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Nummer 22« — 28. Jahrgang «rlchetm «ma> wi>»enll. m» den tllustr. GrattSbetlagen .Di« ke!I' und der Klnderbcllage »Frohmuts lowte de» rerlbeUagen ,kt. Venno-Blatl'. .llnierhaitung und Wissen'. ,Dte We« der Frau'. »lerztlicher Ratgeber'. Da» gute Buch", .Filmrund, sibau'. Monatlicher BezoqSvretS 8 Ml. etnlchl. Reilellgelk. kinzelmimmer 10 ^ Sonnabend- ». Sonntagmimmer i»0 HauvtschristleUrr, De. w. TeSc,vk. Dresden. Volts SachlWie 7-ÄS-i iSeschitft-stell«, Demt».Verlag, «ermania. i s!r Verlag und Druckerei.Filiale Dresden. DreSden-A. I. Polierstrab«>7. FernnitSwlS. Posllchrcklonlo Dresden !N88. Panllonto «tadtdans Dresden Rr. 8171» Für christliche Politik und Kultur Sonntag» 29. September 1929 VerlagSort, Dresden Anzeiaenpeeti«, Die Igelvaltene Petitzetle OO «. Familien- »neigen ».Stellengesuche »04. Die Petttrellamezeile. 8»mn> breit. I ^e Für Anzeigen autzerhalb de» Verbreitungsgebietes »Ol. die Petttrellamezeile l.»0^. Vrtetgeb.OO^. Im Fall« büherer Gewalt erlischt ,ede Bervllichtung aus Lieternng lowl« Srsüllung v. Anzeigen-Aultrügen „. Leistung v. Schadenersatz,! «elchüttltcher Dell: Artur Leu«. Dresden. .Dresden. Redaktion der Sächsischen tvolkSzettnua Sden-AUstad! 1. Polierstrabc- >7. Fernrui Mli und »1M2. »»^»1 Immer wieder Zusammenstöhe zwischen Aationalsoziatisten und Kommunisten Schweidnitz, 28. September. Vor einigen Togen hielten die Nationalisten in Schweid nitz unter der Devise „Das Reichsbanner, eine Iudenschutz- lnippe" eine öffentliche Versammlung ab. Als Antwort darauf hatum das Reichsbanner, die SPD. und die Freien Gewerk schaften für Freitag abend eine Versammlung einberufen, in der der Chefredakteur der „Bergwacht" in Waldenburg, Reichs- lagaabgeordneter Weudemuth, sprechen sollte. Zu der Ver sa,mulmig waren Nationalsozialisten in groher Zahl auch von an 'wcirts eingetroffcn. Nachdem der Redner knapp fünf Mi- nulcn gesprochen hatte, setzte ein furchtbarer Tumult ein. Mit Sühlen drangen die Gegner aufeinander ein. Biergläser flogen in Massen durch die Luft und der Versammlungsteil nehmer bemächtigte sich eine grohe Panik. Die Saaleinrich tung, Fenster. Türen usw. gingen in Trümmer und mehr als 5V Personen wurde» verletzt. Hamburg, 28. September. Nach Schluh einer gestern abend von der Nationalsozia listischen Deutschen Arbeiterpartei einberufenen. von etwa 600 Partetangehörigen besuchten Versammlung, Kain es am Aus gang des Lokales zu einer Schlägerei mit Kommu nisten, bei der die Gegner mit Stühlen und Tischbeinen auf e'mmider einschlugen. Zwei Nationalsozialisten wurden so schwer verletzt, dah sie ins Krankenhaus gebracht -werden muhten. Polizei muhte schliehlich einschreiten. Eine halbe Stunde nach Mitternacht wurden vor der Pndcanstakt Lübecker Tor Passanten von etwa 40 Natio nalsozialisten angehalten und nach ihrer Parteizugehörig keit befragt. Einer der Angehalteuen. der sich als der KPD. '.