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Der Muirerlag T.r zweite Mationntag stans im Zeichen dev Mutier. Zwar Halle oas Oieguueul der Eisßeiliaeu der Tonne oen Glanz genom men Kraiilos veiiuchle sie siir kurze Zeit durch dicke Regen- ivotkcn i>indnrck.;ui«ommen. Loch blieb der Lac, grau, regnerisch und Kali. Um >o l>ellcr slratzticn viele Alutlerangen. Tenn der Rns. oer Aiuticr besonders ehrend zu geücnken, Hot wieder leb- l^rflen Widert)«» gesunken. Allenllwlbcn soh man Männer, Frauen. Mudchei', Burschen und Kinder mit Btumengrüßcn oder sonstigen Aufmerksamkeitc». Len alten, hraukc» oder gebrech liehen Muttern wurden Frühlingsboten ins Heim. Hospiz oder Kranlienhaus gebracht. Orchester und Gesangvereine erfreuten durch sinnig zuiainmengcsicllte musikalische oder gesangliche Dar bietungen. — Liebevolle Hönde schmückten tausende von Gräbern tolcr Mütter To ivar der ll. Mai eui Ehrentag der Mutter, ein Tag. da sie von der Liebe der Familie getragen wurde, wo groß und klein wettciscrte. keine Mutter zu vergessen. Aber — mühte es nicht immer so sein? Schieek's Dank an die scheidenden Minister Ministerpräsident Tchicck hat in gleicher Weise wie an den Finanzminister Weber, auch an den bisherigen Ministepräsiden- ten Tr. Bänger und^öen bisherigen iWrtschaslsminister Tr. Krug von Nidda und von Falken stein Tankschrei- bcn gerichtet. Der neue Ministerpräsident würdigt« i» den Schreiben die Berdienste der scheidenden Herren und spricht sein Bedauern aus, dag es ihm nicht möglch war, sie als Mitarbeiter der neuen Negierung zu erhalten. Sommersahrplan -er Straßenbahn Krastommbuslinie F wird eingczogc». Dresden, 12. Mai. Ter Sommcrsahrplan der Straßenbahn lull am Donnerstag, dem 1b. Mai, in Kraft. Mit Rücksicht aus den zu erwartenden starken Verkehr nach uno von der Ausstel lung wird eine neue Linie 8 eingeführl mit solgendem Fahrt- wcg: Gollleubaer Straße, Tchanüauer Straße, Borsbergstraße, Fürslenplalz, Nicolaislrajze, Canaleltostraße, Stübclplatz, Grunacr Straße, Pirnaischer Platz, Iohannstraße, Altmarkt. Wilsdruffer Straße, Postplatz. Fn den Hauptverkehrszeiten früh und nach mittags wird die Linie verlängert über Hamburger Straße bis Cotta, Roguettesiraße. — Tie Linie 21 erhält zwischen Grün« und Bahnhof Wettinerslratze an Stelle des jetzigen 20-Minulen-Ber- kchrs den 10-Minuten-Verkehr. Fm übrigen bleibt die Liniensüh- rung unverändert. Die Anhänge- und Sonöerwagcnsahrtcn wer- den dem veränderten Verkchrsbedürfnis an ge paßt. Die Fahrzeit wird vormittags und abends etwas verkürzt. Die durch Reichsgeselz beschlossene Benzinstcuer belastet den K r a j l o m n i b u s b e t r i e b außerordentlich, so daß ein Aus gleich gesci-assen werden muß. Hierzu sind zwei Möglichkeiten er wogen worden, nämlich die Anpassung des Tarifs an die höheren Ausgaben und die Einziehung einer entbehrlichen Linie. Alan hat sich zu letzterer Maßnahme entschlossen, weil sie siir die Fahrgäste leichter tragbar erscheint, folglich wird mit Ein führung des Sommerfahrplans die mit mehreren Straßenbahn linien gleichlaufende