Volltext Seite (XML)
Nummer 26« — 28. Jahrgang I »vchewi »mal wüchenti. mit den Mullr. ScaNsbetiaqen .Di, «eli'imd derMnderbetlage.ffrohmnt'.iowi, drn TeeibcUagen tki. Venno-BlaN'. .Unierhainm« und Wissen', .DI» Welt der »rau' .«erzlNckier Sialgeder' »Das gute Buch' .YUmrund. «au'. Monalllöder Vezuaspreis S Mi. «iniibl. Beilellgeld. ^»jklmimmer IN Sonnabend, u. Eonntagnummer is« Hauvilchrittleiter, De. G. LeSc,«,k. Dresden. SüchWhe Sonnabend, S. November 1929 Verla,sort, Dresden Bnzeigenvreii«, Die lyeidaiien» PeM-,ettk NN yamNien- an,einen u.SieNenaein»e !tN^. Die PeNtrellamezeile. 8»mm breii. I sslir Anzeiaen aicherkialb des VerbrenungSnebieieS 4<«D die Peii>refiame,«!ie IBriei^eb.N«^ Im Falle bbberer Siewa» erliichi >ede Vervllichinn« a»i Steierim, iowi» Srilillung n. An,einen.«inirdae» n. Veiiimi« b. Schadenersap. BelchäMicber Teil Artur Vrn,. Dresden. («eiitiästdftelle, Druck « Verla, - «ermmna. A^«> p>r Verlag und Druckerei.Filiale Dresden. Dresden-«. I. Zioiiertirake >7. Fernri»2ll»2. Polii»eckloi»o Dresden r7i» Bantionio Ltadtbank Dresden Nr. N17l« Für christliche Politik und Kultur Medaktian der Siickisisckiru Volks,eituva DreSden.Miliadi I. Poliersirasze >7. Fernrin 2V7N und »INI2. Tardieu vor -er Kammer Line mahvolle Regierungserklärung —Ketzrede Franklin-Bouillons gegen Deutschland „Politik -er Prosperität" Paris, 8. November. Tie Kammer bol gestern oas Bild eines groszen Tages, als il„i 3 Ui,r Ministerpräsident Tardien die Verlesung der Ac>"er»»gscrl!lärn»g öegan». irr ivurde ans der Rechte» des äjtcren durch starken Bestall nnlcrbrochcn. Die Enlivicltlnng seines sv.stalpvbüschcn lind stenerpnlitischen Prv,zramms löste nnch Inst einem Teil der Linken Ziistlininnng «l>s. Die Regierliiigserlilärung ging ans von einer Würdigung der Lcistnugen der leisten Jahre. „Die meiste» der äußerst wichtigen Probleme, die der Krieg nns hinterlassen hat, sind heule gelöst". Ausführlich wlirde die A n sz e n p 0 l i t i K ibe- hnikdclt. „Auf internationalein Gebiet ist es zunächst unsere Ausgabe, die Regelung der schiveren Probleme zu vollenden, deren Lösung durch frühere Regierungen und durch das Parla ment beschlossen und durch Etappen festgelegt ist. an oenen ii.chls mehr geänMrt werden Han». An dieser Stelle wird es genügen, die Grundsätze darzulegen, die unsere Anstrengungen um die Organisierung des Weltfriedens und die Sicherheit Frankreichs leiten. Der erste Grundsatz ivird sein, keine Al>- machung zu tressen, die in irgendeiner Form das Recht der sieie» Prüfung und der svmreräiien Ratifizierung durch dos Parlament beschränkt. Zweitens werden wir Ihnen nichis unterbreiten, was in irgendeinem Maste die Garantien unserer materiellen und moralischen Unabhängigkeit verrinzzeri. Der dritte Grnnchalz ivird sein, dast ivir unter den genannten Vor st Posten kein Abkomme» ablehnen werden, welches geeignet ist. d>e unangenehmen Vermächinisse der Vergangenheit zu liquidieren, die Grundlagen des Friedens in der ganzen Welt zu ve>i!i>rken und unter den Völkern das gegenseitige Ver stehen und Vertrauen zueinander weiter zu entwickeln. Aul der Haager Konferenz ist kein Entwurf zu einem Abkommen von unseren Unterhändlern gebilligt worden, das m irgendeiner Beziehung mit diesen Grundsätzen in Wider spruch steht. Möge es sich um den Poungplan handeln, der faktisch mit der Ihnen im Juli gebilligten Regelung der inleralliierlen Schulden znsammenhängt, möge es sich »in die Räumung der drille» Nheinlandzone handeln, welck-e der Durch- sührnng aller Maßnahmen für die Inkrastsetzung des Poung- plaiis iiiitergeordnel bleibt, oder um das wirtschaftliche Regime des Saar g c b i e les. bei dem es, ohne die politischen Reclste der Bevölkerung z» berühren, darum geh!, die Möglich list! einer dauerhaften und vorteilhaften Transaktion für die vertragsschließenden Teile zu prüfe»! die drei Krundsölze, die ick soeben verkündet habe werden die Politik Frankreichs Weiler bestimmen. Um a» den Verhandlungen mit der geistigen Freiheit reil- zuüstiincn. welche die Sicherheit schafft, werden wir Ve Vor- te i K i g u n g s 0 rg a n i s a t i 0 n c n unserer Grenz e n toi st ästig weiter ans', onen. Wir werden mit nicht geringerer Sor.