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Sächsische Volkszeitung : 22.10.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192910228
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19291022
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19291022
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-10
- Tag 1929-10-22
-
Monat
1929-10
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.10.1929
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10 Jahre Sächsische Staatsbank vr«<Irn vn«i Umgebung Das lradttionelle Iahrmarkkswetter stellte sich am gestrigen Sonntag pünktlich «in. Der Auftakt des Michoelismarktes. der in diesem Jahre zum erstenmal aus dem Mann- Platz untergebracht ist. macht« di« Hoffnungen der dielen Jakirmarkts- sieranten völlig z» Wasser. Dafür begann der Montag umso verheißungsvoller, und es ist oozunehmen, daß bis zum End« des Jahrmarktes am Mittwoch bei dem regen Interesse doch noch ein gutes Ergebnis erzielt wird. Der Mannplatz erweist sich für den Marktzweck als überaus günstig. Die Stände füllen zwei Drittel des Platzes, tpälirend das andere Drittel in eine kleine Vogelwiese umgewandelt ist. Was be sonders angenehm aussällt, sind di« breiten Straße», die es dem Käufer ermöglichen, in Ruhe und ohne Gedränge die Ware» zu be sichtigen und zu kaufen. Da alle Branchen zahlreich vertreten sind, wird manchem di« Wahl znr Qual werden, zumal bei den Leine webern, di« fast eine Straß« für sich in Anspruch nehmen. Die Hygiene-Ausstellung Dir größte Ausstellung seit dem Kriege in Dresden 193V. Di« Internationale Hygiene-Ausstellung, di« am 17. Mai 1930 tn Dresden eröffnet wird, nimmt gewaltige Abmaße an. Di« Inter nat, analst ät vertreten bereits 19 Staaten: Bulgarien, Chile, China, Danzig, England. Finnland. Frankreich. Lettland, Mexiko, Nieder lande, Oesterreich. Peru, Polen, Rumänien. Schweiz, Sowjet-Ruß land, Tschechoslowakei, Türkei. Union von Südafrika, außerdem der Völkerbund und das Internaionaie ArbeiiSomt. Fast leder Ausstellungs-taa hat einen Kongreß oder ei« Tagung, sie sind vielfach wissenschaftlicher oder industrieller Art. Dazu kommt noch eine große Anzahl von Studienreisen aus den verschiedensten ausländischen Staaten. Der gewaltige Komplex der modernen Hygiene ruft vor allem natürlich die Industrie auf den Plan, die diese Gelegenheit benutzt, um auf wissenschaftlich geprüftem Boden ihren Erzeugnissen Aner kennung vor aller Welt zu »erschaffen und im Wettbewerb mit dem Ausland neue Weg« zur Export<rfchlicßung zu finden. Auf dem 360 000 Quadratmeter umfassenden Gelände dieser Internationalen Hygiene-Ausstellung entstehen schon überall di« neuen Hallen. El» imposantes Bild. Große, außergewöhnlich zahlreiche Veranstaltun gen, zum Teil internationalen ElxirakierS. werden in einem demnächst erscheinenden Programm: hekanntgegebcn. Der Int er nationalen Hygiene-Ausstellung Dresden 1930 kann schon heute ein Massen- besuch vorausgesagt werden. Das Plauener Skrahenbahnunglllck Dresden, 21. Oktober. Am Sonnabendvormittag begann vor hem Gemeinsamen Schöffengericht Dresden die Hauptverhandlung gegen den 38 Jahre alten Straßembahnführer Ernst Mbin Lehnerj aus Dresden-Tolkewitz, dem fahrlässige Körperverletzung und Trans portgefährdung zur Last gelegt wurden, insofern er »nier Außeracht lassung der in seinem Berufe erforderlichen Vorsicht das schwere Straßenbahnunglnck am 9. Juni gegen >§2 Ulir nachmittags auf der Staatsstraße am Eingang des Planerischen Grundes in unmittel barer Nähe der bekannten Bienertmühle fahrlässigerweise verschuldet haben soll. Wie noch allgemein erinnerlich sein dürste, fuhren zur genannten Zeit an einer dort befindlichen Answeick«stelle,^>ie zur Abstellung von Anhängewagen dient, zwei Straßcnbahnzüge der Linie 22 auseinander, wobei 18 Fahrgäste, darunter auch einig« schwer, verletzt wurden. Di« Hauptverhandlung war aber nur von kurzer Dauer, da der zur Prüfung der elektrischen Fragen geladen« Sach verständig«, Dr.