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Sächsische Volkszeitung : 04.10.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192910047
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19291004
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19291004
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-10
- Tag 1929-10-04
-
Monat
1929-10
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 04.10.1929
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A««m«r 2ZO Sächsische Doikszeitung « Oktober »92» chsel grundlegend» wischen 2»ler„ genüber di, eigen würde, eiben gebührt, 2. Oktober. Minlsterpräsü vor der Ucber, d eine erneut, und wurde in, rr vorher auch o« empsangcq man damit, dH ist aber u»g^ erprösidcntsihnst inlich nur vor- e die Aufgab« r Ratifizierung Der Rücktritt igen Augenblick Rückkehr zum erftSrkung de« parlamentarisch g hat. ne notwendiges schen Berhült- rg bedeutet die Souverünitiik es. Mahmud ützung seine» nent ausgelöst Platz mache, Parlamentari er, kommenden sterpräsidenten n erdrückenden sein, so daß ins Flua , 2. Oktober, o. X" nach Ein- e Anzahl vo» illen Flüge von indem Hieraus schen Gewässern lüge soll ein« geführt werden. Zeit begonnen Mitte Januar Der Berliner Skandal «"« , ;en unterbreitete r Hendcrson fur^ für die Sowjet-^ rson und Dow- t aufgesetzt, und or Dowgalewskt heitzt hier, daß »ngen guthcitzen^ vative Partei, um gegen die r weder Snow. :rikareise einen t sie als will- >ie englisch-rus- lischen Hender. d. Zweifellos des gründe nktes dar, fettigen Bezie- mühten, und I n Propaganda nssischen Schul« ei einem eng- auf den toten Labour waren Regierung ein die Gültigkeit lng durch das Zweifel wer- Eeorge an der n zunächst ein igen liegt, die iilden können, ter diesen Uni- s Schicksal be- ald bekanntlich bour zeigt auch , und vor Pcr- zurückscheut. Detterwarli e Witterung, zeit« Iten Rcgenfällcn. bis nordwestlici» Gebirge frisch di» Sklarek-Prozetz im November Berlin, 8. Oktober. Wie wir erfahren, wird der Prozeß gegen dt« Gebrüder Sklarek voraussichtlich schon in vier Wochen die Moabiter Ge» richte beschäftigen. Di« Staatsanwaltschaft, di« am Mittwoch mit den Verteidigern Dr. Alsberg, Eollnick und Meyer I, sowie Rechtsanwalt Pupp« «ine Besprechung abhielt, ist dafür, das Verfahren ohne Voruntersuchung durchzusühren und die Anwälte haben sich diesem Vorschlag angeschlossen. Inzwischen geht di« Ermittlung und di« Vernehmung in Moabit ihren nicht übermähig schnellen Gang. Bisher sind die drei Brüder Sklarek nicht allzu häufig ver nommen worden, im Gegensatz zu dem Buchhalter Lehmann, der, wie auch schon bei der Polizei, «in sehr eingehendes Geständnis abgelegt hat. Die Brüder Sklarek versuchen nun heute Leh mann die gesamte Schuld an den Vorkommnissen in di« Schuhe zu schieben. Sie behaupten, daß der Buchhalter von sich aus falsche Rechnungen ausgestellt Hab«, lediglich um di« Kreditgeschäft« mit der Stadtbank leichter abwickeln zu können, lind daß Lehmann aus Bequemlichkeit hinterher nicht die richti gen Unterlagen der Stadtbank zugeleitet habe. Diese nicht übermäßig glaubwürdig« Darstellung wird allerdings in der Hauptsache von Willy und Leo Sklarek gegeben, während der dritte Bruder Max sich vorsichtiger hält, denn auch die Ein heitsfront der drei Sklarek steht nicht mehr uner schüttert da. Das ergibt sich nicht nur rein äußerlich aus der Tatsache, daß Max Sklarek sich einen Sonderverteidiger be stellt hat, sondern aus den Behauptungen seiner beiden Brüder, da'z sie lediglich mit dem Einkauf, bzw. mit der Fabrikation der Lünen beschäftigt gewesen seien, während Max die gesamte kaufmännische Leitung in der Hand gehabt hätte. Die beiden Sklareks stellen ihr Zusammenwirken in der Firma so dar, daß Willy und Leo sich um das Kaufmännische überhaupt nicht gekümmert, sondern sich ganz auf ihren Bruder verlassen hätten. Sic seien auch über die Finanzlage