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Sächsische Volkszeitung : 22.11.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193011225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19301122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19301122
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-11
- Tag 1930-11-22
-
Monat
1930-11
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.11.1930
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r Schulier en im Jahre iszi zr Arbeit sür Wohtsahrkserwerbstose «Ni Seit einiaer Feit be ckaitiat man kick in der Oei «nt- - « ^ ^ ^ .-1--7 (N) Seit einiger Zeit beschäftigt man sich in der Oessent- Nchkcit wieder lebhaft mit der Frage der Neugliederung des Schuljahres und der Verlegung der Ferien. Sie ist zu Beginn «dieses Jahres auch im Sächsischen Landtage behandelt worden. Ter Nnlerrichtsausschuß der Lander wird sie eingehend prüfen, sobald die an der Frage interessierten Organisationen, insbeson. dcre die Lehrervercine, die Elternverbänd« und die wirtsckxist- lichen Organisationen sich dazu geäußert haben. Zn Sachsen Ist dies bereits geschehen: die beteiligten Kreise haben sich über wiegend dahin ausgesprochen, daß an dem Schuljahrsbegin,, im Frühjahr sestgehalten werden möchte und daß sich auch tne bisherige Ferienordnung im allgemeinen durchaus bewährt habe. Soweit sich bisher übersehen läßt, nehmen außer Bayern auch die anderen deutschen Länder diesen Standpunkt ein. Vor weiterem ist nun die Eutschießung des Unterrichtsausschusses abgiwarten. Tiefe wird jedoch keinesfalls bereits für das nächste Schuljahr in Betracht kommen. Das Ministerium für Volks bildung hat daher in der neuesten Nummer seines Verordnung? blattes die Ferien für das Schuljahr 1931/32 auf Grund der bis herioen Ordnung wie folgt festgesetzt: Osterferien vom 22. März bis 7. April. — Pfingstserien vom 83. Mai bis 30. Mai. —Sommerferien vom 11. Juli bis 17. August. — Herbstferien vom 3. Oktober bis 10. Oktober. — Weih nachtsferien vom 21. Dezember 1931 bis 6. Januar 1932. stand« und brauche Slaatshirse. — Abg. Dr. Kästner sTem.) wünscht, daß erst die Schäden endgültig festgestellt und dann erst nachgeschen werden solle, wie sie gedeckt werden könnten. — Nach den üblichen Schlußworten gehen die Anträge an die Ausschüsse. Abg. Mäßig sKom.) begründet einen Antrag seiner Frak tion auf Bereitstellung von Mitteln für außerordentliche Winterhilfs- und Notstandsmaßnahmen in Höhe von 10 Millionen RM. Außerdem sollen alle Erwerbs- losen, Sozial- und Kleinrentner, Unterstützungsempfänger «ine einmalige Notstandsbeihilfe von 10 Mark erhalten u. a. — Minister des Innern Richter erklärt, die Regierung habe gegen den Antrag die erheblichsten Bedenken: er sei mit Rück sicht auf die Lage der Staatsfinanzcn nicht durchführbar. Zur Erfüllung der kommunistischen Forderungen wären 67 Millionen erforderlich. Tie Regierung müsse ihre ganzen finanziellen Kräfte dafür cinsclzen. die gesetzlichen Staatsausgaben zu er füllen und die Bczirkssürsorgeocrbönde in der Erfüllung ihrer Pflichtausgaben unterstützen. Abg. Frau Schlag sSoz.s meint: Man solle nicht Hoffnun. gen erwägen, die nicht erfüllt werden könnten. Wenn der Not wirklich abgeholscn werden solle, würden 10 Millionen Marl, bei weitem nicht ausreichen. Man müßte, wenn man solche Agitationsanlräge stelle, sich klar sein, daß mindestens 70 Mil lionen Mark notwendig seien, die aber nicht aufzubringen wären. — Abg. Tögel sTn.s: Sämtliche Parteien seien