-Ing. M o s er von der Technischen Hochschule Dres den infolge einer Auslandsreise z,nn Termin nicht erscheinen konnte und das Gericht nach Lag« der Sach« ohne diesen Sachverständigen nicht auSkommen konnte. Die Hauptverhandlung wurde deshalb auf einen unbestimmten Zeitpunkt vertagt. Zum „Estenbahnfrevel" in Eoswig Eine überraschende Aufklärung. Dresden, 21. Obtober. Nach einer amtlichen Meldung fasste in der Nacht zum 7. Oktober an einem Einfahrtssignal des Bahnhofes Coswig wiederholt das Tignalbild ver ändert und der Loternenaufzug beschädigt, ferner ein Be diensteter des angrenzenden Weichenpostens von den unbekann ten Tätern mit Steinen beworfen worden sein. Die Reichsbahndirekiion Dresden hatte für Ermittlung der Frevler «in« Belohnung bis zu 500 RM. ausgesetzt. Dieser angebliche Bahnfrevel hat inzwischen eine überraschende Aufklärung gefun den. Nach den von der Kriminalabtcilung Kötzschenbrodo ge troffenen Feststessungen waren die beiden in Betracht kommen den Beamten mit der Bedienung des neuaufgestellten Signals noch nicht richtig vertraut gewesen. Durch ungenügende Slelige Aufwärlsenlwicklung Seit dem 17. Oktober 1919 führt das staatliche Finanz institut Sachsens, das als Lotterie-Darlehenskasse bereits seit 1»62 arbeitete, den Namen Sächsisch« Staatsbank. In diesen 10 Jahren Hot die Bank einen bedeutenden Auf schwung genommen: sie ist heute nicht nur ein leistungsfähiges Instrument oes Staates Sachsen für die Wahrnehmung seiner stnanziellcn Interessen, die Verivaltung seiner Geldmittel und die Versorgung insbesondere seiner wirtsckwstlichen Betriebe mit Kredit, sondern sic ist m einem anerkannten und wichtigen Faktor des sächsischen Wirtschaftslebens geworden, dem sie ihre Dienst« nach denselben streng kaufmännischen Grundsätzen für alle banküblichen Geschäfte zur Verfügung stellt, die für gut geleitete Privatbanken gelten. Di« räumlich« Ausdehnung der Bank Hot dazu geführt, daß sie neben ihrer Hauptniederlassung in Dresden. Seestraße 18. Filialen in Leipzig sSchillerstraße Kl, Chemnitz sKronenstr. 24s und Zwickau (Schumannstr. 1—3s sowie Geschäftsstellen in Aue und Bad Elster unterhält und sie im übrigen zu einer Anzahl lokaler Bankinstitute in den verschiedenen Londesteilen nahe Beziehungen anknüpfte. Die Entwicklung des Gesckiästes der Staatsbank spiegelt sich in einem Vergleich der Bilanzen und Erfolgsrechnungen seit der Goldmarkeröffnungsbilanz. Die Bilanzsumme stieg von 16 316 339.30 RM am 1. Januar 1924 aus 258 407 705.78 RM. am 30. Juni 1929. Die ausgewiesenen eigenen Mittel von 2 066 801 NM. am 1. Januar 1924 auf 16 628 000 RM. am 30. Juni 1929. Das Kapital, das durch das Staatsbankgesetz vom 26. Juni 1921 in der Fassung vom 4. Juli 1924 auf 10 Mil lionen RM. festgesetzt war, ist bisher vom Staate mit 8 .Mil lionen RM. einge,zahlt worden. Aus der Goldmarkumstellung ging dos Kapital in Höh« von 2 Millionen GM. hervor, weitere 6 Millionen RM. sind 1924 bis 1929 von der Landeshauptkasse eingezahlt worden. Diese Einzahlungen sind zum größten Teil von der