sich niemals Im Klaren gewesen, da sie sich um Abrechnungen usw. nicht ge kümmert hätten. In vorsichtiger Forin deuten aber alle Ctlareks heute schon an, daß sie nicht nur Aufwendungen für ihr Geschäft, sondern auch für außenstehende Per sonen hätten machen müssen. Die Staatsanwaltschaft ist nun vor allen Dingen bemüht, festzustellen, an wen diese Aufwen dungen gegangen sind und für welche Zwecke die Gelder gezahlt wurden. Es finden deshalb in Moabit bis In di« späten Abend stunden Vernehmungen und Konferenzen statt, denn es scheint so, als ob die Untersuchungsbehörde zunächst von außen her Be weismittel gegen die Sklareks und möglicherweise auch noch gegen andere Personen schaffen will. Die Darstellung der beiden Brüder Willy und Leo, daß sie in geschäftlichen Dingen vollkommen ahnungslos gewesen seien, wird jedoch erst dann erschüttert werden können, wenn die Buch prüfer mit ihrer Tätigkeit fertig sein werden. Daraus muß her- rorgehcn, ob nicht die K. V. G. ordnungsmäßige Bilanzen aus gestellt hat, aus denen die drei Inhaber über den genauen Stand des Unternehmens sich informieren mußten, da ja doch die Bilanz auch als Unterlage für ihre Steuererklärungen dient«. Ferner ist di« Staatsanwaltschaft bemüht, zu erfahren, wer sür die Firma mit der Stadtbank verhandelt hat und auf welcher Unterlage die weiteren Kredite bewilligt wurden, nachdem auch aus der Stadtbank aus den Bilanzen klar hervorgehen mußte, daß die hergegebenen Kredite mit den Umsätzen des früheren Unternehmens in gar keinem Verhältnis standen. Dabei wird auch die von der kommunistischen Presse ausgestellte Behauptung nachgeprüst, daß besondere Anweisungen ergangen seien, um eine Nachprüfung der Sklarekschen Rechnun gen auf ihre Richtigkeit hin durch Nachfrage bei den Bezirks ämtern ln der Stadtbank verboten worden sel. «r Von dem Reichsverband für Herren- und Knabenkleidung e. V., Düsseldorf, geht uns noch folgende bezeichnende Notiz zu: Der Rcichsverband für Herren- und Knabenkleidung ist schon vor Jahren bei dein Berliner Magistrat wegen der Monopolstellung der Firma Sklarek vorstellig ge worden. Einmal hat er darauf hingewiesen, daß es eine unnötige Härte dem minderbemittelten oft kriegsbcschädigten Verbraucher gegenüber bedeute, wenn er gezwungen sei, zuweilen stunden lange Fahrten zu unternehmen, um bei obiger Firma in der Kommandantenstraße seine Einkäufe zu tätigen, zumal wenn obendrein der Kunde sür sein gutes Geld auch noch minder wertige Ware erhalte. Aus diesen Uebelstand hat seiner Zeit der Reichsverband Unter Vorlegung von ganz einwandfreiem, von Sachver ständigen nachgeprüften Material bei dem Berliner Magistrat hingewiesen. Leider wurden diese berechtigten Be schwerden von den zuständigen Stellen stets unbe rücksichtigt gelassen, so daß die betrügerische Firma ihr Unwesen u n b e h el l I g ^ zum größten Schaden der Ver brau che r sch aft und des betroffenen Fachhandels bis heute fortsetzen konnte. Es ist vorgekommen, daß Anzüge, die einen Wert von höchstens 25 M. repräsentierten, zu 60 M. ver laust wurden. Auch auf diesen Fall ist die Behörde durch den Reichsverband hingewiesen. Es kann mithin dem Magistrat der Vorwurf nicht erspart werden, der minderbemittel ten Bevölkerung gegenüber verantwortungs« kosgchandelt zu haben. Man darf wohl erwarten, daß aus diesen trüben Erfahrungen endlich einmal die Konsequenzen gezogen werden und in Zukunft keiner einzelnen Firma mehr ein« Monopolstellung, wie sie die Sklareks besessen haben, ein geräumt wird. Auch dem Kriegsbeschädigten muß die Möglich- ! keit geboten werden, seine Einkäufe dort zu erledigen, wo er es l sür gut hält. Ein Antrag der Zenttnmrsrakllon In der gestrigen Stadtoerordnetensitzung reichte dl« Zentrumsfraktion in Sachen Sklarek folgenden Antrag ein: „Die gesamte Berliner Bevölkerung ist erregt Uber die durch die Presse mitgeteilten Betrügereien, begangen von