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Sächsische Volkszeitung : 15.11.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-11-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192911157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19291115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19291115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-11
- Tag 1929-11-15
-
Monat
1929-11
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.11.1929
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Die Bedeutung des 17. Novembers Dresden, 11. November. DlLGemerndenxihlen am 17. Novem ber, deren Ausfall die künftig« Politik jeder einzelnen Gemeinde wie der für eine Reihe von Jahren fest legt, deren Ausfall aber auch — nach einem Mahnworte des hoch-würdigsten Herrn- Bischofs — für die religiösen und kulturellen Belange des ganzen Landes von höch ster Bedeutung sind, veranlasst« den Columbus. seinen- letzten Ver- «insabend ganz der Besprechung wichtiger, kom-munalpolitischer Auf gabe» und Fragen zu widmen. Mit Genugtuung kann aus den Kan didatenlisten der einzelnen Zentrumsortsgruppen in Sachse», so weit diese eigene Kandidaten ausgestellt haben, festgestellt werden, dah sic der politischen Bedeutung des Kaufnurnnsstandes nach Lage und örtlichen Verhältnissen gerecht zu werden suchen. Di« Zrntrums- partci entspricht damit einer dringenden Forderung des Verbandes kalbolistber kausmrktinisck>er Vereinigungen Deutschlands, di« es als zwingende Notwendigkeit erachtet. daH der katholische Kaufmann in den einzelnen Parlamenten, sei es im Neieli«, Land oder in Gemein den, tätig mitwirkt an der zukünftigen Gestaltung nicht nur unserer Wirtschaft, sondern auch unserer kulturellen Belange. Der Ver band und mit ihm die gesamte katholische Kaufmannschaft Wt cs ans der katholischen Weltanschauung heraus für eine sittliche Pflicht, ibr Arbcilsprogramm in den Parlamenten und damit in d«r Wirt- sctaft zur maßgebenden Geltung zu bringen. Sie weiß, daß ein« gesunde Wirtschaft nur gcs-.iasfen werden kann, wenn sie sich airsbaut ans einer sittlichen Akbcilsidee, auf der sozialen Menschenwürde. Im Verlause -cs Abends konnte daher Herr Kaufmann Figclius, der sich der Versammlung als zweiter Kandidat der Dresdner Zcntrnmslistc vorstellte, mit begeisterten Worten auf dies« Einneli-nig des Vereins nnv Verbandes eingehcn. Seine Darlegun gen klangen aus in der Mahnung, sich nicht der Mitarbeit an der Gestaltung gdcr politischen Dinge zu entziehen und nicht nur am Sonntag eine Stunde vor der ewigen Lampe katholisch zu fein, sonder» immer. Der Spitzenkandidat der Dresdner Jeutrumsliste, Herr Ver waltung samt mann R. Müller, der sich an diesem Abend dem Eolnmbus in dankenswerter Weise zur Verfügung stellte, sprach über die wichtige» konnnunalpolitischen und kniturcllcn Aufgaben, vor -ic die einzelnen Gemeinden gestellt werden. Aus seiner reichen Persönlichen Erfahrung heraus »ahm er zu de» brennendem vermal-^ tnngs- und stcuertechnischen Fragen Stellung, zeigte des weiteren an Hand einzelner praktischer Beispiele, welche Aufgabe» auf dem Gebiete des Schulwesens, der soziale» Fürsorge, insbesondere de« Fugeudwohlsahrtspflege zu löse,, seien. Elerade bei -er letzteren drohe bei einer ctnmigcu Minderheit -er bürgerlichen Gemeindever- tretcr die Gefahr, daß diese Ei-n-richtung den Zwecken liuksgerichieier Parteien dienstbar gemacht werden