Krastomnibuslinie F, Altmarkt—Pohland- plalz Hepkestraße. cingczogen. Ersaß wird durch die oben ange- kiindigte Straßenbahnlinie 8 geschaffen, die den gleichen Fahrt weg hat. jedoch nicht nur bis Altmarkt, sondern bis Postplatz bzw. Noguetlestraße betrieben wird. Tie Verbindung Pohlandplalz— Hepkestraße aber wird durch einen Kraslomnibus hergcstellt, der annähernd zu denselben Zeilen wie die bisherige Linie F ver kehrt. Tiefe Kraslomnibusverbinöung wird mit der Straßen bahnlinie 8 larislich verschmolzen. Ter einfache Fahrpreis gilt also zwischen Postplaß bzw. Noguetlestraße und Pohlandplalz— Hepkestraße oder umgekehrt. Das Fahrplanbuch ist von Mittwoch, den II. Mai. an bei den Sck-affnern. Aufsichtsbcamten. an der Zeilsahrkarlcnkasse. Theatcrstraße Iß, Erdgeschoß, und in sämtlichen Bahnhöfen für 2>t Ps. zu haben. Es enthält die Tarisbeslimmungcn, ein Lmicn- verzeichnis und sämtliche Straßenbahn- und Kraftomnibus-Fahr pläne. : Die Spartätigkeit steigt. Bei der Stmrkasse der Stadl Dresden wurden im Monat Avril rd. 3 522 UW NA!, in 28 020 Posten eingezahlt und rd. 2Mölkt» NM. in 13 052 Posten zu rückgezahlt, mithin betrugen die Mehreinzahlungen rd. 1117 00» Reichsmark Tie Zahl der Sparer hat sich im April 1000 um 1007. von 185 507 auf 180 001 erhöht. : Einrichtung einer Poststelle (Stadt). Im Geschäftsraum von Frau Hohlseldt, Drcsoen-N. 30. Wächtorstraße 00. wird am 1. Juni eine Poststelle (Stadt) eingerichtet. Die Poststelle ver kauft Postwertzeichen, nimmt Einschreibbriefsendnngcn und Briespackchcn an und vermittelt Gespräche. : Junglehrer gesucht. Ein Anwärter für das Lehramt liaun au der Schule des S ta d I k i nd e r he i m s zu Dresden sofort eingestellt werden. Wohnung im Heim. Besoldung nach der staatlichen Vcrgülungsordnung. Geeignete Bewerber, die be sonderes Interesse sür Erziehung lind Unterweisung schwer- erziehbarer Kinder haben, wollen ihre Gesuche mit be glaubigten Zeugnisabschriften umgehend an die Direktion des Lladtkindcrheims, Maricnhosstraße 1. einrcichcn. : Dresdner Ehe und S«xualberatungsstelle. Im vergange nen Jahr wurde die Ehe- und Sexuatbcratungsstellc der Dresdner Ortskrankcnkaise von 303 Personen <1028: 277) zwecks Hcirats- beralung und 105 (128) zwecks Beratung in der Ehe und von 207 (20) wegen Sexualberatungen beansprucht. Die Mehrzahl der Ehekonftikte ging auf Entfremdung durch ungelöste sexuelle Spannungen zurück. Außerordentlich häufig sah man Konflikte hei jungen Paaren ohne eigene Wohnung. Typische Fälle von Ehezerwürsnissen fanden sich unter älteren Paaren als Folge ner vöser Ncizzustönde der Frau, die auf jahrelange völlig crholnngs- lose llcberbeonsvruchnng im .Hauslmit und nicht selten noch nebenher geleisteter Ermerbsarbeit beruhen. Es fehlt noch völlig eine geregelte Erholungsfürsorge sür Hanssraucn. Tödlicher Auto-Unfall Dresden, 12. Mai. Am Sonntagvormittag ereignete sich an der Kreuzung Elolpencr und Baußner Landstraße ein schwerer Autounsail. Ein von Görlitz kommender Privatkraftwagcn, in dem der Bildhauer Reichel mit seinen drei Kindern und einem befreundeten Arzt