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Kummer 288 — 29. Iahrgikng Erscheint 6 mal wüchll. mit «Nnstr. GrattSbetkanen.Heimat nnd «eU' und der Kinderbcllage .Frohmut', sowie den Textbeilagen ,St. Benno-Blatt'. .Unterhattnng und Wisse»', »Die Welt der grau'. ,AerzI»»er Ratgeber'. .DaS gute Buch', „ginnrnnd- tchau'. Monatlicher >vc,»gSpr«tS 3 einlchi 7>rstellgeld. Sinzeinummer 1t» Z, Sonnabend, u. Sonnlagnummer St» 4 Haupttchristleiier Dr. G. Drtzczkk, Dresden. SachMe volkssett Mittwo k, den 19. November 193O VerlagSorti Dresden Slnzetgenprels«: Die Igespallene petiizelle !it» Z.FamiOeck anzeigen ».Stellengesuche 2t> .s. Die petitretlamezeile. 8!» mm breit. I Zllr Anzeigen aicherhalb de« BordieitimgsgebieieS 4t» .s. diepelilretlaniezeite I.tiOX. Briesgeb !kt»Z. In,Falle höherer Gewalt erlischt sede BeipfUchtiiNg aus Maserung sowie Erfüllung t>. Anzeigen - Austrligcn ii. Leistung v. -Schadenersatz, Geschüstlichcr Teil: Frau» Bungarh, Dresden. S taetchäftSftell«, Drnü ».'iterlng: Germania. A..G sllr Berta» liiid Druikerei. .vitiale DreSdeit. Dresden.A. 1. Poliersirahet?» gernrn'lllttlS. Poltlcberktonio Dresden r?U3. Banttonin Liadtdant DreSdeo titr. tilu Für christliche Votitik und Kultur Nednftrvn der ^anntimen ^olk-^eitunp DLeS^n.AUstab! ^ Polwrstra^c >?. I^rnr". "O71' und Rüstung oder Abrüstung? Die deutschen und französischen Riislungszissern London, 17. November. „Slinday Times" veröffentlichte gestern unter der Ueber- schrist „Europa vorbereitet für Abrüstung?" den folgenden Ar tikel von Staatssekretär z. D. Frhr. Werner von Rhein baben, dem wir die folgenden Sätze entnehmen: Angesichts eener vertraglichen Sicherheit, die vor zehn Jahren noch niemand vorausznsehe» imstande war, vergegen wärtigte man sich einmal den augenblicklichen RUstungsstand Frankreichs und seiner militärisckren Verbündeten Belgien, Po len und der Staaten der Kleinen Entente. Frantrei ch verfügt über eine Eesnint-Fricdensstürke «in- schuetzlich der Luflstreitkräfte von 6.35 700 Mann und 1 500 000 Kriegsstärke, über ein Kriegsmaterial von 1032 leichten und 1172 schweren Geschützen, sowie 120 Flugabwehrgeschützen, über 45n Minenwerser, 27,00 Tanks und 1007 Flugzeugen 1. Linie, 1000 Flugzeugen 2. Linie und 20N0 Schnlslngzeugen. Es er richtet einen modernsten Anforderungen entspreclienden Festungs wall an seiner Ostgrenze. Belgien hat eine Friedensstärke von 09163 und ca. 000 000 Mann Kriegsstärke, 588 leichte und 271 schwere Geschütze, 9o 'Minenwerfer, 50 Tanks, 231 Flugzeuge. Polen hat eine Friedensstärke von 203871 4- 33170 Grenztruvs^n, eine Kriegsstärke von ca. 2 27,0 000 (ausgebildete Reserven etwa 3 000 mm), 1281 leichte, 120 schwere Geschütz«, 270 Minenwerser, 220 Tanks und 1000 Flugzeuge. Rumänien hat eine Friedensstärke von 111000 Mann gegen 2 000 000 Kriegsstärke, 1102 leichte, 17.3 schwere Geschütze, etwa 17,0 Minenwerser, 90 Tanks und 37,0 Flugzeuge. Jugoslawien 111 000 Mann Friedensstärke gegen 2 000 000, 1101 leichte und 178 schwere Geschütze, etwa 100 Minenwerser, 10 Tanks und 912 Flugzeuge. Dagegen hat Deutschland ein aus 100009 festgesetztes Berufsheer, bei dem die ansgcbildctcn Reserven