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Sächsische Volkszeitung : 27.09.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192909272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290927
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290927
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-09
- Tag 1929-09-27
-
Monat
1929-09
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.09.1929
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großer blühender Kranz prächtiger Gemeinden, «eher« bergt doch die Rcichshauptstadt mehr Katholiken als manches deutsche Bistum. Diese Katholiken Berlins und der gesamten neuen Diözese haben den Tag herbeigesehnt, da ein rechtmäßiger Nachfolger der Apostel in ihrer Mitte erscheint und sich als geistlicher Führer an ihre Spitze stellt, um im Geiste der Männer, die dem neuen Bistum die Wege geebnet haben, eines Weihbischofs Dr. Deitmer, eines Dr. Carl Sonnenschein und vieler anderer, aus der Diaspora der Mark in der kirchenrechtlichen Institution eines Bistums eineneueEemeinschaftimElau- ben zu formen. Dieser Tag ist jetzt angebrochen. Mit ibm tritt der Katholizismus der Rcichshauptstadt und ihrer Umgebung in eine neue geschichtliche Epoche ein. Die Gaben, die wir dem ersten Bischof von Berlin zum Will komm entbieten, sind das GelöbnistreuerEefolg- schaft und Ergebenheit zur Kirche und zum Ober hirten. sowie der betonte Wille zur entschiedenen Mitarbeit an dem Kulturprogramm in der katholischen Gegenwart, d. h. in erster Linie an den A p o st o l a t s a u f g a b e n d e r k a t h o l i s ch c n A k t i o n. An deren Verwirklichung allein wird es sich zeigen, ob die Neugründung des Bistums nur als bloßer Formalakt. oder aber als Zeitpunkt neuen Aufschwungs und neuer Stärkung der religösen Kräfte und Leistungen fortleben wird. In Ehrfurcht und in voller Anerkennung des Wertes der gottgesehten Autorität neigen wir uns heute vor dem Bischofsamt. Gleichzeitig aber bringen wir Ehrfurcht und Hochachtung der Persönlichkeit des neuen Bischofs dar. Dr. Christian Schreiber war vielen von uns schon als Derivalter des Meißner Bischofsstuhles kein Unbe kannter. Durch seine rege wissenschaftliche Betätigung hatte er sich schon von Fulda aus einen weitreichenden Namen erworben. Biele Besuct>er der Bonifatiusstadt haben im Fuldaer Dome vor seiner Meißner Wirksamkeit Dr. Schreiber als hervorragenden Leiter der dortigen Kirchenmusik kennen und schätzen gelernt. Auf vielen großen Kongreßen und Tagungen der deutschen Katholiken trat der Meißener Bischof durch seine glänzende Beredsam keit hervor und schuf sich weit über die Grenzen seins Bis tums hinaus einen Rcsonnanzboden. Es ist die Stärke dieses Bischofs, daß sich in seiner Perlon Zielstrebigkeit und Ent schiedenheit mn «nein offenen, leutseligen Wesen paaren, das ihm den Zugang zu allen Schichten der Bevölkerung ohne weiteres öffnet. Der Dom zu Bautzen, die bisherige Kathedralkirche des Bischofs, ist bekanntlich neben dem Dom zu Wetzlar die einzige Simultankirche, in der Prote stanten und Katholiken unter einem Dache, nur durch eine Schranke getrennt, ihxe Gottesdienste abhalten. Oftmals, wenn Bischof Dr. Schreiber auf der Kanzel der Bautzener Domkirche stand, konnte man auch im protestantischen Teil des Domes zahlreiche Zuhörer beobachten, die den Worten des