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Sächsische Volkszeitung : 11.10.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192910117
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19291011
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19291011
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-10
- Tag 1929-10-11
-
Monat
1929-10
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 11.10.1929
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den Versuchen nur Tausend persönlich erfolgreich sei. während er von vornherein behauptete, daß die Versuche mißlingen würden, wenn ein anderer sich damit beschäftige. Man könne daher vor läufig, trotz des angeblich positiven Ergebnisses, keinerlei Urteil barscher abgeben, ob Taüsrnds Verfahren wissenschaftlichen Wert besitzt. Der Mitarbeiter der Bayrischen Staatszritung hat eingehende private Ermittlungen angestellt, aus Grund deren er bezweifelt, das; wirklich jeder Täuschungsversuch ausgeschlossen erschein«. Er teilt mit, daß in dem Gutachten des Münzdircffors gerade diese Be denken aus das nachdrücklichste unterstrichen seien. Durch den Satz: Sin« Gewähr dafür, vaß bei d«m versuch jede TiuschungSmöglich- keit ausgeschlossen sei, könne nicht auf Eid genommen werden. Der Berichterstatter hat auch erfahren, daß der am dritten Tage zuge zogene Mitarbeiter Tausends diesem eine Schachtel Ziga retten mitgebracht Hab«. Wirklichen Glauben könne man der Angelegenheit nur daun entgegcnbringen, wenn Tausend seine Methoden unter voller Wahrung seiner Rechte einer ihm vom Ge richt benannten sachverständigen Person mittcile und cs diesem Sachverständigen dann gelinge, auf Grund dieser Angaben ein- Ivandfrei Gold herzustellen. Die Heerschau -er Lan-wirtschask Dresden die Wiege -er D.L G. Dresden. 10. Oktober. Der Mittwoch brachte als der Haupttag der Herbst tagung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft in Dresden die Masse der öffentlichen Versammlungen. Den Anfang machte die Schafzucht-Abteilung, in der nach Erledigung der Schouordnung für die nächstjährige Woyderausstellung in Köln Landwirtschaftsrat Eb b i n g s h a u s-Paderborn und Dr. Hünersdorf- Halle über die „Ernährungssragen der Schafe" sprachen. Der erste Redner stellte neben die züchterischen Maß nahmen zur Verbesserung der Formen die sachgemäße, wirt schaftliche und gewinnbringende Ernährung in den Vordergrund. — Dr. Hünersdorf ging auf die Einzelheiten der Futterfest siellungen ein und betonte die Bedeutung von Gewichtsvor- schriften. Die Krupp-Konzession im Nord-Kaukasus habe er wiesen, daß die vorhandenen Erbanlagen der Provinzialsäch- sischen Merino-Fleischschafe sür eine zu erfütternde Steigerung ausreichen. Die 1927 und 1928 gelieferten 3749 Jährlinge brachten als junge Schose bereits nur zu 55,1 Prozent Einlinge, während 42,3 Prozent Zwillinge und 2,6 Prozent Trillinge und Vieriinge waren. — In der Betriebs-Abteilung sprach Dr. F e n s ch - Berlin vom Deutschen Landwirtschastsrat über „Preisbildung und Reinertrag", wobei er umfangreiche Unterlagen dafür vorlegte, wie die Preisbildung sein müßte, um zu einer Gesundung der Landwirtschaft zu kommen. Aus den Untersuchungen des Enquete-Ausschusses ergibt sich, daß der Iandwirtscl>aslliche Detnebsoufwand im Preisindex, auf die Vor kriegszeit gleich 100 bezogen, im Wirtschaftsjahr 1927/28 bei 152 liegt. Ans einem Vergleich der Reinerträge geht hervor, daß der Preisindex für landwirtschaftliche Erzeugnisse auf 146 liegen müßte, um wieder Borkriegsreinerträge zu erzielen. Nach dem Vergleich der 'baren Einnahmen und der baren Ausgaben mühte der Preisstand der Erzeugnisse bei 149 