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Sächsische Volkszeitung : 30.03.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193003303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300330
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300330
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-03
- Tag 1930-03-30
-
Monat
1930-03
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 30.03.1930
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L. Carilaslagung in Dresden Nus die am 2. und 3 Avril, pünktlich 8 Mi abends. In Räumen der Dresdner Kaufmann sehnst lOstro-Allce, Eingang 'vialergüßchens swttsindende E a r t t a s t a g u n g wird nochmals ättsni-rliam gemacht. Zur Vcrbandlnng gelangen Arbeitsgebiete, die iür alle Katholiken von größter Wichtiakeit sind als Teilgebiete der elalholischen Aftivii: Pormundschastswcien, Kinderiuohlarbeit. ^iraiiälligeniürsorgc. — Mitlwoch. de» 2 Avril, sprich' der Lcilcr s.-s Dresdner Norniiindschaslsgerichts Anilsgerickisd-rcklvr -De Neu >nan n ans seiner reichen Erfahrung über vraktische Fragen x,cs VoriiNiirdseimslsrechls. Kävlan Pscisser bebandett die bren nenden Ausgabe» unserer Kindcrwohlaibeit 'n Dresden Nach den Borlrägen freie Aussprache — Donnerstag, den 3. April, hält der sNcnenalsekrelär des katholische» Männersürsorgcvereins lZentrale in Dusseldors) Herr !>! o g g e n d o r f ein Referat über die bcntigen Ausgabe» der freien Licbcslnliakeit i„ der Strafsälligensnrsorge. Hieran schließt sich die Ole n e ra l v e r! a m ml u n g deS Eari- !a s ve r ba n d e 8 . deren Tagesordnung Erläuterungen zum Jah res- und Kassenbericht, freie Answracke und Schlußwort des Vor abende,, brinal Slraken unter Wasser Hauptwasserrohrbrnch j„ Drcsdeii-Ncnstadt. Dresden, 29. März. Auf der Radeberger Straf,« zwischen der Jäger, und Nordstraße brach am Freitag nach 15 Uhr ein Hauptwasser rohr. das hauptsächlich die innere Stadl mit Trinkwasser versorgt. Durch zu grossen Druck brach das etwa 70 Zentimeter im Durchmesser starke Rohr seitlich aus und sprengte die mit Kleinklops bepflasterte Straßendecke aus. Das ausschreßcnde Wasser bildete eine 2 ft- Meter hohe Fontäne. Sofort standen alle »inliegenden Straßen ties unter Wasser. D,e Fontäne hatte eine solche Gewalt, daß tn der Straße «in Loch von 7 Meter Länge und 5 Meter Breite a » fgerisseu wurde. Die Fcrnsprech - und Lichtkabel hinoen in der Lust und wurden teilweise zer stört, da das Wasser sich bis etwa 2 ftl Meter ties unter das Straßenniveau gewühlt hatte. Die zentnerschweren Granitblöcke des Bürgersteiges stürzte» in sich zusammen. Die E i » s r i ed i g u n g s . inaner eines angrenzendcn Grundstückes stürzte ebenfalls biz ans einige Schlußsteine ein, obwohl sic gut 8 Meter von der Bruchstelle entfernt lag. Ein großer Ka sta n i c n ba u m neigte sich fast wage- rcch> um „nd mnßte während der A»sränmungsalbciteii gestützt wer de». Tie riesige» Wasserinengcn. etwa 2000 bis 2500 Kubik meter Wasser, trugen die Pflastersteine mit Leichtigkeit die ab- ichüssige Radeberger Straße hinab und weiter auf di« Nordstraße. Tic von der Wasserflut erreichten Straßen waren zum Teil 20 Zen timeter hoch mit Schwemmsand bedeckt. In den tiefer gelegenen Straßen lies das Wasser in die Gärte» und auch in einige Keller, verursachte 'aber mir geringe» Schaden. Die Straßendecke der an liegenden Straße,, wnrde an einzelnen Stellen bis zu -10 