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Sächsische Volkszeitung : 06.10.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192610061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19261006
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19261006
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-10
- Tag 1926-10-06
-
Monat
1926-10
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 06.10.1926
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Mittwoch, S. Oktober 2o2lawoMMe UmMau Nummer 227 Seil« « „Die Recht« sind zwar stets heilig zu halten, ohne varauf zu sehrn, wen sie cnigehen, und die öffentliche Ge walt hat darüber zu wachen, datz jedem daS «eine bleibe, und dotz die Verletzung verhütet werde oder Straße sinv«. Ein« ganz besondere Fürsorge muh sich aber der Staat, beim Schutze der Privatrecht«, für die niederen und nnver- mögliä>en Volks,chichten angelegen sein lassen. Tie Klasse der Wohlhabend.» hat eben in ihren eigenen Mitteln gleich- >am einen Schutzwall und braucht so dm öffentlichen Schutz weniger: die be,itzlos« Menge dagegen ist der eigenen Hilfs mittel bar und ist darum in hohem Matze auf die Hilf« ^ Staates angewiesen." Leo XIII. in der Arbeiterlemzhklika 1891. Keimarbeit in Sachsen Die außerhäusliche Erwerbsarbeit der Hausfrau und Mutter bringt soviel offensichtliches Elend mit sich, daß w.r es um der Kinder und um der Familie willen be grüßen, wenn im Einzelfall die zum Verdienen gezwun gene Frau die Heimarbeit wählt. Welche Lasten die Frau damit auf ihre Schultern ladet, wissen meist nur weiDge außer der Heimarbeiterin und ihren Kindern. Dabei haben wir in Sachsen heute rund 100 009 Heimarbeiterinnen. Das eine Erfreuliche hat die Heimarbeit: Die Arbei terin ist nicht an eine schematische Arbeitszeit gebunden. Sie kann e:ne Mahlzeit zum Mittag kochen, während die Familie der Fabrikarbeiterin sich mit aufgewärmtem Eisen abfinden muß. Sie braucht ihre Kinder nicht Sommer und Winter zwischen 6 und Vs? Uhr morgens in 'die Krippe oder zur Großmutter zu bringen, wie das die Fabrikarbeiterin tun muß. All den T'---, darf sie ihren natürlichen Lauf lassen; und sie freu . ' i-ser Möglichkeit. Die schlimmsten Schäden der Fabr.elc kann sie von ihrer Familie sernhalten. Deshalb wählt sie ja die Heim- rrbeit, Je mehr nun am Tage die Heimarbeiterin sich ihren Kindern und ihrem Haushalt widmet, um so mehr mutz sie am Abend und — fast regelmäßig — in der Nacht tätig sein. Den Schutz, den die Fabrikarbeiterin durch Tarifvertrag und Arbeitszeit-Verordnung hat, genießt die Heimarbeiterin nicht. Ihre Arbeitszeit kennt keine Grenze, und keine Strafe trifft den, der ihre Gesundheit ruiniert. Zwei Dmge sind es, die die Heimarbeiterin zwingen, ohne Nast und Ruh zu Hetzen. Liefert sie nicht Pünktlich ab, so ist mit dem Verlust der Arbeit zu rechnen. Zum Zweiten sind die Löhne so niedrig, daß ein Verdienst nur bei emsigster Arbeit möglich wird. Der Bericht der sächsischen Gcwerbe-Aufsichtsbeamten nennt folgende Verdienste aus dem Jahre 1925: In der Posamentenindustrie vereinzelt 20 Pfg., meist 10—12 Pfg. die Stunde. In der Knopfhäkelei betrug der durchschnittliche Verdienst 6—8 Pfg. die Stunde, vereinzelt auch nur 4 Pfg. In der Stickerei- und Spitzenindustrie durchschnittlich '8-12 Pfg. die Stunde. In der Perl- stickerei schwa^ » die Löhne zwischen 8—25 Psg. die Stunde. (Für dieselbe wit mutz ins der Fabrik 36 Pfg. Stunden lohn gezahlt werden.) In der erzgebirgischen Spitzenklöp pelei „erreichten" die Heimarbeiterinnen 5—15 