könnte. Die Ausführungen des Herrn Müller, aus denen mit Deutlichkeit seine Einstellung zu all r-ic'cn Fragen bervorging, fanden in -ex Versammlung ungeteilte uns begeisterte Zustimmung. Welch kompliziertes Elebilde eine große Stadt wie Dresden ist und welch ungeheure Arbeit der Verwalt»,igskö-per einer solchen Stadt zu leisten hat, zeigte der Vorsitzende, Herr Angeld, an einigen .Zahlen, deren Ausmaß allgemeines Staune» erregte. Eine besondere Ausgabe der künftigen Stadtvertrctung sehe er darin, daß diese dahin wirk«, daß die Stadt bei Vergebung öffentlicher Arbeiten, Bauten iism. mehr als bisher die Kreditwürdigkeit der Be- anitraglen in Betracht zicbe, um so die von diesen zur Ausfiihrung des Auftrages herangezogenen Geschäftsleute und Handwerker vor etwaige,, Verluste,, zu schützen. In der regen Debatte, die nach diese» Ausführungen ei li sch!«-. wies u. a. Herr Dir- Strauch, ans die drei wcdentnngs- vollcn W hin: Wolmnngsmirlsckiaft, Wohlfahrtspflege und Wegelm-u. Hier liege noch Vieh im arge,«, und eine Behandlung dieser drei W wüste der kommenden Gcmein'devertrclnng ganz besonders ans Herz gelegt werde». Herr Koring kam nochmals ans die Einstellung -des Verbandes zu spreche» und wünschte bei der Bildung der kommnnal- volilischen Ausschüsse die besondere Heranziehung erfahrener Kauf st nie. Am Schlüsse der Versammlung, die so angeregt verlausen, so viel Wissenswertes bot und so viele Wünsche für die kommende Ge meindevertretung zum Ausdruck bracht«, konnte Herr Angela unter Dankesworten an die Vortragenden di« freudige Feststellung machen, daß wohl ein jeder der Anwesenden v o r der Wahl nnd am Wahl tage selbst sein« Pflicht tun werde: Mir die Zentrmnspartei werbrn und Zentrum wählen. Arbeiter «„» Kommunalisierung Die Dresdner Kaufmannschaft schreibt uns: Während kürzlich der Präsident des deutschen St cid te tage s aus einem internationalen kommunalen Kongreß erklärt hat, daß den Gemeinde» die Möglichkeit zur Beteiligung an Privatunternehmun gein omgeräumt fein müsse, damit in. Weg« der gemischt wirtschaft lichen Unternehmungen unmittelbar eine Durchsetzung privatwirt- schaftiich orientierter Unternehmungen mit kommunalen Wirtschafts- gedanike» erreicht werden könne, lmt ein Beigeordneter derselben Organisation sich sogar dahin ausgesprochen, daß die Gemeindr- be trieb« nicht nur die Aufgabe lxitten, die Bevölkerung zu ver sorgen, sondern meistens auch ln erheblichem Umfange zur Deckung des gemeindlichen Haushaltsbedarfs beitragen müßten. Wenn die Gemeinden sich auch bemühten, Uebcrlchüssc herauszuwirtschaften, so zwinge di« Ausgabenwirtschast vieler Städte deren Verwaltungen doch dazu, für di« Erzeugnisse oder Leistungen ihrer Betriebe Preise zu fordern, d ie s ie n u r a uf G r u nd ih r e r M o no- li o l st e l l u n g durchsetzen könnten und di« sich daher teil weise als eine indirekte Besteuerung ihrer Abnehmer darstcllen. Obwohl darunter nicht zum wenigsten die Arbeiterbevölkerung zu leiden hat, tritt doch die Sozialdemokratie in ihre» kom- munalpolitischen Richtlinien für „gesetzgeberische Maßnahmen, die es den kommunale» Körperschifte,, ermöglichen, die Wirtschaft ihres Bezirks im Sinne der Gcmeinwirischast umzusormen", ein. Wieweit ihr dies m Gemeinden, in deren Parlamenten sie die Mehrheit besitzt, bereits gelungen ist. davon aib-t eine vom B c r l i n c r M ag i st ra t hcrauSgegeben« „Zusammenstellung der kommunalen