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Sächsische Volkszeitung : 22.09.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-09-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192909225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290922
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290922
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-09
- Tag 1929-09-22
-
Monat
1929-09
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 22.09.1929
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Kalholische Kirchenmusik Katholische Hos- und Propstelkttrche Dresden. Sonntag, den 22. September, 11 Uhr vormittags: Messe D-Moll von Kretschmer,- Graduale: Protector noster von Reihlger; Ofser- torium: Ave Maria von Reiniger. Schlich der Iahresschau Dresden, 21. September. Am 25. d. M. wird aus der Wan derbühne der Iahresseliau Fritz Krüger vom Norddeutschen Lloyd über Reisen und Wandern «inst und jetzt sprechen. Am Donnerstag sindct das letzte Elite-Konzert der Dresdner Phil harmonie statt. Der Schl uh tag der diesjährigen Fotz res schau ist endgültig auf den 29. September festgesetzt worden. An diesem letzten Sonntag finden von 16—23 Uhr ununterbrochen Konzerte statt. Als Abschluß der Iahresschau wird am 29. Sep tember bei Eintreten der Dunkelheit ein grobes Schluhseuer- wcrk abgebrannt. : Der Zirkus Krone, dessen Plakat« von allen Anschlagsäule» die bevorstehende Ankunft des Niesenunternchinens künden, wird «ist kommenden Freitag, den 27- September, seinen Einzug in Dresden halte» können. Ti« zuerst für nächsten Dienstag vorgesehene Er öffnung ist nicht möglich, da das Elastspiel in Magdeburg, von wo Krone dann »ach Dresden kommt, infolge des starken Andranges um drei Tage verlängert werden muhte. Man darf jedenfalls dem Eintresfcn des Unternehmens, das umzugartig durch die Haupt straßen Dresdens sichren soll, mit Interesse entgegcnsche». : Tic ersten Ingenieure der Technischen Lehranstalten der Stadt Dresden- An den technischen Lchranstalien der Stadt Dres den, Abteilung Höhere Maschinenbauschule, wurde in den letzte» Tagen erstmalig die Reifeprüfung sür Maschineningenieure abgc- hallcn. Ten Vorsitz in der Prüfungskommission führte Ministerialrat Müblman» vom Wirtschastsministerium. Zur mündlichen Prüfung sandten die Obcrpostdirektion, der Verband Sächsischer Industrieller und der Verein deutscher Ingenieure ihre Vertreter. Bei der Ent lassungsfeier am Freitag hielt Oberstudicndircklor Steinbriugs die AbsciücdSrcde. Sämtliche 17 Prüflinge bestanden die Prüfung. : Fachlehrgang sür reisende Kausleute. Im Januar d. I. hatte die Sektion Dresden des P r. K. D. den ersten Fachlehr- gang für jung« reisende Kaufleute und hauptsächlich für solche Handlungsgehilfen, die später auf die Reife gehen wollen, ab- gehaltc». Die maßgebende» Körperscl>asten und die Firmen des Handels und der Industrie lzaltcn das Vorhaben der Sektion Diesen weitgehendst unterstützt. Die Anmeldungen zu dem Fachlehrgang i^areii derart zahlreich), dah viele zurückgestellt werden muhten. Mitte Oktober d. I. will die Sektion Dresden mit dem 2. Fochlehrgang beginnen. Der Lehrplan ist auch für den 2. Fachlehrgang sorgfältig zusammengestcllt, und gewährt allen Teilnehmern