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SächsNche Dolkszeilung Katholische Ausgaben Neujahrsansprache -es Aus Anlaß der Neujahrsgratululion des Domkapitels und des Diözesanklerus hielt Kardinal Fürstcrzbischos Dr. Adolf Bertram eine Ansprache, die wir im Wortlaute folgen lassen. Das Bild des verflossenen Jahres läßt manche erfreu liche Ereignisse wie Lichtpunkte erkennen. Der Friedens schluß zwischen dem Hl. Stuhle und dem Italienischen Staate darf auch hier im fernen Osten Deutschlands als eine der erfreulichste» Wendungen in der neuesten Geschichte der Kirche bezeichnet werden. Er ist von seiten des Päpstlichen Stuhles unter hochherzigem Verzicht erfolgt: aber gerade darum leuchtet um jo Heller die Absicht hervor, die zum Abschlüsse der Later a n - vertrage bestimmt hat: nicht politische Macht ist erstrebt, sondern vollste Freiheit für diejenige Autorität, die die heiligste aller Aufgaben zu erfüllen hat und die auf immer der Felsen der christlichen Kultur sein wird. Die Inschrist der 1929 geprägten Papst-Medaille „Lax Cku'iktl Italic,« lelliiia" markiert ein Ereignis, dessen Wellen den ganzen katholischen Erdkreis berühren. Dast dieser Friede in Italien nun wirklich Gestatt und Leben gewinne, hängt ab von ehrlicher Ausführung des mit Italien geschlossenen Konkordates. Das zweite freudige Ereignis, das zum Danke gegen Gott verpflichtet, ist die Gestaltung des für Preußen abgeschlossenen Konkordats. Auch an dieser Stelle sei herzlich Dank gesagt dem. weitblickenden, unermüdlichen Nuntius Kardinal Pacelli, der in stets herzlichem Ein vernehmen mit dem Episkopate die mühevollen Perhand lungen zum Abschluß gebracht hat, sowie allen denen, die, sei cs aus kirchlichem Interesse, sei es in richtiger Ein schätzung des Staatswohles zum Gelingen mitgervirkt haben. Im engen Kreise der Diözese dürfen manche neue kirchliche Gründungen als erfreulich bezeichnet werden. Wir alle sind Zeugen davon, wie an so manchen Orlen das selbstlose Schaffen einer einzelnen Persönlichkeit und die Gabe, liebevoll gewinnend die im Volke schlum- meindcn idealen Kräfte zu wecken und zusammenzuschließen, auch unter schwierigen und dürftigen Verhältnissen Segens reiches geschaffen hat. Auch an dem kräftigen Auftakt, mit de u das neue Bistum Berlin seine jetzt ganz selb ständige Arbeit begonnen hat, nehmen wir alle freudigen Aiueil, eingedenk der Bande, die ein sorgenvolles Jahr hundert lang den Telegaturbezirk mit Breslau so eng ver knüpft haben. Das sind äußere Ereignisse, über die zu be richten nicht schwer ist. Schwieriger ist es, eine Prognose für das tirchliche Innenleben zu stellen, das den Blicken vielfach verborgen ist. Was die Zeitungen davon Enreuliches berichten, ist in seiner Bedeutung schwer nach- zu. rasen. Was die Gegner mit frecher Anmaßung hinaus- pckaunen, ist tendenziöse Ausmachung. Was die' Statistik berichtet, ist beachtenswert, läßt aber den Blick nicht in die Ti-ie dringen. Daher habe ich es bei meinen Neujahrs- äeirachtungen stets vorgezogen, den Blick nicht optimistisch oder pessimistisch rückwärts, sondern mehr vorwärts zu richten auf die Ausgaben, die im begonnenen neuen Ja! re besonders vordringlich sind. Auf der Generalversammlung der Görresgesellschaft im Dkwbei habe ich als eine der bedeutsamsten Aufgaben be zeichnet. die Grundsätze der christlich eg Sozial ethik in ihrem Aufbau auf Naturrecht und Evangelium zum Gemeingute des ganzen Volkes zu machen. Ich richte an weitere Kreise die Bitte, diese Mahnung nicht zu über hören. Ost bleiben die vortrefflichen Arbeiten katholischer Forscher oft bleiben gelehrte Artikel in Zeitschriften nur aut einen sehr kleinen Kreis beschränkt. Görres dagegen war ganz anders eingestellt. Er wußte