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Sächsische Volkszeitung : 12.10.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192910127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19291012
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19291012
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-10
- Tag 1929-10-12
-
Monat
1929-10
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.10.1929
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Hi, sei nistischer Antrag Gäbel. der sich mit -er Angelegenheit der Arbeitszeit des Pflegepersonals in den Kran- krnan st allen auscinandersetzt, gibt den Kommunisten Ge legenheit, auf di« Zündholzmonopol-Anleihepläne und den Rlchr. IcgerstreiK in Berlin einzugehen und im weiteren Verlauf die Vorwürfe gegen Stadtrat Dr. Temper in der Krankenhousfrage erneut vorzubringen, Dr, Temper weist die Vorwürfe des SW. Gabel zurück und wird sich Genugtuung verschaffen: der Antra« wird schließlich mit Stimmenmehrheit zum Beschluß erhoben. Annahme findet weiter ein Antrag Dr. .Hartwig, zwischen Zwinger-Wallgraben und Ostra-Allee den Fußweg hinter die Baumreihe zurückzuverlegen, damit der Parkplatz die notwendige Erweiterung erfahre. — Der Baumbestand an der Albrechtstrahe steht dann nochmals zur Erör terung. Zn längeren Ausführungen beantragt SW. Dr. Hart wig, den Baumbestand des Teiles der Sekundogenitur zu erhal ten, der zu Sportplätzen bestimmt ist. Der Antrag wird obgelehnt. — Um den Bildfchmuck in d«r Wandelhalle des Neuen Rathauses entspinnt sich wieder einmal eine längere Debatte, Bekannt lich will man in der Wandelhalle des Rathauses die seit der Erbauung dort hängenden Fürstenbilder beseitigen. Als Ersatz hat eine Kommission Städtebilder vorgeschlagen, die vom Rat jedoch abgelehnt worden sind. Nunmehr beantragt die Kommission, das Kollegium wolle die Anbringung dieser Städtebilder beschließen und den Rat ersuchen, diesen Beschluß unverzüglich durchzuführen. Dieser Vorschlag wird gegen die Stimmen der Rechten angenommen, desgleichen ein Gut achten des Rates, das die Errichtung eines stadteigenen Ueder- gongsheimes für Mädchen fordert. — Abgestimmt wird über einen Antrag der SW. Frau Patzig, dem FrieLenskartell «ine Unterstützung von 3000 RM, zu bewilligen. Der Rat hatte beschlossen, das Ersuchen abzulehnen: auch die Abstimmung ergab mit 36 gegen 34 Stimmen Ablehnung. — Ein Dringlichkeitsontrag wird angenommen, sofort in die Untersuchung der von SW. Leydel in einem Flugblatt behaup teten Vorkommnisse im Friedrichstädter Krankenhaus «inzu. treten. Der Rat hat den Stadtverordneten ein Ortsgesetz vor- gelegt, nach dem in Dresden künftig das Höchstzahlensystem bei Stadtverordneten wählen anzmvenden ist. Das im übrigen beibehaltene System der Wahl zeiten ist demnach insoweit geändert, als bei der Unterverteilung der Sitze aus die vorhandenen Einzelwahlvor schläge auch Ne st st im men eines Wahlvorschlages, auf dessen Gesamtstimmenzahl nicht wenigstens ein Abgeordneter gekom- men ist, berücksichtigt werden. Wenn man die Stadiverord- netenwahlen von 1986 nach den Richtlinien der neuen Wahl- ardnpng behandelt, dann würde sich ergeben, daß bei einer Mahlzeit von 4097 für den einzelnen Stadtverordneten eine Reststimmenzahl von 2883 für den Freien Bürgerlichen Ausschuß sür die Stadwerordnetenwohlnn von 1926 einen Stadtverord neten ergeben hätte, während nach der alten Wahlordnung dir» nicht der Fall war. Das Wahlamt hat sestgestellt, wie das Höchst-,ahlensystem gewirkt hätte, wenn es schon Lei der Wahl von 1926 ongewendet worden wäre. Dabei hätte die Sozial demokratische Partei und