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Sächsische Volkszeitung : 11.10.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192910117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19291011
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19291011
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-10
- Tag 1929-10-11
-
Monat
1929-10
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.10.1929
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Guter Rat für Kypokhekenschulimer BorleNe durch Prioaksparkassen Wir erhalte,, folgend« Zuschrift, der »vir gern« Raum geben: Wer in unserer Zeit der Geldknappheit genötigt ist, Hypothe ken auszunehmen, der weiß ein Lied zu fingen von «der Höhe der Zinsen, Vor dem Kriege hält« man das ohne weiteres Wucher ge nannt, Nur eine Art der Hypotheken erfreut ich in dieser Beziehung einer gewissen Schonzeit, Das find die sogenannten Aufwertungs- Hypotheken, Da ich nun vermute, das; auch mancher Pfarrer im Bistum auf seinem Psärrhause solche Schulden stehen hat, so möchte ich einen guten Rat erteile», Di« Schonzeit geht bekanntlich nur bis zuin Jahre 1932, Alle erfahrenen Männer der Wirtschaft sagen, daß danach unausbleiblich mindestens 8 Prozent auch für die Auf- wertungshypotheken Zinsen gezahlt werden müssen. Dazu kommt, daß sehr bald di« katholischen Psarrgemeinden in ihrer Finanzgeba- rung selbständig werden sollen, Woher soll man dann die grasten Stimmen nehmen? Jede Gemeinde must also scheu, so rasch als mög lich die AuswcrtungShypothcken abzustosten. Selbsthilfe ist immer die beste. Eine Reihe von sogenannten Jiausparkassen hat hier eingegriffcn, Die Hytzothekenabtragung ist bei diesen zwar nicht der .Hauptzweck, sie ist ober doch ins Programm mit ausgenommen. Natürlich must man sich vorsehen und kann nicht zu jeder Bausparkasse ohne weiteres Vertrauen haben. Heute möchte ich auf zw«i sehr vertrauenswürdige Kassen aufmerksam mache». Beide beruhen aus folgendem Prinzip, Eine Anzahl Bausparer oder Hypothekenschuldner tun sich zusammen. Sie legen monatlich vorher bestimmte Sparsummen mündclsicher an, Wen» viele sparen, können sehr bald einig« das benötigte Bauqeld oder Hypothekengcld zur Löschung erlalten. .Haben sie es erhalten, so sind sie verpflichtet, wie bisher weiter zu sparen. Sie treten «rst dann aus, wenn sie alles Geld in die gemeinsam« Kasse zurückgezahlt haben, Für die Vcrtval- tungskosten sind natürlich einige Zinsen zu zahlen, die aber nur etwa 2 bis 4 Prozent betragen. Alles nms man darüber leistet, wird zur Amortisation verwendet. So kommt eS, dast man schon bei 6 Pro-, z«nt Zinsen in ungefähr 17 Jahre» die aanze Schuld abgetragen bat. Wie ist das möglich? Worin liegt der Vorteil einer solchen Privatsparkassc? Dabei ist zu betonen, dast bei de» vertrauenswür digen Kassen die Vcnvaltnng selbst die Spargelder nicht angrci- fen kann, sondern dast ein selbständiger vereidigter Notar die Ver teilung letzten Endes besorgt, Dcriraltung und Verteilung sind also ganz getrennt. Der Vorteil beliebt in solendein, Eine Stadtspar kasse oder eine'Bank müssen die Gelder, die sic hcreinbekommen, selbst mit 5 bis 7 Prozent verzinsen. Natürlich müssen sie dann von ihren Schuldner» noch höhere Zinsen fordern, also heutzutage etwa 9 b>s 10 Prozent, Eine Amortisation, fängt gewöhnlich erst bei 12 Pro. zent an, Das ist natürlich fast unerschwinglich. Die Sparer bei den Bausparkassen erhalten aber so gut wie keine Zinsen, sie vcr'ichtn, zugunsten -der Mitsparer aus