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«»mmer 4 Sächsische Vokkszeilung ». Januar >»»« Kursänderunq -es .»Roken Blattes" Rückzug -er religiösen Sozialisten Begrabene Kofsnungen In derstiurz vor Weihnachten erschienenen letzten Num mer des ersten Jahrgangs vom „R o te n Blatt üer kaiho- !'scheu Sozialisten" teilt der Herausgeber Heinrich Viertens mit, dass er den sozialistischen Kölner Parteiverlaa custgcgcbc» Hobe unp ab 1. Januar 19M gemeinsam mit dem Wiener katholischen sozialistischen Arbeiter Otto Bauer im pro testantisch gesührten Mannheiiner Verlas, religiöser Sozialisten sPsarrer Eckert) sein „Rotes Blatt" weiter erscireinen lassen werde. Was ist zu dieser Wendung zu sagen? Zunächst einige Tatsachen! Im November, d. h. also im Wohimouai. erschien keine Ausgabe des „Roten Blattes": es muroe keine Wahlprosiaganda-Nuinmer von Heinrich Mertens herau-cgegeben. Weigerte Heinrich Viertens sich, sich zum Wahl- hcijer und Handlanger der herrscl>eiiden soziaideinokralischen Keuoise» zu erniedrigen? Vielleicht dient eine Stelle aus den, tklobcr Hest des „Roten Blattes" zur Aufklärung. Aus der ersten Seite ist ein Artikel über die Gewaltpolitik der Frci- keiiker vcrösscistlichi, ein Protest des „Sonntagsblattes des arbeitende» Volkes" dagegen abgedruckt. In Berlin wurden nur solche Kandidaten zu den Kommunal,vahlcn von der Eostaldemokralie ausgestellt, die ihren vollzogenen Kirchen- austritt bescheinigen könnten. Der Freidenker und Dissident Iw,» alw allein (als Kandidat) in Frage, nicht der katholische und protestantische Sozialist. Das „SanntvgSblatl" schreibt dazu in seinem Protest: Wir sind nicht Sozialdemokraten ge- wordcu. uni die Geschälte der proletarischen Freidenker zu be- st :ge». um diejenigen Genossen, die sich innerhalb und außer halb ihrer Organe stets als die geschworene» Feinde aller rclichö'cn Menschen gebärden, am Tage der Wahl mit unseren Stiuiiu'.cttel zu unterstützen". Dazu schreibt Heinrich Viertens »nlcr der Uebcrschrift „Unsere Antwort": „Wir verzichten auf das ak'.ive Wahlrecht, wo uns das passive oorenthalten wird... Uuier eusten Umständen können es katholische Sozialisten Ber lin? nicht mit ihrem Geivisse» vereinbaren, am 17. November SPD. zu wählen." Im letzten Satz steht noch, dasz die Berliner sozialistische Parteileitung mit ihrer Maßnahme gegen die Neichcoe > fassung verstötzt. Daraufhin verzichtete selbstverständlich der Kölner Partei- mrlag. sich durch eine Nov.-Ausgabe des „Roien Blattes" seine Wahlaussichien noch mehr zu verschlechtern und ließ die Nun, nur nussallen. Die Dezember-Nummer ist dem Umfang »ach keineswegs eine Doppelnummer. Die erste Nummer vom Januar 1929 wurde mit einem Reigen unkatholischer und un- rc! zaster Sozialistenführer als Gratulanten aufgemacht — die letzie Nummer ist eine vernichtende Kritik an der sozialdemo- „Nischen Partei: sie enthält eine große Zahl von scharfen ba'.holiichen Kritiken am dbwallenden Geist der SPD. In der ersten Nummer vermißt« man die katholischen Stimmen. Um so liräniger zeigen sie sich in der letzten Nummer, in der die Flucht aus der Partei-Zensur offen «ngekündigt wird. Wir wollen auf diese kritischen Stimmen etwas näher ciiwehe». Da spricht zunächst aus einer Zuschrift eines Kölner Katholiken zum Wahlausgang ein so müder Pessimismus als die Frucht der übereifrigen Kritik des „Roten Blattes" am Disk des deutsche» Katholizismus, der für den Erfolg einer ainrsthendeii Jahresarbeit sehr wenig Günstiges schließe» läßt. Es zeigt da: „Wir Katholiken sind regelrecht in eine Sack oosie geraten . . . Selbst ihr Rotes Blatt, das ich Anfang des Jahres mit so viel Hoffnung