wcgsallen, dem so gut wie jedes Matenial fehlt, dem der Menge v-n Kriegs material Frankreichs und seiner Verbündeten nur 288 leichte und 22 schwere Geschütze gcgcnüberstchcn. Deutschland besitzt keine Flugzeuge und keine Tanks. Seine Grenzen sind unbe- sejtigt und ossen. Konnte man verstehen, wenn nach dieser Abrüstung Deutsch lands und der der Welt durch Locarno und Kelloggpakt sowie die anderen obenerwähnten Sicherheitsgaranlien tatsächlich ge gebenen Sicherheit diese noch weiter eine Rolle spielen soll in den Abrüstungsverhandlungen? „Europa ist bereit für die Ab rüstung". Daran ändert auch der Ausgang der Wahlen vom 11. September in Deutschland nichts. Er zeigt den Geisteszu stand eines besiegten Volkes in schwerer Wirtschaslskrsse und in dem Gefühl, seinerseits aufs äuszerste bedroht zu sein. Ein Festhalten des bis an die Zähne bewaffneten Frankreichs an seinem Nllstungsstand mutz notwendigerweise dazu führen, datz schließlich der Ruf nach Sicherheit von dem entwaffneten Deutschland erhoben wird. Nein, für die Sicherheit fehlt noch neben einer Politik ehrlicher Zusammenarbeit und grötzeren Verständnisses für unbedingte Lcbcnsforderungen des nächst Rntzland zahlenmätzig stärksten Volkes -- Europa deutlich genug die allgemeine Abrüstung. Es ist Pflicht und Ausgabe aller Staaten, datz dieses Ziel erreicht wird, bevor das Vertrauen der Völker in feierlich übernommene internationale Verpflich tungen schwindet und der Völkerbund selbst in seiner Existenz bedroht wird. Zeichendeuler Irreführende Behauprunqen über die badische Kommunalwahl Die Ergebnisse der am Sonnlag in Baden und Meck lenburg abgeboltenen K o m m u n a l w a h l c n haben scharfsinnigen Leuten Anlas; gegeben, weittragende Schlüsse zu ziehen. Es ist ja eine unzerstörbare Tradition, jeden Wahlgang, der irgendwo in Deutschland stattfindet, als Gradmesser für die Meinung der Wählerschaft über alle möglichen Fragen auszuwerten. Wir haben dem« gegenüber schon immer betaut, daß ein großer Teil der deutschen Wähler bei Eemeindewahlen nach ganz an deren Gesichtspunkten abstimmt als bei Reichstags- oder L a n d t a g s w a h l e n. Eine politische Verschiebung, Sie sich auf Mißstimmung über irgendwelche Vorgänge in der Lokalpolitik zurückführen laßt, unter dem Gesichtspunkt der Neiclzspolitik auszu- wertcn, ist einfach grotesk. „Eine Warnung an das Kabinett Brüning" Wir haben es aus dieser Erwägung abgelehnt, den Rückgang der Nationalsozialisten bei den Wahlen zum Hamburger Landkreistag als Niederlage der Gesamt partei Hitlers zu deuten. Ebenso aber halten wir es für unberechtigt, die Ergebnisse der Kommunalivahlen in Ba den und Mecklenburg als ein Plebiszit über die Politik! des Kabinetts Brüning zu deuten. Dieses kühne Begin nen unternehmen u. a. die D r e s d n e r Nachrichten (Nr. 5-12) in einem Artikel „Der neue Rechtsruck", in dem wir folgendes lesen: „Kein Zweisei. diese Wahlen werden sensationell wirken. Denn sic sind eine ernste, sehr ernste Warn u n g an das Kabi nett Brüning und an die s o z i a l i st i s ch e n Machthaber in Preußen.. Ter Kuhhandel des iin Wahlkampf vom > I. September geschlagenen Reichskanzlers