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Wien und Westeuropa (Aon unserem Vertreter) c. ?. Paris, Anfang Mai. Di« Beteuerungen der französischen Freund schaft für Oesterreich, die dem Bundeskanzler Schober während seines Pariser Ausenlhalles entgegenklangen, waren so lebhaft und vielseitig, daß es wen erscheint, ihr« Bedeutung zu prüfen. Insbesondere betont« di« Presse in der historischen Rückschau ihrer Begrüßungen, daß unmittelbare Gegensätze zwischen Frank reich und der österreichisch-ungarischen Monarchie nie bestanden hätten: daß deren Eintritt in den Krieg 1914 dem Selbstmord gleichkam. Es ist viel wahres an der Betonung des Mangels an Rei bungen, der zwisck^n Oesterreich und den WestmäckNen, Frankreich und England vor dem Kriege bestand. Der Geg.nsatz zu Ruß land war andererseits offenkundig und brachte mittelbar den Konflikt mit dessen Verbündeten auch sür Oesterreich. Es ist un leugbar. daß abgesehen von dem Fehlen einer Feindschaft zwi schen Frankreich und der allen Monarchie manche kulturelle Ver bundenheiten bestanden. Für eine weite Oberschicht war das Französische eine zweite Muttersprache und Ausdruck einer traditionellen Vertrautheit mit französischem Geist und Lebensstil. Die österreichische Kultur, hierin der eng lischen vergleichbar, besitzt ebensoviel Stärke und innere Ilebec- legenheit wie großzügige Weile: Eigenschaften, die si'e befähigen, fremdes Kulturgut, wie das französische, in rückhaltloser Auf geschlossenheit auszunehmen, ohne das eigene Wesen zu verfäl schen over auszugeben. Doch wie steht cs mit der fortdauernden französischen Freund schaft? Mit der Behauptung vom Selbstmord Oesterreich-Un garns? Sie gleichen allzusehr den Versicherungen dessen, der ge tötet hat, und zur Ausflucht greift, sein Opfer hcch« sich selbst das Leben genommen: denn es ist noch im allgemeinen Bewußt sein lebendig, daß die Zerstückelung Oesterreichs sehr bald, insbesondere aber, nachdem sich die tschechische Bewe gung in England und Amerika konstituiert hatte, unter di« Kriegsziele der Alliierten ausgenommen wurde. Unter der Fahne westlicher Demokratie kämpften nicht nur Lloyd George und Wil son. sondern mit nicht geringerer Erbitterung die französischen Staatsmänner gegen «ine, ihren politisch-liberalen Ideen so völlig feindliche Macht wie die Doppelmonarchie. Man kann auch nicht behaupten, daß der kleinste aller Nerch- folgerstaaten, der mit dem Namen des alten Staates behaftet blieb und Wien als Hauptstadt behielt, den Heimsuchungen eines Gewaltfriedens entgangen sei: oder, daß die französische Politik der nachfolgenden Jahre ihm Beweise besonderer Sympathie ge geben hätte. Vielmehr stellte Paris für fein Anschlußverbot, für den Ausnahmezustand unter Aufhebung des Selbstbestimmungs rechtes der Völker, die Nachbarn Oesterreichs von der Kleine» Entente als Garanten auf. Frankreich erwies sich recht eigentlich als die verhindernde Macht, die sich den selbständigen Entscheidungen des österreichischen Volkes und feiner Regierungen in den Weg stellte. Die Tragik des neuen, ungefährlichen, schwachen Staates bestand