sich darüber klar, ,-aß es zunächst darauf ankomine, die Wohlfahrts pflege sinanzieli über Wasser zu halten. Wer etwas verspreche, der müsse auch den Nachweis bringen, woher das Geld ge nommen werden soll. Es sei ein großer Fehler gewesen, die freie Wohlfahrtspflege zurück!,zudrängen. Jetzt komme man wieder dazu, sich ihr zuzuwenden, nackzdem das System der a' ntliche» Wohlfahrtspflege versagt habe. — Abg. Schreiber sNolsoz.) erklärt die Zustimmung seiner Freunde zu dem kom- munistischcn Antrag«, (!) — Dieser geht hierauf an den Haus, haltausschuß A. Den letzten Beratungspunkt bildet der Antrag der Kommu nisten betr. der D i p h t h e r i e e r k ra n k u n g e n der Kinder in den Volksschulen Leipzig und Dresden. — Der kommunistische Antrag und ein hierzu vorliegender sozialdemokratischer M- änderungsantrag wurde hierauf an den Haushaltausschuß A verwiesen. Schluß der Sitzuna: 19.30 Uhr. Nächste Sitzung: Diens- tag. 25. November, 13 Uhr. .. Todesfälle. Im Alter von 53 Jahren starb Prof. Dr.-Ing. Richard Müller an den Folgen einer Blinddarmoperation. Er hatte den Lehrstuhl für Baukonuruktionen und Fabrikbau an der Technischen Hochschule inne. Er war von Mürz 1926 bis März 1927 Rektor der Technischen Hochschule. — Am 18. No vember 1930 wurde das Mitglied der Reichsbahndirektion Dres den ReichsbahmOberrat Hans Hoffmann, in seinem Dienst zimmer von einem Schlaganfall ereilt. In den Jahren 1909 bis 1919 gehörte er dem Eisenbahnzentralamt in Berlin an. Mit seiner Ernennung zum juristischen vberrat kehrte er am 1. Ja nuar 1920 nach Dresden zurück und war bis zu seinem Tode Personaldezernent der Reichsbahndirektion Dresden. Oberregierungsrat Lüttich, Direktor beim Landes arbeitsamt Sachsen, schreibt in der Sächsischen Staatszeitung u. a.: Die Zahl derjenigen Arbeitslosen, die aus der Arbeits losenversicherung und aus der Kriesenfürsorge ausgesteuert sind oder keine Anwartschaft hierauf besitzen, wächst lawinenartig an, und die Gemeinden, denen die Unterstützung dieser sogenann ten Wohlfahrtserwerbslosen obliegt, können die steigenden Lasten kaum noch aufbringen und geraten von Tag zu Tag in eine immer schwierigere Lage. Allein in Sachsen zählten die Gemeinden bereits Ende Juli 62 000 Wohlfahrtserwerbslose. Neben dem gewiß nicht unberechtigten Verlangen der Gemein den, von den drückenden Lasten befreit zu werden, tritt das abenso verständliche Bestreben in den Vordergrund, den Wohl fahrtserwerbslosen möglichst bald Arbeit zu vermitteln. Diese letztere Aufgabe erscheint aber im Hinblick auf die allgemeine große Arbeitslosigkeit besonders schwierig, trotz aller Bemühun gen, die nach dieser Richtung unternommen werden. Hierbei interessiert in erster Linie die Frage: Was habe» die Arbeitsämter als die für die Arbeitsvermittlung zuständigen Stellen unternommen, um Wohlfahrtserwerbslose in Arbeit zu bringen? Sämtliche 36 Arbeitsämter geben übereinstimmend an, daß bei der Arbeitsvermittlung die Woblfahrtserwerbs- losen nicht ungünstiger behandelt werden als andre Arbeitslose, sondern daß streng nach § 68 des Gesetzes über Ar beitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung festgelegten Ver- ---rrNingsgrundsätzen verfahren wird. In diesen Bestimmungen liegt eine bewußte Bevorzugung langfristiger Arbeitsloser, und das sind in erster Linie die Wohlsahrtserwerbslosen. Natürlich darf die Geeignetheit des Arbeitssuchenden und die Lage des Arbeitsmarktes nicht unberücksichtigt bleiben. Aber gerade durch die gegenwärtige