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Nummer 2«2 — 28. Jahrgang knch«>» Nma! wScdentI.mil den Illnstr. SraltSbeilaaen .Die kcu'imd der Ninderbeilage.Frohmut», >owte drn r»nbelia«e» .kl. r'einio.BIatl». .NnlerbalrmiA und Witten», .Die Weit der Fra,-» .»lerztitlder Ratgeder» .Da» gute Bu»» .Ftlmrimd. schau». Monaiitiher Be,ua»vret» 3 MI. einlcht. Beltrllaeld. tiiijciuunimer lv 4- Sonnabend- u. Tonntagmimmer tt« Hauvtlrhrtitleiter- De. <S. LeSejhk, Dresden. Sächsische Mittwoch» 13. November 1S2S >UerlaaSorti Dresden «nzetaenvrette, Die loetvaltene Petttzeile »t» Familien- an,eigen u.Stcllenae'nche ««»->. Die Peliireilame»etle. nli mm drei, I Ftir «In,einen aukerbalb de? 't'erbreUttngSaebieieS diePelttrcName,eile !.:»<> Brie,ged. IN» ^ ImFalie böderer Mewnli erlilchi ede BervllichNmn aut Lie'en»,« mwic Ertüllunu v. Anreiaen-ilultritaen u. Leistung d. Sckadenerlad, »«>»»!,licher D«U Artur Leu». Dresden. üolfsseiluna GelchnttSfteo«. Drmtn.verlaa: »ermania. »i^»». >sii iieri ag und DrnSerei. Filiale Dresden. Dresden-»!. >. ll olieci lNtieN. FernrutStvtS. Potttideiklonlo Dresden M Banttonto Stadtbank DreSde» Nr. «>7>» Für christliche Politik und Kultur Dresden. Redaktion »er SitN>s»<«>en ivotk»,ei»nng »den-NUiiadi l. Polierttrahe 17. Fernr», Mit „nl- 7INI2. Ak -er MM MW M ZW Ä Koesch bei Briand Paris, 12. November. Der deutsche Botschafter v. Hoesch hatte gestern abend emo längere Unterredung mit dem französischen Auhenminisler Briand. Zwischen den beiden Staatsmännern wurden die Porbereitungsarbelten für die zweite Haager Konserenz besprochen. lieber die gestrige Unterredung des deutschen Bot schafters mit Briand berichtet „Matin": Man kann «„neh men. das; der deutscl>e Botsclxstter auf Grund der kürzlich ab gegebenen Erklärungen Tardiens und Briands in der Kammer über die Räumungsfrage beauftragt morden ist. die französischen Minister um gemeinsame Aufklärung zu bitten. I» Berlin hat man den Sinn der Rede Tarüieus bekanntlich verkannt. Ein Teil der Presse hat vor allem geglaubt, ihn dahin verstehen zu sollen, daß nach Ansicht des Ministerpräsidenten der Zeitpunkt des 30. Juni 1930, der Im .Haag für das Ende der Besetzung der dritten Zone vorgesehen mar, nicht mehr in Frage kommen könne. Briand hat Herrn v. Hösch darauf hingemiesen — wo für sa auch die im „Journal Officiel* erschienenen Berichte sprechen — dass Tardieu keine von der seinigen abweichenden Ansicht habe. In den Interpretationen hätten der Minister präsident »nd der Außenminister klar und übereinstimmend zmn Ausdruck gebracht, daß die Räumung erst nach Ingang- sespmg des Noungplanes beginnen könne und der Minister präsident habe hinzugefügt, daß man, wenn die Bedingungen erfüllt seien, räumen iverde, ohne die Dinge In dl« Länge zu ziehe». D« deutsche Botschafter I>at erwidert, das, cs in diesem Falle von Interesse märe, die Formalitäten des Verfahrens zu beschleunigen und an die schnelle Einberufung der zweiten Haager Konserenz zu denken, damit die Inkrastsctzung des Aoungplanes nicht verzögert werde. Besprechungen bei Tardieu Paris. 