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Sächsische Volkszeitung : 15.10.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192910156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19291015
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19291015
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-10
- Tag 1929-10-15
-
Monat
1929-10
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 15.10.1929
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en-rechk chten gemeinsamen sozialvernxütunqs. hielt Herr Mini« i uied Wohlsalirls- rziehung im bcut- de etwa folgendes nttenflen Gebieten in den letzten Iah. »wie die aus diese Der tiefere Gruich r Gewissens sein, « Grundlagen der erziehung betrifft, NUß der Pädagog l e bespkoehen wer- ystem des Jugend, ndener Rechts!«,», stematisch der l,ei,. Erziehung soll z.vst !el 122 der ReielB- igendliche »ur auf recht statthaft sind, lichen Jugen-dkilft, en und gesellsckaft. au der Fürsorge» bestimmte Voraus, rge in das Reichs» : freien Selbstvcr- a Gesetz wie ein zieh,mg als Maß, die fest« Rege', mg in der öffentlichen een bat. In Sach, g und die Kosien- er Jugendfürsorge ng eingeführt. In. g in Sachsen keine ngsmvßnechmen zu Füfforgeerzichimg, einer Krise,' weil Fürsorgeerziehung erachtet hat, wenn n verursachen und Erziehung hinaus» ocder die andeeen ;en, oder zu ei»n e der Jugend liegt ,me fällt, damit s den Betroffene« iccrziehung nur in stsgericht entgegen gnahmen zivanas« vinHung des Für sorge und rechten räcknitz arbeitet nmn be» l Dressen-!),'äckuitz, m zu bewältigen t KipploriS bcför- Vorarbeiter Julius zum l. Juni d. I e Loris cndhicllen t«n derselben nötig r jedoch zwei der Zlibgang hinunter, ame Unfall brachte eldstrafe oder sechs er angeblich unter as Auskratzen der ob die Kipplagen »gegen Einspruch Verhandlung den rpervcrletzung bei. Sonnabend wird i Pendelverkehr id dem Endpunkt >mwenden Wagen »elwagen. isiker, und Hebbel befuchl« Operuvoe- ..Moloch" suchte er alle Fragen angc» Musik und einzrl- cit Naglers scl'iilt chen Dichters scs- und ihr« Bert re» näher bekannt sein ieses Dichters ein alt der Nagelschcn wertvolle Ergän. -lst- des '1. Hefter Katholiken, (Dr. as Völker in ver- de Reynolds — vr. H. Rolles - gen. Allgemein« « Litcrorhistoriler, annschaft DrcSde» )e Gedanken- rtrag morgen aus- «r eröffnet« der . die es sich zur i g in Gemälden, Schaffensperioden d Moeller mit > der Zeit seines »geig« sang, Guido ritz Tröger u. a. sehend würdigen. T. M.-S. Staatlich« Kunst- tober die AuSstel» geöffnet Sonntags u»n LO hi« 8 Uhr. tellvng mit zu bk» ßeiprig uncj Umgrbung Vebesserke FunkverhSllnisse Leipzig, 14. Oktober. Ter alte Leipziger Rundfunksender der S. Z., der auf Well« 452 »«bare! worden war. arbeitet bekanntlich auf der neuen kürzeren Welle 259 Meter nicht zufriedenstellend. U. a. ließ seine Wellenkonstantheit zu wünschen übrig; mehrfache Um baute» brachten zwar etuxis Besserung, aber noch nicht die alte Be triebssicherheit. Es ist deshalb, wie bereits gemeldet, zunächst ein Ersatz send er mit der gleichen Leistung, di« der alte <Ä»dcr hatte, ausgestellt und am 9. Oktober in Betrieb genommen worden. Naö, Feststellungen der Oberpostdirektion Leipzig läßt sich schon jetzt erkennen, daß der Ersahscuder ein« wesentliche