Pfg. die Stunde. In der Kartonnagen-Jnd strie wurden verdient 12 Pfg. die Stunde. In der Spielwarenindustrie wurden gezahlt 15—25 Pfg. die Stunde. (Für dieselbe Arbeit muß im Betrieb 80—100 Prozent Mehr gezahlt werden.) In der Wäschenäherei waren bessere Löhne; sie betrugen bis 30 und 40 Pfg. die Stunde. In der Tuchausnäherei (gelernte Arbeit) verdienten die Heimarbeiterinnen in Crim mitschau 40 Pfg. Stundenlohn. Bei derselben Arbeit kn Neichenbach erhielten sie nur 27 Pfg., obwohl ihnen tariflich 46 Pfg. zustanden. Der weitaus größte Teil der Heimarbeiterinnen arbei tet also hier zu Löhnen, die den Namen nicht verdienen. Wenn die Heimarbeiterin verdienen will — und dazu ist sie gezwungen — so muß sie ihre Arbeitszeit ins Unendliche ausdehnen. Ihre Kinder müssen zur Arbeit mit hevan- gezogen werden. Jetzt verstehen wir auch, weshalb in Sachsen 18,4 Prozent aller Volks sch ulkin der erwerbstätig sind. Wieviel Lebensfreude und Kraft mag die Erwerbs arbeit oe: den 93 000 erwerbstätigen Schulkindern er töten! Wieviel Krankheit und Siechtum wird begünstigt durch die Tatsache, daß ein Raum meist Küche, Wohn- und Arbeitszimmer für viele Menschen ist. Oft ist er gleich zeitig Schlafzimmer. Aus -er sozialen Praxis Der Eisenpakl Das internationale Eisenkartell ist zur Tat sache geworden. Nach verschiedenen ergebnislosen Anläufen wurde am Donnerstag in Brüssel der Pakt zwischen der fran zösischen, belgischen, luxemburgischen und deutschen Schwerindu strie unterzeichnet. Er gilt vorläufig auf fünf Jahre. Dieser Pakt ist die erste größere wirtsäiastliche Uebereinkunst zwischen ehemals kriegsführenden Staaten. Ein Hinausdrängen der wirt schaftlichen Konzentrationsbewegung über Landes- und Reichs-' grenzen. Die Bedeutung des Paktes für Deutschland wird in erster Linie in einer Parierung der Inflationskonkurrenz der westlichen Nachbarstaaten liegen. Von sozialistiscl>er Seite werden die Dinge naturgemäß so dargestellt, als ob das ganze Abkommen nur den Zweck hätte, der deutschen Montanindustrie die mißliche Aus landskonkurrenz vom Halse zu schaffen und ihr das ungestörte Einstreichen höherer Gewinne aus Kosten des deutschen Verbrau. chers zu garantieren. Die sozialistische Ideologie macht ebenso blind wie der Haß. Wir sind weit davon entfernt, die Gefahr-- / so riesiger Kartellierung zu unterschätzen. Vorläufig aber ist » Eisenkartell noch nicht Herr im Lande, und der Staat wird s Gemeinwohl den Wirtschaftsorganisationen gegenüber zu > ( treten wissen. Will man auf der Linken aber bestreiten, daß < Eisenpakt von grundsätzlicher Bedeutung gerade für die soziale Lage der deutschen Arbeiterschaft fein kann? Strebt nicht die ganze Sozialpolitik nach Internationalen Abmachungen, weil ein Land soziale Verbesserungen nicht ohne Rücksicht aus die anderen Industriestaaten durchführen kann? Wirtschaftliche Verständi gung über die Landesgrenze hinaus kann also — wir sagen nicht, ist — die Voraussetzung für das Fortbestehen und die Festi gung unserer Sozialpolitik sein. Und es ist töricht, olles durch die Brille des Klassenkampfes zu sehen. Das eine freilich steht in der Zukunft, ob nämlich dos soziale Verständnis und das Verantwortungsbewußtsein für die Gesamtheit für die Politik dieses Eisenkartells maßgebend sein wird oder die Dämonie des Geldes. Darum heißt es für die Gemeinschaftsträger, auf der Hut zu sein. ^ Der einsame Dr. Silverberg Generaldirektor Silverberg hat Freitag in Dllssel- vor> feine angekündiate zweit« Rede aebalten. .Non dem. was er Zu alledem führt die