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1295 Rtrmmer 174 — 2S. Jahrgang «PchNnl Smnl w«»»ntl.mit den tllustr.»mti»b«tla«»n .Di« VeU'mid der Aindrrdeilage.Frohmut', lowte den reitdetlagen ,Ot» Venno-Blatl'. .Ünlerdaitun« und Villen'. .Di« W«U der grau'. «eritltlher Ratgeber'. Da» gut« Buch'. .Filmnmd. PH au'. Monatlicher vezugdveei» 8 Mt. etnschl. Brltellgrld. A»»elnummer t« e Sonnabend, u. Sonntagnummer i»v ». HauvtlchrtltleUer, Dr. i». Desczvk. Dresden. SüchMe Dienstag, den 20. Juli 1S2» «erl-,»»r«> Dre»»en «nzetgrnvretle. Die tgewaitene Petit,eile «N z.FamttleiV m„eigrn u.Stelleiigeiuche Die Petitrekiameze»». 8Sm» breit. I Für «n,eigen -uperb-lb dr» «erbreiiungrgebiete« 4«4. diePetitreNamezeile».»«^. Brietgeb.»«^. AmFall« hdherer «ewall erlilcht ,ede Vervlltchiung aus Lieferung lowi« «rlüllung v. Anzeigen.«nttrügen u. Leistung d. Schadenerlah. »eichüNIicher Teil Artur Venz. Dresden. <S»schiift»ftelle, Druck «.Verlag, «ermanta. A^»> tür Verlag und Druckerei. Filiale Dre»den. DreSden-A. >. Poiierltras>«l7. FernrulswIL Poltlchecktonto Drerden »70». «anlkonto «tadtbauk Dresden Vr. «1779 Für christliche Politik und Kultur Redaktion de, SSchllschen vol»»,eit««g Drerden-Mtstadi 7. Polierltrahe >7. Fernrut 20777 und »1072. Brian- bildet ».Republikanische Konzenlralion" Paris, 29. Juli. Außenminister Briand ist noch am Sonnabend vom Präsidenten der Republik im Elqsee empfangen und mit der Bildung des neuen Kabinetts betraut worden. Er hat auch, ohne sich Bedenkzeit zu erbitten, den Auftrag angenommen. Er dürste sein Kabinett binnen weniger Tag« beisammen haben. Am Mittwoch oder Donnerstag wäre dann eine auherordent- liche Sitzung des Senats und der Kammer anznberaumen. kn der die Regierungserklärung entgegengenommmen und dem neuen Ministerium das Bertrauen ausgesprochen würde. Als voraussichtliche Mitglieder der künftigen Regiernng werden neben Chüron und Tardieu genannt: Die Radikalen Georges Bon net, Daladier. Durand und Dura- four, ferner Daniel ou von der radikalen Linken, sowie der LInksrepubllkaner Pietr 9. Der linksstehende „Soir" spricht außerdem von dem Sozialisten Paul-Boncour, doch dürfte dies eher ein Versuchs ballon sein, da das Blatt gleichzeitig die Sozialisten beschwört, ihre bisher ablehnende Haltung aufzugeben, um sich an der Re gierung zu beteiligen. Den Ursprung der Krise führt das Blatt «ruf Meinungsverschiedenheiten über die nach dem Haag zu ent sendende Delegation zurück. Es sei ein unl>altborer Zustand gewesen, daß Brian- einer nationalistischen Mehrheit seine Friedenspolitik aufgezwungen habe. Der Ministerpräsident und mit ihm einige Kabinettsmitglieder hätten Briand die Führung der französiscl>en Delegation nicht anvertrauen wollen. Di« gr ötzte Schwierigkeit dürfte bei dieser Neubildung die Persönlichkeit des Innenministers Tardieu bilden. Die in Aussicht genommene Negierung -er republikanischen Konzen tration ist aus die Unterstützung einiger Gruppen der mittleren Rechten angewiesen, und diese scheinen ihre Mitarbeit von der Belastung Tardieus im Innenministerium abhängig machen zu wollen. Dem aber widersetzen sich die Radikalen mit aller sein Kabinen Energie. Sie wollen Tardieu In der neuen Kombination höch stens das Ministerium für