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Die ausdauernde Kitze rechtes die von Calles beschrittenen Bahnen zu ver lassen. Er ändert die Gesetze nicht, aber er legt sie anders aus. Er will die Registrierung der Geistlichen nur aus d i e (verschwindend wenigen) Geistlichen in Mexiko erstrecken, die direkt von der obersten Kirchenbehörde, also vom Papst ernannt werden. Das bedeutet praktisch eine Aufhebung der Registrierpslicht. — Ebenso wird das Verbot des Religionsunterrichtes praktisch durch die Erlaubnis, derartigen Unterricht in der Kirche zu erteilen, beseitigt. Das wichtigste aber ist die Erklärung der Loyalität des Staates gegenüber der Kirche, die einen radikalen Bruch mit der von Calles geführten kirchenfeiudlichen Kulturpolitik bedeutet. ^ Die Schulden-Dorbehalle Paris. 23. Juli. Nach Entgegennahme des Berichts des Senators Charles Dumont hat der Finanzausschuß des Senats mit 25 gegen eine stimme beschlossen, die unveränderte Verabschiedung der von der Hammer angenommenen Gesetzentwürfe über di« Ratifizierung »er Schuldenabkommen zu empfehlen. Der Ausschuß hat ferner einstimmig folgenden Antrag angenommen, der dem Senat nach Annahme der Ratifizierungsgesetze unterbreitet wird: ! „Der Senat stellt fest, 1. daß die internationalen Verein barungen Deutschland zu Zahlungen verpflichten, die gleich zeitig einen Teil der Lasten der Reparationsschulden decken und den Dienst der in dem Abkommen von London vorgesehenen An nuitäten sichcrstellen, 2. daß die französische Regierung, falls Deutschland seine Zahlungen einstcllcn oder beträchtlich verirn- gern sollte, das Recht hätte, aus Grund der Abkommen im Zu sammenhang mit dem Briefwechsel zwischen Caillaux und Churchill vom 12. Juli 1826 den ganzen oder teilweise» Auf schub der französischen Zahlungen um drei Jahre zu fordern. Der Senat rechnet bei den dann zu erössncnden Verhand lungen mit der Freundschaft und der Loyalität der Vereinigten Staaten und Englands. Die Kriegsschulden find zur Herbei- siihrung des Sieges der großen Sache der Alliierten angenom men worden, für die mehrere Millionen Menschen gekämpft haben uud gestorben sind. Ihre Regelung darf die Lasten Frankreichs nicht verschärfen noch seine gesetzgeberische Freiheit als souveräner Staat beschränken." London» 23. Juli. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Telegraph" schreibt: Eide genauere Prüfung des gesonderten Vorbehalts, mit dem das französische Parlament die Ratifizierung der Schuldensundierungsabkommen mit England und Amerika be gleitete, hat in britischen Kreisen beträchtlichen Eindruck ge macht. Der Wortlaut des Vorbehalts zeigt nämlich, daß die französischen Zahlungen an Großbritannien und die Vereinig ten Staaten aus den deutschen Reparationszahlungen an Frank reich bestritten werden sollen, die nicht für Wicdcrherstellungs- zwecke vorgcmerkt seien, mit anderen Worten, nicht aus dem unbedingten, sondern aus dem bedingten Teil der deutschen Annuität. Der Korrespondent führt aus: Wenn also Deutschland nur hinsichtlich des bedingten Teiles der Poung-Annuität in Verzug geraten sollte, dann würde Großbritannien von Deutschland nichts erhalten, könnte aber auch von Frankreich nicht verlan gen, aus der unbedingten Annuität von einer halben Milliarde Goldmark bezahlt zu werden, die Frankreich nach wie vor von Deutschland erhalten würde. Der Korrespondent schließt: Dies ist ein eindrucksvoller Hinweis sowohl auf die Geistesverfassung des französischen Parlaments als auch aus die Benachteiligung Großbritanniens durch den Poung-Plan. Der Prozetz Ulitz Kalkowitz, 24 Juli Hier hat gestern der Prozeß gegen den Abg. Ulitz, den Füyier de« Deutschen Volkskunde» in Polnisch-Oberschlesicn, be gonnen. Zunächst wurde der Angeklagte verhörr, dann folgten die Belastungszeugen, deren Aussagen im wesentlichen daraus hinaus liefen, daß die Korrespondenz des Deutschen Volksbundes zum großen