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Onterlialtuns unc! V^i88en Sscksiscke Vollcsreitunz ^skrxsnz 1928 Im ^.ainle rlsr 20Z7 8een ^.rrnIändiLe^e Kultur Zahl iiber- Der Degrikk „Kultur" dark in gebundener Kngs wohl stets so gedsutst werden, daü sr im allgemsinen Sinns die durch Menschen vervollkommneten Katurzuständ« bezeichnst. Ks wird demzufolge auch von einer materi ellen Kultur gesprochen und dieser Degrikk in meiner Wortbedeutung durch dis Dauer seiner Wertung in clis durch geistige päkigksitsn unct sittliches Kmpkindsn ge tragenen Orenzen einer somit auch sonderlich dozeick- »eten sittlichen Kultur erweitert. Sie allein kükrt zur Veredlung der Menschheit, wirkt „Iso gesanDvölkisek, unci gewährt so jedem einzelnen die gesickerten Krgebnisss der forscltvlnlvn und führenden Ktlük, der begründenden und lehrenden Wissenschaft, der — Deligion. Oesehioktsgeograpkisok kann gera«!« ein zentral gelegenes Hand solche Oüter am raschesten und keil- vollsten bahnbrechend und richtunggebend auf weiteste I ebensgebiete übertragen, und so ist es erklärlich, daü eben auch von den deutschen Orenzen und Clarken zu allen /eiten ein Impuls ausströmte, der Kord und 8üd, Ost und West ideenreich beeinkluüte und damit zu segnen verstand. Solche /eiten waren in Deutschland, und sie kommen wieder. Wenn der Wellgang ruhiger geworden sein wird, den eine wirre Politik veranlalit Kat, wenn in dem Sturmlande unserer Heimat nach üdsrstandener Dn- giücksz.eit erst wirklich einmal wieder „Kriodenssonnsn" scheinen werden, dann wird aus jedem Zweigs deutschen Sonde, Stammes auch wieder wurzelsicker neues heben tluten. lloek oben im Korden Deutschlands, da „wo dis sckwartzsn und grave Vlöncke mit ihrem Dottslsacks einst das Hand durchzogen und frischer Seen 2037 ge zahlt Kaden" (Donneborger 1084), wo der kuppenrsicke Kamm der Ausläufer des baltischen Ilökenzugvs schon «eit Jahrhunderten eine natürliche Volksscksids gssckak- Ww Katts, wo dis heutigen Staatskorsten Krmland-OIasu- reiis zur Zeit der Ordensritter in einer Dreits von mehr als 70 Kilometer den Schutzwall zwischen Weichsel und »eine! zogen: auch hier wohnt zwischen pal und Wellen- Imgcln ein kleines Volk, das alle Zeit wert war, deut scher Kultur zu dienen, ein Stamm, der würdig ist, kul- tunlculsch zu sein und zu bleiben. Ks ist der Stamm der Knuländer in den ostpreuüiseken Kreisen von Drauns- derg. Ileilsberg, Döüsl und /Xllenstoin, mit einem vorwie gend kat.holisdlien Lluistentums. Krmland war elmmals eines der vier Distümer des Ordens, das bis zum dakre I3öi unter dem Krzbiscboke von lliga stanii, dann aber »uier die uninittslbars Hoheit des Papstes trat und mit den, I uglückskrisden zu 3'born in polnische Senats ah oicdvbeit geriet. Heut noch ist des handes „klesi- d,o / !oh das Schlot! in Iksilsborg und der Sitz seines Dm» piiels das deutsche prauenburg. I o- c> inländisclm Volk ist mit seinen Krdwerken alt- hcidu,scher Kultusstätten aus teilweise vorcliristliclien Kample», mit dem Lkarakter seiner sanftgewellten Olo- riiuenlandsehakt mit rundlicken Kesseln und sckluch- tendsn Dildungsn, mit seinen dicktwaldigen Seeukern, stillen DImenkainen, unentweillten Katurpalästen, weilten Lirken-, graugrünen Ducken- und dunkelnden Kadsl- wäldorn, init seinen Porsten und prucktkeldern und einem völlig deutsekstämmigen Drudervolks ein alle Voraussetzungen deutschester 0.rt erfüllendes kleines Kiuwanderungsvolk, wahrscheinlich aus dein Hände der Sachse». Der Stamm selbst ist kleiner, untersetzter pigur mal .Vrt, treu und tsstgssinnt zu Orund und Doden, in licl>e und Oeselligkeit