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Summer 234 — 28. Jahrgang «rl»,tnt «mal wSchenII. mit den illustr. »mtt»d«iiaa«n .Lt« »eirund derAtndervellage .Frohmut', sowie denDertbeNaoen ,«t. Beimo-Blatt'. .Unterhaltung und «iffen'. Lt» Well der Frau', «erztttcher Ratgeder». Lai gute Buch». .FNmrund. Monatllth« «»,»,,p»«,, 8 Mt. etnsivr. Bestellgeld. Dliijelnmnmer IO Z Eonnadend» u» Lonntagnummer EO z. Haiwtsqrtftleller, L».«. L»«e,hk. Dresden. HachstMe Mittwoch, den S. Oktober 1S2S «leelaaSort, Dresden ««»etgenpretfei Die lgewaltene Pell»,eile !»0 4. Famtlten- an,eigen ».Stcllenge'uche »«4. Die Petitreklame,eile Mmm drei«. Für «n,eigen -mfterkakb de? VerbreN>ing?ftebIet-S 404 d«ePet«treklame,eileI.»0^. Brieiqeb. »0 4. JmFalle HSHerer Gewalt erlischt i-de «ervMchtung aus Lielenmg sowie Erfüllung v. Anzeigen-klnstrügen u. Leistung v. Slbadeneriatl. «»schSsNtcher Lell^ «rtur Lenii. Dresden. volkssettuno «esch-tftSftelle. Lruika.Berlag, Germania,«^«, sür «erlag und Druikeret. Filiale DreSde«. Dresden.«, l. PoiterstratzeN. FernrusLlM«. BosischeÄonlo Dresden r7o». Bankkonto Ttadtbauk Dreiden Br. 61719 Für christliche Politik unv Kultur Redaktion der Sächsischen Volkgzeitung DreSden-Mtstadl 1. Polierstrafte >7. Fernru» 207II und „Nie. Die neue Fwüen-Konserenz Frankreich, Tkalien und Japan sollen in das englisch-amerikanische Einvernehmen einbezogen werden Englands Einladung London, 8. Oktober. Die englisch« Regierung Hai am Montag di« Einladungen für die Einberufung der Füns-Mächte-Konferenz nach London ausgegeben. Die Bereinigten Staaten. Frankreich, Japan und Italien werden darin ersucht, siir eine Flottenkonserenz Ver treter nach London zu entsenden. Als wahrscheinlicher Feit. Punkt des Konferenzbeginneg wird die dritte Woche des Januar angesehen. Die Einladungen sind den Botschaftern in London übergeben worden. ,,'Llmes" weis; über die Einladung folgende Einzel heiten zu berichten: Das Dokument enthält ungefähr tausend Worte. Zu Beginn werden die Punkte aufgezählt, in denen die Regierungen Großbritanniens und derVeretnig- ten Staaten im Laufe der Besprechungen zwischen Mac donald und General Dawes zu einer vorläufigen Verständi-- gung gelangt sind. Danach besteht Einigkeit darüber: 1. Daß die gegenwärtigen Verhandlungen das Ergebnis und die direkte Fortsetzung des Kriegsverzichtspaktes (Kelloggpakt) sind: 2. daß der Grundsatz der Parität der Flotten st ärken sür all« Kriegsschiffklassen akzeptiert wird, die nicht durch den Washingtoner Vertrag erfaßt werden und daß diese Parität an» ZI. Drzember1936 erreicht fein soll. Die britische Negierung hat über diese Punkte mit den Regierungen der Dominions beraten und es verlautet der „Times" zufolge über die Definition der Parität, daß sämtliche Marinestreitkräste des britischen Reiches in Rechnung gestellt werden sollen: 3. daß es wünschenswert ist, auch die Frage einer Revision der Dien st zeit von Schlachtschiffen aufzuwerfen, um die Durchführung des vollen Ersatzprogramms zu vermeiden, das im Washingtoner Vertrag von 1922 vorgesehen ist: 4. daß beide Regierungen der Ansicht sind, daß U-Boote völlig abgeschafft iverdcn sollten, Laß aber diese Maßnahme nicht ohne die Zu stimmung aller beteiligten Mächte durchgeführt werden kann. Die Timesmeldung besagt weiter: Im allgemeinen wird anerkannt, daß eine endgültige Vereinbarung nur durch eine Konferenz mit den anderen Seemächten