liegen. Nach dem der steuerlichen Einheitsbewertung zugrunde gelegten Soll- Mcincrirag wäre ein Preisstand der Erzeugnisse mit 148 er- sorderlich. Oekonomierat K e i s e r-Derlin zog aus den Aus führungen den Schluß, daß der Gedanke, allein durch Stan dardisierung zu einem annehmbaren Ergebnis zu kommen, ge radezu unsinnig wäre. — Den .zweiten Vortrag hielt Ritterguts besitzer v. Lochow-Petkus über „Werbung und Rundfunk im Dienste der Landwirtschaft". Er ging von dem, bewiesenen Willen der Landwirts<l)oft, die Absatzgestaltung in di« Hand zu nehmen, aus. Voraussetzung sür die Schaffung einheitlicher Qualitätsware sei aber, daß die erforderlichen erheblichen Mittel auch wieder hereinkommcn. Die Beseitigung der Auslandswaren zugunsten der heimischen Er zeugnisse sei eine allgemeine volkswirtschaftliche Aufgabe, bei der es sich um eine Lebensfrage des gesamten Volkes handele. Die Werbung werde Erfolg liaben, sobald nach Einführung der regelnden Gesetze oder anderer Vereinbarungen die Einhcits- ware da sei. Trotzdem es keinem Zweifel unterliege, daß der Rundfunk sür die Landwirte höhere Bedeutung habe als für die Großstädter, seien nur 5 Prozent der Rundfunkhörer Landwirte. Habe der Rundfunk auch heute schon durch den ständigen Wetter und Wirtschastsdienst und die wertvollen Fachvortrüge erheb lichen Nutzen für den Landwirt, so erwartet die Landwirtschaft noch mehr von den Rundfunksendern, insbesondere einen » Lehrgang sür die landwirtschaftlichen Schulen. Auf Anregung von Professor S e e d o r f - Götiingen wurde der Vorschlag zur Schaffung eines Unterausschusses sür Werbe wesen an den Vorstand der D. L. G. weitergegeben. Die öffentliche Versammlung zur Förderung der Hauswirtschaft beschäftigte sich mit der Frage: „Wie gebe ich der weiblichen Landjugend die Freude am Landleben zurück?" Frau Teichman n°Brodclwitz beklagte die immer noch zu nehmend« Abwanderung nach den Städten, die das platte Land zu entvölkern drohe. In sachgemäßer Erziehung, Gewöhnung, Lebensführung, Arbeit und Entlohnung der weiblichen Land jugend seien Mittel und Wege zu finden, der Jugend zu helfen, sich mit der Freude und innerer Befriedigung dem Landleben zu widmen. — Frau Dr. v. S-trantz - Pommritz wünschte, die Erziehung der Landjugend zur Liebe zum Landleben schon beim kleinen Kinde zu beginnen. Vor allem sei es Sache der Mütter, ihren Kindern Herz und Sinne für die Schönheiten des Landlebens zu öffnen. Wenn di« im weiteren Sinne auch volkswirtschaftlich bedeutungsvolle Pflicht am Kleinkind in der Not der Zeit in den Hintergrund getreten ist, so müsse sie jetzt den Müttern wieder bewrcht gemacht werden. Da dos Ringen um den Lebensunterhalt heute die Kraft vieler Mütter ver braucht, müßten durch Schaffung ländlicher Kindergarten und Spielschulen Entlastungen sür die Mütter besorgt werden. Die Beschlußfassung über neue Beschreibungen der zu den Ausstellungen der D. L. G. zugelassenen Schveinerassen leitete die Verhandlungen der Schweinezucht-Abteilung ein. Dann erörterte Prof. Dr. Golf-Leipzig: „Schiveinemüstung und Ausschlachtungsergebnisse". Die seit 1928 aufgenommenen Ausschlachtungsversuche dienen der Erforschung und Beein flussung der Fleischleistung nach Güte, Ausgeglichenheit und Menge. In den Untersuchungen des Tierzuchtinstituts der Uni versität Leipzig wird die Mastwirkung einer Reihe verschiedener Futtermittel und zugleich die Fleischleistung von Schweinen ver schiedener Blutlinie» und Schläge geprüft. — In der F u t t e r- Abteilung behandelte Prof. Dr. F r ö h l i ch - Halle: „Die Abfallstoffe des Zuckerrübenbaues als Viehsutter". Der Wert der ALsallstosfe von den über 400 000 mit Zuckerrüben