einen grundlegenden Einblick in die Viel seitigkeit des Könnens und Wissens, dessen der tüchtige reisende Kaufmann bei der Ausübung feines Berufes benötigt. Als Teilnehmer iverden wiederum junge reisende Kaufleute, ins besondere wiederum junge Handlungsgehilfen, die sich später dem Reiscnden-Verufc widmen wollen, ausgenommen, und zivar bis zum Alter von höchstens 30 Jahren. Anmeldungen können bereits heute an di« Geschäftsstelle der Sektion Dresden, Dres- dcn-A. 1. Pirnaische Strahe 41 eingereicht iverden. Die Teil nahme ist kostenlos. Einzelheiten über den Fachlehrgang werden noch rechtzeitig bekanntgcgebcn. d. Neue Wahlordnung der Dresdner Handelskammer. Wie uns gemeldet wird, genehmigt« die Handelskammer eine neue Wahl ordnung. Di« Kammer hat auch künftig 30 Mitglieder, doch triii eine Vergrößerung insofern ei», als die Vertreter des Grimmaer Be zirkes ausscheiden und die beiden dadurch freiwerdendc» Sitze dem übrigen Bezirk zugcschlage» werden. Der Industrie und dein Bcrg- lxu, stehen 10, dem Großhandel 8 und dem Einzelhandels- und Elast- wirtsgewerb« 6 Sitze zu. Abbilder,mgSanIrägc zugunsten des Groh- hzw. Kleinhandels wurden abgclchnt. Die Neuwahlen werde» Ende November stattfindcn. Tuc/k/ksus Tlcesttca - X., Lcdetkelsri-oüc 2/ ucde Stickerei- u. üekoratioostircdo üiroto Tvc/ie /. Xireräeckeo 11»/i/rieae -kliriistreate/isiotto, Leide/i iür Tacker avci l/mkärixs Ein Wellzenkrum -er Krtminaliskik Inkernakionale Akademie für krimlnattsttsche Wisfenschafk in Wien Unlängst fand in Lausanne ein internationaler Krimina- llstenlwngreh statt, auf dem die Gründung einer Acad.-mie internationale de criminalistique mit dem Sitz in Wien befchios- sen wurde. Durch die Wahl des Ortes sollte die Bedeutung Wiens sür die iniernationale kriminalistische Forschung gewür digt werden, dies insbesondere in der Person des Polizei- präsidenien von Wien, Johann Schober, der zum Ehrenmitglied der neuen Akademie ernannt wurde. Präsident der Akademie ist Professor C. I. Lcdden-Hüisebosch aus Amsterdam, einer der bekanntesten Gerichtssachverständigen auf dein Gebiete der Kriminaltstik, der seine Lauslxihn als Chemiker begonnen hat. Er beschäftigt sich hauptsächlich mit den Problemen der Der- ivendung des ultravioletten Lichtes in der Kriminalistik, das besonders ans dem Gebiete der Biiderfälschung große Bedeutung hat. Er hat auch grundlegende Untersuchungen über Tinten veröffentlicht und wiederholt außerhalb seines Heimatlandes, zuletzt auf dem internationalen Polizeikongreh in Karlsruhe im Jahre 1925, Borträge gehalten. Dem Kuratorium der Aka demie gehöre» tveiter Dr. Edmonde Locard, der Ehef des Polizei- wissenscl>af>Iichcn Laboratoriums in Lyon, an. Professor Bifchoss, der Leiter des kriminalistisciien Instituts der Universität Lau sanne, Polizeidirektor Dr. Bruno Schultz, Tr. Robert Heindl. Das Sekretariat der Akademie steht unter der Leitung Pro fessor Dr. Siegfried Türkcls. Der Zweck der Acadmnie iniernationale de criminalistigue ist die Förderung wissenschaftlicher Arbeit, der Austausch von Erfahrungen, der Auslausch von interessanten Gegenständen und Photographien, die Anlegung einer Zentralkartolhek ülxr kriminalistische Literalur. die Vorbereitung eines Zentral- laboratoriums, di« Sicherung der Priorität für wissenschaftlich« Forschungsergebnisse, die Abgabe von Obergutachlen, die wissen schaftliche Unterstützung der internationalen kriminalpolizeiliä)«!