Besserung der mitteldeutschen Empsangsverhältnisse gebracht Hai. Der für Leip zig bestimmte endgültige Rundfunksender, dessen Herstellung im Gange ist und dessen Leistung etwa 30 v. H. Höker s«in wird als di« des Ersatz- und des alten Senders, wird voraussichtlich im Dezember 1929 in Betrieb genommen. Gelöschter Dran- Un Tagebau Leipzig» 14. Oktober. Der Grubenbrand im Tagebau der Eie- wcrkscbaft Michel-Vesta in Groß-Kapna ist nunmehr gelöscht. Male- rialsclstidcn sind durch diesen Brand nicht entstanden. BeinerkenS- werlerweif« konnte während der Dauer des Brandes di« gesamte Nohkohlenförderung und Brikettfabrikation aufrechterhalle,, werden. In der Brikettsabrik der Gewerkschaft Michel erfolgte am Sonnabend früh 8.30 Uhr «lue kleine Verpuffung in der Entstaubrmgsanlage, wobei ein Mann leicht verletzt wurde. Materialschäden sind auch hier nicht zu verzeichnen. Ckrmnilr, Lvicksu. Klsurn Ungetreuer Bürgermeister Chemnitz, 14. Oktober. Das Gemeinsame Schöffengericht verurteilte den früheren Bürgermeister von Obcrhermersdorf. Gräser, wegen Amtsunterschlagung zu sechs Monaten Ge fängnis. Dem Angeklagten wurde zur Last gelegt, einen für die Gcmeindekosse bestimmten Betrag von 1100 RM. in Abwesenheit des Buchhalters vereinnahmt und für sich behalten zu haben. tz. Zwei Güterwagen entgleist. In der Kurve der Industrie bahn Zwickau, zwischen Lessing- und Schlochlhofftraße, sind am Sonnabend früh zwei Güterwagen entgleist. Menschen sind nicht zu Schoden gekommen. Die durch den Unfall verursachte Betriebsstörung, konnte noch kurzer Zeit aber behoben werden. tz. Schweres Unglück beim Bahnbau. Der 23 Jahre alte Bauarbeiter Kurt Baum aus Posseck, der in der Nähe der Eisen- bahnhaltestelle Raun beim Bahnbau beschäftigt war, glitt von einem fahrenden Bauzuge ab und griet unter die Räder, wobei ihm beide Beine abgefahren wurden. Der Verunglückte ist feinen schweren Verletzungen nach kurzer Zeit erlegen. tz. Der Schaden beim Brand in Oberlosa. Der Schoden des Brandes auf dem Rittergut Oberlosa beläuft sich auf 140 000 RM. Die Entstehungsursache des Brandes konnte noch nicht ermittelt werden. ^ 4,5 Millionen Mark FrosischSden an vbslbüumen Altenburg, 1? Oktober. Die Kreislandwirtsä>aftskammor Menburg hat Ermittlungen über die Frostschäden an Obst bäumen im vergangenen Winter angestellt, deren zahlenmäßiges Ergebnis jetzt bckonntgegeben wird. Insgesamt sind an Obft- bättmen erfroren: im Landkreis Altenburg 3300 Stück und in drei Bezirken des Landesbouamtes Gera 5000 Stück, insgesamt in Ostthüringen über 92 000 Stück. Damit sind 23 Prozent des gesamten Obstbaumbestandes in Ostthüringen einschließlich der Staatsstraßen ein Opfer des Rekordwinters 1928/29 geworden. Aus die einzelnen Obstsorten verteilt, beträgt der Schaden: Aepsel 13 Prozent, Birnen 18 Prozent. Kirschen 38 Prozent, Pslaunien 17 Prozent, Aprikosen 66 Prozent, Pfirsiche 73 Pro zent und Nüsse 70 Prozent. Den durch den Frost im ost- thüringer Obstbau verursachten Schaden beziffert man auf über 40 Millionen RM. Außer der großen Kälte des vergangenen Winters hat auch die anhaltende Trockenheit diefes Sommers viele Obstbüume, hauptsächlich die Steinobstarten, nachträglich zum Absterben gebracht. Gegen -ie Nok der Landwirtschaft Die Matznahmen in Italien