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Sächsische Volkszeitung : 27.03.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193003278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300327
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300327
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-03
- Tag 1930-03-27
-
Monat
1930-03
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 27.03.1930
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Das Reichsminisler-Pensionsgesetz Der Inhalt -es Entwurfs Der Neichptag Hai am 18. Marz einem Gesetze,ilwurs, Vei eine Neuregelung der Ministerpensionen bringt, mit 330 gegen 73 Stimmen die verfassungsmäßig« Zustimmung gegeben. Die hohen Pensionen sind schon seit Jahren Gegenstand grossen Aergernisses. In fast allen politischen Versammlungen sind sie zur Erörterung gekommen. Das bisherige Allgemein« und Ministerpensionsgesetz stammt, was hervorgehoben werden muss, nicht aus der Nachkriegszeit, sondern aus der Zeit vor dem Kriege. Während des Krieges wurden außerordentlich viel Offiziere zu Generäle» befördert. Infolgedessen stieg die Zahl der Pensionäre, die eine Pension von über 10 000 NM. pro Jahr beziehen, auf ungefähr 1733. Zur Zeit haben wir im Deutschen Reich etwa 113 Minister. Staatssekretäre und llnterstaatssekre- türe, deren Pensionsbczüge zwischen 13 330 und 33 033 RM. stehen. Ungefähr 350 Eenerale beziehen eine Pension von 12 303 bis 20 300 NM. und etwa 1330 Generäle beziehen eine Pension von weniger als 12 303 RM. jährlich. Bon der Linkspresse wurde schon lange gegen die hohen Gcneralspensionen ein scharfer Kampf geführt. Von der Rechts» presse aber wird immer wieder daraus hinaewiesen, daß seit Bestehen der Republik der Verbrauch an Ministern außerordent» lich groß sei und deshalb der Pensionsetat so wesentlich gestiegen sei. Durch diese Polemik wurde im Lande eine heftige Verve» gung ausgelöst, die forderte, daß mit den hohen Pensionen auf» geräumt werde. Diese Bewegung war berechtigt. Wenn bei spielsweise nach dem bisher gellenden Rechte ein Mann aus einem freien Berufe oder aus der Wirtschaft in einem Alter von 50—30 Jahren Minister wurde, mußte er zwei Jahr« Mi nister sein, uni «ine Pension von etwa 13 000—12 300 RM. pro Jahr zu erhalten. Wenn zur gleichen Zeit ein Beamter, sei cs nun ein höherer, mittlerer oder unterer Beamter, im selben Alter Minister wurde, brauchte dieser nur einige Tage Minister zu sein, um ungefähr 25 003—30 330 RM. Ministerpension zu erhalten. Kein vernünftig denkender Mensch wird einen solchen Zustand als gerecht ansehcn. Bisher hatten wir also zweierlei Minister; solch«, die aus freien Berufen, und solche, di« aus der Beamtenlaufbahn kamen, wovon die letzteren gegenüber den erster«» große Vorteile hatten. Diesen Zustand zu beseitigen war dringendes Gebot der Stunde. Die gegenwärtige Reichsregierung hat im Verfolg eines wiederholt geäußerten Wunsches des Reichstages unter dem 30. 11. 1920 einen Gesetzentwurf über die „Rechtsverhältnisse des Reichskanzlers und der Reichsminister" vorgelegt. Nach diesem Ge'-K w"->en d'e Reichsminister ihrer bisherigen Be- diesem Gesetz werden die Neichsminister ihrer bisherigen Be» amtenstcilung enthoben. Es müssen also Beamte, die Minister werden, vorher aus dem Beamtendienst ausscheiden. Sie iverdcn jetzt den Ministern, die aus freien Berufen kommen, gleich- gestell. Von bestimmten Ausnahmen abgesehen, gibt es künftig für ide Reichsminister überhaupt keine Pension mehr. Von dem Zeitpunkt ab. zu dem Minister aus ihrer Minister stellung ausscheiden. erhalten