öffentliche Arbeiten zugestehen, wo gegen das Innenministerium au eines der vier Parteimitglieder gegeben werden soll, die die radikale Gruppe in das neue Kabinett entsenden wird. In Aussicht genommen hat die Partei Sarraut für das Innenministerium. Daladier für das Kriegsministerium, Queille für das Landwirtsäiafts- ministerium und Lamoureux für den öffentlichen Unter richt. Unter dieser Voraussetzung sprach sich die radikale Gruppe für eine Politik der republikanischen Konzentraiion aus. Regierungskrise und Reparallons- konserenz Paris, 29. Juki. „Journal" erörtert die Frage, welchen Einfluß die französische Ministcrkrise auf die Verhandlungen der Negierungslonserenz auS- ül>cn werde. Das Blatt schreibt: Der Rücktritt Poincaräs kann die Richtung der französischen Ausienpolitik nicht ändern, weil Poincarü die Leitung dieser Politik Briand bereits völlig übertra gen hatte. Der Mann der Ruhr trat dem Mann von Locarno die Geschäfte übertragen. Er hat die Wiedcrversöhnung so weit ge trieben, daß er grundsätzlich sogar die Nheinlandränmnng zuließ, Unter diesen Umstunden wird Briand dag eingcleitcte Spiel ein fach wciterspielen. Die einzig« gewiß nicht zu unterschätzende Aen- dcrung ist, daß er als Ministerpräsident mehr Aussicht und wehr Handlnngssreibett haben wird, als als Außenminister. Das Er eignis wird olme Zweifel ziemlich besondere Rückwirkungen auf die künftige Regicrungskonsercnz haben. Wenn Poincarü Cbef der Re gierung geblieben wäre, würden im Haag nur zivei Ministerprä sidenten erschienen sein, Iaspar und Macdonald. Iaspar wäre sicher vor dem englischen Ministerpräsidenten zurückgetreien und damit hätte Macdonald den Vorsitz geführt. Wrnn seht Briand mit dem Prestige eines EhcfS der französische» Regierung l„ den Haag fährt, dann ist er für die gefährliche Ehre der Leitung der Erärtenmgen vorbestimmt. DogalewM in London Die englisch-russische Fühlungnahme » London, 29. Juli. Der russische Botschaft« Dogakewski wurde auf dein Bahnhof von einem Vertreter des britischen Staatssekretärs des Aeußern und von einem Vertreter de» deutschen Botschafters begrüßt. Dir deutsche Botschaft in London hatte bekanntlich seit dem Abbruch der englisch-russischen Beziehungen di« diplomatischen Interessen Rußlands in London vertreten. In einem Presseintc» View äußerte der Botschafter lediglich, er hoffe, daß eine Wieder herstellung freundschaftlicher Beziehungen zwischen Großbritannien Und der Sowjetunion möglich sein werdr. Er werbe am Montag «it Hrndekson eine Zusammenkunft haben. Die Dauer seines Auf. «nthaltes in London werde ausschließlich von dem Fortschritt der Beratungen abhänge». Kownv. r-. Aull. Die sowjet-russisch« Regierung hat von Dowgalrwskt et« Telegramm erhalten, in dem er mittellt. daß er etwa ein« Woche London bleiben werde. Di« Sowjet-Rcgierong hat Dow- halewski aufgefordert, sofort nach den Verhandlungen in Lon« don nach Moskau zu kommen, um dort Bericht zu erstatten und an den Besprechungen Ub«r die RichUtnie« Mischen Mt« istk England gegenüber teilzunehmen," Der norwegische Geschäftsträger ln Moskäu hät tzer Tüivfttt» Regierung mitgeteilt, daß di« «nglisch» Regiernng bereit sei, dem russischen Flugzeug ..Flügel der Sowjets" die Erlaubnis um Besuch de» englischen