bischöflichen Predigers lauschten. Und selten verging eine Gelegenheit, wo Bischof Dr. Schreiber nicht der Not wendigkeit gegenseitiger Achtung und friedfertiger Zu sammenarbeit der verschiedenen Weltanschauungen das Wort geredet hätte. Diese seine bei aller grundsätzlichen Entschiedenheit konziliante Haltung trug dem Bischof auch auf seiten der Andersgläubigen allgemeine Achtung und Anerkennung ein. Warum wir soweit ins Persönliche zurückoressen^ Ganz einfach deshalb, weil uns die bisherige Wirksamkeit Dr. Christian Schreibers die beste Gewähr dafür bietet, daß es dem ersten Bischof leicht gelingen wird, neben dem vollsten Vertrauen und der treuesten Gefolgschaft der Katholiken der Mark, die ihm von Anfang an sicher ist, auch ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Anders gläubigen, sowie zu den nichtkirchlichen Institutionen des öffentlichen Lebens zu gewinnen. Wir Katholiken wissen, daß die Sorgen des neuen Bischofs, wie die jedes kirchlichen Oberhirten, auf rein kirchlichem Gebiet liegen werden, und — falls das überhaupt möglich ist — wird die neue Ent wicklung der katholischen kirchlichen Verhältnisse der Mark zeigen, wie unangebracht gewisse an die Neugründung des Bistums geknüpfte Befürchtungen einzelner Kreise gewesen sind. Wir grüßen Bischof Dr. Christian Schreiber als be währten Führer der katholischen Diaspora, der vom Grabe des heiligen Vonifatius kommt, um im Geiste des Apostels der Deutschen zum Vesten unseres deut schen Volkes hier inmitten der Neichshauptstg-t zu wirken, und reichen ihm zu treuer Gemeinschaftsarbeit,an den großen Kulturfragen der Gegenwart in dieser geschichtlichen Stunde die Hände. Möge Gottes Segen die Wege dieses ersten Bischofs von Berlin allezeit begleiten, zum Vesten unseres Bistums und zum Besten unseres gesamten deut schen Volkes. ZeikgemStze Jugendarbeit Reichskagung -er Jugendherbergen Dresden. 26. September. Am kommenden Sonntag findet in Dresden die Rcichstagung des Reichsverbandes für deutsche Jugendherbergen statt. Der Rcichsverband wurde am 2. November 19t9 gegründet und umfaßt gegenwärtig 2209 Iugendherbergsorte, 990 Ortsgruppen und 100000 Mitglieder. In ihm arbeiten Behörden des Reiches, der Länder und Ge meinde». Iugendvcrbände und Leibesübungen treibende Vereine aller Richtungen gemeinsam an der Ausgabe, der wan dernden Jugend billige Uebernachtungs-Gclegenheiten zu schas sen. Dm vorige Reichstagung fand im September 1928 in Kassel statt. Für den Gau Sachsen, der mit dem Neubau des Hauses der Jugend in Dresden und der schwimmenden Jugendherberge Sachsen Vorbildliches leistete, richtete dessen Vorsitzender Tr. Maier herzliche Begrüßungsworte an die Teilnehmer der bevorstehenden Reichstagung. Auch Ministerpräsident Dr. Bünger und Arbeite- und Wohlsahrtsminister Elsner heißen in warmen Worten den deutschen Iugendherbergstag in der sächsischen Hauptstadt willkommen. Ministerpräsident Dr. Bünger schreibt folgendes: „Das „Schweifen i» die Ferne", der „deutsch« Wandertrieb", ist eine unserem Volke tief eingewurzelte Anlage, die es grundlegend von seinen Nachbarvölkern unterscheidet. Sie hat zu allen Zeiten unserer Geschichte Auswirkungen von elementarer Wucht gelmbt nicht immer zum Vorteil des Volksganzen. Hat diese Eigenschaft es doch mit verschuldet, daß in früheren Zeilen, wo noch nicht dos schlimm« Wort vom „Volk ohne Raum" für uns gelten konnte, durch Ausivanderung wertvolles Volksgut der deutschen Heimat dauernd verlorenging. Aber auch das Beste in uns ist mit diesem Wandertrieb untrennbar verknüpft. Der Reichtum der deutschen Seele drängt danach, iklier die Hei- marscbolle hinausgreisend möglichst viel von der schönen Welt da draußen innerlich zu umfassen. Diese in unserem Volkstum ruhenden Kräfte drohen für die in den Großstädten und Fabrik vierteln lebenslang eingeschlossencn Menschen zu versiegen. Die „Jugendbewegung" mit ihrem Drange nach Licht und Luft in übtertragcnem wie in ganz natürlichem Sinne hat dieser Ge fahr «in Ende gemacht. Der Neichsverband für Deutsche Jugendherbergen, der sich zum schöne» Ziel gesetzt hat, aller orts im deutschen Vaterlande der wandernden Jugend gesunde, billige und doch heimelig schöne Unrcrkunftsräume zu verschaf fen, hat außerordentlich viel dazu beigetragen, daß das Iugend- wandern, von allen ihm anhaftenden Schlacken gereinigt, feine wohltätige Wirkung aus unseren Volkskörper ausüben kann. Fragen -er Iugen-führung Dresden, 26. Oktober. Im iveitcrcn Verlauf der Tagung der sächsischen Berufsschullehrer machte am Mittwoch Berufsschullehrer G. Säger bemerkenswerte Ausführungen zum Thema der Jugend pflege. die in folgenden Forderungen gipfelten: Ersehen wir das von her gesunden Jugend mit Recht abgclehntc Wort Jugendpflege durch das zutreffende Wort Jugend f ü h r u n fl — oder finden wir ein anderes Wort für dieses Arbeitsgebiet des Berufsschullehrers. Verpflichten wir jede Lehrkraft, ohne Ausnahme, zur Jugendstils, rung.. Jeder Berufsschullehrer soll sich innerhalb seiner Pslichtstun. den wöchentlich einmal zwei Abendstunden lang mit seinen Jungen? ziisammenfinden. Bannen wir alle Einseitigkeit aus dieser Arbeit' lind schließlich ein Wunlch an die Vorgesetzte Behörde: befreit den Lehrer von der Haftpflicht. Das zweite Referat hielt der Geschäftsführer des Eignes Sach sen vom Verband deutscher Jugendherbergen, G. Rade. Er gab ein anscbaulichcs und umfassendes Bild vom sächsischen Jugend-Her. bcrgswerk. das gegenüber dem der anderen deutschen Gaue manche Unterschiede ausweis«, die in der Eigenart der sächsischen Verhält- nisse begründet seien. Der Vortragende betonte, daß der Verband deutscher Jugendherbergen auf politisch und religiös neutralem Bo den arbeite und alle diejenigen ziisammensaffc, die am Jngcndher- bcrgswerk interessiert seien und das Wohl der Jugend aller Stände erstreben. Fallendes Laub Das ist wie letztes Mbschiednehmen des Sommers, wenn die Blätter mit tänzerischer Gelöstheit zu Boden schweben. So gar nichts von Traurigkeit — wie es viele Menschen währ haben wollen — ist in diesem Tändeln brauner und gelber Flocken, das die milde HerbstsoNne mit goldenen Lichtern umfließt. Ma» hat eher die Empfindung, als ob sick jedes Blatt, zurückwinkend. aus der Schar der Gespielinnen löste, um einem unhörbaren Ruf zu folgen, um heimzukehren in die ausgebreiteten Arme der Mutier Erde. Hier fällt die Trennung von liebgewordencr Umgebung schwerer. Nur langsam, wie in innerlichem Widerstreit, findet sich das Blatt mit seinem Schicksal ob und taumelt tiefer u»ö tiefer. Dort sieht cs sick wie Jauchzen und Armeschivenkcn an. und mit ausgelassenem Zickzackhüpfen wird die gerinne Weg. spanne verkürzt. Fallendes Laub versinnbildlicht