Wirtschafts- betriebc" ein anchuliches Bild. Danach verfügt die Stadt Berlin über 252 gewerbliche Betriebe der verschiedensten Art, vo„ denen folgende hier angeführt sein mögen: Wcinhandcl, Milchwirt schaft, Fleischerei, Druckerei, Ansclilagwcscn, Gärtnereien, Sargfabri kation, Vcsohlaustalten, Brenustosfvcrkauf usw. Von diesen 252 städtischen Wirtschastsbetriebe» entrichten nur 151 Umsatzsteuer», von -denen wieder bei 34 diese Abgabe den Betrag von 10 Reichsmark noch nicht erreicht, nur 28 Belriebc zahle,, Gewerbesteuern. Wie hier srdie städtischen Betriebe bevorzugt sind, ersieht inan daraus, daß der städtische Fuhrpark bei einem Umsatz« von 1,4 Millionen Reichsmark dur 796,08 Reichsmark an Gewerbesteuern zu zahlen batte, während ein Prwatuntcrnehine» in der gleiche» L<rgc 8939,77 Reichsmark hätte tragen müssen: die städtischen Elektrizitätswerke haben im Jahre 1926 bei einem Gewinn von 116 Millionen Reichsmark mir 2,55 Millionen Mark, also 2 Prozent davon an Stenern abgciübrt, während die privaten Eleklrizilütsn^rke A.-G. Siidwest bei einem Gewinn von 10,3 Millionen Mark dafür 1,84 Millionen Mark, also 17 Prozent davon gezahlt lmben. Nach den Feststellungen des Berliner Stadtverordnete» Mer kel haben von den 252 städtischen WirtsclxiftSbctriebon nicht weniger als 145 mit Verlust gearbeitet, so ist zun, Beispiel die in, Jahre 1925 aufgelöste Neuköllner GroßhandelSgesellschrst mit einem Ver. lust von über 500000 Mark zusammcngcbrochcn. gleichzeitig mußte di« städtische Kleidervertriebsgesellschast mit einem Fehlbetrag von säst 1,5 Millionen aufgelöst werden: der Stadtfuhrpark hat sein Defizit von 350000 Reichsmark im Jahre 1927 ans 515 710 Reichs mark im vergangenen Jahre gesteigert. Die Berliner Anschafsungs- gesellschaf? wirtschaftete einen Verlust von 815000 im Jalire 1927 auf 9000 Reichsmark im !darauffolgendc» Jahre dadurch hcrunlcr, daß sie lediglich für die Unberweifnng des Auftrages vom Besteller an dir Lieferfinna für sich einen Rabatt von nicht »reuiger als 19 Prozent und bei Zahlung innerhalb vier Wochen noch einen Skonto von 2 Prozent erzwungen hat: endlich haben die städtischen Schlak- kensteimverke eine,, Verlust von rund 884 000 Mark i„ eine,, 0K- winn von rund 17 500 Reichsmark verwandelt „durch Streichung der unseren Werke,, anhaftenden früheren Schuld durch den Magistrat." Dieses Bild, das hier von der vrivntwirtfchaftliche,, it^eicili- gung der Stadt Berlin gegeben morden ist. ist seit der Revolution mehr oder minder typisch für die „Erfolge", di« zahlreiche deutsche Stadtgemeinden auf diesem Gebiet erzielt haben. Trotz dieser ungün stigen Erfahrungen geht aber die Kommunalvolitik -der Sozialdemo kratie »och immer auf eine weitere K o m in u » a l i s i e r n n g ans, deren Risiko der Steuerzahler trügt, nnd zwar bei der heutigen Ucberspannnng der Besteuerung vor allen, auf dem Wege der Erhöhung städtischer Tarife an> den Gebieten, wo die EE- meinden ein Monopol haben, wie zum Beispiel bei der Versorgung der Alevölkerung mit Etas, Elektrizität, Wasser. Ver'elirsunlcrueh- mungen usw. Daß dort ihre Preise außer de», Entgelt für di« Leistung noch eine Sondersteuer ftir den Abnehmer einschließeii, ist aber um so nmhricheinlicher, je schlechter die Finanzlage der. Stadt ist. Da man sich dieser Belastung jedoch nicht entziehen oder sie den Eiitkoinmcnsv-crhällnisscn unpassen kann wie z»m Beispiel die Ver brauchssteuer