„gehörig erklärt hatte, erhielt mit einer Selterswasserslasche Schläge aus den Kopf und muhte flüchten. Zwei aus Zivil- pairouille befindliche Poiizeibeamte. die sich als solche legiti mierten und einschritte», wurden angegriffen und zu Boden geschlagen. Einer der Beamten erlitt einen schweren Schädel bruch, der ziveite, der gleichfalls schwer mihhaudelt wurde, wurde nur leichter verletzt. Als uniformierte Polizei herbei eilte, flüchteten die Täter. » Es ist wirklich an der Zeit, dah der zunehmenden poli tischen Verrohung, die sich in fast täglichen Schlägereien zwischen Angehörigen der extremen Links- und Rechtsparteien zeigt, energisch entgegengetreten wird. Menschen, die keine Versammlungsdisziplin halten können, verlieren den Anspruch auf Versammlungsfreiheit, diese Freiheit ist schliehlich nicht für Unmündige und Geisteskranke geschaffen. Für unser Land aber ist es eine Sä)a»de. wenn wir uns dem Spott der Frem den dadurch aussetzen, dah wir politisch unzurechnungsfähigen Menschen einen so weitgehende» Einfluh auf die Gestaltung der politischen Umgangsformen zugestehen. Freilich könnte man der Meinung sei», es sei aus Billig- keiisgründcn angebracht. Nationalsozialisten und Kommunisten die Möglichkeit zu geben, sich in der von ihnen als einzig zweckmähig anerkannten Form die „schlagenden Beweise" zu unterl-allen. Der Hamburger Fall (wie viele vorhergehende) zeigt aber, dah fast stets Unbeteiligte in diese Schlägereien Hinei »gezogen werden. Schon aus diesem Grunde muh energisch Vorsorge getroffen werden, dah sich derartige Zusammenstöhe nicht wiederhole» können. Versammlungen, bet denen die Lei tung nicht von vornherein für Aufrechterhaltung der Ordnung garantieren kann, muh nötigenfalls die Genehmigung versagt werden. Nur wenn die staatliche Autorität in dieser Frage ntit aller Entschiedenl-eit betont wird, kan» der in Deutsch land drohenden Verrohung der politischen Umgangsformen eine Grenze gesetzt werden. Die Prager Regierungskrise Der Tuka Prozetz wurde -er Anlab zur Parlamenlsauflösung Das tschechoslowakische Parlament ist ein halbes Jahr vor seiner natürlichen Mandatsbeendigung in jenes Stadium partei politischer Differenzen gekommen, in welchem die Hausauflösung und die Ausschreibung von Neuwahlen das gangbare Mittel wnr, ohne entstandene Krisenerscheinungen überflüssigerweise zu kleistern. Unterscheidet man Grund, Anlaß und Vorwand, so liegt der Grund in einer Neuorientierung der Hlinka-Slowaken infolge des T u ka - P r oz e s s e s, der wie ein in das Wasser geworfener Stein Wellen verursachte, die von Prehburg bis Prag reichten. Wie schon mehrfach dargelegt, hat im Tuka- Prozeh weniger der Angeklagte, als die anklagende Staats anwaltschaft auf der Anklagebank gesessen. Die moralisch defekten Kronzeugen versagten oder entpuppten sich als Lock spitzel. die Untersuchungsmethoden arbeiteten mit Zwangsmitteln, so dah mehrere Zeugen ihre ursprünglichen Aussagen widerrufen hotten; die Staatsanwaltschaft griff bei Verfolgung ungarischer Jrredenta in ein Nebelmeer. Nun fordert di« slowa kische Volkspartei die Freisprechung Tukas, während die tschechoslowakische Justiz von der unbeweisbaren und unbewiesenen Schuld Tukas überzeugt ist, daher schwere Einbuhe an ihrem Ansehen fürchtet, wenn sie nach wochenlangem Monstreprozeß den Freispruch fällen würde. Der Tukaprozeh trieb aber auch Wasser auf die Mühle politischer Forderungen der H l i n k a - S l o w a k e n. Be kanntlich hat die slowakische Volkspartei anläßlich der Landtags wahlen Dezember 1028 eine starke Stimm eneinbuhe gegenüber den Parlamentswahlen des November 1925 erlitten. Die Ursache für diese Erscheinung lag in zwei Einflüssen: vor allem war es die tschechisch-katholische Volkspartei, welche der katholisch-slowakischen Bruderpartei einen schweren Kock- lurrcnzkampf aufhalste. Die