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>««««« 184 Süchsische Dolkszeitung «»—«— Worum geht Der Boung-Plan in 12 Punkten Die Zeitschrift für Politik (Karl Hermanns Verlag, Berlin) widmet das Augustcheft der Erörterung des Aoungplanes, zu dessen Verwirklichung die Haager Kon ferenz zusammengetreten ist. Prof. M. I. Bonn fasst in einem Artikel „Aoungplon und Dawesplan" den Inhalt des Uoungplans in 12 Punkten sehr präzis und knapp zusammen. Zum Verständnis der Fragen, die im Haag behandelt werden, teilen wir diese 12 Punkte unfern Lesern mit. 1. An Stelle der unbestimmten Annuität des Dawesplans, die im Normaljohr mit 2^ Milliarden Mark angesetzt ivar, zu der aber ein Indexzuschlag und im Nichtvermögensfoll ein Ab schlag von unbegrenzter Höhe erfolgen kann, tritt ein» feste Annuität von durchschnittlich 1988 Millionen Mark. 2. An Stelle einer Laufzeit von 37 Jahren für ülN Millionen Mark des Dawesplans und einer unbestimmten Lauf zeit für 1540 Millionen Mark und für den Indexzuschiag tritt eine Laufzeit von 37 Jahren plus 22 Jahren, insgesamt also 50 Jahren. Innerl;alb der ersten 37 Jahre sind die Forderungen der europäischen Alliierten zu decken und erheb liche Zahlungen zu bewirken, die diese an die Vereinigten Staaten abführen. Die letzten 22 Jahre sind ausschließlich für Zahlungen bestimmt, die die europäischen Gläubiger zur Ab deckung ihrer amerikanischen Schuldverpflichtungen entgegen- nehmen. 3. Die Bestimmung des Dawesplans. dotz Deutschland seine Verpflichtungen erfüllt hat, wenn es in Reichs mark ge,zahlt hat, ist gefallen. Me deutsche Regierung muh nach den neuen Mmachungen aus Wunsch die fremde Valuta selbst beselzaffen. Sie hat sich bei Zahlung und Umwandlung der Bank für internationale Zah lungen zu bedienen, die an die Stelle des Generalagenten und der übrigen Kommissare tritt. 4. Die Bestimmung des Dawesplans, dah, ivenn die Stabi lität der deutschen Währung bedroht sei, die Markeinzahlungen auf dem Konto des Reparationsagenten nicht in iremde Wäh rung uingenxnidelt werden dürfen — der sogenannte Trons- ferschutz — und bis zum Betrage von 2 bis 5 Milliarden Mark innerhalb Deutschlands auslaufen können, ist besei tigt worden. Damit ist auch die Bestimmung gefallen, dah die deutschen Ein,Zahlungen und Aufbringungen herabgesetzt werden, falls der Fonds des Generalagenten auf 5 Milliarden Mark angelaufen ist. ohne dah die Üe'bertragung möglich ist. An Stelle dieses Transferschutzes ist ein Moratorium doppelter Art getreten. 5. Dieses Moratorium umfaht nicht den Betrag von 660 Millionen Mark. Diese 660 Millionen Mark sind unter allen Umständen 37 Jahre lang unbedingt auszubringen und zu übertragen. Bei den darül>er hinausgehenden Summen — ihr Maximum betrügt etwa 1700 Mill. Mark — kann auf Antrag der deutschen Regierung mit OOtägiger Frist die Transferierung auf höchstens zwei Jahre gestundet werden. Diese Stundung hat einen doppelten Charakter. Sie ist einmal Uebertragungs- stundung, d. h. die Gelder werden von Deutschland aufgebracht und bei der Bank für internationale Zahlungen eingczahlt Sie ist darüber hinaus aber auch Zohlungsstundung: Ein Jahr nach erfolgter Transferstundung kann die deutsche Regierung ein Zahlungsmoratorium von einjähriger Frist für die Hälfie der zu zahlenden Beträge verlangen. 6. Der I n d e x. mit den in ihm enthaltenen Möglichkeiten und Gefahren, ist gefallen. 