zum Besuch seiner in einer Dresdner Klinik liegenden Frau fahren wollte, kam aus der Fahrtrichtung und fuhr den Abhang hinunter, wobei er sich überschlug. Von den Insassen wurde die links hinten im Wagen sitzende Tochter getötet, während die beiden anderen Kinder und Reichel selbst mit leichten Verletzungen öavonkamcn. Der Arzt erlitt mehrere Brüche. Die Ursache des Unglücks ist noch nicht geklärt. i.eis»rig und Umgebung Weihe -es Wurzener Ehrenmals Wurzen, 12. Mai. Unter großer Anteilnahme der Bevölke rung wurde am Sonntag das Ehrenmal der Stadt Wurzen für ihre 700 gefallenen Söhne geweiht. Von Prof. Hempel und dem akodciniscipen Bildhauer Arthur Lande- Dresden ge plant, und nach dessen Tode von Gehcimrat Prof. Wrba- Dreeden durci)gesührt, erhebt sich das Ehrenmal aus dein alten Friedhof am T^ahnhofsplatz in Gestalt einer offenen Tempel- Halle. Vom Bahnhofsvorplatz sieht man, ivie durch ein großes ernstes Tor. das von der Ftgurcngruppe — eine Mutter an der Bahre ihres gefallene» Sohnes — fast gefüllt wird, hinein in die von zwei Linden beschattete Ehrenhalle, die sich dem Fried hof zuwcndct. — Die Weiherede hielt der bisherige Wirtschafts- Minister Dr. Krug von Nidda und von Falkcnsiein. Während die Hülle fiel, erwies die 7. Kompagnie des Rcichswehrrcgi- inenls 11 aus Leipzig die miliiärischeu Ehren. Hierauf übergab der Vorsitzende des Denkmaisausschusses, Oberstudiendirektor Gürtler, das Denkmal in die Obhut der Stadt, siir die cs Erster Bürgermeister Boock mit dem Gelöbnis treuer und pfleglicher Erinnerung iilx'rnahm Während der nun folgenden Nicderlegung von zahlreichen Kränzen kreiste ein Flieger ülier dem Ehrenmal und erwies so den gefallenen Kameraden die letzte Ehrung. Mit einem Hoch ans den Reichspräsidenten v. Hindünbnrg und dem Gesang des Deutschlandliedes schloß die Feier, wie sie begonnen hatte unter dein Geläute aller Glocken der Kirche» der Sladt Die Keknrarke von Dinank Leipzig, 12. Mai. Vor einiger Zeit lies beim Rot der Stadt Leipzig ein Brief der Stadt Brüssel ein. der mit einer Hetz- marke der Stadt Dinant versehen war. Hierzu hat der Bürgermeister der Stadt Brüssel durch Vermittlung des Inter nationalen Gemeindeveichandez und des Deutschen Städtetagcs eine Erklärung abgegeben, die folgendes besagt: Er bedauere die Sache außerordentlich und hoffe, .daß man in Deutschland nicht annehmcn werde, daß» irgendeine vcrantwartliche Stelle der Stadt Brüssel eine salche Grobheit begehen könne Diese »verhörte Dummheit müsse ein Angestellter des Expcditions- dicnslcs begangen haben, der nicht zu ermitteln sei (!) Ter Vertreter des Internationalen Gcmeindeverbandes hat dieser Leipziger Sender Dienstg, den 18. Mal: 10.00 Uhr: Wirlschaflsnachrichten. 12.00 Uhr: Schallplattenkonzert. 12.55 Uhr: Zeit, Wetter, Presse, Börse. 14.00 Uhr: Dr. Hellmuth Schultz: Neuerscheinungen ans dem Mit. sikalienmarkt. 15.40 Uhr: Wirischaftsnachrichlen. 10.00 Uhr: K. Lwoboda: „Eindrücke aus der Elektrizität-uvi-t» schaft in den USA." 10.30—17.40 Uhr: Osfenbach-Nachmittag. I. „Die verwunde!!« Katze". II. Melodien aus Ojfenbachs Werken. 