die Deutsche Volkspartei je einen Sitz mehr, die Kommunistische und Demokratisch« Partei einen Sitz weniger erhalten. — Die Ausspracl)« über die Natsvorlage bringt überaus geteilte Meinungen. Sie ruft wieder eine Kommu- nistenhehe gegen die Sozialdemokraten hervor. Schließlich beantragt der Rechtsausschuß, die Natsvorlage abzu lehnen. Der Antrag wird angenommen. Zehn Minuten nach Mitternacht wird die öffentliche Sitzung beendet, an die k nichtöffentliche Beratungen an schließen. : Aus der Tätigkeit der Industrie- und Handelskammer Dres den. Für die Ende November 1929 siaitsindcndcn Kainmcrwahlen stellte die Kammer den Entwurf einer Wahlordnung auf, der dem sächsischen Wirlschaftsnrinisterium zur beschleunigten Genehmigung «ingerricht wurde. — Das Landesarbeitsamt Dresden ersuchte die Kammer »m Auskunft, ob infolge des Wegfalles von reiehsbehörd- lichen ArbeiiSaufträgen hiesige Betriebe ihren Standort verlegt haben. Dir Kammer berichtete, eine ausgesprochene Standottsvcr- legung sei nicht zu beobachten gewesen: immer sei durch die Minde rung des Heeresbedarses und infolge Einschränkung der Reichs- bahnousträge eine Reibe von Betrieben beträchtlich geschädigt und zum Teil ganz stillgclegt Wochen. — Die Kammer berichtete dem Wittschastsininistcrium, daß begründete Beschwerden über die Behin derung des Staatsstraßenverkehrs durch die Ob slbewirtscha flung vor. liege» und daß eS notwendig erscheine, in den Verträgen mit den Obstpächtern diesen zur Pflicht zu machen, beim Abnehmer, und Ab befördern des Obstes aus den Verkehr größtmöglich« Rücksicht zu nehmen. Lhrlstusklrche Dr.-Strehlen. Sonntag, den 13. Oktober, übends 6 Uhr. 3. Orgelkonzert von Hanns Köhschke. Gesangs solistin Ida Schuberth-Koch. Neuere Meister: Orgelwerke von Heinr. Kaminsky, Hugo Kann. Missa poetica für Sologesang und Orgel, Lieder von G. GUsier und P. Geilsdorf. Eintritt stet. Programm 30 Psg. Rationelle Larr-rvirlschast Vorbildliche Bewirlschalkung -es sächsischen Lodens Dresden. 11. Oktober. Die Herbstversammlung der Deutschen Landwirtschasts- Gescllsä)oft in Dresden fand ihre Fortsetzung mit der öffent. lick) en Versammlung deutscher Imker, in der zu nächst Dr. H , m m e r - Erlangen über „Die Ernährung der Honigbiene" sprach. Die Ernährung der Honigbin« ist sehr ein seitig eingestellt. Der Kohlenhydratbedarf wird durch den Zuckergehalt des Honigs gedeckt, Fett und Erweis liefert der Blutenstaub. Als ergiebigste Kohlenhydrotnahrung hoben sich Rohzucker, Traubenzucker, Fruchtzucker und Malzzucker erwie sen. Praktisch kommt gut gereinigter Rohrzucker, am besten als Kristallzucker oder Kandiszucker, in Betracht. Auch der geblaute Mundzucker ist entgegen der bisherigen Ansicht un schädlich. Ein Ersatz für Blutenstaub zur Deckung des Eiweiß- lind Fettbedarfs ist bis heute noch nicht vorhanden. — Die „Weiselerneuerung in bienenwirtsch-astlichen Kleinbetrieben" behandelte Dr. Becker-Münster. Während im Schwarm» betrieb die Königinnenerneuerung in sich selbst gegeben ist, erfor dert sie Im Erstarkungsbetrieb besondere Maßnahmen. Kleine Imkergruppen sollten sich zusammenschließen und in zunächst örtlicher Auswahl und mit Stondbefruchlung für ihren Kreis die jungen Mütter ziehen. In der Versammlung der Ackerbau-Abteilung erörterte Rittergutsbesitzer Dr. Weck«-Wieso „Die intensive Grünlandwirtschaft in den Gebirgslagen Sachsens". Die säch sischen Genossenschoftsweiden wurden vor 25 Jahren zur Aus zucht von Jungvieh gegründet und sind heute auch für Pensions vieh sehr gesucht. Die Zunahmen schwanken zwischen 260 bis 380 kg/ho. Die beste Weide hatte eine Zunahme von 617 