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Nolize« In den „Iswestija" (Nachrichten), in der offiziellen Zeitung des russischen Bolschewismus also, fand sich neulich an leitender Stelle ein vom Institut Lenin veröffentlichtes Telegramm abge druckt, das der russische Diktator am 7. 4. IS der bayerischen Sowjetrepublik gesendet hat. Es zeigt recht deutlich, was wir zu erwarten haben, wenn es den Bewunderern und Nachahmern bolschewistischer Methoden gelingen sollte, in Deutschland auch nur für kurze Zeit ihr Regiment aufzurichten. Lenin fragt: „Haben die Arbeiter und die Angestellten in den verschiedenen Stadtbezirken Sowjets eingerichtet? Haben Sie die Arbeiter be waffnet? Haben Sie die Bourgeois entwaffnet? Haben Sie die Textillager und die Lager der anderen Produkte für die sofor tige und breite Hilfe der Arbeiter ausgenutzt, nicht nur der Industrie, sondern auch der kleinen Landarbeiter? Haben Sie die Fabriken expropriiert, die Reichtümer der Kapitalisten in München, ebenso die kapitalistischen landwirtschaftlichen Betriebe in der Umgebung. Haben Sie die Hypotheken abgeschafft und die Pachtzahlungen kleinerer Bauern? Haben Sie die Arbeits löhne der Landarbeiter und Schwerarbeiter verdoppelt und ver dreifacht? Haben Sie das ganze Papier und alle Druckereien konfisziert zwecks Drucklegung populärer Flugschriften für die Masse? Haben Sie den sechsstündigen Arbeitstag eingeführt? Haben Sie die Bourgeois in München exmittiert, damit die Arbeiter die reichen Quartiere bewohnen können? Haben Sie die Banken in Ihre Hände genommen? Haben Sie Geiseln aus den Bourgeoiskreisen ergriffen? Haben Sie größere Lebensmittel anteile für die Arbeiter eingefllhrt ols für die Bourgeois? Haben Sie die Arbeiter mobilisiert zum Schutz und für die Idee der Propaganda in den angrenzenden Dörfern? Die allerschnellste und breiteste Durchführung dieser und ähnlicher Maßregeln durch die Arbeiter und Landarbeiter muß Ihre Stellung be festigen. Mit vielen Grüßen und Wünschen zum Erfolg!" Die deutsche Auswanderungsbewegung hat an Beachtung in den verschiedensten Kreisen unseres Volkes seit 1919 erheblich gewonnen. Nicht nur, daß die Bewegung selbst gewachsen ist, sie fand besondere Beachtung auf Regierungs« und privater Seite, nicht zuletzt auch in Kreisen des Handels und der Industrie. Und das mit Recht. Der Evangelische Hauptverein, Beratungsstelle für Auswanderer, Berlin. Oranienburger Str. 14. hat die Zahle« der Auswanderungsbewegung für die Jahre 1918 bis 1929 zusammengestellt. Danach sind im ganzen allein in überseeische Gebiete 540 786 Reichsdeutsche ausgewandert. Die Zahl gewinnt an Bedeutung, wenn man berücksichtigt, daß davon 115 738 Angehörige landwirtschaftlicher Berufe waren und unter den 175 761 Angehörigen der Industrie ganz gewiß... ein erheblicher Teil Spezialfachleute gewesen sind. Außerdem standen im besten Alter von 21 bis 50 Jahren 190 804 männliche und 138 489 weibliche Personen, insgesamt 329 293, also an nähernd zwei Drittel der Gesamtauswanderung. Die Auswande rungsbewegung wirkt sich demnach nicht nur absolut, sondern auch relativ in besonderer Weise ln der Bevölkerungsbewegung Deutschlands aus. Daß die Mehrzahl der Auswanderer, nämlich 280 796, nach den Vereinigten Staaten ausgewandert sind, ist eine bekannte Tatsache. Lediglich Brasilien mit 55 227 und Ar gentinien mit 42 560 sind noch in stärkerem Maße an der Aus- wanderungsbewegung beteiligt, daneben auch Kanada, das seit 1927 sehr stark an Interesse gewonnen hat und 15 673 Auswan derer aufnahm. Die Deutsche Werkstätten-A.-G. lm Vergleichsverfahren. Wie wir erfahren, hat der Gläubigerausschuß dem 40prozentigen Dergleichsoorschlag der ausländischen Großgläubiger zugestimmt, unter der Voraussetzung, daß einwandfreie Sicherheiten für d!