklionärcr Senator sowie drei bei keiner Fraktion eingetragene Senatoren. 19 Senatoren haben sich der Stimme enthalten, 7 Senatoren waren beurlaubt. -» Das Anfang März d. I. nach dom Interregnum des radi kalen Eintagskabinetts Chautemps von Taröieu gebildete zweite Ministerium ist an derselben Klippe gescheitert, die am 17. Februar bei einer belanglosen Budgetsrage das Auseinau- derfallen seiner ersten Kombination herbeisührte: Am Man gel einer festen Mehrheit. A» Stelle der Burgfrie- dcnsmehrheit, die in den wirtschaftlichen Notjahren 1926 28 die Politik PvincarZs unterstützte, war Tardien, nachdem die Parteipolitik wieder in ihre Rechte getreten war, auf das gefährliche, aber in Frankreich nicht ungewöhnliche Spiel der srrgenannten „Ersalzmehrheiten" angewiesen. Er stürzte im Februar ebenso wie heute über der widerspruchsvollen Notwen digkeit. mit einer rechtsgerichteten Mehrheit eine Linksvolitik zu treiben. Vriand mußte seine Außenpolitik mit der Morin- Gruppe, die ihn zum großen Teil haßt und deren Presse ihn jeden Tag angreift, machen und Tardien mußte, um sich am Ruder zu erhalten, und um den linken Flügel seiner Kammer mehrheit bei der Stange zu halten. Briand stützen, obwohl er außenpolitisch auf einer anderen Linie marschiert. Bredi verabschiedet Berlin, 6. Dezember. Der gestrige erste Tag der großen Aussprache im Reichs tag hat bereits die erwünschte Klärung der Kräftever hältnisse gebracht. Der Aufmarsch der Parteiredner zeigte das erwartete Bild: Sozialdemokraten in vorsichtiger Zurück haltung, aber offenbar bereit, den Sturz des Kabinetts zu ver hüten, Nationalsozialisten, Kommunisten und Deutschnationale in schöner Einmütigkeit gegen das Kabinett, Zentrum, Deutsche Volkspartei und Volksnationale für das Kabinett. Die Erklä rung des Landvolks, daß es diese Notverordnung ableh nen werde, kam nicht überraschend. Die Agrarhilfe hat das Kabinett Brüning durchgesetzt, nun mag es sehen, wie es allein weiter kommt! Ebenso geklärt ist nunmehr dle Haltung der Wirtschaftspartei: Herr Drewitz hat, um ein klebriges zu tun, gegen das unangenehme Kabinett des Preisabbaues einen Mihtrauensantrag eingebracht. Das Gesamtkabinett hat sich noch während der gest rigen Reichstagssitzung in einer Ministerbesprechung mit der nunmehr völlig geklärten Lage befaßt. Der Reichskanzler be absichtigt, im Laufe des heutigen Tages dem Reichspräsidenten Bortrag zu halten und ihm vorzuschlagcn, das Rücktritts- gesuch des Reichsjustlzmlnlsters Dr. Brcdt zu ge nehmigen. — Auch nach dem von vornherein von uns er warteten und angekllndigten Abmarsch des Landvolks und der Wirtschaftspartei verfügt das Kabinett noch über eine Mehrheit im Reichstag. DI« Ablehnung der gegen die Notverordnung und gegen das Kabinett gerichteten Anträge mit dieser Mehrheit' gilt nach wie vor als gesichert. Die Fortsetzung der Aussprache im Reichstag hat heute bereits um 10 Uhr vormittags begonnen. Plan hofft, die Aussprache so zu fördern, daß am Sonnabend im wesent lichen nur noch die Abstimmungen vorzunehmen sind. Oie Stellung -es Zentrums Für die Zentrumspartei hat im Verlaufe der Debatte am Donnerstag der Abgeordnete Er sing gesprochen. Er sühne im wesentlichen aus: „Wir müssen an die