vereint, voll gutmütiger Ossin- luiugsart, in völlig beharrlicher Ausdauer zu Arbeit, Ocutsclltum und Olauben. Von Derul aus ist der Krm- lauder zumeist eifriger Handbebauer. Darin erkaüt er neuzeitlich sich ihm Krscblieüendos mit Kiksr und angs- Llrcngtem KloiÜ, indes er sieh seinen ikm angeborenen lrolien und heiteren Sinn und sin erlaubtes >laü von verguügt-pkikkiger Schadenfreude als seine Sondergade bewalirt u»»I erlialten bat. Das stärkt ihn nur in seiner wirtschaftlichen Desorgnis, dis er um so mehr aukbringen mull, als das Hand seine Dewokner immer wieder dazu rcraulallt. Denn in Krmland ist wie in ganz Ostpreuüen der I.andcbarakter durchaus nickt ständig einladend. Die letzten Krüsts kommen noch im späten Vlai; der Som mer eilt; der Herbst verweilt und macht nur einem stren gen Winter mit vielem Scknes und starken prosten Platz. Sonst reguliert dis ldökenlags der nutzbaren peldsr und Z iesen das Klima und gliedert es zumeist das ganze dakr hindurch in gleichen Unterschieden in Höhen- und in Oicderungsland. Ossckickts Oleliorationsn wirkten in Veld und Porst aber geradezu segendringend. Sie stei gerten die Krnteerträgs, nutzten der Viehzucht und dien te» «lein pisekkang in den zahllosen Seen. Durch derartige Ausnutzungen wuchsen Wohlstand "ml sittliche Krukt im erinländischen Volke. Das Prinzip der pluraukteilung ist ikm seit denkbaren Zeiten geläufig geblieben. Dis plur wurde in Oewanns aufgeteilt, jede Kamille erhielt das Kinkeitsmall einer „Duke" und mit ikr das Oewanngedinge: pflugocbssn, prsiküks, -Wker- pksrds. Kin plurzwang regelte Sein und Sollen, Krnte- und Weidereckt. Der Wald umgab dis zumeist ring artige Siedelung, so daü käst alle Keldstücks nach ihren Orenzen zu mit einem Waldtsile endigten. Daker kennen Reichs und Wälder auch noch im heutigen Krmlands eins Oswanneinteilung in ähnlichem Sinns, und zahl reiche Klurnamen gemahnen immer wieder an einstige Sitte und alten Drauck. Der „Sckarwarksweg", der heute in den einzelnen Ortschaften noch immer besteht, wurde ehedem nur von den zum Scharwerksdienst Verpflich teten benutzt, der „Olüldentelek" diente gleichen Knt- wässerungsintersssen, der „Klosterwald" gekürte dem Orden u. s. f. ^us dem Kinzelknf entwickelte sich dann das Huken- oder Haufendorf, das Straüsn- und das Stadt- dork. Der Kinbau war die erste Daukorm im Krmlands und beherbergte Vlenseken, Vieh und »Ile Krnteeiträge unter einem gemeinschaftlichen Dachs. Diese Kauten siebt man auch beut in ganz geringen Variationen noch sehr viel. Ihnen folgte der Karree- und Klügelbau und danach dis llolanlago, deren immer und ewig engen Daumver- hältnisss die gesamt« Ksbens- und Wesensart der Ds- woknsr durch lange Jahrhunderte charakterisierte. Die» geschah solange, bis das vrmländiscbs Doklenkaus ver schwand und der Dolz-, Kskm, Kacl»wsrk- und Dack- steinbau an seine Stelle traten. Krst da entwickelte sielt mit ikm zu gleicher Zeit die häusliche Oeräumigkeit un ter der noch vorherrschenden fränkischen Daustilweis» im Krmlands. Zu äuüerer Kinkackkeit gesellten sich aber stets di» Vorzüge der inneren Kräfte dieser Xlenscksn, und so zeugen beute persönliches Wesen, dis Innigkeit und Sinnigkeit des pamilienlebens, di« pfleg« kirchlicher pesttage, gemeinsame Weihungen und Segnungen, aller lei Sitten sowie das gesamte Oast- und Oesindvlsben von sonderlich zu schätzenden ermländiseken Volkswerten. ^lttraditioniortes lebt dabei immer wieder auf und lis ksrt somit den Deweis, daü alle wahre und eckt« Kultu» sin unvergängliches Out ist. Deberall zeigt der ermländiscks Volksckarakter somit auch beute