Zenti- ineter Tiefe aufgewühlt. Glücklicherweise konnte das Wasser aus den allseitig bcroabgcbendcn Straße» gut abfließcn. Der Wasscrwache war cs nach einer knappe» Stunde gelungen, die Hauptschicber für den Fischhansbchäller abzultellen Im unmittelbaren Anschluß daran begannen unter der Leitung de? Betriebsingcnieurs Wettcrkops die A » s r ä u m u » ff sa r b e i t e n. Mit große» Motorpnmpcn wurde das Wasser beseitigt und dann das Hauptrvhr srcigclegt. Die Wasserversorgung der Neustadt litt naturgemäß unter dieser großen Störung. Anglück bei einer Fluazeuglandung Dresden, 29. März. Ai» Freitag gegen 15 lihr ereignete sich auf dem Flugplatz Heller ein sehr glücklich verlaufener Flugzeug- Unfall. Ein Leipziger Flugschüler mit dem Flugzeug D 10 321 »ahm beim Landen die Kurve zu scharf. Er setzte dabei das Flugzeug unmittelbar vor dem Flngbabnhof zu hart auf den Boden, wodurch das Fahrgestell zertrümmert wurde und das Flugzeug sich überschlug. Wie durch ein Wunder kam der Pilot unverletzt davon. Osterferien deö Landtags. Wi« wir erfahren, beginnen die Osterferien des Landtags ain 10. Avril. Es steht noch nicht sicher fest, ob sie bis zum 29. April oder bis zum 6. Mai dauern werde». Ostcrrcisc mit Sonntagsrückfahrkarte». An de» Osterseicr- tagcn gelten Sonntagsrücklahrkartcn von Gründonnerstag bis Oster montag. Zur Rückfahrt haben ste am Karfreitag, Ostersonnabend bis 9 Uhr. Ostersonntag und und -montag sowie am Dienstag nach Ostern bis 9 Uhr Gültigkeit. Für geschlossene Wirlschaslsgebieke Die Industrie- und Kandelskammer Dresden gegen eine Reichsbahndlreklivn Leipzig Dis Dresdner Industrie- und Handelskammer befaßte sich am Freitag mit den Leipziger Plänen aus Teilung des Bezirks der Rcichsbahndirektion Dresden. Der Berichterstatter Dr. Oueck stellte fest, daß der Kammer noch niemals aus Wirl- sckastslncisen Klagen über Unzutrüglichkeiten infolge des an geblich großen Umsangs des Direklionsbezirks Dresden erhal ten habe. Genauso habe sich auch die Chemnitzer Handels» Hammer geäußert Eine einheitliche Reichsbahndirelllion sei für Sachsen nur vorteilhaft, zumal der innere Berbchr Sachsens besonders eng verflochten sei. Ungefähr ein Drittel des gesam ten Eisenbahnverkehrs j„ Sachsen sei Lokalverkchr. Die Zer schlagung des Bezirks könnte auch die angestrebte Zusammen arbeit zwischen Eisenbahn und Kraftwagen gefährden. Auch die Frage der Vertretung im Landeseisenbahnrat würde Schwie rigkeiten Hervorrufen. Die Kammer stellte fest, daß in der Kicssschen Denkschrift für die Teilung des Reichobahndirek- Uons'oezirks nicht nachgewiesen und 'auch sonst nicht bckannt- geworden sei. daß ans der jetzigen Organisation in Sachsen wesentliche Nachteile ftlr die sächsische Wirtschaft oder auch nur sür Westsachsen entstanden seien Eine Neueinteilung der Direktionsbezirke in Mitteldeutschland würde das einheitliche Wirtschafte- und Verkchrsgebiet Sachsen völlig zerreißen. Die lwrvorragende und einflußreiche Stellung der NeichSbahndirek- livn Dresden würde stark erschüttert werden. Ta es möglich wäre, daß künftig Leipzig gegen Dresden oder umgekehrt Stel lung nähme, wäre eine erheblich« Schwächung der Wirlschasls- belange Sachsens zu crivarten. Borsland und Verkehrsausschuß der Kammer wurden beauftragt, beim Wirlschaftsminislerium nachdrückilichst für die Erhaltung des geschlossenen sächsischen Berkehrsgebieles einznlreten. Auch Plauen -aqeien Die