mit der Sozialdemo kratie, der darauf hinausläuft, die Reichsrcgierung durch die kille Unterstützung des Marxismus an der Macht zu erhalten, wohingegen umgekehrt das Zentrum sich verpflichtet, die rote Machtposition in Preußen unangetastet zu lassen, sa noch mehr, ihrem Ausbau kein Hindernis zu bereiten, bat mit diesen Ge meindewahlen eine so schroffe Absage erlitten, wie es wohl nie mand in der kurzen Frist, die seit den Reichstngswablen ver strichen ist, vermutet hätte Wird die Neicbsreaieruna die Ze'chen der Zeit erkennen?" > ^ Polens neuer Reichslag SW , uke Mehrheit, aber keine verfassungsündernw Mehrheit für Pilsu-.ki ! U l- 0 e > Die Amerörückung der Deutschen Warschau, 18. November. Das vorläufige Endergebnis der polnischen Sestiiwahlen unter Berücksichtigung der amtliche» Feststellungen stellt sich sin Klammern die bisherige Mandatszahls wie foigt: Regierungspartei Nalionalüemokraten Zenlrolew Christliche Demokraten llkrainisch-Weißrussisch. Bloch Jüdische Gruppen Deutsche Kommunisten 216 Mandate (122) 61 Mandate (37) 80 Mandate slOl) 17, Mandate (15) 21 Mandate s37) 8 Mandate (13) 7, Mandate (10) 5 Mandate <7) Es steht somit fest, daß die Regierungspartei durch den starken Druck der Anhänger Pilsudskis die absolute Mehr heit im neuen Sejm haben wird. Als Sieger sind ferner die Nationaldemok raten hervorgegangen, die über 20 Mandate gewinnen Konnten. Der Zenlrolew, der die pol nischen Sozialisten, die drei Baucrnr'arteien nnd die Nationale Arbeiterpartei nmfaßt, hat über 50 v. H. seiner Mandate ein- gebüßt. Die Christliche» Demokralen (Korianty) haben sich inshesondere in Oberichlesicn behängtet, verhältnismäßig den größten Verlust haben die Deutschen davongetragen, die 14 Mandate verlieren. Das beivcist. daß gegen Terror und Wohlmachinationen anch die beste nationale Disziplin und Ge schlossenheit nnr tvenig ansrichtcn kann. Auffallend ist. daß die II k r a i n e r in Ostgalizien trotz der Pazifizierung »nr geringe Verluste erlitten haben. In den ehemaligen russische» Teil gebieten haben die Ukrainer dagegen starke Verluste erlitten. Die absolute Mehrhe > tdes Reqierungsblocks wird frei lich für Verfassungsänderungen nicht aus- reichen, da dafür drei Fünftel Mehrheit erforderlich ist. Die deutsche Liste hat in folgenden Wahlkreisen je «in Mandat behauptet: Königshütte. Kaliowitz. Teichen. Sani ter und Bromberg. In folgenden Kreisen ist se ein Mandat verlorengegangen: Königshütte. Kattowstz. Tesche». Gnesen. Bromberg, Dirschau, Graudenz, Thor», Wlocleiwek. Koni», Lodz-Land, Lemberg-Land. Ties bedeutet also, daß fünf Be- zirksmandate behauptet und 12 verloren gegangen sind. Ohne Berücksichtigung der eigentümlichen Wahlbedingun. gen. wo die Minderheiten einem übermächligen Truck gegen üherslanden. muß der Umstand berücksichtigt werden, daß ja die deutsche Liste in den Kreise» Graudenz und Wloelawek wegen irgendwelcher sogenannter formaier Perilöße aarnich! zugelassen worden ist. Tie beiden Mandate ans der Slaats- liste mnßien natürlich anch verlorenmhen. weil ja die erforder liche Grundzahl von sechs Benrksmandalcn nicht erreich! wor den ist. Die beiden in Lodz gewählten deutschen Sozialisten, die früher als Hospitanten auf den Bänken bei den polnische» Sozialisten faßen, haben ihre Mandate verloren. Zentrums-rsols m Danzig Danzig. >7. 