Teil über das deutsche Generalkonsulat gegangen sei. Großen Eindruck machte die Aussage des Zeugen Wollnh, des biSberigen Mnrschalls des ostoberschlcsischen Sejms (Landtags). Der Zeuge verneinte die Frage des Vorsitzenden, ob er die Bescheini gung, die Ulitz zugcschobcn, aber vom Sejm als nicht echt erkannt wurde, für echt halte. Die Frage des Staatsanwalts, ob er diese Meinung gegenüber einem eventuellen gegenteiligen Gutachten der Sachverständigen aufrecht erhalten werde, bejahte der Zeuge, lieber die Loyalität des Angeklagten im schlesischen Sejm befragt, erklärte der Zeuge, daß Ulitz immer objektiv gewesen sei. — In der weiteren Vernehmung ergab sich, daß einer der Belastungszeugen, ein ge- lr isscc Pielawski, wegen Dokumentensälschung vorbestraft ,st. * Kundgebung des K. V. In den Tagen des 26. Juli bis 1. August hält der Kartellverband der Katholischen E t u d e n t e n v c r e i n e Deutschlands (K. V.) in Esten seine 55. Vcrtreterversammlung ab, mit der der 8. Philistcrtag der Alten Herren des Verbandes und das 50. Stiftungsfest des Essener Philisterzirkels des Verbandes „Kluse" verbunden ist. Der K. V. umschließt jetzt ca. 100 Vereine mit 15 000 Mitglie dern in Deutschland und Oesterreich. Die Erässnung des Phi- listcrtages erfolgt am Samstag, den 27. Juli im Kruppsaal zu Essen. Am Abend solgt der Philistertag einer Einladung der Stadt Esten. Am Sonntag, de» 28. Juti ist um 9 Uhr das feierliche Pontifikalamt in der Münsterkirche, anschließend Gefallenen ehrung auf dem Vuraplatz und Aufmarsch der Chargierten durch die Stadt zum Saaloau. Dort schließt sich der Festakt im gro ßen Saale an. Am Dienstag, den 30. Juli wird in der Mün- stcrlirche das Rcyuiem für die Verstorbenen des Verbandes statt finden. In den Tagen des 28. Juli bis zum 31. Juli sind die Veranstaltungen der großen Vertretcrversammlung des K. V. Die Kuudgcbuug findet ihren würdigen Abschluß am Donners tag, den l. August im Großen Saale des Städt. Saalbaucs: in diesen Tagen werde» mehrere Tausend der Aktivitao und Alte Herren des Verbandes in Essen erwartet. * Das Hochhaus des Breslauer Postscheckamtes erössuet. In Breslau fand am Dienstag die feierliche Einweihung des neuen Postscheckamtes, des ersten Hochhauses in Bres lau, im Beisein der Spitzen der staatlichen und städtischen Be hörden statt. Der elf Stockwerke Hohe Bau mit seinem schönen rote» Klinkerklcid wirkt mächtig, fügt sich aber doch dem Städte bild sehr gut ein. An dem Bau. der ein Vorbild der modernen Baukunst ist, ist seit dem Jahre 1926 gearbeitet worden. Doch die Abkühlung komm! Dresden, LI. Juki. Auch der Dienstag hat noch kai-ne Milderung der starken Hitze gebracht. Di« Quecksilbersäule stieg wieder bis zu 37 Grad um die Tag es mitte empor. Unfälle, Hitzeschläge, Fälle von Er trinken werden wiederum aus allen Teilen des Landes gemeldet. Mancherorts macht sich bereits Wassermangel bemerkbar. Mer nicht in Dresden, dessen Wasserversorgung unter allen Umständen sichergestellt ist. Der Mittwoch begann wiederum bei strahlendem Sonnen schein, aber gegen Mittag begann sich der Himmel zu umziehen. Für di« nächsten Stunden kündigt uns der Wetterbericht Gewitter und dann langsamen Temperalurrückgang an. Hoffen wir, daß er recht behält! Unglücksfälle und Brän-e Dresden, 21. Juli. Begünstigt durch die ungewöhnliche Hitze mehren sich Gras- und ander« Brände in erschreckender Weise. Der seit einigen Tagen wehende fönartige Wind zwingt zum Schutze der Ernte und der Wälder zur besonderen Vorsicht. Gestern nachmittag brannte am Bahndamm an der Oskorstraße eine Grasfläche in Ausdehnung von etwa 666 Quadratmetern. — In Neuendors bei Roßwcin brannte ein dem Gutsbesitzer Hcimig gehöriges Wei zenfeld unter starker Rauchentwicklung nieder; das Feuer war offenbar durch Wcgwerfen von Zigarcttenrestcn entstanden. — In Berbisdorf bei Radeburg entstand auf dem Heuboden des Gutsbesitzers Siephan ein Brand, dem