Heimarbeiterin immer noch den Kampf um ihre Einbeziehung in die Kranken- und Inva lidenversicherung. Arbeitgeber und Krankenkassen berei ten Schwierigkeiten und setzen damit die ohnehin fast schutz- ko)e Heimarbeiterin neuen Gefahren aus. Muß das alles so sein? Ist vor allem eine bessere Entlohnung nicht durchführbar? Das nach langem Muhen von Dr. Marg. Be hm (Gewerkverein der Heimarbeite rinnen- geichaffene Hausarbeitsgesetz wird hoffentlich immer mehr zum Schutze der Heimarbeiterinnen wirksam. Es gibt den vereinigten Heimarbeiterinnen weitgehende Möglich keiten, ihre Lage zu verbessern. Das Hausarbeitsgesetz verbindet den Gedanken der Fürsorge mit dt m der Selbst hilfe. Deshalb bedarf es noch vieler Aufklärungsarbeit an den Heimarbe:terinnen, bis es sich voll auswirken kann. Bei der Gestaltung der Löhne spielt leider bei der Heimarbeit die Arbeitskraft immer noch die ausschließliche Rolle der Ware. Nach dem riesigen Angebot von Arbeits kräften richtet sich der Lohn. Wir sehen ja, wie er aussieht. Erst wenn es uns gelungen ist, durch eine starke Organi sation das Angebot zu sammeln und mächtiger zu machen, erst dann wird d:e Heimarbeiterin voll geschützt sein. Was sich in der Heimarbeit durch Zusammenschluß erreichen läßt, zeigt ein Erfolg der Heimarbeiter in der Lederhandschuh-Industrie. Durch geschlossenes Vorgehen haben sie es erreicht, daß dort jetzt für die Heimaubeitz derselbc Lohn gezahlt wird wie für die gleiche Arbeit in der Fabr.k. Diese Forderung ist nicht unbillig. Wenn immer noch eine Menge deutscher Mütter bei ihren Kindern und in ihrem Heim bleiben wollen, so ist das eine erfreuliche Tatsache. Notwendig ist aber, daß wir ihnen solche Arbeitsbedingungen schaffen, die das Leben erträglich und erfreulich gestalten auch für die Heimarbeiterin. Daran zu arbeiten, das ist nicht nuv Aufgabe der Fürsorgerin, der Gewerbe-Aufsichtsbeamtin und des Gewerkvereins der Heimarbeiterinnen. Die Zahl -er erwerbstätigen Bevölkerung Bevölkerungsverschiebungen. Wie sich die einzelnen Berufe auf das Gesamtvolk verteilen, wie hoch der Anteil der Produktivtätigen überhaupt ist, welche Veränderungen im Laufe der Zeit hier vor sich gingen, das zahlenmäßig festzustellen, ist nicht nur interessant, sondern eminent wichtig zur Beurteilung der im Volke steckenden Auf triebskraft und zur Schlußfolgerung über seine tatsächliche Ent wicklung. Zwischen der Berufszählung vom 16. Juni 1926 und der letzten vor dem Kriege liegen 18 Jahre. Dazwischen auch der Krieg, der mit seinen ungeheuren Menschenverlusten und seinen tiefeinschneidenden Folgen die Wirkung eines elementaren Natur ereignisses hatte. Wen» auch vorerst nur Teilergebnisse der Be rufszählung vorliegen, die sich auf etiva ein Fünftel der Reichs bevölkerung erstrecken und außer Württemberg und Bagern nur die kleineren Länder umschließen, so lassen sie doch die allgemeine Entwicklungstendenz klar erkennen. Zunächst zeigt die Kurve der im Handel und Verkehr sowie in den freien Berufen Beschäftigten im Verhältnis zu Landwirtscl-aft und Gewerbe stark nach oben. Während die Zahl der selbständigen Existenzen als Folge der stärkeren Industriali sierung. Konzentrierung und Nationalisierung auf etwa 15 bis 20 vom Hundert gesungken ist, hat sie bei den Handels- und Ver kehrsbetrieben gegenüber 1907 außerordentlich zuge- nommen. Die Zunahme beträgt in Oldenburg 38 vom Hun dert in Hamburg 32 vom Hundert, in Bagern 21 v. Hundert und in Lübeck 19 vom Hundert. Das findet zum Teil seine Erklärung in der gegebenen allgemeinen