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Sächsische Volkszeitung : 08.08.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192908085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290808
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290808
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-08
- Tag 1929-08-08
-
Monat
1929-08
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.08.1929
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Besatzung oufzusteigcn, zo« cS Pilot Eggers vor, auf dkm Boden zu bleibe» und im Auto nach Orly zurückzukehren. Erst nach 18.40 ubr konnte Offermaim feinen Flug fartsetzen. Einige Minuten später wurde sein Apparat in 300 Dieter Höbe vom Ftugliafen Orly »S gesichtet. Ossermonn beschrieb zunächst «ine Rechtskurve, um in die Linie der Flugzeuggruppe einznbiegen. Gleichzeitig führte er zwei sehr schöne Loopings aus. Bei dem dritten ereignete sich das Unglück. Der Apparat kam nicht wieder aus der Rückenlage beraus. obwohl Osfermann die größten Anstrengungen machte. In diese« Augenblick brach ein Flügel in der Mitte durch, wöbet die vier metallenen Verbindungsrohre, die die Tragfläche am Flug- zcugkörper befestigen, losgcrissen wurden. Der Flugzeugrumps mit dem Motor stürzte zu Boden und grub sich tief in die Erde ein. Der unglückliche Pilot, der durch die Geschwindigkeit in seinem Führersitz sestgchaltcn wurde, konnte sich nicht sreinmchcn und den Fallschirm benutzen. Fürchterlich verstümmelt wurde der Leichnam wenige Minuten später vom Platze getragen. vresärn und Umgebung 50V Rechksanwälke vor dem Schlich er Dresden, 7. August. Am 9. August findet vor dem Schlichter in Dresden eine Verhandlung mit dem Ziele statt, die im Dresdner Anwaltsverein zusainmengeschlotsenen Rechtsanwälte zum Abschluß eines Tariscs mit ihren Angestellten zu zwingen. Ta der Dresdner Anwaltsverein alz nicht tarisfähig angesehen wird, ist «ine Einzclvorladnng aller seiner Mitglieder erfolgt, deren Zahl sich aus weit über 600 beläuft. Allein in Dresden zählt dieser Verein 350 Mitglieder. Tie Geladenen, die sich durch einige bevoll mächtigte Rechtsanwälte werden vertreten lallen, weigern sich, einen Tarifvertrag zu schließen, da sie ihre Angestellten auch in Zukunft auf Grund freier Vereinbarungen im Hinblick auf die besonders ge lagerten Verhältnisse bezahlen wollen. Die verschwundenen Koffer -es brasilianischen Bankiers Am 29, Mai verbreitet« die Dresdner Kriminalpolizei folgende Meldnnng: „K ra f t d ro sch ke n fü h r e r, Ach tun gl Ein 26 Jahre alter Schuhmacher, der am 24. Mai festgenommen wurde, steht im Verdacht, dem brasilianischen Bankier Milton zwei Reisekosfee mit Inhalt gestohlen zu lgiben. Ter Festgenommene ist am 22. Mai gegen 6 Uhr nachmittags mit den Koffern in einer Kraftdroschke vom Dresdner Hauptbahnhos nach dem Bahnhof Hei denau und von dort weilergesahren/ Dem Gericht gegenüber tischte der Hauptangcklagtc ein Mär chen auf. Er-operierte dabei mit dem «roßen Unbekannten, der ihm in der Haupthalle des Dresdner Hauptbahnhoscs gegen ein Dar lehen von 60 Mark die beiden Koffer als Pfand überlassen habe. Als schließlich dieser Unbekannte nicht zurllckgekoinmen sei, habe er sich entschlossen, mit de» Kosscrn, die schon rein äußerlich auf «inen wertvollen Inhalt hindeuteten, in einer Kraftdroschke nach Hei denau zu fahren. Hier l>abe er einen neuen Wagen gemietet, mit dem er dann auf Umwegen nach Lieben«» gelangt sei, wo er zur späten Nachtstunde