Im Hinblick auf die ungemein schwierige Lage der deutschen Landwirtschaft ist es von Interesses die Maßnahmen zu studieren, die andere Länder ergreifen, um der heimischen Landwirtschaft zu Helsen. Besonders lehrreich sind vielleicht die Maßnalxme», die man in dieser Beziehung in Italien getroffen Hai. In dem wirtschaftlichen Auf bauprogramm der italienischen Regierung nimmt in letzter -Zeit die Fürsorge für die Landwirtschaft eine überragende Stellung ein. Das neu« Gesetz über die landwirtschaftlichen Kredite, das am 1. Juni m Kraft getreten ist, stellt eine unmittelbare Verbin dung zwischen Claaiskrcdit und landwirtselwstlichem Kreditbedarf für Aulagezwccke her, wie sie enger und zugleich umfassender nirgends in der Welt Kisker zu finden ist Ausgaben, wie sie anderwärts durch genossenschaftlichen .Zusammenschluß und durch Darlehen seitens landwirtschaftlicher Kreditinstitut« zu lösen versuch: werden, nimmt nunmehr in Italien der Staat in die Hand, ohne jedoch nach russi schem Vorbilde die landwirtschaftlichen Betriebe selbst zn verstaat lichen oder Produktion und Absatz der Erzeugnisse obrigkeitlich zu regeln" ohne überhaupt den privaten Unternehmungsgeist durch staat liche Fürsorge zu ersehen. Was jetzt in Italiens Landwirtschaft vor sich geht, stellt einen interessanten Versuch dar, die Intensivierung d«r Landwirtschaft aus dem Wege direkter staatlicher Vorschüsse aus die Aullagckostcn für Meliorationen, Modernisierungen und Trans- portvcrbesfcrungen zu erzielen. Nach dem neuen Gesetz erhält die italienische Landwirtschaft Darlehen mit niedriger Verzinsung und langfristiger Unkündbar keit für die folgenden Zwecke: 1, Bei Errichtung hydraulischer Anlagen werden in Norditalien 50 dis 60 Prozent der Anlage- kosten vom Siaat, netter« 12 Prozent von der Provinz vorgeschossen, in Süditalien, Sizilien und Sardinien trägt der Staat 75 Prozent und die Provinz 12,5 Prozent der Kosten. 2. Bei Dewässe- rungSanlagen, sowie Entwässcrungsarbeftcn gewährt der Staat in Nvrditalien 85 bis 45 Prozent, in Süditalien 35 bis 50 Prozent der Nnlagekosten als Darlehen. 3 Die Anlage von U eberland-Wasserlei tun gen (Aguädukicn) wird in ganz Italien in Höhe von 75 Prozent durch den Staat darlchnsweise sinapziert. 4, Für die Errichtung von Klein-Bauernhäu sern trägt der Staat 10 bis 30 Prozent der Baukosten. 5. Die Anlage von Landstraßen erfolgt zu 75 Prozent aus Staat!« und zu iveiteren 12,5 Prozent aus Provinzmitteln, PrwalslraßeU werden zu 40 Prozent vom Staate bevorschußt, 6 Für die ttiewtn» n»ng von Trinkwasser auf dem Lande stellt der Staat 40 Prozent der gesamten Anlagckosten leihweise zur Vertilgung, 7. Di« Verwendung des elektrischen Kraststromes in den land wirtschaftliche,, Betriebe,, Italiens soll dadurch erleichtert werden, daß der Staat für solche Anlagen Darlehen gewährt, deren Höhe sich jeweils nach der Länge des Leitungsnetzes und nach der Meng« des zu verbrauchenden Stromes richtet. Nach der amtlichen Statistik mar der Stromverbrauch, bisher allerdings überwiegend sür industrielle und Bcleuchiungszwecke, im Jahre 1928 um 17 Prozent höher als 1927, Man envartet von dem neue,, Landwirtschasisgeseh eine beträchtliche Steigerung des Strom absatzes, da bisher wegen der hohen Anlagekosten weite Gebiete