Umschichtung, ist aber zum anderen Teil sprunghafte uird unnatürliche Aufblähung, die wir mit Uebersättigung des Handels bezeichnen, der im Interesse einer gesunden, stetigen Aufwärtsentwicklung auf ein normales Maß zurückzusühren ist. Dabei vollzieht sich Innerhalb der Ar beitnehmerschaft eine durchaus der wirtscl-aftlichen Struktur ent sprechende immer stärker werdende Umschichtung vom Arbeiter zum Angestellten. Während vor dem Kriege auf fünf Arbeiter ein Angestellter kam, ist das Verhältnis heute bereits drei zu eins. Von einschneidender Bedeutung ist der Umstand, daß die ZahlderErwerbstätigen sehr viel schneller zunimmt als die gesamte Bevölkerung. Nicht erst als Folge des Krieges. Waren doch schon 1907 von 100 Einwohnern des Deutschen Rei ches 45,5 hauptberuflich als selbständige Unternehmer, Angestellte, industrielle und landwirtschaftliche und Hausgehilfen tätig gegen über 42 im Jahre 1882. Dieser Anteil der Erwerbstätigen aus der Gesamtbevölkerung ist nun nach dem Kriege ganz rapide ge stiegen, eine Tatsache, die allgemein bekannt war und durch die Berufszählung durch konkrete Zahlen ihre Bestätigung findet. In Oldenburg wuchs er um 23 vom Hundert, in Anhalt um 16 vom Hundert und in Bayern uni 4 vom Hundert. Bei den letzte ren ist zu berücksichtigen, daß hier bereits im Jahre 1007 von 100 Menschen 52 erwerbstätig waren. Während die gesamte Be völkerung unter Berücksichtigung der heutige» Reichsgrenzen seit 1907 nur um 7,5 Millionen Mensche» zunahm, sind darüber hin aus 6 Millionen Menschen mehr in das Erwerbsleben eingetreten, so daß die Hälfte der Reichsbevölkerung heute berufstätig ist. Diese Tatsache und der Umstand, daß durch die fortschreitende Rationalisierung viele Arbeitskräfte frei werden, erklärt neben dem Verlust inländischer und ausländischer Absatzgebiete den hohen Stand der E r w e r s l o s i g k e i t. Nur die Stärkung der inländischen Kaufkraft durch Erhöhung der Löhne in Ver bindung mit einer Verringerung der Arbeitszeit vermag hier all mählich regulierend zu wirken. Auch die erst in Jahrzehnten sich auswirkende „Verjüngung" des Volkes wird einen natürlichen Ausgleich schaffen. Bekanntlich hat der gewaltige Geburtenaus- sall des Krieges ein unnatürliches Anwachsen der Erwachsenen zahl gegenüber der Kinderzahl zur Folge gehabt. Die vor dem Kriege Geborenen sind in das Erwerbsleben eingetreten, ohne daß ein entsprechender Nachwuchs an ihre Stelle trat. Dadurch Ist -das Gesamtvolk „älter" geworden. Die Zahl der Erwerbs tätigen hat daher unverhältnismäßig zugenommen. Bei den Frauen stärker als bei den Männern. Von den letzteren blieben etiva 2 Millionen Erwerbsfähiger auf den Schlachtfeldern, so daß hier eine gewisse „Anpassung" stattfand. Der gleicl-e Umstand aber bewirkte, daß entsprechend weniger Frauen die Möglichkeit hatten zu heiraten, also gezwungen sind, sich ihren Lebensunter halt durch irgendeine Erwerbstätigkeit selber zu verdienen. In Oldenburg ist die Frauenarbeit seit 1907 beispielsweise um 93 vom Hundert gestiegen und in Hamburg um 61 vom Hun, dert. In der gleichen Zeit vermehrte sich die weibliche Bevöl kerung um nur 34 vom Hundert. Sie strömten zumeist in die weiblichen Angestelltenberufe, deren Zahl sich in Bayern verdrei fachte, in anderen-Ländern sogar vervierfachte. Charakteristisch ist dabei, daß das eigentliche Betätigungsgebiet der Frau, der Hausangestelltenberuf, immer weniger begehrenswert wird, zu einem großen Teil wegen der minderen und schlechten Bezahlune und der gringcren Freizügigkeit. Alle diese