7. Mit Beseitigung des Transferschutzes ist die Möglichkeit gegeben, einen Teil der deutschen Annuität zu privatisieren und zu mobilisieren. Unter dem Dawesplcm waren hierfür 16 Mil liarden Mark Eisenbahn- und Industrie-Obligationen vor gesehen, zu deren Verzinsung und Tilgung innerhalb 36.7 Jahren 960 Millionen Mark bestimmt waren. Diese Mobilisierung konnte nicht vollzogen werden, iveil der Transferschutz auf dieser Annuitär lag. Der Erwerber der betreffenden Obliga tionen wäre nicht berechtigt gewesen, die Zinszahlung in fremder Währung zu verlangen. Er hätte sich unter Umständen mit ihrer Ein,Zahlung in Deutschland zufrieden geben müssen, ohne auf ihre Umwandlung in fremde Währung bestehen zu können. Diese 16 Milliarden Mark ivaren daher unbegeblmr. Im Uoungplan ist'die Privatisierung und Mobilisierung es im Kaag? von 660 Millionen Mark vorgesehen, die während ihrer Laufzeit von 37 Jahren unter keinen Umständen von Zahlung», oder Transferaufschub beeinflußt werden können. Frankreich erhält hiervon 500 Millionen Mark, die es kapitalisieren wird, entweder um den Erlös zum Rücklauf französischer Obligationen zu benutzen, oder um deutsche Obligationen französischen Obli gationen zu substituieren. 8. Die Goldklausel des Dawesplans ist gefallen, auf Grund derer eine Zu- uns Abwertung der Stenten erfolgen sollte, wenn die Kaufkraft des Goldes, sich erheblich verschieden würde. Zunehmende Kaufkraft, das ist Preissall, wäre eine stärkere Belastung gewesen, abnehmende Kaufkraft — Preis- steigerung der Waren — eine Erleichterung Deutschlands Die eingetretene Stabilisierung hat zum Verzicht aus diese Bestim mung geführt. 0. Die Teilung der Annuität in Annuitäten, oi« aus den Eisenbahn- und Industrie-Obligationen f960 Millionen Mark) und solche, die aus dem Neichshaushalt stammen >1540 Millionen Mark) ist so gut wie beseitigt worden. Zwar werden noch dem Doungplan 660 Millionen Mark weiterhin von der Eisenbahn aufgebracht und garantiert. Sie werden abe>. dem Reich als Steuer ge,zahlt, das sie an die Bank für internationale Zahlungen ab,zuführen hat. Für die übrigen Zahlungen bleibt das Reich mit den Verbrauchsabgaben belasten. Die Besör- derungsltruer (290 Millionen Mark) Kann in die 660 Millionen Mark eingerechnet werden. Die nach dem Haushaltplan von 1929 verpfändeten Abgaben müssen stets das Eineinhalöfachr der höchsten Jahresleistung, die aus ihnen getätigt wird, aus- machen. Sie dürfen also nicht unter 2,65 Milliarden Mark sinken. Sinken sie darunter, so können neue Quellen lieraw gezogen werden. Sie dürfen nur mit Zustimmung der Bank für internationale Zahlungen anderweitig verpfändet iverden 10. Dir Zahlung von 300 Millionen Mark aus den In- d u st r i e - O b l i ga t i o n e n (5 Milliarden Mark) wird für- Rsparationszwecke beseitigt. Die Aufhebung dieser Steuer wirk» empfohlen. 11 Die Sachl i e fe r u nge n, die im letzten Jahr de« Dawesplans 1,2 'Milliarden Mark ausgemacht haben, werde» fortgesetzt. Ihr Abbau soll aber innerhalb von zehq Jahren vollendet sein. Der Höchstbetrag des ersten Jahres isl 750 Millionen Mark. In jedem Jahr fällt der Betrag unr 50 Millionen Mark. Der Anteil Frankreichs an den Lieferun gen wird auf 54,45 v. H. beschränkt. 12. Das System der Pfänder und Kontrollen wirkt abge schafft. Abgesehen von der Haftung der Reichsbahn und der negativen Verpfändung der Verbrauchsabgaben werde» die sonstigen Finanz- und Wirtschaflskontrollen beseitigt. Detf Kommissar für Industrie-Obligationen wird ebenso verschwin den wie der Kommissar bei der Reichsbank. Der Eisenbahn- Kommissar und der Kommissar für verpfändete Einnahme»! werden ebenso beseitigt werden wie die ausländischen Ver tretungen in Eisenbahn und Reichsbank. Ueberdies wird dev Generalagent verschwinden. An die Stell« dieser verschiedene» Organe wird die Bank für internationale Zahlungen treten, die von den sieben beteiligten Ländern, einschließlich Deutsch lands, mit einem Kapital von 100 Millionen Dollar gegründei werden soll. Ihr wird die Abwicklung des gesamten Repara4 tions,Zahlungsverkehrs, einschließlich der finanziellen Kontrollen^ die vom Standpunkt