des flachen Landes für den elektrischen Strom »ur sehr wenig erschlossen waren. Die italienische Industrie erwartet als nächst« Auswirkung des Gesetzes eine wesentliche Belebung ihres Binnen- Absahmarkles. Di« Industrie selbst ist in den beide,, letzten Jahren zusehends gewachsen ,md muß auch in Zukunft dem Anivachsen deS Binnenmarktes Rechnung tragen, das durch die stark zurückweichend« Stcrblichkritszisfer und die erfolgreich betriebene Rücksiedlung von Auswanderern veranlaßt ist, Grun-lleuerllundung für Vandwlrle Die angekündigte Grundstcucrftundung für die Landwirt- sck)<ift wird nunmehr amtlich in folgender Bekanntmachung ver öffentlicht: „Da die Landwirtschaft bei der gegeniväriigen Marktlage besonders große Schwierigkeiten hat. ihre Erzeugnisse zu ange messenen Preisen abzusetzen, hat das Gesamtministcrium be« schlossen, den landwirtschaftlichen Betrieben bis zu (einschließ lich) 50 Hektar Größe den dritten Grundsteuertermin für daS Rechnungsjahr 1929 zur einen Hälfte bis zum 15. November 1929 und zur anderen Hälfte bis zum 15, Dezember und den la»dwirtsci)aftliä)en Betrieben über 50 Hektar Größe die Hälfte des dritten Grundsteuertermins für das Rechnungsjahr 1928 bis zum 15. November zinslos zu stunden " 5lur Ort l.suritr Der Bürgermeister vor -er Diszipttnarkammer Gastland a. d. Spree, 14. Oktober. Am 10. Oktober Hali« sich der Bürgermeister Förster von Sohland a. d. Spree vor der Diszi- plinarkamnwr wegen Verletzung der Bestimmungen des Girokassen- vrrbandes zu verantworten. Ihm wurde zur Last gelegt, als ver antwortlicher Aufstchtsbcamler der Sohlander Girokasse der Firma Richter in Sohland a. d. Spree, die sich mit dem Vertrieb von Kleiderstoffen befaßt«, und der ein Kredit von höchstens 11200 Mark eingcräumt toerden konnte, nach und nach einen Wechselkredit in Höhe von 150—190 000 RM. eingeräumt zu haben. Der Vertreter der Anklage, Rcgierungsrat Vater. Bautzen, beantragte die Dienst entlassung und sofern die Kammer Milde walten lassen wolle, weil die Gemeiirde noch mit einem blauen Auge davongekommen wäre, mindestens auf eine Geldstrafe in Höhe eines z-iVeisachen Monats gehalts zu erkennen. Nach längerer Beratung verkündete M'nisterial- rat Dr. Ilstlig-Dresden das Urteil. Der Angesckuldigte wurde wegen pflichtwidriger Handlung zur Zahlung einer Straft von 200 Mark verurteilt. Außerdem wurden ihm ein Drittel der entstandenen Kosten auserlcgt. k. Der elektrische Tod. Nus kiMiekem Uebermut kletterte der 9 Jahre alt« Geriart Grünert in Schlegel trotz vorheriger Warnungen Erwachsener auf den Leitungsmast der Hochspannungs leitung, griff in dies« hinein und verbrannte sich derart, daß er sofort tot tvar. Erst nach dem Ausschalten der Leitung gelang es, den völ lig verbrannten Leichnam von den Drähten heruntcrzunehmen, — In Großenhain war der 63 Jahre alte Maschinenmeister Hermann Thiemig im städtischen Wasserwerk mit Reinigungsarbeiten in einer sogenannten Meßzelle der 15 000-Bolt-Leitung beschäftigt, die noch unter Strom stand. Infolge Berührung der Starkstromleitung erhielt LH- einen Schlag, der seinen sofortigen Tod herdcft'ührte. Lrmelneie- unei Verein5v«en ExerMen kn Koheneichen vom 21. bis 25. Oktober sür Soldaten: vom 30 Oktober bis 3. November sür Iungmänner; vom 3. bis 9. November