dieselben und lmben natürlich selbst auch den Vorteil davon. Es tun sich also eine Reihe von Sparern zusam men, um möglichst billiges Geld sich gegenseitig zuznwenden. Meiw-r Meinung nach ist das ein ganz christlicher Grundsatz, den »vir Geist liche zu fördern verpflichtet sind, sobald wir die Vertrauenswürdigkeit eines solchen Verbandes erprobt haben. Ich kann folgende Mt Verbände empfehlen: 1. Zw eck sparverband für Eigenheime E. V,. Sitz Aachen, Kaiser-Allee 2, — Dieser Verband hat schon mehrere Mil- lionen Baugelder oder Hypothekengelder ausgezahlt. Er fordert etiva 1 Prozent für Verwaltung, allez übrige wird zur Amorliisation be nützt. Es ergibt sich folge,».des Beispielsbild, a) Ein Mieter zahlt für eine fremde Wohnung bei 50 Mart Miete monatlich in 21 Jahren insgesamt 12 600 Mark »nt» hat nichts davon zu eigen. b) Ein Hausbesitzer .zahlt bei 3 Prozent Zinsen für cm: Haushypothck von 10 000 Mark in 21 Jahren 16 800 Mark Zinsen und hat dann immer-noch 10000 Mark Hypothckenschulden. c) Der Verba ndssparer zahlt monatlich 50 Mark, er zollt in 21 Jahren 12 600 Mark an den Verband, hat aber dann «in schul denfreies HauS, Zahlt er monatlich mehr als 50 Mark, so verwinden sich di« Summ« der Vcrwaltungskostcn bedeutend. Dies ist also ein Anreiz zur möglichst schnellen Abzahlung. 2. Bausparkasse der Gemeinschaft der Freund«, Wüstenrot in Württemberg, Gemeinnützige Gesellschaft m. b, H. Dies ist wohl di« grösste Privatsparkasse genannter Richtungen und hat schon einhundert Millionen Mark ansgcschültet. Dies ist kein Wunder bei einer Elemeinschaft von über 50 000 Sparern, Diese fordern allerdings etivas mehr für die Verwaltung und den Zinsen dienst, Der Unterzeichnet« wird Ansrag«» sehr gern beantworten Mlerdings möchte jeder wenigstens das Rückporto beilege». Je zeiti ger man bcitritt, »in so «her erlstilt man sein Geld. Dr, theol, Paul Rentschka, Katholisches Pfarramt, Riesa a.!>, Elbe, Lrssingstraße 9, „Eine Kirche als Turnhalle" Die „Sächsische Evangelische Korrespondenz" schreibt: Mit einem Artikel unter dieser Ueberschrift hat die Presse der Linksparteien versucht, eine von ihr geflissentlich verbreitete Stimmungsmache zu unterbauen, die darauf hinausgeht, Christ liches als lächerlich und überflüssig hinzustellen. Es läuft eine ganze Anzahl von Artikeln mit dem alleinigen Ziel, die Mei nung zu beeinflussen, und ein bistcl-en Meinungsverwirrung ist ja in der Zeit vor den Kommunalwahlen ganz erwünscht für die. die gern im Trüben fischen. So las man vor einiger Zeit, dast statistisch erwiesen sei, dast die Kriminalität der einer Religionsgemeinschaft angehörenden Volksgenossen weit höher sei als die der Dissidenten — man nannte natürlich die Quelle der Statistik nicht. Noch mehr Aufsehen erregte die Mittei lung in den sozialistischen Zeitungen, der Turn- und Sportverein in Leipzig-Mockau habe es fertiggebracht, eine ehemalige Kirche ln eine Turnhalle umzuwandeln. Die Zeitungen fahren dann fort: „Qb dauernde gähnende Leere oder irgendein anderer Grund die Veranlassung gab, dieses einstmalig« Gotteshaus auf Abbruch zu verkaufen, sei dahingestellt." Der Eindruck dieser Meldung ist natürlich der, als ob ein« bestehende Kirche ln ein« Turnhalle verwandelt worden sei. In Wirklichkeit liegt die Sache ganz anders. Im Jahre 1928 wurde eine Baracke, di« 1918 im Lager Döberitz bei Berlin als Notkirche für Militär gedient Hot. abgerissen. Sie Hot dann in Spandau gelagert und ist schließlich von dem Verein gekauft worden. Das Urteil über dieses System der Stimmungsmache überlassen wir den Lesern. l.riprig unri Umgebung Ein zweiter Schlachkhof-Prozetz Leipzig. 