des gewöhnlichen privaten Gläubiger» notwendig sind, übertragen. Das System der Pfänder uns Kontrollen ist zu Ende. Deutschland wird in Zukunft sein« Wirtschaft und seine Finanzen nach außen unter eigener Per-, antwortung führen müssen. Meinungsverschiedenheiten rechts Das gemeinsame Volksbegehren Die Geburt der Einheitsfront der „nationalen Oppo. sttion", die die Hugenberg, Hitler und Seldte durch die ge meinsame Schlacht des Volksbegehrens gegen den Poung- Plan herzustellen hoffen, vollzieht sich nicht ohne innere Wehen. Auch unter dem Mitläufertum der Führer der „nationalen Revolution" gibt es Menschen, die sich Ge danken machen und die ein gewisses Mißbehagen nicht unterdrücken können bei der Feststellung, daß diesen Füh rern kein klügerer Plan für den gemeinsamen Schlag ein gefallen ist, als die — ein Treppenwitz der Parteigeschichte — der demokratischen Gedankenwelt entlehnte Idee des Volksbegehrens. Auf der anderen Seit« ist der Gegensatz zwischen der bürgerlich-kapitalistischen Einstellung derer um Hugenberg und der ausgesprochen klassenkämpserischen Ideologie der Nationalsozialisten viel zu groß, als daß er so einfach zu überbrücken wäre. Vorläufig glaubt jede der beteiligten Erupepn parteipolitisch einen Gewinn aus der gemeinsamen Aktion davonzutragen und die Anhänger der anderen für sich einzufangen. Hugenberg fühlt sich noch als der unbestrittene Führer der Einheitsfront, während ihn Hitler schon öffentlich zum alten Eisen wirst. „Nicht d i e bisherigen nationalen Parteien", erklärt« Hitler wörtlich in seinem auf der Nürnberger Tagung der Nationalsozialisten verlesenen Manifest, „werden künftig die Träger des nationalen Kampfes sein, sondern ausschließ lich die nationalsozialistische Bewegung! den einen gehörte die Vergangenheit, und unser ist di« Zukunft." Es dürfte kaum «in Zweifel darüber bestehen, daß die deutschnatio nale Agitation eine gute Vorarbeit für die verantwortungs, lose Demagogie der Nationalsozialisten leistet, und die oben zitierten Erklärungen Hitlers zeigen deutlich genug, daß dieser mit Eifer daran arbeitet, feinen Einbruch in die deutschnativnale Front zu vollziehen. Allerdings kriselt es auch im nationalsozialistischen Lager. Die Zeitschrift des Bundes Oberland ..Das Dritte Reich" protestiert lebhaft gegen Ne Verparlamentaklslerung de« nationalen Opposition, Jetzt, da diese das erste mal eine aktive Politik treibe, stehe diese Aktion ganz iml Zeichen der Unfähigkeit jenes Mannes, der die Führung da bei übernommen habe. Hugenberg sei ein Beamter^ aber kein nationaler Revolutionär. Die Nationalsozialisten hätten sich nicht nur, was an sich schon verhängnisvoll ge nug wäre — mit eingestellt in die großzügig« Linie der reaktionären Politik, die vom Hugenberg-Bri«! an Amerika weiterführt über das Volksbegehren zur Reichs-Präsidentenwahl. Sie habe, was noch viel schlimmer sei, den Gedanken der nationalen Revolution dadurch preis« gegeben, daß sie ein lediglich parteitaktisches Parlament«« risches Manöver, statt es als ein solches zu kennzeichne», als ein Mittel nationalrcvolutionärer Demonstration geki ten ließ, daß sie die peinliche Nachbarschaft sozialreaktionärer Mächte hinnahm und auf ihre Rechte der völligen Unabhängigkeit und der äußerste» Radikalität verzichtet habe. Vom Neichsverband des Deutschen Groß» «nvj Ueberseehandels E. V. erhalten wir folgerte Mit teilung : Zn dem Pressedienst des „Reichsausschuffes für da« dentike Volksbegehren" wird unter der Uebersckirlft ..Wer steht hinter dem Volksbegehren?" unter anderen Verband«« der Zentralverband des Deutschen Großhandel» genannt. Wir stellen demgegenüber fest, daß der Zentralverdand des Deutschen Großhandels schon seit zwei Zähren nicht «eh« besteht. Auch die zuständigen Organe des