den Ge brüdern Sklarek an der Berliner Stadtbank. Wir fragen den Magistrat: 1. Welche Bedingungen hat die Berliner Stadtbank für Kredite an di« Eebr. Sklarek gestellt, vor allem, welche Zins sätze, Rückzahlungstermine und Sicherungen wurden vereinbart? Bis zu welcher jeweiligen Höhe wurden die tatsächlichen und vorgetäuschten Bestellungen seitens der Stadt kreditiert, wie steigerte sich zeitlich der Kredit und welche Eesamthöhe weist er heute auf? 2. Ist bei der Kreditgewährung seitens der Berliner Stadt- bank die Schuld der Firma Eebr. Sklarek bei der Berliner Anschaffungsgesellschaft die laut Bilanz vom 31. März 1929 noch LOü vvo.— M. betrug, berücksichtigt worden? 3. Welche Maßnahmen und Sicherungen sind vom Magistrat getroffen worden, um die Stadt Berlin nach Möglichkeit vor Verlusten aus der Kreditgewährung an Eebr. Sklarek zu schützen? 4. Weshalb ist erst seit Juni d. I. der Hauptprüfungsstelle des Magistrats Revisionsrecht auf die Stadtbank eingeräumt worden? 5. Weshalb ist trotz vieler Klagen über das Geschäftsgebaren der Eebr. Sklarek der monopolartige Lieserungsvertrag, der 1930 abgelaufen märe, vor kurzem bis 1935 ver längert worden? 6. Sind städtische Beamte oder Ehrenbeamte in der Affäre Sklarek verwickelt und inwieweit? 7. Ist der Magistrat gewillt, aus den Vorgängen endlich die Lebre zu ziehen. Lieferungen keine Monopolstellung einzu- Kttfe litt noN Eine Mahnung zum Feste deck „Armen von Assisi" am 4. Oktober. Drcckdcn, 3. Okiober. Tag sür Tag ergebe» dringende Billen um Kleidungsstücke, Schube, Wäsch« usw. an das Dresdner Caritassckrclariat. Er werbslosigkeit, Krankheit. Tod des Ernährers Mw. »öligen viet«^ dort anzuklopsen, die srüher in geordneten Verhältnissen lebten. Wi« gerne würde das Caritassekretariat allen Bittenden Helsen, doch sind sein« Vorräle. namentlich an Wintcrsachen, zur Zeit gänzlich erschöpft. Wer in der glücklichen Lage ist. sich Neues anscbasfen z» kön nen, wolle der großen Not seiner Mitbrüder und Milschweslern ge denke,, und uns abgelegte Sachen für sie spenden. Ist es nicht eigent lich nur ein Mindestmaß an christtick^r Liebe, was wir hierdurch er bitten? — Wer aber selbst nichts zu geben vermag, besitzt vielleicht begüterte Freunde und Bekannte, denen er diesen Hilscnrs iveiter- geben kann. Derselbe möchte auch in solche Kreis« dringen, welche de« Caritas noch fern« stehen and vielleicht nicht wissen, wieviel Not schon durch eine Gabe abgelegter Kleidungsstücke — selbstverständlich in »och brauct-lbarc-in Zustande — gelindert werden kann. Das Caritassekretariat, Albertplab 2, Eingang Rabenhorst straße, ist gern bereit, auf Mitteilung bin t'Anruf 51327, Sprech stunden 9 bis 12) Kleiderspenben für Männer, Frauen und Kinde« jeden Alters abholen zu lassen. Wer sie selbst hinschickt, erspar: ibm Botenlohn Selbstverständlich soll dieser Hilferuf, der auch von manche» BinzcnüuS- und Elisabellwcreinen veranstalteten .gleidersammlun« gen nicht etwa Abbruch tun. im E-egenteil dieselben mit fördert, helfet,. Auch hält sich das Caritassekretariat sür verpflichtet, soweit geeignete Sachen vorhanden sind, die !bm von de» katholische» Psarrvereine,, besonders empfohlenen Armen an erster Sielte z» berücksichtigen. Möge cas Heitandswort viele Herzen erneut zu vp'envilliger Liebe begeistern: ,,WaS ihr den, Gerii'Men dieser meiner Brüder getan habt, das habt ibr m i r getan." Muhr, Pfarrer, 1. Vorsitzender des Carilasverbanses für Dresden. räumen, ein engeres Zusammenarbeiten zwischen den einzelnen Verwaltungen hcrbeiznfübren und sich von solcher gBchäftticheii Tätigkeit sernzuhalten, die zweckmäßiger von der jreien Wirt schaft ausgeübt wird? Um die Einheit des Protestanlismus Zur Jubiläumsfeier -es „Rettgivnsgefpräches" von 1529 Eine Weltkonserenr in Marburg „lloo est cm-pus moum! Das ist mein Leib! . . . Ich weiß kein ander Mittel, denn daß sie Gottes Wort die Ehre geben