Volltext Seite (XML)
Nummer 27S — 29. Jahrgang Erscheint «mal wüchll. mit Mufft.Gratisbeilagen.Helmat un» Welt' und der ffinderbeilage .Frohmut', sowie de» Textbciiagen ,St. Benno-Biatt'. .Unterhaitung und Wissen'. .Die Welt der Ara«". .«erztilcher Ratgeber'. .Das gute Buch'. .Fiimruub» schau'. Monatlicher Bezugspreis S einichl. Bestellgeld. Einzelnummer 1V Z, Sonnabend- u. Sonntagnummer SV Hauptichrtstieiler- Dr. tö. DrSczpk, Dresden. SüchMhe Freilag, den 28. November 19Z0 BrrlagSorti DrrSdea »Inzeigenpretse: Die Igeidaitene pettlzeilc »v FamifteN» anzetgen u.Stcllengeiuche SV Z. Die Pelittetlamezeile. 89 mn» breit. > Für Anzeigen auherhalb de« BerbreilungSgebiete» 4« 4. diepetitrctlan>ezeile l.rr«>r. Brieigcb.Vt«^. JmFall« höherer Gewalt criilchl jede Verpflichtung aus Lieferung sowi« Erfüllung v. Anzeige»-Austrügen u. Leistung v. Schadenersatz, Geschäftlicher Dell: Frau» Bungarv, Dresden. «SesidästSstrlle, Druitu.Berlag; Germania A^«. sür Verlag und Dniikerei.FtlialeDrcSden.DreSden.A.s. Polierslraizet?. .ZernrncLIvlS. VoltlchecklonioDresden Vantkonio Stadtbank Dresden Ar. >1719 Für christliche Politik und Kultur '.»edaktion »er LachNtMen BolkSzerroua DieSden-Alllladl 1. Palieriftatzc >?. .r-rnrn- -v?li und rillt2. Die -eulsche Nvie Erst im Januar sott der Dötterbundsrat die Vorgänge in Oberschlesien behandeln Berlin. 27. Oktober. Tos R e i ch s ka b i n e tt hat sich in seiner heutigen Nachlsilzung Entschlossen, ans die Einberufung einer außer- indeutlichen Tagung des Völkerckundsrates zu verzichten und dasiir die Behandlung der polnischen Terrorakte gegen die deutsch- Minderheit in Ostoberschlesien aus der nächsten o r d » u n g s m ä s, i g e „ Ratstagung zu verlangen, die am 18. Januar beginnt. Dieser Entschluss hat seinen Grund darin, das;, die außerordentliche Tagung infolge des schwer fälligen Verfahrens, das die Volkerbnnüstagnng vorschreibt. tlngesähr in die Weihnachtszeit fallen würde. Praktisch hätte ein Antrag auf Einbernsnng einer außerordentliche» Tagung die Vorverlegung der Iauuartagung bedeutet. Das Reichs- kabinett wollte vermeiden, sich einer Ablehnung auszuseßen, die der Wirksamkeit der deutschen Beschwerde nur abträglich wäre. Der Generalsekretär müßte nämlich erst das Einver ständnis der Hanptnationen einhvlen. Unter diesen Umständen hat die Reichsregierung es für richtiger gehalten, den Weg der ordentlichen Tagung zu gehen. Tie deutsche State wird i». Lause des heutigen Tages ab- gehen, und voraussichtlich also morgen, „ach ihrem Eintressen in Genf, veröffentlicht werde». Sie wird sich, damit der deutsche Cchriit keine Verzögerung erleidet. Vorbehalten, die Einzel- heiien der Vorgänge noch nachzntragen. Es ist anzunehmen, daß gleichzeitig auch noch diplomatische Schritte eingeleitet werde», um der Beschwerde den notwendigen Nachdruck zu ver leihen. Außerdem werden die Ereignisse in Pvmmerellen Ge genstand einer besonderen Beschwerde der deutschen Minder heiten sein, der sieh die Reichsregiernng gewissermaßen als N.benkläger anschließt. Beide Beschwerde,, werden nun im Januar gemeinsam vor den Rat kommen. Die Reichsregierung hat sich also dem Vorschläge des Reichsouszenministers Dr. Cnrtius angeschlossen. Das ist an und für sich der üblichen Form entsprechend, da selbstverständ lich das Reichsaußenministerium in dieser Frage federführend ist. Wir sind aber trotzdem nach wie vor der Ansicht, daß die Forderung ans sofortige Einberufung des Völkerbundsrates besser den Wünsche» der Mebrheit des deutschen Volkes ent sprochen hätte. Wenn die Mächte nicht Deutschlands Shinpathie für den Völkerbund völlig verscherzen wollten, hätten sie eine solche Forderung nicht