für Priester: vom 23. Dezember bis 27. Dezember sür Iungmänner: vom 28. Dezember bis 1. Januar sür akademisch gebildet« Herren und Lehrer. ß Gariiisongcmcinde. Tcr erste Militär-Familftnabend sindrl am Dienstag, den 15. Oktober, abends 8 Uhr im „Soldalenhcim*, Köingsbrücker Stmße 84, Linie 7, statt. Vortrog: Herr Wehrkreis- Pfarrer Klesse über „Der diesjährige Katholikentag in Freibnrß i. Br.". Anschließend Tauz bis 1 Uhr Katholische Gäste will kommen. tz Benno-Verein Eotia. Dienstag, den 15 Oktober, abend! 8 Uhr Diskusstonsabend im „Jugendheim". Thema: „Das Volks begehren gegen Noung-Plan und Kriegsschulotügc". Die Aussprach« wird durch ein kurzes Referat von Dr. Desczpk eingclcitct. Die Hirsch« „orgeln". Im Moritzburger Wildparke find dl« Rothirsche in die Brunst getreten. Für sie ist die Fütterung jetzt nicht das, wonach sie sich am meisten sehnen. Sie halten sieh ein zeln, in abgelegenen Äilen des ausgedehnten Wildparkes auf und sammeln ihr Rudel Kahlwild um sich. Wer sich gegen Ende der Besuchszeit (15 bis 17 Uhr) noch an der Fütterung aushält, dem wird sich das selten« Schauspiel bieten, daß er nicht nur den Bruißt- schrei und den Kampfruf der Hirsche aus der Ferne kört, sondern daß er auch aus nächster Nähe den schreienden Hirsch beob achten kann. Es ist ein unvergeßlicher Anblick, wen-n nicht weit entfernt im Walde, dessen Stämme von-der Abendsonne leicht ver goldet sind, einer der Kapitalen steht seinen Kaps mit dem starken Geweih zurücklegt, so daß die Stangen den Rücken zu berühren scheinen, und weilhin seinen Brunftfchrei „hinausorgelt". Weekend bei Mynheers Von Walter Hagemann. Die versonnene Melancholie, die uns auf den Gemälden holländischer Meister überrascht, ist kein technischer Kpiff oder Ausfluß einer künstlerischen Wahlverwandtschaft. Es ist die Erundmetodie. welche durch die holländische Landschaft klingt, ob man sie mit den Augen der Klassikers oder Modernisten, des Naturfreundes oder Sonntagsreisenden sieht. Die Landschaft malt in starken, schweren Farben und ruhigen Linien, und die Architektur der Häuser, unterstützt mit ihrer sauberen, weiß- roten Grundtönung und der Zierlichkeit und Geschmücktheit ein« nächster Raumornamentik diesen Eindruck. Das offenbart sich am stärksten, wenn man aus dem Städten aufs Land geht und dabei das älteste und doch immer modernste aller hollänoischen Verkehrsmittel benutzt, das Boot, welches langsam und geruh sam die Kanäle durchschneidet und einen weiten Ausblick auf das tieferliegende Land mit den Konturen seiner Landhäuser und Mühlen gewährt. Das Klischee der holländischen Land schaft ist zugleich ihre echtest« Ausprägung. Der Blick in die Landschaft zeigt, wie eng Mensch und Wasser verwachsen sein können. Stellt man sich den Spreewald hundert fach vergrößert vor, so hat man ein Spiegelbild der hollän dischen Landschaft, die ohne Seen und Grachten ohne Seele wäre. Wie in dem Delta aller großen Weltströme, bewässern und be- ruchten die tausend Verzweigungen des Rheins und der Maas eit Jahrhunderten das Gebiet der Niederlande in einem Um- ange, wie es in anderen Gegenden des Kontinents völlig un ausdenkbar wäre. Gewiß hat Menschenkraft und -fleiß zu dieser Fruchtbarmachung das meiste getan, aber der Fleiß allem schafft noch kein