Bank selbst aufgebracht worden, die in der gleichen Zeit Sicherung sind die Lichikörver infolge der Erschütterung durch vorüberfahrende Züge allmählich aus ihrer Lage geraten. Die Behauptung des einen Beamten, er sei von unlwkannten Tätern mit Steinen beworfen worden, beruht« auf Unwahrheit Nächtliche Einbrecherjagd Dresden, 21. Oktober. In der Nacht zum Sonnabend kam in Dresden-Neustadt an der Ecke Schlesischer Platz und Anton straße ein frecher Einbruchsdiebstahl zur Ausführung. Dort be findet sich ein Blumengeschäft. Als ein Hausbewohner nachts heimkehrte, bemerkte er, daß die Tür aufgebrocken war und der Dieb mit der geraubten Kassette gerade verschwinden wollte Der Hausbewohner schloß die Haustür wieder ab und schlug Lärm. Durch die Schutzpolizeiwache im Neustädter Bahnhof wurde sofort das Ueberfallkommando alarmier?, von den Polizeibeamten der ganze Häuserblock an jener auch in den Nachtstunden verkehrsreichen Ecke abgesperrt und alles gründ lich durchsucht. Der Elnbreckzer. der gute örtliche Kenntnisse besessen haben muß. war aber nach hinten in den benachbarten Hof gesprungen und'von dort, vermutlich nach Uoberklettern weiterer Hofmauern, mit seiner*Deute unerkannt entkommen. Wie die Kriminalabtcilung Freital berichtet, wurde in der Nacht zum Sonnabend im Stadtteile De üben auf der Oberen Dresdner Straße in die Geschäftsräume einer Kleiderreini- gungsonstalt eingebrochen. Der nächtliche Eindringling Hot sich zunächst umgekleidet, seine alten Sachen zurüchgelassen und ist dann unter Mitnahme mehrerer Anzüge und dreier Herrenmäntel entkommen. Hohe Belohnung Dresden, 21. Oktober. Die Polizei hat nunmehr elnwand- srei f.stoestellt, daß beide Brände in Kauscha am 14. d. M. auf Brandstiftung zurückzufllhren sind. Ortsbewohner sahen einen 20 b-s 30 Jahre alten Mann ohne Kopsbedeckung von der Brandstätte guer über die Felder flüchten. Nach ihm wird noch gefahndet Für die Ermittelung von Brandstiftern har die Brandversicherungskammer Belohnungen bis zu 10 000 RM. ousgesetzt : Zehn Jahre Hochschulverein. In diesen Tagen begebt der Dresdner Hochscheckverein, der älteste deutsche akademisch« Wirtickasts- körpcr. die Feier seines zehnjährigen Bestehens. Aus diesem Anlaß veranstalten Rektor und Senat der Technischen Hochschule im Verein mit der Studentenschaft am 26. d. M. einen Festakt in der Aula der Hochschule. an die Landeshauptkasse einen Gewinn von 4 881923 NM au?, geschüttet hat. Die Staatsbank hat aus Anlaß Ihres zehnjährigen A«, stehens eine reichhaltige Iubiläumsschrist herausgegeben. Die sächsische Wirtschaft im Sep ember Die „Sächsische Industrie", das Organ des Verbände? Sächsischer Industrieller, teilt mit: Die wirtschaftliche Lag« ha, sich im Monat September erheblich verschlechtert. So stieg di? Zahl der Anträge auf Einleitung des Konkursverfahrens von 103 im Monat August auf 127 im Berichtsmonat, wobei 29 Aii> träge wegen mangels an Masse abgelehnt wurden. Der gleich« Monat vergangenen Jahres meldet« nur 83 Konkursonträge. Von den 127 betroffenen Unternehmen entfielen 12 auf di« Textil-Industrle, 8 auf die Metall- und Maschinen-Indnstri«, 6 auf die Bekleidungsindustrie und 52 auf das Hondelsgewerbe. — Auch die Zahl der Belriebsstillegungsanzeigen vermehrte sich gegenüber dem Vormonat von 162 auf 191. Die Zahl der Au, träge auf Einleitung des Vergleichsverfahrens ist in dem A?