12. November. Ministerpräsident Tardieu hatte gestern nachmillag. nachdem er vormittags mit den französischen Delegierten beim Organisationsausschuss für die internationale Zahlungskanh Rio re an und Quesnais verhandelt halte, init den Mini stern Briand. Charon „nd L suche u r eine Unterredung, zu der der Gouverneur der Bank von Frankreich. Moreau, und ein hoher Beamter des Finanzministeriums hinzugezogen waren. Sowohl vom sinanziellen wie vom diplania! Hetzen Standpunkt ans sind, wie die Malter berichten, alle die Repara tionen betreffenden Fragen verhandelt morden, vor allem der Sland der Arbeiten des Sa ch v e r st a n ö i g e n k o m i t« e s. der Statntcnplan der kllnsligen ZahlnngsNank. sowie die Vor bereitung der zweiten Haager Konferenz. In französischen politischen Kreisen ist man der Auf fassung. das; Ministerpräsident Tardieu im Lause einer der kommenden Kanimersitzungcn von der R echte n der Kammer interpelliert werden dürfte, um ihn zu einer Aeuherung über den Endtermin der Räumung der Rheinlande zu bewegen. Bekanntlich hat Tardieu in der Kammer gesagt, das; der 30. Iir.A als Endtxri'.li» der Räumung nicht mehr in Frage komme. In Paris rechnet man dainit, das; die zweite Haager Kon ferenz nicht vor Januar zusammentreten wird. Aechkung -er KungerNorka-s? Eine Friedensrede Koovers Washington. 11. November. Präsident Hoover hielt anläßlich des Wassenstlttstands- tage vor der A in e r i ca n - L e g i o n eine eindrucksvolle gnidensrede, in der er ausführte, leider starre auch heule noch die Welt von Waffen: Furcht und Alis,!rauen herrschten noch immer zwischen de» Völkern. Die Ursack>en des Misstrauens und der Eifersucht mühten durch A b s cha f s u n g d e s W e t 1 - r i sie n s beseitigt werden, das dem Nationalvermögen Gelder !>ir Ausgaben entziehe, die das Leben lebenswerter machen würden. Deswegen habe er Verhandlungen über die Be schränkung der Seerüstnngen cingeleitet und vertraue fest ans Erfolg der Januar-Konferenz. O Inzwischen aber stelle er folgenden Vorschlag zur Debatte: ! ^Schisse mit Nahrungsmitteln sollten genau wie Lazarettschiffe i» Kricgszeilen unbelästigt verkehren dürfen. Das würde das Bush,,„gern von Frauen und Kindern als Kampsmittel besei tigen „nd die Kriege stark beschränken, wenn nicht ganz ver hüten. Gleichzeitig würde es die Unterhaltung einer grohen Iloile zur Sicherung der Lebensmitteibesörderung unnötig mochui. Sobald das Vertrauen und die Freundschaft zwischen den Völkern durch das oben gekennzeichnete Mittel fest ver- ankeri sei, werde der Gedanke an Krieg immerhin aus dem Rewichlsein der Menschheit verschwinden. Der Gedanke, Nahrungsmittelschiffe als im Kriegsfälle wwerleljlich zu erkläre», wird i» Deutschland lebhaften Beifall siuden. War doch die Hungerblockade das schärfste und wirk samste Kampfmittel, das im letzten Kriege gegen Deutschland angewandt worden ist. Wie barbarisch die Folgen einer solchen Blockade sind, haben wir alle am eigenen Leibe gespürt und mit eigenen Augen gesehen. Der Vorschlag des Präsidenten Hoover ist also ungemein menschlich und christlich. Aber wird er bei den Mächten, die praktisch erprobt habe», das; Hunger blockade zwar ein ivcnig faires, aber — wirksames Mittel ist, Beachtung finden? Der WaffensMIslandslag in England London. 