sie ein Ucbergangsgeld. Das Uebergangsgeld wird sür die gleiche Anzahl von Monaten ge zahlt, für die der Berechtigte ohne Unterbrechung Amtsbezüge «rhalten hat, mindestens jedoch für sechs Monat« und höchsten, für fünf Jahr«. Minister, die nach ihrem Ausscheiden aus der Ministerstellung das 50. Lebensjahr vollendet haben, erhalten für die doppelte Zahl von Monaten bzw. Jahren Uebergangs» geld. Das Ucbergangsgeld beträgt für die ersten drei Monate den vollen Betrag eines Ministergehalts und für die spätere Zeit 50 Prozent des Gehalts. Das Uebergangsgeld soll den ausscheidenden Ministern die Möglichkeit verschaffen, in ihren früheren Beruf zurückzukehren und für die llebergangszeit «inen entsprechenden Lebensunterhalt sicherzüstellen. Eine lebenslängliche Versorgung, also eine Pension, sieht das neuangenommene Gesetz nur für den Fall vor. wenn ein Minister bei Ausübung seines Amtes oder im Zusammenhang mit seiner Amtsführung ohne eigenes Verschulden eine Gesund, hcitsschädigung erleidet, die seinen Gesundheitszustand wesentlich und dauernd beeinträchtigt. In diesem Falle kann ihm der Reichspräsident auf Vorschlag der Reichsregierung eine Ruhe, rente bewilligen, die 20 Prozent des Ministergehaltes beträgt, und in besonderen Fällen auf 35 Prozent erhöht werden kann. Stirbt ein Neichsminister, so stehen seinen Hinterbliebenen für die auf Sen Sterbemonat folgenden drei Monate di« vollen Amtsbezüge und später Hinterbliebenenbezüge zu. und zwar für dieselbe Zeit, für die ein Minister Uebergangsgeld erhalten hätte. Damit ist für di« Zukunft für di« Reichsminister ein« we sentliche Aenderung der bisher geltenden Pensionsbestimmungcn erfolgt. Die zur Zeit im Amt befindlichen Neichsminister haben die Wahl zwischen einer Pension nach dem bisher geltenden Recht oder einem Uebergangsgeld. Im Haushaltsausschuß des Reichstages habe ich mit Nach druck die Forderung vertreten, daß das jetzt beschlossene Gesetz rückwirkende Kraft erhält. Bei den Beratungen wurde von den Sozialdemokraten die gleiche Auffassung vertreten. Die Bayeri sche Volkspartei, die Deutsche Volkspartei, die Deutschnationalen und die Demokraten wollten aber von einer rückwirkenden Kraft dieses Gesetzes nichts wissen. Ohne die Zustimmung dieser Par« leien war aber die rückwirkende Kraft für das Gesetz nicht zu erreichen, weil hierfür eine Zweidrittelmehrheit des Parlamen. tes erforderlich mar. Diese Mehrheit war aber im Plenum des Reichstages nicht zu erreichen, wenn die rückwirkende Kraft In das Gesetz mitaufgenommen worden wäre. Praktisch ist es also jetzt so, daß diejenigen Neichsminister. die in den letzten Jahren Minister waren, ihre bisherige Pension weiter beziehen werden, während diejenigen, die künftig ein Ministeramt übernehmen, nur noch ein Uebergangsgeld erhalten werden. Dieser Zustand ist gewiß nicht schön zu nennen. Aber nach Lage der Dinge mußte man sich eben mit dieser wenig schönen Lösung abfinden. Hoffentlich verschwinden jetzt nach und nach aus den polt- tischen Versammlungen die in letzter Zeit immer heftiger gewor denen Auseinandersetzungen, nachdem der Reichstag für die Zu kunft eine neue Regelung bezüglich der Ministerpensionsbeziig« beschlossen hat. . „ . ^ » F. lkrsing, bk . ck .U. lung einer Minöestwasscrliefe von 1U> Meter von Homburg bis zur Reichsgrenze. In der anschließenden Aussprache unterstrich als Ver treter des Hamburger Wirtschaftslebens Dr. D ii ck e r. Syndi kus der Hanburoer Handelskammer die Forderung der Nicdrig- wasserregniiernng und betonte die Ltztdeutnng des binnenlän- disäzen