> richtsmonat von 64 auf 46 gefallen. Die Zahl der Arbeitsuchen, den betrug im September in der Textil-Industrle 27 699 <>», September 1928 19 000), im Holz- und Scknitzstoffgewevbe 11W s5300), im Bekleidungsgewerbe 14 800 (9900), >m Baugeivech« 7900 (2200), im Rahrungs- und Genußmittclgewerbe 5800 iMs». in der Papierindustrie 4800 (1700). — Die bei der Sächsisch?» Bank voroenommenen Wechselproteste haben hinsichtlick ihr« Zahl und ihres Wertes einen Rückgang erfahren. — Die Wogen- gestcllung bei der Reichsbahn hat im September gegenüber Ku, Vormonat um ein Geringes abgenommen. — Der sächsisch? Lebensholtiingsindex ist im Monat Sentember non 156,5 aus 155.6 zuriickgegangen. — Das Börsenumsatzsteueraufkommen ist in den letzten Monaten eicheblick zurückgegangen. Es betrug im Juli 26.6 (Oktober 1927 — 100). im August 48.7 und im Sep, tembcr 31.42. ein Zeicl>cn dafür, wie stark die Geschäfte an de? Börse zurückgegangen sind. Schulfest -es Sk. Benno-Bymnafiums An einein großzügigen, stlr den Sommer geplanten SckuU wollte das St.-Denno-Gymnasium mit besonderen sportlichen und künstlerischen Darbietungen und einer eie sc Kicke sticken Veransmltung an eine größere Ocsfentlichkest treten Diese Nbsickt der Schulleitung und des Elternratcs konnte diese? Jahr ans sckultcchnischen Gründe» noch nickt verwirklicht werden. Statt dessen sollten im Herbst M> kleinere Schulfeiern stall finden. Am 16. September fand ein bescheidenes Schulsportscsi statt. Zahlreiche Ellern und Freunde der Schüler hatten sich 'n de» Wettkämpfen auf den unteren Ebbwlcsen eingesunden. In sickni großen Riegen stritten sich di« Schüler »m den 1. Platz, um di« „Schrckmeistersckast". Dabei wurden tüchtige Durchschnittsleist lniu» »nd eine erfreuliche Höbe der Bestleistungen erreicht. Ein .Hanckali. spiel zwilchen der 1- und 2. Mannschaft der Schule bildete den nick« samen Abschluß der sportlichen Wettkämpfe. Der Wunsch, endlich einmal Eltern. Lehrer und Schüler *> einer gesellschaftlichen Veranstaltung Wsammenzckal« sen. wnrd« am Mittwoch, den 16, Oktober. Wirklichkeit. Der Gesell- schaftsabcnd, der im großen Saal des „PamdiesgortenS" stwttstmd, sah einen überaus stattlichen Kreis von Eltern und Gästen. Die Freude und Anteilnahme an den künstlerischen und unterhaltend«, Darbietungen war groß und herzlich. Di« Vorbereitung und Seiinng des Mends lag in den Händen des Herrn Stndienrvts Kilian Leis, dem dafür besonderer Dank gebührt. Herzliche Begrüßungswort« richtete Direktor Engkert m die Anwesenden. Mit Otenuginnng stellte er fest, daß sich die SM eines guten, stet? steigenden Ansehens ersten«. Der Ivichtigst« SM ans diesem Weg des Aufstiegs siebt sa letzt wirklich bevor. Erwerb »ch Ne ziel» mg eines neuen, stattlichen Heims in der Wiener Swift. Diese erfreulichen und sebr lwmorvollen Ausführungen des Anüai!?. leiters trugen viel znr festlichen Siimmung -ei. — Es folgten in bun ter Reihe künstlerische Darbietungen, die in zwangloser und oft scft witziger Form von dem Oberprimaner Horst Gebhardt anaeftft würben. Begeistert wurden zwei Arien („Prinz Eugen,»?" r?» Löwe und „Valentins Ab sein cd sli cd" aus der „Margarethe" de» Gounod) ausgenommen, dt« Studienrat K- Leis zum Vottr,^ bracht«. Daneben traten eine ganze Reihe junger Talente ans Tn Obersekundaner Kala- überraschte mit dem schwierigen Koiucrt- stück „Soiröe de Menne" von Mniewsky. der Obersekundaner Leb ner spielt« gewandt ein Flöiensolo von Haydn. Aum ersten Mal« brachte der Oberprimaner Johannes Vogt Lieder zur Laute, di« durch den sicheren und ungewöhnlich starken Vortmgsausdrnck ge fielen. Ms Tonkünstlerin zeigte sich die Oberprimvnerin Annemarie