Industrie- und Handelskammer Plauen beschäftigte sich in ihrer letzten (Sesamlsitzung In Reichenbach u. a. mit der Frage der Errichtung einer Reichsbahndireklian Leipzig und brachte in einer Entschließung zum Ausdruck, daß eine Notwendigkeit zu einer solchen Maßnahme der Neicks- bahuverivaltuug für den Bezirk der Industrie- und Handelskam mer Plauen vorläufig nicht anerkannt werden könne. Erlas; der Renkenbank-Zrnsen für die Landwirischaii Aus der Sitzung der Kreisdirektion der Landwirtschastskammer. Dresden, 29. März. In der am Freitag im Frenidenhof „Drei Raben" abgehaltenen Sitzung der Kreisdirektion Dresden der Landwirtschastskammer, a» der Vertreter der Behörden, der Laudwirlschaftshainmer, der Bezirksveteriuärschast, der landwirtschaftliche» Schulen teiluahmen, berichte!« der Bor- ljtzcnde, Oekonomierat Melde über die traurige Lage der Landwirtschaft, woraus Gutsbesitzer W i t t i g - Seebschütz über „Betriebskalkulation in, Hinblick aus die wirtschaftliche Lage" sprach. Seine Rede gipfelte in dem Satze, daß der Landwirt nicht Konjunktur-Künstler sein dürfe, sondern sein Risiko ver teilen müsse. F ü h r u n g e i n e s guten Tagebuches sei dabei von grösstem Werte, damit der Betriebshöchstauswand für die Produkte stets genauesteus errechnet werden könne. Der Redner empfahl weiter E i u sch r ä n k u ng des Getreide- und Kartosselbaiies mit Rücksicht auf die schlechte Gesamtlage, da gegen sorgfältigste Pflege der Weidewirtschaft und Verbesserung des Geschmacks der Buller. lieber „Probien, der Bewertung des landwirlschastlichen Grundbesitzes" sprach Laodwirtschastsrat Tr. Pinder-Dres- dcn. Der Wert eines Grundstücks werde immer verschieden scin, je nachdem es zur Produktion oder als Vermögensanlage «der als Wiuland dienen solle. Es sei falsch, den Brandkassenwer! nach der Gesamtheit oller dieser Möglichkeiten zu berechnen. Nur der Ertrag-ivcrt sei die vom Zinsfuß abhängige Projektion des Reinertrags. Je mehr der Landwirt seine Güter unange messen bewerte, umsomehr schädige er sich an seinem Eigentum. Dinglich gesicherte Schulden seien für den landivirischasllicheii Besitzer die gefährlichste» 'Zum Schlüsse teilte Oekonomierat Weide zur großen Freude .der Versammlung mit. daß der E r la ß d e r R e » t e n - bank zinsen sür die Landwirtschaft am 1. April nunmehr Tatsache sei. Insbesondere sei auch wegen der bei Errichtung einer neuen Reichsbahndirelllion unvermeidbaren erheblichen Unkosten zu prüfen, ob die vom Leipziger Standpunkt aus verständlichen Bemängelungen des jetzigen Zustandes nicht auf anderem Weg« behoben werden können. Die Negierungsbildung in Sachsen Dresden, 29. März. Wie wir erfahren, haben die Sozialdemo- kralen ans de» bekannten Vorschlag des demokratiichen Par ei-nlirers Tr. Külz hin sich nach wie vor bereit erklärt, an Verhandlungen über die Bildung der Große» Koalition leilzupehmen. Die Deutsch« Volksparte! hat bisher noch nicht geantwortet. Eine Anftvort dürste erst »ack der gemeinsamen Sitzung der Fraktion und des LandeSvor« standcs der Denischen Volksvartci am Montag erfolgen. Grötzle Sparsamkeit gebolen Im Sächsischen Gesetzblatt Nr. 5 vom 27. März 1930 wir fol gende Verordnung bekanntgeneben: Das Geianununistenum l>at auf Grund von Artikel 11 der'Lterfassung beschlossen, daß biz zum In- krastlreten des Gesetzes über die Feststellung des Staatshaushalts plans sür das Rechnungsjahr 19.30 die