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Sächsische Volkszeitung : 23.07.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192907234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-07
- Tag 1929-07-23
-
Monat
1929-07
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.07.1929
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rr >en auf dem Bit, Uten) mit Funli», Zeitangabe und „Die Bedeutung !n: Spanien und ater in Leipzig: üetterrwraussage, uli gegen 4 llhr der Hauptivache ff war. nach ge- Bohr. Waistn- rismengläscr iiy o wurde verfolgt chm wurde von >sser Orth aus l gleicher Straf- »erdings wegen ft Hamburg ge he irbahnschaftner gnnchmittag am mrtie unternoni- trug einen dop» , dem Kranken- g ist darauf gerich- issc nstt je einer fige zu sehen, isbedürsnisscn zst sich der Ncsull^r m Flugkäfig, der se bunte Samm- sdin.zunabinc g c- Osticrn am glek- t bei der Fütte- 't belustigend, zu zu benähen wis- dem Stärkeren, flikt zu konuncn el an die neuen zeigten von der gen Gehege süb. babetcn in dein .Busch!' 2A rund Al Pfund. Nachbnrsrcundin Pärchen wind an dao Amts- ileger lassen er reichet wird, die uro der Stadt Sparhasse, die d Elektrizitäts- Stadtgemeinde r im Konkurs- »sparkassc. Tel >eiird«n mit eige« fsenblichen Lan- > soll einZweck- Mieinden sein rn nur Geröll, e Latschen, die nählich aufges harte Arbeit ift perlte. So Kein Skort im eine herrliche eren Augen — der nun noch inen über dis Hetzen war, lag versteckt. Wir lich mit Müh« kleinen Schutz- ; sahen. Weder und den Oetz- und das Stet» i«il!g aus den n Mundvorrat lang und noch rzwischen über tze binüberzu- und der Aus nichts anderes wir langsam rd Schritt um ige klatschend« en. der darob wiederum bet , Naturaewal» ale der Regen ein die Sonne, arsch durch die n gehabt, und e Launeu des er aber diesen kungcn in fein wie Schönheit, »s dem Wesen hat. Und wer em grollenden en . . .? Saldi». >.riprig uncl Umgebung Zimmerpreise zur SZerbsimesfe Leipzig. 22. Juli. Wie der Wohnungsnachweis des Leipziger Moszamts mit teilt. werben für die vom 25. bis 31. August statlfindende Leip ziger Herbstmesse 1929 die Zimmerpreise di« gleichen sein wie zur leigen Frühjahrsmesse. Es werden also kosten Zimmer der Sonderklasse 12 NM. und darüber, der Klasse 1 sherrschasllich) 9 NM. der Klasse 2 (gut bürgerlich) 6,59 NM., der Klasse 3 fbiirgerlich) -1.59 NM., der Klasse 4 seinfach) 3 NM. für das Bett und die Nacht. Tödlicher Molorradunfall Leipzig. 22. Füll. Auf der Staatsstraße Markranstädt—Leipzig ereignete sich in der Nacht zum Sonnabend ein tödlicher Motorraduiisall. Dort fuhr der Motorschlosser Büchner ans Leipzig beim Ueberholen van hinten auf ein Geschirr und wurde in hohem Bogen aus dem Sattel geschlendert. Er erlitt einen schweren Schädel- und llnterkicferbrnch. an deren Folgen er verstarck. bevor ihm Hilfe gebracht werden konnte. Ein Berschulden Dritter liegt nicht vor. — Ein anderer schwerer Ungliicksfall ereignete sich in der Schul strafte in Wachau. Der 69 Jahre alte Landwirt K. stürzte beim Streichen von Jalousien aus dem 1. Stockwerk in die Diese und wurde mit mehreren Brüchen einem Leipziger Kran kenhaus zugesührt. ) Neue Leiter der Leipziger Museen. Der Rat der Stadt Leipzig hat in seiner Freitagsitzung zur Frage der Besetzung der Direktorcnstellen des Museums der bildenden Künste und des Kunstgewerbemuseums Stellung genommen und ist den Beschlüs sen der zuständigen Ausschüsse