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Nummer 264 — 2«. Jahrgang Erschrick «mal wöchll. mit Illultr. Gratisbeilagen Primat und veil' und der Kinderbeilage .Frohmul', sowie den Textbeilagen .Ti. Benno-Blatt'. ^lnterbaitung und Wissen'. .Die Welt der Fron', .«erzINcher Raigeber'. .DaS gute Buch'. .FUmrund- schau'. Monatlicher Bezug«»»«» 3 einschi. Bestellgeld. Einzelnummer IV g, Sonnabend- u. Sonntagnummer Ev 4» Lauptlchristleiler Dr. G. DeSczyk, Dresden. SüchMe Frettag, den 14. November 1SZG lv«rlo«»arti Dresden Ilnzelgenpreis»; Die lgespaltene petilzeile SV 4- Familteck» anzeige» u.Slellengesuche «V 4. Die petitieklamezetle. 89 ma» breit. I ^«. Für Anzeigen atcherhalb de» Verbreitungsgebiete» «V 4. diepetilretlamezeilel.SV^. Brlesgeb.St»^. Im Fall, höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung aus Lieferung sowl, Erfüllung v. Anzeigen - Austrügcn u. Leistung v. Schadenelsas«, Geschcistlicher Teil: Frau, Buagart», Dresden. oolkssenuna VtexliottSltrlle. Denn ».Verlag - «ecmania A.u«. für Verlag und Druckerei. Filiale Dresden. Dresden.»!. Z, Pollerllras,el7. F«nir>n2I»l2. PoMchecklonio Dresden -7N-, .i>a»lto»»o Stadtdonk DreSde» -Nr ->7l- Für christliche Politik und Kultur Redaktion der LaUiittaien VolkSz«>»unp DreSde^Mliiadi t. Polierslratzc >7. .-ernr... "07I> und ->k»2. „Der all* böse Feind" Einsturzunglück in Lyon 80 Tote? Paris, 13. November. Heute früh stürzte eine Stützmauer eines in einem alten Stadtviertel von Lyon gelegenen Hospitals ein. Durch die Trümmer wurde ein von Ordensschwestern bewohnter Pavillon eingedrückt außerdem wurde eine Terrasse, die mehrere a'te Gebäude trug, schiver beschädigt. Weitere Einstürze folgten. Die Katastrophe hat zahlreiche Todesopser gefordert, deren Zahl noch nicht seststeht. ^ Weiter wird aus Lyon gemeldet: Das Einsturzunglück er weist sich im Lause der frühen Morgenstunden als eine große Ka tastrophe. bei der offenbar viele Menschen das Leben eingebüßt haben. Der „Petit Fristen" spricht in einer Sonderausgabe davon, baß man bis seht KO Tote und ebenso viele Verwundete gezählt hat. Es handelt sich nicht um einen, sondern um etwa f U n f E i n st ü r z e. die nacheinander erfolg ten und zivar um 1 Uhr früh. 2 Uhr. 2.25 Uhr, 2.5N Uhr und 4 Uhr. Die eigentliche Ursache dieser Einstürze, denen be« reits ein großer Häuserblock zum Opfer gesät» l e n ist und die. wie man befürchtet, de,, gesamten alle,, Stadt« teil St. Jean bedrohen, sind die Fo'gcn sich rasch hintereinander wiederholender Erbsen l, ungcn, die zunächst, wie bereit« gemeldet, die Stükmauer eines Hosoitals und in der Folge di« in der Stäbe liegende» alten Wohnhäuser zum Einsturz brachten. Die gesamte Feuerwehr und auch verschiedene in Lyon liegend« Truvpenteile sind zu den Nettungsarbe i ten aufgeboten worden. Die im Schlaf von dem Einsturz überraschten Bewohner suchten sich, zum Teil unter Benutzung von Leitern, in Sicher heit zu bringen. 30 Personen, die in einem Kaffee-Haus Zu flucht gesucht hatten, wurden von einem zweiten Erdrutsch über rascht. In der Kathedrale lzaben besonders Frauen und Kinder, die vor den nachstürzene-en Gesteinsmassen flüchtete», Zuflucht gesunden. Fm Augenblick ist man damit betchäftlat, sämtliche Häuser der Rne Tramassac in der das Unglück sich ereignete, mit Balken -u stützen und nach Möglichkeit gegen weiteren Einsturz zu sichern. Ävnserenz am runden Der „Dresdner Anzeiger" enNMir Geheimnisse des Zentrums Die Mahnung, die die „Germania" an den preußi schen Innenminister Severing gerichtet hat — wir haben diesen