Arbcitsmarktlage entstehen die Schwierigkei ten, durch die die weitgehendsten Anstrengungen der Arbeits ämter zur Unterbringung von Wohlfahrtserwerbslosen gehemmt werden. Bei dem großen Angebot und der geringen Nachfrage ist für den Arbeitgeber bei Neueinstellungcn von Arbeitskräften begreiflicherweise weniger die Dauer der Arbeitslosigkeit als die Geeignetheit des Arbeitslosen maßgebend. Vielfach werden offene Arbeitsplätze überhaupt nur durch Rückruf der früher im Betrieb bereits beschäftigten und bewährten Arbeitskräfte besetzt. Das ist, wie in Nr. 11 der Deutschen Arbeitgeberzeitung ausgeführt wird, eine ganz berechtigte Forderung, denn die wirtschaftlichen Mo mente müssen unbedingt den Vorrang haben. Die Frage der Unterbringung der W o h l f a h r t s e r we rb s l o se n ist für die Gemeinden eine Kostenfrage, für die Wirtschaft aber eine Frage der Eignung. Dazwischen steht das Arbeitsamt und muß versuchen, bei der Arbeitsvermittlung möglichst beiden Tei len gerecht zu worden. Deshalb müssen die Arbeitsämter im Interesse der Wohlfahrtserwerbslosen und ohne Verletzung der erwähnten Vermittlungsgrundsätze sich bemühen, diese Hem mungen zu überwinden. Wenn sich auch mangels einheitlicher Statistik genaue Vermittlungszahlen nicht geben lassen, so läßt sich doch, soweit zahlenmäßig Unterlagen oorliegen, erkennen, daß die Bemühungen der Arbeitsämter zu beachtenswerten Er folgen geführt haben. Viele Gemeinden haben aus sich heraus oder auf Anregung des Arbeitsamtes Arbeiten ausführen lassen, um wenigstens einen Teil der von ihnen Unterstützten und sei es auch nur vor übergehend, zu beschäftigen. Natürlich können auch solche Arbei ten nur in einem beschränkten Umfange vorgenommen worden, aber sie tragen immerhin zur Linderung der Arbeitslosennot bei. Am erfolgreichsten sind die Bemühungen um Vermittlung von Wohlfahrtsempfängern dann gewesen, wenn durch verständ nisvolles Zusammenwirken zwischen Arbeitsämtern und Für sorgeverbänden bzw. Einzelgemeinden die Wohlfahrtssrwerds- losen, die als In der Arbeitslosenversicherung Ausgesteuerte der gesetzlichen Arbeitslosenkontrolle nicht unterworfen sind, fester an die Arbeitsämter herangebracht und durch besondere Verein barungen und Richtlinien der Kontrolle durch die Arbeitsämter und der öffentlichen Arbeitsvermittlung unterstellt werden. Ver einbarungen dieser Art sind in Sachsen verhältnismäßig zahl reich. ihre Vermehrung wird sowohl von den Spihenorganisa- tionen der Gemeinden als auch vom Landesarbeitsamt ange strebt. Leider gibt es immer noch Gemeinden, die auf die Zu sammenarbeit mit den Arbeitsämtern keinen Wert legen, wahr scheinlich zu Ihrem eigenen Nachteile. Die Not der Zeit, vor allem die Frage der Unterbringung der Wohlfahrtserwerbslosen und damit die Frage der Entlastung der Gemeinden erfordert immer mehr ein verständnisvolles Zusammenarbeiten aller an diesen Vorgängen interessierten Stellen. vrerclen un<1 Umgebung Vor Einführung der Bürgersteuer Dresden, 21. November. Der Rat zu Dresden nahm in seiner letzten Sitzung Kennt nis von einem Beschluß des Ministeriums des Innern vom 12. November 1930, wodurch die von den Stadtverordneten ab- gclehute Zustimmung zum Ortsgesetz über die Erhebung einer Bürgersteuer ersetzt wird. — Für das Rechnungsjahr 1930 wird die Bürgersteuer in Höhe des Landessatzes erhoben. * Die Kreishauptmannschaft Dresden hat am 17. November 1930 an den Bezirksverband eine Verordnung er lassen, in der es u. a. heißt: „Die finanzielle Lage des Bezirks