10, September. Am 15. Oktober wird unter der Bezeichnung „Hilfsaufseher Ra well und 15Ge- noffen" ei» zweiter Prozeß beginnen, der sich mit Vorgängen auf dem Leipziger Schlachthof beschäftigt. Die Anklage richtet sich gegen acht Sanitätsgehilfen, außerdem Fleischcrgesellen und Arbeiter des Schlachthoses und lautet auf Diebstahl, Vergehen gegen dos neue Nahrungsmittelgeseh. Beihilfe zu diesem Ver gehen und Hehlerei. Es handelt sich um die D i e b stäh le von beanstandeten Lebern und Därmen. Diese bean- tandeten Teil« waren in der Pferdeschlachtanstalt zur Vernich- ung gelagert. Von Kriegsende bis zum Jahre 1927 soll mit den beanstandeten Lebern und Därmen ein schwunghafter Handel getrieben worden sein. Die Därme sollen zum größten Teil nach Ungarn verkauft worden sein. In Deutschland wurden st« an sogenannte Entschleimereien geliefert, Di« entwendeten Lebern haben die Angeklagten zum Teil für ihre Haushaltun gen verwendet. Sie bestreiten aber, tuberkulös« Lebern in Berkehr gebracht zu haben, geben dagegen zu, daß sie Lebern entwendet haben, aus denen sie die Lebe regeln heraus geschnitten hatten. Die Verhandlung wird zwei Tage in Anspruch nehmen und vom Amtsgerichtsdfteklor Dr. Proste geleitet. Die Anklage wird Assessor Dr. Bergter vertreten, da der ursprünglich« Anklagevertreter Staatsamvalt Dr. Lorenz vom Gericht als Zeuge geladen worden ist. Die kSglichen Derkehrsmrfülle Leipzig, 10 Oktober, Am Mittwoch ereignete sich in Gautzsch ein schwerer Unglücksfall auf der Koburger Straße, Der mit vier Personen besetzte Kraftwagen d«S Fabrikbesitzers Kuntzsch aus Gautzsch wurde durch ein entgegenkommendes ?tuto geblendet und war gezwungen, stark rechts zu sichren. Dabei bemerkte die Führerin des Wagens plötzlich 1)4 Meter vor sich einen Motorradfahrer, der sein Rad ohne Licht schob. Infolge der schlüpfrigen Straße war es unmöglich, den Kraftwagen sofort zum Sichen zu bringen. Die Führerin fuhr deshalb auf di« Bordkante, brach zwei stark« Bäume um und erfaßte auch noch den Motorradfahrer, dessen Rad zertrüm mert wurde. Der Motorradfahrer, Dr, Reiser aus Gautzsch, mußte mit inneren Verletzungen zur Polizeiivache gebrachst werden, Wo ihm ärztliche Hilfe zuteil wurde, ) Zuchthaus für einen Unverbesserlichen. Vor dem Leipziger Schöffengericht hatte sich der vielfach vorbestrafte Arbeiter Erwin Kneisel wegen schwere» Rücksallsdiebstahls zu verantworten. In diesen Fasten drang er in Geschäftslokal« ein. wobei er Bücher, Bar geld, Photoapparate, Eßwaren usw. erbeutete. Bei einem weiteren Einbruch »purd« er fcstgenommen. Das Gericht verurteilte den kaum mehr besserungsfähigen Dieb — er hat etiva 10 Jahre seines Lebens im Gefängnis zugebrachl — zu drei Jahren Zuchthaus. Qirmnitr. lvicitsu. ?Isuen Folgen der Trockenheik Zwickau, 10, Oktober, Durch die anhaltend regenlose Zeit ist der W a s s e r sta nd der Mulde sehr zurückgcgangen. Das macht sich besonders in Wilkau, Bockwa und Sel»edewitz sehr bemerkbar. Nunmehr tritt der Wasserrückgang «»ich an der Paradies- und Bierbrücke stavk in Erscheinung, An diesen Stellen liegen die links- und rechtsseitigen Userstellen bis zu 3 Metern nach dem Flußbett zu frei, wobei die abgelagerten Schlammassen als unschöne Erscheinung besonders hervortreten. tz, Personaländerungen beim Bergamt Zwickau. Mit Wir kung vom 1, Oktober d. I. ab ist Regierungsrat Hammer an das Bergamt