anderen die Zeitung, wer von Euch würde es gewagt Hoden, in eine Radiostation einzudringcn, die Direktorin einzuschlleßen und einen blöden Geiger rauszuschmeißen, nur um das Vergnügen zu bekommen, vor ganz Europa sprechen zu können? Ich bin mehr Europäer als Ihr alle, origineller, rin des neuen Europa würdigerer Sohn. Ich heiße da Modena, aber von dieser Stunde nenne ich mich Liaccona, weil ich Euch mit einer neuen Liaccona, einer nach meinem Geschmack, entzückt habe. Altes, tölpelhaft«» Europa, Liaccona grüßt dich! Guten Abend)" Der Handstreich hatte nur wenige Minuten in Anspruch ge nommen, aber sie genügten, um die ganze Sensation aus den Fugen zu bringen. Der Frau Direktor war es geglückt, tele phonischen Anschluß zur Polizei zu bekommen und Hilfe herbei zurufen. Zwei baumlange Larabinieri, jene Herren, die schon in der Oper Tosca eine wesentliche RÄIe spielen, erscheinen ge rade in dem Augenblick, wo da Modena und Genossen das Weite suchen. Schon glauben sie sich verloren, da wird ihnen der klein« Geiger Semprandante zum Blitzableiter, von allen gebärdet er sich am wildesten und verrücktesten, so daß die beiden Polizisten mit ihrem kriminalistischen Scharfblick in ihm den Attentäter zu erkennen glauben und ihn zur Wache abfllhren. Nun hätte ja dir Frau Direktor mit einem Worte die Situation klären können, aber als sie den kleinen Krakehler zwischen den beiden Riesen- kerlrn von Polizisten sah, mußte sie so heftig lachen, daß sie kein Wort herausbrachte. Es war nur ein Augenblick, er genügt« indessen, um da Modena «nd seine Spießgesellen entwischen zu lassen. Außerdem war die Frau Direktor — ich habe das schon hrrvorgehoben — eine Blondine, und der junge stattliche Dichter hatte braungelockte» Haupthaar. Direktor Krone, der sich bekanntlich heute abend in einer 'kest-Vorstcllung von Dresden verabschiedet, hat heute Gcburis- tag. Aus diesem Anlaß sind ihm überaus kostbare Blumen- »rrangements vom Ensemble überreicht worden, die zugleich der klbschieds-Vorstellung «in besonderes Gepräge geben werden. - Konzerte Zweite- GewandbauSkonzert unter Bruno Walter. Einen Mozart auszulegen — hier handelte es sich um di« fröhliche D-Dur- Symphvni« K. V. 385 — das muß man von diesem feinhörigen Meister am Dir! gen len pult gehört haben, um zu wissen, welch blü hendes Leben aus der Pari stur guillt. Frau Vera Janacopulos, wohnhaft in Paris, rechtfertigte durch di« auch in der tieferen Lage resonanzreich«, vollendet geschickte Stimme den Rick, d«r ihr voraus- geeilt war. Fm Mittelpunkt ihrer Vorträge stand die ,.Shcherazade" (für Sopran und Orchester) vvn Maurice Ravel (geboren 1875). Stimmungsvolle SchilderuxigSniusik. Man wird aber nicht recht warm dabei. Deutsche Art ist eben anders. — Der 1904 geborene Leipziger Kurt Thomas sah srm« „Serenade für kleines Orchester" (10. Werk) .Vom gesamten Gewandhousorchestcr aufgesührt. Und Walter hatte damit recht getan. Denn nur so traten die Themen in ihrer Gegen sätzlichkeit und Bedeutung in das rechte Licht. Moder» zu fchreihen, ohne dabei gesucht und geschraubt zu erscheinen, das ist noch immer ein« schwere Kunst. Andererseits tut es dem Mufikantenchor auch ein mal gut, neue Klangzusammensiellungen auf sich wirken zu lassen. Es wird immer daraus ankommen, daß der aufmerksame Hörer di« Jde e des Ganzen zu erfassen vermag, vorausgesetzt, daß ein« solche überhaupt vorhanden ist. Die ein« Anerkennung soll dem vorwärts strebenden jungen Künstler nicht vorenthalien bleiben, daß er es mit seiner Kunst