18.05 Uhr: Marianne Püschel, Bad Sck-andau: „Zeit, Kraft, GUd im Halishalt". 18.30 Uhr: Französisch. 10.00 Uhr: Oberregierungsrat Dr. Gerhard Heiland, Leippz: Kriminalpolizei und Publikum. 10.25 Uhr: Tagcsfragen der Wirtschaft. 10.40 Uhr: Leichte Musik. 20.40 Uhr: „Die Häßliche". Novelle von E. Wiechcrt. 21.15 Uhr: Sinsoniekonzert. Anschließend bis 24.00 Uhr: Tanz- und UnterhaUungsmusitz Kapelle Ernst Kilian, Dresden. Mitteilung hinzugefügt, daß der Bürgermeister der Stadt Briis. sel sei ganz empört gewesen sei und ihn gebeten habe, mitzutikii. wie sehr er das Geschehene bedauere > Einweisung des neuen Oberbürgermeisters. Der m e Oberbrüegermeister van Leipzig, Dr. Gördeler, wird voraus- sichtlich in der am 23. Mai d. I. stalfindendcn Ratssitzung n ) Erteilte Lehrberechtigung. Dem Assistenzarzt an der Heb anstatt sür Augenkranke Dr. mcd. Friedrich Fischer ist die L !>.- berechtig»»,; für das Fach der Augenheilkunde in der Medizini schen Fakultät der Universität Leipzig erteilt morden. ) Eine Frau als Brandstifter. Gegen Frau Martha Slo.iee in Schkeuditz ist wegen des Brandes der Scheune ans ihrem Anwesen vom 5. Januar 1030. der etwa 12 000 RM. Schaden verursachte, Anklage wegen vorsätzlicher Brandstiftung erhoben worden. ) Im April K1K Verkehrsunsälle ln Leipzig. Verletzt nur« den im April 349 Personen, darunter 179 Fahrer — einschließ lich Radfahrer —, 37 Fahrgäste und 133 Fußgänger. Ursachen waren in 00 Fällen zu schnelles Fahren, in 80 Fällen Außeracht- lassen des Vorfahrrcchts, in 30 Fällen das Ueberholen an Elui« ßcnbiegungcn und Wegkreuzungen und in 65 Fällen Unausmeik» samkcit der Fußgänger auf der Fahrbahn. Oirmnitr. lvicksu. ?Isuen Grenzlau-kun-gedung -es Iungdo Annaberg, 11. Mai. Tie Grcnzlandliundgcbung des Iw'z. deutschen Ordens in Annaberg begann unter starker Teilnaign« van Gästen und Freunden und von Mitgliedern der Volksnai e. nalcn Rci6)svereinigung am Sonnabendnachmiltag mit einer nn > schastspolitischen Konferenz. Am Abend fand in der Festhalle ein große Kundgebung statt, an der etwa 1000 Personen ieü- »ahmen. Der Hochmeister des Inngdcutschen Ordens, Arthur Ata hraun, hielt eine Rede, in der er besonders auf die nehmende Radikalisierung auf der deutschen Rechten einging. T i Bolschewismus habe cs sich schon lange zum Grundsatz geina.1v auf dem Wege über die Radikalisierung der deutschen Rechte» d e politische Ordnung zu untergraben. Dem Radikalismus der de scheu Rechten müsse der positive Aktivismns aller soliden Volk:-- kreise entgegengesetzt werden. An diesem Ziele arbeite der June- deutsche Orden und die Volksnationale Reichsvereinigung. Mai.