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Sächsische Volkszeitung : 06.10.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-10-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192610061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19261006
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19261006
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-10
- Tag 1926-10-06
-
Monat
1926-10
-
Jahr
1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 06.10.1926
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Mil -er allen Fahne in die neue Feil Zu dem neuen Buche Joseph Schosers, Bon Dr. HeinrichScharp Ais der jetzige Führer des badischen Zentrums, der Prälat Dr. Joseph Schofer noch Repetitor am Theologischen Konvikt zu Freiburg war und im Fahre 1891 ivegen des Widerspruchs der Karlsruher Negierung nicht Direktor werden konnte, wie sein geistlicher Oberhirt es wünschte, da half ihm zur Bewah rung des seelischen Gleichgewichts „abgesehen von der religiösen Gedankenwelt" seine Neigung zum Humor. „Ich las so jeden Tag einen Streich aus „Max und Moritz". Diese Lektüre hat mir in jenen sckweren Tagen gute Dienste getan." Der Leser, der diese Satze in dem neuen Buche Schosers*) gleich auf der ersten Seite des Kapitels findet, in dem Schoser die Geschichte seiner politischen Lehrzeit erzählt, wird sich kaum ein tressen- deres Selbslporlrät des Bersasscrs wünschen können. Die letz ten Fahre haben politische Erinnerungsbücher in schier unüber sehbarer Zahl auf den literarischen Markt gebracht, aber cs werden wenige darunter sein, die so anspruchslos daherkommen und dabei soviel herzhafte und durchgegorene Weisheit zu bieten haben. Hier schreibt keiner, der es nötig Hot, sich zu verteidigen und seine Verdienste aus dem Ablauf der Geschehnisse gebüh rend herauszuheöen, sondern ein bescheidener, seines Wertes ge wisser Mann, den seine Freunde drängten, die reichen Erfahrun gen und die gefestigte Tradition einer langjährigen politischen Laufbahn der gegenwärtigen und Ser kommenden Generation nutzbar zu mache». Der Sinn für Tradition und Bewahrung der Lehren der Vergangenheit ist ein besonders stark ausgebil deter Zug in dem Charakterbild Schäfers, und es ist kein Zu fall, ivenn er sich zur Rechtfertigung seiner Arbeit auf Fean Paul berust, der einmal gesagt hat, die jetzige Menschheit stände unergründlich tief, wenn nicht die Fugend vorher durch den stil len Tempel der großen Zeilen und Menschen den Durchgang zum Fahrmarkt des späteren Lebens nähme. Fn diesem Sinne will auch die originelle „Warnung und Empfehlung" verstanden sein, die dem Buche voranslehl und „dem kleinen Burschen, der sich da anmeldet" anempfiehlt, „vor allem . . . unser Geschlecht in die Schule der Väter zu nehmen; solcherlei Kuren tun nämlich not und sind von Vorteil." Das vorliegende Ergebnis dieser Arbeit darf in zweifacher Hinsicht besondere Beachtung beanspruchen. Das Buch nennt sich im Untertitel „Politische Plaudereien aus dem Muster ländle" Es kommt somit aus einem Lande, dessen politische Atmosphäre sich in ganz anderer Weise gebildet liat als etwa in Nordöeutschlanü, einem Lande, in dem demokratisches, volks mäßiges Lenken und Fühlen längst bodenständig und natürlich aus bäuerlichen und kleinbürgerlichen Schichten gewachsen war, als es in Preußen sich erst mühsam gegen die ganz anders ge artete Welt der