noch seine Werts und deren /Xufwärtsstreben zu kultureller llötis durch Kcktbeit und Kkrlickkeit in der Oesinnung, durch pleiü und deutscheste ^rt, und wenn, mit Dr. Ilsü von Kickendorkf gesproclien, „Süd- deutscklanil und der Westen unserer Heimat auch un endlich feinere und wechselrsicksre Dilder zeigen und sieb Kord- und Kordostdeutscbland dagegen mit viel ein facheren porinen und Oesamterschsinungen bescheiden muü, so ist in diesem Zustands absolut nickt so sehr sin Zeichen kulturellen Dückstandes zu erblicken, als viel mehr der Kackklang aller der schweren Zeiten, dis im Verlaufs der Jahrhunderts immer und immer wieder von neuem über dieses Kand hinweggegangen sind." Wolkgaug Orsiser. „Vi/olrltat" moderner Kultur V^o1!<enI<rat2er und ilire I^ro^leme Kin moderner Wolkenkratzer wirkt mannigfache und ganz neue Problems auf. Der Desitzer eines solchen neuen Oebäudes in Ksw Volk wünschte pingersckilder über und unter jedem 7'ürdrücker, dis ikm bedeutet wurde, daü es 1ö 000 Dollar jährlich kosten würde, diese Olessingscliilder sauber und blank zu halten Kin kdann, der weiter nichts tun würde, als diese Schilder zu putzen, würde zwei kalire brauchen, uin einmal dis Kunde zu macken. Dis Krbauung von Wolkenkratzern ist bellte ein bock- spszialiiserts Industrie. Kew Vork ist dis Hauptstadt des Wolkenkratzers, denn es zählt über 200 Oebäude von zwanzig Stockwerken oder mekr. l'.s gibt jedoch in den Vereinigten Staaten kaum eins Stadt von einiger Oiüüe, die nickt sin oder zwei Oebäude von Wolkenkratzeraus- niaven besäüs. Der Dau von Wolkenkratzern zu Wohn zwecken ist sogar noch wichtiger, als der zu Osscbäfts- zwecken. Dis Krbauung gebt nacli einem bestimmten Zeitplan vor sieb. Die Wichtigkeit eines solchen planes liegt auf der lland, denn der Verlust einiger 'tage an Kliete oder dis Zinsen für brachliegendes Kapital macken bei einem solchen kostspieligen I!au eine beträchtliche Summe aus. Dein Veralten ist der Wolkenkratzer el>enso sehr unterworfen wie etwa der Kraftwagen. Die Krlall- rung zeigt, daü moderne Dürokäuser nur eins Kebensdauer von etwa tünkunddreiüig fahren haben, und zwar ist nickt etwa der Dau an sich selbst schuld, sondern der wech selnde Oesckmack des Publikums sowie die Steigerung der Dodsnwerte, die noch gröüers und bessere Oebäude erfor dert, um di« Kosten aufzudringen Der Wolkenkratzer als lohnendes Unternehmen lüüt sich von zwei Oesiclitspunktsn auktassen. Kin Oebäude mag kür das angelegte Kapital einen schönen Krtrag bringen, dock eins zu wertvolle Kags einnehmen, die den Abbruch des alten Oebäudes und Krriclitung eines köderen, modernen Dauss erfordert. Deispiele hierfür linden sich in Wallstreet und Droad Street zu Kew Vork. Anderseits findet die Höhe des Wolkenkratzers eins wirtschaftliche Orenze. ln der Osgsnwart wenigstens ergibt sich diese Orenze ungefähr bei sechzig Stockwerken. Ks liegen aller dings keine technischen Schwierigkeiten vor, ein kundert- stöckiges Oebäude zu errichten. Allein wirtschaftlich be deuten die oberen Stockwerks einen Verlust. Ks ist schwer, dis oberen Stockwerks zu vermieten, denn es gebt viel Zeit verloren, bevor man sie erreicht. Nicktet man jedoch einen entsprechend leisiungskähigen Kakrstuhl- dienst sin. so gebt damit zu viel Naum des kostbaren Oe- bäudes verloren. ^uk dis Dodsnwerte der Oroüstadt ist der Wolken kratzer von gröütem Kinkluü. I.ondon bat keine Wolken kratzer, und seine Orundwerte werden nur auf ein Drittel der Summe geschätzt, kür dis Kew Vork veranschlagt wird. OrvÜ-Kondon erkält nickt ganz zweihundert Klillionen Dollar vom Orundbssjtz, während