Stollberg i. Erzgeb, versetzt worden. An seine Stelle ist Bergassessor Weise getreten. Ferner ist Bergassessor Mouers- Lerger ab 1. Sepie »über d. I. zum Regierungsrat ernannt worden. tz. Segelsliige. Am Petzelberg bei Neustadt sind Segel- slüge ousgefiihrt »norden, die eine Länge von etiva 300 Metern und eine Höl>e von 30 Metern erreichten. Das Segelflugzeug ist von der Iungsliegergruppe des hiesigen Flugvereins her gestellt worden. Ermrinele- unck VrrrinrvLren Dresden Pfarrkonferenz Dienstag, den 15. Ok tober. nachmittags 3 Uhr in Plauen St. Paulus. Bernhard- stroste 42, Chemnitz. (Katholischer Gcsellenverein.) Der für kom menden Freitag, den 11. Oktober, angesetzte Vortrag von Herrn Lehrer Johannes Maier über „Unser Erzgebirge" findet nicht statt und wird später gehalten. Dafür hält der hochw, Herr Iesuitenpater Keller aus Köln einen Lichtbildervortrag über „Die Missionen in Japan". Der Vortrag ist abends 8,30 Uhr im Preußischen Hof, Brauhausstraße 13. - s. Deutsch« Kommunal-Goldanleihen von 1927 und 1928. Die ain 2. Januar 1930 fälligen Tilgungen der 6prozentigcn deutschen Ko-mmunal-Goldanleihe von 1927, Ausgabe I, in, Be trage von nom, 269 500 RM., der 7proze»tigen deutschen Koni- munal-Goldanleih« von 1928, Ausgabe I, im Betrage von nom. 21100 RM,, der 8prozentigen deutschen Kominunas-Gold. nnleihe von 1928, Ausgabe I.—II, im Betrage von nom. 400 000 NM. erfolgen durch Ankauf. Leipziger Sender Freitag, den 11. Oktober: 10,00 Uhr: Wirtschaftsnachrichten. 10,05 Uhr: Wetterdienst und Verkehrssunk. 10.20 Uhr: Bekanntgabe des Tagesprogramms. 10,25 Uhr: Was die Zeitung bringt. 11,00 Uhr: Funkiverbenachrichten. 11,46 Uhr: Wetterdienst und Wasserstandsmeldungen. 12,00 Uhr: Schallplattenkonzert. . 12.50 Uhr: Wettervoraussage, 12.55 Uhr: Nauener Zeitzeichen. 13,00—14.00 Uhr: Schallplattenkonzert. Dazwischen 13,15 Uhr: Presse- und Börsenbericht. 15.00 Uhr: Bücherstuiide der Frau. 15,45 Uhr: Wirtschaftsnachrichten. 16,00 Uhr: Dr, Rudi Schlesinger. Breslau: „Die Wirtschaftslage in Jugoslawien." 16.30 Uhr: Zeitgenössisch« Musik für kleine Orchester. 17.55 Uhr: Wirtschastsnachrichten. 18,05 Uhr: Sozialversicherungs-Rundfunk. 18.20 Uhr: Wettervoraussage und Zeitästgabe, 18.30 Uhr: Direktor Friebel, Lektor Mann: Englisch (Deutsch Welle, Berlin). 18.55 Uhr: Astbeitsnachveis. 19,00 Uhr: Hilde Berthold, Leipzig: „Die Ausbildung der weib lichen Jugend in der Berufsschule." 19.30 Uhr: Volkstümliches Orchesterkonzert. 21,l»0 Uhr: Der verwandelte Komödiant, 22,00 Uhr: Zeitangabe, Wettervoraussage, Pressebericht uns Sportfunk. sich - Musik in den neugegrünbeten Pädagogischen Akademien, an Stelle der aufgehobenen Seminarien. Zur Zeit sind weite Kreise der Volkstrzichcr und der Dolkssreunde in banger Sorg« um das Schicksal der musikalischen Volksbildung in den deutschen Volksschu len, Preußen ist darin einen guten Schritt vorausgegangen. Es hat für die Ausnahme der Abiturienten in die Akademie eine scharf« Auf nahmeprüfung gesetzt, zu deren Bestellen ein zulangendes Maß von musikalischer Vorbildung gehört, von der nur in ganz seltenen Fällen eine Ausnahme gemacht wird, Osiinz mit Recht, Die Musik ist keine bloße Verzierung des Daseins, keine rein äußerliche Ausschmük- kung des Lebens, sondern das Mittel zu einer vertieften Lebens auffassung, zu einer Belebung des inneren Menschen in einer sonst nur religiöse» Vorstellungen zugänglichen Höhe, die die Musik in das heilig« Schwesterverhältnis zur Religion stellt. Musik ist ein Wc- « nSt« ilder