begrüßte, kommt mir heute sgsi wie ein Fragezeichen vor. Täuschen Sie sich nicht über die wirkliche Lage?" Daß eine namhafte Zahl von Katholiken hiiiter dem unter sozialistischer Patenschaft stehenden „Roten Vlali" zu siiiden sei. wird von dem Einsender bezweifelt. Im Dezember-Heft geht Viertens einmal von seiner Ge wohnheit. ungünstige Stimmen aus dem katholischen Lager ruckt zu zitieren, ab: er zitiert einige, darunter als „eine der bijien Kritiken von theologischer Seite" den Aufsatz von Pater Noppe, S. I. im Oktdberheft der „Stimmen der Zeit" sHerder- Pcrlagl. Nopziel spricht da von „entschiedener Ablehnung der «atholüch unmöglichen Kompromißlösungen" und stellt fest, die pe itschen Sozialdemokraten müßten in ihrer kulturellen, wie in der sozial- und wirtschaftlichen Haltung und Zielsetzung in die Linie der englischen Arbeiterpartei einschwenken, wenn der Ver such gelingen sollte, einen Teil von Katholiken mit den Sozia listen zu vereinigen. In ihrem Pharisücrhochmut tobte» die Sozialisten immer über Christen und Katholiken, die Beschützer des Kapitalismus seien und die Torheit des Evangeliums und der Lehre Christi vergessen hätten: daß, wie der Sozialist Walter Pohl kürzlich in den „Sozi«listisä>en Monatsschriften" zugab, sehr viele Ge nossen nichts als „verhinderte Kapitalisten" seien, die das Protzertum derer von, Kurfürstendamn, nactmhmen. daß manche sozialistischen Abgeordnete ihre Privat Jagd haben, sozialistische Beamte litt NNO Vik. Gehalt einslreichen u'nd die edlen Brüder Sklarek angesehene und beliebte sozialistische „Genossen" sind, das hat man immer verlegen unterdrückt: Heinrich Mertens teilt zum Abschied von seinem bisherigen roten Verlag solche Wahrheiten mit. Daß dies Gebaren sührender Sozialisten „ein Verstoß gegen die sozialistischen Grundsätze" ist und sehr kapitalistisch sich ausnimint. steht jetzt im „Roten Blati" zu lesen: auch ein Zitat der führenden katholischen Zeitung In diens. daß „die Prinzipien des Sozialismus denen des Katholi zismus entgegengesetzt sind". Späte Einsicht? Somit wäre es eine Stärkung und Besserung seiner Po sition, wenn Heinrich Mertens den Parieiverlag aufgibt und sich zu den religiösen, meist protestantischen Genossen in Mann heim begibt? Wir glauben wohl, das; Mertens mit seinem Intellektua lismus und seiner schneidenden Verstandeskühle bei den heißen Herzen und unklaren Kopsen der religiösen Sozialisten etwas Ordnung schaffen könnte und wird. Das Kanu wirklich nicht schaden, wenn das anarchische Gerede der Wiener und Mann heimer religiösen Sozialisten durch einen klug abwägenüen. Kühlen Geist diszipliniert würde. Heinrich Viertens hat es bisher strikte abgclehnt mit der anarchistische» Wildheit und geistigen ll»KIar!>eii dieser Genossen in nähere Berührung zu kommen: vom ersten bis zum letzten Blatt des erste» Jahr gangs sind im „Roten Blatt" mehr scharfe als freundliche Worte über seinen neuen Redaktions-Kollegen aus Wien gefallen: Ernst Michel hat im ersten Blatt ausdrücklich vor der Verwaschenheit derer um den protestantischen Pfarrer Eckert und den katho lischen Arbeiter Otto Bauer gewarnt. — Und setzt setzt man sich zusammen? M'deutet das nickt das baldige Ende der gan zen Aktion von .Heinrich Viertens? In diese Verwirrung hinein fällt das klärende und weg weisende Wort Pius XI. an die katholischen Arbeitervereine Deutschlands: „Einer gründlichen Erneuerung bedarf unsere moderne Gesellsclmft heute mehr denn je. da sie. abgewanüt von Chrlsius und de» evangelischen Geboten der Gerechtigkeit und Liebe, jo viele dazu gestihrt hat. das herrschende Wirlschastsspstem aus schließlich zum persönlichen