kg/ha. Die ziveite Entwicklungsstufe begann E3 bis 28 mit der Grün dung der Arbeitsgemeinsckiast für Grünlandwirtschaft, die heute mit 620 Mitgliedern 17 000 Hektar umfaßt, und des Ausschuss^ zur Förderung der Landwirtschaft in den Gebirgslagen. — Guts besitzer KUchler - Schönau gab die Wirtschastsdeschreibung einer mittelbäuerlichen Wirtschaft in der Oberlausitz". In allen Wirtschaftsgebieten lassen die bäuerlichen Betriebe die Unterschiede der natürlichen und wirtschaftlichen Bedingun gen am schärfsten hervortreten. Die geschichtlich« Entwicklung und der Bolkscharanter spielen «ine besondere Rolle. Dafür ist die sächsisch« Oberlausitz ein gutes. Beispiel. Trotz wechselnder Höhenlage und geologischer Verhältnisse Hot sich die Art der Besitzoerhältnisse, Betriebsgrößen und Feldlagen seit der Flur, einteilung im zwölften Jahrhundert erhalten. Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts ist viel Wald- und Buschland gerodet »„- in Ackerland verwandelt worden Neuerdings wird dem Grün land mehr Beachtung geschenkt, weil di« allgemeinen wirlschast. liehen Bedingungen auf stärkere Dreholtung hindrängen. Dü Milchwirtschaft spielt ein« große Roll«: die Frucktfolgcn sind allmählich geändert. Geräte und Maschinen verbessert und dir Gebäude nach Möglichkeit umgeändert worden. Die Herabnrin, derung des Betriebsaufwandes sei in der jetzigen sckpoeren Zcij wichtiger als die Erhöhung der Roherträge. Di« Versammlung der allgemeinen Tierzucht. Abteilung wurde von Domänenrat Dr. Brüder mann als Vorsitzendem der allgemeinen Tzerzrrchtabteilung begrüßt. Dr. Brödermann stellte die Sckiouordnung und das Preisen,s. schreiben für die 36. Wanderausstellung in Köln zur Beratung — Nach einem Bortrag von Oberregierungsrat Dr. Grund. mann-Dresden über „Die Förderung der „sächsischen Tier, zucht durch Staat und Landwirtschastskammer" sprach Tier zuchtdirektor Dr. Georg W i l sd o rs-Berlin über „Ansorderuir. gen des deutschen Fleischmarktes, insonderheit nach den Ersah, ri ngen bet der Mastviehausstellung Frankfurt a. M. 1929". Die Gliederung des Deutschen Reiches mit seinen zahlreichen Groß, städten und Industriegebieten habe eine stark dezentralisierte Ausbildung der FleischmarktvecklMtnisse zur Folge gehabt, die in anderen europäischen Ländern nicht in diesem Maße gesurr- den werde. Die Ursache liege in der großen Zahl der im Reiche vorhandenen Volksstämme, die sich ihre Gewohnheiten in der Ernährung, also ihre Eigenheiten im Geschmack« bis heute er. halten hätten. Es handle sich um die Frage, wieweit überhaupt bei den heutigen landwirtschaftlichen Verhältnissen in Deiitsch. land den Marktanforderungen und den überspannten Oualitäls- wünsck-en nachgekommen werden könne, ohne mit Verlust zu mästen. vf«<irn unck Umgebung Ausstellung „Die -eulsche Schrift" Dresden, 10. Oktober. Der Bund für deutsche Schrift ver anstaltet in den zu diesem Zweck vom Rat zu Dresden zur Ver fügung gestellten Räumen des städtischen Kunstausstellungs gebäudes. Dresden. Lenndstr. 3, in der Zeit vom 18. Oktober bis 8. November 1929 unter diesem Titel eine Ausstellung. Der Bund für deutsche Schrift hat es sich zur Aufgabe gestellt, für die Erhaltung der deutschen Schrift als eines heimischen Kultus gutes einzutreten, und zeigt nun in dieser Ausstellung Beispiele deutsckM Schrift aus dem täglichen Verkehr des In- und Aus landes und aus dem Gebiete der angewandten Kunst. Die künstlerische Leitung liegt in den Händen von Herrn Professor Heinrich Wieynck, Dresden. Die Ausstellung wird täglich von 10—1 Uhr vormittags und 2—7 Uhr nachmittags bei freiem Eintritt geöffnet sein. Die Eröffnung