und glauben mit uns. Ich bleib' bei meinem Glauben und kann nicht weichen!" Die dämmrige Stille des alten Rittersaales im Marburger Landgrasenschloß wurde zerrissen von diesem mit Inbrunst und nachhallender Geste gesprochenen Lutherworte, das der deutsche Reformator seinem Schweizer Widerpart Ulrich Zwingli, als letztes Wort ihrer gegenseitigen Auseinandersetzungen über die Adendmahlfrage, als schicksalschwere Beendigung des Neligions- gesprüchs zurief. Erschüttert und tiefbewegt vernahmen die gleichen Worte auch in unseren Tagen — heule nach 199 Jahren, an derselben historischen Stätte — die „Söhne der Resor- mation", die zahlreichen Vertreter des Wellpratestanlisinus, die man nach Marburg geladen hatte, um im Gedenken an jene Tage des „Religionsgesprächs" darüber Rat zu halten, wie inan der mit jedem Tage deutlicher werdenden Auslösung des Pro testantismus, ein« Einheit der evangelischen Konscssivnen ent gegenstellen könnte. Den Beschluß dieser — nach Stockholm und Lausanne — wohl 3. Weltkonfercnz des Protestantismus bil dete die Rekonstruktion des Marburger Netlgionsgesprächs von 1529 mit den Eingangs erwähnten Lutherworte» als Beendi gung des damaligen Historischen Gesprächs von 1529 und auch — o symbolhafte Tragik des Schicksals und der Geschichte — dieses Marburger Religionsgesprächs von 1929. Entgegenkommenderweise hatte man diesmal auch dem Ver treter der katholischen Presse ungehinderten Zutritt zu allen Verhandlungen gewährt, so daß wir auch hier in der Lage sind, den Versuch einer objektiv-kritischen Würdigung dieser Mar burger Weltkonferenz des Protestantismus und ihres — leider nicht sehr erfreulichen — Ergebnisses zu wagen. Borweg sei um der Wahrheit Ehre willen betont, daß man sich während dieser Tagung einer wohltuenden Reserve gegenüber der römi- 'chen Kirche befleißigte, was im Hinblick auf die peinlichen Er- ahrungen von Sperwr, eine sür den konfessionelle» Frieden um .o erfreulichere Tatsache ist. Run zur Tagung selbst, auf der — eider muß es gesagt werden — neben den grundsätzlich bedeu tungsvollen Referaten der Marburger Theologen Hermelink und Rudolf Otto, auch eine Meng« nichtssagender, leerer und konventionell-erstarrter Reden gehalten wurden. Einzig und allein Prof. Brunncr-Zrkttch hatte als Vertreter der Schweizer Reformierten den Mut gefunden, zu dem tieferen Wesensgrunde der protestantischen Zersplitterung vorzustoßen und in mann haft-offener Weis« zu bekennen, daß man trotz aller Einheits- vestrebungen, heute innerhalb des Protestantismus auch nicht im geringsten über die Situation von 1529 hinaiisgelangt sei. Vielleicht ist damit nicht zu viel gesagt, wenn mir behaupten, daß dieser von Brunner vertretene Geist des Aktivismus der Reformierten, dieser Marburger Tagung eine gründliche Er nüchterung in allen Fragen der „Einheit des Protestantismus" bereitete, und daß man es nicht zuletzt diesen Schweizern zu danken hat. wenn man trotz allen zuvor gehegten Optimismus, auch im Jahre 1929 mit demselben „Erfolg" von Marburg scheiden mußte, mit dem sich die Väter der Reformation schon 400 Jahre früher ebenfalls abfinden mußten: Weder Einheit im Bekenntnis noch Einheit im Wesen der sichtbaren Kirche. Der bekannte Lutherforscher Prof. Köhler-Heidelberg gab in einem längeren Vortrag einen ausgezeichneten Ucberblick über „Ursachen und Verlauf des Marburger Religionsgesprächs". Wenn er hierbei den bereits bekannten philosophisch-theolo gischen Hintergrund der religiösen Spaltung der resormato- rischen Bewegung ausbellte, so mag man ihm im Hinblick auf die Feier dieses Religionsgesprächs, immerhin dankbar sein. Vermißt haben vir hierbei vor allem aber eine gründliche Ausdeutuna der Folaen dieses Relormatorenktreites. bei doch mittelnden und ausgleichendeir Etemenies innerhalb der kon fessionellen Auseinandersetzungen des Proteslanlismus aus- getrage» hatte. Es mag daher auch mehr als