aus ihm hervor« gegangenen ..Reichsverbandes des deutschen Groß- und Ueber« seehandels" sind mit der Frage des Volksbegehrens über haupt nicht besaßt morden. Die berufsstiindige Organisation des Großhandels ist des halb zu Unrecht ausgesührt." Es ist uns unerfindlich, wie dieser Name einer seit zwei Jahren nicht mehr vehepenven rngangatloii in ven Pressedienst des Reichsausschusses für das deutsche Volks- beaebren gekommen ist. Wir wollen auch arok.züaia darauch Dresdner Kunstgenossenschasl Brühlsche Tcrraffe Juli—September.) Schon auf den ersten Blick bietet die Ausstellung der Dress« ner Klinstgenossenschast dem Besctmner diesmal ein eigenartiges Bild: Mitten im Kuppelramn stekt ein eiserner Träger in einem soliden Betonblock, mitten auf dem sanften Parkettboden! Man meint, die alte Kuppel müßte einstürzen ob dieser Reuerungn! Also «in schlanker Eisengliedcrmast, um den ein Kaleidoskop von neuen Bauformen kreist. — Doch das Merkwürdige ist, daß an diesem Neu» zeitscnder außer sehr sachlichen Kurzwellen auch n«h andere, Langwellen, hinausgehen in di« übrigen Räume, und die haben hä», fig impressionistische Schwingungen. — Das möchte ich vor allem mit Vergnügen feststcllcu. Da ist Otto Dill mit seinen Drei Reitern und seiner schönen Pfalzlandschaft, über deren warmen Rebkügcln eine glückliche Stimmung liegt. Wolf Röhrichts sarbcnleuchtcndcs Gemälde von Stockholm, das Torre Gclmetti in Bardolino am Gardasee von HanS Meid und Fritz Hofmann-Juans sonnendurchstrahlte Tenipcl verraten, wenn auch sehr verschiedenartig, daß sie dem Impressio nismus treu bleiben. Mer auch die Vorstadt von Johannes Tictz, mehr noch ein Porträt von Ernst Dietscb, ebenso sein Mädchcn- bildnis, zeigen viel Neigung dafür. Auch Herbert Ebcrsbach (Pfingstrosen, Loschwitzer Brücke) zählt zu dieser Gruppe. — Aber es gibt in dieser Ausstellung noch viele Bilder, die man nicht nur eben in Ausstellungen, sondern auch, ohne zu erschrecken (im Gegen teil!), zu Hause aufhängen kann. — Ein saftiges Stillcbcn von Rudolf Otto, die prächtige Wintcrlandschast von Clemens Otto Schanze, di« zwei verschiedenartigen Auffassungen reifer Frauen (Mutter, Herbst) von Karl Hahn gehören hierher. Pauls Oberhosf zeigt einen pflügenden Bauern. Frühmorgcn- nebel und Geruch von feuchten Erdschollen, die schwer unter der Pflugschar ausquellen. Lebendig gesehen. Ebenso seine Herbst- löndschast. — Ein interessanter Halbakt von Hans Gött ist zu nen- ntn. — P. A. Böckstiegcl malt seine Porträts in kräftigen Farben- akkordcn in expressionistischem Moll. Von den zwei gewaltigen Bildern, Mutter, Peter Susstek und Selbstbildnis und Junger Zim mermann, ist der jung« Zimmermann das bedeutendere. — Da gegen gefallt sich Georg Siebert gerne in kalligraphischem Vielerlei, wie im Sonntagsnachmittog. dem Schulbeispiel seiner Kollektion. Man könnte ihn ebensogut unter Alt-Wie,, wie unter einige Hol länder des 17. Jahrhunderts einreiben. Die meisten Bilder zeigen viel Talent: Der große Zimmcrmann in seiner selbstbewußten, ge sunden Krastsülle, die schöne Landschaft aus der Sächsischen Schweiz. Sickert hat aber auch Humor. Schon das obe» er wähnt« Bild, Sonntagsnachmitlag, ein gut-besetzter Htastgartcn, dessen Gäste den Beschauer so treuherzig anlächcln, dessen Tische mit buntgemusterten Tüchern, blankem Geschirr, Kuchen und VrieS- nitzer so freundlich-ausführlich gedeckt sind, läßt «in Schmunzeln schwer vermeiden. Wenn aber ein behäbiger Wanderer in einer großen Landschaft angesichts eines immerhin hohen Berges sich an dächtig eine Bemme schneidet — so wirkt das unbedingt komisch. Von Coiivid Fclixmüller sind «in Selbstbildnis mit Gittin und ein Bildnis Komponist Clemens Braun vertreten. Für die neue Sachlichkeit treten Otto Griebel und Karl Völker