beigetreten, die dem Rate vorge- zchlagcn halten, ab 1. Oktober 1929 Herrn Kustus Dr. Will>- inan» die provisorische Leitung des Kunstgelverbemuseums und Herrn Dr. Tcupser die provisorisäze Leitung des Museums der bildenden Künste und zugleich die freie Kustodenstelle an diesem Museum zu übertragen. ^bemnitr. Iwicstgu, PIsuen Den Daker im Streik erschlagen Geyer, 22. Juli. Der 57 Jahre alte Arbeiter Otto UHIig wurde im Ver lause eines Streits van seinem 25 Jahre alten Sohn erschlagen. Der Vatermörder erstattete hierauf bei der Polizei gegen sich selbst Anzeige. Der Streit war durch die Weigerung des Vaters entstanden, dem Sahn einen Teil der von der erstorbenen Mut ier mit in die Ehe gebrachten Möbelstücke herauszugeben, die der Sohn zur Gründung eines eigenen Hausstandes benötigte. Unglückliche Zufälle und ihre Folgen Limbach, 22. Juli. Drei junge Mädchen aus Hartmannsdorf fuhren mit ihren Rädern zum Schützenfest nach Wittgcnsdorf: auf dieser Fahrt flog dem einen der Mädchen eine Mücke ins Auge, weshnib sie und die Begleiterinnen von den Nädern stiegen. In diesem Augenblick fuhr ein Kraftrvagcn vorbei, der die 18sährig« Hed wig Lindner mit einer Berdeckstonge so unglücklich strerfie. balz dem bedauernswerten Mädchen ein Arm abgerissen wurde. Es wurde blutüberströmt weit in eine Wiese geschlendert und starb infolge des starken Blutverlustes im Krankenhaus. Falkenstein. 22. Juli. Auf der abschüssigen Strafte von Grünbach nach Falken- stcin war ein Kraftwagen, in dem aufter dem Führer und einem Beifahrer noch ein weiblillzor Fahrgast saft. im Begriff, nach Plauen zu fahren. Plötzlich halte der Führer einen Fehler am Wagen bemerkt, es war ihm aber nicht mehr möglich, den Wagen sogleich zum Halten zu bringen. In schnellem Tempo ging die Fahrt die steile Strafte abwärts, der Beifahrer kannte noch ab springe». die mitfahrende Frau wurde durch Glassplitter im Ge sicht verletzt. Der Führer des Autos hatte noch so viel Geistes gegenwart. seinen Wagen zwischen einem Lastwagen und einem vorbeiiahrcnden Fuhrwerk glatt hindnrchzusteuern: er lenkle den Wagen schlieftlich in den Straßengraben. wo er an den Berg- obhang zu liegen kam: das Aula wurde derart schwer beschädigt, daß es abgcschleppt werden musste. Der Führer mar zwischen dem Steuerrad und dem Sitz eingeklemmt und hat anscheinend mehrere innere Verletzungen davongelragen. Rußland und Paneuropa Kritik und Mißtrauen (Von unserem Vertreter.) X. Moskau, 18. Juli. Die Idee des Zusammenschlusses der europäischen Staaten zu einem Paneuropa begegnet in Ruftland einem graften Interesse, und Boris Stein, der Vertrauensmann Litwi- noffs, setzt sich in, letzten ..Sowremenik" mit ihr auseinander. Schon der Umstand, daft der „Temps" in einer offiziösen Aus lassung des französischen Außenministeriums die Erhabenheit und den praktischen Nutzen der paneuropäischen Föderation mit den höchsten Lobsprüchcn verherrlicht, sei als Rettung der europäischen die ins Auge gefaßte Aufhebung der Zollschranken, macht den russischen Politiker stutzig und erfüllt ihn mit einem gesunden Misstrauen gegen die Propagandisten dieser Idee, und die „äsopisch", rätselhafte Sprach« und Formulierung derselben trägt auch nicht dazu bei, die Uneigcnnützigkeit der Verteidiger der Idee in ein günstigeres Licht zu rücken. Gerade aber der U in st and der Zeit, in der diese Idee jetzt vorgebracht wird, — in Wirklichkeit ist sie ja bedeutend älter