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Sächsische Volkszeitung : 13.10.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192610139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19261013
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19261013
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-10
- Tag 1926-10-13
-
Monat
1926-10
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 13.10.1926
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Keilerlreil Heiteren Sin» und reine Zlvecke, ""un, man kvn,mt wohl eine Strecke. Lie>e ^orryemorte wollen zeigen, daß man mit der yelrerkeit gut weiterkommt. Wenn auch Hilty recht hat, wenn er sagt: „Ein Mensch, der nicht gelitten har und zu leiden versteht, kommt nicht über eine gewisse Mittel mäßigkeit hinaus", so dürfen wir doch nicht den Er ziehungswert der Freude ganz außer acht lassen. Das Leid kommt ja ungerufen zu uns, es verschont niemand; deshalb ist es berechtigt, sich bereit zu halten und die besten Mittel zu erwerben, seiner Herr zu werden. Trotzdem dürfen wir uns nicht gewöhnen, als sei Leiden d«s Natürliche, der Zweck unseres Daseins. Das ist freilich auch die Freude nicht, aber sie gehört in unser Seelenleben mit deiiiielven Rechte wie das Leid. Ebenso wie die Pflanze Regen und Sonnenschein braucht. Die Uebcrschätzung des Leides führt bei manchen ernsten Naturen dazu, die Freude zu verpöueu. Das ist falsch. Auch zur Freude gehört Kraft. Der Standpunkt, der das Leid als etwas Unvermeidliches, als die selbstverständliche Be- glcitericheinnng des Lebens hinnimmt, von seiner Bezwin gung aber nicht viel Stufhebens macht und die Heiterkeit der Seele allen Unbilden zum Trotz aufrecht erhält, scheint höher zu stehen, als der Glaube an die alleinseligmachende Kraft des Leides. Was nun die Erziehungswerte beider anlangt, so braucht man nur das Leben derer zu veufolgen, deren Jugend arm an Freude verlief. Das Verirren vieler Tau sende, die die menschliche Gesellschaft auszustvßen gezwungen war, findet oft seine Erklärung im Mangel an Freude. Darum trachtet nach der Heiterkeit des unerschütterlichen Herzens! Sie verleiht erst volles Lebensgefühl. Gebt vor allem den Kindern Freude. Wundert euch nicht, wenn sie mißraten, wenn ihr ihnen oim müdes oerdrossen.es Leben vorlebt. Wer edler .Heiterkeit nicht fähig ist, der kann auch das Schöne unseres ErdendnseinS nicht schätze». Wer heiter ist und heiter zu sein sich zur Auf gabe macht, der lebt wirklich. Wer die Erde nur als Jam- nertal ansicht, bringt sich dagegen um die einzige Möglich keit, hinter den menschlichen Unvollkommenheiten die große Güte des Schöpfers zu sehen. Dresden Auf zum Karitas-Lehrgang! Fu de» Räumen »er Dresdner Kaufmannschaft, O st ra- Slllee (Eingang M a le r g ä tz ch e n», findet hente Diens tag und morgen Mittwoch der »»gekündigte Karitas- Lehrgang statt. Am Dienstag, den 12. Oktober, 7.3«» Uhr (Sitzungszimmer», »pricht Rechtsanwalt Dr. Hille über „Ausgabe» und Leistungen »er öffentlichen Fürsorge im Freistaat Sachsen" und Frl. Gabriele Klausa, Leiterin des Karitas-Sekretariats, über „Oeffentlichc Fürsorge und Karitasarbeit. — Mittwoch, den 13. Oktober, 7.30 tthr (Kleiner Saal»,Gencralsckrctür P. Wiesen, Freibnrg i. Br. über „Tie Bedeutung der Seclsorgchilse im sozialreligiösrn Leben der Gegcntvart" n»d über „Tie kirchliche Karitas und die Abseitsstehendeu". Na»'» de» Vorträgen freie Aus sprache! Tic Teilnahine au dem Karitaslchrgang ist frei! Alle Freunde der Karitas seien dazu eingelaocn. Der Abschied von der Jahresschau Noch einmal hatte die Iubilümns-Garienbau-Ausstcllnng .im gestrigen Montag einen Massenbesuch aufznweisen, wie er selten vorher zu verzeichnen war. Den Ganzen Nachmiliag wogten die Massen der Besucher durch die Dahlientzulturen und den Nosenhof, noch einmal lauschten sie am Abend dem geheim nisvollen Spiel von Wasser und Licht. Allen wurde der Ab schied schwer von dieser Iahresschau, die nnzweiselhaft einen Gipfelpunkt in der Ansstellungsarbcit nach dem Kriege bedeu tete. Ganz besonderen Beifall und stärkstes Interesse hatte auch die letzte Sonderschau geweckt, der wohl nicht zum geringsten Teil der starke Besuch auch a» den letzten kühleren Herbsttagen mit zu danken war. Für den letzte» Abend hatte man noch einmal ein großes Feuerwerk angekündigt. Auch dieses bedeutete seinen vielen Vorgängern gegenüber eine unzweifelhafte Steigerung. Präch- dg war die Vielseitigkeit der Lustakrobatik, die hier in sprühen den Funken geboten wurde. Prächtig waren aber vor allen mich die .zahlreichen Feuerspiel-Fronten zu ebener Erde. Und As dann am Schluß senrige Hühner einen nicht minder feuri- »en Schmetterling z» erhaschen suchten, so ivar es, als ob mit >em Schmetterling die ganze schöne Ausstellung angcdeutet vcrden sollte, die wie ein Augenblickskind kam und ging. KommunalpoMsche Tagung der Sächsischen Zentrumspartei in Zittau Die Kommunalpolitische Abteilung der Säch sischen Zentrumspartei kam am Sonntag zu einer Sitzung in der „Weintraube" in Zittau zusammen. Anwesend waren vor allem Mitglieder der Partei aus dem Kreisverbande Südlausitz, obwohl mancher fehlte, der hätte erscheinen müssen. Kreisvor sitzender Fritz Günther, Leutersdorf, erösfnete die Tagung mit der Begrüßung und dem Hinweis auf die Wichtigkeit der Tagung, woraus dann Stadtverordneter Baumeister Kahl das Wort erhielt zu seinem Referate „Gemeindliche Regiebauten oder Unterstützung der privaten Bautätigkeit". Man hatte in ihm einen Redner gefunden, der sich frei hielt von der Phrase und auf Grund seiner langjährigen praktisckzen Erfahrung im Zittauer Stadtparlament tiefschürfend den Zuhörern das Wurzelstück der Sozialpolitik »or Augen führte. Er streifte dabei die Absicht der Sozialdemokraten aus weitgehende Kommunalisierung. Die letz ten Jahre haben die Undurchfiihrbarkeit dieses Vorhabens be wiesen. Zwar gibt es noch kleine Orte mit sozialistischer Mehr heit, die unentwegt auf ihren Parteidogmen beharren, dock) geht man in neuerer Zeit andere Wege. Viele Gemeinden unterstüt zen die Siedlungsgenossenschaften. Vielfach ist man vom Ltan der Einfamilienhäuser abgekommen, weil dadurch die Wohnungsnot nicht behoben ist. Die private Bautätigkeit ist arg behindert, da Kredite und Vermögen verschwunden sind. Der Staat allein ist im Besitze der Mittel. Die von ihm geförderten Siedlungsgesellsckiasten schädigen oft das ortsansässige Handwerk. Schwere Nöte sind den Gemeinden als Nermieter erwachsen. Cs kommt vor, daß ein großer Teil der Wohnnngsinhaber der Stadt die Miete nicht zahlt. Ihr sind alle Möglichkeiten genommen, da gegen vorzugehen, denn sie mußte die zwangsweise Heraus- gesetzten anderweitig unterbringen. Auch die Erfahrungen mit dem Erbbaurecht sind nicht verlockend. Viele Kommunen haben ihr Vermögen im Boden scstgelegt und sind froh, wenn sie Gelände verkaufen können. Dazu Kommt, daß in unerschlossencm Baugelönde die Straßenbauten höher zu stehen kommen, als die Wohnhäuser. Gemeindliche Regiebauten führen nach den bisherige» Erfahrungen nicht zum Ziele. Die von den Gemein den unterstützte private Bautätigkeit stelle viel mehr und dazu noch billigere Wohnungen her. Die ist deshalb