verbandes läßt die Besorgnis gerechtfertigt erscheinen, daß er, wenn nicht schon jetzt, so doch in absehbarer Zeit Schwierigkeiten haben wird, seine dringlichsten Aufgaben, insbesondere auf dein Gebiete der Wohlfahrtspflege, zu erfüllen. Dabei fällt insbesondere ins Gewicht, daß auch im Kreditwege fast kein Geld mehr zu beschaffen ist und daß eine weitere namentlich kurzfri stige Verschuldung nicht verantwortet werden kann. Bei aller Hilfsbereitschaft il! auch der Staat keinesfalls In der Lage, dir ganze ungedeckte Last zu übernehmen. Der Bezirksverband hat von der Möglichkeit, die Bürgersteuer einzuführen, noch keinen Gebrauch gemacht. Es besteht also die Gefahr, bah, wenn dieser Weg nicht beschritten wird, der Bezirksverband sich In die Gefahr bringt, die im öffentlichen Interesse unbedingt notwen digen Aufgaben nicht oder nicht voll erfüllen zu können." Die Amtshauptmannschaft Dresden hat dem Bezirksverband eine Satzung über die Erhebung einer Bürgersteuer In den selbständigen Gutsbezirken der Amtshauptmannschaft Dresden vorgelegt. Nach längerer Aussprache Im Bezirkstag wurde diese Satzung gegen die Stimmen der sozialdemokratischen Fraktion angenommen. : »DI« Not der Wirtschaft und dl« Aufgaben d«s D«utsch«n Reichstages" war das Thema eines Vortrages, den der Syndikus des Verbandes von Arbeitgebern der sächsischen Textilindustrie. Dr. B e l l m a n n, M. d. R., vor dem Verband Sächsischer Indu strieller hielt. Ausgehend von der wirtschaftlichen und finanzier- len Entwicklung des Reiches seit der Revolution, schilderte er die gegenwärtige Wirtschaftskrise. Deutschland sei auf Grund der rcparationspolitischen Frage auf das stärkste den Einflüssen de» Weltwirtschaftskrise ausgeliefert. Die Preise der Fertig erzeugung mühten soweit gesenkt werden, daß die U r - erzeugung in der Lage sei, bei ihren jetzigen Preisen wieder zu kaufen. Das Programm der Reichsregierung sei ein Novum, es packe die Probleme herzhaft an. Doch im Ringen um den Ausgleich im Haushaltplan seien noch keine klaren Lösungen ge» funden. Um äußerste Einsparungen und um eine Verwaltungs- resorm komme man nicht herum. Auch die Fraae der absoluten Steuersenkung werde im Reichstag aufgerollt werden müssen. Um die Krise zu überwinden, forderte der Redner zum Schluß mehr Freiheit für den Unternehmer. : Neuer Leiter der Frauenklinik im Carolahaus. Der Rat hat beschlossen, die Stelle des leitenden Arztes der Frauenklinik des Stadtkrankenhauses Carolahaus dem Frauenarzt Prof. Dr. Richter zu übertragen. : Eigenartiger Berkehrsunfall. Am Mittwochabend sprang ein losgekoppelter Anhüngewagen der Linie 119 an der Ecke der Hamburger und Cottaer Straße aus den Schienen und fuhr gegen das Hausgrundstück Cossebauder Straße 1, wo er erheb lichen Schaden anrichtete. Der Schaffner war beim Abspringen verletzt worden. d. Ungesetzlicher Gemeindeverordnetenbeschlutz. Die Gc- meindeverordneten zu Sörnewitz hatten die Einführung eines Ortsgesetzes beschlossen, in dem festgelegt werden sollte, daß die Entschließung über die Vergebung aller Arbeiten und Lieferun gen, sowie die Verausgabung der im Haushaltplan sestgestellten Mittel von 200 RM. aufwärts den Gemeindeverordneten Vorbe halten bleibe. Der Gemeinderat hatte hiergegen beim Verwal tungsgericht der Kreishauptmannschaft Dresden Beschwerde ein gelegt. Dieses hat nunmehr den Beschluß der Gemeindeverord neten als ungesetzlich aufgehoben. Theater und Musik Staatsopcr. Mit dem „N heingold" hat die erste dies- winteistck^e