bestellten Hektar beläuft sich auf mindestens 160 Millionen RM. Es handelt sich dabei um die Schnitzel, die Blätter. Köpfe, und um die Melasse. Die wertvollste Nährstoffmenge liefern die Blätter mit Köpfen. Ta die an sich erwünschte Frischverfütterung nur beschränkt möglich ist, müssen Blätter und Köpfe haltbar ge macht werden, Gehen darüber auch die Meinungen auseinander, so ist doch das aus gewaschenem Nübenblatt hergestellte Trocken- vlatt ein wesentlich besseres Futter als das aus ungewaschenen, abgesiebten Blättern. Angesichts der Entwicklung auf dem Welt futtermarkt ist in bestimmten Grenzen die Verarbeitung oder Trocknung von Zuckerrüben zur Futterzwecken durchaus mög lich. — Geheimrat Prof. Dr. Hausen-Berlin sprach über: „Verfllttcrung von Kartoffeln". Der bis zum Frühjahr nicht verwertete Teil der Kartoffelernte muß durch Einsäuerung oder Trocknung in eine haltbare Form übergesichrt werden. Die sachgemäße Einsäuerung bedingt nur geringe Nährstaffverluste, während die Trocknung einen Nährstoffverlust ausschlieht. Bei der unbegrenzten Haltbarkeit der Trockenkartoffeln können sie nicht nur auf weile Strecken befördert iverden, sondern auch zum Ausgleich zwischen den Erntejahren benutzt werden. — Die Saatzucht-Abteilung wühlte den bisherigen Vorsitzen den, Rittergutsbesitzer v. Naehri ch - Puschkowa, der mit Rück sicht auf sein hohes Alter nach der Leitung der Mteilung über mehrere Jahrzehnte vom Vorsitz zurückgetreten war, zum Ehren vorsitzenden, während Dr. e. h. Nabbethge - Klein-Wanzleben den Vorsitz antrat. — lieber „Beiträge zur Züchtung des Weizens" sprach dann Prof. Dr. R oe mer-Halle, der größere Beachtung der Wintersestigkeit zur Einschränkung der Schwan kungen in den Erträgen forderte. Es sei gelungen, die Sicherung der Erträge durch Minderung der Krankheiten aus dem Wege der Züchtung möglich zu machen. In den Ver erbungsstudien konnte erwiesen werden, daß die Widerstands fähigkeit gegen die verschiedenen Krankheiten durch Kreuzung frei mit allen möglichen Eigenschaften verbunden iverden kann. Negterungsrat S cha r na ge l-Weihenstephan behandelte: „Die Vacksähigkelt von Winter« und Sommeriveizensorten". Die Bevorzugung des Auslondsweizens durch die verarbeitende Industrie und die Verbraucherschaft wird vielfach mit der Be hauptung zu rechtfertigen versucht, daß Auslandsweizen sich besser verarbeiten lasse und ein besser backfähigeres Mehl liefere als Inlandsweizen. Bei einigen wenigen Ausnahmen konnte bereits eine teilweise Erklärung der Unterschiede in der Backsähigkeil gesunden werden. Die Lan-wlrke als Gäste -er Ska-t Aus Anlaß -er Herbsttagung der Deutschen Landwiri- schastsgesellschast in Dresden gab die Stadtverwaltung am Mittwochabend in den Prunkräumen des Rathauses einen Bierabend. Oberbürgermeister Dr. Blüher begrüßte in humorvollen Worten die Vertreter der Reichs- und Länder, regierungcn sowie eine große Zahl von Tagungsteilnehmern; der deutsche Städtetog ließ durch den Oberbürgermeister eben, falls sein Interesse an dem Verlauf der Tagung bekunden. Tr, Blüher wies auf die unleugbare Agrarkrise hin und führte dann aus, daß die Städteverwaltungen den Wunsch der deutschen Landwirte nach Behebung der Not verstünden und -diese» Wunsch teilten. Der Redner gab zu, daß noch nicht in allen Kreisen die Ueberzeugung von der Notlage der Landwirtschaft Platz gegriffen habe: die Stadt Dresden wisse es aber aus eigener Erfahrung, denn sie besitze selbst zwei Güter, die trotz mustergültiger Verwaltung keine Rente brächten. Der Redner wies weiter darauf hin, daß die Städte Parallel-Desprechungen mit der Landwirtschaft verfolgten. Er könne u. a. feststellen, daß