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G / Deutschtum an -er Wolga Sin inreressankes Kapilel des katholische« Austan-s-eukschlum« Zehn Jahre WolgaRepublik Das erst in letzter Zeit anläßlich der 10. Jahresfeier der autonomen deutschen Wolgarepublik wieder mehr in den Vordergrund des Interesses getretene Wolgadeutschtum bat nicht nur eine 165jährige wechselvolle Geschichte, sondern hat auch bereits eine reiche und vielseitige Darstellung erfahren, ohne daß es bisher gelungen wäre, eine erschöpfende Behand lung des Stoffes zu bieten. Aber auch die neuesten Forscher sind sich bewußt, nur un vollständige Arbeiten geleistet zu haben, die sich ^um Teil gegenseitig ergänzen müssen, zum Teil noch auf eine Ergänzung selber warten. Wir besitzen sicher ein reiches Ouellenmaterial, das aber bei weitem noch nicht erschöpft ist, und sicher hat das „Archiv der Kontors" und der Tutel-Kanzlei, der zur Zeit Katha rinas II. alle Ausländer unterstanden, noch reichen Stoff, der jetzt in der Nachrevolutionszeit, wo das Moskauer Zentral« archio so rührig ist, veröffentlicht zu werden verdient. Denn die Geschichtsschreibung der Wolgadeutschen läßt gar manchesmal die Objektivität vermissen, namentlich so wett sie auf den Deutsch-Russen Klaus und sein einseitiges Werk „Unsere Kolonien^' zurückgeht und dessen Urteil« sich zu eigen macht. Klaus ist vollkommen rusttfiziert und bat nichts weiter als «ine Rechtfertigung der zaristischen Kolonisierung versucht, wobei er weder dem deutschen noch katholischen Standpunkt gerecht wird. Das Deutschtum ist in seinen Augen nur ein herbeigelaufenes Pack, arbeitsscheu und verkommen, dem die russische Knute dringend nottut. Eine solch« Darstellung braucht es, um allerhand Zurück« sehungen des Deutschtums zu rechtfertigen, die stets die Kul- rurbedürfnisse unserer Landsleute niederzuhalten suchten. Diese Meinung vom Deutschtum, wie sie der russisch denkende und russisch schreibende Klaus schon in den 60er Jahren be gründete und für die er scheinbar in Bernhard von Platens „Reisebeschrcibung der Kolonisten" einige oberflächliche An haltspunkte hatte, ist in Rußland bis zum Krieg vorherrschend geblieben, und daran haben auch nichts die objektiveren Dar stellungen eines Gottlieb Bauer, eines Nathanael Bonwetsch, eines reformierten Pfarrers Joh. Bapt. Eataneo, eines Her mann Dalton, eines Auxel. Feßler und eines David Friesen das geringste ändern können. Selbst der letzte Darsteller, Dr. Eh. Bonwetsch, der „Die Geschichte der deutschen Kolonien an der Wolga" geschrieben hat, die nach Ende des Weltkrieges erschien, hat sich trotz seines Bemühens nach Objektivität nicht ganz hem Einfluß eines Klaus entziehen können, wenigstens >n seinem Urteil über di« katholischen Kolonien und Sied lungen. Aber er gibt selbst seine Unzulänglichkeit zu, die aus dem Mangel an Beherrschung der "russischen Soracke und an Er ls klompagnls cks äesus pudllös par Is k> Augustin tlaraz-on und nach der „veseriptic blissionum", die im Gouvernement Saratow von den Vätern der Gesellschaft Jesu unterhalten worden find, konnte endlich der sowohl als Missionar wie als Schriftsteller und Historiker gleich ausgezeichnete und äußerst gewissenhafte k>. Eottlieb Beratz aus Herzog in der Wolga- deutschenrepublik sich der Mühe unterziehen, eine Geschichte des Wolgadeutschtums zu schreiben, die jetzt nach ISjährigem Er scheinen und nach dem Erleben einer 2. Auflage bereits ver griffen