findet am 18. Oktober um 12 Uhr mittags statt. Mik Segeikuiker und Flugzeug ins Feuerland DrcSdcn, 11. Oktober. Am Mittwochabend hatte der Dresdner Verein für Luftfahrt den berühmten Flieger von Tsingtau, Kapitän leutnant Günther Plüschow, eingeladcn zu einem Licht- bildcrvortrog, der im Vcreinshause stattsand und das Molto „Mit Segelkutter und Flugzeug ins Feuerland" trug. Einleitend be merkte der Redner in seinem interessanten Vortrage, der mit viel .Humor gewürzt war, daß seit frühester Jugend dos Feuerland eine lresondere Anziehungskraft aus ihn ansgcübt habe. Fm vorigen Fahr« begab er sich mit vier Mann in einem vom Vcrlagshaus Ulistsin, Berlin.,gestifteten Segelkutter ins Feuerland, das von Ferdinand Magellam vor 400 Fahren so getauft wurde, weil di« Eingeborenen wegen der Kälte das Feuer nie ansgebcn ließe». Aus der Reis« dort- lrin wurden in den deutschen Kolonie» durch Vorträge die weiteren Mittel gewonnen. Wohlgelungene Lichtbilder gaben Einblick in die deutsche Kulturarbeit, besonders in Brasilien. Döe Erforschung des Feuerlandes geschah im Flugzeug und prachtvolle Biider von bis ins Meer reichenden Gletschern, an deren Rand Urwald sicht, dessen Gruud bis dahin nie eines Menschen Fuß betrat, zeigten den Auf bau eines von Meercsarme» durchzogenen Landes, das teils zu Argentinien und Südchile gehörte und zum größten Teil noch der wirtschaftlichen Erschließung harrt, so nun t eine solche möglich ist »ck die von Patagonien aus geschehen muß, wo bereits vor dem Krieer deutsche Forscher gearbeitet haben. Die Frag« der Errichtung von großen geschlossenen Siedlungen für Deutsch« ließ der Redner ofie». weil sie noch nicht spruchreif ist. Die große Zuhörerschaft dankte mit reichem Beifall. 33 Jahre Samarikerverein zu Dresden Der Samariterverein zu Dresden beging am schien Sepicmlcr. sonntag im Konzert- mH VallhauK Reichsbanner seine Lijiilmc« Gründungsfeier. Nach dem einleitenden Konzertprogromm begrüß!« der Vorsitzende des Samaritervereins Dr. Honefler die zahl, reich Erschienenen, besonders di« Vertreter der ausivärtigen Kolon nen imd die Ehrengäste. Hieraus gab Dr. Houccker Bericht über Aul. gliedcrbcstand, Tätigkeit, Veranstaltungen und Dienst« der Hilft- Mannschaft und des Vereins. Der Mitgliederbestand ist zur Zui 78 passive und 119 aktive. Kurse über „Erste Hilfe" sind 1929 bis jetzt 8 abgc-haltcn worden, 6 für Betriebshelser, 2 für städtische Wahl» fahrlsbea-mte mit 286 Teilnehmern. Die Veranstaltungen §>«z Ver eins bestanden in Vorträgen. Hebungen nnd Landesverband-;tamwg usw. .Hervorzubeben wäre hier di« wohlgelungcne große Bezirk--. Übung auf dcr Rgdrennbahn Drcsden-Neick. Die Dienste der Hilft. Mannschaft des Samaritervereins waren sehr zahlreich und verteilici sich auf 2 ständig« Wachen (Ausstellung, Schloß), 4 Lichtspielhäuser, 2 Theater usw. Eine besondere Rubrik nimmt aber der Sport, dienst ein. So sind bei Straßenrennen, Staffel- und Waldläufe», Gauturnfcst und Festzügcn, außerdem bei einer sehr großen Anzabl sportlicher und sonstigen Veranstaltungen Dienste getan worden, wo. bei im ganzen 316 Mann freiwillig .Hilfe leisteten. Nach diesem Rück blick auf die viele freiwillige Arbeit dcr .Hilssmannschast gedacbir Herr Dr. Honccker mm der Fubilare. welche lange Jobre schon im Samariterdienst sichen. Seit 30 Fahren sind aktiv und Mitbegrüittei der Hilfsnmnnschast Zugführer Schwarz und Seifert, N Fahre Gruppenführer Kleiner. Sie wurde» geehrt durch llelc» reichung von Abzeichen, Blumen und Frucht.'