Dresden mit der Hebung des Milchkonsums gute Erfolg« erzielt habe. Sache des Reiches werde es bleiben, zu versuchen, die Notlage der Landwirtschaft zu beseitigen: bei der Lage, in der Deutschland sich heute befinde, sei dies sicl)erlich nicht leicht und schwerlich werde sich eine Herabsetzung des Zinsfußes er. möglichen lassen. Zum Schluß ries Dr. Blüher der Deutschen Landwirtschaft-;. Gesellschaft ein herzliches: Auf Wiedersehen im Jahre 1935 zu, wo die Stadt Dresden die große landwirtschaftliche Ausstellung der DLG. begrüßen werde. Möge dann die Wiedererstarknng der deutschen Landwirtschaft im Flusse sein, damit die Tatkraft der DLG. und ihrer Führer den verdienten Lohn finde. Für die Grüße des Dresdner Stadtoberhauples dankte der Vorsitzende d^Ü Vorstandes der DLG, Kammerherr von Websky. Ta> bei wies der Redner darauf hin. daß Dresden die Wiege der DLG. sei, die im Jahre 1836 hier gegründet wurde. Die DLG. werde gerne der Einladung der Stadt Dresden für das Jahr 1936 Folge leisten und in ihrer Ausstellung zeigen, daß die Arbeit der Gesellschaft ebenso dem Wohl- der Stadt, wie des Landes gelte. In angeregter Unterhaltung blieben die Gäste noch längere Stunden beisammen. vrerrirn unrl Umgebung Mittel für das Volksbegehren Dresden, 10. Oktober. Ter Rat beschloß ln seiner Ee> samtsitzung am Dienstag zur Verwaltungsvcreinfachung die Aufhebung des städtischen Brandversicherungsamtes. Da die aus staatlicher Vorschrift beruhende Zwischenschaltung des städüsct ci, Amtes zwischen das staatliche Brandversicherungsamt und die Beteiligten nur eine Erschwerung und Verzögerung des Ver fahrens bedeutet, soll beim Staate beantragt werden, die Mit. Wirkung der Stadtoerwalrung bei der Gebüudeschätzung und dem Scl-ädcnoerfahren Wegfällen zu lassen. Die Einhebung der Beiträge soll nach wie vor durch das städtische Steueramt er. folgen. — Ferner wurden die zur Durchführung des Volks begehrens „Freiheitsgesetz" erforderlichen Mittel in Höhe von etwa 15—20 000 RM. und der für d«n etwa folgenden Volks entscheid benötigte Aufwand von rund 35 000 RM. bewilligt. : Schulwelh« in Dresden. Der erste städtische Schulneukxm nach dem Kriege, das imposante Schulhaus der 45. Volksschule im Stadlteil Dresden-Reick wurde am MitttvochvormiNag feierlich eingeweiht. Stadtbaurat Dr. Wolfs wies in seiner Ansprache darauf hin, daß das Gebäude den Mittelpunkt des neuentstehenden Stadtteiles bilden solle nutz überreichte dem Vertreter des Schulamtes, Stadtrat Dr. Mat th es, den Schlüssel des Hauses. Weiter sprachen Stadtrat Dr. Matches, Schulleiter Hertzsch und Bezirksschulrat Sturm sür das Ministerium für. Volksbildung und das Bezirksschulamt sowie Stadtverordnetenvorsteher Dölitzsch. :Die Verwaltung der Stadt Dresden 1928. Zum fünften Male in der nun wieder fortlaufenden Reihe der städtischen Jahrbücher hat soeben- das Statistische Amt der Stadt Dresden eine Chronik aller der Tatsachen und Ereignisse berausgcgcben, die für die Koui- numalvcrwoltun-g der Landesbauvtstabt im Jab re 1928 von Bedeu tung sind. Die Tätigkeit aller städtischen Amtssieilen ist in Wort und Bild eingehend bewickelt. Ein Sachregister gcivährleistet che leichte Auffindbarkett der gewünschten Materie. Wir kommen aus nähere Einzelheiten in den nächsten Tagen zurück. sich d mische Sektion des Schweiz. Studenten Vereins u. a). Wien ist ver- ireien durch O Laste mit seinen bildlichen Erzählungen und Phi- lippi; München durch P. Thalhcimer, V. Schneider und R Schau- mann. Ein eigenes, noch nicht gelöstes Problem ist endlich noch die Neugestaltung einer Druckschrift für den kirchlichen Gebrauch (Missalien, Kanoniaseln usw.). Versuche liegen