Artikel in unserer letzten Nummer .zum Ab druck gebracht —, hat klugen Leuten in Sachsen Stoff zum Nachdenken gegeben. Unsere Leser werden cs gewiß in der Ordnung gefunden haben, wenn das Zentrum als preußische Regierungspartei den ohne sein Zutun er nannten Innenminister, der allgemein als „Kampfmini ster" angesprochen wurde, rechtzeitig daron erinnerte, daß sein Ressort noch andere und wichtigere Aufgaben hat als die Bekämpfung unbequemer politischer Parteien. Gerade in jenen liberalen Blättern Sachsens, die in so auffälliger Weise mit dem Nationalsozialismus sqmpathi. sieren, Hütte man für einen solchen Schritt Beifall und Verständnis erwarten sollen. Der „Dresdner An zeiger" aber, der selbstverständlich viel scharfsinniger ist als unsere Leser und wir. hat entdeckt, daß dieser Artikel einen wohlberechneten Schachzug der römischen Diplomatie darstellt. Rom wünscht den Preußenkurs! Fast drei Druckspalteu widmet der „Anzeiger" (Nr. 534) dem Versuch, diesen geheimnisvollen Zusammenhän ge» nachzuspüren. Zunächst wird weitläufig erklärt, daß ..die große» dynamischen Willensbewiiguugen des Vol kes" gegenwärtig ungünstig seien „für das ganze System, das seit 1518 in der Sozialdemokratie und ihrer dominie renden Koalitionsposition seinen vordersten Exponenten hat." Und nun fragt der „Anzeiger", warum Prälat Kaas, der Vorsitzende der Zentrumspartei, angesichts dieser Lage sich so lange jeder öffentlichen Aeußerung enthalten habe, ^iios wird ausführlich begründet unter Hinweis auf das reußische Konkordat: „Dieses Konkordat schloß Rom mit dem s 0 zialisti - Ästchen Preußen ab. Ein katholischer Bischof amtiert in Berlin. ^ in einigen Fahren wird ihm ein Erzbischof Kardinal vermutlich ^ folge». s?> D-ese Zunahme des katholischen Einflusses und der . katholischen Gegenmissian s!) in Norddeulschland war möglich , in einem Preußen, das unter Führung der Sazialdcmokralie , stand, und i» dem die Sozialdemokratie, um sich a» der Macht zu halten, namentlich auch auf dem Felde der Pcrsoualpolilik , starke Konzessionen an das Zentrum machen mußte, wie uiugc- kehrt das Zentrum durch seinen linken rheinischen Arbelterslü- gel s!) zu entsprechenden Kanzeistvnen an die Sozialdemokratie , gedrängt wurde Das soziale Element und das politische Ele ment erwiesen sich bei beiden Parwcrn sa Kork, daß die Klufl der Weltanschauung als solche zwischen der SPD. und den, Zen trum gleichsam stillschweigend überbrückt wurde. Gewiß nahm d e r P a p st i n R a m gegen de» Gesamtmmxismus i» der Well eine scharfe Abwehrstellung ein. man brauchl sich nur au die römischen Kundgebungen gegenüber dem Kammuuismus in Rußland zu erinnern, aewiß schloß der Batikan gerade in Ita lien mit Mussolini seinen Frieden: aber kannte er deswegen nicht in Preußen andere Politik dulden, eine Po litik gemeinsam mit einer marxistischen Partei, wenn durch die ^ merkwürdige Lagerung der besonderen Verhältnisse in Deutsch- . ^ land diese Politik zu so fruchtbaren Ergebnisse» führen konnte. wie es das Konkordat in Preußen und die Befestigung der ^ Machtposition des Zentrums doch nun einmal ist?" Kardinal Pacelli regiert Deutschland! Der „Dresdner Anzeiger" bringt es an den Tag! Triumphierend stellt er fest, daß in 'Preußen mit den Marxisten dieselbe römische Politik vorwärts getrieben werde, die sich hinsichtlich Rußlands gegen den marxisti schen Kommunismus wende. Rom glaube, „daß i n, Nor den Deutschlands die katholische Politik Schaden leiden werde, wenn in Preußen die bisherigen Machtpositionen stürzten". So erkläre es sich, warum Kaas troß der deutliche» Richtungsänderuiig der ,,dyua- misclsen Willensbewegungeu" des deutschen Volkes schweige. ..Der schweigsame Führer der deulschen Zenlrumspartcl, Prälat Kaas, ist einstweilen der wahre Lenker Preußens <!