grundherrlichen und militärischen Kaste durch setzen und durchkämpfen mußte; aus einem Lande, in dem die Umwälzung von 1918 viel weniger denn anderswo als schroffer Bruch empfunden wurde. Es kommt aus dem Lande, das dieser Tage ohne Bedenken und ohne sich etwas zu vergeben, seinen sozialdemokratischen Innenminister zur Gedenkfeier des lOOjäh- rigen Geburtstages des Großherzogs Friedrich I. entsenden konnte. „Die Dynastie der Zähringcr" konnte der „Badische Beobachter" nach der Abdankung des Großherzogs im November 1918 schreiben, „war bei uns nie ein Hindernis der freien poli tische» Entwicklung, und dem badischen Volk, auch in seinen linksstehenden Kreisen, wäre cs unter normalen Zeitumstänüen niemals eingefallen, von seinem Fürsten den Verzicht auf den Thron zu verlangen." Aus der Geschichte dieses Landes und aus der eigenartigen Geschichte des Zentrums in diesem Lande wird in Schosers Buch ein großes Stück lebendig. Ob ex nun ein volkstümlich abgerundetes Bild der Hansjakob, Marbe und Förderer entwirft, ob er mit scharfen Strichen die politische» Köpfe aus dem eigenen oder fremden Lager festhält, die ihm auf seinem Wege begegnet sind (wobei manchmal zwischen den Zei len mehr steht als in den Zeilen), ob er von Wahlschlachten, Kammerdebatten, Kirchenverfolgungen erzählt, ob er charak teristische Anekdoten einstreut oder ani Schlüsse wichtige Themen in besonderen Aufsätzen hcrausstellt, immer bleibt die demokra tische Luft des Landes spürbar, und das Höchste, was zum Lobe eines Politikers in diesem Buche gesagt wird, ist dies: daß er ein wahrer und echter Volksmann gewesen sei. Noch etwas anderes wird spürbar: das fortgesetzte Be mühen, das Vergangene mit dem Gegenwärtigen zu verknüpfen, das Gestrige mit Nutzanwendung für das Heute zu gewinnen. Foseph Schoser scheint zu solcl^r Ausgabe vorherbeftimmt zu sein. Fn seiner politischen Persönlichkeit verbinden sich das große Erlebnis der Zusammenarbeit mit Theodor Wacker, eine aus den Erfahrungen des badischen Kulturkampfes gewonnene *) Mitderalten Fahne indie neue Zeit. Poli tische Plaudereien aus dem „Musterländle", von Dr. Foseph Schoser, Verlag Herder L Eo„ Freiburg i. Br. Das Buck; ist vorzüglich ausgcstattet und enthält auf dem Umschlag ein Bild -cs Verfassers. Rabin-ranalh Tagore Der indische Dichterphilosoph Tagore hat nun aus seiner zweiten Europareise auch Dresden berührt. Nachdem er in vielen deutschen Städten Blassen von Zuhörern hatte, war auch am gestrigen Abend der große Saal des Dresdner Gewerbehauses bis auf den letzten Platz gefüllt. Schon seit mehreren Tagen ivarcn überhaupt keine Eintrittskarten mehr zu haben, und viele, die dennoch gestern ihr Heil versuchten, mußten draußen bleiben. Tagore — wer käme nicht ihn sich anzusehen! Diesen« Plan», der in allen illustrierten Zeitungen mit dem wallenden, weiße» Bart nnd Haupthaar seit Fahren der Welt gezeigt wurde. Und dann — aus Indien! Etwas Exotisches - ivas ja immer so überstarken Einfluß auf deutsche Gemüter hatte. Und hatten nicht Zeitungen und Zeitschriften immer wieder betont, daß es sich hier um eine» Propheten, einen Magier —um einen Herold einer neuen Menschheitsidee handele? — Tagore hätte gestern ruhig über ein beliebiges, sehr nichtiges Thema sprechen können, der Saal wäre genau so gefüllt gewesen. Die Erscheinung des Dichters steht im Vordergrund, — den wirklichen Gehalt seiner Schriften