vorzuziehen. Sladtrat B rüge r aus Bautzen mies eindringlich auf die Wichtigkeit dieses Problems hin. Rach bisherigen Schätzungen fehle» in Deutschland 000 000 Wohnungen. (Die Schätzungen gehen allerdings sehr weit auseinander. D. Red.» Bei einem Be darf von 150 000 würden aber jedes Jahr nur 100 000 neue Woh nungen erstellt. Man komme dem Uebel nur bei, wenn das Defl. zit durch einen Mehrbau getilgt werde. Riesengroßes Elend und eine staunenswerte Geduld verberge sich hinter diesen Ziffern. Bei der heutigen Wohnungsnot ist es unmöglich, daß sich das Familienleben entwickeln kann. Wolle man dem Uebel abhel- sen, dann müßten sechs Milliarden Mark zur Berfügung stehen. Das ist aber eine Unmöglichkeit. Alle Beachtung verdient der Vorschlag oes preußischen Wohlfahrtsministers Hirtsiefer. der die Mietzinssteuer um dreißig oder vierzig Prozent erhöhe» will. Dadurch jei es möglich, wenn die Ertragnisse der Mietzinssteuer nur zur Herstellung von Wohnungen verwendet werden, in vier bis fünf Jahre» der Not zu steuern. Dann ist der Zeitpunkt für die Aufhebung der Zwangsgesetze auch gekommen. Die Bermie. ter müssen sich klar sein, daß die niedrigen Mieten nur scheinbar sind, denn in Form von anderen Steuern würde weit mehr als die Friedensmiete gezahlt. Auch im Auslande ist der Wert der Mieten längst gestiegen. Auch Herr Brnger sprach sich gegen gemeindliche Regiebauten aus. Durch reiches Material aus Bantz- ner Behältnissen wußte er für dielen Gesunken die Zuhörer zu gewvinen. Günther (Leutersdorf» und Lbermann (Ostritz» sprachen sich gleichfalls in diesem Sinne aus Cs wurde auch die Meinung vertreten, daß die Mietzinssteuer noch erhöht meiden könnte, wenn dadurch bessere Verhältnisse geschaffen würden, unter aer Voraussetzung, daß die Erträgnisse der Mietzinssteuer restlos für den Wohnungsbau zur Bersüzung gestellt würden. — lieber „Unsere Stellungnahme zu den Gemeinderatowahlen' rescrierte der Vorsitzende Günther (Leutersdorf). Ucberall dort, ivo unsere Partei stark genug lei. empfehle es sich, allein vor,',»gehen. Wo das nicht durchzuführen ist und wo die Macht. Verhältnisse geklärt sind, ist das Zusammengehen mit den be nachbarten Mittelparteien anzustreben. Aus jeden Fall sollen die Z-ntrume«bgeordneten ihre ganze Tätigkeit nach dem Programm der Deutschen Zentrumspartei einstellen. Im Anschluß an dieses Referat b.-saßte man sich mit der Lau dtagswahl, und die Versammlung begrüßte es mit Freuden, den Spitzenkandidaten der diesjährigen Wahl in ihrer Mitie sehen zu Können. Mit einem Kräftigen Werbewort für die Kandidatur des Herrn Stadtrat Bruger schloß der Vorsitzende die anregende ertragreiche Versammlung, Lusaticns. Als die Hühner um den Schmetterling ausgekämpsl hatten, erküPpften sich die Massen den Zugang znni Grünen Dom- Gelände. Es gab einen letzten schweren Brückenübergang bei Nacht. Und dann begann das Schauspiel: Der „Grüne Dom" in Fla in m e n. Bon der 80 Nieter hohen Plattform des Domes rieselte ein Fnnkenregen herunter. Leider nur an der einen Hälfte, so daß tausende von Zusckniuerii, die sich rings um den Grünen Dom ausgestellt hatten, nicht auf ihre Rechnung kamen. Man war mißgestimmt, zumal man sich noch mit Mühe den Zu gang in die Ausstellung erkämpft hatte. Die Zuschauer hatten sich überhaupt im (stanzen etwas mehr unter einem „brennenden Dom" vorgestellt. Doch dann kam die Nacht und diesmal legte sie sich wie ein Grabesschleier über dieses Eiland, das in Blüten gestorben war. Die I u b i l ä u in s - Ga r t e n b a n - A u s st e l l u n g i st g e w e s e n. Heute gehört sie bereits der Geschichte