auf entbehrliche Genuß,niliel. so irisst sie die ärmeren Bevölkcrnngsschichten besonders hart. Sie haben also ei» Interesse daran, daß die städtischen Finanzen nicht durch kostspielige Wirt- schastserpcrinient« wie die van den sozialistische» Parteien geforderte Sozialisierung oder Konnnnnalisiernng von Betrieben zu ihren Laste,, vcrsch-icchlcrt werde», zumal damit, wie der Fall Sklarek zeigt, die Gefahr großer Verluste durch Korruption und damit wei terer Belastung des Steuerzahlers verbunden ist. Ans diesem Grunde muß auch der Arbeitnehmer bei den bevorstehenden Gemeindewahlen »ich! sozialistftche Kandidaten wählen, da das Programm der Links parteien nur Versprechungen enthält, die bei der heutigen Finanz lage -der Städte unerfüllbar sind oder deren Ordnung auch zmn Schaden der Arbeitnehmer unmöglich machen. Nochmals: Lu-endorffs JeMlenhetze Als Würze für die Rede ward allen- Zuhörern ein Flugblatt anSgebändigt „Seht, welch ei» Heiliger". Hierin wird in der satt sam bekannten Planier des Prost Gmßmann die „kirchliche Ver tuschung des Bcicbtamtc-mißbra-uchcs" den grnsclnden „deutschen Die Agitation in Sachsen Zu unserem Berichte über die Hctze des Lndendorsfschen Tan- -nenbergb-nndez in Nummer 257 schreibt man uns aus Chemnitz: Auch hier hat diese jämmerliche Mißgeburt .Deutschen Geistes" sich neulich betätigt. Stuf Verabredung tvarcn viele Katholiken er schienen. Sie süllte» wenigstens gut ein Drittel, wenn nicht die Häl-fie des kleine» Saales. lieber die unsinnige Hetze gegen die katholische Kirche i-m ein» zel-neii zu berichten, lohnt sich wirklich nicht der Mühe. Zn blöd, was da vorgetragen wurde. Im Tone des ehemalige» berühmten preußi schen Feldwebels natürlich! Nur «i» zweifaches sei unterstrichen. Einmal betonte der Versammlungsleiter, daß »ns Deutschen nichts so notine wie die Einigkeit. Ter Redner — Onersurt schrieb er sich — illustrierte das dann dürft' seine Rode dahin, daß die Einheit »nr möglich soi, wenn erst die geheime Macht des jesuitischen Katholizismus i» Deutsch land mausetot geschlagen wäre. Also mit andere» Worten: Ludcn- dorff als Verfechter des berühmten Rezepts: „Willst -du nicht mein Bruder sein »sw." t» schling VolkSgcnost'en" enthüll!. Es ist nun gewiß selw bezeichnend für die vornehme Art der rilterlichcn Tannenberger Ludcndorsnaner. daß der Leiter der Ver sammlung — von Mitlweida soll er gewesen sein — in der freien Aussprache ein Eingehen ans dieses verlogene Flugblatt nicht statl- haben wollte. Er wisse davon nichts, daß das verteilt worden sei. Ein Kind — kein Engel ist so rein! Wir hatten die Freude, daß in der Diskuision sowohl Herr Lehrer Inst als anch besonders Pfarrer Dr. Spettniann die Aus führungen des Herrn Queriurt in sehr sachlicher und ruhiger Art, aber mit um io größerer Entschiedenheit zurnckwiHen. Das Resultat? Es ist eigentlich wirklich z» schade, dieser Art von Versammlungen Zell und AiisnieiHanikeil zu schenken. Ans solche Dinge werden doch nur die ganz Dumme» hercinpallc». Den Tan nenbergbund kann man wirklich seinen Bundesgenossen, den prole- tarischen Freidenkern und dem ewig unhelehrbaren Evangelischen „Die andere Seite" sTcutsck)« Aufführung von „Zourneqs End" im Alberttheatcr.) Allen, die das Gegenteil behaupten sollten, zum Trotz lei cs gesagt: Die denlsche Ausführung inor. obwohl manches zu vemängeln wäre, ganz entlchicden eindrucksvoller als d:e gewiß vorzügliche