nur eine histo rische Erinnerung gewesen sein, die den hessischen Protestantis mus bestimmte, die zersplitterten evangelischen Kirchen gerade in diesen Tagen nach Marburg zu bernjen, »m hier einen ge meinsamen Weg zur kommenden Einheit zu suchen. Ebenso liegt es ganz im Sinne dieser alten, aus Vermittlung und Aus gleich im eigenen Lager gerichteten Tradition der bessischen Landeskirchen, daß ihre repräseittaiiven Glieder wie Hermelink. Rade, Otto und Heiter, zugleich zu den ernsthaften, mit ehr lichem Wollen und tieser Inbrunst ringenoen Führer» der ökumenischen Bewegung und des Weltkircheittnms gehören. Aus dieser optimistisch-vermittelnden Einstellung zur pro testantischen Einheitsbewegung heraus, entwickelte dann auch Prof. Hermelink seine Ansicht Uber „Das Wesen des Protestan tismus und seine konscssionelle Ausprägung". Er siebt auch heute noch im Protestantismus eine Einheit (?). die sich vor allem richtet gegen den „Formalismus und Gewissenszwang der katholischen Kirche". In dieser Hinsicktt mag Hermelink recht haben, den» immer wo es gilt, gegen Tradition und Dogma der römischen Kirche Sturm zu laiifen. ist der Prote stantismus eine Einheit. Allerdings — und dies ist wesent lich — nur in jener Richtung des Protestes gegen ein Ideni- und Machtgebiet, das gänzlich außerhalb des Seinsbereichs der protestantischen Kirchen liegt. Aber, so müssen wir alle» Ernstes fragen, ist diese Einheit im Protest denn nun das gleiche, wie die dem Protestantismus doch bestimmt fehlende Einheit in Geist und Wesen seiner selbst? Hat denn nicht gerade das Marburger Religionsgespräch von >529 diese „Einheit im Glauben" des Protestantismus, endgültig zerschlagen, hat nicht gerade dieser Zwiespalt in den letzten 199 Jahren derart ,zer- jetzend gewirkt, daß gerade in der Gegenwart, die restlose Auf lösung der protestantischen Kirchen und ihrer geistigen Ee- meinschait zur katastrophalen Wirklichkeit zu werden droht? Selbst Hermelinks Auffassung, diese innere Spaltung als wert voll zu bejahen und in der konfessionellen Vielheil die größere „Einheit im Evangelium" (wo ist sie denn heute nochO), ge rade als gewissensbesrcienden Vorteil gegenüber der dogmati schen Form der römischen Kirche zu sehen, kann den ernsthaften Kritiker — auch im protestantischen Lager — über die tat sächliche innere Not und Zerrissenheit des heutigen Protestantis mus nicht hinwegtüuschen. Wie ja den» auch die mannhast- ossenen Worte des Schweizer Reformierten Brunner diesem Optimismus Hermelinks, die tatsächliche konkrete Seelennot und innere geistige Zwiespältigkeit der heutigen protestantischen Kirchen gegenübergestellt Hallen. Erschütternd klang das Be kenntnis Brunners „Es ist uns (den Protestanten) heute die Ausgabe gestellt, erst in dem einig zu werden, in dem die Re formatoren einig waren, zind dann erst weiterzugehen. Es ist ein moderner Irrtum zu glauben, zwilchen uns und der Refor mation liege die moderne Wissenschaft, denn nicht sie, sondern ein anderer Geist hat uns entzweit. Erst wenn wir dies ein- sehen, wird der Weg voran gehen. Darum keine Einheit an den Reformatoren vorbei oder über sie hinweg, sondern nur durch sie und zurück zu ihnen. Denn die Einheit der Kirche ist Einheit im Glauben!" Diese offene und scharfe, ganz eindeutige Absage des pro testantischen Aktivismus gegen alle „oberflächliche ökumenische Auffassung" l»>c! Brunner) und optimistischen Einheitsbestre» bungen waren — wir wollen es ruhig aussprechen — in ihrer ernüchternden Wirkung, wohl das einzig sichtbare Ergebnis der Marburger Tagung. Im Protestantismus der Gegenwart wer den sie hoffentlich — auch wir Katholiken wünschen ersehnlichst — der Erkenntnis Bahn brechen, daß die Einheit der Kirchen nur über die Verinnerlichung und Einheit im Glauben an da« Evanaelium kommen kann. Diele Dinge jedoch brauch«» Zelt.
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