Aeroklubs i« London zu geben. ^le« »r Flug eine- russischen Flugzeuge» «ach London wittd« fett »hn Zähren der erste ^Besuch HmÄ Las Flugzeug chUich fünf bi» sech» Pag» t« SaMtM-HM? Mvngoleneinfall in China? London, 29. Juli. Der Korrespondent der Times in Scl-anzfliai meidet, die offizielle Nachrichtenagentur der Negierung hat eine Depesche ans Taiyuanfu. der Hauptstadt von Schansi. veröffentlicht, die Berichte aus Kalgon und Urga enthält. Darin heißt es, die Russen suchten die Mongolen zu einem Aufstand gegen Na »ging oufzureizen. In der ganzen Mongolei führten Sowsetagenten eine umfangreiche Propaganda. Es heißt, das. der Bericht von Aenhsischan stammt. Gleichzeitig wird gemeldei. -atz Tschianskaischek einen umfassenden Vcrteidigungsplan für die ganze Nordgrenze ausgestellt hat. Sie wird verteidigt werden von dem Gouverneur der Mandschurei. Marschall Tschanhsüliang, General Aenhsischan und General Kingschujen, Weiter heißt es in der Erklärung, es werden van der Regie rung keine weiteren Truppen nach Norden gesandt werden, dock) wird für den Fall des Ausbruches von Feindseligkeiten mit den Russen finanzielle Unterstützung geplant. Der Korrespondent fügt hinzu, dieser veränderle Ton von Nanking steht in entschiedenem Widerspruch zu de» Telegram men aus Chardin, die von bevorstehenden Verhandlungen sprechen. Die Gefahr eines Einfalles der Mongolen ist zweifel los wirklich vorhanden. Wenn es dazu kommen würde, dann würde es im Gegensatz zu der Mandschurei in diesem Gebiete keine Komplikationen mit freinden Mächten geben. Verhandlungen in Berlin Neuqork, 2g. Juli. Der chinesisch« Gesandte kn Washington teilt« dem, Staatsdepartement im Auftrag« seiner Regierung mit. daß China und Rußland übereingekommen seien, di« Ber- Handlungen über dl« Regelung der Streitigkeiten in Berlin stattsinden zu lasten. Nach dem Slinnes-Prozef; Der große, trotz des Ausbleibens sehr wichtiger Zeuge«; über 9 lange und (nicht nur an der Temperatur gemessen) heiß« Verhandlungswochen sich dehnende Stinnes-Prozetz, hat nach de«; mit leidenschaftlicher Heftigkeit zwischen Anklägern und Ver> leidiger» mit Replik und Duplik ausgesochtenen Schlußrunde, mit einem Remis geendet. Weder wird die Staatsanwalt» schaft — die übrigens bereits gegen das Urteil, soweit es aus Freisprechung lautet, Berufung angemeldet hat — sich zufrieden» geben, noch können die freigesprochenen vier Angeklagten, in erster Linie Hugo Stinnes — wenn sie sich im innersten Kam« merlein unschuldig fühlen — stolz auf ihren Freispruch sein, der von einer so stark verurteilenden Begründung begleitet war. Da ihnen die Möglichkeit, aus dem Wege der Berufung da» Urteil anzufechten, nicht offen ist, werden sie vielleicht den Schritt der Staatsanwaltschaft, der zu einer Wiederaufrollung des Riesenprozesse» in der Berufungs-Instanz führen wird, be» grüßen. Ob die Angeklagten allerdings in einem neuen Pro» zeß besser abschneiden werden, steht dahin. Moralisch, so besagte die Urteilsbegründung, ist das Ver halten eines Hugo Stinnes, nicht zu verstehen. Er ließ sich auf ein Geschäft ein, das auf einem Staatsvertrag mit dem Ausland basieren sollte, mit dem Ziel, Ausländern geradezu ungeheuer liche Spekulationsgewinne in Anleihe-Geschäften zu