Wasseroerkehrs für den Hamburger Seehafen. Dir. Deiers vom Vorstand der Hamburg-Amerika.Linie forderte gleichfalls, daß die Reiche-steilen mehr Verständnis für die Nöte der Elbschisfahr! an'ivenden müßten. Ministerialdirektor Dr. Slapenhorst übermittelte der Tagung die Grüße und Wünsche des R e i ch s v e r k e k r s m i n i fl e r s. der ihn be auftragt hake, ihm über die Versammlung zu berichten Nicht mit allem sei er einverstanden, was hier tzesagt wurde. So könne er nicht zngeben. daß die Reichsregiernng die Elbe ganz stiefmütterlich behandelt Hobe Man sei auch bisher schon be müht gewesen im Rahmen des Mögliche» im Laufe der letzten Jahre allerhand Z" tun, habe schlechte und gefahrvolle Stellen ini Fahrwasser beseitigt und werde sich bemühen, weitere Ver besserungen vorzunehmcn. Tie beiden letzten Jahre hätten allerdings bewiesen, daß die Niedrigwasserregnlicrung ein ganz außerordentlich dringliches, ja vordringliches Pro jekt sei. und dementsprechend behandelt werden müsse. Der Neichsverkehrsininlster werde daher das alte Projekt von 1911 vmarbeiien. einen neuen Kostenanschlag ausslsllen und den ge setzgebenden Körperschaften eine Vorlage unterbreiten. Die Kosten würden sich auf etwa 150 Millionen belaufen, über deren Finanzierung und Bereitstellung dis gesetzgebende» -Körperschaften zu ^schließen haben würden. Die Reichsregie- rung sei also durchaus bemüht, das Projekt im Rahmen des Möglichen weiter zu treiben. — Weiter sprachen noch Staatrat W i t I in a a ck - Magdeburg sowie Vertreter der Stadt Lübeck, der anhaltischen Staatsregierung und der Arbeitsgemeinschaft deren Elbeschiffahrt. Zum Schluß gelangt« einstimmig eine Entschließung zur Annahme, in der auf die geringere Leistungsfähigkeit der Eibe gegenüber den anderen deutschen Stromgebieten hingcwie- sen wird. Der Elbebimd fordere daher die alsbaldige Durch- sührung der Niedrigwasscrregulieriing der Eibe. Er erwarte, daß dieses wichtige Bauwerk in das vordringliche Bau- programm des Reichsoerkehrsministeriums ausgenommen werde. Nur die Durchführung der geforderten Niedrigwasser Regelung der Eibe wird der Wirtschaft des Elbgebiets wieder den Weit- beiveib mit den übrigen Stromgebieten ermöglichen, Industrie, Hände!. Schiffahrt und Landwirtsci>aft fördern und der Arbeit nehmerschaft lohnende Beschäftigung gewährleisten. » Aus Berlin wird gemeldet: Im Reichstage ist ein Antrag des Grafe» zu Ctoilberg Wernigerode. Dr. Schneider, Dresden, und Genossen, eingegongcn, die Reichsregiernng zu ersuchen, die Niedrigivasser-Regulicrung der Elbe in das vordringliche Bauprogramm aufzunehnie» und zu dem Zwecke ausreichende Beträge aus den versngbaren Mitteln in die Etats der nächsten Jahre cinzuscizen, insbesondere für den Durchstich des Kurzen Wurfes, die Regulierung der Wasserst«,idsverhällnisse in der Eirom-Elbe in Magdeburg, bei Barförde, Boitzenbnrg, an der Torganer Brücke bei Ailbelgern. für die beschleunigte Herstel lung der Saaletalspcrren und die Verbesserung der Hasenver- hültnisse im Freistaat Sachsen. vr«5<Irn un6 Umgedunst Der Ekak -es Bezirksverban-es angenommen Dresden. 