rechtlich begründeten Ver» pslichtungen des Staates zu erfüllen sind, die Verwaltung sortzn- sühren ist und zu diesem Zweck« di« nötigen Ausgabe» geleistet die bisherigen Stenern und Abgaben weiter erhoben, von, Finanz,nun« stcrimn a»ch kurzfristige Darlehen ausgenommen werden können. In einer weitere» Verordnung, die im Gemeiniawen Mm!» sleriatblatl Ni. 3 vom 27. März 1930 erscheint, werden Einzel» heilen zu dieser Maßnahme geregelt. Es wird daians verwiesen, das, 5 vom Hundert einznsparen sind bei den im Etat eingestellten Mittel» sür Reisekosten, für allgemeine Geschäftsbeäiirjuisse »nd bei dem Vnchereianfwand. Auch» soweit nach der Verordnung Ausgaben zu Lasten des Slaatshauslxilivianz 1930 geleistet we,den dürfen, ist angestcbls der gesvannten Kassen- und Finanzlage BZ Staates auf allen Gebieten der Staatsverwaltung nach wie vor die größte Sparsamkeit zu übe». Soweit der Staat Beiträge zum Ver« waltuugSauswand nichisiaatlichcr Stellen leistet, ist dauernd daraus zu achten, daß diese Stellen ihren Vernialtnngsauswand i» der glei chen Weise einschränken. wie das der Staat zur Zeit Inn muß. Die christliche Gewerkschaftsbewegung Die gute Aufwärtsentwicklung der christlichen Gewerk schaften im Reickm macht sich auch in Sachsen in nock stärkerem Ausmaße beiiierkbar. Durch die andauernden Spaftungsersche!- vunge" im sozialistischen Gewerkschaftslager, inszeniert von den konimnnistischen Mitglieder», die nach Moskauer Weisung handeln, wird mancher christliche Arbeiter wachgerüttelt uni» wendet dem „freien" Verband den Rücken. So hat auch d!« Dresdner Ortsuerwaltung des Deutschen Metaltarbeiterverban« des. nach ihrem Jahresbericht, in, letzten Jahre einen Milalie« derrückgang zu verzeichnen: während der christliche Me» t a l I a r b e i t e r - V e r b a u d . der schon 25 Jahre in Dresden eine Geschäftsstelle unterhält, einen bedeutenden Mitglie» der zu wachs zu verzeichnen hat. Den neuen Ansordernugei» entsprechend hat die Ortsverwalumg ihr Büro nach Dresden- Neustadt 6, Hanptstr. 38, 1. verlegt. d Ende des Frcibergor städtischen Omnibusuerliohrs. Seil einigen Tagen war in der Stadt Freiberg ein städtischer Omni- busverkchr in Betrieb, der jedoch mit immer größeren Fehl beträgen abschloß. Mit Rücksicht auf die finanzielle Lage der Stadt sahen jich die slädiischen Körperschaften -u. Aenderung dieses Betriebes veranlaßt. Der Rat jl-minie nunmehr den Ber- einbarnngeii mit der Reickspost und der Kraiiwagenverkehrs- gcsclllchaft wegen Nrbernohme des släv-uck - Omw'.-' nerkehrs zu. Tie Uekieruagiiie erfolgt am 1. Mai. ? Srukiiug der sächsischen Indexzahl. ,'5 ck de, B.i-.-u u d-.s Statistischen Landcsamtcs beträgt die sächsische Gc'a,»:i»> .nah' dcc Lebenshalftmgskosien im Dn-cchichnift des Monats Mär, 15-1.9. S e ist demnach gegen die iür Mona! Februar berechnete In.-...-.ab! von ! - 1529 um 1.3 v. H 159.0. gefalle». Im März v I. bc:ru>: d:r Inderranl Peler, -er ohne Ber-ienst ist Do» Mat Ty Sen. Er war gar nicht mehr so jung, als cs ihm schlecht ging, «nd seine Wirtin den Rat gab. daß Manschetten und. Kragen zwei Seiten hätten, daß ein Anzug nicht gebügelt sein müsse, und daß man zu Fuß gehen könne, wenn es schlecht mit einem bestellt sei. Am Halleschen Tor. wo verschiedenfarbige Fahrscheine auf dem Asphalt hcrumtreiben. »nd auf Nachsehen warten, obwohl das eigentlich und zu diesem Zweck nicht erlaubt ist, steigt er noch nicht ein. In