ermöglichen. Im diametralen Gegensatz zum Sinne des Auleihe-Ablösungr- gesetzes, dessen fundamentaler Grundsatz es war. Altbesitz von Neubesitz zu unterscheiden und denjenigen Anleihe-Besitzern, di« ihren Anleihebefitz durch alle Nöte der Zeit durchgehalten hat, ten, eine Anerkennungsgebühr tu der Form erhöhter Aufwer tung zu gewähren. War es nicht ein seltsames Ding, wenn eln Hugo Stlnae« — zugegeben selbst, daß er an das Vorhandensein eine» solche» Staatsvertrages geglaubt hat — in solche Geschäfte sich etnlie^ mit dem Motto: Es ist besser, ich verdiene, al» daß ander« verdienen? Stinne» hat behauptet, daß er — al, er de« Schwindel mit den gefälschten Unterlagen erfahren hatte -- der Ansicht gewesen wäre. Betrüger« in di« Hände gefalle« z» sein. Gewiß waren die Schrandt, Hendrick, Parma, Bloche Am thal Betrüger, aber sie waren nicht Betrüger an Stinne», fk» waren Betrüger am Deutsche« Reich, a« de» kW schwerster Not siechenden deutschen Vaterland de» Herr« SUnne»« War weiter Herr Stinne» al» ehrbarer Kaufmann nicht verpflichtet, auf da» genaueste die Vorau»f«tzu«g seine» ..Geschäfts" zu prüfen, d. h. sich bei den zuständigen Stelle« Gewißheit über jenen sagenhaften, — niemand anderem bekannt^ als den Dunkelmännern, di« die Gesandten de» Herrn Stinne» in ihre Netz« zu ziehen versuchten und gezogen haben —> „Staatsvertrag" von der Bevorzugung gerade von Ausländer» bei der Anerkennung von Altbesitz zu verschaffen? War Her» Stinne» vor dem Einsteigen in ein solches „Geschäft" nicht verpflichtet, sich an maßgebender Stelle zu infor- Mieren oder seine Vertrauensleute sich Informieren zu las sen, weil er mit fremden, ihm nur anvertrauten Gelds operierte? Man hatte den Eindruck, daß das Gericht nicht nur die moralische, sondern auch die strafrechtlich« Verurteilung der Herr» Hugo Stinne» junior aus gesprochen hätte, wenn, ja wenn es nicht Bedenke» getragen hätte, da» in der Voruntersuchung abge legt« Geständnis de» Herrn Stinne» selbst al» richtig anzunehmen. Vor der Vernehmung de» da mals noch nicht angeschuldigten Stinnes. hatte in edlem Elfer, der seinerzeittg« Pariser Reichskommissar für Anleihe-Anmel dung eine seltsame Roll« gespielt. Er war an Stinnes heran getreten, hatte ihm nahegelegt, ein reumütiges Geständnis ab zulegen, da er sonst möglicherweise in Untersuchungshaft genom men würde und in seiner Firma das unterste zu oberst gekehrs werden würde. Obwohl das Gericht die Auffassung des Herrn Stinnes, das er die beiden Pole, um die sich sein Denken und Fühlen dreht, Firma und Familie, zu schützen glaubte, indem er sich fälschlicherweise selbst belastete, psychologisch schwer verständlich fand, schlug ihm doch der Beeinslussungsversuch des Reichs- kommissars ein gewichtige« Argument aus der Hand. Wäre da» Stinnes-Gestiindni» von damals richtig, urteilt« da» Gericht» dann bestände kein Zweifel an seiner Bösgläubigkett! Weil abe« da» Geständnis — nach der Einwirkung durch den Reichs- kommissar — möglicherweise unter dem nachwirkenden Druck dieser Einwirkung (ohne Zutun des Untersuchungsrichters) i« einer verblüfften Augenblicksetnstellung des Vernommenen a» gelegt worden s«tn kann, konnte das Geständnis vom Gericht nickt al» vollgewichtta gewertet werden. (Hinz« kam ja apch,