Dinge verlangen auch Berücksichtigung bei Beur teilung unserer wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse, und man darf hoffen, daß die weitere Ausbeute des Materials der letzten Volkszählung noch manche neue Perspektive eröffnen wird. Zur Einigung -er BeamienverbKn-e Von besonderer Seite wird zu dieser Frage geschrieben: Die Einigungsverhandlungen zwischen dem „Deutschen Ge- werkschaftsbund" und dem „GesamtoerbanüderStaats- beamten", der dem „ D e u t s ch e n G e w e r k s ch a f t b u n d" (christlich national) angehört, haben, soweit die Oberführung in Frage kommt, zu dem Ergebnisse geführt, daß die beiden Ver bände bereits auf kommenden Freitag, den 8. Oktober .Hauptversammlungen zur Beschlußfassung'»«^) Berlin einberufen haben. Die erforderlichen Vertragsentwürfe sind von den beiden Vorstandschaften bereits beschlossen und genehmigt worden. Der Entschluß wird mit den Gefahren begründet, die dem öffentlich- rechtlichen Beamtenverhältnisse drohen. Diese Gründe dürften jedoch, nachdem beide Organisationen grundsätzlich auf dem Bo den des Berufsbeamtentums stehen, für ein solches Zusammen gehen allein nicht entscheidend gewesen sein. Dis Mitglieder der einzelnen Verbände dieser Spitzenorga- nisationen erheben jedoch gegen die übereilten Maßnahmen ihrer Führung starken Widerspruch. Vor allem will der „Bund der Polizeibeamten" und der „Zentralgewerkschaftsbund der Reichs- bahnbeamten und deren Anwärter" die Verschmelzung mit der christlichen Beamtenorganisation nicht mitmachen. Ebenso be stehen auch im Lager der christlich nationalen Eisenbabnerwer- bnnde erheblickr Bedenken gegen einen bedingungslosen Anschluß an den Deutschen Beamtenbund. Innerhalb der christlich natio nalen Verbände befremdet vor allem die Loslösung der dritten Säule im Deutschen Gewerkschaftsbund. Derselbe erfährt dadurch eine nicht unerhebliche Schwächling, welche in der Zeit der dring lich notwendigen Sammlung der positiv eingestellten Kräfte um so mehr zu bedauern ist. Es ist somit nicht ausgeschlossen, daß sich noch in letzter Stunde auf beiden Seiten Widerstände ergeben werden, welche die beabsichtigte Verschmelzung in Frage stellen. in Dresden gesagt habe, nehme er nichts zurück!" Er sprach wie der von dem Mut zur Konsequenz. Und wie sieht es in seinem Lager mit diesem E r k e n n t n i s m u t aus? Sehr, sehr wenig optimistisch. Da hat man in Erfurt auf der mitteldeutschen Indu- strictagung sein ..Abirren" auf politisches Gebiet bedauert. In Düsseldorf gab man sich die größte Mühe, festzustellen, daß Sil- verbergs Dresdner Rede dem Vorstande des Reichsverbandes der deutschen Industrie nicht Vorgelegen habe. Nur die „inoffizielle" Vorbereitungskommission der Dresdner Tagung habe der Rede einmütig zugestimmt. Ja, es ist etwas eigenes, um den M u t zur Erkenntnis. Bisher ist dieser Mut nur solchen Leuten ge kommen, die nicht selbst Industrieunternehmer sind. Van einer zustimmenden oder gar freudigen Aufnahme der Gedankcngänge Dr. Silverbergs in Industriekreisen kann gar keine Rede sein. Und es ist ganz klar, daß diese Tatsache den Wert der Silver- bergschen Ausführungen nicht gerade erhöht. Wer weiß, was in einem Jahre von der Dresdner Rede noch übrig sein wird? Viel leicht eine angenehme Erinnerung . . . ! Die Urlaubsfrage A»f dem dritten Kongreß des Internationalen Bundes -cke- Textilarbeiterverbände fand die Aus- ' ' übcr die Urlaubsfrage ihren Niederschlag in folgender 'Schließung: Auch der 3. Kongreß des internationalen ""s christlicher Tsxtilorbciterverbänd« in