ist. Auch ?. Beratz fühlte es selber heraus, daß noch manches ans Licht gezogen werden müßte, daß die staatliche Behörde, die schon von vornherein seinem Werk und dessen Berbreitung den Weg verlegen wollte, »och manches wichtige Material besitzt, das die dunklen Kapitel der Kolonialgeschichte noch erhellen könnte. Daß heut ?. Beratz nicht mehr in der Lage ist, seine Aus führungen weiter zu ergänzen, ist ein wahres Verhängnis für die Erforschung der Geschichte des Wolgadeutschtums. Seine Enthüllungen waren nicht nur der Zarenregierung unbequem, sondern auch den Bolschewisten verdächtig, und ein Aufstand in der Wolgakolonie war Grund genug, den so populären und zugleich so verhaßten Volksmann dem Revolutionstribunal auszultefern und ihn angesichts seiner Pfarrkirche zu Herzog erschießen zu lasten. (Frühjahr 1921.) Seitdem schweigt die Wolgadeutsche Geschichtsforschung, ob wohl sie noch lange nicht ausgeschrieben ist. Aber darin sind sich alle einig, daß ?. Gottlieb Beratz' Werk „Die deutschen Kolonien an der unteren Wolga" das beste und objektivste ist, was bisher geschrieben wurde, und in Kreisen der Protestanten und der Sekten an der Wolga wird ?. Beratz ebenso anerkannt, wie in den Kreisen der Ka tholiken, zu deren Ehrenrettung sein Werk eigentlich geschrieben worden ist. Beratz geht In diesem seinem Werk gerade den Ursachen der Rückständigkeit der Wolgadeutschen Katholiken nach und kommt zu dem Ergebnis, daß die Schuld daran vor allem der Regierung beizumessen ist, die den katholischen Kolonien eine ganze Reihe unfähiger polnischer-weißrustischer Geistlichen auf drängte deren Unfähigkeit, sich mit dem Volke zu verständigen, notorisch gewesen ist, und die gerade in den entscheidenden Jahren an der Wolga pastoriertcn. Dagegen unumschränktes Lob spendet Beratz den Missionären aus den Vettelorden, und namentlich dem Jesuitenorden, die von 1803 bis 1823 an der Wolga wirken konnten. reichuna der eln>a>lagigen Lirerarur qerootgeht unv die wohl bei besserer Erfassung.der Quellen hätte vermieden werden können. So war es nur eine ganz notwendig gewordene Apologie, wenn auch die katholische Geschichtsforschung auf dem Plape erschien und vtele Unrichtigkeiten klarstellte. Nach den grund legenden Arbeiten des „Schulmeisters" Schneider in seinen ^Lebensbildern" und nach den Oocumsnts inöckits concsrnarrt Sie waren nicht der Aufhebung unterlegen weil Katha- rina II., Paul I. und Alexander l. ihre Verdienste um die Er- Ziehung würdigten, und das päpstliche Aufhebungsdekret nicht in ihrem Lande anwenden wollten, trotz Drängens der ^«su- itenfeindlichen -spanischen Regierung. In der vielumstrittenen Frage über die Beweggründe, dis Alexander l. veranlaßten, 1823 die Jesuiten des Landes zu verweisen, besitzt Beratz volle Klarheit. Aber die Umstände erlaubten ihm damals noch nicht, das Schweigen zu brechen, jedenfalls kann er uns das eine versichern, daß nicht die Iesuitenpropaganda unter der studierenden Jugend, wie Jos. de Maistre meint, oder des Memorandum des Ministers Eo- litzin an Alexander l. vom 13. 3. 