Aufführung des „N ibe l u n g e n r i ng es" begon- neu. Wir haben die Neuinszenierung bei der ersten Aufs-Uh- rung an dieser Stelle unter „Wagner im Kinorahmerw einer ausführlichen Betrachtung unterzogen. Unsere Ansichten können sich in nichls ändern. Die Kostüme sind zwar in Kleinigkeiten gemildert worden. Nach wie vor bleibt aber die gesamte Göt terfamilie samt den Riesen eine travestierende Umschreibung der Göitcriehre unsrer Vorjahren. Dos Germanentum tritt uns -n undeutlichem Lichte, in denaturierter Substanz entgegen. Der dekora: ve und Kostümelle Neuaujtrich der Wagnerschen Trilogie hat mit deutscher Kultur nichts zu tun. Deutsches Volksgut ist allein in der Wagnerschen Musik, in der prachtvollen Nach- jckäpfung durch Fritz Busch und unsere Staatskapelle und in der tief erfaßten gesanglichen und darstellerischen Inter pretation durch die Bühnenkünstler erhalten geblieben. Martha Fuchs sang erstmalig die „Fricka" mit bestechende» Stimmitteln. Auch ixirstellerisch gab sie ein fesselndes Bild. Iessyka Koettrik zeigte als neu« Nheintochter treffliche Qualitäten. Für den erkrankten Rudols Dittrich sprang mit Geschick Ludwig Eybisch ein, der schon früher diese Partie gesungen hat. Das Haus war gut besucht, und den Mitwirken den wurde lebhafter Beifall gestundet. —Ist— Komödie. Den ernsten Tan, der für die beiden stillen Tage der protestanlisck>en Kirche, Bußtag und Totensonntag, vorge schriebe» ist, soll das „Zeitstück" von A. Brabenetz „ . . . . der werfcden erstcn Stci n" anstimmen. Der Berliner Gast- spirtdirektor Herbert Tw» übernimmt die Ausführung dieses Tendenztramas. Milieu: schlimmstes Kino. Es geht um nichts mehr oder weniger als uni die Grundbegriffe von Liebe und Elze. Man könne der Frau, die in der Not der Arbeitslosigkeit und des Sich Vernachiässigliühlens . . . ans die Straße geht, die Verzeihung nicht versagen. Man kann ihr nach der Weltanschau ung dieses Autors auch nickt den Verzicht auf schöne Kleider zu- mutcn Dirne aus Not, die Phrase vernahmen wir schon oft im Kino, ihre Vermischung mit dein Brunstschrci ist aber ent schieden uni und originell, lind dos alles auch noch in krimi- nalistisck>er Konstruktion mit einem Sittenpoltzeikommissar, der seine Opfer in die Falle lockt. Und dann am Schluß noch dem kitschig vorbereiteten Mord und Selbstmord die moralische Schuld an der ganzen Sache trägt. Um olles ein seriöses Mäntelchen, eine Besprechung von Schuld und Unschuld etwa in der Manier, daß olles das Unschuld ist, was man nicht für Schuld hält. Geste des hohen Ethos!! Es ivar widerlich. Und die Darsteller konnten nichls dran ändern, ivenn sich auch die bekannte Lotte Neu mann sowie Alwin Neuß und Karlheinz Kl über» tanz noch so sehr mühten. Schon im Titel liegt eine Infamie... Zck. Nesidenziheater. Dem modernen Operettenschaffen als Gegenüberstellung «ine ältere Operette zu geben, ist mehr als interessant. Denn mit Ausnahme einiger weniger Fälle wird dieses Experiment immer noch zugunsten der „alten" Operette ausfallen. Diesmal war es „Der Vogelhändler" von West und Held mit der melodiereichen und geschmackvollen Musik Karl Zellers. Und der bekannte Schlagerwalzer hat seine Wirkung noch lange nicht eingebüßt. Ohne Wiederholung g!bi man sich auch heute »och nicht zufrieden. Als Vogelhändler Adam ist Karl Iöken gewonnen worden, der diesen Tiroler als echten, naturfrischcn, ireuherzigen Tiroler spielt und sich dabei als vornehmer, geschmackvoller, fein stimmkultivierier «Sänger auszcichnet. Ihm gleich