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Nummer 243 — 23. Jahrgang IU««tn> «mal wLchrn«. mit d«n tlluftr. »mttI»«Ua,«,.Dt« ^ »«li^ und d« «nd«r»e»a,» .Frohmut-, ,o»t, den »ertdetlazen ,«t. B«nno.»latt-. .Vnterhaltung und ««fsen-, »t, ««» der Frau-, «er,l»««r «atgeder-. La» gut« vu»-. .Fwnrund. (»««'. Mon-NU»« s «l. «Inschi, vrstellgeld. ktnielnmmner Lv 4 «onnadend. u. Eonntagnummer I»« 4. HauptschrtMtter, «»« ». »«»«,dk. Dr«,dr» LüchMe Dienstag, den 22. Oktober 1S2S V«rl«,»»rt, Lr«dd«» Au,rtg«upr«ts«i Dir igeldalten« Bett«,eile SO 4, is-mMen. an,eigen u. Stellengeiuche »04. Die PetitreNmnejetl« Mmiv drei«. I M. Fiir «In,eigen autzerdalb de« «erbre>tiing»gebiel«< «04. dte Pe«ttreName,«ile I.OO>r. «rieiged.004. Im Fall« höherer «ewai« erlticht ird« Bervfiichtung aus Lteserung iowig «rMllung d. «n,eigen.«uNrügen u. Leistung d. «chadenerlatz. ^ M »«schSIIIich« Leit: Art»» Len>«, Dresden. 0 oltsseiluna «eschiiftSfte»«, »^cku.verl«,, ««rmanta. IdrBerlagund Drucker«!. Ftltale Dresden. Dresden.»!, t. VoiterslnlßeN. F«rnrusi»0lL PoMcheckkanlo Dresden »70». «anNonto: «tadtda»? »««»den Nr. «17,9 Für christliche Politik und Kultur «edattto» d«r SSchstsch«, B«ll»,e»0n,, Dresden«rutttadi l. Polters«ratz» ,7. Fernru» 2071, »nd »1012. Linksruck in Frankreich Ergebnis -er Senalswahlen Paris, 21. Oktober. (Drah Gericht.) Die gestrigen Ersatzwahlen zum Senat brachten die Wie derwahl des Senators Verenger. Nach der franzSstschen Arakiionsordnung. setzt sich vom 1. Januar 183» der Senat wie folgt zusammen: Rechte 8 (bisher 9). Republikanische Linke 22 (LLj. Republikanische Bereinigung 71 (78), Demokratische und radikale Bereinigung 34 (3Ü), Demokratische radikale Linke 152 (119). Sozialisten 1« (18). Fraktionslose 9 (8). Die Wahlen sind in allen Departements reibungslos durchgeführt worden. Die Wahlen am Oberrhein Paris, 21. Oktober. Zu der Wahl Dr. Pflegers für den verstorbenen Sena tor Helmer im Departement LDerrhein schreibt „Matin": Abbe Haegg, der Großmeister des Automonismus, mar Kandi dat. Er gelangte in den beiden ersten Wahlgängen an die Spitze, im dritten lag das Schick fahl der Wahl in den Händen der Sozialisten. Aber um den mit dem Kommunismus ver bündeten Autonomismus zu schlagen, haben die elsässischen Sozialisten, die stets bewiesen haben, baß sie der französischen Sache zugetan sin-, nicht gezögert, füv den national-katho lischen Kandidaten Dr. Pfleger zu stimmen. Die radikale „Volonlu" schreibt: Die Koalition aller guten Franzosen hat im Elsaß die Niederlage des Antonomismus, personifiziert in Abbe haegy. sichergestellt. Die Haltung der Sozialisten, die die Wahl Dr. Pflegers allein besiegelten, wird auch von dem offiziellen vrgan der sozialistischen Partei. „Le Populaire". gutgel>eißen. Er schreibt: Unsere Genossen haben gutgetan und die ganze Partei wir- ihre Haltung billigen. Urteile der Pariser Presse Paris, 21. Oktober. Au den gestrigen Senatswahlen schreibt Petit Journal: Die Wahlen deute» ein leichtes Abgleiten nach links. — Das Organ der radikalen Partei. La Republique, jubelt, di« Linksparteien haben den Rechtsparteien neun Sitze entrissen. Am Borabend des Parteitages in Reims und vor dem Wiederzusammen tritt des Parlaments bedeutet das gestrige Wahlergebnis eine'Ant wort an alle die, di« belMiptelen, daß der Radikalismus nur eri- stieren könne, wenn seine Vertreter in der Regierung sitzen. Auch Oeuvre schreibt: Die Ergebnisse der Senats mahle» stellen unbe streitbar «ine Bewegung nach links dar. Erc Nouvelle spricht sogar von einer Verstärkung des Druckes nach links, der bereits die letzten Kanmierersatztvahlon gekennzeichnet habe. Derselben Ansicht, ist das Organ der Sozialistenpartei. Le Populaire. Die Se natswahlen sind, so schreibt dieses Blatt, eine Wahl von