kennt man bestimmt zum allergrößten Teil nicht. Eine ziemlich hagere und hohe Gestalt — betrat Tagore die Bühne. Er sprach über die „Philosophie der Inder". Im all gemeinen hätte man darunter eine Darlegung der wirklichen wissenschaftlichen Philosophiesysleme Indiens erwartet, zumal ja die indische Philosophie äußerst gut ausgebildet ist. Und vor allem hätte man dann ein eigenes wissenschaftliches System von Tagore erwartet, da er ja unter dem Namen eines Philosophen reist. Aber Tagore hielt sich mehr in den weiten Gefilden der Dichtung, als in denen der Wissenschaft. Und so führte er uns zunächst in die Gedankengünge indischer v o l k s Philosophie, um alsdann seine eigenen Gedanken fnicht ein eigenes philosophisches System) in den Vordergrund zu rücken. Tagore erklärte uns, daß die Welt der Dinge nicht das Wesentliche in unserem Leben sei, sondern noch etwas ynderes, ewig Bestehendes hinter den Dingen liege. Er machte uns begreiflich, daß nicht das Seiende, sondern das Sein- sollende die Hauptsache ist, daß der Kampf zwischen hem Realen und dem Idealen den Schmerz in unserer Brust ouslöst, daß der Mensch gleich einem neugeborenen Vogel, der die Schalen des kies durchbricht um zu leben, auch die Grenzen dieser dinghasten und materiellen Welt durchbrechen muß. um die Freiheit und WM «MOW ill MM SS Bergleute verschütte! Neuyork, S. Oktober. In der Nähe von Rockwood Tennessee) hat sich in einer Kohlengrube eine Explosion ereignet. Eine größere Anzahl von Bergleuten ist durch die Explosion verschüttet worden. In der Grube waren zur Zeit des Unglücks 8 5 Bergleute be schäftigt. Die sofort eingesetzte Rettungsmannschaft hat wegetz giftiger Gase noch nicht zur Ungliicksstätte Vordringen können. Eisenbahnunglück in -er Schweiz Wiederum Rauchgase im Tunnel. Neun Dahnbeamte erstickt Konftanz, 5. Oktober Infolge atmoshärllcher Einwirkungen ist gestern wiederum im Ricken-Tunncl bei St. Gallen ein schweres Eisenbahnunglück oorgekommen. Der Abzug der Rauchgase wurde dermassen be- hindert, daß das Personal eines Güterzuges, der den Tunnel durchfuhr, betäubt wurde. Der Zug blieb stecken. Sauerstoffapparate mußten eingesetzt werden, da auch die Ret-i tungsmannschasten van den Rauchgasen betäubt zu werde» droh ten. Nur ein Heizer konnte gerettet werden, 9 Zugbeamto sind erstickt. Kan-grana?en als Spielzeug Hamburg, 5. Oktober. Ein furchtbares Unglück bei -em vier Kinder ihr Leben einbüßten, ereignete sich Montagnachmittag bei Neuhof in den in -er Freihasenstraße liegenden Schrebergärten. Gegen 1 Uhr hörte man eine heftige Explosion. Herbeigeeilte Polizei beamte fanden vier Kinder im Alter von IN bis 5 Jahren mit zerrissenen Gliedmaßen in einer völlig eingestürzten Laube vor. Drei der Kinder waren tot. Das vierte starb bei seiner Ein lieferung ins Krankenhaus. Es stellte sich heraus, daß die Kin der in der Nähe der dem Schlächtermeister Schnen gehörenden klare Grundsätzlichkeit in kirchenpolitischen Dingen, ein starker eigener Führerwüle mit lebendigem Gefühl für Zucht, Autorität und Ordnung, und ein offenes und heiles Auge für die Aufgaben der Gegenwart und die Nöte des Volkes, ein Mann, der. mit tausend Wurzeln in der Tradition festgewachsen, dennoch beweg lich und jung genug geblieben ist, um der Gegenwart und ihren zum Teil völlig neuen Forderungen gerecht zu werden. Tradi tion und. vor allem Zentrnmstradition ist