an. Aber sie war doch ein Ereignis, zu dem ein letztes Wort noch gesagt werden muß. Hochspannungskursus des Verbandes Sächsischer Elektrizitätswerke Dresden, 12. Oktober. Der Verband Sächsischer Elektrizi tätswerke hat in der Zeit vom 4. bis 0. Oktober 1020 in der Technischen Hochschule zu Dresden einen Hochspannungskursus für seine Betriebsleiter und B c t r i e b s i n g e n i e u r e veranstaltet. Für die Vvrlesnngcn !)atte sich Geheiinrat Professur Dr. Görges , Professor Dr. Binder, Professor Dr. Bark- Hausen und Banrat a. D. Direktor Rachel zur Verfügung gestellt. Es lmben nicht weniger als 81 Herren daran teilgenom- men. Auch von den übrigen Professoren der Technischen Hoch schule, sowie von den Ministerien, der Neichsbahndirektion und der Oberpostdirektion sind Vertreter entsandt worden. In der Hochschule stand ein ausgezeichnetes Anschau ungsmaterial zur Berfügung. so daß die von den Dozen ten und deren wissenschaftlichen Mitarbeitern ansgcführten Ver liehe auf das dringlichste den vorgetragenen theoretischen Lehr- toff ergänzten. Besonders erfreulich war es, daß eine Exkur sion zu den Redeberger Fabrikanlagen der Sachsen werke, Licht- und Kraft-A.-G., erfolgen konnte. Eine äußerst stattliche Anzahl von Knrsusteilnchmern ivurde auf Einladung der Direk tion des Sachsenwerkes mit Personenkraftwagen am Donnerstag »ach Nadeberg geführt, woselbst nach erfolgter Begrüßung durch Direktor Dr. Sarferl verschiedene Herren des Sachsenwerkes in leitender Stellung die Führung durch die umfangreichen Werk stätten unternahmen. Besonders bemerkenswert und imposant erschienen den Gästen dis im Bau befindlichen 1 0 0 0 0 0 - Volt - Schalter, die in großer Anzahl kurz vor der Fertigstellung in den Fabrikanlagen aufgebaut ivaren und in kürzester Zeit an das im Bau befindliche Großkraftwerk Böhlen der Aktien« gesellsckzasl Sächsische Werke aligelicfert werden. Als Abschluß des Hochspannungskursus ivurde am Sonn- abend eine größere Exkursion unternommen, die zunächst nach Freib erg zur Besichtigung der umfangreichen Fabrik anlagen und Laboratorien der dortigen Porzellanfabrik führte. Dieser Hochspannungskursus dürfte den Beweis erbracht haben, daß der Grundgedanke, den längere Zeit in der Praxis stehen den Herren einmal wieder Gelegenheit zu geben, ihre früher ge sammelten Kenntnisse in gedrängter Form durch hervorragende Fachwissenschaftler wieder zu ergänzen, als sehr glücklich zu be- zeichnen ist. : Die Dresdner Sängerschaft und ihre Gäste. In den letz ten Jahren l>at die Dresdner Sängerschaft wiederholt fremden Gesangvereinen, die unser« Stadt besuchen wollten, in entgegen kommender Weise durch Füllung der Konzertdarbietungen. durch Stellung von Freignartieren, selbst in schwierigster Wohnungs not. durch Vorbereitung von Ausflügen in Dresdens Umczebung nsw. die Wege geebnet. Sie IM dadurch wesenllich beigetragen, den Ruhm Dresdens als gastfreie, schöne und gesangs-freudßze Stadt zu erhol)«». So empfängt Dresdens Sängerschaft am 23. Oktober den Oberlausitzsr Männerchor, der seil 15 Jahren danach strebt, den großstädtischen Vereinen glcichzustehen. Das zeigt seine Bortragsordnung für das Abendkonzert im Vereinslnmse mit Chören von .Hermann Hutter (die Ablösung), von Hugo Kann (Bergsonntag», von Ernst Heuser (Eine Wiese voll weißer Marga- Anion Bruckner Zur 3V. Wiederkehr seines Todestages (11. Oktober 180« 1 «2«». ,Anto» Bruckner ist der einzige, dessen Gednn- 'en bis zu Beethoven hinaufreichen." Dieses Werturteil ins dem Munde Richard Wagners wiegt um »v schwerer, lven» man sich vergegenwärtigt, wie hoch Wag ner