der Friedrichstadt sieht er die Leute trotz der Kälte starr und verzweifelt an. aber kann sich nicht zum . . . Betteln ent schließen. Am Nollendorfplatz hat er im dunklen Hinterhausparterre ein möbliertes Zimmer mit Morgenkaffee gemietet bei einer Wirtin, deren scharfe Züge das Leben in der Großstadt geprägt hat. Aber sie ist nicht unfreundlich, und hat bis setzt noch immer mit der Miete gewartet, bis man imstande war zu zahlen. — Die Manuskripte, die neben der Schreibmaschine auf dem Tisch liegen, sehen aus wie ihr Besitzer, dem die Not wieder im Genick sitzt. — In der Studentenzeit im Kriege wurde ge heiratet. Er studierte, die Frau verdiente denn sie war Ma lerin und gab Unterricht Sein Knabe ist jetzt neun Jahre alt. Aber man war wohl nicht sür die Ehe bestimmt. Wenigstens drang der Schwiegervater, ein hoher Beamter, auf Scheidung, als das Studieren zu keinem greifbaren Resultat führte. Frau und Kind zogen zum Vater. Die beiden waren geborgen, «r hätte ja auch nicht zahlen können. Es ging ihm abwechselnd gut und bös, zeitweilig verdiente er. aber momentan möchte man sagen: letztes Stadium. Im Autobus auf dem Wege zu Redaktionen, die wahrschein lich wieder ablchnen werden, denkt er doch eben mit Wohlbe hagen an sein spärliches Frühstück, das „miteinbegriffen" ist. Schon manchesmal ist er in der Nacht schreckhaft hochgefahren, aber beruhigt wieder eingeschlafen bei dem tröstlichen Gedanken an den dünnen Kaffee und die trockenen Brötchen des Morgen- frühstücks. yctzt setzt sich eine Dame neben ihn, nicht sehr dicht, denn scin Acußercs verrät nicht die Atmosphäre, die man gewohnt ist. Seine Gedanken erinnern sich in ihrer Nähe an ein gepfleg tes Heim an seine schöne gerade Frau, und den feinen Duft, der auch damals von ihrem Wesen ausging. Jetzt hat er seine Wäsche lange nicht gewechselt, seine ganz« unaufgcbügelte Gestalt schreit es heraus, am liebsten der Frau entgegen. Aber was geht ihn eigentlich die srcmde Frau an. sie irritiert ihn nur. Aber man sitzt im Autobus nebeneinander und hat noch nicht die Absicht, ausznstcigcn. Jetzt, am Knr- fürstcndamm wird sie sicher den Wagen verlaßen. Warum interessiert ihn das cnzcntlich, weil cs ihm momentan so schlecht geht, und das seine Bedrückung noch bestärkt? Lotschmer liegen die Lider auf den Augen, und entgehen so den indiskreten fragenden Blicken der Mitsahrcnden. Oder ist es vielleicht nur Mitleid, das man mit seiner ganzen trau rigen Gestalt neben dem gepflegten Aeußeren der Dame emp findet. „Wie könnte es aber scin, wenn man ihn in demselben Autobus mit denselben Menschen später wieder einmal sehen würde, wenn er gut zu Mittag gegessen hätte und noch der Rauch feiner Zigaretten an seinem ausgebllgelten Anzug haften würde?" denkt er. Er wird ausstelgcn, gerade hier wird er aussteigen, das Schicksal hcrausfordcrn. und im Strom der vielen Bevorzugten treiben. Vielleicht wird dann all das Dunkle, an ihm haftende, auch mit fortgctricbcn. Wer sieht denn seine langgetragene Wäsche, wer achtet auf seinen traurigen Gang, weiß seine Ge danken, die sich mit unbezahlter Miete und einem spärlichen Frühstück beschäftigen? : Zwingerlotterie. In der Zmingerlofteri«. die am 12. und 11. April in Dresden össentlick gezogen wird, iverücn 100 000 Mark onsgespiclt. Es können ini günstigsten Falle 50 000 Mark, weiter 30 000 Mark. 20 000 Mark. 10 009 Mark nsm. gewonnen werden. Wer zur Erhaltung des