für Schofer kein star res Schema, sondern das lebendige Bewußtsein der guten und unverbrauchten Kräfte, die ans der Vergangenheit in die Gegen wart hineinwirken. Es ist hier nicht der Ort. das im einzelnen mit Beispielen zu belegen ist. Wer das Buch liest, wird es spüren. Damit könnte diese Anzeige eigentlich beschlossen werden — wenn die „Splitter und Späne" nicht wären, die ganz am Ende de» Buches stehe» und in Lun«» „irgendein Zentrumsmann" feine politischen Lebens erfahrungen in kurze Sätze znsammengefaßt hat. Wenig stens einige Beispiele dieser kernigen Weisheit seien hier wieder gegeben: „Mit gescheiten und unierrichteten Men schen ist leichter Politik zu treiben wie mit einem vom Unfchlbarkeitswahn besessene» Esel. Warum das so ist, kann kein Geheimnis sein." Oder: „Nur. Esel und Narren ändern ihre Meinung nicht, bemerkte einmal Hansjakob. Irren ist menschlich: seinen Irrtum einzugestehen nnd zu korrigieren, ist männlich: ihn zu verdecken oder zu fri sieren, gehört schon znm Gegenteil. Der letztere Weg endet leicht im Feld der Blamage." Ferner: „Der Führer wird geboren, gebildet und kommt: keine Wahl kann den Führer machen; zuviel Führer sind eine Gefahr; der fehlende Führer ist ein Verhängnis." Oder weiter: „Volksstimmungen sind ernst zu nehmen, aber sie dürfen die Führung nicht zu ihrem Hauslnccht machen. Hier gilt das Windthorstsche Wort: Hinauf auf die Lokomotive und dem Hebel in die Hand." Oder endlich: „Auch :m politischen Leben kann es böse Menschen geben. Für solche Fälle tut Kiderlen-Wäch- ters Spruch gute Dienste. Er lautet: Wenn böse Buben dichumringen, denk an deinen Landsmann Götz von Berli- chingen." Uebrigens, wenn einer auf die Idee kommen wllte, den Herrn Prälaten Schofer zu fragen, was dieser letzte Spruch bedeuten solle, s-v wird er wahrscheinlich treu herzig und harmlos sagen, man müsse sich halt kräftig wehren, wie's der Götz von Berlichingen auch getan habe. Nnd er wird ein Gesicht dazu machen, daß man es beinahe glauben könnte. Wahrheit zu finden. Er setzte uns auseinander, daß man in Indien unter Freiheit die Isolierung von den Dingen der Welt verstünde und daß in Europa die technischen Erfolge eine Ueber- schätznng dieser Dinge gebracht hätten. Aber das sind Tatsachen, die wir schon lange vorher wußten. Tagore hat aus seinen Reisen durch Europa vieles aus abend ländischen Systemen angenommen, es mit der in-isckien Philo sophie vermischt, und «daraus ein „Neues Eigenes" gemacht. Freilich, wer sich mit Philosophie beschäftigt hat, erkennt sofort den Zauberkünstler. Er wird an Mystik, an Pantheismus u. «. erinnert. Wir hätten gern den fundamentalen Gegensatz zwischen östlicher und westlicher Geistigkeit, den Tagore mit Vorliebe her vorhebt, und der in der Praxis auch vorhanden ist — scharf nnd klar in seinen Grundprinzipien bestimmt ge sehen. Trotzdem wir vor dem Gesamtlebenswerk Tagorcs die allerhöchste Achtung hegen, so stellen wir uns unter einem Indischen Philosophen doch etwas anderes vor als ein Gemisch von allzu bekanntem Dagewesenen. Viele junge und ältere Mädchen klatschten sehr viel Bei fall. Sie huldigten dem Menschen Tagore, der durch seine blumige, duftende Sprache die Herzen der Frauen berückte. Ein fach und natürlich ist dieser Monn, anziehend in seiner Art. Aber er ist kein Prophet, er ist nicht der Philosoph, den europäische Firmen aus ihm gemacht haben. Das