« Kommission und jener Kommissionen des Völkerbundes, welch« sich mit der Bekämpfung des internationalen Peibcecherlum» bescitzifügen. Tie neue Akademie wird alle Zweige der krimi nalistische» Wissenschaften unb der Kriminallechnik und all« kriminalistisch angewandten Wissenschaften pflegen, mit Aus nahme der Psychologie, Psychiatrie, Kriininalbiologie. des for mellen und materiellen Strafrechtes und der Gefängiiiskunde. Zu wirklichen Mitgliedern der neuen Akademie können solci>e Personen ernannt iverden, welche hervorragende, für die Auf. nähme ivürdigmacheude wissensäwstliche Leistungen auf dem Gebiete der kriminalistischen Wissenschaft und Technik oder her vorragende wissensciiosUich« Leistungen in der Praxis und Päda gogik aufzuweisen haben. tz, Todesopfer des Verkehrs. In Plauen wurde der vierjährige Sohn des Maurers Oeltz scher auf der Hohen Strahe von einem Kraftwagen überfahren. Das Kind erlitt so clpvere Quetschungen, dah es unter den Händen des Arzte» tarb. — In Mühl troff stürzte an einer gesähriichen Kurv« ei» Motorrad so schwer, dah der Fahrer Rippen- und Schädel» bräche davoulrug Er wurde ins Piauener Krankenhaus in bedenküchem Zustande eingeliefert. — In Zwickau flieh aus der Staatsstraße nach Greiz oberhalb des Brückenbergschachtes ein Personenkraftwagen mit einem Motorradfahrer zusammen, der schwere Verletzungen davon Irug. Er starb bereits auf dem Transport ins Krankenhaus. Auch oer Kraftwagen wurde stark beschädigt. Mitteldeutsche Rundsunkverhältnisse Leipzig. 20. September. Zur Frage der Rundfunkcmpfangs- verhällnisse in Mitteldeutschland wird von der Oberpostdirek- tion Leipzig initgeleilt: Zur Verbesserung der Rundfunksendung von Leipzig wird jetzt mit Beschleunigung ein Ersatzsender ausgestellt werden. Die Inbetriebnahme wird voraussichtlich Anfang Oktober d. I. erfolgen. Der neue Sender Hot. um mög lichst schnell die Besserung der Verhältnisse herbeizuführen, zu nächst'die gleiche Leistung wie der jetzige. Gleichzeitig sind die Arbeiten eingcleilct, um die Sendeleistung zu erhöhen. Zu diesem Zwecke wird ein für Leipzig bestimmter 4-k. W.-Sender durch Umbau um etwa 30 v. H. in der Leistung erhöht. Ob gleich dicfc Arbeiten sehr umfangreich sind, kann damit ge rechnet werden, dah, wenn nicht unvorhergesehene Umstände «inlrelen, der verstärkte Sender Anfang Dezember d. I. in Betrieb genommen wird. Kammersänger Waldemar Staegmann und Regisseur Jan Gielen für die Mirag verpflichtet. Kammersänger Waldemar Staegmann, Regisseur der Dresdner Staalsozwr, und Fan Gie len, Regisseur der Dresdner Slaatsfchauspielc, wurden von In tendant Professor Dr. Neubeck als Gastregisseure für die Mirag verpflichtet. Kammersänger Staegmann wird im mitleideut- s«l>en Sender Ossenbachs ...Herzogin von Gcroldstein" und Jan Gielen die Komödie „Der verwandelte Komödiant" von Stefan Zweig inszenieren. Das Europa-Kaus Leipzig, 21. September. Mit großem Interesse verfolgt die Einwohnerschaft Leipzigs das Wachsen des „Europa-Hauses" am Augustusplatz, dessen monumentale Gestalt immer dcuilichcr