nur einen kleinen Ausschnitt in dem nie ruhenden Kreislauf alles organi- scheu Geschehens. In: Frühling, als Saft in die Bäume empor gestiegen, zu grünem, srücktcschützendem Dach Form geworden, ist mit dem Ende des Sommers die sichtbare Sendung des Blat tes erfüllt. Aber dieses Gehen ist kein Vergehen, ist kein plötzlich Wertlosgewordensein. Blatt fügt sich nach dem Fall zu Blatt, neben- und über einander. Wird eine dünne Decke, aus der die Bodenfeuchtig keit die nährenden Kräfte saugt, die sie nach einer winterlichen Ruhepause als ausbauender Humus den Wurzeln wieder '»< führt. So reichen sich im All Tod und Leben die Hände Der Verwesung entkeimt neues Werden. Auch in dem fallenden Laub klingt die unvergängliche Melodie der Ewigkeit. vrrrcken unct Umgebung Eisenbahner un- Reichsbahngefetz Dresden, 26. September. Die in der Zeit vom 21. bis 2b September 1929 in Dresden ftattgcsnndcne Sitzung des Hauptvor- standes der Gewersiebast deutscher Eisenbahner e. B., an der über 1<X> Vertreter ans dem gesamten Reich, u. a- Ncicbsvcrkcbrsministcr a.'D. Dr. Koch und mehrere Reichs- und Landtagsabgeordncle. tcilnahmen. faßt« einstimmig folgende» Beschluß: „Anläßlich der durch den Noiingpla» „inwgeslallende» Reichs, bahngesetze fordert der Hauptvorstand der Gewerkschaft deutscher Eisenbahner e V. die Hcransnabine der Reichsbahn ans fremdem Pfand und ibrc llntelstellung unter den Einfluß des Reiches aus allgemein volkswirtschaftlichen, vcrkcbrspolilische» sowie aus Grün den der Betriebssicherheit als unbedingte Notwendigkeit. Das vor wenigen Tage» gefällte Urteil in bezug ans die Ver antwortung für das Münchener Eisenbahnunglück beweist mit aller Deutlichkeit, daß neben unzulänglichen technischen An lagen der bisher geübte Personalabbau und die Kleber- laftung des Personals die Betriebssicherheit ans das schwerste gefährden. ES muß deshalb im Interesse der Betriebs sicherheit von der Reichsrcgierung, ihren Unterhändlern und der Leitung der Reichsbahn verlangt werden, daß 1- das deiitsche Reicbs- babnvcrsonal grundsätzlich nicht schlechter gestellt werden darf aI5 das vergleichbare Personal der deutschen Rcichsbebörden. Jnsbeson. dere ist das öffentlich-rechtliche Dienstverhältnis mit gleichen Rechts grundlagen w-ic bei den Reichsbeanilen sicherzustellen; 2. die Be- amteuanwärter und Lohnempfänger keinerlei Rcchlsvcrmi'ilderuiw gegenüber den vergleichbaren Bediensteten des Reiches sowie dn übrigen Arbeitnehmerschaft erleiden: 9. infolge der erhöhten d- lieben Jnausprnchnabme de? Personals die bestehenden sozialen E - richtungen ungeschmälert erhalten und weiter ausgcbaut werden Der Hauptvorstand der Gcwcrsichast deutscher Eisenbahner e. V erwartet von dem gesamten deutschen Bolle, vor allein von de! Spitzcnorganisatione» der deutschen Arbeiter. Angestellten und Be amten die nachdrücklichste Unterstützung im Ent'ckcidnngskampf um di« Freiheit der Reichsbahn als ureigenstes nationales Gui des dem- sehen Volkes. Dresden in Zahlen Dresden, 26. September. Das Statistische Jahrbuch der Stab: Dresden, das zuletzt vor etwa zwei Jahren für 1922'1924 erschien, ist soeben im 27. Jahrgang unter dem neuen Titel „Dresden in Zahlen", äußerlich und innerlich vielfach verönderi, der Oesscnl. lichkcit übergeben worden. Trotz zahlreicher Schmierigkeiten ist cs gelungen, in den Zablenübersichtcn