vor von H. Wieynk (Dresden), I. Döllgast (München), W. Frank (Berlin) (beson ders gut und lesbar) und der Abtei Mario-Laach. — Die Beispiel« aus dem Gebiet« der Architektur bieten die beiden Dresdner.Archi tekten W. Meyer und A, Muesmann (Kirelym in Saignelegier, Scrcndingen bei Solothurn, Schwarzenberg im Erzgebirge, Kapelle im Priesterseminar zu Schmochtih bei Bautzen; Missionsstation in der Diaspora. — Pfarrkirchen Freilassing-Salzburghofen i. Obb., Rosenkeim i. Obb., KricgergedächtniSkirch« der katholischen Kauf mannschaft Deutschlands sür Leipzig-Connewitz). m. Es ist ungemein belchreiL. daß di« Leitung des Evangelischen Kirchendiensies für ihr« Ausstellung ,LB«rkkunst und Kirche" keine örtliche oder -eillichc. solcher» eine prinzipielle Einteilung vorge- nomnien hat. Sie bildet zwei Gruppen aus dem vorliegenden Mo- terial, unter den Begriffen: „Neue Gotik" und „Die neue Linie'. Die beiden Begriff« sind ebenso vorläufig und unpräzis«, wie jene anderen, mit denen im Vorhergeheichen versucht wurde, eine Blick richtung für di« Ausstellung im Staatlichen Kunstgewerbemuseum zu geben: „Uebergongsstil" u»d „Neue Sachlichkeit". Allein wer mit Aufmerksamkeit die Erscheinungen hier lind dort betrachtet, erkennt, daß die beiden Begriffspaare ungesähr die gleichen Tatsachen um schreiben sollen. Ebenso erfreulich wie die klare Scheidung des Ma terials ist di« klare, offene Stellungnahme der Leitüng des Kunst dienstes. di« sich „bewußt aus di« Seite der neue» realistischen Form- bcstrcbilngen stellt, iveil sie hier die in die Zukunft weisenden Ten denzen wahrzuneh-men glaubt." Ein erster Raum ist also solclM Erzeugnissen neuer kirchlicher Werkkunst gewidmet, die .hurck Stile »nd Einstellungen der Ver gangenheit bestimint find", wobei bewußt oder unbewußt eine Art von „Gotik" als Ideal vorschwebt. Jener erste Raum ninfaßt unter anderem Bilder und Proben von Glasgemälöen und Mosaiken noch Entwürfen von A. Rabbcrger, Thorn-Prikkcr, Salvisberg, C- Klein, Wendland. E. Eöster usw. Er enlkält Bildprobc» nach Rudolf Schäfer (mit einer prinzipiellen Ablehnung), Proben von Bibelfesten m Typen von Wieynk (Dresden) und Koch (Ossenbach), Kelch)« von H. Sterzing und Eckertz, eine schöne HauStaufschale von N. Koolmann (Lübeck) und eine Reihe anderer Gegenstände, di« eine innerlich verwandle Gestaltungsweise charakterisieren. Der zweite Raum ist der „neuen Linie" gewidmet. Er enthält als Beispiele einer neuen kirchlichen Werkkunst einen tischartigen „Altar", den „Tisch des Herrn" von E. Zschiesche, ein H5lzern.es Tausgcstell, ebenfalls von E. Zschiesche, kleine Altardecken der Kunst schule Plauen, Wand behänge vvn A. Kaisian (Lübeck), Wandteppiche aus der Werkstatt Lettre, Vorhänge mit aufgestickter Schrift von Professor Bauer (Saarbrücken), einen Ausschnitt eines Kirchensen- siers in Glasschlisf von R. Süßmuth (Penzig i. Schl.), Hostien- büchsen!, Vegräbiiislcuchter und andere Holzarbetten von Professor Th. Winde, eine Grabtosel in schwarzem Glas von Professor K. Groß, eine Haustau-jsäMle mit Kanne und zwei ganz hervorragende dreiarmige Leuchter von Professor W. Flemming (Dresden), die vielleicht di« besten und eindruckvollsten Beispiele für di« künstleri schen Absichten sind, um die eS sich hier handelt. Die Teilung in zwei solche Gruppen wird im Einzelfalle sehr subjektiv sein können. Die Tatsache des Gegensatzes ist nicht zu be zweifeln. Der wcseiMchste Unterschied liegt vielleicht darin, daß man in der ersten Gruppe glaubt, sich den religiösen und kirchlichen Be darf unter Anlehnung an Vergangenes einen eigenen Stil fornien zu müssen, während man in der zweilcn Gruppe von der Ucberzeu- gung