>, er ist, sa wesentlich auch die Rolle Severings und Brauns für die preußisch deutsche Poliiik sein »mg, einsl weilen doch wohl die wichtigere Persönlichkei! . Die eigen!- lichen Führer des Zentrums, der Prälat Kaas und der Kardinal Pacelli <!!> hüllen sich noch in Schweigen. Diele sür die neuere deutsche innere Palüik und damit auch indirekt für unsere außenpolitische Haltung sa wichtige» beiden Männer befolge» eine Poliiik des ofseiisichllicheu A- wurieus. Ter Reich. Kanzler Brüning vollzieht einstweilen mebe eine Riesenarbeit -klf dem Gebiete der wirtschaflspoiitischeu Reichssanierung. Tue Aühruug des Zentrums warnet ab und laß! einstweilen de» am England und Indien London. 13. November. Die englisch-indische Konferenz wurde durch eine Ansprache des Königs eröffnet. Er freue sich, so führte der König aus, in der Haupistadt seines Reiches die in dischen Fürsten und Volksvertreter Willkomm m zu heiße». Mehr alz einmal hüllen englische Herrscher historische Ver sammlungen auf indischein Boden eiu'aerusen. aber nach nie mals hätten britische und indische Staatsmänner und Herrscher indischer Staaten zusammen an einer Kansereuz in Landau teil- genannnen, wie das jetzt aesck-hc. um über die Zukuint Indiens zu beraten. Der König svrach al-Dann vom versassungs- mäßigen Fortschritt in Indien und van der Not wendigkeit. Vorkehrungen für die Zukunft zu treffen. Man müsse versuchen, in dieser Kaii'erenz am runden Tisch die großen Probleme zu läsen. Die Gemeinsamkeit der Interessen müsse über allem stoben und er hasse, daß die Verhandlungen van dem Geist der Perständ>a»iia-:bereits' alt beherrscht sein Mächten. Auf Vorschlag des Maharadschas van Patiala. des Vor sitzenden der indischen Fürstenkammer. wurde Minisierpi-äsident NiacdanaId alsdann einstimmig -um B arsiIze » den der Kanferenz gewählt. Macdonald e-hlärte. daß, die Könige Eng lands und die indischen Staatsmänner van Zeit zu Zeit d-ntlich znin Ansdruck gebracht hatten, daß Indien sich aus die Selbst regierung vorbereitet habe, für "ine solche Eniivickinng aber sei lange Zeit erforderlich. Die Konferenz sei zusammengetre- len. nm in einem Abkommen Die Tatsache an'uerkennen. daß Indien in seiner versallnnasmäßigen Entwicklung einen gewis sen Punkt erreich! habe. Das Zustandekommen der Konferenz lasse Hastniliig, daß auch eine Einigung erzielt werden könne. meisten hervorragenden Minister Preußens, Senering, an den Preis mahnen, den das Zentrum sich für seine Duldungs- palitik in Preußen erwartet." Der „Anzeiger" schließt leine Enthüllungen mit folgende» Sätzen ab: „Hugenberg und datier befinden sich in der deutschen Politik nur in einer Hoffnungspasitian. die Sozialdemokratie darf in der Erhaitunaspasitian bleiben. In der Entschei dung s p a s i t i 0 n aber befinden ücb zurzeit immer nach der Prälat Kaas und der Kardinal Pacelli. Sie kalten noch das Geschick Preußens in den Händen und damit zu einem guten Teil das Schicksal der deutschen inneren wie äußeren Politik." Das darl inan ivoh! eine Entdeckung nennen: der Kardinal Pacelli befindet sich in Deutschland in der Entscheidunasposilion! Er ist neben Koos dez- eigentliche Führer des Z e-n t r u m s ! Und da Dr. Brüning sich „einstweilen mehr" der wirlschaftspoliti- sche» Sanierung widmet, holten Koos und Pocelii. der Prälat und d er Kardinal, bis auf