darin, daß er deutsch war und Deutsch-Oesterreich hieß. Das wurde ihm von Frankreich am allerwenigsten verziehen. Die Beschwichtb gung der Gefühle, die in den zwölf Nachkriegsjahren zwischen vrantreich und Deutschland stansand, vollzog sich begreiflicherweise viel rascher mit Oesterreich. Aber das Veto gegen den Anschluß blieb. Die sranzöstschen Bestrebungen zielen daher in neuerer Zeit darauf hin, den Gekst der österreichischen Selbständigkeit und mit allen Mitteln auch die Grundlagen ihrer Aufrech.terhaltung zu kräftigen. Diese Politik steht am Anfang aller Reparations- Milderung, aller Anleihebereitschast, aller kulturellen Propa ganda. In seiner großen Kammerrede vom Dezember 1928 stellte Briand der österreichischen Republik eine einflußreiche Zukunft im Rahmen eines wiederhergestellten, vielleicht ver einigten Europa in Aussicht. Und wenn nach den kiirzlichen Pariser Besprechungen des Grafen Eoudenhove-Kalergt mit dem Leiter der französischen Außenpolitik nunmehr von beiden Seiten der P a n e u ro p a g e d a nk e in die politischen und theoretischen Debatten geworfen wird, so offenbart der Plan feinen grundlegenden politischen Irrtum, um von der staats- und völkerrechtlichen Kritik ganz abzusehen: er baut sich ganz aus dem statu» quo der Verträge auf. Die zwangsweise Unabhängigkeit, die von Paris hierbei Deutsch- Oesterreich diktiert wird, ist einer von vielen Ausschnitten. Etwas anderes ist es, wenn Schober sich in Paris zum Ge danken der europäischen Föderation bekannt hat. Dies bedeutet nicht nur eine natürliche Höflichkcitsgeste gegenüber Briand, sondern entspricht auch dem gerechtfertigten Interesse Oesterreichs an einer allgemeinen europäischen Konsolidierung, die eine Entspannung im mittleren und südöstlichen Europa mit sich bringen muß. Daß in der Auslegung des Bundeskanzlers der Zusammenschluß nicht einem Begräbnis des Anschlusses gleich- kommt, haben seine Erklärungen über da» deutsch-österreichische Problem zur Genüge be wiesen. Die Leitung des Quai d'Orsay hat im übrigen mehr Zurückhaltung und Rllchichtnahme in diesem Punkte bewiesen als eine weniger taktvolle Presse, die den Höflichkeitsbesuch des österreichische» Bundeskanzlers dazu mißbrauchte, um ihn mit allen Mitteln auf die Zukunft der Außenpolitik seines Landes sestzulegen und es nicht scheute, ihm Alternativen zu stellen und Vorschriften zu machen. Wenn die kulturellen Beziehungen Oester reichs mit dem Westen durch den Besuch Schobers in Paris einer weiteren Ausgestaltung entgegengeführt werden, so nimmt die ganze deutsche Nation daran Anteil. Sie besitzt iin deutsche» Oesterreich eine wertvolle Brücke zu wenig zugäng lichen Nachbarn. Daß das Verhältnis zum Deutschen Reich durch die neueren europäischen Freundschaften Oesterreichs nicht beein- slußt wird, dafür bürgt die Persönlichkeit des Kanzlers, der in der französischen Hauptstadt das Wort vom „Einen Volk in zwei Staaten" geprägt hat. Die Spannung in Warschau ?. D. Warschau. 