ein. Griebel sucht aktuell« Themen: Kampblider aus der Front des Krieges uns un seres modernen Lebens, Die „Internationale" fällt jedenfalls auf, ohne aber besonders zu packen. Eine Arbetermenge, die ihr Lied singt, das sie eint: Die Internationale. Völker spricht soziale Ideen in seinem Bahnhof und der Mittagspause aus. Doch macht er aus einem ohnehin sachlichen lllahnhof eine Stilbühnc. Ai der Mittagspause schildert Völker die freudlose Angelegenheit einer Massenspcisung. — Dagegen sind Werner Peiner und Herbert Lehmann schon wie der weit von Sachlichkeit entfernt. — Hanns Hanner bringt ein schönes Frauenbild „In alter Tracht" und eine zärtliche Katzenmuttcr. Die Frau in spanischer Tracht, !m schweren, schirmrzseidenen Kostüm ist sehr wirkungsvoll. Interessant sind die Jndustriebilder von Wilhelm Rudolph, beson ders der Gvanitbruch. — Ctivas Eigenes aber ist die Frühlings landschaft von Hans Jücbser. Bäume, Laub-, Nadel-, Obstbäume, kunterbunt, ein Ausklang der Natur an einer Stadtgrenze. Blüten, junges Laub und grelle Sonne über allem. Die weitet den Aspekt auf «ine Stadt, die in einer ungewissen atmosphärischen Stimmung liegt. — An dieser Stelle möchte ich die wunderschönen Landschaften von Siegfried Mackowskh nennen. Wasserburg im Schnee, Kirche im Tessin, Jsola Pescatori, Erzgebirgslandschasten und namentlich die wundervoll verschneiten Zinnwaldhäuser. — Von Paul Poetzsch ist eine hübsche Kollektion vertreten: In terieurs, Stilleben, ein stiller Waldausschnitt. Zur Sachlichkeit sei noch nachgctragen: für sie gibt es keine Kinder mein! Olme eiu-n Schimmer von körperlicher oder geistiger Anmut schildern sie Curt Großpietsch, Otto Nagel, Muil Bcrger-Bergner. Ihre Modelle sind Großstadtverkümmmerungen mit erloschenen Augen und toter Haut. » Die Graphik ist ziemlich dünn gesät. — Großpielsch zeigt ein paar sehr gute Arbeiten mit humorigem Einschlag, Georg Jahn ein bedeutendes Bild seiner Mutter; Franz EKuweck bringt ein paar lustige Spezialtypen. — Ter Akt von Hermann Glöckner und eine stille Landschaft von Mayrhofcr-Passau fallen au. Weitaus zahl reicher sind die in allen Räumen eingestreuten Plastiken. Ick möchte da zuerst einen .zarte» Mädchcnkopf von Paul Berger nennen, ein klares Selbstbildnis von Adolf Liebcrmauu und den schlanken Ball spiele« von Georg Türke. — Otto Rost gestaltet in einfache» For men seine Arbeite». (Stafsetten-Schwimmerin, Bildnis Maler Hofmann-Juans, Balalaikaspicler). Otto Pilz dagegen sucht die Lebhaftigkeit seiner Modelle (Windspiele, Wüstenfuchs) auf sein Schaffen zu übertragen. Hervorzitheben wären noch das Bildnis Maler Dietsch von Ernst 'Gramer und der Kiuderkopf von Gerhard Aiarcks. Und n»n nochmals die „Kuppel"! Sic fand in der Jnneuge- stallung Fritz Meisters ihren Meister. — Er drückt die Archi- t e k I u r e» t m ü r s e von Peter Vchrens, E. Fahrenkamp, E. Map, Erich Mcndeliohn, P. Bonatz, Edmund Schuchardt, Otto Bartning, Gustav Lübeck«, Arnulf Schclchcr »sw. fest in die roten Stosfwäude und erzielt dadurch eine geräumige Einfachbeil. — Ge schäfts-, Waren-, Kauf'- und Bürohäuser, Verwaltungsgebäude, Ho tels, Babnhöfe und Fabriksanlagen werden in neuer Gestalt vorze- sührt. Aber auch Brücken. Türme, ferner Wohnlzausbauten, ja sb- gar Kirchen enthält das große Programm der Neugestaltung. De« neue Stil schafft am besten Zweckbauten. Hochgetürmtc Waren häuser, Kaufhäuser mit emsigen Fensterfluchien, Fabriken mit bester Raumausnutzung. — Sie alle zeigen den Galoppstil unserer Zeit. Interessant ist das noch Bindungslos« der alten Natur. Wird man die Natur einzwängen in den harten Griff unserer Zeit, wie man einst die Schloßalleen und Gärten Ludwigs XV. einzmängte? Oder st« noch weiter kontrastieren lasten? Vorläufig wirkt sie noch al»