englische. Bei dieser genügte es nicht, englischrz» verstehen, svnder» das Wesen des Engländers sehr geikkui zu kennen, tim einen wirklichen künstlerischen Genuß zu haben. Außerdem aber beherrschen nur ganz wenige Denlsche das Englisch so, -aß ihnen kein Wort un-d vor allem keine schau- svielerischc Feinheit entgehe» kann. Deshalb blieb für uns das Gastspiel der Players weit eher interessant als daß es zu künstlerischer Begeisterung hätte Hinreißen können. Was in diesem Stück „zwischen den Zeilen" gesagt wird, das hebt natürlich die deutsche Darstellung für uns Deutsche erst heraus »no so werden die ehrliche» Besucher der Engländer wohl mit mir darin einig gehen, das; gestern abend die Wirkung eine nngicich größere war als neulich. Tie Nebersetzuiig von Hans Reisiger legt es nicht daraus an. das deutsche Schützengraben-Idiom i» die Handlung ein- Zlnuhre». Ganz wenige dieser Krastausdrücke finden sich. Sie ist dennoch flüssig und voriresslich in der Erfassung mancher Stimminig. Zoe Münch leitete das Spiel. Er sorgte nicht »nr für eitie gründliche Kanonade nnd einen äußerst realisti schen Einsturz des Grabens i-ie Vorbereitungen dazu werden hossenllich in der zweiten Aufführung weniger sichtlwr bleibcns, sondern auch für gesteigerte Szenenfolge. Gütz ne gab den Slanhope. Er traf die Szene mit Hibbert, die übrigens viel stärker betont erschien als bei den Engländern, und die zwei aliwholistischen Szenen großartig und ohne Uebertreibung. Aber er oersland es nicht, die Jugend nnd die Beweggründe Eiaahopes glaubhaft zu machen, dessen Verhalten manchmal ganz unmotiviert ans den naiven Zuschauer wirken mußte. Tas machte Stirling — in seiner Art freilich — lebendiger. Dieser Slanhope ober erioeckt« nicht Mitleid, weil er sich von Anfang an zu sehr in seine Zwangsvorstellungen die man nur einmal deutlich, bei der Beichte aii Osborne, ohN Zurück haltung spüren darf, verkrampft«. Bendey als Osborne Halts die ruhige, gütige Art des großeiftMenschen. Den jungen Raleigh spielt« A. Bender mit liebenswerter Bescheidenheit. Vielleicht hätte er noch etwas fr>sä>er aussehcn dürfen. Zäh lt i g zeichnete als Trotter eins Figur, die sich sehen lassen kann. Er war der echteste unter diesen Schickjale-geiiossen. einer von denen, die jeder von uns erlebt hat. Auch der Oberst hatte bei Ottmay Format. In der großen Szene mit Slanhope be währte sich der Hibbert Studts am besten. Ansonsten schien er ein wenig farblos. Die komische Charge des Kochs erfüllte Wenck niit Leben. Rainer als abziehendcr Kompaniechef und Wildberg als Feldwebel sind noch mit Lob zu nennen. Die Wirkung war also, wie gesagt, ungleich stärker. De bittere Anklage gegen die Freiheitsberaubung nnd den Znwng zu töten, wurde vernommen. Vielleicht auch die Tragödie der Völker. Nicht aber die Tragödie der Einzelnen, der Slanhope, Raleigh, Osborne, Ein Stück ohne Anfang und ohne Ende und deshalb ein Fragment! Gewiß, so war cs ja beabsichtigt. Wir werden aber mit Schilderungen allzu sehr überhäuft. Zeigt uns Wege, Wege! Z ck. „Roter Rost" Erstaufführung i„ Leipzig. Dos trefflich geleitete Schauspielhaus in Leipzig brachte in Erstausführung: „Roter Rost". 