der ganze Dachstuhl zum Opfer siel. * Eine Anzahl von Nnglückssällcn infolge der Hitze wird auch heute wieder gemeldet. In Salesel ertränke» zwei Mädchen und ein Knabe in der Elbe beim Baden. InKomotau in Böhmen ist cbensalls ein 21 Jahre alter Mann beim Baden ini Alaunsce ertrunken. Der Schlosscrgehilfe Martinez fand im Tur ner Strandbad Len Tod durch Ertrinke»; die Leiche konnte ge- Gefährdung -es Ser leidige Konserenzslreit , London, 23. Juli. Der diplomatische Korrespondent des „Daily Tele graph" führt aus: In britischen Kreisen entstand gestern be trächtliche Verstimmung, als bekannt wurde, daß sich die Hoff nung auf Zusammentritt der Rcparationskonferenz am 5. und K. August in Brüssel nicht erfüllt hat. Eine Lösung des Pro blems des Zusammenkunstsortes und des Datums scheint jetzt weiter in der Ferne zu liegen als je. Unter diesen Um- ständen ist es ausgeschlossen, daß der Poung- Plan am 1. September in Kraft tritt, wie seine allzu optimistischen Urheber es wollten Die Ouett« der Schwierigkeiten liegt in der ursprünglichen Weige rung der französischen Regierung. London als Konferenzort an zunehmen, während alle anderen Mächte dazu bereit waren und es noch find. Diese französisch« Weigerung war um so un freundlicher, als Großbritannien sich bekanntlich damit einver standen erklärt hatte, den Poung-Ausschuh in Paris znsammen- treten zu lasten. Die wesentlichen Vorteile, die Frankreich in dem young- Bericht zugestanden wurden, sind sicher zum Teil darauf zuriick- zusiihren, daß die Konferenz in Paris abgehalten wurde. Unter diesen Umständen wird es als geradezu erstaunlich betrachtet, daß in manchen Kreisen noch von einer Einberufung der Kon ferenz nach Paris geredet wird. Keine britische Regierung vnnte dies in Erwägung ziehen. Die Fahr! -er Bremen Bremen, 23. Juli. Der offizielle ausführlich« Fahrtbericht des Kapitäns Ziegenbcin von der „Bremen" lag heute vormit tag beim Norddeutschen Lloyd noch nicht vor, dürste aber im Laufe des Tages eintreffen. Immerhin haben die Verechnun» gen auf Grund der regelmäßigen Tagesberichte ergeben, daß die „Bremen" aus ihrer Rekordfahrt von Tag zu Tag ihre Ge schwindigkeit gesteigert hat, wobei berücksichtigt werden muß, daß sie beim Verlosten Cherbourgs zunächst durch Nebel behindert wurde, und daß aus begreiflichen Gründen den neuen Maschi nen nicht von vornherein Höchstleistungen aboerlangt wurden. Die Geschwindigkeit des ersten Fahrtages nach Verlusten des Kanals betrug durchschnittlich 27,4 Seemeilen in der Stunde, am zweiten schon 28,16, um dritten 28,20 und am letzten Fahrt tage raste der Dampser mit nicht weniger als 29,54 Seemeilen in der Stunde über den Atlantik. Die durchschnittliche Geschwindigkeit der ganzen Fahrt betrug 2 2,83 Seemeilen. Es ist zu er warten, daß die „Bremen" bei voller Ausnutzung der Maschinen auf ihren weiteren Fahrten den von ihr selbst jetzt aufgestcll- ten Rekord noch erheblich unterbieten wird. Im übrigen brachte der letzte Fahrttag den ersten plan mäßigen Katapultstart eines Postflugzeuges von Bord eines deutschen Ozeandampfers. Der ursprüng liche Plan der Lufthansa, zu deren Betrieb das Postflugzeug der „Bremen" gehört, die Maschine etwa 400 Seemeilen vor der borgen werden. — In Schneeberg ertrank am Montagabend beim Baden im Filzteiche der 30 Jahre alte Kraflivagenfllhre» Max Müller. Wiederbelebungsversuche waren ohne Erfolg. In Dorna bei Gera (Reich) ist infolge der mit der Hitze verbundenen Trinkwassernot in mehreren Familien Typhus aus getreten. — Wassermangel herrscht auch in Wilsdruff, der Stadtrat hat zur sparsamen Wasserentnahme gemahnt und das Sprengen mit Trinkivasser verboten. Brand -es Ipweger Moores Luden. 