örbcn. Eine 18jähng! Dienstzeit höben die Damen Frau Klcpel sBvrsihende der Dame», abieiiung), Frl. Stichler und Frau Stein, auch sie wuckcn gcchrt durch Ilebcrreichung eines Abzeichens. Worte des Tankes brachte Dr. Honecker den -fleißigen und treuen- Mitgliedern dar für ihre aufopfernde Tätigkeit, aber auch die so Geehrten hatten Wort« des Dankes. Nun folgt»- ein sportlich ausgezeichnetes Programme Zwei Radballspiele, welche sehr viel Heiterkeit erregten, ausgeführt von RV. Alemannia; Freiübungen, rhhtbmische Hebungen, ausge- führt von der Turngcmeinde Dresden-Nordwest fimckigkcit nickck leicht in einem anderen Buch« finden. Konservator Dr. Graf Wolfs-Metternich schreibt über die rheinische Heimat Schurz', Professor Vraubach berichtet über die Stüdcntenjähr«, Frau Dr. Gertrud Ferbcr über di« berühmte Befreiung Gottfried Kinkels durch Earl Schurz aus dem Spandauer Zuchthaus. Di« Professoren Rein (Hamburg) und Friedrich (Harvard Universith) würdigen die geschichtlichen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen »Deutsch land und den Vereinigten Staaten. Professor Burger (Columbia llniversily) schreibt über Schurz' Verhältnis zu Abraham Lincoln, Dr. Billard (Neuyork) über Earl Schurz alz Fournalist. Auszüge au? den Nachrufen und de» Reden der Totenfeiern runden diesen reichhaltigen Sammelband ab. Aus der Summe dieser Dokumente und Betrachtungen erwächst uns dos Bild eines Mannes, der di« hochsliegenden Träume seiner Jugend durch Erfahrung zu läutern wußte, den ein heißes und be geistertes Herz nie an kühlen:, geistesgegenwärtigem Handeln hin derte. Ein politischer Kopf, der taktische Geschicklichkeit und prakti schen Verstand mit hohem sittlichen Wollen glücklich und ersoigreich vereinte. So erscheint er von den hier geschilderten Mensche» am «lösten alz Idealbild eines Politikers — soweit ein Ideal des Cha rakters auf dem Felde der Politik überhaupt möglich ist. y. Dresdner Konzerle 1. Slnsonlekonzert der Volksbühne. Ein neuer Leiter steht an dcr Spitze der Dresdner Philharmoniker. Paul Schein- pslug. Wir erinnern uns noch seiner Ausführung der „Neun- ten" an dieser Stelle. Es war eine prachtvolle Wiedergabe. Der Abend wurde für seine Berufung ausschlaggebend. Nun soll er die Dresdner Philharmonie zu neuen Taten führen. So viel ist sicher: Er ist dazu der geeignete Mann. Denn man hatte den Eindruck, daß er mit seiner Umgebung schon völlig verwachsen ist Die Neugruppierung des Orchesters wird daran ivenig tun. Zwar ist durch die Anordnung des ge samten Streichkorpers im Vordergründe ein außerordentlich satter und geschmeidiger Orchesterklang erreicht. Aber das Wesentliche an dem glänzenden Verlaufe des Abends war doch die Person des musikalischen Führers. Rein äußerlich betrachtet, ist so garnichls spensationclles an diesem Dirigenten. Ein voll» kommen schlichtes Auftreten, nirgend eine Kapellmeisterpvse. Und doch geht es von diesem Musiker aus wie ein elektrischer Strom, den ganzen musikalisck)en Apparat belebend und mit energischer Schwungkraft antreibend. Eine freudige Begei sterung, einen frische» Zug, ein impulsives Milgehcn weckt seine Stabführung. Es war ein Blühen, Leuchten und Schwelgen in dem Orchesterklang. Im Innern dieses Mannes pulst eine besonders starke musikalische Ader. So entstand die 3. Leo- norenouvertüre wie aus einem Guß geformt. Und die C-Moll-Sinfonie von Brahms wurde zum bestricken den Klanggemälde. Die Beifallsfreudigkeit der zahlreichen Zu hörer war daher vollkommen zu verstehen. Simon Gold- berg spielte das Violinkonzert in D-Dur von Beethoven mit den besteckenden Qualitäten, die ihm die Gunst des Dresd ner Publikums schon längst gesick)«rt haben. So steht die phil- harmonisck)« Kapelle am Anfang einer neuen