- raun wandte sich dann den aktuellen politischen Fragen zu >uö erklärte u. a., daß die große staatsbürgerliclze Sammlung nicht aus der Grundlage irgendwelcher materiellen Interessen erfolgen werde, sondern ans der Grundlage einer neuen Staatsidee. Dir« Sammlungsbewegung könne alle wieder zur deutschen Einigkeit führen, und erst auf der Grundlage der inneren deutschen Einheit werde der Freiheilskampf des deutschen Volkes durchgeführt wer den können. Desl)alb sei auch das Schicksal der Ausländsdeutsche', mit der innenpolitischen Entwicklung Deutschlands lintre»ich»r verbunden. — Am Sonntagvormittag fand nach einem gemein samen Kirchgang ein Marsch von mehreren hundert Ordensbrü dern durch die Sladt unter lebhafter Anteilnahme der Bevöin > rung statt. No in an aus dem heutigen China von Erich v. Salzmann k'ofvrrr.'tl, 1920 dy 6evr^ klilllr-r Vvrlrtk nft. KUnolion. (15. Fortsetzung.) Tai hatte sich mit dem Ingenieur angesrcundct. Das war cm gutmütiger dicker Mann, den die von den Sowjet- riijsen alisgestcUte mongolische Regierung in Urga.zum Bau einer Dampfziegelei engagiert hatte. Eigentlich war er ein Schweizer, aber er hatte den größten Teil seines Lebens in Deutschland verbracht. Bei den Russen galt er als Deutscher.. Bon der Schweiz wußte man in der Mon golei wenig oder gar nichts. Da war cs schon praktischer, als Deutscher nuszutreten. Sein Reisepaß stammte von der Schweizer Gesandtschaft in Berlin, das war eine ganz gute Empsehlung. Tai hatte Glück gehabt, als sie in Uskiachta an die Grenzsperre kamen, stand da prompt im dicken Schafspelz mit hoher Lainmfellmütze der einarmige Soldat Mischka. Er hielt das Auto auf und brummte gutmütig denselben Satz, den er jedem Autvrcisenden entgcgenrics: „Paß kontrolle, kommen Sie ins Wachtziinmer." Tai sagte leise zu ihm aus russisch: „Genosse Lo vom Dampfer Wolga läßt grüßen." Ter Mann drehte sich erstaunt uin, musterte ihn, freute sich und streckte ihm die linke Hand zum Gruß entgegen. Nasch waren da in der ossenen Hand die drei Silberdollar. Ter Russe zwinkerte mit den Augen, das Geld verschwand im Pelz. „Komm, hast du schon gegessen?" Die Paßsormalitäten gingen ganz glait, der Schweizer kobic die Russen, sagte, sie seien doch ein sehr freundliches Bolk, nirgends hätte man Schwierigkeiten. Dabei hätten ihm in der sibirischen Bahn alle Angst vor der Grenz kontrolle gemacht. Es gab gar keinen Ausenthalt. Die Soldaten in der Wache brachten Kohlsuppe herbei, ein Schnäpschcn. Da war jchwarzes Brot, Butter, Speck, Gurken und heiße Pasteten. Als der Schweizer Geld geben wollte, wehrten die Soldaten ab. „Nix," jagte der eine, „guter Freund, nix." Er war Kriegsgefangener in Deutschland gewesen und konnte etwas Deutsch. „Deutsche gut Freund", sagte er noch, als das Auto sortfnhr. Der einarmige Soldat kam mit bis zur mongolischen Sperre. Dort redete er mit den Leuten. Das Gepäck wurde nur oberflächlich revidiert. Eine Viertelstunde später hatte man die Pässe zurück. Nochmal wurden sie freundlich zum Essen geladen. Wieder sagte der Schweizer: „Das ist ja ein ganz herrliches Land, hier wird man wirklich freundlich bewillkommnet." Dann fuhren sie zwei Tage durch die öde Steppe, über Verghünge und vereiste Flüsse. Sie sahen Wölfe und Antilopen, dem Schweizer war das alles neu und in teressant. Er kannte die Gefahren der Steppe nach nicht. Die Sonne stand gelb und klar wie eine Melone über dem heiligen Berg, dem Vogdo Ula, als sie den letzten Rücken passiert hatten und die merkwürdigste aller An