die Koffer seinen Eltern übergab und sofort wieder verschwand. Das Gericht ließ dahingestellt, auf welche Weise der Auge-? klagte in den Besitz des Scheines oder der Koffer gelangt war, ver urteilte ihn aber wegen Unterschlagung zu 5 Monaten Gefängnis. Auch die Eltern des Angeklagten hielt das Gericht einer Begünsti gung zur Straftat ihres Sohnes für überführt und warf gegen den Vater Mühle eine Geldstrafe von 100 Mark, gegen die Mutter Mühle «ine solche von 50 Mark, ersatzweise 10 bzw. 5 Tage Gefängnis, auS. Rangierunfall in Kvnigskein Königstcin, 7. August. Dienstag früh um 1.45 Uhr ereignete sich auf dem Güterbahnhof Köniostcin ein Rangierunsall. Bei der Zusammenstellung des Güterzuges 9861 wurde durch falsches Zurückdrücken die Stellerei I a »gefahren, wodurch größerer Schaden an dem Gebäude und an den Sicher ings- einrichlnngen entstand. Weiter wurde ein offener Güterwagen schivcr beschädigt und ei» geschlossener Wagen zur Entgleisung gebracht. Durch den Unfall blieb das Gleis während zwei Stunden gesperrt. Verspätungen im Personenverkehr sind nicht cinzctrcten. Ter de» Dresdner Hauptbahnhof um 2.12 Uhr norgenz verlassende Wiener ^o>2eIIanM§s->I! Ä^nliäu§sk»L bzw. Hotzzverschlag ausgebaut. Zur allgemeinen lleberriffchung erwies sich der Saal als auffallend akustisch. Bürgermeister K. W. Müller berief ein Direktorium von zwölf Mitgliedern, die dem späteren Thomaskantor die Kapellmeisterstelle antrugen im Jahre 1781. Adam Hitler schrieb eine Reihe von Singspielen, auf deren Idee K. M. v. Weber seinen „Freischütz" ausbaute. Später war cs Albert Lortzing (1801—1851), der durch seine humorvollen, leichtansprechcnden Musikbiithnenwerke die Auf^ merksamkcit Deutschlands auf Leipzig lenkte. Die Lieder seiner (Hitlers) Operetten bilden oen Ausgangspunkt der Hochschule des deutschen Liedes, da sie notorisch Eoeth» zu seinen volks mäßigen lyrischen Dichtungen anregten." (H. Riemann.) Weitere Dirigenten waren I. E. Schicht, I. P. C. Schulz, C. A. Pohlcnz. Und sie alle überragend: Felix Mendelssohn- Bar t h o l d y (1809—1847). Im Jahre 1835. also mit 26 Jah ren, übernahm er die Kapellmeisterstelle. Durch seine große Be gabung als Komponist, Dirigent und Organisator Q eine sel tene Vereinigung — erhob er Leipzig „zum Zentrum des Musik lebens in ganz Deutschland, ja Europa" (H. Riemann). An träge nach auswärts lehnte er ab. Mendelssohn Melodik mögen weite Kreise nicht. Nicht ohne wirklichen Grund. Aber die größte Zahl feiner Werke beweist noch heute durch ihren Wohllaut, durch ihre gediegene Satztechnik bei unerschöpflicher Erfindungsgabe starke Zugkraft. Besonders in seinen Oratorien und geistlichen Gesängen zeigt er sich als vollendeter Meister der Fuge. Ihm folgten nach dem allzufrühen Tode Ferdinand Hil- ker, Niels W. Gade, Julius Ritz, Karl Reinecke, der die altklalsische Musik mit allem Einfluß seiner Person zu schützen bemüht war, bis ihn Arthur Nikisch (1855—1922) im Jahre 1895 ablöste, als Dirigent gefeiert in fast allen größeren Städten des Kontinents. Einen Ehrenplatz nimmt er «in in der Lebensgeschichte von Anton Bruckner (1824—1896). Erst durch die im Jahre 1884 durch A. Nikisch erfolgte Aufführung der VII. Sinfonie wurde der bis dahin mit Absicht unterdrückte A. Bruckner der großen Welt bekannt. Di« Nachfolger Hillers im Thomaskantorat wußten sich als ernststrebende Meister und Führer durchzusetzen. Insbesonder er freut sich noch beute Moritz Hauptmann (1792—1868) eines nicht zu