23 die Schuld daran trüge. „Es war des Kaisers persönlicher Wunsch, daß die Jesuiten Rußland verlassen sollten. Warum? lllo Kaeret aqua." Daß nach der Jesuitenperiode die Seelsorge wieder nieder ging, lag an dem äußeren Umstand, daß zum Teil ganz ab gelebte, hinkende, gebrechliche, zum Dienste unfähige Männer dahin geschickt worden sind, die ohne ihre persönliche Schuld nicht imstande waren, ihre geistligen Obliegenheiten voll und ganz zu erfüllen. Auf jeden Fall nimmt Beratz ein« ganz entschiedene Stel lung gegen Klans ein, der ein ganz schiefes und falsches Ur teil iÜ>er die katholische Geistlichkeit überhaupt fällte, bei dem ous katholische Volk ebenso schlecht wegko.amt als die Geist- lichkeit selber. Klaus meint: „Wenn das moralische Niveau der katholischen Pfarrgeistlichkeit bei ihrer Seminarbildung und ihrem ehelosen Leben und der protestantischen bei ihre, Universitätsbildung und ihrem vorbildlichen Familienleben überhaupt immer und überall sich wie 2:3 verhält, so be stätigt sich dies auch in den Kolonien des einen oder des anderen Glaubensbekenntnisses." Jedenfalls führt Beratz dagegen ganz treffend in, Feld, daß die Jesuiten entschieden gelehrter waren als viele prote stantische Pastoren, von denen manche über Nacht aus schlichten Handwerkern zu Pastoren gemacht worden sind. Und was die Ueberlegenheit in der Moral angeht, hülle Klaus Gelegenheit genug gehabt, seine Behauptungen in de» Statistiken des Archivs des Kontors nachzuprllsen. eine Mühe, der er sich aber kaum unterzogen haben dürfte. Beratz gibt gerade in seiner Geschichte der Wolgakolonien eine unwiderlegliche Apologie des zölibatären Priesterstandes der allein unter diesen Schwierigkeiten der Eründungsjahre der gegebene war. Er ist aber auch so gerecht, um den ehr- lichen Willen des Exkapuziners und ersten Protestant!, schcn Bischofs Feßler an der Wolga anzuerkennen. wo es sich um die Forderung eines gebildeten Lehrerstandes handeli» Ebenso vertritt er aus Billigkeitsgründen die Forderung de« verheirateten protestantischen Pastorenstandes auf bester» Jahresgehälter. Nur hebt er mit Recht hervor, daß mit den Kronsgagcn aus den lausenden Gehältern bei Erledigung einer Stelle nur der protestantischen Geistlichkeit (zur Erziehung der Kinder) aufgeholfen wurde, während der katholische Klerus davon keine Kopeke erhielt. " Dr. Knrch'. Verantwortlich illr Politik und Feuilleton: l)r. G. Dekczhk: silr Lokales w i> Sport: il. John; für Nn-eigen: Sl. Lenz, alle in Dresden, Polierstraße l7, Druck und Berlar: Germania A.-G., Filiale Dresden. 8tscjt-(sk4 - r> Ni krllilrk! lob»d«r, «otm»»,,'» Lrd»«^ VedßHsrcttL U/elnLcksnk, UilSn LtacktparkUVK» — Nuk US — MigoUrcd« Vkolneciisnir« — kierriicU« KruiIcM — Siiinmnag»!»!»! — IklgUck vn»«rk»l«ui>L»mu»ttr — I»gN«b trtreb»« M«»t Soodso «r-obtovool Xussprlleds von vr. LsrI 8on»ei»«»cl>«ln . verteilt »xk llk« ll»br von >z»ti>» »-Il-ell»», wit oinvr kllalsitulllk von De. Uolaricii U»wp*. ll-Z Seiten OIrt»», ü»llrlolllv»b»oll I-lir. L.Stl, U»IbI«ll»rd»Lll tili. 4d9. 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Freitag AnrechtSrelhe 8 Lrnst sslv l (Laodar/) BVB. Sr. 1, Scoi—8200 Eonnabend AnrechtSrelhe 8 vl« «alten (>/,») BVB. Sr. 1: 8201-8480 Mert'Thealer Freitag vlsktaebt -rum Donnerstag l'/,8) BBB. Sr. 1, 7901-8000 und 1201—1800 «r. 2- 101-130 Gonnabend «ra voatiear (>/,8> BBB. Sr. 1i 7101—7300 Gr.2r 131—180 Ae Komö-ie Freitag ssvvlcvaäimrarackles BBB. Sr.1> 6801—6700 Sr. 2i 841—870 Eonqabend Vovbeacklmraraütes BBB. Sr. 1, 8701—8800 Sr. 21 871—900 Nesl-enz-Lhealer Heute und folgend« Tage rrleckerikv (8) Keillraj-Thealer Gaftsptel Han« Junkerman» Freitag abend« 8 Uhr l-iede a.Irowpvtendl»»«^ BBB. »r.li 8851-8900 Sonnabend übend« 8 Uhr l-tvdv alrowpetendlaoe» Migshos-Lheater Täglich abend» 8 Uhr 8sa»Üoavl1v» krograiu»