6. Mai. Da durch da» Zusammenwirken sämtlicher Oppositionspar teien weit mehr als die zur Einberufung einer außerordent lichen Parlamentssession verfassungsmäßig gebotene Anzahl von Unterschriften der Abgeordneten gesammelt worden ist, wird nun in den nächsten Tagen der Sejmmarschall dem Staatspräsidenten die Eingabe der Abgeordneten einreichen. Nach der Verfassung ist der Staatspräsident dann gezwungen. da» Parlament tm Lause von längste», zwei Wochen versammeln. In dein Schreiben an den Slaatspräsidcinm wird der Wunsch zur Einberufung des Sejms mit der außer- ordentlich ungünstigen Wirtschgftslccge, die durchgreifende Re- formen verlange, sowie durch die Notwendigkeit der Ratifizie rung der deutsch-polnischen Verträge begründet. Die Regierung des Obersten Slawek. die bckannl- lich bisher mit allen Mitteln eine Einberufung des Sejms zu hintertreiben versucht hatte, da sie sehr wohl weiß, daß uuicr dieser formalen Begründung sich das Bestreben der Abgeordne ten versteckt, im Parlament dem Kabinett sofort das Mißtrauen zu erklären, wird nunmehr gezwungen sein, ossen Farbe zu be- kennen. In politischen Kreisen wird mit der Möglichkeit ge- rechnet, daß Premier Oberst Slawe! einem solchen Mißtrauens- votum zuvorkommen und noch vor Einberufung des Ccjcn^ seine Demission geben wird. Wie verlautet, ist selbst im Kabinett eine starke Strömung sür die Einberufung des Sejms, da die verantwortlichen Wirtschaftsfiihrer die Möglichkeit cinci: Normalisierung der schweren Wirtschaftskrise nunmehr aus dem Wege außerordentlicher Verordnungen und neuer Steuer- gesche erblicken. Andererfeits wäre cs mehr als überraschend" wenn das Pilsudski-Lagcr Oberst Slawek, d. h. die mit so viel Drohungen und Verheißungen ausgesplelte Karte sang- und klanglos ohne das geringste positive Ergebnis zurückziel,ec, würde. Eine Kapitulierung Oberst Slaweks würde tatsachl ch einen Zusammenbruch der diktatorischen Form des Pilfudskismus glcichkommen, ein Zusammenbruch, der dar» einen freiwilligen Rücktritt des Ministerpräsidenten nur nmi, auffallender würde. Eine zweite Möglichkeit, die Regierung vor einer offenen Niederlage zu retten, wäre die Auflösung des Parlaments. Da sie aber, wenn die Regierung nickst einen außerversassungsmäßigen Zustand herbeiführen »uls,' zwangsläufig die Ausschreibung von Neuwahlen nach sich zirpen müßte, die im augenblicklichen Stadium nur eine vcrnichlrnd» Niederage der Pilsudskisten bringen müßte, wird diese Fon» einer radikalen Krisenlösung als nicht wahrscheinlich angrnch.ic, Ulitz am Sprechen gehindert Laurahütte, 7. Moi Für Montag abend war hier eine Wahlversammlung occ Deutschen Wahlgemeinschast einbernse», zu der mehrere hundert Personen erschienen waren. Die Versammlung nahm zunächst einen ruhigen Verlauf. Als Ulitz, der Geschästssührer des Dr,»- schen Volksbundes, das Wort ergreifen wollte, kam es zu Tu. multen, die von Mitglieder» des Polnische» Ausständii.hccc. Verbandes hervorgerusen wurden. Als ein Mitglied v,kjr» Verbandes versuchte, eine Hetzrede zu halten, wurde Pie Vre. sammlung polizeilich aufgelöst. * Bei einer vulkanischen Eruption im Wcnmaiaiai ans der Nordinsel von Neuseeland wurden schätzungsweise r-ar Million Tonnen stochenden Schlammes über eine Fläche mm etwa 8 Quadratkilometer geschleudert. ! Beraniwo.IItch fln Politik und sZeicllleton: llr. G. Desczyl. cllr vokales > « Spor!: A.Joh»; iiir Anzeige»! F. Bungartz, alle in Dresden, poüerslranc U, Druck und Bcrlaa: «erinaala A.