Nationalsozialisten die Frag« richten, warum von ihnen nicht «in klare» Sanierungsprogramm an Zu dieser Hauptschwäche, die von den radikalen Gegnern des Kabinetts heute mit schonungslosem Sarkasmus ausgenutzt wurde, kamen diesmal noch das Wirtschoftsrewrmprogramm Tardieus. das für vollkommen ungenügend erklärt wird, und die As sä re Oustric mit den damit zusammenhängenden Finanzskandalen, die seit Wochen eine Krisenstimmung ge schaffen haben. Schwierige Nachfolge Die Frage der Nachfolge Tardieus ist deshalb so schwer zu lösen, weil im Senat die Kräfteverhältnisse rindere sind als i» der Kammer. Die Linksmehrheit des Senats hat Tardieu gestürzt, aber die gleichen Parteien hätten in der Kam mer nur dann eine Mehrheit, wenn die Sozialisten sich an der Regierungsbildung beteiligte». Das haben aber die Sozialisten bisher stets abgelehnt. Bleibt also nur das eine: die Kon zentration. Die Konzentration müßte nach parlamenta rischem Brauch unter einem radikalen Senator vollzogen wer den mit hauptsächlicher Unterstützung der Fraktion, der Victor- Boret angekört, also der Fraktion Loucheur: aber eine Kon zentration, deren Hauptstütze sich auf der radikalen Partei !n der Kammer aufbauen würde, ist lebensunfähig, wenn sie nicht die Maginot-Gruppe umfaßt, was auck voraussetzt, daß die Gruppe Tardieu, also die Liuksrepubtzkauer, zu ihr steht. P 0 iucarü, der in erster Linie als Führer der Konzentration in Frage käme, hat bereits abgelehnt. Sachlich müßte natürlich das neue .Kabinett z w e i 0 r 0 ß e Aufgab e n erfüllen: einmal das durchzuführen, was Tard'-eu nicht möglich war. die W i r t s ch a f t s r e f 0 r m, und zweitens eine klare Linie der französische» A uße » p 0 ! iti k zu finden, nämlich eine klare Linie, hinsichtlich der Politik, die gegen über Deutschland verfolgt werden soll. Es uuterüea! keinem Zweifel, daß gestern das Argument des Senators Boret aus schlaggebend gewesen ist. eine Außenpolitik, die die Fabne Briands voranträgt, könne nicht mit Erfolg betrieben werden, wenn sie auf die Unterstützung der reaktionären Marin Gruppe angewiesen sei, die diese Politik innerlich ablebut und in ibrer Presse sogar als staatsgeföhrlich bezeichnet. Tie Entwirrung der Krise wird also schwierig sein. Stelle des von ihnen bekämpsteu Regierung,svrogramms vor getragen wird. Der deutschuntionale Parteisuhrer Hugenberg 1>at aus sein Licbesiverbeii um die Nationalsozialisten von dem Organ des Dr. Goebbels die Antivori crkaiieu. die Nolwual- sozialislcu wollten nichts zu tun bauen mii Kein st ,i>en Misthaufen einer verwesenden bürgerlichen Mriei. Die Agita tions-Politik der Pastete» tu den vergangenen Fahren Hai es verschuldet, daß die auf dem Panier c-rechnete» Ela.s der Wirklichkeit nicht staiidgehalteu haben. Wir begrüßen es. daß die Regierung beim vorliegende, Elat de,, Mut zur »upapu läreu Sparsamkeit gehabt Hai. Wer in Beriamiuluugeii und Zcituugsartikeln erklär!, die Regierung könne ihren Auslands Verpflichtungen nicht Nachkommen, der handelt veiaiilivortuiigs- los. Ein Tabokmoiiopvl lehne» wir ab. Tie durch die erhöhte Tabaksteuer in ihrer Existenz gefährdeten Angehörigen des Ge Werkes müssen entschädigt werden, nötigenfalls über die jetzt vorgesehenen Termine