Gesamierziehung, Sie ist der zweite leuchtende Edel- ein in der Krone eines abgeklärten Menschentums, das allerdings feine letzte Höhe doch nur erst in der Erfassung und inneren Ver arbeitung der religiösen Gedankenwelt findet und finden kan». Zweifellos scheibt das Wertvollste jeder Musiktagung für di« Schulimisikpad,rgogen der Einblick in di« Lehr Praxis, Und dafür gas es reichliche Gelegenheit, Infolge des außergewöhnlich großen Gedränges im Aufführim-gssaal und wegen der unglaublich dicken Lust durch das eigctretene Regcnwctter »vor doS sicher gut vorbcrci« tei« Singen der sechs Sing sch ul flössen zu einem Ding der Unmög lichkeit geivorde». Hierzu kam »och di« Darbietung von -nur vater ländischen Texten, di«, wie jeder Schulpraktiker weiß, zu den weit, aus schwierigeren gezählt werden müssen. Und wen» einmal eine Klasse mutlos wird, so weiß jeder Erzieher, daß sich dieses Versagen wie ein« Nervenerschlafsung sortpflanzt. Schade um die große Mühe der Einstudierung, di« trotz alles Versagens aus der ganzen Auf machung herausleuchtetc. Auch di« beschreibende Einführung in musikalisch« kleinere oder größer« Werke fand Ablehnung. Wesentlich günstiger gaben sich di« Verhältnisse am folgende» Tag«, wo di« einzelne« Gruppe» der Teilnehmer durch das „iclst hoch genug anzuerkennende Entgegenkommen der dortigen Herren Kollegen reichlich Etel«genheit hotten zu sehe» »nd zu hören, mit welchem Eieschick und mit welcher sichtlichen Hingabe an die große pnd schön« Kunsterziehrrausgab« der einzelne Dolksschulerzieber sei- ner nicht Immer leichten Ausgabe i-n jeder Hinlsicht gerecht wurde, wa» auch von allen anerkannten Musilpraklckern rücklMlos sest- gestellt ward«. E-in gleich günstiges Ergebnis zeitigt den Tag daraus der grup penweise Besuch der höheren Schulen. Auch hier hatte man sich in Erzieherkreisen beachtlich hohe Ziele gestellt. In gleich beispiel- voller Weise zeigten sich di« gebefreudige» Scharen, geschult in Ge sang sowohl wie in Instrumentalmusik, Das gab ein fröhliches Singen -und Klingen von Anfang bis zu Ende, das nur zu srüh für die erfreuten Zuhörer schlug. Keiner der Anwesenden dürste wohl die musikalische Kirmcsseier in der Obcrrealschule am Clever Tor ver gessen, wo schließlich die höchlichst angeregte Zuhörerschaft sich am Singe» der Volkslieder bruchweise beteiligt«, — So ergab sich, daß die Hannoversche Lehrerschaft unzweideutig den volle» Beweis er bracht hatte, daß sie in selten gründlicher Weise i» den Sinn und hie Slbsicht der vielgenannten Richtlinie» «ingedruugen ist und eine Musikpraxis erreicht -hat, di« geradezu vorbildlich genannt zu werden verdient. Die Zuhörer empfanden es als sehr »vertvoll, daß überall voller Einblick in die Klasscnarbeit gcnmhr» wurde unter Ausschal tung irgendwelcher Vorbereitung oder Ueberspihung. ^ Die Stadt Hannover hatte die 1367 eingeschriebenen Teilneh mer eingeladcn iu das ansprechende Overnliaus, wo Operndirektor Professor Rudolf Kras seit von Brahms -das Deutsche Rcguicin und das D-Moll-Konzert (mit Waller Giescking am Klavier) hinreihend -dirigierte. Aus gleicher Höhe stand Sic einige Tage spä ter erfolgte Ausführung der Festopcr „Don Gil von den grünen Hosen", Nach dein Spanischen, Text nnd Musik von Walter Braun- sels (Köln), A» einigen Stellen geht dein Originaltext die recht», zwiugcn-de Bühnenwirkung ab. Dafür entschädigt die überrascheild bühnenwirksam« Musik. Eine sprudelnde Erfindungskraft, wie man ihr gerade heutzutage selten begegnet, weiß auch den