diese Kinkünsts in Kew Vork sich auf last 419 lUillionen belaufen, obgleich die De- völkerung 1.3 iUillionen weniger zählt. Andererseits Kat dis Krricktung höherer Dauten unfehlbar Verkehrs probleme im Oslolgs, kür die es nocli keine entsprechende Küsung gibt. Solange die gegenwärtigen Vransportmittsl in Oebrauch sind' wird es Stauungen geben, denn es ist weit leichter, dis Zentralisation zu schaffen, die dis Stauung verursacht, als neue Verkehrsadern zu or- sclilieüsn. Zu den Verkekrsschwierigkeiten gesellt sich di« Verdunkelung der Straüen durch itlammutbauten. Der Wolkenkratzer wird sich jedoch behaupten, denn er erfüllt fragloZ sin Dedürfnis. Oberst William .V. Starrst, sin pacbmann in Wolken kratzerangelegenheiten, nennt den Wolkenkratzer ein« Wohltat moderner Kultur. „Diese Oebäud« bieten di« gröütsn Krlsicbterungen für jede I.ebensart, aut der unser modernes Zusammenarbeiten beruht. Das Wolkenkratzer- woknhaus dient einem bestimmten Zwecks. Di« klen- scken wollen im Winter in rissigen Oemeinsckakten leben, wo sie nickt zu weit zu Vergnügen Kaden. Im Sommer sind wir Kandbewobner mit schnellen Verkekrsmöglich- keilen zu Stadt. Dank des Wolkenkratzers werden wir schnell eine Kation von Zweibausbewoknsrn. Kin Os- bäuds von 110 Stockwerken wird ernstlich in Kew Vork geplant. Ks gibt keinen physikalischen Orund, warum es nickt, oder gar ein noch ein höheres, gebaut werden könnte." D. Hesse. kdD ZelieirnnisvoIIer öelcännter Dekanat ist er uns allen; und die peinsckmecker unter uns wissen ihn ganz besonders zu schätzen: nämlich un ser gewöhnlicher ^al OVnguilla vulgaris), den wir auf den pjsehmärkten in verschiedenster Oröüe in seinem seklangenartigen Oekabsn okt bestaunen. Ond dock — es ist so manches Oeksimnis um jkn her, auch heute noch, in das selbst dis sorgfältigsten neusten porsclningsn kein völliges Kickt zu bringen vermocht haben. Die älteren Katurkorscker erzählten von ibm allerhand Wunderdinge, und manche I.euts behaupten auch heute noch steif und fest, ähnliches mit eigenen ^ugsn am ^Val wahrgsnom- msn zu Kaden, wenngleich siel» das meistens vor regel rechter porsckung zumindest als fraglich erweist. So wollten marxms wissen, daü der ^Val nur tagsüber sich im Wasser aukkalte, des Kackt» jedoch an Kand steige und — einer Schlange gleich — in den Krbsen- und Wicken- fslder» am Oker nach Schnecken und Würmern jage. Das ist kaum wahrscheinlich und wird wohl auf Verwechslung beruhen. Von manchen pisckern wieder wird berichtet, daü ein gefangener /Xal sich tagsüber nickt töten lasse, man möge ihn so schwer verletzen, wie man wolle. Krst wenn dis Sonne sinkt, sterbe er mit dem abnekmendcn Kickte langsam dahin. 1a. selbst wenn man ibm «len Kopf vom Dumpfe trenne, so lebten Dumpf und Kopf ge sondert noch bis Sonnenuntergang und der Kopf bviüe bis dahin noch um sieb, /^»ch dies^ Dekauptung wird über trieben und sagenhaft ausgesebmückt sein. Wenngleich das ausnehmend zähe Keben des ^nles jedem bekannt ist, der einen solchen einmal kür dis Küche Herrichten muüte. Ks kommt dann oft vor, daü selbst die zerschmt- tensn Stücke auf der Pfanne nocli in die llobs springen Soll man das aber noch nur „leben" bezeichnen? Das erscheint immerhin zweifelhaft. Das groüs Osbeimnis. welches den /Xal umgibt, liegt aber nickt in diesem allem, sondern in seiner portpklan zung. Sehr eingehende und schwierige Deobacktungen italienischer und dänischer Korsclier habe» bisher lest stellen können, daü unser« pluüaals zum Zwecke der portpklanzung wandern. Wahrscheinlich wohl zumeist im Herbste — Oktober bis Dezember — vorwiegend des