« Garantie gegeben werden. Do hierüber noch Verhandlungen Ichiveben, mußte der auf den 15 November ongesetzte Vergleichs termin verschoben werden. Der Gläubigerausschuß hatte ur sprünglich 45 Prozent verlangt. Um den Schiedsspruch in der sächsischen Metallindustrie. Wie uns gemeldet wird, hat die Vereinigung der Verbände säch- sischcr Metallindustrien«« den bekannten Schiedsspruch über den Manteltarisbetrag für die sächsische Metallindustrie angcnom- men Die Arbeiter haben bekanntlich abgelehnt. — Wie wir weiter erfahren, haben die Arbeitgeber auch die Verbindlichkeits erklärung beantragt. Zum Tode Karl Düchers Sein bleibendes Werk Karl Bücher war wohl der derzeitige Senior der Nationalökonomie in Deutschland. An der Universität Leipzig, wo er länger als ein Menschen- alter seit 1892 dozierte, war er, der kernige, an Wuchs alle überragende Rheinhesse für die Jüngeren eine fast mythische Gestalt. Man muß seine Biographie lesen, um die urwüchsige, unbeugsame Hessennatur dieses Gelehrten in allem zu verstehen,' ein Sproß von bäuerlichem Geblüt, ein Mann der freien Scholle, ist er zum Katheder auf gestiegen und hat in seiner, nicht immer zarten, aber von Begeisterung für die Wissenschaft und mit hohem Können getragenen Art aus seiner Herkunft nie ein Hehl gemacht. In seinen Lebenserinnerungen erzählt er u. a., wie er als Student während der Ferien nach der Heimat in Kirberg bei Wiesbaden kommt; er sieht seine Landsleute bei schwe rer Erntearbeit auf dem Felde; und als diese den fahren den Scholaren mißtrauisch mustern, ergreift er, dem längst die Feder das gewohntere Handwerkszeug war, eine Sense, und — er hat immer ganze Arbeit getan — legt sie nicht eher aus der Hand, als bis die letzte Garbe das weite Feld deckt. Das war Karl Bücher. Die Ernte seines Lebens hat er auf wissenschaftlichem Gebiete heimgebracht. In der alten Schule der Nationalökonomie hat sein Name einen hervorragenden Klang. Zwanzig Jahre lang, von 1903 bis 1923, gab er die „Zeitschrift für die gesamten Staats- Wissenschaften" heraus. Seine „Entstehung der Volkswirt schaft", die 1893 erschien, hat seitdem u. W. mindestens 16 Auflagen erlebt. Viel beachtet wurde insbesondere auch sein Buch „Arbeit und Rhythmus". Das Wertvollste, was er seinen akademischen Schülern vermittelte, war seine straffe Methodologie, deren Disziplin man auch bei dem Hochbejahrten noch restlos bewunderte. Karl Bücher kam — und das sei hier mit besonderer Befriedigung verzeichnet — von der Journalistik. Von 1878—1880 gehörte er der Redaktion der „Frankfur - ter Zeitung" an. Die kurze Epoche der Mitarbeit in der Tagespresse hat genügt, Karl Büchers Lebenswerk aus schlaggebend zu befruchten. Der Presse, ihrer Arbeit und ihren Lebensbedingungen hat Karl Bücher seit dieser Zeit nicht nur Verständnis und Interesse entgegengebracht, son dern seine wissenschaftliche Arbeit in weitgehendstem Maße zur Verfügung gestellt. Man darf in ihm einen der Be gründer der Zeitungswissenschaft sehen. Das Institut für Zeitungskunde an der Universität Leipzig ist sein Werk, dem er bis in das hohe Alter des Achtzigers hinein unverbrüchliche Treue hielt und von dessen Leitung er freiwillig nicht zurückweichen wollte. Als der Ordina rius für Nationalökonomie schon längst Jüngeren das Katheder überlassen hatte, war die Zeitungswissenschaft noch immer sein Reservatrecht. Sein literarisches Erbe auch auf diesem Gebiete ist sehr beachtlich. Schon 1911 er schien ein Werk aus Büchers Feder „Das Zeitungswesen". Von weiteren Schriften seien genannt: „Unsere Sache und die Tagespresse" (1915), „Die