als Vriand — habe eine „symptomatische Bedeutung. Besonders auffällig sei «s, daft ge rade dann von Frankreich diese Idee aufgegriffen wird, wenn cs sich unter dem Druck der Verhältnisse zu irgendeinem Nachgeben gezwungen sieht. Damals bei dem Locarno-Pakt, heute bei der bevorstehenden Räumung der Rhoinlande, der Unterzeichnung des Schuldcnabkommens mit Amerika und Eng land, der Annahme des Pongplnnes, halte cs die Negierung für nötig die „Werbetrommel" zu rühren für die grafte Idee von Paneuropa und dem Volke, das im Begriff steht, zu erwachen, „ein Schlafpulver" zu reichen. Auch die „andern politischen Einflüsse" werden geprüft, die der Formulierung dieser Idee günstig zu sein scheinen. In Frankreich beginn« man zu zweifeln an der Mög lichkeit der Fortsetzung des französisch- englischen Blockes. Die französischen Politiker nähmen an, daft sich England aus Europa zurückziehe, um in der wahrscheinlichen Auseinandersetzung Englands mit Amerika sein ganzes Interesse auf die Kolonien und Dominien gelegt sei in den Beziehungen zur „Kleinen Entente"' und zu Polen, Diese rein Militärischen Vereinbarungen zu den genannten Mächten benutzt aber jetzt die französische Po- litik zur Stärkung und zur Schaffung neuer Wirtschaftsgebiete m Europa. Denn der französische Wirtschastsmarkt strebt un willkürlich nach Expansion in der Gründung neuer Wirtschafts, gebiete. Ebenso strebte das französische Kapital immer mehr nach Anlage auf dem zentraleuropäischen Markte und aus dem Balkan und die Gründung eines Paneuropa (unter Frankreichs Vorantritt) sei dieser Wirtschaftsordnung aufterordentlick günstig. Stein untersucht auch die Frage, gegen wen Paneuropa gegründet sei. Natürlich lautet die Antwort: zunächst gegen Amerika. Aber natürlich findet Stein eine Antisowjet- spitze in der neuen Koalition, die verschleiert werde mit dem Ausdruck „zur Rettung der europäischen Zivilisation". Aber auch die „Träger der neuen Orientierung" (Frankreich) genügen den Russen, um diese Aussassung zu gewinnen, die „och besonders durch die einschlägigen literarischen Arbeiten De Monzies und Du Iuvenels verstärkt werde. In dieser Hinsicht wird es von B. Stein mit einer gewissen Genugtuung begrüßt, daft Deutsch land einem solchen Paneuroa nicht zustinime, oos seinen Schwer punkt in Paris Hove und das eine antiamerikanische Tendenz verrate, da Deutschland zu sehr aus das amerikanische Kapital angewiesen wäre. Aber auch England wäre gegen eine solche Auffassung, da es in der Gründung eines paneuropäischen Zollvereins eine Bedrohung des englischen Proiektionssystems erblicke und einen tötlichen Streich gegen den englischen Export versteckt finde. Auch hege man in England Befürchtungen, daß eine solche pan- europäisch« Gemeinschaft leicht sich gegen Englandselber kehren könnte. Warum, so frage man sich darum in England, nicht ein Paneuropa unter Englands Aegide, das dann ein vorzügliches Werkzeug sowohl gegen Amerika als auch gcge» Cowjetruftland bilden könnte. Chemnitz. 22. Juli. In der siebenten ?lbendstunde des Sonnabend ereignete sich an der oberen Georgsiraftc ein folgenschwerer Autounfall. Ein vom Bahnhof kommender Lastwagen einer Chemnitzer Baufirma fuhr einen i» de» mittleren Jahren stehenden Mann an. Ihm wurde die Schädeldecke eingedrückt, so daft der Tod aus der Stelle emirat. 