20. Mürz. Der Bezirkstag der Amishaupimann- schast Dresden hielt gestern tm Sitzungssaale des Verwaltungs gebäudes des Bezirksverbandes eine öffenilichc Sitzung ab. Man beschäftigte sich in der Haupisache mit den Haushalts plänen der Bezirksanstalten. Sie wurden sämtlich angenom men. Der Haushaltsplan des Bezirksverbands zeitigte eine lange Reilw bo» Anträgen der bürgerlichen und der soziaidemo- kraiischen Fraktion. doch verfielen die Anträge der letzteren sämtlich der Ablehnung, während die Anträge der bürger lichen Fraktion Annahme fanden. Von-bürgerlicher Seit« wurde für die Annahme des Haushaltsplanes die Bedingung gestelli, daß der Haushallplan'unter keinen Umständen mit einem Defizit verabschiedet iverdcn dürfe. Es müßten unter allen Umständen Einsparungen erziel! werden. Ein Antrag der bür gerlichen Fraktion lautete dahin, daß man die Berichte -über den Bezirksausschuß der kommunistischen Presse nicht mehr zu gänglich mache,, solle. Dieser Antrag fand mit den Stimmen dcr Sozialdemokraten Annahme. Es wurde dann noch in die schon seit langem immer wieder auf dcr Tagesordnung stehende Beratung der Aenderung der Richtsätze für die Unlerstützmigs- bcrcchiiglen eingetrelen. Grundsleuer-Kaupkoeranlagung 1S3V Dresden/ 26. März. Die sächsische Regierung hat dem Land tag den Entwurf eines Gesetzes über die Grundsteuer für das Rech nungsjahr 1930 vorgelegt. Wird dieser Gesetzentwurf vom Land tag angenommen, sa sind, wie ans einer Bekanntmachung des Fi- nanzmiiiistcriumS hcrvorgeht. dcr Grundsteuer für das Rechnungs jahr 1930 nochmals die eisten EinhcitSwerie. die schon für die Grniidstciicr der NechnmigSahrx 1927. 1928 und 1929 maßgebend ge wesen sind, zugrunde zu legen. Für das Rechnungsjahr 1930 'sind bis auf weitere Anordnung des Finanzministeriums zunächst nur Vorauszahlungen zu erhebe». Für diese GrundsteuervorauSzahlun- gen ist die Fahressteucrschuld für das Rechnungsjahr 1929 maß gebend. Kirsche im Zoo - Die Hirsche sind in diesem Fahre besonders bcachicuSwert: Unser edler Rothirsch schreitet setzt mit kahle», Haupt einher, bittet aber bei dem schnellen Wachsen der neuen Gewcihstaugcii in den näch sten Monate,, eine Quelle interessanter Beobachtungen. Der Taw- birsch, der ja eigentlich als Fremdling bei uns weilt — er war in Kleinasicn bodenständig — trägt noch sein Schanfelgcweih. Ter schöiigeslcckie indische Ans. dcr nie über de» 6-E»der binanskomini, steht jetzt in den Kolben, und die eine dcr Hirschkuh« snhri ein rei zendes Kälbchen. Ebenso ist bei den Pfcrdcbirschcii i» diesen Tagen ein Kalb geboren. Die Pscrdchirsch« sind Bewobncr wärmster Kli mata — der unsere stammt von Sumaiia wie unsere Orang-Fami- sie —, es kann uns daher nicht wundernehmen, daß auch bei ihn die Abwursszeit eine ganz andere ist. wie bei unserem heimische» Hirsch: er schreitet noch stolz mit seinem Sechscrgeweih einher. In Nanblierhanse sind ein neuer Zuchilöw« und ein Bcngaltigcr cin> getroffen. Guksbrand Dresden, 26 März. F„ der Nacht zum Mittwoch wurde di« Dresdner Feuerwehr zur Hilfeleistung nach Klotzsche gerufen. Dort war tzn Gutshose des Landwirtes Bruch hold ein Brand ansgebrochen, der einen größeren Umfang annahm. Die Scheune bei Gnies wurde vollständig vernichtet, am Wohnhaus und Stallgebände wurde starker Schaden angcrichtet. Ti« Ursache des Brandes ist noch unbekannt. : Unerficuliches vom Tage. Gestern abend wurden in d:r Nähe des Krematoriums in Tolkewitz durch einen iiiiisailgrciclien Wasserrohrbruch mehrere Straßen übersliiiet. Der Fährverkehr muß! an den gefährdeten Stellen vorübergehend umgeleitet werden. Tie Wasserwache besserte den Scimden wieder aus. — Vormittags in der 11. Stunde wurde die Feuerwehr nach Zinzendorfstraße 10 gerufen Dort war in eillem Zimmer im 3 Obergeschoß des vorderen Wohn gebäudes das Mobiliar auf nnermitlelte Weise in Broich geraten Das Feuer batte auf den Dachboden und die Nebenzimmer über- gegriffen. U»!er Einsatz einer mcchrnischen Leiter und eines Steck- lciiergaiigeS wurde das Feuer mit einem Rohr gelöscht. von annähernd