Pofkamk Tagorc-Abenv im Albcrt-Thcater. Di« Anwesenheit des indischen Dichters hatte auch das Albert-Theatcr veranlaßt, dem greifen Rabindrnnath Tagore einen Abend zu widmen. Man führte das Bühnenspiel „Das Postamt" auf und ließ ihm einen rezitatorischcn Teil vorangehen. Aron, B v r n e »i a n n und Günther spielten einenTrio-Satz von Cyrill Scott, öesscn exotische, lyrische Themen in einem gewissen St:m- mnngszusanimenhang mit dem Charakter des Abends stan den. Einführunde Worte, d. h. ein Lob des Dichters, sprach Lucy v. Aacvb.i sehr fein- während; Paul Smslny und Lotte Mtnckwitz (an Stelle der unpäßlich gewordenen Lotte Klein) Prosastücke und Gedicht« Tagores läsen. Beid« mit Ausdruck und Gefühl, beide aber auch mit reichlichen schauspielerischen Zutaten. Die Sachen «ntbekren nickt einer Laube zwei Handgranaten gefunden und in eine etwa 20 Nieter entfernt liegende Laube mitgenommen hatten, woselbst eine des Handgranaten explodierte. Schneu, der selbst drei Kinder hat, war 1924 aus der Ham« burger Or-nungspolizei nach Ableistung seiner ^jäh rigen Dienstzeit ansgeschieden. In der Laube des Schnell wurden noch zwei Handgranaten, 7 Gewehrpatronen, 7 Dalchmesser und in seiner Wohnung zwei alte Seitengewehre beschlagnahmt. Schnell, der sestgenommen wurde, bestritt entschieden, sich Hand granaten bei der Ordnungspolizei angeeignet zu haben. Schnell will auch nicht gewußt haben, daß sich Massen in seinem Garten befinden. Die kriminelle Untersuchung ist im Gange. Ein Riesenflugzeug für 10V Flnggäfle Berlin, 5. Oktober Die Iunkerswerke in Dessau sind mit dem Van eines Flugzeuges für 109 Fluggäste beschäftigt. Das Flugzeug soll 128 Meter lang sein und wird nur aus einer einzigen Tragfläche bestehen. 4 Motoren sollen es antreiben. Alle Räumlichkeiten, die sonst im Flugrumpf lagen, sind in das Innere der Flügel verlegt. Der Plan der Iunkerswerke geht dahin, mit diesem Modell selbst Flüge quer über den Ozean zu ermöglichen. Verhaftung dreier südböhmifcher Räuber y. Budweis i. B., 5. Oktober. In Südböhmen, wo das Räuberunwesen in geradezu mittelalterlicher Blüte steht, wurden letzte Woche drei angebliche Zigeuner Nnsitschka, Czer- mal und Schneider verhaftet. Die Räubereien erfolgen als eine Art Rache der Zigeuner gegen die Gendarmerie und Bevölke rung, weil der Führer Vrba eingekerkcrt worden war. Es, stellte sich heraus, daß der eine Zigeuner eigentlich Iindra heißt und der beste Freund des Zigeunerhauptmanns Vrba ist. Er dürste auch den unerhört frechen Drohbrief an die Gendarmerie geschrieben haben, da von den wirklichen Zigeunern niemand schreiben kann. Inzwischen hat man auch einen andern Vrba erkannt, welcher die Zigeunerbande geradezu militärisch organi sierte, doch konnte der Fuchs nochmals entkommen. Das sächsische Landeswahlgesetz abgeSnderl Dresden. 5. Oktober Der Sächsische Landtag trat heute wieder zusammen. Di« Sitzung war nur von ganz kurzer Dauer. Die Vorlage der Re« gierung über dieAbiinderungdesLandeswahlgeset» zes wurde gegen die Stimmen der Kommunisten angenom« men. Der Antrag der Deutschen Bolkspartei aus Einführung der Listenverblndung bei den Landtagsivahlen wurde mit 47 gegen 43 Stimmen abgelehnt. Difchof D. Rofenkreler -f* Danzig, 5. Oktober. Der Bischof der Diözese Kulm. D. Augustinus Rosentreter, ist in Pelplin (Pommereilen) nach kurzem Krankenlager im Alter von 82 Jahren gestorben. D. Roseutreter