deutsche Tagespresse und die Kritik" (1917), „Zur Frage der Preßreform" (1922) und „Gesammelte Aufsätze zur Zeitungskunde" (1925). Schwe rer noch aber wiegt fast der persönliche Einfluß, den der Gelehrte in den langen Jahren seiner Lehrtätigkeit auf Generationen von Studenten in wohltuendster Weise aus geübt hat. Wer Karl Bücher im Zeitungsinstitut in Leip zig zu Füßen sitzen durfte, weiß, daß der Gelehrte sich auf diesem Gebiet nicht in der Theorie erschöpfte, sondern daß er in gleicher Weise bestrebt war, durch die Heranziehung von hervorragenden Praktikern des Zeitungswesens die wissenschaftliche Arbeit zu fundieren. Karl Bücher ist heimgegangen. Werk und seinen klangvollen Namen, deutschen Wissenschaft fortleben. Er hinterläßt sein Beide werden in der Di-, i). Verkiesung -es hygienischen Wissens Di« Aufgaben d«s Deutschen Hygiene-Museums in Dresden. Dresden, 15. November. „Der Stadt, dem Lande, der Welt zum Heil!" Diese Worte gab bei der Grundsteinlegung des Deutschen Hygiene-Museums Exzellenz Dr. Oskar von Miller, der Schöpfer des Deutschen Museums in München, dem Schivester-Institut in Dresden für feine weitere Arbeit mit aus den Weg in Erkenntnis der Be deutung des Zentralinstituts für Volksgesundheitspflege. Die Beziehungen des Museums umfassen nahezu den ganzen Erd ball, seine Lehrmittel werden in aller Welt benutzt, seine Wan derausstellungen können bis heute «ine Besucherzahl von 18 Mil lionen Menschen ausiveisen. Mit seinem Dienst an der Gesundung der Menschen hat dieses in der Welt einzig dastehende Institut bisher viel Segen gestiftet. Man denke nur an die Bekämpfung der Geschlechts krankheiten, der Tuberkulose usw. Durch die unermüdliche Auf klärungsarbeit, die vom Museum hier geleistet wurde, hat es erheblich zum Rückgang dieser Menschheits-Geißeln beiaetragen. Es gilt aber auch hier nicht zu rasten, sondern weiter zu arbei ten an der Vertiefung hygienischen Wissens unseres Volkes. Darum wurde dem Hygiene-Museum in Dresden eine große Geldlotterie genehmigt, die bestimmt am 21./22. November gezogen wird. Zum Lospreis von nur 1 RM. werden 61404 Gewinne und 2 Prämien im Gesamtivert von 160 000 RM. ausgespielt, darunter als Höchstgewinn 60 000 RM., ferner 30 000, 20 000, 10 060, 5000 usw. Lose und die beliebten Glücks briefe mit 6 und 10 verschiedenen Losen bei allen Staatslotterie- Einnahmen oder direkt durch „Sächsische Wohlfahrtslotterien", Dresden-A. 1, Waisenhausstraße 28. : Wege zur Finanzreform des Reiches. Im Rahmen de> finanz- und wirtschaftspolitischen Vorträge der Reichszentrale für Heimatdienst spricht am Montagabend der finanzpolitische Sachbearbeiter im Reichsfinanzministerium Ministerialdirektor Prof. Dr. Dorn über das Thema „Wege zur Finanzreform im Reich". Der Vortrag findet wiederum in der Aula der Ober realschule. Vitzthumstraße, statt und beginnt Punkt 8 Uhr Die Aula wird, wie bekannt, >48 Uhr geöffnet. : Zum 300. Todestage Keplers. Im Städtischen Plane- tarium findet zum Gedächtnis Keplers am Bußtag, den 19. November, 20 Uhr, eine Sondervorsührung stall mit dem Thema: Johannes Kepler, ein deutscher Astronom und Natur, forscher. Dabei wird der Himmel zu Keplers Zeit eingestellt werden. ü. Den 70. Geburtstag kann Herr Josef Kontny, Freital, am 17. November in seltener geistiger und körperlicher Frisch« feiern. Herr Kontny ist trotz seines hohen Alters ein eifrige» und aktives Mitglied der katholischen Gemeinde Freital, ein vorbildlicher Katholik, der sich des höchsten Ansehens erfreut. Seit der Gründung der Sächsischen Volkszeitung ist Herr Kontny Abonnent gewesen: ein Muster der Treue zur katholischen Dia- sporapresse! Wir beglückwünschen den Jubilar. Möge ihm