obtehnen können. Cnrtius zieht die Me thode des Fabius Cunctator vor, der durch Zögern große poli tische Erfolge errungen hat. Ob der deutsche Außenminister in dieser Nachfolge Glück haben wird, muß sich erst zeigen. Wir fürchten, daß der Völkerbnndsrat in, Fannar der deutschen Be schwerde ei» Begräbnis erster Klasse (zunächst Vertagung bis Herbst 190t s bereiten wird. Air Hebung darin fehlt es den Her ren in Genf nicht. Eine rasche Klärung wäre besser gewesen. Neue polnische Ausschreitungen Warschau, 27. November. In das Deutsche Heim in Thor» drangen gestern gegen h-6 Uhr abends drei Polen ein und überfielen drei dort sitzende Deutsche. Einer der Gäste wurde niedergeschlagen und verletzt, während die beiden anderen sich zur Wehr setzten. Unterdessen drangen von der Straße weitere Polen in das Lokal und demo lierten die Inneneinrichtung: Stühle, Tische und Kronleuchter. Die Polizei machte dem wüsten Treiben ein Ende und ver haftete eine Person. Bemerkenswert ist. daß sich schon vor acht Tagen etliche Personen vor den, Deutschen Heini einfanden und die Außen- beleuchtung zertrümmerten, damals jedoch von eine,» Ueberfall absahe», da — wie sie erklärten — cs sich diesmal nicht lohne, weil nur ein Deutscher iw Lokal anwesend sei. Em Amerrktmer für Preis^KkUN! Sie ist die Forderung des Tages für die deutsche Wirtschaft Berlin, 27. Novrnider. Im Rahmen der Portragsreihe ..Im Kamps gegen die Krise" sprach gestern ans der Deutschrn Welle der Präsident der amerikanischen Handelskammer in Deutsch land Fred e r i k W. K i n g über „Die deutsche Wirtschaft im Urteil des Auslandes" Er führte etwa folgendes aus: Was Deutschland in den letzten 12 Jahren geschaffen Hai, hat die uneingeschränkte Bewunderung der Amerikaner erregt, die ihre Kapitalien nicht in Fabriken in Deutschland und in Anleihen für Deutschland anlegen würden, wenn sie nicht von Deutschlands gesicherter Zukunft überzeugt wären. Führende Wirtschaftler Amerikas meinen, daß sich Amerika im eigenen Interesse der Lösung des Problems der Reparationen und Kriegsschulden und damit der Weltwirtschaftskrise wird hingeben müssen, zumal, da sich in Amerika, das z. V. 6 Mil lionen Arbeitslose zählt, diese Krise weit schlimmer auswirkt, als man allgemein annimmt. Im Hinblick auf Deutschland findet der Amerikaner, daß die Warenpreise für den Innenmarkt häufig über dem Aus fuhrpreis liegen und daß die Spanne zwischen den Erzeuger preisen und den Kleinhandelspreisen weit größer ist als in Amerika. Der Weg vom Erzeuger zum Konsumenten ist zu kost spielig. Bezüglich der vermeintlichen Ueberproduktion scheint es, daß der deutsche Innenmarkt von der eigenen Wirtschaft vernachlässigt und den Auslandsmärkten als der Quelle Reichtums zu großer Wert beigelegt wird. Ausfuhrmög- lichkciten sind für die deutsche Wirtschaft Lebcnsbedürspis, aber von einer Sättigung des deutschen Marktes kann wohl nicht die Rede sein. Die Warenpreise müssen gesenkt, der Weg vom Erzeuger zum Konsumenten geebnet werden, und wenn dann die Preise sich mehr dem Weltniveau nähern, so wird auch die Kaufkraft da sein, um das Geschäft und die Produktion lohnend zu ge stalten. Es ist wahrscheinlich, daß die Produzenten einer fühl baren Preissenkung zustimmend gcgenüderstehen; der Wider stand liegt beim Handel selbst. Mit Rücksicht auf die zuneh mende Anhäufung von Kapital und Gold in den Vereinigten Staaten, die dafür keine entsprechende Perwendung haben, ist es notwendig, überschüssiges Kapital im Austande anzulege». Es liegt auf der Hand, daß Deutschland, dessen Anlagcsicherheit in Amerika auf 100 Prozent beniesten wird, ein Betätigungs gebiet ersten Ranges darstellt. In schweren