steht Johanna Schubert, die gleichfalls jederzeit ihre Partien in stimmlich« Klangschön heit und Wärme kleidet und darstellerisch sich immer auf einer feinobgestimmten und edlen Linie bewegt. Dem Rahmen einer flotten und aparten Spielleiiung (Karl Fischer) und einer flüssigen und beschwingten musikalischen Führung (Werner Goebel) paßten sich die zahlreichen übrigen Mitwirkcnden trefflich an, u. a. Eliarlotie Schaedrich. Ida Kattner, Karl Fischer. Ricco Langer. Der zeitgemäßen Vergrö berung trugen aber Hans Hoff »nd Rudolf Fleck allzusehr Rechnung. Das vollbesetzte Haus nahm die Neueinstudierung mit großer Begeisterung auf. 60 Jahre Orchester'Dresdner Philharmonie. Unier Leitung von Fritz Busck beging die Dresdner Philharmonie im Gcwcrbchaussaal mit einem Orche st er Konzert (Ouver- türe zu „Coriolan" und Beethovens „Nennte") ihr 60jähriges Jubiläum. Ein gewisses Befremden kann dabe! nicht völlig unterdrückt werden. Warum gab man Paul SchcinpfI » g . den sich die PhiHiarmoniker nach Mörikes Tode zu ihrem musi kalisck)«n Führer erwählt hotten, die Rolle eines Zuhörers? Es gehört wirklich allerhand Selbstverleugnung zu einem solchen Zurücktrcten. Und dem künstlerischen Feingefühl Paul Schein« pflugs soll dieser vornehm« Zug besonders hoch ongerechnet werden Anderseits ist auch verständlich, daß das Bestreben der Philharmoniker dem Tage eine besondere Note zu geben, sich darauf verdichtet«, Fritz Busch sür die Leitung -es Abends zu interessieren. In dem Knappen Prolog Georg Ki« saus , den Grethe Bolckmar warmherzig sprach, klang es von Kämpfen, die es In den 60 Jahren durchzufechten galt. Dieses kraftvolle Ringen sollt« vermutlich durch die Ouvertüre zu „Coriolan" aus. gedeutet werden. Aber auch hier bleibt «!n Rest von Verwun- derung. daß sür eine Jubelfeier ausgerechnet eine Trauerspiel. Ouvertüre gewählt wurde. Als Jubiläumsfeier an sich verlief der Abend schwungvoll und voller Begeisterung. Das Orchester der Phill)«rmoniker war durch Mitglieder der Staats kapelle verstärkt worden, und zur Wiedergabe der „Neun- ten" hatten sich die Dresdner Singakademie sderen Leiter ebenfalls Paul Scheinpslug Ist), der Dresdner Leh rergesangverein mit seinem Frauenchor und di« Solisten Charlotte Schräder, Margarete Krämer- Bergau, Kurt Taucher und Friedrich PIaschke zur Ver. fügung gestellt Die bestechende Interpretation der „Neunten" durch Busch ist bekanni. Und auch an diesem Abende wirkte das gewaltige Werk sortreißend und beglückend. Kleine Nervo- sitäten der Holzbläser im 3. Satze und eine verunglückte Stelle im Eolohorn sind durch die gewisse Aufregung erklärlich, die ein Iubiläunwiaa mit sich bringt. Solisten. Chor und Orchester brachten di« Werk« der 60-Iahrfeier klangschön, sattfarbig und mit Musikbegeisterung z» Gehör, so daß es einen stürmischen Schlußbeifall wachrief. Dr. Kurt Kreiser hat für das Iubi- läum «ine Festschrift herausgegeben, auf die wir noch zurück- kommen wenden. -Ist- Frauenkirche. Außer zwei bereits bekannten Werken von I. S. Bach sMagnifikat) und Heinrich Kaminski (69. Psalm) brachte Erich Schneider mit dem Orchester des Mo. zartvereins und dem Freiwilligen Kirchenckor der Frauenkirche das Magnifikat von KomInski als Erstaufführung für Dresden. Zu dem leidenschaftlichen 69. Psalm steht das Magnisikat in starkem Gegensatze. Weick und sanst ist die Tönung, durchdrungen von religiösem Ernste Die Struktur ist an sich modern, ohne jedoch in «xlrcmc Rich-
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