stets das ganze Volk zu erfassen. Sagt das nicht unseren Eckel,rten ein ernstes Wort? Auch der letzte katholische Arbeiter mutz Klarheit haben über die Grundsätze und den Der Unruhige zu Gott (Zur jUnszehnien Ienienarseler -es hl. Augustinus 4Z0-1»Z0 Es war im Jahre 130 — also in einer Zeit schicksalsvoller l lnnihen und Bewegungen im Abendlands, die wir unter dem kamen der Völkerwanderung zusammenfassen. Diese Um hüllungen und Verschiebungen sind nicht bloß nach ihrer delipoli'ischen, sondern erst recht nach der kulturhistorischen Lecke hochbedcutsam. Bedeuten si« doch den für den Fortbestand >er abendländischen (vielmehr griechisch-römischen) Kultur wlwenvlgen Eintritt der biologisch ungebrochen germanischen ! Krätze in den antiken Kulturkreis an die Stelle der erschöpften »nd verbrauchten bisherigen Kulturträger, des Römertums. Über es ist nicht eine bloße Uebernahme der Kultur durch neue resunde Kulturträger. Es handelt sich zugleich um die ilnseinandersetzung der neuen Religion, des Christentums, mit der anliken Bildung. Hier erleben wir nach und neben einer harinäckigen Bekämpfung eine starke gegenseitige Durchdringung beider Das ist der Anbruch einer neuen Zeit oder vielmehr der Neuzeit, wenn wir das Mittelalter nicht gesondert empfinden. Diese Bewegungen der neuen Zeit sind aber nicht bloß erst in den grcchen Levenskrcisen sichtbar, sondern schon in den einzelnen Mittelpunkten, in Persönlichkeiten, die die Bewegungen nicht nur widerspiegeln, sondern zeugen. Begrenzen wir das Jahr 430 aus den Monat August, den Schauplatz aber aus Roroasrita, so tritt vor unser Auge unwillkürlich der 28. August lind eine von den Vandalen schon drei Monate belagerte Stadt, in der das Herz einer Persönlichkeit, die wie keine andere die llnnibe ihrer Zeit verkörperte, im Wasfenlärm der Belagerung zur ewigen Ruhe einging. -Es ist Aurclius Augustinus, Bischof «an Hippo, jetzt Bona. Sein ganzes Leben war eine einzige IVei'äugung seines Ausspruches: „Unser Herz ist unruhig, bis es nukct ,n dir, o Gott!" Lo steht Augustin am Ausgange des Altertums als wwrl,niter Schlußstein, zugleich aber auch als leuchtender Llleg- weiker in die neue Zeit. Mau sagt auch, Augustinus sei ein Icmiik-mittelalterlicher bzw. neuzeitlicher Mensch. Wie kaum ein müderer umfaßt er die ganze Bildung seiner Zeit — ein wirk licher Enzyklopädist. Darum imponiert ihm der Bischof der «innichäischen Sekte, der er anfangs angehörte, wegen seiner Wern,gen Bildung ganz und gar nicht, während ihn der mumaiiismus de« Mailänder Bischofs Ambrosi», immer mebr Kardinals vr. Bertram Segen der katholischen Eesellschaftslehre und Volkswirt schaftslehre: muß Klarheit haben über die verheerenden Folgen, die der Sieg des religionsfeindlichen Sozialismus haben würde. Auch der letzte katholische Iungmann muß wissen, wie Geistcskultur mit Körperkultur zu verbinden ist, und der Segen der christlichen Lebensordnung allen Lebens gebieten zufließt. Auch die letzte katholische Fa rn i l i e muß volle Klarheit haben über die katholische Lehre von der ocr Heiligkeit und Unauflöslichkeit der Ehe und von den durch den Schöpfer in den ehelichen Beruf ge legten göttlichen Gesetzen. Immer wieder sind alle Er ziehungsberechtigten aüszuklären im Kampfe um die konfessionelle Schule sowie über die Bedeutung der katholischen Iugendvereine. Das sind Aufgaben, denen auch die katholische Presse mit aller Schärfe, Klarheit und Popularität ihre Arbeit widmen möchte. Da obwaltet eben eine der Haupt aufgaben der Katholischen Aktion, über die ich bei der letzten Romreise wieder dem Heiligen Vater berichten durfte, um als Gegengabe die monumentale Ausgabe aller päpstlichen Kundgebungen über die Katholische Aktion aus der Hand des