Aera, die einen glänzenden Ausblick in die Zukunft eröffnet. —ei— Palmengarten. Wenn sich zwei Künstler einen, denen Musik wohl Berus ist, aber die in erster Linie Diener dieser heiligen Kunst sind, dann bringt rin Konzcrtabeick edle Genüsse. Karl Hesse (Cello) und Johannes T t ra u ß können diese Erfahrung sür sich in Anspruch nehmen. In ihrem Musizieren liegt nicht der Hauptwrrt, die Zuhörer durch Aeußcrlichkeiten zu blenden, durch gleißendes Virtuosentum zu bluffen, sic stick echte Musiker, die mit dem Reiche der Töne aufs innigste verbunden stick. Dafür sprach schon die Wahl der Werke: I. S. Vach Adagio für Violoncello und Klavier, Sonate für Violoncello und Klavier G-Dur (Original für Viola da Gamba und Cembalo). Suiie sür Violoncello Ei-Dur, I. Brahms Romanze, Capriccio, Intermezzo, Rhap sodie und Beethoven Sonate sür Violoncello und Klavier D-Dur, Werk 102. Die Qualitäten unseres Konzertmeisters an der Stootsoper sind hinreichend bekannt, so daß es überflüssig wär«. über die ausgeglichene und meisterlich« Technik, über den prachtvollen Ton und über di« lrbrickworme Gestaltungskraft Karl HcsseS noch etwas Besonderes sagen, zu wollen. Es ist Meisterschaft in edelster Fassung. Auch Johannes Strauß ist den Dresdnern kein Fremder. Sein Pianistcntum liegt gleichfalls nicht im rauschenden Glanze. Aber dafür ist «r in gleichem Maß« Musiker In bestem Sinne des Wortes, Musiker aus dem tiessten Innern. Der gut besetzte Saal wußte den besonderen Wert der beiden Konzertierenden in der rech ten- Weis« zu schätzen. Und so gab es herzlichen und tiefenipsundenen BeisaU. -Ist- Muslk-Lileralur Die Signale für die musikalische Welt (Berlin S. 89. Hasen haide 54) weisen in den Heften 33—38 auf das Wieder- erwachen der Konzertzeit hin. In zahlreichen Musi-Kbriesc» finden die musikalischen Ereignisse des Hochsommers eingehende Würdigung und in Berichten aus Berlin macht sich bereits die wiedereinsetzend« Tätigkeit der konzertierenden Solisten be merkbar. Den Boyreuther Festspielen 1930, den Münchner Fest spielen 1929, dem Salzburger Festspielsommer sind Sonder- berichte gewidmet. In fochwissensck>aftlick)en Beiträgen wird das wahre Gesicht -er Musik der jüngsten Richtung enthüllt. Auch sonst nimmt der Inhalt — seinen Zielen und Bestrebun gen getreu — von allen musikalischen Fragen der Jetztzeit mck von dem gesamten Leben der Musik ^des In- und Auslandes gebührend Kenntnis. Alles weitere Wissenwerte liest man in den „Kleineren Mitteilungen". Die „Signale" marschieren »ach wie vor mit an der Spitze der deutschen Musikfachliteratur. — Die Musikwelt (Hamburg, Alterwall 44) beschäftigt siel, in Heft 9 zunächst mit Huminels 180. Geburtstag. Daß mau sich von der übertriebenen Beweihräucherung der modernsten Musik, richtung zu einer nüchternen Ablehnung abkehrt, zeigt „Uulct falscher Flagg«! Deutsche Kammermusik Baden-Baden 1929". Die zweite Nürnberger Sängerwache, di« Franz-Liszt-Feicr ln Weimalc, dos Straßburger Musikfest 1929 sind in Sonder- beitragen mit fesselnden Strichen gezeichnet. Auch des 70. Ge burtstages Julius Klengels ist gedacht. Musik in Hamburg, Musikbriese und „Vermischte Musiknachrichten" ergänzen den interessanten Inhalt dieses Heftes. — Kumor Lelbensgenossen. „Das ist doch komisch. Männe. Seit dem ich den Bettlern statt Geld nur noch Essen gebe, werde ich lang« nicht mehr so behelligt." — „Das kann ich nachsühle»! Wahrscheinlich. .Wer wirb denn da begraben?" fragt auf de« Kirchhof eine alte Frau einen Knaben aus hem Trauerzuge. — „Weiß ich nicht, ich glaube aber, dcr im Sarge liegt."
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