Land bewohner». Wir Sozialisten haben auf dein Lande »och nicht so Fuß gefaßt, daß wir genua kleine Gemeinden erobern konnten, um im Senat den unserem Einfluß eirisprechenden Platz cinzn- uehmen, jedoch verzeichnen wir besonders ermutigende Einzelcrgeb- nisfc. In fast allen Departements gewinnen wir Stimmen. Echo de Paris bezeichnet dagegen das gestrige Wahlergebnis als eine große Enttäuschung für die Linksparteien unter Berücksichtigung der Tatsache, daß die scheidenden Senatoren 1920 gewählt worden seien und daß die Geineindewahlen von 1926 einen Sieg des Kar tells der Linken und die von 1929 ein llnmitschicden ergeben hätten, Hütten die Linksparteien daraus gerechnet, zahlreiche Erfolge davon- zutragen und eine größere Anzahl von Vertretern in den Senat zu entsend,.,u Ihre Berechnungen hie» über den Hansen geworfen wordvm Die gestrigen Wahlen hätte» gezeigt, daß im Senats- tvahlkörper ein n a t i 0 na l r e v n b l i ka n i sch e r Geist leben diger und lebhafter als je vorhanden sei. Wer dient dem Vaterland? Neue Erklärungen gegen das Volksbegehren Ausruf prominenler Personen in einer Die Er. Eine Anzahl namhafter Persönlichkeiten nimmt Erklärung zum Volksbegehren Stellung, llärung besagt: „Bei voller Würdigung des nationalen Widerstandswillens, der in den Paragraphen 1 und 2 des Volksbegehrens nach Aus- druck ringt, sehen wir den vorgeschlagenen Gesetzentwurf und namentlich seine Paragraphen 3 und 4 für die Führung unserer Außenpolitik als schädlich an. Diese Paragraphen wollen die Leiter der deutschen Außenpolitik, wer sie in Zukunft «uch sein mögen, in ihrer Handlungsfreiheit durch einen Eesetzes- tert binden, dessen Auslegung schließlich dem Strafrichter zu- mllcn soll. Ein unmöglicher Zustand. Das Ergebnis der Koungverhandlungen in Paris und im Haag befriedigt auch uns eicht so sehr wir die großen und ehrlichen Bemühungen der deutschen Unterhändler anerkennen. Aber ein Erfolg des Volks begehrens würde alle Bestrebungen auf Besserung der deutschen Loge für jede absehbare Zeit vereiteln. Wir halten daher die Ablehnung des Volksbegehrens für den richti- gen Dienst am Vaterland e." Von den 1S8 Unterzeichnern seien folgende genannt: Reichsmintster a. D. Albert-Berlin, Oberbürgermeister llikermann-Stettin, Dr. Brauweiler. Chefredakteur des „Hann, kour.", Oberbürgermeister Belian-Eilenburg, Oberbürgermeister delius-Wesermünde. Oberbürgermeister Eichhost-Dortmund, Sbr. Frowein-Elberfeld, Prof. I. Eoldschmidt-Berlin, Entmann« dresdner Bank. Hugo M. d. R. Bochum. Oberbürgermeister Hanes-Duisburg, Kemath M. d. R. Berlin. Oberbürgermeister Kreutz-Kottbus, Reichsminister a. D. Kühler, Reichsminister K. D. Krohn«, Reichskanzler a. D. Luther, Franz von Mendels- «Hn-Verlin, Staatssekretär a. D. August Müller, Nathan- Dresdner Bank, Prof. Nernst-Berlin, Geh. W. v. Opel Oberst- leutant a. D. Franz v. Papen, Bürgermeister Karl Petersen. Hamburg, Geh. Rat Psch-orr-München, Pros. Planck-Berlin, General Reinhardt, Oberbürgermeister Rißmllller-Osnabrück. - ^ Friedrich v. Siemens, Paul ^ -Königsberg. Gouverneur z. D. Scheuch, Staatssekretär a. D. ktieler. Geh. Rat Stimming-Bremcn. Dr. Tiburtius-Berlin. Gkzesinski tm Rundfunk Berlin,' 21 Oktober. Der Preußisch« Minister des Innern Grzesinski hat gestern abend nn Rundfunk eine Nsoe gehakten, in der ec insbesondere die lnnerpmitische Bedeutung des Volksbegehrens gewürdigt Hut. Er Wrte 11, a, aus: „Cs unterliegt gar keinem Zweifel, daß dieses Volksbegehren sich gar nicht so sehr gegen den Zahlungsplan von'Aoung und gegen die sogenannte Kriegsfchuldlüg« richtet, alz vielmehr seinen Hauptzweck in i n n>« r p oli t > sehe n Zieten sieht. Di« Reichs reg 1 er nng wie di« Verwaltungsbehörden der Länder werden den Eintragungen für das Volksbegehren den