Papstes zu empfangen. Als zweite Aufgabe für die nächste Zeit be zeichne ich einen regeren, lebendigeren Zusammen schluß der katholischen Eltern, der Männer und Frauen zum Schutze von Religion und Sittlichkeit gegen die Pamphletisten. Aus allen Teilen der Diözese höre ich von niederträchtiger Verhöhnung unserer Religion, Verhöhnung der Glaubenslehren, Verspottung der heiligen Messe, Ausstreuen von schamlosen Gemeinheiten, Ver- ipottung des Klerus: das alles in dreistestem Auftreten mit grenzenloser Frechheit in Schlagern, in bildliche» Dar stellungen, in öffentlichen Aufzügen. Von den Behörden ist nicht immer Abhilfe zu erwarten: sie fürchten, von oben oder von den Gerichten im Stich gelassen zu werden. Da gilt es denn d e in katholischen Volke: Hilf Dir selbst! Ich vermesse zuweilen ein regeres Ein- chreiten der Elternvereinigungen, der Männer- und .rauenvereine, ja aller in der Katholischen Aktion zu- ammengeschlossencn Verbände und der Volksvereins gruppen. Wo liegt hier der Mangel? Eine d r i t te A u f g a b e ist der Schutz der katholischen Wohlfahrtspflege gegenüber den christentumsfeind- lichen Wohtsahrtsbestrebungen. Bisher waren es die inter konfessionellen Wohlsahrtsverbände, die es den Katholiken übel nahmen, daß wir die im katholischen Volke vorhan denen religiösen Kräfte zu einer katholischen Caritas zu- sammenschlossen: und doch war das praktisch notwendig im Vvlksintercsse und war im Erfolge eine Glanzleistung christlichen Geistes. Heute sind es die religionsfeindlichen Männer des Sozialismus und Kommunismus, die der Caritas ihr Arbeitsgebiet zu entziehen, ihr den Lebens- quell abzugraben suchen, selbst die Jugend der rein katho lischen Kreise der Kirche zu entfremden und mit kirchen« feindlichen Tendenzen tropfenweise zu vergiften suchen. Da mit erwächst der katholischen Elternschaft und Lehrerschaft, der katholischen Wohlfahrts- und Jugendpflege, ganz be sonders der Kinderarbeit eine überaus große Auf gabe. Gerade jetzt kommt zur rechten Stunde die Enzy klika über die Exerzitien-Bewegung als Weihnachtsgeschenk vom Nachfolger Petri. Die gilt allen, auch dem Manne des schlichten Volkes. Es ist ein hohes Ziel, die großen Gedanken, die lichten Ausblicke,, die tief greifenden Impulse der Exerzitien allen Volkskreisen zu vermitteln, Exerzitien sollen zeigen, wie reich der katho lische Christ ist an geistigen Gütern, an seelischem Glück, an Quellen der Kraft für sittliches und berufliches Leben, für Eeiunduna des Familienlebens. Ererzitien sollen anzicht und so für das Christentum gewinnt. Den Grund für diese Bildung legte Augustinus mit spielender Begabung zunächst in der freundlichen numidischen Kleinstadt Tagaste, dem heutigen Soul Ahras, wo er auch als Sohn des heidnischen Sladtrates Patricias am 13. November 334 geboren war. dann im nahen Madaura mit seiner herberen Umgebung, endlich als Siebzehnjähriger aus der Hochschule im üppige» Karthago. Diese Bildung blieb aber in Augustin nicht etwa bloß formaler Natur. Ihr verdankt er vielmehr die kräftigsten Antriebe zu seiner geistigen Entwicklung. Die Lektüre des Hortcnsius, eines verlorengegangenen Dialogs Ciceros über die Beschäftigung mit der Philosophie, weckt in ihm den schlummernden philosophischen Eros, die Liebe, das glühende Suchen und Streben nach Wahrheit so nachhaltig, daß er stets und in allem der Wahrheits sucher, der Philosoph geblieben ist. Dieser Wahrheitsdrang drängt ihn als Lehrer der Beredtsnmkeit von Tagast« »ach Karthago, von da nach Rom und endlich nach Mailand, treibt ihn nach dem Vorbilde der Philosophenkonoente zur Gründung philosophischer Lebensgemeinschaften auf dem Landgut Casfi- ciacum bei Mailand und später in der Heimat, um sich ganz dem Dienst