12. November. Gestern abend wurden anlählich des 11. Jahrestages des Waffenstillstands in vielen Städten Englands Versammlungen obgehalten, in denen hervorragende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Ansprachen hielten. Bei der Gedenkfeier in der Albert-Hall war der Prin z v a n W a I e s zugegen. Er wies >» seiner Rede u. a. darauf hi», wie im Laufe der Zeit der Wasfenstillstandslag ans einem Tag des Aufatmens und der Freude sich in einen Tag des Bedenkens verwandelt habe. Der Anhensekretär Henöerson sagte in einer Rede in Lon don u. a.: Wir haben unsere Truppen aus dein Nlieinland zu rückgezogen, weil nach unserer Ansicht kein Grund für die Fort dauer der Besetzung besteht. Es ist mit dem Kellvggpaltt un vereinbar, dah wir das Gebiet einer anderen Macht besetzt halten. AanzSslsches Saargrubenaml? Ende Oktober ist ein Gesetzentwurf der französischen Negie rung bekannt geworden, der die Einrichtung eines Grube namtes im Saargebiet varjnh. Die Veröffent lichung hat in der deutschen Oessentlichkeit berechtigtes Aus sehen erregt, da man nnnehmen muhte, es handele sich in Frank reich darum, noch in letzter Minute solche Mahnahmen vor,u- nchinen und die Errichtung einer internationalen Grubengesell schaft vorzubereiten. Bei dieser Angelegenheit scheint cs sich um folgendes zu handeln: Der Gesetzentwurf, der kürzlich mit den Drucksache» in der französischen Kammer verteilt wurde, stammt aus dem Jahre 1920. Er ist in den ersten Märztagc» des Jahres 1929 der französischen Kammer vorgclcgt worden, also zu einer Zeit, als über die Rückgliederung des Saargebietes zwischen de» Ne- gierunge» noch nicht gesprochen worden ist. Die Kammer hatte damals die Drucklegung bestimmt, und der Entwurf ist dann erst Ende vorigen Monats mit einer ganze» Anzabl anderer Drucksachen älteren Datums zur Verteilung gelangt. Mun misst hier der Angelegenheit keine praktische Bedeutung bei. * Pulverexplosion in Toul. In Ton! ereignete sich Moniag abend in einem Pulvermagazin eine starke Exvlcsian, die die ganze Stadt plötzlich hell erleuchtete und in eine Rauchwolke einhüllte. Personen sind nicht zu Schaden gekommen. Ob es sich um einen Anschlag l-andelle. ist noch nichi geklart. Nur noch vier Tage! Wahlkampf — das war in den Tagen na6) der Staatsumwälzung. bei der Schistfung der ersten Parla mente neuer Ordnung noch ein Ereignis, das alle Kreise des Volkes aufs leidenschaftlichste bewegte. Damals war der Glaube, mit dem Stimmzettel auf einmal eine neue Ordnung schassen zu können, noch weit verbreitet. Seitdem aber haben wir erlebt, doch auch Parlamente nur Menschenmögliches leisten können. Diese an pch selbst- verständliche Tatsache hat vielen den Geschmack an der Politik verdorben. Politische Persammlungen sind nur noch dann gut besucht, wenn sie Krach oder Skandal ver sprechen, oder mit Militärmusik und Fahnen aufgemacht sind. Die Wahlkämpfe der leisten Jahre sind immer mehr aus den Versammlungslokalen keraus verlegt worden — sie spielen sich auf den Plakatsäulen ab und im Gegen einander der Flugblätter. Diesem gigantischen Kampf des Truckpapiers ist es bei Reichslagswahlen noch immer ge lungen, die Wahlbeteiligung aus alter Höhe zu halten. Schon bei Landtagswahlen nicht immer, urid die Ge nie i n d e iv ahlen gar erregen nur geringes politisches Interesse. Nur noch wenige Tage sind es bis zun; 1 7. No - vember, an drin fast in ganz Deutschland die Ge meinde-Vertretungen neu gewählt werden. Wo aber ist etwas van einem Wahlkampf zu spüren, der die gesamte