Vorteil und z»»» Schaden der an deren auszubeuten und so dem sozialen Problem ein Gesicht und eine Lösung zu geben, die nicht christlich genannt werden kann." — „Zur rechten Zeit bekämpft Ihr auf Grund der ewigen Wahr heilen, von denen sich die soziale Lehre der Kirche leiten läßt, die neuen Trugschlüsse derer, die die Lehren des Evangeliums und von den Güter» dieser Welt falsch verstehen und glaube», sie könnten oder sogar müßten gleichzeitig gute Katholiken und Sozialisten sein oder mit den Sozialisten sympathisieren." Sie Lhristeiwersolginig Prozeßgegeneinendoutschcnkatholischen Geist- lichen in Rußland. Kowno, 2. Januar. Wie aus Moskau gemeldet wird, begann in Simferopol ein Prozeß gegen den deutschen katholischen Geistlichen Graf, der be schuldigt. wird, in der Wolgadeutschen Republik und dann unter den deutschen Kolonisten In der Krim sowsetfeindliche Propa ganda betrieben, zu habe». Es soll besonders gegen die Kollektiv wirtschaft Reden gehalten haben. Es wird ihm weiter als Ver- Der Volksvereins-Verlag (Von unserer Berliner Sch r i f t l e i t u n a) Wie wir seinerzeit bereits berichteten, hat der Dolksve'r» eins-Verlag in M.Gladbach seine Zahlungen eingestellt. Einige Berliner Morgenblätter greisen heute diese Tatsache auf und suchen sie sensationell auszuwerten. Der „Vorwärts" behauptet u. a., Reichskanzler a. D. D r. Marx sei mit mehr als einer halben Milsto» an dem Unternehmen beteiligt ge wesen, die großenteils verloren seien. Einen großen Verlust habe auch Prälat Dr. Pieper erlitten. Diese Darstellung ist unrichtig bzw. sie geht von unrichtige«« Voraussetzungen aus. Tatsache ist. daß das E. m. b. H.-Kapital des Voltsvereins-Verlags in früheren Jahren 1.5 Milt. Rm. betragen hat. Dieses E m. b. H.-Kapilal war so verteilt, wie es in der betreffenden Notiz angegeben ist. Die betressenden Personen sind jedoch nur Treuhänder gewesen »nv haben ihren Anteil treuhänderisch auf Grund eines Gesellschafter« beschlusses übernommen, nach dem der frühere Treuhänder ver storben war. Persönlich sind sie nie mit einem Pfennig an dem Verlag beteiligt gewesen. Die Tätigkeit wurde von den Gesellschaftern immer ehrenamtlich ausgcübt. Der Dolksvereins-Verlag ist seinerzeit auf Bei« anlassung des ersten Ehrenvorsitzenden, des bekannten Sozial« Politikers Franz Brand als Stiftung ins Leben gerufen worden mit der Maßgabe, daß das gesamte Gesellschaftskapital stiftungslveise zur Verfügung gestellt wurde. Die ersten Gesell schafter verwalteten die so gestifteten Gesellschaftsanteile treu händerisch. Nach ihrem Tode wurde durch die Gcscllschnftervev« sammlung iminer eine prominente katholische Persönlichkeit be stimmt. die bis ans Widerruf den Anteil treuhänderisch ver walten sollte. Was im übrige» die Verbindlichkeiten anbctrisft. so sänve- ben Verhandlungen, um den Verlag möglichst ohne große Verluste für die Gläubiger zu saniere n. brechen angerechnet. daß er versucht hat. in. verschiedenen Schule,« Religionsunterricht zu erleilen. Mehrere hundert Bauern müssen auf Befehl der Behörden als Zuhörer an dem Prozeß teilnehmen. Außerdem wird der Verlaus des Prozesses, in sämtlichen deutschen Dörfern durch Radio verbreitet. Das Wüten der Bolschewisten gegen die Religion kennt keine Grenzen mehr. Wir glauben nicht, daß durch diese»« Verfolgungswahn das gläubige russische Voll entchristlicht wird. Auch das dieser „Prozeß" durch Radio verbreitet wird und „Hunderte Bauern auf Befehl der Behörden" als Zuhörer teiliiehinen werden, es scheint uns als kein Mittel, um dem bolschewistischen Regime auch nur einen Bauen» innerlich zu gewinnen. Amtliche Förderung der Kttchermnslriile