-salt über die Freiheit der Verbindnngen mit tinserem Kost'unilrcieh ivochen. Nur die starken und ruhigen Völker können nützlich für den Frieden aibeiien. In diese», Geiste werden nur. getreu der von unsere» Vorgängern in Gens ein genommenen Haltung in benig a»f die Abrüstung zu Lm-.x- und zu Wasser, im nächsten Jahre an der Londoner Kan- ser-n.z leilnchine»." Der zweite Teil der Regierungserklärung beschäftigte sich mit dem i n n e r p 0 l i t i s ch e » Programm. Es ivird vor- geschlagen, die verfüglmren flüssigen Gelder aus dein Rech nungsjahr 1!)2!> und die Aktivposten des Schatzamts nutzbar zu machen, um seit langem aufgeschobene Probleme endgültig zu lösen. Dies soll innerhalb von fünf Jahren geschehen. In diesem Zusammenhang schlügt die Regieriingserklürnng vor. für die Forderung der Landwirlschaft 1,7 Milliarden, für die För derung moralischer und sozialer Probleme — das sogenannic Rassenproblem — 1,4 Milliarden, für die Förderung von In dustrie und Handel 1,7 Milliarden ausznwcrsen. — Besondere Beachtung schenkt die Regierungserklärung der Sienerpoiilik. Sie kündigt S t e u c r e r m ä st ig u 11 g e n in Höhe von ins gesamt 2,3 Milliarden «». In dem letzten Teil der Regierungserklärung worden cnie Reihe von Mastnahmen in Aussicht gestellt, wie Durchfühcnng der sozialen Berncherunosgeseizgebung, Wiederherstellung der Arrondisscnn.nlsgerichle, Schaffung einer staatlichen Geireioe- stelle, hygienische Mastnahmen für die Schulen, Verlängerung des Schulunterrichts und andere Reformen. Wir gedenken, so schliefst die Erklärung Tardieus, in Frankreich eine Politik der Prosperität cinznleilen. Ei» prosperierendes Volk ist ein Volk, bei dem der Stand der Lebenshaltung i» sämtlichen sozialen Klassen, aber vor allem in den weniger begünstigte» Klasse», sich regclmästig hebt. Frank reich »inst entschlossen aus diese Bedingung hinslcuern. Das ist unser Ziel. Wird es das Ziel des Parlaments sei»? Wir hoffen es. Das Parlament hat die Entsclzeidung. Das Land wird dos Urteil fällen. * In der folgenden Aussprache kritisierte der Sozialist Baren »e scharf die Zusammensetzung der Regierung, die in keiner Weise den Wünschen des Landes entspreche. Franklin-Bouillon, der Führer der „sozialen und demokratischen Linken" wandie sich gegen die Haltung der sranzösischcn Vertreter im Haag. Warum fülle man sich wegen des Pnungplanes überstürzen. Die amerikanische Regierung habe die Täuschung von Versailles wiederbolt und ein Sonder- abkommcn mit Deutschland abgeschlossen, so dast sie keine Füh lung mit der Bank haben werde. Die Anwendung, des Avung- pianes basiere dann einzig und allein auf der Ehrlichkeit und dem guten Willen Deutschlands. Die Garantien, die Frank reich besessen babe, kämen mit der Räumung in Fortfall. — Franklin-Bouillon erklärt zum B 0 lks b e g e h reu. Die Hngrnbergpresse »nd vier Millionen Deutsckse lehnten mit Gleichmut den Houngpion ab, der doch der Triumph ihres Lan des sei, ivtil sie die Politik de? Hasses Vorzüge,-. Das sei die sehr ernste Wahrheit. Tenlschland bereite einen modernen Krieg in den Gegenden vor. die die Fran-oseu ohne Garantie» verlassen wollen. Bei Trier habe man 16 Rangierünie» für die Mobilisierung von litt Zügen angelegt, ivabiend der Ver kehr nur für vier Züge ausreich!. A-Hntiche Borbere-tringen seien auch bei Kaiserslautern getroffen. Siresemaun und General v. Seeckl hätte» ans dem Versailler Beitrag ein In