zwei Millionen Liv ausgenommen batte, wurde der vermutliche Ucbelläter ausgefordert, sich anzuziehcn und den Laden zu verschließen. Selbst die Bitte, seine Familie oder seinen Rcchtsbcistanv zu verständigen, wurde ihm verweigert. Es blieb dem unglücklichen Mann also nichts weiter übrig, als seinen Wächtern in einen an dcr Türe wartenden Taxameter zu folgen und sich so nach Regina Coeli, dem römischen Männer» gesängnis, transporiieren zu lassen. Hier bieß man ihn aus- steigen und dem „Offizier" in die Weiche folgen, wo dieser den Haftbefehl vorzeigte und sogar dem dortigen Polizeibeamten ein Protokoll diktierte. Dann verschwanden Offizier und Feld» webel mit dcr kostbaren Ledertasche und wurden nicht mehckgc- sehen. Erst in der Zelle kam Herr Menichini wieder zu klarem Denken, und auf wiederholtes Drängen wurde ihm gestattet, mit einem Beamten zu sprechen. Aber seine Erzählungen und seine Unschuldsbetenerungcn fanden hier nicht das geringste Verständnis, und man verwies ihn auf das Verhör durch den Untersuchungsrichter „in den nächsten Tagen"! Die Protest- rcden dec Verhafteten, er sei das Opfer eines Justizirrtums ge worden. ließen denn doch schließlich einige Bedenken in den zu ständigen Stellen aufkomnien. Die Tatsache, daß ein Offizier ocr Cnrabinieri den Verhafteten selbst eingeliefert hatte, war an sich kein normaler Fall. Der Haftbefehl wurde genau untersucht, und man stellte fest, daß einige Stempel fehlten. Die Tatsache dann, daß der Haftbefehl gleichzeitig die Sequestierung der Wertgegenstände anordnete, war ein ganz ungewöhnliches und ungesetzliches Verfahren, das die Vermutungen nach einem Schurkenstreich noch verstärkten. Auch die Nachfrage bei den Polizcibüros in Rom verlief ergebnislos. Man hatte dort nirgends einen derartigen Haftbefehl ausgcgeben, noch kannte man den Runen des Unterzeichneten Beamten. Der Verhaftete wurde sofort vorgeführt und mußte die ganze Szene in seinem Geschäft erzählen und möglichst genaue Angaben der Personen abgeben. Schließlich war der Ungläubigste dcr Eefängnis- beamtcn davon überzeugt, daß dcr linglückliche Juwelier nicht nur zu Unrecht im Gesängnis saß, sondern das Opfer eines schweren Diebstahls geworden war. Es ist unnötig zu sagen, daß Herr Menichini sofort auf freien Fuß gesetzt wurde, und daß die Polizei gleich Nachforschungen nach den Tätern anstellte. Diese warcn aber bei dcr Anssührung des Diebstahles geschickter als bei dcr Vernichtung ihrer Spuren, so daß heute schon der Haupliäter hinter Schlou und Riegel sitzt, und man hoffen kann, demnächst auch die gestohlenen Wertgegenstände wicderzufinden. k. e. kr. Thraker uns Musik Stäatsoper. Es steht außer Zweifel, daß unsere beiden Siaatskapellnicisler Kutzschbach und Str legier einer EnUastimg bedürfen. In diesem Sinne ist das Dirigenten gastspiel von Leo Blech (Berlin) verständlich, zumal die Aiisstihrung von Rich. Wagners „Ta » n h ä u se r" ohne beson dere Probe» abrollie. Einen Spczialfall besonderer Kapell- meisterleistuiig konnte man daher auch nicht erleben. Man empfing den 'Eindruck starker Routine und einer musikalischen Führung, die sich in de» Wirkungen u/id Voraussetzungen einer durchschlagenden Operiiaiissührung auskonnt. Leo Blech ist der Typ eines ausgesprocheneil Opcriikapcllmeisters. Er hat das richtige Gefühl, daß die Zuhörer durch robuste Fariwii und temperamentvollen Fluß mit fortgcrisscn werden. Und so stand bereits die Ouvertüre in diesem Zeichen. Ter Pilgerchor er fuhr in ihr eine Beschleunigung. Dadurch erhielt aber der Streichkörzier einen verschwommenen Charakter. Im große» und ganzen war die Klangwirkung der Ouvertüre etivas sehr knallig und brutal. Aber der laute Bestall nach derselben be stätigt«. daß Blech genau iveiß, wie das Publikum anzusassen ist. 