ausgeht, daß die profane Foren, der ursprünglich profan« Stil jeder Zeit auch sakral wenden kann. Es ist nicht nötig, sondern sogar falsch, in Formensprachen der Vergangenheit zu sprechen, und cS ist jeder Zeit gegeben, die alten lieberzeugungen und Inhalte in di« Formensprach)« ihrer eigene» Gegenwart zu übertragen. Es ist der Grundgedanke, der alle Arbeit für neuzeitliche (katholische oder evan gelische) kirchliche Kunst beherrscht. Di« „neue Linie" stellt sich in der Ausstellung des Kunstdien stes unbedingt einseitiger und „extremer" dar als in der katholischen Sehau der Tagung für christliche Kunst. Dos hat hauplsächlich zwei Gründe: einerseits war die Entfremdung zwischen evangelischer Kirche und Kunst tiefer und anhaltender gewescn als jene zwischen der Kunst und der katholischen Kirche (die vor ollem durch die Aus gestaltung ihrer Gotteshäuser und ihres Gottesdienstes selbst in Zei ten einer gewissen Entfremdung den Zusammenhang mit der leben, den Kunst nie ganz verlieren konnte) — um so stärker ist jetzt der Rückschlag; andererseits ist di« liturgische (und das heißt zugleich dogmatische) Bindung bot den Ausgaben evangelischer Werkkunst ge ringer rmd damit eine größere Freiheit zu Versuchen gegeben. El wären noch mehr verwandte Gründe anzuführen, doch mögen fürs erste diese beiden, wohl di« wichtigsten, genüg«in Wesentlich ist. daß die Aufgabe hier >vie dort stn Grunde die gleiche ist und di« Lösung nur auf dem gleichen Wege gefunden wer« den kann. Es ist nur eines möglich: mit offenen Sinnen ans die Stimme der eigenen Zeit zu hören und die bleibenden Inhalte mit vertrauender Wahrhaftigkeit in ihrer Sprach« auszusprechen. No; temporis, Vox Dei. / Dr. P. Halm. Dr. Ludwig Wüllner veranstaltete im Palmengartc» einen Liederabend. Außer Liedern von Joh. Brahms und dem „Schwa n e ng esa n g" 1. und L Teil von Schubert, standen Fünf Gesänge (nach Gedichten von Stefan George) von Bernhard Blau auf dem Programm. Dies« Dichtungen sind Musik an sich. Trotzdem fordern st« «erade zur Vertonung heraus. Daß Wüllner der Meister ist, ihnen Leben und Gestalt zu geben, be darf wohl kaum der Envähnu-ng. Wohl aber der Feststellung, daß diese Kompositionen ihren Erfolg letzten Endes nur dem einzigorti- gen Künstlertum Wüilners verdanken. An sich sind diese fünf Ge sänge kaum musikalisch bemerkenswerte Schöpfungen. Ihre Erfin dung ist immerhin nur bläßlich und dünn. In der Harmonisierung nicht gerade reizvoll, in der Melodieführuug kaum bestechend. Viel leicht ein interessanter Versuch. Aber d«m Tonsetzer fehlt di« Kraft, dieses Experiment zu packender Entfaltung zu bringen. Und so blick der überragende Geistesreichtum WüllnerS. Und dies« geistige Größe, diese markante Persönlichkeit, dieses Künstlertum in der höchsten Vollendung, im Hinaufrogen in höchste Höhen gab dein Abend das hervorstecheick« Gepräge. Man feierte den Künstler mit außerordentlicher Herzlichkeit. C. V. Vos leistete als Begleiter in prominenter Weise Unterstützung. —ist- DaS Staatliche Kunstgewerbemuseum (EliaSstroße 34) ist in den Monaten Oktober bis April Sonntags von 10 bis 4, werktags (außer Montags) von 10 bis 3 Uhr geöffnet; Eintritt unentgcltlich. — Im Wintersemester wird MuseumSdirektor Dr. Bolzer 20 Licht- bildervorträg« halten über das Thema: „Raum und Gestalt in der europäischen Kunst von der Spätantik« bis zum Rokoko". Die Nor» träge finden Mttwoch nachmittags 4 30 bis 6 Uhr tm großen Nor« tragssaale d«r Akademie für Kunstgewerb«, ElioSstrvße 34, 2., statt. Beginn; Mttwoch. 16. Oktober. Karten durch bas Sekretariat der Akademie für Kunstgewerbe. z
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