weiteres das Gcschick Deutschlands in den Händen! In der Nachfolge Ludendorffs * O balde Erinnerung: All dos hoben mir doch fast wälil.ch schon irgendwo gelesen! Nämlich in Folge 16 slMst von ,.L n d e n d o r f f s Volks warte", wo Herr Erich Ludendorff p«rsänlich gegen „Rom" den Bor wurf erhoben hat, es walk: „den entscheidenden Einfluß auf das Deutsche Reich und die Länder nusüben und sich In der salgend-'p Anssprache betonten der MahaiaZscknh van Baraa unb der Vertreter des Nisams van HaiSerabad, daß die Fürsten Indiens loyal zur engl'schcn Krane ständen — Ter vormalige Präsident der Mahammedaniicben Liga. Rech's« aniuali Iinnah. erklärte, er freue sich, daß der Vorsitzende ans die van britischen Sauveränen »ns Staatsmännern van Zeit zu Zcit gemachten Erklärungen Bezug genommen habe, daß nämlich Großbritanniens Aufaabe in Indien darin be stehe. ey für die Selbstverwaituna var-ubere-'eu. Der Redner wies gleichialls ans die am 31 Oktober 1029 vom Vi'"König van Indien im Namen der hritiscken Regierung gemachten Mit teilungen hin. daß gemäß der Dek's-atio» »am Fabre 1917 die vek-fassunasmäßiae Entwicklung Indiens z»m Daminwn-S'gtus sichren müsse. Tudien erwarte nunmehr, daß d-ese Erklärungen in die Tat umgesetzt würde». Es hat. so schloß der R"dncr. in de,- Geschickte unserer beiden Nationen niemals eine bedeut samere oder ernstere Fraae gegeben als die. der wir heute gcacnübertreten nststK,, und deren Lösung das Schicksal van säst eineni Fünftel der Bevölkerung der Welt irif't. BriMcbe ReiihskonlerenF vor Sem Abschluß London, 13. November. Die britische Reichskonscrcvz wird voraussichtlich -morgen mit einer drillen und leisten Plenar sitzung ihr Ende finden .Heute vormittag sollen die wirt schaftlichen Erörterungen möglichst beendet werden: am Nachmittag werden die Führer der Delegation die Er örterung der ausivnrtigen Angelegenheiten, die am Dienstag begannen hatte, sortsetzen. — Times sagt, die Premierminister der Daminicns hätten zwar erwartet, daß die brit'sche Regie rung einer Ausdehnung des Systems der Vorzugstarife nicht bc stimmen werde, die ofsistelle Belmnntgabe dieser Tatsache habe aber doch sehr enttäuscht. dadurch das deutsche Volk dienstbar machen". Damals schrieb Ludendorff: „Bischof Schreiber ist „Ersatz Pacelli", den ich oft als den Diktator Deutschlands bezeichnet?... Mit der Bestellung seines Vertrauensmannes Brüning wird Bischof Schreilx>r sein Spiel als gewannen angesehen haben.." Bon diesen Behauptungen Lndcndorffs unter« scheidet sich der „Dresdner Anzeiger" nur durch die vor sichtige Formulierung, sachlich behauptet er das gleiche: der Kardinalstaatssekretär Pacelli, also der offizielle Ver treter einer souveränen Macht, mit der Deutschland in diplomatischem Verkehr steht, sei der eiaenlliche Führer des Zentrums und l)alte damit das Schimsal der inneren und äußeren Politik Deutschlands in der Hand. — Luden- dorff ist ehrlich: Er beschuldigt das Zentrum des Lau. desverrats, weil es die deutsche Politik im Sinne einer auswärtigen Macht zu beeinflussen versuche. Der „Dresdner Anzeiger" hütet sich, so harte Worte auszu« sprechen, aber er stimmt in der Sache völlig mit Luden« dorsf überein. Beweisen kann natürlich der „Dresdner An« zeiger" seine Behauptungen auch nicht besser als Herr Ludendorff: Er bleibt ganz im Reiche der reinen Vernunft und der Phantasie. An Tatsml)en führt er nur den Artikel der „Germania" an. die Freundschaft zwischen Kaas und Pacelli, das Schweigen des Parteiführers Kaas in den letzten Monaten und ein Zusammentreffen zwischen Pa-