durchaus ernst nimmt und jenen Fleiß offenbar daran» seht, der noch immer den Begabten zum Erfolg geführt hat. Bruno Walter konnte dem Abend keinen wirkungsvolleren Abschluß geben als durch di« großzügige, temperamentvolle, ergreifend« Wiedergabe der Phantasie-Ouvertüre „Romeo und Julia" von dem Beethoven Rußlands, von Peter Tschaikowskh. Wir haben dieses nie ver sagend« Werk schon öfters gehört, aber noch nie mit einer derartig stark an Beethovens Rhythmus gernahnenden Donnergewalt und dynamischen erschütternden Entladung. Was steckt doch in diesem sonst so verbindlich dirigierenden, mitunter an die klassizistische Art eines Nikisch erinnernden Führer, wenn eS sein muß, für eine hin reißende Leidenschaft. Man fragt sich, ob es möglich fein wird, ihn in der Folgezeit zu erreichen, geschweige denn zu überbieten. Wie dem auch sei, in jedem Fass gestaltet« er diesen Abend zu einem künstlerisch bedeutsamen Erlebnis. — Das Orchester, vor allem In seinen Blä sern, befriedigte restlos jeden Wunsch. Dr. Hugo LSbmann. Künstlerhaus. Erna Fiebiger-Peisker veranstaltet« anläßlich ihres 25jährigen Künstlerjubiläums mit ihren Gesangsschülerinnen ein Konzert, dos Arien. Liescr (auch zur Laute) pnd Zusammengesänge brachte, sin Liedern von Schubert und Trunk konnte man sich wieder ein mal an der klangschönen, biegsamen, hellgefärbten und von keinerlei Hemmungen beengten Sopranstimme Erna Fieiüger- Peiskers erfreuen. Die Künstlerin, dl« früher zu den seb.r'^- schätzten Miigliedern der Staatsoper gehört«, wurde durch reichen Beifall und prächtige Blumengaben geehrt, sür die sie mn sin- gaben dankte. Leider war meine Zeit anderer Verpflichtungen halber sehr kurz bemessen, so daß ich nur einige der Schü lerinnen hören konnte. Sehr klangschönes Material Ist. durch ein« hingebende künstlerisch vertiefend« und «ine vorzügliche Stimmkultur anstrebende Schulung betreut, zu beachtlicher ssnt- saltung gelangt. Wie mir berichte: wurde, waren im weiteren Verlaufe des Abends einig« sehr bedeutsame Leistungen zu ver zeichnen. Gewandt und anschmiegsam begleitete Herbert Stock Gesangsmeisterin und Schülerinnen. —ist- Akfons Maria Härtel, Triebfrurr deS LebenS. Lebens- Psychologie im Lichte christlicher Weltanschauung. Verlag Kösel und Pustet in München^ 194 S-, gab. 5 RM. — Dieses Buch atmet den gleichen Ernst wie das vorhergehende desselben Verlages, lieber Zick und Anlage seiner Schöpfung hören Mir den Verfasser selbst in seiner Einführung: „Äeses Buch hat sich aus RunLfunkvortnigcn im Breslauer Sender ergeben ... Di« LebenöPsychologie (wie sie Müker-Freicnsels) vertritt) ist diesem Buche zugrunde gelegt..., Di« Triebpsychologie steht dem Leben vielteicht näher, als sed« anbei« Seelenkrm.de. Aber was wir religiöses Leben nennen, ist kein Fremd- körper gegenüber dem durch di« Trieb« verkörpertem Loben. We di« Trieb« dem natürlichen Leben vorwärts helfen, so nicht anders dem besonderen, auf Gott gerichteten Leben d«8 Menschen" (S- 7). Und entsprichcrüd diesem Plan« greift der Verfasser di« Lieblingsbcgrifs« der Lebensphilosophen vom Leben und Erleben, vom der Indivi dualität und Totalität aus und führt uns ln feinsinnigen Abschnit ten ein ln dle wahr« christlich« LebenSpsychologi«: „Der Weg der Seele", „Seel« durch den Körper", „Seüe in den Dingen der West", „Seele in der Kleidung", „Seele durch den Klang der Sprache", „Die Wandlung der Seel« zur Welt" ufw. In allem ein Buch, das er wogen fein will! Dr. Nbnr.
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