5>U5 I,su5itr Fahr! in -en Tod Zittau, 22. Juli. Auf der Löbauer Staatsstraße fuhr gestern abend ein von Löba» kommender Motorradfahrer mit Sozius gegen eine» aus enigegengesetzicr Richtung koiiimcndcn Kraftwagen. Der Führer des Motorrades, der 25 Fahre alte, jung verheiratet« Stein setzer Paul Garhe aus Friedersdorf, Nxir sofort toi, während sein als Sozius witfaincnder Schwager, der 28 Jahre alte Bantcchnifer Krause ans Reichenau, schwer verletzt ins KraukenhauS cingelieserl wurde. Die Schuld trifft osscnbar de» verunglückte» Kmstsahrcr selbst. — Weiter vernnglüekie gestern abend der 42 Fahre alte Kraft- wagenbcfitzer Arlt aus Görlitz, der mit seinem Mietwagen Fahrgäste von Görlitz nach Ostritz befördert haste, aus dem Heimwege in der Nähe von Lkiiba, indem er gegen einen Ctraftcnbaum fuhr. Arlt wurde in seinem schwer beschädigte» Wagen tot ansgefnnden. Fremdenverkehrswerbung Es gibt mir wenige Orie in unserem Sachsenlande, die aus eine beuso schöne Lage stolz sein tonnen, wie das Sprecsiädtcken Schirgiswalde. Feder Fremde, der cs zum ersten Male be tritt, ist überrascht von seiner Schönheit: kein Wunder also, daft ein« alljährlich wachsende Anzahl von Soniinelsrischlern hier ihre Erholung suchie. Seit einigen Woche» sind hierorts nu» Bestrebun gen im Gang«, Hiemus für die Einwohnerschaft von Schirgiswcllde eine neue Einnahmeguclle zu schaffen. Fm Aufträge des hiesige» Heimat- und Gcschichtsvereins bat Herr Kaufmann Swoboda unter Beihilfe und Nnterstühung der Stadtvenvallimg ein kleines Werbe, schrificken zusammengestellt. das in estva 1M0 Eremplaren in den nächsten Tagen in aste Oiane hinausstaiiern soll. Etivaig« Anfragen finden durch die Buchhandlung Swoboda sofortige Erledigung. ze. l. Schirgiswalde. Aus der letzten Stadtverordneten, si tzung seien folgende kurze Angaben gemacht. 1. Mitteilun gen: Infolge der eigenen schwere» finanziellen Lage kann die Äraiidvcrsicheruiigskammer die erbetene Beihilie zur Anschaf fung eines Schlouchwagens und 200 Meter .Hydrantenschläuchen nicht gewähren. Das Staotoerordnetcnkallegium vertagt in folgedessen die geplante Neuanschaffung auf das Jahr 1930. — Dem hiesigen Gastwirt Hosmann ist sei» Konzessionsgesuch — an den Sommersonntagcn aus dem Kälberstcin Bier ausschenken Zii können — vom Bezirksausschuft wegen bestehender Feuers, gefahr für den Wald abgclehnt worden. Die Bedürfnisfrage wird bejahst das Konzessionsgesuch wird wiederholt iverden. — 2. Strafte,illoleuchtnng: Die S:raftenbese»chtu»g der Stadt soll «ine gründliche Erneuerung und Erweiterung erfahren. Dis Ausführung der Arbeiten erfolgt im Herbst durch die Aktien- Gesellschait Sächsisclw Werke zum Preise von 1232 NM. — 3 Nuhelohnversicheruiig der Gemcindearbeitcr: Das Kollegium saft! den einstimmigen Beschluft zum Beitritt zur Nebenhasse A des Landespensionsverbandes der Sächsischen Gemeinden, rück wirkend vom 1. 4. 1926. da sich die Gemeindearbeiter bereit er- klärlen. die rückwirkenden Beiträge auszubringen. Als Beitrag sind zu .zahlen 3 v. H. des Tariflohnes, wovon der betreffende Arbeiter 2.'