ist gebürtiger Westpreuße und war seit 1887 Domkapitular in Pelplin, 1898 wählte das Kulmer Domkapitel D. Roseutreter zum Bischof der Diözese Kulm. Anläßlich seines 2öjährigen Prosessorenjubiläums im Jahre 1898 wurde ihm von der Theologischen Fakultät der Universität Münster der Doktor, titel h. c. verliehen. f- Haas' Schadenersatzansprüche. Wie die „B. Z." mel det, hat der Magdeburger Fabrikant Hugo .Haas, den wegen Mordverdachts längere Zeit unschuldig im Gefäng nis saß, gegen den Staat Schadenersatzansprüche in Höhe von V- Million Mark gestellt. Wetterberichi »er Vresover Mett erwart» Witterungsaussichten. In der Nacht nnd am Morgen ört lich neblig oder dunstig. Tagsüber zeitweise anfheiternkn Nachts kühl, bis sehr kühl. Bei Anfkiaren in den Nächten Bodenfrost nicht ausgeschlossen. Schwache bis mäßige Winde ans vor wiegend östlicher Richtung. Voraussichtlicher Witterungs charakter des Donnerstag: Trockenes Spätherbstwetter. gewissen Süßlichkeit. Sie erwecken den Eindruck, als ob st« für Eurowäer eigens hergestellt seien, so sympathisch auch ihr Inhalt berührt. Das tveitaus Wertvollste des Abends war das Post amt. Wir sahen das Stück vor zwei Jahren an der gleichen Stelle. Die Aufführung (unter Smolny) war aber dies mal ungleich besser. Die Brücke zwischen Orient und Ok zident, die Tagore in seinen Bühnenstücken zu bauen be müht ist, gelingt nicht ganz. Die Gegensätze der Lebens auffassung sind doch zu groß. Und Tagore fst dazu mehr Lyriker als Dramatiker. Seine Bühnenstücke werden kaum viel Freunde bei uns finden. Ich schrieb seinerzest, daß man sie sich viel eher auf einer indischen Frci'bühne mit Sei- dentüchern und Lampions vorstellen könne. Dieser Jdc« kommt die einfache Szcnengestckltung, die man diesmal )ah, näher. Die bunte Wirkung blieb nicht aus. Die Ideali sierung der menschlichen Seele, so schön sie d«r Dichter im seinem Märchenstllck auch gestaltet, kam uns" trotzdem nicht ganz nahe. Das Symbol ist für uns nicht zwingend, weil wir das Ziel nicht sehen. Denn das heißt Nirwana) Dell Maria Teichen gab den kleinen Amal als rührende Märchsngestalt. Vielleicht nicht so tanzart wie früher Hanna Janthos, aber doch sehr eindrucksvoll. Willi spielte den Vater und traf die Besorgtheit des Alien aus gezeichnet. In Episoden waren ^wch Martens, Gertrud Mainz, v. Xylander, v. Klt n k o wstr ö m , Smel« ding und Bendey fesselnd. Nach dem Vortragsteil war Mabindranath Tagore mit seinen beiden indischen Damen erschienen. Er wurde von Direktor Fischer begrüßt und am Schluß durch eine längere, englische Ansprache geehrt. Jetzt stand alles im Banne des „milden Greises", der sich zu ein paar sehr gut verständlichen Dank^worten in englischer Sprache herlei- ließ. Die imposante Erscheinung mit dem geistvollen Ant litz und dem exotischen Gewand siegte auf der ganzen Linie. Ohne daß damit ein Schatten geworfen werden soll ans die guten Absichten de« Dichters, drängte sich mir doch der Vergleich auf mit einem Mann«, dessen 700. Todestag anl selben Tage gefeiert wird, und der uns Abendländern ein gewaltigeres Symbol der Entsagung al» : der ästhetisch« Tagore mit seiner Westkultur bedeutet: Franziskus von Assisi! Hier der sich feiern lassende Ideen-Apostel und dort der groche Asket, dessen Wort« kein Leben waren. Wen» könnt« die Mvbl ickwer sein . . Zck.'
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