Lessenllichkeit wachrüttelt? Die Freude an der Politik hat bei den meisten Men schen in Deutschland einen Bruch bekommen während jener schweren Jahre nach 1918. als alles Unheil: äußerer Zusammenbruch und innere Not ans dieser einen Oue'le der Politik zu fliehen schien. Diesen Mangel an freudi gem Interesse, aus dem sich neue Gedanken und frucht bare Taten von selbst ergeben, gleichen die Linksparteien, vor allem die S a zial de mokratie aus durch die straffe Disziplin ihrer Parteiorganisation. Die andern Parteien aber, die sich nicht zur marxistischen Weltan schauung bekennen, finden nur schwer die Kraft, ihre Wählerscharen für die Kommunalpolitik in gleicher Weste zu interessieren wie für die Reichs- und Landespoulik. Diese politische Schlappheit der nichksozia listischen Wühler Massen macht den 17. 'No vember zu einer großen Gefahr. Schon heute zählt die Sozialdemokratie in Sachsen 6181 Stadt- und Gemeinde- verordnete und 211 sozialdemokratische Bürgermeister. Das ist mekr als ein Drittel aller kommunalen politischen Posten in Sachsen überkauvt! Das Ziel der Sozialdemo kratie ist min ein sehr einfaches: Oie will ans diesem Drit tel eine Mehrheit macken. Wenn dieses Ziel auch nur an nähernd erreicht würde, erhielte die Gesamteutwichluug in Sachsen .einen gewaltigen Stoß nach links Dann würden auch die Selhstoerwaltnngskörper der Aml-- bauptmannschaflen (bisher haben dort nur in 8 von M Körperschaften die Linksparteien eine Mehrheit! bald' ein anderes Bild zeigen. Die ganze sächsische Verwstlung würde von unten, von den Kommunen her rol aufge- särbt werden. Das märe verhängnisvoll für die politische Gemmt- ciitivicklung in Sachsen. Denn so gering auch das Inler- esse der nichtsozialistischen Blassen an den Kommunal- wahlcn ist. so groß isl ihr Interesse an den A n s iv i r - klingen der Kommunalpolitik. Gemeindesteuern und Gospreise, Degelxni und Wohnungsbau. Krankenpflege und Fürsorge, Schulverwaltung und Jugendpflege — das sind Dinge, die das Leben jedes Einzelnen berühren, die ihn nicht nur als Staatsbürger interessieren, sondern auch hineinwirken in seine privaten Verhältnisse, in sein Fa milienleben. Sollen all diese Gebiete, die zum Wirkungs bereich der kommunalen Politik gehören, künftig von marxistischen Mehrheiten bestimmt werden? Wir haben es erlebt, daß eine Reihe sächsischer Kommunen durch die wenig veranttvortungsbeivusste Finanzpolitik von Linas- mehrheiten ihrer Stadlparlamente an den Rand des Ban krotts gebracht worden sind. Die Gefahr, daß dieses Spiel fortgesetzt wird, ist in Zukunft besonders groß, weil die Nationalsozialisten, die an Verantwor tungslosigkeit in Finanzfragen die Sozialdemokratie wo möglich noch ül>ertreffen, der gegen den Marxismus ge richteten Fron! in den Rücken fallen. Die staatsbejahenden, verantwortnngsbeivnßten Parteien in Sachsen werden also alle Kräfte'znsammen- rasfen müssen, wenn sie verhindern wollen, daß d^e r 1 7. R ove m herein sch >v arzer T a g für Sachsen wird. Welche Folgen es haben würde, wenn gleichzeitig die Linksparteien und die Nationalsozialisten Gewinne z» verzeichnen hätten, das baa» man im Sich, fischen Landtag ermessen, der das traurige Bild eines durch Obstruktion und Verantwortungslosigkeit arbstls- unfühigen Parlamentes bietet. Kommunisten und Ratio«