des Wahrheitsuchens zu weihen. Wie lies er in der antiken Bildung lebt und sie in ihm, sehen wir unter anderem z. B. daran, dag er in den Bekenntnissen die Frage, ob die Sünder die Sünde wohl um ihrer selbst willen tun, in die Frage kleidet, ob Ciceros Catilina die Sünde um der Sünde willen getan hat. Aus der qualvollen Skepsis, deni Verzicht aus Gewißheit der Erkenntnis, reißen ihn die Bücher des Neu- plaionismus heraus und bringen ihn dem Christentum näher. Diese Bildung und das Wahrheitsstrebcn heben sich in ihrer Intensität um so kräftiger ab von der starken Sinnlichkeit, die Augustin in viclsältige Irrungen verstrickt. Alle Krätze in Augustins Natur quellen eben in lebendigster Fülle. Die ersten Ansätze zum Christentum in Augustins Herz stammen von seiner christlichen Müller Monika, einer idealen Frau und Mutter, deren treue und fromme und starke Liebe sich rührend für den heftigen und unbeständigen Mann in gleicher Weise wie für den lebensdurstigen Sohn aujopsert und verzehrt, bis sie beide gewinnt. Ihr verdankt Augustin neben dem Willenscharakter seiner Anschauungen die starke Liebe zu Christus und den Glauben an die Vorsehung Gottes. Es sind nur Ansätze, die sich langsam entfalten und auswirkcn zum vollen Christentum, die sich aber gleichwohl durch die jugendlichen Irrungen hindurch erkalten. Anfangs stößt den sormsrcudigcn antiken Redner am.Cüristentum die unklastische Form der Bibel 4 Januar lvZS Gerüchte um Paeelli Nom, l. Januar 1939. Die aus Rom ln deutschen Zeitungen verbreitete Nachricht von einer offiziösen Mitteilung über den Rücktritt des Kar« dinalstaatssekrctärs Easparri entspricht nicht den Tatsachen. Sie eilt denselben vielmehr voraus, was wir nicht als Zeichen von Geschmack oder Rücksichtnahme aus den hochver dienten Staatssekretär Pius' XI. anschcn können. Die Verbreiter solcher Nachrichten von hier hätten sich sagen müssen, daß Kardinal Gasparri jedcnsalls doch noch den Besuch des italienischen Thronsolgerpaarcs an dessen Hochzeitstag ii» Vatikan und ebenso die Staatsvisite des Königs und bei Königin von Belgien bei Pius Xl. in offizieller Eigenschaft mtt- inachcn werde, wie er auch im Auftrag des Papstes bisher sämt liche Besuche von Mitglieder» des Hauses Savoyen erwidert hat. Wenn auch voraus',usehen ist, daß nach Abschluß der vorgenann ten Ereignisse der greise Kardinalstaatssetreiär einen Entschluß fassen wird, der es ihm ermöglicht, sich einem anderen wichtigen kirchlichen I n t e r e s s e n k r e i s zu wid men, so erscheint doch jetzt noch das Eingehen auf Einzelheiten wenig passend. Die Erörterung der Möglichkeit, daß Kardinal Easparri auch nach seinem Abschied noch durch den besonderen Gnadcnerweis des Papstes den Titel des Slaatsseiretürs bei behalten werde, während Kardinal Pacetli den eines Pro. staalssekretürs erhalten solle, ist lediglich unverbürgte Mut maßung des „Eiornale d'Italia". die S cks ule 'Fei n z ur Heranbildung vo itk Führernature ». Atzt freudigem Muie z» den Arbeiten der Katholischen, Aktion, mit dem Goiioertrauen. das der Ererzinenbewe- gung entspringt, wollen wir ins neue Jahr cintreten, Gottes Segen wird nicht fehlen, wenn unsere Arbcs^ rührig ist. Kirchengeschichlliche Geder,Klage . Unter den kirchengeschichtliche!, Gedentiagen des Fahre« 1330 nimmt den ersten Platz der Todestag des größten laicini» scheu Kirchenvaters, des heiligen Augustinus, ein der an» 20. August 430 in Hippo starb. Am 10. Ma, >030 ist ein Fahr hundert verstrichen seil der Heiligsprechung des heiligen t!Üson» von Lcguorr. 