hinaus. Die Sparsamkeit beim Sozial etat darf nicht zu weit geben. Bon den Dentschiiatioiiale» und neuerdings auch vo» der Wlrli^aflspartei wird der Kamps gependen Marxi s in n s gepieüigt. Fi, Wirklichkeit richtet sich der Kampf aber gegen die Sozialpolitik und hinter dem Schild des Antiiiiarxismus verbirgt >!ch die Soziat- reaktio» Die praktischen Marxisten sitzen weniger bei der So- ialdeinoliratie als bei den Kreisen um Hugenberg. wo Bank- rusts, Stahltrust und andere Riesenkonzcrn« wirken. Die Beamten haben immer erklärt, sic wären zu Opsci» bereit, wen» auch die übrigen Bollisschichte» Opfer bringen. Fä> stelle fest, daß die Arbeiterschaft durch die Hinnakme vo» Lvnii Kürzungen mit den Opfer» vorangegange» ist. Wenn die Regie rung Preissenkungen predigt, dann sattle sie ihre Mahnung auch lxü der öffentliche!, Verwaltung durchführe». — Minister Dietrich sollte vor allem in seinem Finanzministerium mit einem energischen Abbau beginnen Die Bernxrltiinge-ausgobei, müßten sich urn mindestens eine Milliarde herabsetzen lassen. Die Schuld an der Aufblähung des Berwaltrmgsappcrrcrls tragen die Parlamente, die es versäumt habe», den großen Apparat der Kriegswirtschaft rechtzeitig abznbaneir. Der Reichstag muß jetzt zeigen, ob er zusammen mit der Regierung durch ra>che Arbeit die Sanierung durchführe» will. Wir be dauern lebhaft, daß die Regierung genötigt war. für eine» Teil ihrer Maßnahme» den Artikel 48 anzi,wenden. Wir erwarten von dem Verantwortungsgefühl des Reichstags, daß er der Regierung die Möglichkeit geben wird, recht bald zu dem Weg der normalen Gesetzgebung zurückzukehren. (Von unserem Vertreter.) K. v. ?. Rom, Ende November. Immer eindeutiger zeichnet sich der mit der Beru« fung des Venezianers Giovanni Eiuriati, des frühe ren Ministers für die befreiten Gebiete und der öfsent- lichen Arbeiten und Kammerpräsidenten, zum Sekretär der faschistischen Partei, am 2Ü. September beginnende Zeitabschnitt als eine neue Epoche in der Geschichte des Faschismus ab. Ueber Nacht erfolgte der Wechsel in dieser wichtigen Parteistelle des Faschismus, ohne daß die Mitwelt — und zwar in Italien am wenigsten — alsbald die Gründe erfuhr, weshalb auf das fünfjährige Partei, sekretariat des gewandten und organisatorisch begabten Turati plötzlich ein neuer Mann folgte. Hotte doch Turati wesentliche Verdienste um den Ausbau vieler sozialer Einrichtungen des Faschismus, insbesondere um die Abhaltung von Lehr-und Bildungskursen sür Arbeiter und Angestellte, das sog. Dopolavoro, zu verzeichnen. Nur ge wichtige Gründe konnten oliv eine Aenderung ans dem Posten bedingen, der von Mussolini als das Rückgrat der Zarter bezeichnet worb-'ir war. Mussolini hatte, wie letzthin erwähnt, in seiner Rede zum 8. Jahrestage des Faschistenmariches ans Rom, am 27. Oktoder, unerwartet mit viel Temperament die Not wendigkeit der Befreiung der Partei vom B a l- last u n z u n e 1 l ä s i i g er und i m I n n e r st c ,r v e r- rät arischer Elemente betont. IlnmiUelbar da nach hatte Ginriati an die Provinzsekratäre der Partei ein geharnischtes Zirkulär »her die Regeln für die neue Erteilung der Partelkarte zu Beginn des 9. Inkres faschi- tiscker Zeitrechn!'ng erl-peii In alle» vier Punkten Aeies Rundschreibens lind Eii 'chräiitnngeii und Vorbe halte für die Vefteihniig der Parteitarte leihst sür die Faschisten der ersten Srunde und die Teilnehmer am Marsch aus Rom-gemacht, m.