Vrnuiischiueig, 2. Januar iTll ). Der braunschweigische Iustizmiuister Sicvers hat in den einzelnen Gemeinde», in denen kein Amtsgericht vorhanden ist, die Verwaltungen gufgesordert. ein besonderes Zim mer zur Verfügung z» stellen, zu hcleuchicu. zu Heizen und ;» reinigen, in dem ein Beamter des Amtsgerichts sich aushaltei« kann, »in KirchenaustriiiserNärungcn eiitgegen;unehmen. Ein« Gemeinde des Kreises Wolsenbütiel hat das Ersuchen abge« lehnt, da für derartige Zweite bei der schlechien Finanzlago der Gemeinde kein Geld vaihnnden sei. Die „schlechte Finanzlage" ist wohl nicht der einzig« Grund, weshalb diese eigentümliche Forderung ahzulchnei« ist. Wir müssen uns mit aller Entschiedenheit dagegen verwahren, daß amtliüie Stelle» der von den Freidenker«« mit den gemeinsten Mitteln betriebenen Kirchenanstnlts« bewegung dadurch Vorschub leiste», daß sie diese Bewegung durch gewollte Erleichterung auf jede Weise unterstützen und fördern. Dem Herrn braunschiveigistizeir Iustizminister möge gesagt sein, daß sein Verhalten sich mit seinem hohen Amte.nicht verträgt. » Zum Dreikönigsfest „Die heiligen Dreikönige mit ihrem Stern. Di« essen, trinken u»d bczahlen nicht gern." Dieser Satz aus dem Volksmunde bezieht sich nicht auf die drei Weisen, die ihrer Hciiandssehnsncht folgend auf gefahr vollen Wegen nach Bethlehem zogen, sondern auf die Drei- k a » i g s s p i e le r oder H e r o de s sä n g e r auf den Dör fern. i» denen wir die letzie» Reste der mittelalterlichen Myste rienspiele,: zu betrachten haben. Bekanntlich gehören die biblisch» Ges6,ehnisse der Geburt Christi neben denen der Passion zu den beliebtesten Stoffen der a!ie„ religiösen ThealeraiisfUhrungen. Sie r>erbr«iteten sich von den Klöstern, wo sie entstanden, in die Kreise der Bürger, zogen aus dem ursprüngliche» Orte ihrer Darbietung, den Kuchen. auf die freien Märkte, wurden dort auch den zu- strömenden Lauern bekannt und gelangten so auf die Dörfer. Daß sie dabei verschiedene Aendcrungen durchwachten, ist Klar. Die Reformation und das Entschwinden der alten Glanbens- inuigkeit mit der Giciubcnscinigkeit und andere Ursachen zer- stölieii die Wurzeln dieser fromme» Spiele. Nur Teile davon haben sich in einigen Gegenden in Form von Umzügen und Deklamationen verkleideter Burscl-en erhalten. So erklären sich die Umzüge der Drcikönige. die meist mi! einem Einsammeln von Geld und Eßware» begleitet waren, und so entstanden die oben angeführten Worte im Volks munde. Heule sind die Dreikönigsnmzügc. die von Weihnach ten bis Dreikönige üblich waren, in Mitteldeutschland so gut wie versci)-wund«n. Ihren Verlauf in früherer Zeit schildert ein Artikel im „Journal von und für Deutschland" von, Jahre 1789, dem wir unter freier Wiedergabe folgen. Drei junge Burschen taten sich zum gemeinsamen Unter nehmen und Verdienst zusanunen, bekleideten sich mit langen weißen Hemden, die mit Goldpapier überklebte Gürtel znsam- »wnhielten, in denen hölzerne oder wirkliche Säbel steckie». Zwei trugen vergoldete Spieße in den Händen und der dritte de» „Stern". Der «ine der Bursche», der den Mohrenkönig darstetlt«, ivor an Gesicht und Händen geschwärzt, trug auf dem Kopse einen Turban, unter dem ein starker steiler Zopf hervor ragte. Die ander» beiden waren mit Kronen aus Goldpapier geschmückt. Der „Siern" bestand aus einer Stange, an der ein Brett befestigt war. Auf diesem sah man im Hintergründe ein schloßähnliches Gebäude, mit Gold' und BuchSbanm verzier!, auf der einen Seite war eine Laube, wo Puppen, die hl. Drei könige darstellend, verborgen waren, auf der andern Seite der Stall von Bethlehem mit der hl. Familie, den, Oechselein