gewaltigen Bauwerkes aus der Barockzeit, das demnächst in neuer Herrlichkeit der Oesfent- lichkeit übergeben wird, in Farm eines Loses etwas beitragen will, denn ist Gelegenheit geboten, an der Ziehung der 9. Zwin- gerlofterie am 12. und 11. April durch Kauf eines Loses zu 1 'Mark lcilzunchmen, Lose sind bei allen Kollekteuren erchält- lich. 250 Jahre Weidmannsche Buchhandlung. Am 1. April kann das bekannte Verlagshaus sür wissenschaftliche Literatur und päda gogisches Schrifttum, die Weidmannsche Buchhandlung in Berlin SW OS. aus ein 250jährigcs Bestehen znrückblicken. Im Fmnksnrtcr Meßkalalog des JalucS 16S0 zeigte Moritz Georg Weidmann zum ersten Mal« 5 VerlagSwerkc an. Damals ball« das Unternehmen seinen Sitz noch i» Frankfurt. Schon in, Jahre darauf wurde «r nach Leipzig verlegt und in der Mitte des 18. Jahrhunderts »ach Berlin. De» Charakter eines wlsscnich-aitlichen und pä.'e Verlages »alii» das Han? schon frühzeitig an. Gelege» Uebcrsiedlnng nach'Berlin trat dann das Hans unl der Wc-lj dieser Universität i„ engste Fühlung. Monimscn. die Germanisten Wilhelm Scherer Altphilologe Ulrich von Wilamowitz-Moellcndorf, gehören Anloren, deren Name in wc-itctstcn Kreisen anßcrnalb dcr bekannl geworden ist In oieser Zeit gingen auch die ,.Gö- Gelelntc'n Anzeigen" in den Verlag der Wcndwaniiscken 'l lnng über und ebenso ein Teil der .Monnmcnla German rica". In jüngßer Zeit ist der Verlag uni die Abteilung und Nnndsnnk als die neuesten Zweig« pädaro,rischer und sieb auSlvirkender Art erweitert wenden. »logischen tlich der gei ehrten Fr Historiker Theodor iiiiidt. der ZN jenen Iactzwelt iftiliischcn ftickhand- ide bist.'- en Spott kiiltiucll berge Dom St. Peter und St. Georg von Bamberg, dem Gründungs» bau des frommen Sachsenknisers Heinrich II.. der eines der Heiligtümer deutscher Kunst geworden ist. plant die Kirck-en- behördc jetzt einen weiteren Schritt. Die Umgestaltung hat. wie man sich erinnert, nach Jahren voller Vorbereitungen und Er örterungen mit der Ausmalung der Apsis im Gcorgenchor, dem hohen Ostbau. durch Professor Carl Caspar aus München be. gönnen. Nun soll der doppelläufige Ausgang zu dem Chor, der eine Krypta bedeckt, in einen einzigen Ausgang umgcroandelt werden, in ganzer Schiffsbrcit«. Dieses Unternehmen kann, richtig angegriffen, von besonderer Bedeutung werden. Fükrt man die Ausgrabungen etwas tiefer als für vie Treppe unbe dingt nötig, so kann der untere Teil des alten Lettners sestge- stellt werden, vielleicht nicht nur in seiner Aufiißform. Viel« gewichtige Gründe sprechen dafür, daß auch Bamberg wie dl« Dome von Mainz und Naumbnrg seinen Oslchor durch «inen hohen, reich geschmückten Lettner gegen das Mittclschisf abschloß. Gräbt man da nach, so wird das nicht viel teurer, aber die Dom baugeschichte wirb in einem entscheidenden Punkte geklärt. Und, was gewiß noch wichtiger ist, mindestens Banschmuck, wenn nicht gar Reste gleichzeitiger oder älterer Bildwerke können gefunden werden, entsprechend dem Lettner-Schmuck in Mainz und Nau«- burg. ^ Berufung Keidrggers nach Berlin. — Wie der Amtlich« Preußische Pressedienst mittcilt, hat der preußische Ministe« sür Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, Grimme, an lx« Ordinarius für Philosophie in Freiburg i. Br.. Profess« Dr. Martin Heideg,«r. «ine» Ruf an di« Univ«rsttW Berlin »rgehen lassen.
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