'Auch sonst waren die Zeitmaße beschleunigt, wenn man nicht sagen will — teilweise überhastet —: denn Ouvertüre und erster Akt waren in ctiva 50 Minuten erledigt. Es mag wohl auf diese Weise eine Oper sehr unterhaltsam wirken. Aber ob damit der Nagel auf den Kaps getrosten ist — besonders wenn es sich um eine Oper wie „Tannhäuscr" handelt — das bedarf doch noch sehr der Erwägung. Bleibt also als Reagenz des Tirigenlengastspieles doch nur die Empfindung, daß man die beide» Ciaalskapellmeister einmal entlasten wollie. —Ist— Kolpingshaus. Mit dem Lustspiel „Großstadtluft" erfreute am Dienstagabend das Katholische Kasino, Dresden, ein zahlreiches Publikum. Ter Vorsitzende, Herr Direktor Dünn edier, dem die GesamIIciiung oblag, kann diese» Abend als vollen Erfolg buchen. Nicht nur die Darsteller rvarc» mit Lust und Lieb« bei der Sache, sondern auch die Zu- hörcrsckxstt verfolgte mit großem Vergnügen das Geschehen auf der Äühne. Da war vor allem der Fabrikant Schröder, der allem, ivas mit der Großstadt zusammenhängt, Feinschaft ge- schmoren hafte. Wie er von Tochter und Schwiegersohn mit der Großstadtluft schließlich ausgesöhnt wird, ist die lustige Poinie der Cache. Um diese» Kleinsiadtvhilister. den Kar, Straube köstlich tpisicrte, gruppieren sich die anderen Per sonen der Handlung. Karl Schmid gab die nicht leicht zu charakterisierende Persönlichkeit des Schwiegersohnes, den der Fabrikant in die engen Verhältnisse der Kleinstadt verbann! hat und der sich Befreiung erzwingt, überaus wirkungsvoll und lebensecht. Herr Hoyer verkörperte mit großem Geschick de» kleinstadtmiiden Dr. Eurusius, Karl Schmidt den abenteuer lustigen Rechtsanwalt Lenz und Herr Mintert den ewig vom Pech verfolgten, liebcnshungripen Bernhardt Gempe. Den Damen Frau Hartwig. Frl. Hepke, Gojowj. Rublik und Münch gebührt ein Gcsamtlob: alle hatten sich trefflich i» ihre Rollen eingclebt, so daß sie wesentlich Anteil an dem Er folg der Aufführung hatten. Zum Schluß belohnte reickwr Bei fall und Blumciigaben die Darsteller. Für Wiederholungen ldie sicher auch in breiteren Kreisen begrüßt würde) sei lediglich Herrn Muttert gerate», das Gebärdensvicl stxirlamer zu gestal ten und die Komik nicht allzusehr zu unterstreichen: weiter würde sich ein pünktlicher Beginn und raschere Abwickelung empfehle». — Während der Pausen erfreuten stimmungsvoll» musikalische Darbietungen, mit denen Herr und Frl. Benz Son- derbeisall erzielten. —o— Zelkschriflen Stimme» der Zeit. Verlag Herbei u. Eo.. Freiburg. Aus dem Inhalt des Märzliestcs: Tradition ,,„d Fortschritt (St. U. Tuniu. Borkowski). — Heinrich Fcderers literarischer Nachlaß (A. Stock, mann). — St. Bonavenlura, dcr Philosoph (B. Jause»). — Spa» nie» und Deutschland <H. Becher). — Besprechungen. Literarischer Handweiser. Aus dem Inhalt des Märzhcstcs: Stefan George in katholischer Schau (Ioh. Mlimbancr). — Neu« Bücher über Sören Kierkegaard (Ernst Alker). — Zur Methode dcr österreichischen Geschichtsforschung (E. K. Wiuier). — Besprechungen aus ollen Gebieten. Das Heft. Verlagsort Berlin SW 68. Fi» 6. Heft ist ei» Blick in Lotte Rciningers Filmaielier unlcr dem Titel „Die Frau, di§ Silhouetten filmt" besonders beachtenswert. Weiter interessie ren die Aufsätze „Photographie ohne Kamera", „Die gepflegte Frau* und „Aus dem romantischen Japan".
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