Paradres. Zwei Drittelxholländischen Kulturbodens liegt mehrere Meter unter dem Wasserspiegel, und würde sogleich überflutet, wenn man Deiche und Dämme durchstäche und dem Meer sein Eigentum zurückgeben würde. In allen Kriegen, in welche die Niederlande verwickelt waren, bildete das über flutete Land einen sicheren Cchutzwall gegen feindliche Einfälle. r>ie Windmühlen, welche das Wahrzeichen dieser Landschaft bil den, sind nicht zum Mahlen des Kornes bestimmt, sondern zur Hebung des Wassers aus dem niedrigen Flachland in die hoch- aelegenen Wasserläufe. Doch ohne einen Boden, dessen Festig keit diese Kunstbauten erlaubt, würde all« Technik für Wasser- baumeifter umsonst gewesen sein. Wie übervölkert dieses Land ist, bemerkt man erst, wenn man umsonst nach einem Fleckchen unkultivierten Boden», nach einem Horizont ohne Häuseijziebel Ausschau hält. Sech» Millionen Menschen wohnen auf einem Flächcnraum, der im europäischen Durchschnitt errechnet höchstens für eine halbe Million Raum geben würde. Auf zwanzig Quadratmeter ent fällt ein Einwohner, und die Gegenden zwischen dem Haag und Amsterdam gehören zu den dichtestbesiedelten der Welt, Nur im Delta des Nil, des Ganges und des Pangtse, sowie in Java gibt es eine ähnliche Zusammenballung größter Menschen- massen auf kleinstem Raum. Jeder Fußbreit Bodens wird sorg sam bebaut, aber auch das würde nicht hinreichen für die Er nährung einer Bevölkerung, deren Lebensstandard ungewöhnlich hoch ist. Die Niederländer konnten nur als Helotenvolk oder als Kolonialherren leben, und sie haben sich nn Gegensatz zu Deutschland für das letztere entschieden. In Hinterindien fan den die Holländer den Raum, der ihnen in Europa fehlt, und wenn sie ihn aus klimatischen Gründen nicht unmittelbar mit ihrem Menscheuübersluß füllen, so sichern sie doch durch die Er träge der reichen tropischen Plantage ihre eigene, physische Existenz. Hinter jedem Holländer stehen zehn Insulaner, die irgendwie zum holländischen Wohlstand beitragen, wie hinter jedem Engländer ein Dutzend Farbige standen. Das koloniale Dasein wirkt sich auch in anderer Hinsicht be stimmend aus. Die ohnehin schon sprichwörtliche holländische Breite und Behäbigkeit, welche' den Schweizern sehr ähnlich ist, wird noch unterstrichen durch die Uebertragung eines Lebens stiles, wie er in den Tropen zu Hause ist. Jeder zehnte Hollän der, und gerade die erfolgreichsten, haben einen großen Teil ihres Lebens in den Tropen zugebracht und haben ihren Arbeits und Lebensrhythmüs den dort herrschenden klimatischen Be dingungen anaepaßt. Auch das holländische Arbeitstempo hat rin wenig diese Züge der Lässigkeit und Großzügigkeit an- genommen und unterscheidet sich ebenso merklich wie wohltuend von der Eile und Ueberhastung, wie wir sie in deutschen Groß, städten gewohnt sind Der solide Wohlstand, der auch in den sogenannten unteren Ständen zu Hause ist, enthebt den hollän dischen Hausvater der Notwendigkeit, alle seine Energien für den Kampf um di« nackte Eristenz einzusetzen, er wirk» daher selbstsicherer, gelassener, er scheint die Arbeit mehr als Zeit vertreib auszullben. Für die wahrhaft schwere, komplizierte und vor allem für die niedere Arbeit, wählt man sich mit Vorliebe Ausländer, meist Deutsche und vom Ingenieur vis