Antwerpen betont e-n'u- die große Wichtigkeit der Gewährung eines be'ahlten, alljährlichen Urlaubs für die Arbeitnehmer in der Textilindu strie. insbesondere für die Jugendlichen bis zu 18 Jahren. Zur praktischen Verwirklichung der Arbeiterurlaube wird folgen des gefordert: 1. Das internationale Arbeitsamt wird aufge fordert, ein entsprechendes Projekt >einer Urlaubskonvention mit besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse in der Textil industrie ouszuarbeiten und der nächsten Arbeitskonferenz vor zulegen. 2. Die Regierungen jener Länder, in denen die Ur- laubsfrape noch nicht gesetzlich geregelt ist. werden aufgefordert, eine solche Regelung ehestens durchzusiihren. 3. Die Textil- arbeiteroerbände, sowie die Gesamtverbände, denen unser« Be- rufsoerbände angeschlossen sind, werden aufgefordert, in jenen Staaten, wo die gesetzliche Regelung noch aussteht, dies« mit allem Nachdruck zu betreiben. 4. Di« Texti'lardeiterverbände jener Länder, wo eine gesetzliche Regelung der Urlaubsfrage nicht bestecht, mögen mit aller Kraft auf möglichst günstig« Uchjaub»- >k»->ina>tngen in ibren Tarifverträgen hinarbeiten Wieviel Käufer wurden 1925 gebaut? Es ivur-den im Jahre 1925 an Neubauten fertiggestellt: ii. Westfalen 12 823 Wohnungen, darutnre 6 330 Kleinhäuser, in Hannover 8 522 Wohnungen, darunter 5 329 KIeinl>üuser, in Pommer» 5 000 Wohnungen, darunter 2127 Kleinhüuser. in Hessen-Nassau 7 309 Wohnungen, darunter 4 216 Kleinhäuser, in der Grenzmark 2 039 Wohnungen, darunter 886 Kleinhäuser, in Hohenzollern 173 Wohnungen, darunter 136 Kleinhäuser. Nach Abzug der wegen Baufälligkeit abgebrochenen und durch Brand zerstörten alten Häuser betrug der Reinzugang an Wohnungen in Westfalen 13 298, in .Hannover 8 731. in Hessen-Nassau 8 084, in Pommern 4 890, in der Grenzmark 2 081, in Hohenzollern 230, Weiter l>at Sachsen einen Zugang an Wohnungen auf- zu-weisen von 9 377 «egen 6 204 im Vorjahr, Niederschlesien van 8 574 gegen 4 616, Oberschlesien von 6 066 gegen 3 816, Bran denburg von 7 974 gegen 5118, Ostpreußen von 5 092 gegen 3 032, Schleswig-Holstein von 3 908 gegen 2 181. Was ist das mehr, denn ein Tropfen auf einen heißen Stein' Forderung eines Reichskrankenpslegegesetzes. Auf eure: Reichskonferenz, die der Deutsche Verband für üce berufliche Kranken- und Wohlfahrtspflege in Düsseldorf abhielt, sprach der Leiter der Fachgruppe, Streiter-Berlin, über die Notwendig keit eines Reichskrankenpslegegesetzes, das die vielen zerstreuten Bestimmungen sammeln solle, die heut« in den verschiedensten Gesetzen gesucht werden mühten. Das Krankenpslegepersonal müsse noch viel« Schutzbestimmungen entbehren, die für andere Berus« längst getroffen worden seien. Mit Ausnahme des Bade personals sei das Pflegepersonal nicht in die Unfallversicherung einbezogen morden. Der Streik der Krankenpflegeanstalte» müsse unbedingt abgelehnt werden. Dagegen wäre die Schaf fung einer Standes- und Ehrengerichtsbarkeit zu überlegen. Kandzia-Köln sonderte in einem beifällig aufgenommenen Bor trage eine einheitliche, staatliche Ausbildung und Prüfung für alle Krankenpslegepersonen. die bis jetzt noch nicht vorhanden sei. Zwar hätten einzelne Staaten Bestimmungen erlassen, doch werde die Ausübung des Berufes nicht von einer bestimmten Ausbildung abhängig gemocht. Es müsse daher eine einheit liche. staatliche Ausbildung und Prüfung gefordert werden im Interesse der Kranken, de» Personals, der Aerzte und der Dolksgejundhett.
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