hcrvor- wächst. Hier entsteht ein EXychäftshaus in vcrkchrsbestcr Lage und repräsentativster Gestalt, würdig der Bedeutung der alten HandclL- u»d Messestadt, e>» eindrucksvolles Bild kaufmännische» Wolleuz und Wagens. Das Haus wird mit 14 Stockwerken in eine Höhe von 47 Metern emporgcsührt, die oberen 5 Stockwerke iverden als großer Turm ausgebaut. In jedem Stockwerk sind 580 Quadratmeter ver mietbare Fläche, tu de» Turmstockwerken je 220 Quadratmeter. In seiner Ausstattung wird das Haus alle technischen Fortschritte an- wenden, Fernheizung, eigenes Umsormwcrk und Auszüge usw. Be sonders wichtig sür den Mieter ist. daß die Geschosse ohne Zwischen wände vergebe,, werden. Der Mieter erwirbt nur soviel Raum als er benötigt und zieht sich selbst die erforderlichen GipS- und Glas wände ein. So kan» er Raumeinleilung und -ändcrung ganz nach seinem persönlichen Bedarf vornehmen und jeden mielefrcssendcn „toten" Raum vermeiden. Dem Leipziger Stadtbild wird durch das Europa-Haus ein interessantes und sehenswertes Bauwerk ein- gesügt. Neues aus der Messestadt Leipzig, 21. September. Die Leipziger Terrilmaschiuen- mcsse im Frühjahr 1930 wird »ach de» bis jetzt vorliegenden Platzmeldungen eine sehr reiche Beschickung aus dem In- und Auslände auswcisen. Die Terülmaschmen Messe wird ih: Heim in der dem Verein Deuischer Maschmenlmuanstalten gehörigen Halle 8 auf dem Ausstellungsgeländc der technischen Messe finden. Besonders die deutsche Textilmaschinen.Industrie be kundet ein sehr starkes Interesse an günstigen Ausstellungs ständen. da sie ihren Export durch die Beteiligung an der Leip ziger Messe weiter!):» zu vergröß.'r» hosst. war doch die Textil» maschincn-Aussuhr nn ersten Halbjahr 1929 um rund 45 Mil lionen Reichsmark kchher gegenüber der gleichen Zeit des Bor»^ jahres. Leipzig wächst Knautkleeberg, 29. September. In einer Vollsitzung der hiesigen Gemeindeverordneten wurde esnslünmio die Einver leib u n g Knautkleebergs nach Leipzig beschlossen. Tie Ge meinde ha! der Stadl Leipzig einige Sondevbedingungen gestellt, die dem Vernehmen nach bereits zugestanden sein sollen. Durch die Einverleibung erhält Leipzig einen Zuwachs von rund 3000 Einwohnern und vergrößert sein Gebier um eine Fläche von 310 Hektar. ) Junkers in Leipzig. Die Iunkcrs-ÜLerke haben seit einiger Zeit einen Teil ibres Betriebes »ach Leipzig gelegt. Aus dem Fiug- platz Mockau wurde eine Flugzcugwerst errichtet, die i» erster Linie der Reparatur dienen soll, aber auch zur Entladung des Dessauer Hauptwerkes beraugezogc,, werden kau» und in der 200 Spezial- arbcilslräilc beschäftigt sind. ) Maßregelung eines Stadtverordneten. Tie Staotverordueten beschlossen in geheimer Sitzung, den Stadtverordnete,, Amtsgcricbts- rat Dr. Wall „er aus zwei Monate von den Sitzungen auszu- schließen. weil er Material aus- geheimen Sitzungen in die Presse ge bracht hatte. Walluer ist auch Laudtagsabgeorductcr der Bolksrechls- parlei sür den Wahlkreis Leipzig. ) Bor einem großen E-inbrecherprozeß. An, Dienstag begimrr vor de», Gemeinsamen Schösseugeücht ein großer Debüah -Prozeß gegen den polnischen Einbrecher und Heiller Aibuichün und sieben Genossen, die von Lettin aus lauge ganz Deutschland beiin- gesucht halten, bis man ihrer