zeitlebens Beethoven schätzte. In weiten Kreise», au'cy Kr ernsthaften Musikfreunde, erfreut sich leider auch heute Bruckner noch nicht der Wertschätzung, die er verdient. Lin Hauptgrund hierfür liegt wohl darin, daß seine Kom positionen als außerordentlich schwer verständlich gelten und dadurch viele abgeschrcckt werden, sich mit ihnen näher zu befassen. Dieses Vvrnrteil kann nicht als be rechtigt anerkannt worden. Gewiß ist die Musik eines Haydn, um einen anderen österreichischen Tonkünstler zu nenne», leichter faßlich: aber demjenigen, der die Mühe nicht scheut, sich einmal in Bruckners musikalische Wesens art zu vertiefen, offenbaren sich um so köstlichere Weich', seine Musik hat tiefen seelischen Gehalt, denn ihr Mei ster ist, wie ganz wenige, von echter Religiosität beherrscht. Anton Bruckner ist am 4. September l824 in dem kleinen Ort Ans selben in Oberöstcrreich geboren, wo jein Pater ebenso wie sein Großvater als Lehrer wirkte. Der Schule brachte der junge Lehrevssohn keine große Begeisterung entgegen, dagegen sang er schon in früher Jugend gern im Kirchenchor mit oder jpiekte ans des Paters Spinett. Musikunterricht erhielt er zunächst von seinem Pater, später seinem Berwandte» Johann Weiß, Schullehrer in Hörsching bei Linz, einem geschätzte» Musiker. Dessen Unterricht regte bei dem jungen Bruckner, der schon als Elfjähriger beim Gottesdienst die Orgel spielte, die ersten Komponierversuchc an, von denen die ältesten be kannt gewordenen in das Jahr 1837 fallen. Leider nahm die sorglose Jugendzeit in Hörsching früh ein Ende; Bruckner mußte bald wieder nach Ansselden zurücktehren, nm den erkrankten Pater in seinem umfangreichen Pflichtenkreis als Lehrer und Organist zu vertreten. Nach dessen frühem Tode fand Bruckner als Sängerknabe im Stift St. Flo rian Ausnahme, wo er sich auf die Schullehrerlaufbahn vorbereitet. 1840 besuchte er einen Präparandenkurs in Linz und erhielt darauf das Zeugnis als Gehilfe in Vrivatschulen. Seine erste Lehrtätigkeit übte er in Wind hag a. d. M. aus, wo er das Elend der damaligen Jung- leberer nachhaltig auskosten «nutzte, zur Erhöhung seinen dürftigen Einnahmen — 1,5 Kreuzer für die Stunde -- bei allen möglichen Gelegenheiten znm Tanz aufspielte, und «veil er bei Spaziergängen Aufschreibnngen auf Nvtcnpapier machte, von »einen Vorgesetzten „Mückenfüngcr", von den Bauern als „halbverrückter Kerl" bezeichnet wurde. l843 siedelte er als Schulgehilfe nach Krvnstorf über, wv er einen vcrständinsvollen Vorgesetzten und außerdem Ge legenheit fand, in dem nahegelegene» Enns bei Leo pold Edler von Zenetti Musikunterricht zu nehmen. Eige nes Musizieren ermöglichten ihm ein gutmütiger Bauer, der ein Spinett be»aß, und häufige Wanderungen nach Stehr zum Orgelspiel in der dortigen Stadtpsarrkirch«. Das Bestehen der sogenannten Konkursprüsung in Linz war Voraussetzung für seine Versetzung als Lehrer ins Stift St. Florian, wv er vom Herbst 1845 an fast 10 Jahre blieb. Nach wenigen Jahren — 1848 — wurde er Nachfolger »eines Lehrers Kaktinger als Stiftsvrganist: in dieser Zeit entstanden eine Reihe von kirchlichen Kom positionen Requiem <D Mol!), Missa solcmnis (B-Mvll». Daneben arbeitete er an der Vervollkommnung seiner' Allgemeinbildung und füllte manche Lücke früheren mangel haften Unterrichts aus, was ihm ermöglichte, 1855 in Linz die Hanpdsichullehrerprüfung zu bestehe», während er gleichzeitig musiktheoretischen Studien bei Simon Sechter in Wien oblag. Das Jahr 1855 bedeutete einen entscheidenden Wendepunkt in Bruckners Leben, wurde er doch nunmehr nach hartpm Wettbewerb Dom- und