zentralistische Partei Prags ver- suchte auf Kosten der slowakischen Föderalisten slowakischen Voden durchtränken. Auf der anderen Seite stand der gegen Hlinka erhobene Borwurf, überhaupt und besonders seit dem Eintritt der slowakischen Volkspartei in das Prager Regierungs» lagcr, slowakische Autonomiewllnsche kaum oder überhaupt nicht »enockiten zu haben. Zwischen Hammer und Ambos war die Hlinka-Partei kleiner geworden. Der Tuka-Prozeh war daher der slowakischen Bolkspartei hoch willkommen. Sie stellte sich hinter Tuka — eine Welle autonomistischcr Bestrebungen ging über das Land hinweg und befruchtete die Parteiführung um so mehr, als sie den zentralistisch gesinnten Flügel der Abgeordneten Juriga und Tomanek abstich, daher Linen geradezu integralen Autonomismus verfechten konnte. So hatte Hlinka Wahl trümpfe in der Hand: Ausgestaltung der Autonomie im Sinne des Pittsburger Vertrages, der zum Staats gesetz erhoben werden soll; Freisprechung Tukas oder der Ve- aweis, dah die Slowaken von den Tschechen „geknechtet" werden. Im ganzen enthielt eine Resolution zwölf Forderungen — oder die Partei werde die Regierungskoalition verlassen und scharfe Opposition treiben. Was dies für das Prager Kabinett be deutet hätte, ist klar: die Regierung wäre in die Minderheit ge raten. Den Erfolg eines Regierungssturzes und dadurch die Erzwingung von Neuwahlen durste man den Slmvaken nicht überlassen. Ministerpräsident Udrzal zog es daher vor, die in Lösuna begriffenen Steine von sich aus ins Rollen zu bringen. Schliehlich gab es für Udrzal und seine Agrarier auch noch einen weiteren Beweggrund, alsbaldige Neuwahlen hcrbeizu- führen: der Staatsvoranschlag steht vor der Tür, de» keine Steuerermäßigungen bringen kann, Maßnahmen zugunsten der Landwirtschaft sowie für Industrie und Handel scheinen unaufschiebbar und bilden daher einen wirtschaftlichen Wahl schlager, schließlich hätte in irgendeiner Weise die Regelung des Mieterschutzes über ein unzulängliches Provisorium hinaus gedeihen müssen, wodurch Wasser auf die Wahlmühle der beiden sozialistischen Oppositionsparteien getrieben worden wäre. Unter all diesen Umständen war es für Udrzal nicht schwer, die Initia tive zu ergreifen, um durch Neuwahlen den Appell an das Volk zu richten, auf daß es entscheide, in welcher Richtung es in den nächsten Jahren regiert zu werden wünscht. Die Uhr des tschechisch-sudetendeutschen-slowakischen Bürgerblocks ist ab gelaufen. Am 27. Oktober finden Neuwahlen statt. Man kann den Tschechen vieles bestreiten, nur eines nicht, nämlich daß sie die Demokratie richtig auszuüben verstehen. v. l. Vorzeichen der Zukunft Die Mehrzahl der Zeitungsleser wirft nur einen flüchtigen Blick auf den Handelsteil. Die Berichte, di« dort stehen, arbeiten mit Worten und Begriffen, die nicht jedem geläufig sind, sie zu lesen bedeutet daher für viele eine Arbeit, für manche eine vergebliche Arbeit. Das ist schade, denn gerade dieser Teil der Zeitung enthält oft di« wichtigsten und interessantesten Nachrichten. Gerade hie» wird oft ausführlich über die Ereionisse berichtet, die am stärksten in die Zukunft weisen. Ein solches Ereignis ist die Bersch me lzung der beiden dem Aktienkapital nach größten Banken Deutschlands, der Deutschen Bank und der D i s c o n t o-G e s e l l s cha f t. Di« Tatsache dieser Verschmelzung hat wohl jeder Zeitungs leser zur Kenntnis genommen, ob