- v. H.. die Gemeinde v. H trägt. Tie Pensions berechtigung tritt nach 10 Dienstjahren ein. —ze. l. Die Schwierigkeiten der deutschen Textilindustrie bekommen in besonderem Maste die Arbeiterschaft i» S ch irgi s w aldc ichwer zu spüren. Anläßlich der letzte» Lohnzahlungen erkiesten bei der Firma Hermann Wünsche? Erben 41 Arbeiterinnen die Kündi- ffung, nachdem bereits allst Time zuvor über 50 Personen oestindint worden nwr. Die restliche Belegschaft wird ab heute zunächst wieder voll beschäftigt, bisher nur vier Tage. ze. Mensch unter Menschen Roman von Victor Hugo. <70. Fortsetzung.) Als Marin? an ihr vorüberkam. konnte er ihre Augen, die sie zur Erde gesenkt hielt, nicht scheu. Er sah nur ihre langen, dunklen und sistsamcn Wimpern. Sic umr nicht nur groß geworden, sondern auch schön. Wie im April gewiss« Bäume nur drei Tage brauchen, um sich mit Blüten zu bedecken, so hatten auch bei ihr sechs Monate genügt, um sie zu einer vollciidetcn Schönheit zu entwickeln. Außerdem war sic nicht mehr wie ein Schulmädchen gekleidet. Mt der Schönheit batte sich auch guter Geschmack eingestellt- Ihre Toilette wies ein gewisses Gepräge von einfacher, reicher, uugc- künstelier Eleganz auf. Sie trug eine schwarze Damastrobe, ein Mäntelchen von dcmsclbc» Stoff und einen schwarzen Krepphut. Ihre weißen Handschuhe zeigten die Feinheit ihrer Hand, die mit dem Eifcnbcingrisf ihres Sonnenschirnies spielte, und an ihren sei denen Schnürslicseln zeichneten sich sehr kleine Füßchen ab. Eines Tages wehten linde Lüste, schien die Sonne freundlich auf den Edirlen herab: Morins haste seine ganze Seele der Nalnr geöffnet und atmete sie in vollen Züge», als er wieder a» der be wußten Bank vorüberkam. Wie schon oster, hob das sung« Mädchen die Augen zu ihm auf, und ihre Blicke begegneten sich. Diesmal sah sie ihn auf eine ganz besondere Weise an. Worin der Unterschied gegen sonst bestand, hätte Marius nicht aiigcbcn können. Sie schlug die Angen sofort wieder zu Boden, und er setzte seinen Weg fort Nicht in das unbesangcne Auge eines Kindes hatte er diesmal huieingcschaust sondern in eine geheimnisvolle Tiefe. Nur festen zündet ein solcher Blick nicht, lind Marius bil dete keine dieser sellciien Ausnahmen. Als Marius am Abend in sein Dachstübchen heimstchrie, warf er einen prüfenden Blick auf seine Kleidung und bcmcrkic zum erstenmal, daft er sich der unerhörlcn Unsaubcrkeit, Unschicklichkeit und Dummheit schuldig gemacht Halle, »ach dem Jardin du Luxem bourg in seinem Alltagsanzug spaziere»,zngclnm, mil einem Hut, der entzwei war, plumpe» Fuhrinannssticscln, schwarzen Bein kleidern, di« an den Knien dnrchgeschcucri, »nd einem schnurzen Nock, dessen Ellbogen grau glänzten. Am nächsten Tage uabm Marius zur gewöhnlichen S-tnnde seinen neue» Rock, seine neuen Beinkleider, leinen neuen Hut und seine neuen Stiefel ans dem Schranke, legte diese volle Elalarüstnnq an, kanfie sich in einem Anfall von groftariiger Verschwendungs sucht ein Paar neue Handschuhe und stcucrie dem Jardin du Luxem bourg zu. lststerwegs begegnete er Eonrfehrac und bst, als sähe er ihn nicht. Dieser erzählte seinen Freunden: „Ich bin soeben Marius' neuem Hut und neuem Anziige begegnet, in dem Ma-rms steckte Wahrscheinlich ging er in ein Examen. Er sah ganz dumm aus." Fm Garten ging MarinS um die Fonläne herum und sah den Schw.nen zn. dann betrachtete er lange eine uralte Statue, deren Kopf mit Schimmel und Moos bedeckt war und der eine Hüste fehlte. Ms er die Allee Heirat, bemerkte er sofort an dem anderen Ende derselben Herrn Lcblanc und das junge Mädchen. Er knöpfte sich den Rock bis oben zu, zog ihn straff, damil er keine Fasten schlüge, prüfte mit einem gewissen Wohlgefallen die Glanzreslere seiner Bcinstcidcr und marschiert« ans di« Bank zu. Es lag in die sem Traiisgehcn eine unverkennbare Erobererkühnhcit. Im übrige» waren alle seine Bewegungen ganz