Stadd- pfarrvrgnnist in Linz. Hier fand er in Bischof Franz Joseph Rud i g ier einen einslußrcichen Gönner und einen Kir chenfürsten von außerordenklich feinem musikalische» Ver ständnis. Bezeichnend für ihn ist, das, er eines Tagc-S Bruckner gegenüber äußerte „Wenn Sie Orgel spielen, vermag ich nicht zu beten". Der Bischof ermöglichte Bruck ner auch, alljährlich zweimal zu seiner niusikcheoretischen Weiterbildung zu Sechter nach Wien zu gehe». Typisch für Bruckner ist das jahrzehntelang nie rastende Streben nach theoretischer Weiterbildung — Dcssey nennt dies be zeichnenderweise „Das Wandern ums Wissen" — und nach Bestätigung des erreichten Könnens und Wissens durch ein Zeugnis. Endlich erklärte ihm Sechter, er könne ihm nichts mehr beibringen; diese Aeußerung gewinnt beson dere Bedeutung, wenn man sich vergegenwärtigt, daß er der berühmteste Musiktheoretikcr seiner Zeit war. Da rich tete Bruckner an die Gesellschaft der Musikfreunde in Wie» die Bitte, ihn von einer Koinmdssion prüfe» zu lassen. Seinem Antrag wurde entsprochen; Kapellmeister Johann Herbeck, der mit dem Konservatoriumsdirektvr Joseph Hellmcsberger, dem Hofkapellmeister Dessvff und Simon Scchter diesem Ausschuß angehörte, faßte den Eindruck in dem an seme Kollegen gerichteten Ansspruch „Er hätte uns Prüfen (ollen" treffend zusammen. Aber noch konnte sich Bruckner nicht Genüge tun. Er studierte bei dem Theaterkapellmeister Otto Kitzler in Linz Instrumentation und Formenlehre und arbeitete mit ihm Partituren durch. Dazu gehörten auch solche von Wagner und dieses Studium »ollte von nachhaltigstem Einfluß auf Bruckner zeit seines Lebens sein, denn es führte ihn zuerst zu den damals heftig Umstrittenen. Wenn es auch unrichtig ist, Bruckner, wie es »eine Gegner getan haben, als Wagnerianer abzutun. so ist nicht zu bestreiten, daß Wagners musikalische Sprache nicht ohne Einfluß auf Bruckner geblieben ist. Reber seiner Organistcntätigkcit übernahm Bruckner 1860 die Leitung der Liedertafel „Frohsinn", dies be rühmtesten und fähigsten Gesangvereins in Linz. Gleich wohl fand er noch Zeit, eine Reihe von Werken zu kom ponieren, von denen die Symphonie F-Moll (1862) unter dem Einfluß des Studiums bei Kitzler noch als Schülerarbeit zu bezeichnen ist. Die musikalische Persönlichkeit Bruck ners kommt stärker zum Ausdruck in der — gleichfalls »uge- drnckten — D-Moll-Simphouic, die auch in jene Zeit füllt, sowie in einer Reihe kirchlicher Werke <D-Moll-Meise, das Chorwerk Ave Maria). Es ist für seine Entwicklung bezeichnend, daß er erst im 40. Lebensjahre in seine eigentliche SchasfenSperiode ei »trat. 1868 im Redonten-Saal in Linz statt. Zur Äufführur gelangte die erste (eigentlich die dritte) Symphonie in ( Moll — von Bruckner „'s kecke Bcserl" genannt — oh, aber ans das richtige Verständnis zu stoßen. Es war Zei daß Bruckner aus den engen Verhältnissen der Provir heraus und in eine andere Umgebung gelangte. Da tr< cs sich günstig, daß ,Herbeck, Bruckners größter Gönner i Wie», mit allen Kräften danach strebte, ihn nach Sechte, Tode als dessen Nachfolger am Konservatorium zu g> Winnen. Bruckner wollte »»ich zunächst dazu nicht entschli ßen, da d:e f:nanziellen Bedingungen keineswegs gläi zcnd Ware». Als ihm jedoch die Ernennung zum Ho vrganisteu mit Altersversorgung in Aussicht gestellt wurd konnte Herbeck seine letzten Zweifel mit dem Hinwei darauf überwinden, daß er in Deutschland einen geeignete Fachmann suchen müsse, wenn Bruckner seinen ablehnende Standpunkt beibeüalte. Dr. Nockber. Fortsetzung folgt.)
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