Tage» haben, so schloß der Redner, Ebert, Nathenau, Stresemnnn, Einstein, Junkers, Eckener und vor allen Dinge» Hindenburg viel dazu beigetrngen, das Vertrauen z zu eriAejken. A«n«riko hat den Krieg schon länqst vergessen und bemüht sich aufrichtig, den Erfordernissen der deutschen Wirtschaft innerhalb seiner Fähigkeiten hilfreich ent- gogenzukommen. » Es ist sehr interessant, daß hier ei» hervorragender Wirt- schafisführer der Vereinigten Stoairn die gleiche» Gcdoiikrn- gänge vertritt, die die Neoie.nng Brüning seit Monaten dnrch- zusctzen bemüht ist. Müssen uns erst die Amerikaner sagen, was für Deutschland notwendig ist. damit sich düste Erkenntnis i» a l I e n Teilen der deustckien Wirtschaft durchsetzt? preiswahrheit und preisklarhert Kommt die Preisschilderverokdiilmg? Bei der weiteren Durchführung der Preisscnkungs- akti 0 n ist es. namentlich in de» Städten im Reich unangenehm ausgefallen, daß der Preisaushang in den Geschäfts räumen sowie ganz besonders am Schaufenster vernachlässigt worden ist oder gar vollständig unterbleibt. Die Preisaushangs- vorschrist ist vor etwa einem Jahre abgeschasft worden, es ist nicht uninteressant, zu erfahren, daß verschiedene Innungen danach von sich aus die noch weitaus geübte Gewohnheit der Preisverössentlichung direkt verboten haben. Das Bestreben der Reichsregiernng wie Städte wird in der allernächsten Zeit darauf gerichtet sein, durch die Wiedereinführung des Preis aushangs den notwendigen P r e i s v e r g l e i ch zu er leichtern. Aller Voraussicht nach wird sogar eine neue Preisschilderverordnung heranskomme» müssen, da sonst nicht die Unterlagen und Handhaben für Preisverösfcnt- lichungszwang gegeben sind. Der Deutsche Städtetag wird sich dafür einsetzen, daß diese Bestrebungen möglichst in allen Städten gleichlaufend ausgenommen werden; wie wir hören, wird eine große Zahl von befragten Städten in spätestens einer Woche einheitlich über den bisherigen Verlaus der Preisscnkuugs- aktion berichten. Begrüßenswert ist auch, daß die verschiedenen Hausfranen- organisationen sich in den Dienst der Preiskontrolle und des Preisvcrgleiches gestellt haben; diese Bemühungen werden er gänzt durch Kalkulationsgrundlagen. die die Reichsfor- schungsstelle für landwirtschaftliches Markt, wesen in breitestem Rahmen erstellen wird. Für Preis klarheit werden die öffentlichen Stellen sorgen, für Preis» Wahrheit muß sich die Macht und die Ausmerksamkeit der Käuserschaft einsetzen. Um die Minderheit in Oberschlesien Von einem ln Oberschlesien seit mehreren Jahren wohnenden Westdeutschen wird uns geschrieben: Die Nachricht von den blutigen Vergewaltigungen deutscher Volksgenossen in dem polnisch gewordenen Teile Oberschlesicns aus Anlaß der Wahlen zum Polnischen Sejm in Warschau und dem Schlesischen Sejm in Katto« witz geht in den letzten Tagen durch die gesamte Press«. Mit Schrecken und Staune» wird der Leser sich fragen» wie es denn möglich ist. daß deutsche Volksgenossen, die bis vor zehn Jahren noch deutsche Staatsbürger waren, jetzt, nachdem sie Bürger eines anderen Staates geworden sind, derartigen Drangsalen ausgeseßt sein können. Was sagt das Deutsche Reich, die deutsche Negierung dazu? Läßt die Neichsregierung es unbehindert geschehen, daß ihre ehenntligen Staatsbürger, die ihr deutsches Volkstum nicht aufgegcben haben, die — ich will mich mal so aus» drücken — aus dem deutschen Staatsvcrbande „auf Treu und Glauben" ausgeschieden und einer anderen —der pol- Nische» — Staatshoheit unterstellt worden sind, nunmehr aus Anlaß der Ausübung des ihnen verfassungsmäßig zu- stehsndcn Wahlrechts „gegen Treu und Glauben" ge martert, gequält, mißhandelt — nicht nur körperlich, son dern insbesondere auch seelisch — und verfolgt werden. Wie ist die Rechtslage? Wenn ich diese nüchterne, abstrackte Frage stelle, so muß ich gleich dem Einmand der mit ihren Landsleuten jenseits der Grenze unverbrüchlich stark verbundenen und deshalb auch mit- empsindenden Oberschlesier begegnen, wie man angesichts der schweren Mißhandlungen, die einen Steinwnrs von der deutschen Genze hinweg beginnen, von der „Rechtslage" sprechen kann. Ich betone aber aus fünf jähriger Tätigkeit in diesem schwergeprüften Lande berans: jeder Stockschlag, der einen deutschen Volksgenossen jenseits der Grenze triist, jeder Messerstich, der eines deutschen Volksgenossen Blut zum Rinnen bringt, wird vom gesam-en deutschen obcrschlesiichen Volke mitempfnndcn und mit- gelitten. Die oberschleiiiche Bevölkerung diesseits lind jenseits der 1021 festgesetzten Grenze sind Brüder eines Volkes. das iabrhnndertelanae ZniammengehöNgkeit en.ze zusammengeschweißt hat. Die Grenzziehung ist nicht nur durch Bergwerke. Industrieanlagen. Aecker niw.. sie ist durch die Familien hindurckgsaanoen. Sie bat künstlich einen Wall zwstchen »aturrechtliche und menich'icbe Zu sammenhänge aufgeworfen, der diese Bindungen niemols zu lösen vermag. Desbalb soll man in Deutschland und in der ganzen Welt die Erregung, die hier in Deutich-O'wr- schlestei» — es ist kein Schlagwort — z u r Z e i t b i s ' u r Siedehitze getrieben ist. nicht unbeachtet lauen, sondern-düste dabin versieben, daß es bei dieser Grenzt cge naturgemäß io kommen mußte. Wenn ich kurz die „Rechiskage" erörtere, so tue ich dies nicht, um den bedrängten Bolksgeiiwwn noch-,„nieste», was die deutsche Reich "egierung. der Völkerbund niw. im gegenwärtigen Augenblick stn, können und müssen, sondern um darauf binznweisen. welch' schweren Febler dicken men begangen baben. die einen „Rechtsmsttand" gcstckanen hoben. der derartige ..Nechtsbrüche" nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich werden ließ. In Kürze sei auf den Werdegang der Teilung Ober schlesiens bingewieien. Artikel 88 des Vermiller Vertrages vom 28. Juni 1010 sab eine Volksabstimmung für Ober- schlcsien vor, auf deren Grundlage die alliierten und astori- ierten Hauptmächte die Grenzlinien festietzen würden. Die Abstimmung fand am 20. März 1021 statt mit dem Er gebnis. daß 700 018 Perwuen sich für Deutschland und nur -170 717 sich für Polen bekannten. ..12 Pro-ent der zugunsten Deutschlands abgegebenen Stimmen stammen van Einwobnern Oberichlesiens. welche die polnische Mw'dc art sprechen", sagt in Uebereinstimmnng mit den For- schungseraebnisten des Leipzigers Professors Bolz der fran zösische Proieüor Nenä Martei in seinem Bucke „1.09 ckimntluimn — onantolos — 0c> I'.NIomocciio". Trotz dieser überwiegenden deutschen Mebrbeit wurde durch Be schluß der Botschasterkonferenz vom 20 Oktober 1021 die Greine so festgelegt, daß 080 200 Einwohner von ihrem Mutterlands Deutschland abgetrennt und Polen zu- geivrochen wurden. Hierunter befanden sich 202 020 zur Abstimmung berechtigt gewesene Personen, die für Dentich- land gestimmt bati-eii. Dieie wurden also mit ihren Fa- milie» trotz ibres Bekenntnisses zum Deutschtum zwangs weise zu Polen gemacht, olnvobl Oberschlesien seit s 000 Jahren keine Perbindung mebr mit Polen gehabt hat, s obwohl selbst Llopd George am 10. Mai 1021 im Bnter- ^ Haus erklärte, daß Polen vom geschichtlichen Standpunkte aus nicht das geringste Reckst ans Oberschlesien habe. Aus eine weitere Kritik sei hier nicht eingegangen, sondern > festgcstellt. daß in Verfolg einer Anordnung der Botschaft!», j kvnfcrenz am 1K. Mai 1022 ein deutsch-polnische- Ah.