noch manches Jahr in geistiger und körperlicher Frische beschieden sein! d. Brandstifter in Wilsdruff. In der Nacht zum Sonnabend gegen 2 Uhr wurde von unbekannter Hand ein aus dem hie. siaen Rittergutshofe mit Stroh beladener Wagen in Brand gesteckt. Das Feuer konnte jedoch bald gelöscht werden. Zehn Minut-n später brach in der der Wilsdruffer Landwirtschaft?, bank gehörenden Vorwerks-Scheune wieder ein Brand aus, dem das mit Sirahvorräten. Maschinen. Wagen usw. ungefüllte Gebäude zum Opfer fiel. Auch hier liegt unzweifelhaft Brand stiftung vor. e we Das Dresdner KupferskichKabinekk Im vergangenen Rechnungsjahr 1929/30 erwarb das Dresd ner Kupferstichkabinett für die graphische Sammlung 847 Einzel- blätter, davon 328 Gescheitne, 5 Skizzenbücher und Klebebände nebst Zeichnungen und 5 Titelwerke des Kunstdrucks, ferner für die Bücherei und die Photographiensammlung 26 Einzelblätter und 189 Titelwerke. Auch waren zahlreiche Zugänge Geschenke. Don den deutschen Meistern des 16. und 17. Jahrhunderts konn ten Aldegrever, Beham, Hirschvogel, Lautensack, der Meister Ib und Rollar ergänzt werden. Die Niederländer des 16. unv 17. Jahrhunderts wurden um zahlreiche Blätter vermehrt, dar unter um verschiedene Seltenheiten, die bei günstiger Gelegenheit aus Leipziger Versteigerungen erworben wurden. Von den Mei stern des 18. und des frühen 19. Jahrhunderts konnte das Werk Meils um nicht weniger als 115 Blatt ergänzt werden. Von Ludwig Richter wurden 8 Blätter erworben, ferner eine ganze Anzahl französischer Farben- und Linienstiche und englischer Schabkunstblätter, letztere als Geschenk eines Londoners. Von neueren deutschen Meistern konnte eine Reihe von Holzschnitt- Probedrucken von Klingers „Amor und Psyche" erworben wer den, weiter Blätter von Menzel, Oberländer, Harburger, Bar lach, Beckmann, Eorinth, Gaul, Groß, Heckel, Hofer, Kanoldt, Kokoschka. Kolbe, Kollwitz, Lehmbruck. Max Liebermann, Franz Marc, Nolde, Pechstein, Schmidt Rodluff. Renö« Sintenis unv Zille, ferner von sächsischen Künstlern Cassel, Dix, Dorsch, Hett- ner, Herzog. Richard Müller, Gottfried Rudolph usw. Auch die Abteilung der ausländischen Künstler des 19. und 20. Jahrhun derts konnte in stärkerem Maße vermehrt werden. Die Be sucherzahl stieg auf etwa 43 000. Sächsischer Kunstoereln zu Dresden. Die Herbstausstellung mit den Werken der Mitglieder des Vereins Berliner Künstler mit den beiden großen Sondergruppen von Werken Hugo von Habcrmanns und Heinrich v. Zügels und mit den Radierungen und Zeichnungen von Georg Jahn ist nur noch diese Woche bis »mjchließlich Sonntag, den 23. November, geöffnet (werktags von -—4 Uhr, Sonntags von >611—1-2 Uhr). Der musikalisch« Wettbewerb der höheren Schulen Dres dens wurde am Dienstag lind Donnerstag zum vierten Male veranstaltet. Szene und Tribunal waren wiederum die Aula des König-Georg-Gymnasiums, künstlerischer Präsident wiederum Hermann Kutzschbach. Unter den Beiverkern treten alle höheren Schulen Dresdens auf einschließlich der Ausbau- und Oberschulen, bei denen ja mit Rücksicht auf die Vorbereitung der Schüler zum pädagogischen Studium geregelter Musikunter richt ein« noch größere Rolle spielt. Der Gesamteindruck war an beiden Slbenden recht günstig, wenn auch hie und da kleine Unebenheiten austauchten. Daß sie ziemlich selten und in der Bewertung nicht so wesentlich waren, sei immerhin anerkannt. Vom Klavierwerk für 4 Hände bis zu den größeren Quartetten und Quintetten waren im Programm fast all« Kammermusik«, lischen Arten berücksichtigt. Klassische und modern« Kompo nisten waren vertreten. Dabei war festzustellen, und das ist eigentlich merkwürdig im Zuge unserer Zeit, daß den Klassikern bei