mechanisch, und sein Geist beschäftigte sich mit denselben Gedanken wie gewöhn lich. Während er näher an die Mink herankam. strich er noch einmal die Falte» ans seinem Rock, und seine Augen hefteten sich auf das junge Mädchen. Ihm umr, als erfülle sie das Ende der Allee mit einem bläuliche» Lichtglanz. Fe näher er kam, desto langsamer wurde sein ltzang, und als er noch weit von der Bank entfernt war, blieb er stehen und mallst« plötzlich kehrt, ohne sich Ne>benschast gebe» zu können, warum. Er N'iirde sich nicht einmal bewußt, daß er die Allee noch nicht zu Ende gegangen war. Der zweite Versuch glückte. Er bezwang sich und ging, gerade anfgerichict, festen Schrittes und rot bis über die Ohren, vor der Bank vorbei, ohn« daß er cs wagte, nach rechts oder nach links zu blicken. Am Ende der Mlc« machte er kehrt und ging wieder on Sem schönen Mädchen vorbei. Diesmal war er sehr bleich. Es war ihm gar nicht angenehm zninule. Er entfernte sich von der Bank »nd der jungen Dame und bilde!« sich, irotzdem er ibr den Nücke» ivandie, ein, sic sehe ihm nach, und infolgedessen ivurt« sein EHng nn sich er. Nun versuchte er nicht mehr, nab« der istank zu komme», son dern setzte sich ln der Milie der Allee hin. Hier riskierte er Sesten- hsicke »nd dachte iu de» Ticken seines Geistes, es müne dock ionder- bar ziigeben, wenn eine gewisse Dam«, deren weißes Hütchen und schivarze Robe er bewunderte, oenen leine eleganten Bcinlieioer und seinen neuen Nock olcillmüstio bleiben sollie. Nach Verlauf einer Bictteistnnde erhob er fick von 'einem Sitze, als wollte er sich wieder anichicken. an' die Bank losziicicben, die für seine Augen von einer Glorie nniwoben n»rr Osteill'wobl blieb er unbeweglich stehen, und znm erstenmal seii andenb.sth stab- ren sagte er sich, der Herr, der fick mst seiner Tollster alle Ta xe auf die Dank letzt«, müßte ihn bemerkt haben »»d fände gewiß sei» Ost- baren sonl>erbar und zudringlich. Znm ersten Mal auch empfand er, daß cs wider die Sckicklich- leit verstoße, de,, ltiibesanntcn. wenn auch nur in seinen G.-danlon, bei einem Spitznamen „Herr Leblanc" zu nennen.^ Dann wandte er sieb fort von der 2>i»k, «ns der Lcblanc mit seiner Tochter saß, und ging nach Hause. Den nächsten Tag bcmcrkic Frau Blirgon zu ibrer unsagbaren Verwnndcnmg, daß Herr MarinS wieder seinen neuen Anzug an- Er ging wieder nach dem Fardin du Lurcmbourg und setzte sich wieder in der Mitte der Alice irin. Von hier auS sab er deutlich den weißen Hut. das schwarze Kleid und besonders die blaue Glorie. Er rührte sich auch nickt vom Flecke und blieb sitzen, bis der Ostrten geschlossen wurde. Leblanc und seine Tollster sah er nicht geben und schloß daraus, daß fi« durch da? gegenüber der Rue de l'Oncst lie gende Tor forlgeoangen wären. So verflossen vierzehn Tage. Marius ging nach den, Fardin du Lnrenibourg nickt mehr, uni spazierenziigebe». sondern um sich immer an derselbe» Stelle hinznsetzcn und ohne zu winen. zu wcl. chem Zwecke. Dann rührte er sich nicht mehr vom Fleck. Seinen nencn Anzug l«gie er aber sode» Morgen an, trotzdem er nie vor seiner Schönen varbeivaradierte. Einmal versuchte seine Wirtin, ibm nall'zngehcii. Dock schon nach den ersten Zwei Minute» mußte sic die Verfolgung ansgehen, denn Manns ging schnell — er beeiste sich, an? der Ferne die schöne jung« Frau mit ihrem wiivdevollen Vater zu sehen. (Fortsetzung solgt.)
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