im vorigen Iabrc in Leipzig bakll-ast werde» konnte. Da im Prozeß zahlreiche Eiuzeihciten der Berbre- chcrbckämpiuug zur Sprache komme» werden, ist mit dem Aus schluß der Q s s e n l l ich k e i t sür die Verhandlung zu rechne», die «irva zwei bis drei Woche» dauern wird. Es sind 80 Zeugen geladen. Mensch unter Menschen Roman von Victor Hugo. <122. Iortieftung.» Manns hob die Augen auf und sah Faucheleveiit vor sich. S«i es, daß er sich gut erkundigt hatt«, sei es, das; eine richtige Ahnung oder d«r Zufall ihn führte, Jean Valjean war durch die Ru« Moudctour gekommen, ohne, dank seiner Bürgcrwehrunstorm, angcbaltcn zu werden. In dem Augenblick, als Jean Perl stau hcranlam, halte ihn niemand bemerkt, da aller Augen aus di« fünf AuSgeschiedcncu und die vier Uniformen g«kcslct nxiren. Er hatte also alles mit an gesehen und gehört, uitd dann stillschiveigend seine Uniform aus- gezogen. Eine uiibeschr«ibiich« Aufregung bemächtigte sich jetzt aller, nun sie ihn erblickten. „Wer ist der Manul-' fragte Laigle. „Einer, der andere rettet", anlwortcte Eombcscrre. „Ich kenne ihn!" sagte Marius feierlich. Diese Bürgschaft genügte alle». EnjolraS trat a» Jean Valjean heran. „Seien Sie willkommen. Dasi wir dem Tode gciveihl sind, wissen Si« ja wohl?" Statt aller Antwort half Jean Valjean dem Insurgenten, dem er das Lebe» rcitele, di« Uniform anlcge», » Da die Barrikade jetzt mit Artillrric angegrissen wurde, »var das lmlüigc Ende vorauszujchcn. Gegen die Karlälscheukugeln ge brauchte man «inen Kugeljang, da durch die Prellschüsse melir Per- lctzungen vorkamen als durch dir«klc SclMc- Plan rief »ach Ma tratzen, doch «z war leine da. Nur ganz oben an dem Hanse dicht vor der Barrikade hing «in« aus de», Fenster. Jean Valjean lxitle bis jetzt ziemlich teilnahmslos aus eine,» Sl«in gesessen. Jetzt ries er: „Kann mir jenmnd einen doppelläufigen Karabiner leihen?' fragt« Jean Vatikan. EnsolraS, der den seiniqen soeben wieder gelRen. reicht« ihm denselben. Jean Valjean legte an und schoß den einen von d«n beiden Stricken durch. Gleich darauf siel der zweite Schuß, und die Ma tratze stürzte herab. „Bravo!' riefen alle. „Nun haben wir eine Matratze!' „Jawohl, wenn sie einer holt!' sagte achselzuckend Coinbe- serrc. Den» die Matratze ivar vor die Barrikade, zwischen die Bc- lagcrien und die Belagerer, gcsallen. Ruhig, doch zicibcwnßt rannie Jean Valjean durch den Kugciregen, hob die Matratze auf und trug sie hinter die Barrikade. Hier befestigte er sie derart, daß sie von den Artilleristen nicht geselzen werdcn konnte. Nun durste man den nächsten Schuß rulüg abwarten. Es dauerte auch nicht lange, so spien die .Kanone» einen Hausen Kugeln aus. Aber diesmal prallten sie nicht ab. Der Erfolg, den man gewünscht hatte, war wirklich erreicht. „Bürger', sagte EnsolraS zu Jean Valjean, „die Republik dankt Ihnen.' « Das Feuer der Angreifer hielt an: dadurch sollten die In surgent«» veranlaßt werden, ihre Munition zu verschießen. Doch Eniolras l><r1>e seinen Kameraden beioble», mit der Munition zu sparen. So siel oft lange Zeit kein Schuß aus der Barrikade. Wahrscheinlich beunrubigie schließlich dag Stillschweigen hin ter der Barrikade die Angrciscn. Si« fürchteten irg«nd«ine Kriegs- list und