-G., Filiale Dresden. »»»»««»»«»«»»«»«»««»»»»»»»««»»«»»»»»»»»»»»»»,»«»»»«»«««««»«»«»»»»»«»«»»»Ed ...... ;; Durch die „Sächsische Valkszeitung" gelangen H """ »» ! i! Famttien-Nachrichlen jj? !.»»,! ;; zur Kenntnis aller Katholiken In ganz Sachsen ;; »»»»»» n «» «» «» »»O««»»»»«»»»«»«««»«»«»«»«««»«»«»»»»«»«««»»»»»»»»»»««»««»»»»»»»»«»««»««»»»» IN IkäULN gvdsn v/cr ckas unerwsrist» -tdlsbsn un»»ros stsdon ä LDL dl dt p F dl vn. M.XKK87 L^ociisius cisp Inclusiris- uock i-irmcisIskLmmsv Onescisn bekannt. O. V. Vsi'binäunßs Ssxo-l'kul'MKla dün cka» pbMstsrwcn: X. l.sis, pstil. X für ckla äkttvita» ing. Uldrivk X 13ei einem Autounglück in lZökmen sm Z. 5. 1930 erlitt unser IVlitglieü Lzknäikus 6er In6u8trie- un6 ttsn6el8kammer plötzlick äen 1o6. verlieren in 6em Verstorbenen einen eikrieen korüerer unserer Interessen unrl zverclen sein An- 6enken jeöerreit in koken Lkren kalten. Oie Osn6el8- unä In6u8trie-6eirs1e 6er 2entrum8 - ?srtei — Hacken. Kommerzienrat Or. pkil. k. c. /VllreZ Kasper, Vorsitzender. Durch die „Sächsische Vollszeitcmg" gelange» Vereins - Nachrichten zur Kenlnnlsnahme aller VcrelnsmUglleder MN Will 0re5«>en-l.vv1su SM 8onntag, llen II. Mai >930, !m keselleii- Iiaus, Ksutterstralle 4 2ur ^ukkürcrunZ x,etsnxk: „vsr Kreur von Mexiko" Kulturiearnpkspiei in 4 /tukrllx-en kunlsll 5 tlbr Preis 6Ü pkL-. Ke^inn Punkt b Ubr M MllenMi» Ms-en-Ss! nach Sem mit Preiskegeln am Sonntag» den 18. Mai. Treffpunkt '/e3 Uhr Echillerplal:, Blascivitz. Abmarsch 3 Uhr. Es ladet alte hcrzlichst ein Der Vorstand. Nil WO-I ruMim«!«! vresiiin kpLranto-öelillMllrMZ von kjarrer Amlreo nseii eigener, leictit lskstelier Velstoä» stucket statt vom ri Isi dir IbZimi W.«.1S-rr llkr. Knmelcku xen »„ vautsetien S»perai>to - llunck, 0re»6en-di., Hüntgsbrliekei» Str. 93. lkuk 54022 Kerzliche Bitte! Wer gibt ans Liebe zur Maienkönigin einer arme» stalhotbchc» Gemeinde ein gedrsuctite» ttarmo- nium zur Bmchvitt'nuig dcs Gollesdicustes billig ab? Gütige Nachricht unlcr Nr 6S6S an die Geschäfts stelle dieses BiaUes eibclen. praklisest ckonken Wirkest sostentcsn 6ut unä billig ktur ckas wi» ivsi Heime, t-eckerveacen vresckon-<i„ kreitestraüe21 k'inus ^sUslr. sucht Stellung z. 15 Mai oder 1. Zuni als ttaus- mriilelien in besserem Haushalt. Zuschriften er beten miler 6S11 an die Geschäftsstelle d. Blattes. NM.-6Mlill sucht Strickarbeit in oder außer Haus. Spezialität: »IMiM-StlMnI«. 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Kammerlnnger M. Neicharvl Freitag abends 8 Ubr Ous l.nncl ckvs I.iiclcelii» BBB ce-r. l: 4401- 150» Gr. 2: 281-280 Sonnabend abend» 8 Uhr »ns t.uncl ckes t.ncneln. b'enlrai-Llielütt Heule »nd folgende 7 agc abends 8 llh, t-ustspiel cker »rlgliuci Ist /4ltre«l-.l»eks»tt-t-ii>» u»«l «las XVeltstucN Vnrivko- prosruncnc BVB.» Harten in de» Gc schäl isstellen. IIMM »Mir lnteress»nl,slc? l„olcsc vcm lirdoul >528