unterschützenden Ansehens als Liederkomponist. Di« Wetter hohe Arbeitslosigkeit Der sächsische Arbeilsmarkl Die Lag« auf dem Arbeitsmarkte Hai noch keine Besserung erfahren. Die Arbeitslosigkeit ist im Verhältnis zur Jahreszeit außerordentlich h o ch. Nur die Landwirtschaft zeigt infolge der Ernte verstärkte Anfnahnrefähigkeit. Im Baugewerbe wird allgemein über das Ausbleiben größerer Bauaufträge geklagt. Tie beiden sächsischen Hanplindustricn, das Mctallgewerbc und die Textilindustrie, zeigen »ach wie vor eine gedrückte Lage. Bclriebs- cinschränkungcn und Uebcrgang zur Kurzarbeit treten besonders in Erscheinung. Ter ungünstige Stand des Arbeitsmarktcs tritt vor ollem bei einem Vergleich der gegenwärtigen Zahlen der unterstützten Arbeits losen mit den Zahlen des gleichen Personenkreises am gleichen Zeitpunkt des Vorjahres hervor. Unterstützte Arbeitslose sind am 31. Juli 1929 vorhanden — in der Arbeitslosenversicherung 96 435, in der Krisenunterstützuiing 16 958. Am 31. Juli 1928 betrug die Zahl der unterstützten Arbeitslosen in der Arbeitslosenversicherung 53 676 und in der Krisenunlcrstühung 5869. Die Gesamtzahl lieg) demnach um 90,4 Proz, über dem Vorjahrsstaude. Fast 200« sächsische Zimmerer arbeitslos Eine kürzlich im Zimmerergcwerbe vorgenommcne Erhebung hat ergeben, daß gegenwärtig im Freistaat Sachsen rund 2000 Zim merer, das sind säst 11 Prozent, arbeitslos sind, trotzdem man sich gegenwärti gin der Hauptbauzeit befindet. Der Beschäftigungsgrad im sächsischen Bangetverbe weiter ungünstig. Ein« am 29. Juli vorgenommcne Erhebung, die sich auf 72 773 Personen erstreckte, ergab, daß zu dem genannten Zeitpunkt 1410 Maurer, 2801 Bauhilfsarbeiter, 502 Facharbeiter, 39 Lehr linge und 12 weibliche Personen arbeitslos tvaren. Di« Arbeits losigkeit beträgt sonnt 6,6-Prozent. Der Bericht der Industrie- und Handelskammer Dresden über die Lage der Industrie und des Einzelhandels in ihrem Bezirk während des zweiten Vierteljahres 1929 stellt fest, daß die Entwick lung der Geschäftslage durchaus uneinheitlich war, und zwar sowohl dort, wo immer im Frühjahr die Saisoneinflüss« eine Minderung in der Vermehrung des Auftragseinganges mit sich bringen, als auch in dem Teil der Industrie, der von Saisoncinflüssc» mehr oder weniger unabhängig ist. Diese Entwicklung wurde durch di« Weiter wird auch über zunehmenden ausländischen Wettbewerb am In- und Auslandsmarkt geklagt.. Auch für die gut beschäftigten Unternehmungen ergab sich nur ein« äußerst geringe Rente, gende weitere Verschlechterung des Zahlungseinganges verschärft. Uebereinstimmend klagen sämtliche berichtende». Firme» über di« rücksichtslose Ausnutzung und Ueb«rschr«itnng von Zahlnngszielen. Krediteinschränkung der Reichsbank und di« damit zusammenhün» Steuer- und Gebührensreihett . bei Wohnungsbaulen Dresden, 7. August. Das Arbeit?- und Wohlsahrtsministe- rium veröffentlicht soeben die Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über die Steuer- ünd Gobllhrenfrciheit von Wohnungs- bautne vom 15. März 1929. Es heißt darin u. a.: Die Nesreiungsvorschriften des Gesetzes kommen sämtlichen W o h n ha u s »« n ba u t e n zugute, die den Voraussetzungen des 8 1 des Gesetzes entsprechen. Sie gelten also nicht nur, ivenn zu sätzlicher Wohnraum geschaffen wird, sondern z. V. auch dann, wenn der Neubau an Stelle eines abgebrochenen oder durch Brand zer störten Baues tritt. Nutzbare Wohnfläche im Sinne des Gesetzes ist der Flächen. Inhalt der