und dem Eselein. Am Schlosse war ein Fenster, hinter dem Herodes als fürchterlicher Wüterich zu sei)«» war. Alle die genannten Figuren konnten durch Schnüre in Beivegung gesetzt werden. An der Stange war ferner ein großer Stern. Diese kleine Puppenbühn« konnte durch Kerzen erleuchtet iverden. Die begleitenden Burschen sangen dann am Orte der Anfsüh- rnng, nämlich in den Häusern, ein Eingangsiied und deklamier ten den meist hölzernen Teilt, wobei die Puppen bewegt wurden. Das Ganze klang dann in guten Wünschen für die Hausinsasscn aus. Daß dabei allerlei Kurziveil getrieben wurde, lässt sich aus dem ganzen Arrangement schließen. Besonders der Moh renkönig hatte die Aufgabe, die Kinder und Frauensleute zu erschrecken. Diese Herodessänger bildeten die letzten kläglichen Reste der ehedem von tiefer Innigkeit durchgliilste». von freundliche», Humor durchieuchteien D r e i k ö n i g s s p i e l e. Ein Bild aus ihrer besten Zeit gewinnen ivir beim Durch- lesen des Er lauer D r e i k ö n i g s f p i e l s. I» treuher ziger Einfalt bietet es in volkstümlicher Form die Geschehnisse der Bibel. Bei den allen schiesisckp:,, Weihnachtsspieie» bildete die Drciköuigsszene folgerichtig den Schluß. Da erschienen die Könige im Schmuck ihrer Würde und neigten sich vor den, Ehrrstuskiiid«. Der Text sowie die eingestrcuten Lieder zeigen einen gervissen dichterisäzen Wert. Tragisch in der Stimmung ist es. rote Herodes nach dein Kindermorü von ollen verlassen von schweren Gewissensbisse» gepeinigt wird. Der Schluß: „Fort mit dir zur Hölle!" erinnert a» de» Schluß des ersten Teiles von Goethes „Faust". Daß in der Aufführung der Dreikönigsspiele in dieser alten Fassung religiös« Momente liegen, ist nicht zn leugnen. Sie waren eben der Ausfluß tiefer, naivglänbiger Herzens- stimmnng und Welta»sel«aui>ng. was man voii de» letzten wilden Reisern, den Herodessängcrin, nicht mehr bel>auptcn Kann. Robert HiUmann. Thule Don Warna Thome Es lodert und glüht und blüht Im Walde. Ein Königsweg läuft hindurch. Der glänzt von, Smaragden und Rubinen. Fackeln brennen an seinen« Rande, und gelbe Lampen schimmern. Diesem Wege muß man nachgehen, um nach Thule zu kommen. Immer höher klettert er die einsamen Berge hinauf, immer tiefer verliert er sich in den Herbstmundcri« des Waldes. Thule liegt verbargen hinter lohenden Buchen und schwarzen Tannen. Der Königsweg wandert demütig air der Außenmauer vorbei und sendet nur einen gebeimen Pfad hin. Zwischen seltsamem Eegittcr führt er mich hin durch, dann trete ich durch ein Tor, das er leise öffnet, auf die lachende Waldwiese. Und ich weiß, daß ich im Wunderland Thule bin. Dort ist die Treue treu. Es ziehen keine dunkeln Ge danken über den Goldgrund der Liebe. Falschbeil setzte nie den Fuß auf den smaragdenen Rase», und der Atem des Hasses erstarb an den Grenzen. Die Freude des Her zens wohnt hier, klar wie Tau und rein wie Mondsilber. Es rinnt ein Wasser durch Thule, das sprang ans dem Herzen der Einsamkeit tief drinnen in der Dämmerung der Berge. Es floß noch keine Träne hinein, keine Lüge trübte es je. Die Sterne schauten mit Eoldaugen auf seinen Grund, und silberne Nebel schützten es vor den Zweiseli» der Dämmerung. Wundervoll ist es in seiner Tanlropsei«- klarheit und seinem wahrhaftigen Leuchten. Ich tauche meine Hände in die Wellen. Wie ein Segen rinnen die Tropfen darüber. Da springen dis Fesseln, die mich an das harte Leben binden. Uno ich bi» frei wie der Vogel, der ins Morgenrot fliegt. Ein« Wunderslut sind die Wasser von Thule. Kühl streichen sie mir über die Augen. Und ich sehe. Lch sehe, daß der Himmel sich in blam«idenem Leucht«*