erreicht werden kann. Infolgedessen lädt die britische Regierung die vier anderen Regierungen zu einer Konferenz ein. Man hofft, daß die ein- gcladenen Regierungen sofort zu einem Meinungsaustausch über die aufgeworfenen Fragen schreiten werden. In der Not« wird ausdrücklich erklärt, es sei nicht geplant, «inen neuen Mechanismus zur Behandlung der Seeabrüstung zu schaffen, ini Prälak Kaas über Slresemanns Nachfolge Köln a. Rh„ 8. Oktober. Am Montag fand im Weißen Saale der Vürgergesellsä>aft die Heiksttagung des Provinzialausschusses der rl>«iniscl>en Zen- trnmspartei statt. Der Borsitzende der Deutschen Zentrums. Partei Prälat Kaas streifte dabei die Frage der Nachsolge- schaft Stresemanns nach der grundsätzlichen Seite hin. Da in der Oesfentlichkeit auch sein Name genannt wo.rden war,ginger mit einigen Wendungen darauf ein und erinnert« an seine Worte auf der Essener Zentrumskundgebung vom Frühjahr dieses Jahres, daß er «s sich zur Aufgabe gesetzt Hab«, den Typ des an Ministerposten völlig uninteressierten Parteiführers wieder herauszubilden. Er habe damals schon mit aller Klar heit herausgestellt, daß für ihn als Parteiführer die Ueber- vahme eines Ministeriums nicht in Frage komme. Trotzdem banne es ober dem Zentrum »ach der sachlichen Seite hin nicht gleichgültig sein, wie dieses Ministerium besetzt werde. Die Lücke, die Stresemanns Tod geschaffen habe, sei groß und viel leicht sei sie innerpolitisch größer als außenpolitisch. Deshalb müsse das Zentrum bei der endgültigen Besetzung des ver pusten Außenministeriums — mit welcher Person, lasse er ebenso ganz dahingestellt wie die Frage, ob Parlamentarier oder Beamter — verlangen, daß alle Mitglieder des Kabinetts die Gewähr für den inneren Bestano des Kabinetts in seinen innen- und außenpolitischen Aufgaben böten. Diese rein sach liche» Fragen seien für das Zentrum allein ausschlaggebend. Gegenteil hoffe man, die Arbeit der Konferenz derart zu gestal ten, daß dadurch die Aufgabe des Völkerbundes der das gesamte Abrüstungsproblem zu behandeln hat, erleichtert wird. Die Aussprache Macdonald—Koover Neuyork, 8. Oktober. Macdonald und Hoover trafen Montag um 10.30 Uhr wieder in Washington ein. Nach ihrer Ankunft wurde folgende gemeinsame Erklärung veröffentlicht: „Wir haben alle Fragen, die zu Reibungen zwischen unseren Ländern Anlaß geben könnten, lm Geiste der Aufrichtigkeit geprüft. Es wurden zufriedenstellend« Fortschritte erzielt. Die Besprechungen werden sortsctzt." — Am Montagabend hielt Macdonaid vor dem Kongreß eine kurze Anspracl,«, in der er auch ehrend Gustav Strese manns gedacht«. Morgen wird Macdonolü eine Unterredung mit Senator Borah haben, der, wie erinnerlich, daran fest hält, daß das Prinzip der Freiheit der Meere zu nächst festgelegt werden müsse, ehe man einem Abkommen über die Abrüstung zur See zustimmen könne. Hoover und Mac- Donald stehen demgegenüber beide aus dem Standpunkt, daß durch das Inkrafttreten des Krllogg-Paktcs die alte Auftastung über die Rechte der Neutrale« aus hoher See hinfällig geworden sek. Die ganze Frage gilt jedenfalls als nicht mehr so wichtig, daß das Zustandekommen einer Einigung über die Stärke der Kriegsflotten der fünf Seemächte dadurch verzögert werden sollte * Die Mochenendnnterhaltlmgen zwischen den Staats oberhäuptern der beiden größten Mächte der Welt werden vielleicht einmal von der Geschichtsschreibung als epoche machendes