weitem mehr Verständnis entgegengebrocht wurde als den Neutönern, di« offenbar dem werdenden Geschlecht schon nichts mehr zu sagen haben. Ausfallend einige sehr reise Leistungen von Schülern, die sich sicher inniger mit der Musik befassen werden, vielleicht zu Künstlern prädestiniert sind. Jedenfalls ist die Veranstaltung sehr begrüßenswert. Sie regt zu ernst hafter Pflege der Hausmusik und zum Erwerb von Kulturgut an. in dessen Besitz sich die jungen Menschen glücklich fühlen sollen. Namen zu nennen, sei uns erlassen, doch sollen die Werke, für deren Aufführungen den Schülern der betreffenden Lehranstalten Preise zuerkannt wurden nachstehend erwähnt sein: Suite für zivei Klaviere von Arensky (Kreuzsckulci 1. Preis: Suite für Flöte und Klavier von Kranke (König-Georg Gvmna- sium) 2. Preis: Violinsonate von Schoeck (Oberschule Dr.-Plauen) 3. Preis: G-Dur Quartett van Haydn (Oberrealschule Dr.-Neust.) 4. Preis: Violinsonate G-Dur von Grieg (Realgymnasium Dr.- Blasewitz) 5. Preis: Ouvertüre F Dur für Klavier zu 4 Händen von Schubert (Fletcher) 6. Preis: Violinsonate A Dur von C> sar Franck (Staatsgnmnasium) 7. Preis und 3 Stücke für Streich quartett von I. Strawinskn (Realgymnasium Dr. Blasewitz, das mithin zn>eimal unter den Hauptvreisträgern austritt) 8. Preis. Außerdem gab es noch zwei Trostpreise. Angehörige der Schü ler und Freunde guter Hausmusik stellten das frobaestimmte Auditorium. V.: Zck Leipzig. Das sechste Gewand hauskonzert mit der „Unvollendeten" von Franz Schubert. Sein Abschiedslied von dieser Welt. — Dieses Andante... Und wie sie es spielten .. und wie es dieser Bruno Walter auslegte... Es kamen einem ernste Gedanken... was wirst du einst zurücklassen?... Und es ward einem ums Herz, daß man in dieses Scheiden mehr ein- wisiigte, als einem dies bis dahin möglich schien Und diese trostreichen Klänge gaben verborgene Kunde, daß auch dieser scheidende Liebling des Himmels sich getröstet, in sein frühes Schicksal ergeben hatte. Diese Musik löst immer und immer wieder eine Sehnsucht aus. daß einem das Leben wieder leichter zu tragen erscheint. Solche Musik — wer vermöchte ihre Be- seligung genügend zu preisen! Die macht uns frei von aller Erdenschwere, daß wir uns dann wieder wie gefangen fühlen, wenn diese Lebenssonne wieder einmal untcrgcht . Gustav Mahlers (1860—1911) „Fünfte". Nur erstklassiges Orchester, nur erstklassiger Dirigent vermögen ihre Zauber zu lösen Nur ein kleines Versehen im Tempo... und der Schritt ins Alltäg liche ist getan. Nur ein kleines Nachlassen in der Gliederung durch Dynamik und Rhythmus. . und der Wirrwarr ist nicht mehr zu klären. Dieses der schwierigsten Werke eines, das je vor unterm geistigen Auge sich ausbreitete . Und doch Sieg auf der ganzen Linie. Alien voran die stark in Anspruch ge nommenen Bläser. Ein Triumph über das Technische sonderglei chen... Und ehe wir diesen Makler gehört hatten . in Er innerung an seine ..Sechste", wie konnte es je eine Zeit geben, da man diesen Meister der Form, diesen warmblütigen Böhmen verkennen konnte, daß man ihn zu verurteilen wagte? .. Er bärmliches Geschlecht... Und Schuberts ..Unvollendete" fiel uns wieder ein... Wer hätte nach der „Neunten" eines Beethoven eine solche Fortsetzung der sinfonischen Kunst auch nur entfernt für möglich gehalten? Und doch, diese himmlische Offenbarung der Unvollendeten kam und brachte den Fortschritt in diese-, er greifenden Verinnerlichung... Was vermag die atonale Moderne an Innenwerten uns dagegen zu b-cten? Ihr Gestamm«', ist milleiderregend. Zum Test elender Krämergeist Ueberlall«« wir sie sich selbst Wir werden noch lange a- diesen g.s-ane'e»- Tag denken .. Dr. H:^ Löbmo-.-q