mitunter sprö den Stoff zu meistern. Dabei eine Sicherheit i„ der Instrumentation und eine Gcsanglichkcit der Singstiminc», daß auch das anspruchs vollere Ohr auf seine .Koste» kommt. In» ganzen genommen ein« Musik, die den Wunsch im Hörer cnislche» läßt, daß der i» allen Sätteln der Theater,nusik gerechte Komponist a» einen» neuen Vüh. nenwerk sein tüchtiges Können cinsetzt. Im weiteren Behause der Tagung gaben di« ersten Ehöre Hannovers in der gewaltigen Stadtkalle zum Teil glänzende Pro- bcn ihres künstlerischen Könnens, Vor allem bot die Volks- si ngakad e in i e in ihren Gesängen altkr Meister ein« Treffsicher- heit und ein musikalisches Könne», das weitestgehend« Ansprüche be friedigte, Nur hätten di« ausgesprochen liturgische» Gesänge «ine klein« Abnnnderung im Zeitmaß und in der klanglichen Dramati sierung vcrirage». ES war sicher kein Zufall, daß die alte Musik weitaus im Vordergründe stand. Ein besonderes Interesse wccki« di« an, Donnerstag nach der alten Bischofsslad-t Hildeshcim verlegt« Tagung, Der tiefschür fende Vortrag des dortigen Direktors der Obcrrealschule Dr. Scherwahkh hatte di« Verankerung des Musikempfinde-ns bis in das Gebiet des Religiösen vollzogen n»-d damit den Eharakter der Tagung in ein« weihevolle Sphäre gerückt. Somit war der geistige Boden für die lichtvollen, begeisterten Ausführungen von Pater Do minikus Job ner aus Beuron bereitet über „Wort und Ton i-m gregorianischen Choral", Wir sahen, wie dlc weit über tausend An wesende zählende Versammlung in einer Aufmerksamkeit dc-n theo retischen und praktischen Darbietungen folgte, daß man sich nur un gern jener Einstellung zum Choral von seiten mancher kaiboliscben Kreise erinnerte, die in diesem altehrwüvdigen Gesang mcbr oder weniger ein noiweMgcs Hebel erblicken, Der dortige Musiklebrer am Gymnasium, Ewald Sprenger, bot mit seiner freiwilligen Gymnasiasten-Sän-gerschar in prachtvollem, seelisch beschwingien Vortrag überzeugende Beispiele von der leuchtenden Schönheit die ser imverwclklichcn- Kunst, für die es einen Ersatz, ein Gleiches nicht gibt. Es bleib» sehr zu beklagen, daß die allgemeine katholische Tagespresse, rühmend« Ausnahmen gebührend hervorgehoben, den brennendsten Fragen der katholischen Kirchenmusik dauernd ihr« Spalten verschließt. Sonst wären schriftstellerische Entgleisungen katholischer Autoren in iniisiklaicnlmsle» Darlegungen, wie man ihnen gar nicht selten begegnet, -nicht denkbar. Wer von den La-ienkrei-sc» pflegt kftchcinnusikalisch« Blätter zu lesen? Wohl war in diese» sechs Tagen eine anstrengende Arbeit zu leisten, Si« ging mitnnier bis hart an die Grenze des Möglichen, Aber immer rollte der kommendcRedner das unerschöpsliche Tbenia der Musikerziehung von einer neuen Seite aus. Immer wieder lw»e man das E»npfinden eines fühlbaren Verlustes, wenn man sich a'S abwesend dachte, Gewiß, di« Gefahr einer V e r w i s s e n scha f t- l ich» n g der Tonkunst ist nicht ohne nxftercs von der Hand zu wei sen, Was der deutschen Lehrerschaft noftu-t, ist zunächst solide Praxis. Aber anderseits droht der Kunst durch die Schulerzichnng nur zu leicht ein« gewisse Vcrnüchterung der Kunst, lind vor diesem schlimmsten aller Nebel beiuahre di« deutsche Schul« ein guter Geist. Was wir als den neuen Geist in der Musikerziehung immer wieder erkannt haben, das ist die Wahrheit des alten Goetliewortes: „Sin gen nur nnd innn-cr singen — und ei» jedes Wort wird dein," Dr. Hugo Löbman».
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