'November. Die Wahle» zum Danzizer Vottstag. die gestern statt- faiiden, sind ohne ZwistleniäUe verlauten. Bei den M'andats- ergebniiien ist zu berü.gichtigen daß der neue Bolkstag aus Grund einer Aenderung der Ei'-iäung nicht mehr 120. sondern nur noch 72 Abgeordnete zählt. Nach dein vorläufigen Ergebnis haben die eiruelnen Parteien jolgenke Stimmen und Mandate erzielt (die Bergleichsznhleii beziehen sich aus die Wahl von 1927): Sozialdemokraten 53 7 l 1 (6, 770) 19 (12) Dentschnationale Volkspgriei . . 27 333 (35 826) 10 (25) Zenirumspürlei . . 30 >1, >26 096) ll >18) Kommunisten 22 189 (11 760) 7 ( 7) Nlltionall. Bürgerpartei . . . 1163 ( 8 33t) 2 ( 7) Deutich-Dunziger Wirlschastsparlei 6 656 ( 8 610) 3 t 6) Dcutsthliberole 3 100 ( 6 20t) 1 l 1) Bürgerliche Arbeitsgemeinichast (Beanitenpurtei) 1886 ( 1 227) 2 ( »1 Polen und Pol. Kath. Partei . 611t ( 5 761) 2 ( 3) Nationalsozialisten . . 31 291 ( 2 130) 12 l 1) Mein denke: die Wühler in Boden nnd Mecklenburg wollten die preußische Regierung warnen! Ich glaube, die biederen Bürger des „Musterländle" würden Mund uno Angen anfsperre», wenn man ihnen diese Deutung ihrer kommunalpolitischen Abstimmung lstnterbrächte Ein Glück, daß- sie nie erfahren werden, was man ihnen in Dachsen zutraut! Und dabei erklären die D^sdner Nach richten vierzig Zeilen später in dem gleichen Artikel: „Freilich Kaden im allgemeinen G e m e i n d e w a b I e n nichts mit der Reichspolitik zu tun Wenigstens in ruhigen Zeiten nicht. Deshalb ist auch der Parteicnauimarich an den einzelnen Orten von jeher ein reck: bniitiebeekmer gewest:» und trägt namentlich in kleineren Orten eine starke veriönliche 'Note. Bernfsständische Luten stoben ott stärker im Vordergrund nnd laben deskalb nur schlecht die E'wlmme in eine Pa- allele mit der Reichstagswablen bringe» " Atta: die' bessere Erkenntnis ist schau oorbttiden. aber die Dresdner Nachrichten wallen diesmal nicht da nach handeln! Nach katholischer'Lebre nennt man das: Sünde wider den Heiligen Geist. Aber welches sollen denn die Zeichen der Zeit lein, die die Regierung Brüning ans den Wahlen in Baden und Mecklenburg entnehmen soll? „Der National sozialismus" ist in unaufhaltsamem Wachsen." Ob wohl die Deutschnationalen und die rechtsgerichteten Mittelvarteien bei den Gemcindewabien die schwär st e n Perttiste erlitten baden! Die baden im Durchschnitt nur die Hättle ihrer früheren Mandate behalten Bleibt also: der Mandatsgewinn der Nationalsozialisten Dieser Mandrttsgewinn aber bedeutet nur. daß der Fortschritt, den diese Partei seit 1026 in Baden gemacht bat. sick nun auch in der Kommunalpolitik auswirkt. Höhere Stim- menziffern als am 11. September haben die Hitlerlente nnr in Elnzelsällen erzielt, im allgemeinen sind ibre Dtstn- Die heutige Nummer enthält die Beilagen „U nter. Haltung und Wissen" und „A erztlicher Rat. gebe r". Mittwoch. 19. November, ist in Sachsen staatlich«« Feiertag. Die nächste Nummer der 2 B. gelangt daher am Donnerstag zur Ausgabe.