'Schauspiel in drei Akten von A. Kircho». Deutsch von Hans Reißigcr. — Ein Studenten- drama, In Moskau. Es geht »in -die Ehe. Ter russische Venasscr gibt Tatbestände. Er umgeht absichtlich jede eigene Stellungnahme. So ist cs. So steht es. Maclft daraus, was ihr wollt. Seht z», wie ihr damit fertig werdet. Freie Ehe. Elanz recht. Aber wo sind die gegenseitigen Sicherheiten? — Jede Ehe ist ein Wechsel ans die Zukunft. Wird ihn der ander« ciiilöscu? Wer sich an bei» Gesctzcs- willen des Ewigen vergreist, konmrt unter die Näder. Wie im Tierreiche, so ist auch der männliche Teil mir zu oft die grausame Bestie. So auch in diesem Drama. Hier auf der Bühne lacht keiner, dem es ein Vergnügen wäre. Man Hort zwa, auch lachen. Aber cs ist das Grinsen der Hölle. Auch weiblich« Bestien — „Hyänen" zeigen sich. Aber sie sind in der starke» Minderheit. — Diese Spritz- flut von satanischer Gemeinheit. Und dazu immer der entsetzliche Ge danke: So ist das Leben in Sowie!-Rußland. Das alles muß wahr sein. J-a, «- ist so! — Und da ist dieser Piotr Liamin. Er sieht all das furchtbare Geschehen. Er hat sich i„ seiner Bancrncinsalt den freien Blick bewahrt. Er sicht vor sich die ungeheure Größe und Tiefe dieses gronenvolle» Snmvfts. Er kann mehl weiter. Ter Rest ist die Kugel. Und eine Kugel von der Hand des Mannes ende! das Leben einer Heldin der Liebe. Und die zu Gericht sitzen über den Münder — sie opfern dieses wertvolle Lebe,, der ,,-n-schn!eigen Dul der!» der „Masse" — der Partei. Der Sowjetstaat an -Stelle des ewigen Gotles. Dieser Moloch verschlingt nicht nur Kinder — Kinder mit Seele — mi! Seele im Muttcrseboße Ihm soll alles geopfert werden, was eine gütige Patcrliand an Glück, an innerem Frieden, a» geheimen, an den stillen Freuden der Familie dem Mensche» bcreliet hat. S taals- AbsoInt, SmuS ist die g e sü h r l i eh st c, die wider lichste Form des Heidentums. Tvrannei nimmt sieb da gegen wie «ine srcnndlickc Licktersch-einnng aus. — Auel, die V-üi-m.- zei-gt eine solche Lichterscheinung: die Heldin Maria, diest- zweite Judith. Sie bringt sich z»m Opfer, daß die „Masse" einen Perbre- ' che« los wird. Ihre Reiinng hängt an eine,,, Haar. 'Aber sie ent schließt sich zu diesem größten Ovier eines Weibes ans tiefer, reiner Liebe. Es ist schwer, die Svuren der Valerliebe des allmächtigen Gottes in der Mcnschenbrnst ganz zu vertilgen. Diese? mit starkem Empfinden für Bühnenwirkung geschriebene Stück kommt in vielfacher Hinstckt zur reckte» Zeit. .Kulturvölker ringen um Erweiterung der persönlichen „Freilnstl" i„ Sachen der christlichen Ehe. Aber wer sich an Gvll vergreist, stirvl daran. Vis heute haben alle Versuche, die göttlich« Weltordiiung in dieser Hu>- sicht zu verbessern, versaat. Es wird immer Märtyrer des christliche,, Sittengesetzes gebe». Aber ans iyren Opfer» — und es sind i» der Tat keine kleinen — sprießt Segen dieses »nvcrrückvaren Gebotes des Christentums. — Es milch letzten Endes immer ein Geheimnis bleiben, warum ans diese», Gebiete der Allmächtige den einzelnen Mensche,, so Harle, so langdaucrnde. so scinvere siämpse bereftet. — Nie sahen wir den ganzen Irrsinn der roh.,, Staatsgewalt klarer enthüllt, als hier in diesem ergreifenden Spiele der Bühne. Gerade weil -er Verfasser Mara-l »ich! predigt, wirkt er doppelt eindringlich im guten Sinne. Wer der Wahrheit ins Auge zu sehen sich stark genug suhlt, der lasse dieses Bild aus dem Leben, wie es ist, an sei ner ergriffene» Seel« vorüberziehe». Der starke Eindruck des Stückes wurde oomöglich noch gesteigert durch o«n Ernst der Spieler, die in ihren nicht leichten Rollen sicht»
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