siedlungen, die Hauptstadt der äußeren Mongolei, die die Russen Urga nennen, vor ihnen lag. Der Chauffeur führte den Wagen bis zum russischen Gasthaus. Das war aller dings eine üble Bude, zwar ein Stcinbau, aber schmutzig und häßlich. Unrat lag überall herum. Jetzt war alles gefroren. Es gab nur ein kleines Durchgangszimmer neben der Küche. Der Schweizer und Tai fanden darin Platz. Sie bekamen zusammen eine breite Bettstelle mit einer Art Matratze darauf. Für Bettzeug und Decken mußten sie selbst sorgen. Die roten und schwarzen Striche an den einst weiß gekalkten Wänden ließen keinen Zweifel darüber, daß in der wärmeren Jahreszeit hier das Unge ziefer in Legionen marschierte. Jetzt schlief es im Winter, schlaf. Die beiden aßen in der gemeinsamen Wirtsstube. Der Ingenieur war redselig und aufgeräumt. Auf der Fahrt waren sie infolge der schneidenden Kälte kaum dazu ge kommen, sich zu unterhalten. Das Wort fror ihnen am Munde... In den beiden halbzerfallenen mongolischen, einst russischen Gasthäusern waren sie kaum warm geworden. Man hatte sich nicht einmal auskleiden können, der Wind pfiff zil sehr durch. Alles war gefroren. Der Ingenieur halte wohl manchmal angesctzt, um zu fragen, woher Leim Tai käme. Aber Tai war vorsichtig. „Ich habe in London Volkswirtschaft studiert und gebe zum Besuch zum Bruder meines Vaters. Der ist Katts mann in Urga." Der junge Chinese gefiel dem Ingenieur. Obwohl r nicht als Diener engagiert war, hatte sich Tai anstellig und freundlich gezeigt. Er hatte die Planieren der westlich.» Länder angenommen und schien aus besserer Familie zu sein. So saßen sie in der Gaststube zusammen, aßen Borscht- suppe, tranken heißen T«e und tauten endlich auf. Es wur ein wohliges Gefühl, denn auf den endlosen Wällen der mongolischen Berge war man nie recht zu Atem gekomme». Der Wind erstarrte die Gchirntätigkeit. „Wie wird es nur werden?" meinte der Ingenieur. „Glauben Sie, Herr Tai, daß man bald bauen kan»? Wann taut denn hier die Erde auf?" „Ach, Herr Schramli, hier taut sie nie auf. Wenn die Blumen in der Steppe blühen, dann sangen die Mongolen erst an zu beraten, was man vielleicht tun könnte. Und dann kommen erst die Russen und überlegen, was man die Mongolen beraten lassen darf, und dann ist die Steppe wieder braun, der Herbstwind pfeift, und dann sagen sie alle zusammen: Jetzt ist es zu spät, nächstes Jahr. Haben Sie nur Geduld. Man wird Ihnen immer ein Wort sagen: Morgen." „Aber in Berlin und Moskau haben mir doch die Mon golen alles zugesagt. Ich habe es schriftlich. Meine Maschinen rollen ja schon von Wladiwostock heran. Sir sind über See gekommen." „Ach, das ist doch ganz gleich. Sind die Maschine» bezahlt?" „Ja, alles ist bar bezahlt worden." „Na, damit hat die Geschichte ein Ende, das ist hier die Hauptsache." „Aber ich habe doch den Kontrakt. Wird man mir denn auch das Gehalt zahlen? Ich will doch hier etwa» leisten und ausbauen." „Sicher," sagte Tai, „aber die anderen werden sage» .Morgen'." „Das wäre doch zum Verzweifeln, da» glaub« ich nicht", gab Schramli zurück. lFortsetzung folgt.)