hinab zum Dienstmädchen sind deutsche Arbeitskräfte in Holland sehr ge sucht. Das große Volk ohne Raum dient dem kleinen Volk mit oem riesigen Kolonialraum, das nicht durch Krieg und Nieder, läge geschwächt und verarmt ist. Man spürt es aus Schritt und Tritt, daß an Holland der Schrecken des Weltkrieges spurlos vorübergegangen ist, ja. daß es aus ihm sogar nicht unerheblichen Nutzen gezogen hat. Hier gibt es kein »erstörte, Besitztum, entwertet« Vermögen und ruinierte Existenzen, hier rechmet man nicht ab 1919 oder vom Jnflationsjahr 1923 an eine neue Existenz. Alles hat sich in ruhiger, aufsteigender Entwicklung vollzogen, Reichtümer wur den angehäuft und gesteigert, Besitztümer verschönert und ver mehrt. Jedes einfache holländische Bauernhaus macht in seiner Ausstattung und seinem Aussehen einen wohlhabenderen Ein druck als ein deutsches Bürgerhaus, dessen Insassen zu den so genannten besitzenden Schichten gehören. Die großen, ge sunden holländischen Vauerngestalten, die man auch in den Städten trifft, haben sich nicht durch fünf Hungerjahre mühsam hindurchgeschlagen, haben nicht die Aengste und Aufregungen der Kriegszeit durchlebt Selbstzufrieden, behaglich, ein wenig materialistisch und voll ehrlicher Gottesfurcht, geht der Hollän der seinen Weg Eigentümlich stark erben sich di« alten Traditionen fort. Die weißen Spitzenhaubchen und die großen Holzpantoffeln, di« wir au alten Bildern und neuen Maskenbällen sehen, werden noch m t großer Selbstverständlichkeit und ohne romantische Reminiszenzen getragen und erregen selbst in den Dadestädten die Au mcrksamkeit der fremden Gaste. Dir Schisser gehen noch vielfach in ihren gewaltigen Pluderhosen und mit der holländischen Stummelpfeife umher, während die Frauen es nicht unterlassen können, sich dem Sckönheitsideal eines Rubens airzunäbern. Stur die jüngste Jugend beginnt rank und schlank zu werben, sie modernisiert sich langsam, langsamer als in Deutschland, sie treibt Sport und trägt sehr kurze Kleider, die vor allem auf dem Fahrrad noch kürzer wirken. Holland lebt noch mitten in der Fahrradperiode wie Deutschland vor einem Mcnschcnalter, trotz der herrlichen Autostraßen und der Schnell bahnen. die da» Land nach allen Richtungen durchqueren. Der Holländer, der gravitätisch die Pedale seines Rades vorwärts- stößt, ist heute so urholländisch wie die Mühlen und die weißen Spitzenhäubchen Glückliches Land!, so hat schon mancher gesagt, der in dies Land ohne Armut, ohne Nerven, ohne di« Er innerungen eines schrecklichen Krieges kam. Keine Weltpolitik stört diesen Frieden, nur als East beherbergt es hin und wieder Konferenzen aus fremden Ländern. Man kämpft mit dem Meer, dem man jährlich tausende Quadratmeter Bodens abgewinnt, man kämpft mit der Schlaffheit, welche jedes saturierte Volk zu ergreifen droht. Man kämpft auch um hollän. bische Belange mit dem belgischen Nachbarn, und da eben zeigt es sich, daß auch das kleinste Land der Welt Konflikte hat, di« es nahe angchen, wie Deutschland die Rheinfrage oder den Eng ländern ihr Indien, Ein Paradies voll Wassermühlen, Herings- fässern und wohlgenährten Menschen, aber schließlich auch voll von Zeitproblemen und Ehrgeiz und Willen zur Selbst behauptung.
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