Räume, die zum Wohnen oder Schlafen dienen sollen, einschließli chdcr Küche. Außer Ansatz bleiben somit Vorränm« (Vorsäle, Flure, Dielen) und Bodenräume, soweit sic nicht zum Wohnen oder Schlafen bestimmt sind. Veranden, Badcräume, Wasch, küchcn, Aborte, Keller und Abstellräume. — Bezugsfertig im Sinnt des Gesetzes ist ein Gebäude in dem Zeitpunkte, für den die bau polizeiliche Erlaubnis zur Ingebrauchnahme erteilt wird Befreiung von der Grundsteuer kommt »ur Neubauten zugute. Wird ein Wohnungsbau unter Benutzung von Neste» eines frühe ren Gebäudes errichtet, so ailt er nur dann als Ncnlmu, wenn di» Baureste vor ihrer Umgestaltung keine benutzbare Wohnung ent hielten und Arbeiten von erheblichem Umfange zu ihrer Umge- staltung erforderlich Ware». Befreit sind nach dem Zwecke des Gesetzes nur solche Ge schäfte, die unmittelbar der Durchführung bestimmter Bauvorhaben zur Errichtung von Wohnungen im Sinne von 8 1 des Gesetzes dienen. Baudarlehcn der öffentlichen Hand, z. B. Baudarlehen einer Gemeindesparkasse, können auch dann „Maßnahmen zur Für« derung des Wohnungsbaues" sein, wenn die Voraussetzungen von 8 25 der Aussührungsvcrordnunng zum Gesetze über Mieterschutz und Mieteinigungsämtcr vom 29. März 1928 nicht erfüllt sind. Die Baupolizeibchörde ist verpflichtet, die TatsaelM, die die Voraus setzungen der Befreiung bilden, im einzelnen fcstzustclle». Schnellzug wurde zwei Stationen lang auf dem Gleis der Gegen- strecke gefahren. Ein Aushilsswcichenwüner liat leichte Verletzungen erlitten und ist in dos Krankenhaus gebracht Word«». d. Das Schloß des „Goldmachers" Tausend wird verkauft. Am 7. August werden zahlreiche ivertvoll« Gegenstände aus dem Besitz des „Goldmachers" Tausend, Pianinos, Gemeälde usw.,vom Gerichtsvollzieher versteigert werden. Tausend, der bekanntlich vor einiger Zeit in Tirol verhaftet und nach München aus geliefert worden ist, hatte sich sein Schloß Tharandt voll kommen renovieren lassen, ohne die Baukosten zu bezahlen. Das Schloß soll in nächster Zeit ebenfalls versteigert werden. d. Krastpostverkchr. Vom 7. August an verkehrt die Krastpost Dresden—Dölzschen—Pesterwitz—Altfranken auf etwa 14 Tage in folge Straßensperrung über Noßthal—Note Häuser, berührt also Dölzschen nicht mehr. Bedarfshaltestellen befinden sich am Rittergut Noßthal und Rote Häuser Nr. 24. d. Keine Bauten ohne vorherige Sicherstellung der Mittel. Der Bezirksverband der Amtshauptmannschaft Pirna warnt erneut davor, Wohnungsbau ten zu beginnen, ohne daß die hier zu erforderlichen Mittel vorher sichergestellt sind. Derartige Bauten können nur dann aus öffentlichen Mitteln bezuschuht weiden, wenn ihre Finanzierung vor Baubeginn gesichert ist. Der Saalenskarrd im Freistaat Sachsen Im Monat Juli trat nach einer von Störungen beherrschten Wetterlage, die teilweise heftig« Gewitter mit örtlichen Hagelsällcn brachte, mit Beginn des zweiten Monats-drittels trockenes, heißes Sommcrwetter ein, das erst gegen Ende des Monats durch etwas kühlere Witterung und einig« geringe Niederschläge unterbrochen wurde. Der Stand des Getreides ist je »ach den örtlichen Verhält nissen als mittel bis gut anzusprechcn. Während er in feuchtere» Lagen zufriedenstellend ist, hat in allen trockenen Gegenden, in weiten Gebieten des nordwestlichen Sachsen und in den Bezirken mit leichteren Bodenarten die anhaltend trocken« und sehr warme Witterung nachteilig gewirkt, indem sie Notreife hcrbeiführte und ans sandigen und kiesigen Stellen