verfassungsmäßigen Schutz selbstverständlich gewähren. Mer die Oeffentlichkeit soll doch darüber ausgeklärt werden, daß ganz unzweideutig von den Veran staltern als Ziel bezeichnet ist. eine große tnnerpolitisthe Span nung und Erregung hcrvorznrnfen. Den» das der mit dem Volksbegehren beabsichtigt« Volksentscheid nicht znm Ziele führen wird und kann, darüber sind sich die Veranstalter des Volksbegeh rens selbst klar. Unter dem Druck der wirtirbattliche» Verbältnisse herrscht in Deutschland berechtigte und unberechtigte Unzufriedenheit, Diese Verhältnisse sind ein« unvermeidliche Folge der Weltkriegskata- strophc. Airs dein Wege zur Eiesirnbung und zum Wiederaufbau haben wir in den letzten zehn Jahren ein gutes Stück zurückgelegt, »vir sind vorwärts gekommen, das läßt sich, nicht leugnen und wird auch von der übrigen Kulturwelt mit Bewnnvernng sestgestellt. Aber die Kreise um Hugenberq und Hitler wollen eine Katastrophen- politif. Der Mnister zitierte einige Aeußerungen. die das klar er kennen lassen, u. a. Ausführungen des ersten Bundesillbrers des Stahlhelms, des Herrn Sclbte. der in einer Rede in Waldenburg erklärt hat: „Der Kampf gegen den Pouno-Plan ist ein erster Schritt, um das Ergebnis dieses Kampfes ist mir nicht bange. Sie gen wir im ersten Anlauf, dann gut. Wenn nicht, nun, dann wer den die ivenigen Millionen, di« sich hinter uns stellen, sich Mühe geben, die Diktatoren dieses Reiches zu worden." ch- " Der Angriff des Volksbegehrens richtet sich nicht nur gegen die heute bestehende Regierung, sondern gegen die Staats form, gegen die Verfassung überlMrpt. Das ist al«er Kalastrophcii- polilik schlimmster Art, di« Zustände ähnlich denjenigen hcrdeisühre» mnß, wie »vir sie in» Jahre der Inflation und des Rnhrkamvses batten. An den Folgen des Jahres 1923 leidet die deutsche Wirt schaft heule noch schwer, und gerade der deutsche Mittelstand und das deutsche Bürgertum wie die Arbeit ersäuft sind säst zngvnndc- gerichiet werden. Ihr Vermögen und ihre Sparg,rösche» sind da mals restlos verloren gegangen. Wer kann Interesse daran habe», diese Zustände »weder herbeiznfübren, »venu nicht allein diejenigen, die sich ans dem Umsturz der Staats»»«» für ihre politischen und wirtschaftlichen Ziele etwas versprechen. Es ist deshalb wirklich wahre Achtung vor der Demokratie, daß die Regierung, obwohl sie dies« Ziele des Volksbegehrens klar stellt, seiner Durchführung im Rahme» der Verfassung und der Ge setze nicht nur keine Schwierigkeiten in den Weg legt, sondern die Durchführung sichert und schützt, Selbstverständlich wird aber auch darauf geachtet werde», daß sich das Volksbegehren im Rahmen her Orlninng und der Gesetze vollzieht, cs wird aber auch da eiugegrif- scu werden, wo durch Terror versucht werden sollte. E nzeichnungs- berechligte gegen ihren Willen znm Einzeichnen zu zwingen." keinen Fortschritt, Wenn man an die leider wohl alle Bemühungen der Zweierlei Matz (Von unserem Vertreter.) k. v. Ist. Rom» 17. Oktober. Die am 1. Oktober erfolgte Beseitigung der Zweisprachigkeit in allen amtlichen, aber auch in von privater Seite ausgehenden öffentlichen Kundgebun gen in Südtirol, mit Ausnahme von Gottesdienst und Seelsorge, hat in der österreichischen und deutschen Presse einen schmerzlichen Widerhall gefunden, in dem eben so sehr ein tiefes Mitgefühl mit dem schweren Geschick der um die Erhaltung ihrer deutschen Muttersprache ringenden Bevölkerung, wie der Protest gegen die systematische Ent nationalisierung und Ileberfremdung des deutschen Volks tums mitklangen. Die führende deutsche katholische Presse hat indessen bei Besprechung der beklagenswerte» Lage der Stammesbrüder jenseits des Brenner mit Recht noch einmal einen Appell an das italienische Volk und seine Kultur gerichtet, um durch