24. Juli. Gestern nachmitag gegen 2 Uhr geriet das Ipweger Moor nördlich von Oldenburg in Brand. Infolge des heftigen West. Windes verbreitete sich das Feuer mit großer Schnelligkeit und hatte gegen 6 Uhr nachmittags die große Torfstreufabrik Strück hausen erreicht. Die Fabrik wurde mit sämtlichen Maschinen und sämtlichen Torsbeständen ein Raub der Flammen. Sämt liche Feuerwehren der Umgebung waren bereits nachmittags alarmiert, Konnten aber wenig ausrichtcn, da fast kein Wasser vorhanden war und das Feuer in dem trockenen Torf immer neue Nahrung sand. Nachmittags 5 Uhr wurden alle Reserven der Oldenburger Ordnungspvlizei eingesetzt und abends 8 Uhr zwei Kompagnien der Reichswehr. Erst nackidem Gräben auf geworfen worden waren, gewann man Geivalt über das Feuer, Außer der Torfstreufabrik sind acht Arbeiterhäuser niederge brannt. 70 bis 80 Leut« sind obdachlos geworden. Sie haben die Nacht zum Teil im Freien zugebracht. Das Feuer hielt anf späten Abend noch an. In Münchingen (Würtemberg) sind gestern drei Scheu, ne» durch Blitzschlag eingeäschert worden. In Riga wurde In der Nacht zum Mittwoch die Massen« fabrik Phönix durch Grohseuer eingeüschert. WeHerberlchk -er Dres-rrer WetterwarH WittcrungSaussichtcn: Zunächst noch Gewitter und Gewitter» regen, dabei in einzelne» Stufe» Teinveratnrrückgang. Im übrigen wechselnd bewölkt, Winde aus westlichen Richtungen, mit Aus nahme des Gewitters, schwach bis müßig. Boung-Planes? Die französischen Milglie-er -er Reparakionsbank Paris. 24. Juli. Isis französische Mitglieder des Organisationsausschusses ff,S die Internationale Zahlungsbank sind, wie verlautet, der stell vertretende Gouverneur der Bank von Frankreich, Moret, und der Leiter des Archivs der Bank von Frankreich, der bereits an de» Sachvcrständigcnarbcitcn teilnahin., Qu cs nah, vorgesehen. Die Krankheil Poincares Paris, 24. Juli. Wie „Matin" berichtet, handelt cs sich bei der Erkrankung Poincarös um eine Da r in v c r gi ft u u g. Schon vor 2 Jahren litt Poincarv an dieser Krankheit. Die Aerztc werden morgen be stimme», ob und Wan» der Ministerpräsident seine Tätigkeit wie» der ansnchmcn darf. Einige Blätter glauben, daß dies frühestens <nn Montag geschehen wird. * Aman Ullah unter Aussicht. Habib Allah, der sich zurzeit auf seinen Schlußkampf gegen Nadir Khan in den östlichen Pro« vinzen vorbereitet, hat nach Mitteilungen aus Bombay gleich^ zeitig neue Maßnahmen zur Uebcrwachung Aman Ullahs au« in Italien getroffen. Habib Ullah sendet einen Vertreter naH Italien, der offenbar den Sonderauftrag hat, die Vewegungeal Aman Ullahs zu überwachen. amerikanischen Küste starten zu lasten, wurde auf Wunsch des Kapitäns nicht ausgcsührt, weil die Schisfslcitung im Falle eines Mißglllckens des Startes eine Gefährdung der Rekorde, fahrt befürchtete. So beschränkte man sich dann bei diesem ersten Versuch mehr auf eine Demonstration, indem man das Flugzeug, das vom Piloten v. Studnitz gesteuert wurde, erst kurz vor Neuyork abschickte. Der bei einer Eeschwin» digkeit des Dampfers von 28,5 Seemeilen ausgeführte Kata« pultstart funktionierte ausgezeichnet, so daß bei der Rückfahrt der „Bremen" ohne Bedenken der Start des Postflugzeuges schon 400 Seemeilen vor der französischen Küsts erfolgen und für die damit beförderte Post ein Zeitgewinn von zirka 10 Stunden erzielt werden kann. Die Deutsche Lufthansa hat zur Rekordfahrt der „Bremen" an Gchcimrat Stimmlng ein Glückwunschtelegramm abgesandt. Am 27. Juli verläßt die „Bremen" wieder Neuyork und wird am 1. August in Cherbourg, am 2. August in Vre«, merhasen elntresscn. Dr. Kerol- 81 Jahre Landesökonomierat vr. i>. c. Karl Herold vollendete am Sonntag in geistiger und körperlicher Frische sein 81. Lebens jahr. Er ist Vorsitzender der Westsälischen Zentrumspartei, Ehenvorsitzender der Deutschen Zentrumspartei, Mitglied des Reichstages, des Preußischen Landtages, des Westfälischen Land tages und anderer kommunaler Körperschaften. Die allgemeine Achtung, die der greise Parlamentarier auch über den Kreis seiner Partei hinaus genießt, kam so recht zum Ausdruck im vorigen Jahre bei der Feier seines 80. Geburtstages.