und Kuppe» das Getreide zuni Vertrocknen brachte. In diese» Lagen ist mit einer Verminderung der Ernteerträg« infolge schlechter Ausbildung der Körner zu rech nen. Die striciüveise niedergehenden Unwetter verursachten vielfach Lagerung des Getreides, die die Erntcarbeitcn erschwert. Die Trockenheit führt allgemein eine rasche Reifung des Gctrudes her bei. Die Ernte der Wintergerste ist meist beendet, der Noggenschnitt in weiten Teilen des Landes begoimen worden. Veremzelt v iri die Roggen er» te schon eingcfahrc». Der gut entwickelte Flachs beginnt unter den Folgen de, Dürre zu leiden. Die zunächst günstig stehenden Hackfrüchte werden cmpsindlich durch die Trockenheit geschädigt, Kartoffeln und Rüben haben infolge der fehlenden Feuchtigkeit ihr Wachstrmt eingestellt und verloren an trockene» Stellen ihre grüne Farbe. Di« anhaltende Trockenheit verhindert den Nachwuchs auf Klee- und sonstigen Futterschlägen, so daß Mangel an Grünsutter cingetreten ist. Die Heuernte war bis Mitte Juli in gmec Beschaffenheit bei allerdings wenig befriedigendem Ertrage geborgen morden. Wiesen und Weiden sind vertrocknet und zeigen nur in feuchten Lagen »och ihre grüne Farbe. Es besteht schlechte Aussicht jür die Grumlernte. Für den Freistaat Sachsen wurden vom Statistisch», Landes amt folgende Durchschiiittsguoteir des Soatcnstandcs errechnet (dabei bezeichnet 1 einen sehr guten, 2 einen guten. 3 einen mittleren, 4 einen geringen und 5 einen sehr geringen Stand): Winterweizen 2,6 (2,7), Sommerweizen 2,7 <2,9), Winterroggen 2,6 (2,8), Sonv merroggen 2,8 (2,7), Wintergerste 3,0 (2.6). Sommer rerste 2,5 t2,7), Hafer 2,5 (3,1), Späikartosscln 2,7 (3,0), Frühkartoffeln 2,7 (3,0), Zuckerrübe» 2,8 (3,0), Runkelrüben 2.7 (3,1), Klee 3,5 (3,8), Luzerne 3,1 (3,2), Bc-(Eilt-)wässcrungswiejcn 3,1 (3.5), andere Wiesen 3,3 (3,9). Die eingeklammcrttn Zahlen beziehen sich ans Anfang, August 1928. Dre neue Regierungspräsident von Merseburg. Mit Ermäch- ligung des preußischen Staatsiiiiilistcriums hat der Minister des Innern am 1, August 1929 dem Rcgicrungsvizepräsidenten Dr. von Harnack in Köln die kommissarische Verwaltung der Stelle des Re gierungspräsidenten in Merseburg übcrrrogen. Harmonielehre von E. Fr. E. Richter beherrschte bis zu Rie- rnanns epochemachenden gleichnamigen Werke die musikalische Welt. — Die Verdienste eines Wilhelm Rust (1822—1892) um die Verbreitung der Bachschcn Kunst wirken heut noch nach. — Sein Nachfolger Gustav Schreck (1849—1903) gilt noch heute als ein feinsinniger Komponist von a capella-Gesänaen geistlichen Stils. Einer der liebenswürdigsten Charaktere, die man den ken kann, — Nach seinem Tode ward der als Orgelvirtuos und Musikerzieher weitberühmte Karl Straube — bisher Thomas organist — als Kantor berufen. Seine erfolgreichen Bemühun gen und griff»«» Verdienste, die Messestadt zur ausgesprochenen Bachstadt zu erheben sind weltbekannt. Aus seiner vortreff lichen Schule sind tüchtige Meister auf der Orgel hervorgegangen. (H. A. Günther Ramin.) Besonders sei noch hingewicsen auf einen bedeutenden Ehor- meister des öffentlichen Musiklebens in Leipzig: aus Carl Riedel (1827—1888), der durch Gründung des nach ihm be nannten Vereins (1854) Aufführungen zuwege brachte, die zu den bedeutendsten der Welt (Riemann) gerechnet wurden. Der Verein erhielt die ehrenvolle Einladung, zur Grundsteinlegung des Festspielhauses in Beyreuth zu singen. Außer allem Zweifel steht, daß auch das Konser vatorium