strument des deutschen Wiederaufstiegs gemacht. Weiter sprachen der Sozialist Fr 0 s sa r t und der Kam nninist Eachin. Die Berainng wird k nie sorigesesti. Rechts und links rn der Volkspittkei Lin Ultimatum des schwerindustricllen Flügels? Ter Industrie- und H a n d e l s a u s s ch u ß der Dell Heu Bolkspnrtei hielt dieser Tage in Breme» eine Li: . !g ab, die sich »atnrgemäjz in der Hauptsache mit der bevorstehenden Finanzresarm und den einschlägigen Fragen beiastie. Es versteht sich von selbst, dast dabei auch die poli tischen Probleme eine entsprechende Würdigung fanden. Ter Reichstagsabg. D r. Zapf wandte sich in seiner Rede - über das vollsparteiliche Sparprogramm entschiede» gegen den Gedanken einer Nechtstoalition: ..Niemals halten sich, so führte er aus, die Deuischnaiio- »inlen schwächer gezeigt ^>ls in ver Zeit, in der sic in der Regie rung sahen. Niemals seien die Kassen so ausgelecrt worden, wie in der Zeit der Rrchtskoalitioii. Diese sei nuch heute noch ini Grunde verantwortlich für den gegenwärtigen Zustand unserer Neichssinanzen. So sei auch die Rechtskoalition verantwortlich kur ein Arbeitslosengcsetz, das der Reichskasse Hunderte von Millionen entzogen habe/' Das „Berliner Tageblatt", dem wir diesen Bericht eninehmeii, weist ferner zu melden, dast diese Rede bei riner Anzahl von Teilnehmern eine starke B e r st i m- in n n g hervorgerusen habe, insbesondere beim rechten Flügel der Partei, der auf der Tagung vor allem durch die Rcichstagsabgeordneten Syndikus Hugo ans Bochum, von Gilsa, de» früheren Adjutanten Rostes und jetzigen industriellen Abteilungsleiter in Stcrkradc, Generaldirek tor Köngeter in Düffeldorf. Dnuch ans Hamburg und Fregattenkapitän a. D. Hinjiinaiin ans Bremen vertreten war! Aus diesem Kreise wurde ein Ultimatum an d i e P a r t e i g e r i ch t e t, welches folgendes besagt: 1. Zum W i r ts ch a s t 0 m i n i st e r so», wenn EnrHiis Aiistcmninister wird, Dauch bestimmt werden, während Zapf, Albrccht und Molvenhauer abgelchnt werden. 2. Die Aeintcr des Frattioilsvorsilzenoen und des Partei- vorsilzendcn sollen künstig getrennt werden. Wenn nlio Scholz, wie anzunehnie» ist, Parteivvrsitzender wird, soll er den Vorsitz der Reichstogsfraktion niederlegcn. An seine S'elle soll der auf dem änstersten rechten Flügel stehende B e ck e r - H c s j e n treten, der noch nns seiner Tauchen als Winschasl-ininister im Kabinett Enno in Erinnerung ist. H. Auch als Parteivorsitzender wird Schot, nur bedingungs weise akzeptiert. Es sollen ihm zuverlässige Berater zur Seite gestellt werde». Dabei denk, »na» >n erper Linie an Kar- d 0 rsf. ferner an Huck und Wnnderli ch. Das Blatt hält es für bezeichnend, „dost der Schwer industrie selbst Männer wie Zapf, Albrecht und Molden- haucr, die in der Industrie eine führende Rolle spielen, offenbar nicht mehr als znverlässig genug erscheinen". Rach allem, was »inn bisher über die Kandidaien der Bolts- partei für die Wiederbescszung des WirlschastsministeriU'ns gebärt hat, gewinnt es nicht de» Anschein, dast diese sich den ultimativen Forderungen ihrer ertremeii Rechisgrnppe fügen will. Es bleibt abzuwarten. ob die leistere ihre in Bremen vorgebrachte Drohung, dnst sie bei Nichterfüllung ihrer Forderungen nns der Partei anstreten werde, wahr inachen, oder ob man sich schliestlich ans ein Kompromist einigen wird. Jedenfalls sind die Porgnnge bezeichnend für die in der Dcnischen Polkspartei sich gel tend machenden Stimmungen und ^paniinngen. Zum letzten Mal Gedenken zum S. November Als am 20. Juni 1702 das Volk van Paris var dem Tuilerien-Palast aufmarschierte, rief Ludwig xvi. er staunt aus: „Aber das ist ja eine Revalte!" „Rein Maje stät", wurde ihm aus seiner Umgebung erwidert, „das ist eine Revolution." Der Irrtum, eine grundstürzende Volksbewegung für eilten