Ueber- zeugung auf die Gewissen zu wirken und keine politischen Besorgnisse der Italiener um die Sicherung ihrer Nord grenze zu erregen. Aber wenn man gewisse laute und überlaute Presse stimmen der letzten Jahre in Italien verfolgt, so scheint es, als ob diese menschlich so schätzenswerten und liebens würdigen Eigenschaften der Italiener geringgeachtet werden sollten, als ob an ihrer Stelle ein Kraft- hubertum das Loblied des Starken und deshalb angeblich notwendig Rücksichtslosen sänge. Sicherlich hat der Faschismus das Verdienst, mit sehr viel Schlamperei und Lässigkeit aufgeräumt zu haben, aber man kann doch fragen, ob der spartanische Zug, den einige ultrafaschistische Blätter gelegentlich dem neuen Italien eingeprügt wissen wollen, gerade auf dein Kulturantlitz Roms ein echter Zug wäre. Die spartanische Gefühl losigkeit für das rein Menschliche und die Ueberspannung des Staatsgedankens bedeuten doch sondern führen höchstens in die Irre. Eefühlskälte denkt, mit der führenden faschistischen Blätter die deutschen und slavischen Minderheiten in Italien um die Behauptung ihres Volkstums absei tigen, so könnte man sehr daran zweifeln, ob ihre Siimme wirklich der Ausdruck der Gesinnung eines Volkes ist, das sonst dem Fremden so viel Berständnis entgegenbringt. Es ist ganz besonders lehrreich, sich auch die Einzel heiten dieser italienischen Pressekampagne gegen das englische Regierungssystem in Malta anzusehen. Auf ein mal gibt man zu, daß die 200 000 Malteser eine beachtenswerte Minderheit seien, wie die „Tribuna" vom 20. September erzählt, und sogar das Regierungsblatt „Giornale d' Jtalia" vom 19. September in seinem Leftärtikel „Ein Zerstörungsprogramin" gegen den englischen Gouverneur von Malta schreibt. In der politischen Sparte dieser beiden Blätter konnte man aber so häufig lesen, daß die m e h r a l s 200 000 Deutschen und mehr als 300000 Slaven in Norditalien gar keine nationalen Minderheiten seien, sondern binnen einer Generation aufgesaugt werden müßten. Da vielfach heut zutage auch die politischen Leser Schnelleser sind, ist es angebracht, aus der „Tribuna" und dem „Giornale d'Jtalia" von Ende September und Anfang Oktober einen Vergleich über das Thema „Minderheiten in Malta und in Italien" zu ziehen. Die „Tribuna" Nr. 225 vom 20. September brachte unter der Ueberschrift „Offene Her- ausforderung der Malteser" einen Artikel, worin sie sich bitter darüber beklagt, daß der Gouverneur von Malta. Lord Strickland, die durchaus italienischen Stra ßennamen auf der Insel in mehr als zwanzig Fällen 4N 'englische umwandeln ließ. Das römische Blatt be hauptet, daß. solange die Konservativen in der Downing Street am Ruder gewesen seien, nur eine Straße in Malta ihren Namen habe wechseln müssen, jetzt aber unter der Herrschaft der angeblich für die heiligen Rechte der Minderheiten einstehenden Labour - Partei werde die Anglisierung darin verzwanzigfacht. Ob denn Herr MacDonald nicht wisse, daß sich die Russen zur Zarenzeit nicht anders gegen die Polen benommen Hütten, als sie die Straßennamen in Svarschau änderten? Wir glauben nicht, daß diese Zitierung MacDonalds auf ihn den gewünschten Eindruck machen wird, denn die englischen Organe in Malta haben schon vor längerer Zeit alle Reklamationen der römischen Presse über die Angli sierung in Malta unter Beschreibung der Entnationalisie rung der Deutschen und Slaven in Norditalien zurück- gewiesen! Die „Tribuna" konnte damals ohne eine Möglichkeit sachlicher Erwiderung nur konstatieren, daß das Organ Lord Stricklands über die Lage in Südtirol einen Artikel unter der Ueberschrift „Wie Italien eine Nation getötet hat" brachte. Weiterhin berichtet di« „Tribuna", daß in den Postämtern in Malta all« Tabellen und Anschläge in italienischer Sprache