der Musik, von F. Mendelssohn 1843 ge gründet, seinen guten Teil dazu beigetragen hat, das Ansehen Leipzigs als Musikstadt zu heben, denn es wurde, wie Riemann schreibt „bald zu einer Pflanzstätte ersten Ranges". Und bis heute behauptet es unter der künstlerischen Leitung eines Max Pan er einen der ersten Plätze innerhalb Deutschlands und weit darüber hinaus. Eine eigenartige Stellung nahm Richard Wagner (1813 bis 1883) im öffentlichen Mustkleben Leipzigs ein. Ohne Zweifel einer der energischsten, konzentriertesten musikalischen Denker aller Zeiten. Es wäre anzunehmen, daß er das Theaterleben Leipzigs mit seinen reformatorischen Ideen be fruchtet hätte. Davon weiß Leipzigs Theatergeschichte nichts zu berichten: denn es war ihm gelungen, Anstellung in Dresden am Hostheater zu erhalten. -Er, der für den Fortschritt sich einsetzte, teilte mit seinem vergötterten Vorbild. Beethoven, die starke Leidenschaft für Freiheit und Menschenwürde. Di« politische Entwicklung des damaligen Deutschlands war gegen ikn. Und dielen leinen Leuereiier. als ^.Radikalismus" »er- chrlen, hat man ihm in Leipzig nie versetzen. Daher hielt siib pater der Künstler, der Könige und Kaiser zu Gaste lud, von einer Vaterstadt fern. Erst lange nach seinem Tode benannte der Rat von Leipzig einen Platz in der Nähe seines ehemaligen Geburtshauses nach diesem größten Sohne der Stadt. Zu einem Denkmal ist es noch immer nicht gekommen! — Zum Schluß ist noch zweier Musikgelehrter zu gedenken, die Leipzigs musikalisches Ansehen weit mehr gefördert haben, als es die maßgebenden Kreise auch nur ahnten: Hermann Kretzschmar (1848—1924) und Hugo Riemann (1849 bis 1896). Insbesondere erfreute sich Riemann eines internatio nalen Ansehens durch seine zahlreichen grundlegenden musik ästhetischen, geschichtlichen, theoretischen Schriften. Er war der Lcibniz der Musik noch zu einer Zeit, wo die Musik als Wissen schaft einen Um äng angenommen hatte, der weit hinaus über dre Fassungskra t eines Durchschnittsgelehrten ragte. Die Summe seines Wissens ging ins Ungeheure. Er ward zum Musiklehrer der Welt. Uno die nach und nach eigene Weg« gingen, fußen alle mehr oder weniger auf seiner Lehre. Staat und Stadt erkannten seine Größe nicht. Kein Staatstitel wurde ihm zuteil, keine akademische Beförderung erfuhr er, kein Straßenname erinnert an diesen weltbekannten Gelehrten. Daß die Stadt der Mustkverleaer ihre Bedeutung als Musikstadt miterhalten hat von der beherrschenden Größe dieser tonangebenden Geschäftshäuser, liegt auf der Hand. Ihr« Archive bergen reiche Quellen für die wissenschaftliche Er forschung vergangener Entwicklungsabschnitte. In dieser Hin- stchr verdient vor allem Robert Schumann als Herausgeber der Zeitschrift für Musik genannt zu werden. Leipzig nimmt einen der ersten Plätze in der Geschichte der Musik ohne Zuleisel «in. Die gegenwärtigen politischen und geistigen Strömungen sind den Künsten an sich bitter wenig holo. Leider melden sich Anzeichen,"daß man in Leipzig — im Gegensatz zu früher — der Musik nicht mehr jene hohe Brach- tung schenkt, als es gerade feinnervige Musik verlangt. Tu« daher jeder das Seine und bleibe von dem einen Gedanken be seelt: wer dazu beiträgt, daß der deutschen Nation die Musik in ihrem alten Umfang« erhalten bleibe, hat an der wahren Beglückung und Erhebung der Menschheit gearbeitet. Er ge- hön zu den Wohltätern der Menschheit. vr Hugo Qüdvaann.
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