lokalen Aufstand zu halten, hat jenem französischen König das Leben gekostet. Wilhelm der Zweite hat am 0. R ovember 1918 den entgegen gesetzten Irrtum begangen: er hat die von einigen Wirr- köpfen und Saboteurön enisachlen lokalen Revolten für eine Revolution gehalten. Aber sein Irrtum war vor sichtiger als der des französischen Königs, dieser Irrtum kostete nur die Krone. Das Slaatsschiff, das nach einem furchtbaren Kampfe ohnegleiclzen zu versinken drohte, wurde im Augenblicke der izochsten Gefahr von seinem Kapitän verlassen. Vergebens warteten die kaisertreuen Männer, die von Jugend an gewohnt waren, nur auf Be seht zu handeln, auf eine Weisung ihres kaiserlichen Herrn. Und die politischen Führer des Volkes, die lange, allzulange äußerste Loyalität gegenüber dem Herrscher bewahrt hatten, ergriffen notgedrungen, zögernd die Zü gel der Regierung. Zn spät, um noch irgendetwas an der hereinbrechenden Katastrophe ändern zu können. Co ungefähr stellt sich dem rückmärtsschauenden Blick die historische Bedeutung jenes 0. November dar. den zu feiern uns die sächsische Sozialdemokratie zu mutet. Diese Herren meinen, den 0. November als 6R'- bnrtstag der neuen staatlichen Ordnung ausgeben zu kön nen. Das weiß heute jeder Schuljunge besser. Der 9. No vember war ein Tag des Z n s a in m e n b r n ch s . an dem kein Zeichen eines neuen Anfanges erschien, sondern elzer die Drohuikg des Unterganges. Wenn Scheidemann an jenem Tage in Berlin die R epubli k ausrief: „Das Volk hat ans der ganzen Linie gesiegt", so ivar das ange sichts der ringsum zusammenbrechenden Ironien nichts als ei» grausamer Wilz. Eberl, der ein Mann von poiili- schem Weitblick war, hat den Rur-Agitator Scheidemann unmittelbar nach jener Rede hart angewhreii! Nicht er, sondern die Nationalversammlung habe über die künftige Staatssorm zu befinden. Ebert erkannte wohl, daß es viel besser gewesen wäre, den von der Monarchie geführ ten Krieg unter Fortbestand der Monarchie zu Ihguidi.'- ren. Dadurch wäre verhindert worden, daß der Begriif Republik für viele Deutsche untrennbar verknüpft wurde mit der Erinnerung cm die Zeit äußerster Schmacke und tiefster Erniedrigung. Ab-er in dem leeren Raum zirnschen alter und neuer Ordnung waren zunächst Sie großen Münder maßgebend, nicht die Kopse. Mit der Aus rufung der Republik an diesem Tage war nichts erreicht^ nur das Wort Republik war künstig für viele infawiert. Erst die Nationalversammlung von Weimar hat den Schutt des 9. November iv-eggeräumt und eine neue staat liche Ordnung geschaffen. Keine Ursache ist also, diese» Tag des deutschen Zu sammenbruches, der höchstens ein Tag allgemeiner Trauer sein könnte, irgendwie zu feiern. Das geschieht auch nirgends mehr in Deutschland — nur in Sachsen, im „Naturschutzpark" sivie Hermann Müller freundlich das Tätigkeitsgebiet seiner sächsischen Parteifreunde naniue) gibt es so etivos noch. Deshalb haben wir die von der Regierung Bringer eingcbrachte Vorlage dem Inhalte nach begrüßt. Nicht aber der Farm und der Taktik nach. Es ist gänzlich belanglos, ob der 9. November in die se m Jahre noch einmal gefeiert wird, wenn es nur dies mal das le tz t e'M a I ist. Feiern wallen wir den 9. November nickt, wir wol len ihn aber auch u i ch t v erge s s e n. Wir wollen weht vergessen, wie in einem Augenblick von weltgeschicht licher Bedeuuiiig die Monarchie versagt hat. Eni Volk, das einmal cnie solche Erfahrung gemacht hat. wird nicht so leicht denen Gehör schenken, die von den Vorzügen die» Keule: Unterhaltung und Wissen. Die Welt der Frau Turnen. Sport und Spiel Filmrundschau Der ».November tlt staatlicher Feiertag, die nächile Nummer -er «. D. elstchetnt um Montag, den »I. November. In dieser Nummer wird auch die sür de » ltl November be> iuimte ZOvchendeilag« „Die Welt" nachgetieierl.