Ereignis in den englisch-amerikanischen Be- Ziehungen gekennzeichnet werden. Es ist das erste Mal seit Versailles, daß der Präsident der Pereingten Staaten und der Ministerpräsident Englands sich von Angesicht sehen und über die ihre Länder betreffenden Probleme sprechen, eine Perhandlungsmethode, in welcher Europa den angel sächsischen Mächten führend vorangegangen ist. Das Ge spräch dürfte sich nicht allein um die Abrüstung gedreht haben, sondern der ganze Komplex amerikanisch-englischer Differenzen vom Seekriegsrecht bis zum Weltwirtschaft- lichen Gegensatz hat wahrscheinlich zur Debatte gestanden. Die Einladung zur Fünf-Mächte-Konferenz im Januar ist der erste greifbare Erfolg der Unterredung, und weiter- reichende Auswirkungen dürften nicht ausbleiben. Viel leicht wird Rapidian River einmal als das „Locarno der Angelsachsen" bezeichnet werden. Der Neichsminister sür die besetzten Gebiete, Dr. Wirth . l>at nach der Teilnahme an der Beisetzung Dr. Stresemanns am Montag einen kurzen Urlaub ongctreten. Zeppelin-Skark erneuk verschoben Friedrichshafen. 8. Oktober. Kapitän Lehman« erklärte um 24 Uhr nach Eintreffen des Wetterberichtes, daß der Start des Luftschiffes wegen der über aus schlechten Wetterlage über ganz Europa um etwa 24 Stun den verschöbe,, werden müsse. Unter diesen Umständen wolle «r die Verantwortung für Schiss und Fahrgäste nicht überneh men. Lr wolle zunächst weiter« Wettermeldungen abwarten und dann «inen neuen Zeitpunkt sür de,, Abflug bestimmen. Neuer Vorschlag an Polen ' Die Meldung aus War > chau, die von einem neuen deutschen Vorschlag in den deutsch-polnischen Han delsvertragsverhandlungen spricht, wird von zu ständiger Stelle bestätigt. Wie weiter mitgeteilt wird, ist der Vorschlag auf dem Prinzip der gegenseitigen Meistbegünstigung aufgebaut. Auch di« Kohlenfrage spielt in diesem neuen Vor schlag eine große Rolle. Die Ziffern, die über di« Einräumung eines Kohleneinfuhrkontingents genannt werden, treffen nicht zu: so wird weiter gesagt, daß die beiderseitigen Einfuhrverbote zu: bestimmte Zahlen find überhaupt noch nicht genannt wor den. Es sei selbstverständlich, so wird weiter gesagt, daß die beiderseitigen Einfuhrverbote und Kampszölle abgebaut werden müßten. Um das Schicksal -er deutschen Landwirlschasl Zur Herbsttagung der Deutschen Landivirtschaftsgesellschafl in Dresden. Von Diplomvolkswirt Her m a n n H 0 0 g e 11, Karlsruhe Es liegt eine tiefe Tragik darin, daß der dentscl-e Landbau einen verzweifelten Kampf um seine Existenz führen muß, während gleichzeitig Jahr für Jahr Milliar denbeträge ins Ausland fließen für Lebensmittel, die von der heimisäxn Wirtschaft ebensogut hergestellt und von hier aus dem Volke zugeführt werden könnten. Das Schicksal der Landwirtschaft ist gekennzeichnet durch eine fortlaufende Unrentabilität, die zutiefst in der Absatz- Krise, beziehungsweise in einer ungeheuren Betriebs mittelverknappung ihre Ursache hat. Tiefe Betriebs mittelverknappung wirkt sich am stärksten in einer stei genden Verschuldnngsziffer aus. Tie immer mehr wach sende Auslandskankurrenz in Lebens- und Genußmitteln tut noch ein übriges, um ein Wiederingaugbringeu der agraren Wirtschaft, die Erreichung normaler Zustände möglichst zu erschweren. Gewiß wird ein ans einem verhältnismäßig zu klei nen Rahrungsspielraum zusammengepreßtes 60-Millio- nen-Volk immer Nahrungsmittel aus dem Ausland ein führen