empfanden das Bedürfnis, zu wissen, ivaS hinter dem Steinl-ausen wrssierlc. Denn plötzlich sahen die Insurgenten auf einem naben Dach einen Helm, der in der Sonne blinkte. ES saß da ein Feuerwehrmann, mit dem Rücken a» einen hohen Schorn- stein geleimt, »nd sah auf die Verscbanzung hinab. „Ein unbequemer Beobachter!' bemerkte EnsolraS. Ohne ein Wort zu sagen, ergriff Jean Miljcan das Elewehr, das er milgebracht Halle, zielte nach dem Knndselmstcr, und «ine S«ku»d« darauf rasselte der Helm aus die Straß« herunter. Der erschrocken« Feucrwchrmann aber beeilte sich, von der Bildfläche zu verschwinde». Nun erschien ei» zweiter Beobachter, «in Offizier. Jean Vat ikan spielte ibm ebenso „ist. wie dem Gemeinen. Der Offizier war nicht t>an»äckig und konzertricrte sich cbcnsalls rückivärlS. Dieses Mal verstanden di« Angreifer deck zorlen Wink und behelligt«» die Insurgenten nickt weiter mit ihrer Spionage. „Warum haben Sie d«n Mann nicht gelötet?' fragt« Laigle Jean Valjean. Ader dieser gab ihm kein« Antwort. „Er heit meine Frage nicht beantwortet', sagte Laigle leise zu Eombcscrre „Ter Mann ist einer, der mit Fliiitenkugcln Gutes - sinket.' „Die beiden Geschütze sauge» an, nn? gefährlich zu iverden', rief EnsolraS. „Feuer aus die Artilleristen!' Alle waren bereit und eröffnet«:» plöylich, nachdem sie lange geschwiegen hatte», ein rasches, munteres Gcwehrscuer Die Straße füllte sich mit dtcktem Pulverdamvß und nach sieben oder acht Ge- wehrsalvcn s»b man zwei Drittel der Artilleristen an der Erde liegen, Tie anderen fuhren mit kaltblütigem Pflichteifer fort, die Ge schütze zu bedienen, aber die Kanonade wurde noch laugüimcr. „Besser können wir es nicht verlangen", meinte Laigle, Aber Enjoiras schüttelte den Kopf und antwortete: „Wenn die Corte Erfolg nur noch fün'zeb» Minuten an hält, bleiben uns allen keine zehn Patronen übrig." Gavrocke stand dabei, als EnsolraS dies« Aeußerung tat. Er ging in dar Wirtshaus hinein, nahm einen Flascbenkorb, eilte dann durch di« Lücke hinaus und begann kaltblütig, die Pa tronentaschen der getöteten Nationalgardistcn zu leeren. ,Ltzas machst du da?" rief Eourkeyrac. der ihn zuerst be merkte. Gavrocbe sah ihn dreist an und antwortet«: „Ich fülle weinen Korb." „lind die Kartätsche»?' „Och. mn das bißchen Kugelregen kümmert sich ein großer Eieist nicht" „Komm zurück!' „Gleich!' aittworicl« Eiavroebe und eilte vorwärts. In der Nacht lagen «tiva zwanzig Tote, die FanicoiS Kom panie bei ihrer Flucht zurückgelasscn. tziavroche konnte also sehr wohl aus eine ziemlich reiche Ausbeute hoffen. In dem starken Pulverdamps iE er von keiner Seile zu scben. Doch allmählich kroch er zu weit zum Feinde hin: rnan sich ihn und begann, auf ihn zu feuern. Eine Kugel traf d!« Leiche, der er di« Patronen abnahm. „Donnerwetter, schießt dock keine Leiäxn tot!' Eine zweite schlmz aus dem Pflaster neben ihm Funken. Die dritte warf seinen Korb um. Er sämmelte die Kugeln wieder ein und rückte nxiter vor. Da traf eine Kugel den Irrwisch. Er durch zuianmren. Dan» brachte ihn eine zweite Kug«> desselben Schützen zum Schweigen. Die groß« Hxldense«!« Halle den Keinen Pariser Straßenjungen verlassen. tgortletzung folgt.)
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