aber auch jeder sich übert die Bedeutung des Vorganges klar geworden ist? Die Bildung dieser deutschen Mammut-Bank ist ein Schritt weiter ans dem wirtschaftlichen Wege, den wir seit dem Verlust des Krieges gehen. Die Methoden dieses Weges heißen: Rationalisierung, Zusammenschluß. Bil dung großer Wirtschaftsgebilde. Unter dem Druck der Reparationsbelastung und gegenüber der immer schärfer werdenden Konkurrenz ans dem Weltmarkt schließen sich die Organe des Handels und der Industrie in Deutsch land zu wenigen (und es werden immer weniger) einheit lichen Gebilden zusammen, die billiger, besser und darum erfolgreicher arbeiten können. Diese Entwickelung, dis man in langen, mit Fremdwörtern gespickten Darlegun gen umständlich als notwendig nachnx'isen kann, ent spricht in> Grunde nur dem großen Naturgesetz der Assimilation, der Angleichung, nach dem jedes Lebewesen die Form und die Haltung annimmt, die den jeweiligen Bedingungen seines Daseins am besten ent spricht. Die Zusammenballung der wirtschaftlichen Mittel in wenige, aufs höchste leistungsfähige Körper ist die Form, die der Lage des von den Kriegsfolgen belasteten, in amerikanische Tributschaft geratenen Europa am besten entspricht. Diese Entwicklung ist zwangsläufig. Freiwil lig wäre ein Zusammenschluß wie der zwischen der Deut schen Bank und der Disconto-Gesellschaft nie erfolgt. (Schon wegen der persönlichen Schwierigkeiten nicht, die hier wie anderwärts, z. B. in der Frage Reich und Län der, eine betrüblich beträchtliche Roile spielen.) Aber die Tatsache, daß das Bankgewerbe in Deutschland stark übersetzt ist und daß auf der anderen Seite das Tätig keitsgebiet der Banken sich dauernd verengt, hat die Lei» ter der beiden großen Bankinstitute an den Verhand lungstisch gebracht. Auch diese Perschmelzung der Banken ist Rationalisierung, eine vernünftige Einstellung auf das schmäler gewordene deutsche Wirtschaftsgebiet. Die Me« thode der Nationalisierung hat man dabei, ähnlich wie in der deutschen Industrie, von Amerika entlehnt. Die gro ßen amerikanischen Banken-Fusionen der letzten Jahre, so die der Eqnitable Trust Coinpanp mit der Seaboard National Bank haben zweifellos als Vorbild gewirkt. Das Prestige und die Kreditfähigkeit der vereinigten Unternehmungen hat durch die Verschmelzung zweifellos gewonnen. Der neue Bank-Koloß verstärkt die Möglicip keit, ausländisches Kapital für die deutsche Wirtschaft her anzuholen. Auf der anderen Seite bietet die Verschmel zung die Möglichkeit zu einer weitgehenden Büroverein fachung, eines Abbaues von Filialen — deren die beiden Banke»; nicht weniger als 300 besitzen, in welcher Zahl die Depositenkassen in den großen Städten »och nicht eingerechnet sind — und einer Verminderung des Per sonals. Diese soziale Auswirkung der Bankenvcr« schmelzung erscl>eint uns als besonders bedeutungsvoll. Gewiß haben die Aufsichtsrüte der beide»» Institute ver sichert, daß die soziale»» Gesichtspunkte bei der kommen den Rationalisierung berücksichtigt werden solle»». Au^ der anderen Seite Hort man. daß nach Durchführung der Verschmelzung in allen Einzell>eitcii mit einen» Personal abbau von 10 Prozent zu rechnen »st. Vielleicht aber ist selbst diese Zahl noch zu niedrig gegriffen, denn der Per- Keule: Zur Tagung für christliche Kunst Unterhaltung und Wissen. Die Welt tIUustrierte Wochenbellagel Turnen. Sport und Spiel Filmrundschau