fast ausnahmslos bereits die Er gebnisse des JahrcS 1928 mit zu brinacn und damit eine wohl kaum zu übcrbieicnde Schnelligkeit in der Herausgabe eines großen stati stischen Nachschlagewerkes zu erzielen. Dem Buche ist z»m erstenmal ein Plan „Dresden 1929 mit den Eingemeindungen seit 1895" bci- gegcbcn. auch die slowakische Volksparret an ven gui geoearen Tis chder Regierung gesetzt, kein Bruch mit Prag ist zu befürchten, dennoch bleibt das Problem, daß die Slowakei trotz anderer nationaler Zugehörigkeit von den Karpathen natürlich an das ungarische Becken angeschlossen wird, un gelöst bestehen. Geographische und nationale Gerechtigkeit widersprechen einander offen . . . Das kommt freilich Preßburg fürs nächste nur zugute. Eben weil man Berechtigung und Notwendigkeit einer eigenen Donaustellung des Staats bezweifeln kann, dessen natürliches Verkehrssystem sich mit der Elbe zu den nörd lichen Meeren richtet, fühlt sich die Prager Regierung nun erst recht zu energischen Donauhandlungen verpflichtet. Die tschechoslowakischen Etaatsbahnen unterstützen die llmladestelle Preßburg mit einer Tarifpolitik, deren Frachtsätze in Verbindung mit den vorteilhaften Bedin gungen des Freihafens den Güterverkehr Bratislavas aus Kosten Wiens und Budapests um Hunderttausende von Tonnen gesteigert haben. Eine stürmische Vervielfachung, die für den Augenblick, wie jeder Rekord, überrascht, aber zugleich den Wirtschaftsfachmann, der in weiten und ruhigeren Zeiträumen denken muß, schon den notwendigen Rückstoß erwarten läßt ... Er wird kein sanfteres . ^ Tempo als der Aufstieg haben. Heute aber ist Preßburg noch voll vom breiten Strom der Neugestaltung ergriffen. Es müßte die neuen Gren zen segnen, würden diese den Preßburger nicht zugleich an etwas hindern, was ihm sehr viel bedeutet hat: an dem freien Verkehr mit dem kaum 80 Kilometer entfernten ' Wien. Bestünden nicht die Grenzschwicrigkeiten, die elek trische Bahn könnte beide Städte in wenig mehr als einer Stunde verbinden, noch rascher wären Autabusse und Pri- .s. vatautomobile auf einer längst fälligen Autostraße. Einst weilen ist die Gemeinschaft aber gehemmt, nur wenige alte Habitues der Vorkriegszeit. Stammgäste in der Oper und bei Sacher, kehren auch der Erenzrevision zum Trotz ebenso oft wie früher mit dem mitternächtigen Budapest« Zug'aus Wien heim . . . Weniger beharrlich strebt der Wiener nach Preßburg, und das ist schade. Dort wird nicht nur in drei Sprachen Theater gespielt, unter der Leitung Nedbals gibt es — welche interessante Perglcichsmöglich- keit! — auch die beste tschechische Oper in der Stadt zu hören. Was die tschechische Nationaloper auszeichnet: In dividualität. blühender Reichtum der Stimme, Leiden schaft des Musizierens aus natürlicher Fülle! sonst nur als Beigabe zu einer weiten Prager Reise zu genießen, bie. tet sich hier dem Wissenden als Dank eines Abendaus. flugs. Kein schlechter Gewinn für die Wiener Musik, würde sie diese nahe Anregung reicher und williger nützen. Theater un- Musik Staatsoper. Auch d'Alberts Oper „Tiefland", die in di»s«r Spielzeit das erste Rial in Szene ging, machte die Ver wendung ziveier Gäste nötig. Inwieweit bei Charlotte Schra- der eine etwaige aushilfsweise Besetzung in Frage kommt, entzieht sich unsrer Kenntnis. Der Theaterzettel führt« sie dies mal nicht als Gast auf. Als „Martha" hörte man Honni Hütte »es und als „Pedro" Erik Enderl ein. Gesanglich und darstellerisch fesselten beide Parteien durch schöne Stimm kultur und künftlerifck)« Abrundung. Ueverhaupt zeichnete sich die ganze Aufführung, die Kurt Striegler mit Schwung und musikalischer Delikatesse leitete, durch satte Farbenpracht und Klangschönheit aus, so daß das sehr gut besuchte Haus mit spontanem Beifall nicht kargte. ^ —Ist— Sigrid Onegin, die am 1- Oktober im Vereins. Hause ihren Dresdner Liederabend veranstaltet, l,ot in der Berliner Städtischen Oper die „Dalila" in „Samson und Dalila" mit außerordentlichem Erfolge gesungen. Tie Berliner Presse hebt u. a„ hervor: Prachtvolle Töne — Edelklang der Onegin-Stimme — das blüht olles mit wunder voller Wörme — der metallische, wundersam schmiegsame und timbrereick>« Alt — die Note des Abends — singt mit einer Vollendung, die beispiellos ist — Zaubergarten ist dieses Organ in seiner Folge tonliet-er Wunder. Kammer-Konzert bei Friedrich dem Großen, linier dieser Flagge segelte eine Wohltätigkeitsveranstaltung des Sächsischen Künstlerhilssdundcs in den Fe st sä len des Neuen Rathauses am gestrigen Milt >vocl)abcnd. Für die musikalische Leitung hatte man Karl Maria Pcmbaur gewonnen. Diesem wieder hatten sich bewährte Künstler zur Verfügung gestellt, so Annelies Heß. Martin Krem er, Francis Koene und Paul Scheffel. Dem Grundgedanken folgend, kamen Werke von Friedrich dem Großen, Hasse, Grann, Händel. Quantz, Benda und K. Phil. Emanuel Bach zu Gehör. Studierende der Orchester, schule leiteten den Abend mit einer sauber ausgefeilten Ouvertüre zu „Euristeo" (Hasse) ein. Paul Scheffel blies mit blendender Technik und gefühlswarmer Tongebung Werke für Flöte von Friedrich dem Großen und dessen berühmtem Lehrer Quantz. Der silbrige und quellende Koloratursopran von Aktue lles Heß gab Arien von Friedrich dem Großen und Oden mit Melodien von K. PH. Eman. Bach Leben und Wirkung. Mar tin Kremer interpretierte an Steile des dienstlich verhinder- tcn Max Hirzel eine Arie aus Handels „Xerxes", die unter dem Namen „Largo" in der Musikwelt bekannt ist. Einer Sonate für Violine und Klavier von Benda war Francis Koene meisterhafter Nachdichter. Zu einem fein abgestimmten Kam mermusikspiel mit Kapellmeister Pembaur, der sämtlichen Wer. Ken rin stilkundiger Führer ivar, vereinigten sich Mario Tun- der (Violine), Erich Schröder (Oboe) upd Wolfgang Lohse (Violoncello) in einem Quartett von Graun. Dem Interessan ten Musikabcnd gaben die Kostüme aus dsr Zeit Friedrich des Großen farbiges historisches Gepräge. Die Veranstaltung, die mit einem geselligen Beisammensein an mit Dahlien und anderen Herbstblumen geschmückten Tisck>en «ine gesellschaftliche Fortsetzung fand, konnte sich eines sehr guten Besuches er- freuen, so daß den Wohlfahrtokassen des Sächsischen Künstler- bundes ein erfreulicher Reingewinn sicher sein dürste. -Ist- Dresdner Funk-Ausstellung 192«. Die Dresdner Funk- Ausstellung findet auch dieses Jahr, wie alle Jahre, in der Zeit vom 19. bis 27. Oktober 1929 im städtischen Ausstellungs Palast Dresden statt. Es werden gegenwärtig Verhandlungen mit den verschiedenen Erfindern und Gesellschaften gepflogen, um als Neuheit auf dieser Ausstellung das Fernsehen und das Fern kino zu zeigen.
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