müssen, ganz abgesehen davon, daß vielfach auch zoll- und insbesondere handelspolitische Erwägungen bei der Gestaltung der Einfuhr von Lebensmitteln eine wich tige Rolle spielen (es sei nur an die Handelsverträge er innert. die für die deutsche Industrie Vergünstigungen bringe», wogegen die Vertragspartner verlangen, daß Deutschland dafür die in diesem Lande produzierten Lebensmittel entsprechend günstiger einführen kann usw.), die vollkommene „Nakrnngsfreikcil" wird so wie die Tinge liegen — für Tentschland immer ein Ideal bleiben. Allein die Einsulp.zissern für einzelne Lebens mittel erreich» eine Höbe, die nicht nur sür die Land wirtschaft als solche, sondern sür die gesamte deutsche Wirtschaft auf die Dauer einfach untragbar sind. So ist (ausweislich der Darstellung im 1. Februarlzeft der vom Statistischen Reichsamt beransgegebenen Halbmonats schrift ..Wirtschaft und Statistik". Seite 91) die Einfuhr von Butter im Jahre 1928 ans 435.5 Millionen Reichs mark gestiegen, während sie noch im Jahre 1927 365,7 Millionen und im Jahre 1926 329.9 Millionen Reichsmark betrug. Obst und Südfrüchte wurden im Jahre 1928 im Werte von 477,7 Millionen (1927: 382.4 Millionen, 1926: 319.7 Millionen Reichsmark) eingeführt. Der Einfuhr wert von Eiern belrug ini abgelanfenen Jahre 294.3 Mi! lionen (1927: 275.8 Millionen, 1926: 243,3 Mi!l:o»en) Reichsmark. Seihst für Küchengemächse — vornehmlich also für Gemüse — wurden in dem einen Jahre 1928 138,9 Millionen Reichsmark ans Ausland abgesührt. Daß trotz der anerkannt guten Ernte des Jahres 1928 immer noch für 661,4 Millionen Reichsmark Auslandsgctreide und Müllererzengnisse eingcführt werden mußten, stimmt bedenklich, obwohl diese Einsuhrzifser gegenüber der jenigen für 1927 ganz ivesenllich znrückgegangen ist. was übrigens auch von der Fnttermitteleinsnhr gilt (Wert 1928: 861,7 Millionen Reichsmark). Erfreulich, wenn auch nicht allzustark ins Gewicht fallend, ist das Ansteigen einiger Lebensmittel a n s f u h r Ziffern. dadurch wird wenigstens in etwa ein Aeguivalent für die Einfuhrzif fern gesäxnsfen: allein dies ändert nichts an der Tatsache, daß das deutsche Volk in dem einen Jahre 1928 für die Warengattnngen 'Milch, Butter, Käse. Obst, Südfrüchte. Eier und Gemüse rund eineinhalb Milliarden an das Ausland abgesührt hat. beziehungsweise noch ab- znführen hat. Bei Obst und Gemüse z. B. mag der ver hältnismäßig ungünstige Ausfall der letztjährigen Ernte eine Nolle spielen, da und dart mögen auch andere Gründe angegeben werden, die eine (erhöhte) Einfuhr rechtfer tigen, allein die Frage ganz allgemein ist. wie gesagt, nicht nur sür die deutsche Landwirtschaft brennend, son dern für die deutsche Volkswirtschaft. Wird das deutsche Volk liei seiner Armut und Kapftalentblöhung auf die Dauer in der Lage sein, solche Beträge sür Lebens mittel ins Ausland fließen zu lassen? Neben der Auslandskonkurrenz ist es die Verschul dung. ivelche die Lage des deutschen Landbaucs charakte risiert. Diese Verschuldung betrug — soweit sie überhaupt statistisch erfaßbar ist — am 30. September 1928 bereits 5.89 Milliarden Reichsmark, wobei Rcalkredite, Kredit« von mittlerer Laufzeit und kurzfristige Kredite zusam mengenommen sind. Dazu kommen die Anfwertungs- schulden, die etwa auf 3 Milliarden Reichsmark zu ver anschlagen sind, ferner von privater Seite gegebene Hypo theken, die auf eliva 1 Milliarde gesÄMt werden und