4 Anläßlich der neunhucidertsten Jahresfeier des Todes des Eininerith. Lohnes dev heiligen !lntii.n'nköniAS Stephan, werden in Ungarn großartige Feier!,,blecken veran staltet werden, zu denen die Teilnahme von Katholiken au-- alle» Landern erwartet wird. Bereits sind die Vorbereitungen dazu im vollen Gange. Die Festlichkeiten dauern von Anfang Mat bis Ende August. In Verbindung damit finden mehrer« internationale Tagungen statt, so im Juni die international» lalholüche Woche, im August ein internationaler katholischer vagcndkongreß und ein internationaler Aerztelongreß über die Probleme der serualeihik. Die Hauvlscierlichkecken dauern vom l!« bis zum 23 August und umfassen einen eucharislischen Landeskongrcß, das Fetz des heiligen Königs Stephan und einen allgemeinen Sodalentag der marianischen Kongregationen. F» der gleichen Zeit sindet auch die internationale Konferenz der Ltecc pro blüllonibui," statt. LanüesIiaiiiiliiianiiWiilek schwer erkrank! Landeshauptmann Dr. Pionlek hat, wie aus Natibor ge- meldet wird, am Sonntag einen so schweren Ansatz erlilien, daß er mit den Sterbesakramenten versehen wurde. Landes hauptmann Dr. Piontck beging am Sonntag seinen 54. Ge burtstag. ab, den antiken Philosophen der Befehl zum Gehortam der Erkenntnis gegenüber dem Glauben, den lebensfrohen Menschen die Forderung der Keuschheit. Darum wendet er sich dem Manichäismus zu, jener christlich gekleideten iranischen Erlösungsreligion, die sich auf dein Glauben an einen Kampf des Geistes und der Materie, des Guten und des Bösen, die beide verdinglicht erscheinen, und den Sieg des enteren über das letztere aufbaut. Aber diese Religion befriedigt ihn nicht, vermehrt vielmehr in ihm die Unruhe und das Schuldgefühl, das ohnehin im westlichen Heidentum gleichsam schon von 'Natur aus überstark empfunden wurde und auch in Augustin trotz keines Durckiaannes durch den harmonisierenden Reuvlatonisnius. oer in dem Bösen keine dualtstifch entgegengesetzte positiv« Substanz, sondern nur einen Mangel an Gut und Göttlichem steht, selbst nach seiner Bekehrung stark ausgeprägt blieb. Wohl unter der schmerzlichen Erfahrung, daß der Mensch mit seinem Verstände doch nicht bis zu den letzten Wahrheiten Vordringen und auch durch tiefste Verstandeserkennlnis sich selbst nicht erlösen könne. Dafür aber gebt ihm ahnend allmählich zumal durch die Lesung der Briefe des heiligen Paulus das Verständnis der Gnade aus als der freien Liebesiat Gottes — ein Erlebnis, desien bearisfliche Verarbeitung wohl den Kern dessen bildet, was wir Augustinismus in Theologie und Philosophie nennen — eine schicksalsvolle Schöpfung, die die Gemüter aller Zeiten bis zur Stunde in Spannung und Kampf erhielt. Aber noch bevor ihm diese Erkenntnis aujging, hat sich 'Angustin dieser Gnade ergeben und der Kirche seiner Mutter als Dreiunddreißigjähriger angeschlossen, indem er mit seinem Sohn Adeodatus die Tonfe einpsing. Für den anliken Philosopben und jür jede bloße Philosophie muß die Einsicht in die Beschränktheit und Schwäche menschlicher Verstandeserkennlnis ein tragisches Scheitern und Verzichten bedenken Gewiß, das ist die Tat der Religion, der Lssenbarungsreligion, daß sie die Blickrichtung der bloß natür lichen Philosophie vom Menschen aus auf Gott hin umkehrt in die entgegengefetzte von Gott aus auf de» Menschen hin bzw. daß sie diese neue Blickrichtung zu der bisherigen hinzubringt und der Philosophie neue Ausgaben stellt »nd sie so bereichert. Das ist die Bedeutung Augustins für alle Zeilen, daß er nicht bloß die antike Philosophie an die neue Religion heranbrachte, diese gleichsam in die Formen der Philosophie ecknangend, sondern aus der neuen religiösen Blickrichtung des Christentums eine neue Philosophie versuchte und schuf Richt'das ist das Tragische, daß Augustin diese Ausgabe nicht vollendete, das war und ist für den einzelnen stets unmöglich, auch nickt. daß er kein Soft««»