-nn deren T^eue nun Regime, ihre moralische Führung oder parleiamtliche Dienstbe- kliisenh'it irgendwelchen Zwenelu unterliegt In schwe reren Fällen lall die Parteikarte verweigert werden. Aber selbst die iiachreerdneten verantwortlichen Instanzen, die nicht mit größter Gewissenhaftigkeit und obne Anseben der Person dieser Verfügung salgen, werden als des Ver rates schuldig erklärt! Die Partei müne non toten Gewichten befreit, eine K a m p f w a s f e werden! Warum dieier fast svartaniiche Tan. nachdem man früher mit Genugtuung bei allen mäal-chen Anlässen die valilüche Sammlung des Voltes um die Fabne des Fa- ichismu? proklamiert hatte ' Eine Reihe » n a n g e » e h - wer Skandale waren in Mailand zutage getreten, die den untrüglichen Beweis lieferten, daß sogar inner halb der oberen Schichte» des Foschismns einzelne eigen nützige und wurmstichige Elemente ioßen. Der frühere Kommandant der faichistüchen Miliz i» der lombardüchen Metropole. D a b b u s i. mußte wegen hetriiaeriicher Handlungen zu einer längeren Ge'ängii'sstrafe »ernrleilt werde». Während aber dieies politische Geschehnis tun lichst ichneü unterdrückt wurde, war d'es ,,'cht mehr mög lich, als ein ganzer Augiasstall einer unsauberen P r 0 t e k t i a 11 s w i r t i ch a f t in der Amtsführung des ehemaligen Podestä (Oberbürgermeisters) vo» Mailand. Belloni, sich noch nachträglich entleerte Die Bereini gung geschah in einem sensationellen Beleidiguncrsprozeß, den Belloni schließlich gezwungen wurde, anzustrengen, weil der frühere faschistische Parteisekretär, Roberto Farinacci, der Vorgänger Turatis, in seinem Ere- moncser Blatt „Regime Fasrhifta", Belloni die Maske vom Gesicht riß. Der Wahrheitsbeweis gelang Farinacci in vollem Umfang. Es stellte sich heraus, daß Belloni, der Vorsitzender von 29 Aussichtsräten war, und nebenbei von einer sehr angevcheiien italienischen Bank eine Iah- resvergütung von 2Ü9 999 Lire bezog, gleichzeitig in seiner Amtsführung Durchstechereien duldete und die Stadt durch unbedachte sinanzielle Maßnahmen auch darüber hi»-aus schädigte Die Prozeßverbandlungen mußten diesmal in der Presse ihren Niederschlag finden, weil Farinacci in seiner Eigenschaft als gewesener Parteisekretär Mitglied des faschistischen Großrats ist. Außerdem erfreut sich seine Per sönlichkeit einer verhältnismäßig starken Anhängerschaft. Kühn bis zur Verwegenheit hatte er 1924 bei der gefähr- lichsten Belastungsprobe sür den Bestand des Regimes in der M a t t e o t t i - K r i s e die politische Opposition an die Wand gedrückt. Erst sein Widerstand gegen eine Lösung der Römischen Frage und seine A u s s ü l l e gegen den Kardinal st aatssekretär Ga- sparri führten eine Trennung von Mussolini und di« Uebcrgabe des Parteisekrclariais an den geschmeidigere,? Lurati Lerbri. Erit (eiftu LU lltzt du eiLciMilliue Mau» Die heutig« Nummer enthält das 2 t. - B e n n o - B l att, dar- Sonntagsblatt sür die Diözese Meißen. Klärung in Berlin Sichere Mehrheit auch ohne Landvolk und Wirtschafts-Partei