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Sächsische Volkszeitung : 23.07.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192907234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19290723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19290723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1929
-
Monat
1929-07
- Tag 1929-07-23
-
Monat
1929-07
-
Jahr
1929
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 23.07.1929
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»' »mra»r yinwies, r>c>N man Dom ern mal eins der an «,. berechtigt einger.ichtcn Anleihestücle aus den Tisch des Hauses legen sollte.) Warm trat Dr. Hoek sür den lungen Stinnes ein. In grel lem Scheinwerferlicht stände der Name Stinnes seit über einem Jahr durch dessen Prozesi. Namenlas hätte Stinnes unter dem Verbackt gelitten, er wäre der Mittelpunkt einer internatio nalen Verschwörung gegen die Finanzen des Deutschen Reiches. Obwohl die Staatsanwaltschaft schon vor der Erhebung der öffentlichen Anklage hätte klar sehen müssen, hätte sie zur Fir- mierung dieses Prozesses doch die „anziehende Handelsmarke" Stinnes und Genossen benutzt. Die Objektivität des Vorsitzenden wäre hoch anzuerkennen. Aber di« Anklageverlretuno schiene nach seiner Ueberzeugung in einem Knilhäuscrberg zu sitzen. Und es schiene, als ob wohl eine Rüstung kämpfte, das, ober kein Mensch in dieser Rüstung steckte. Der Hamburger Rechtsanwalt stellt fest, dass gegen Hugo Stinnes jun. 1. nie ein Strafverfahren wegen Steuerhinter ziehung geschwebt hat; 2. das; der „Junior" auch den ihn kontrol lierenden Banken gegenüber keine Unredlichkeit begangen hätte; denn sie wären auf Heller und Pfennig bezahlt worden; 3. daß jene Ucbungen mit vier Schreibmaschinen verschiedener Typen und nnt den verschiedensten Firmennamen niemals im Hause Stinnes stattgehabt haben; 4. das, nur ein einziger Strafprozeß gegen Stinnes jun. geschwebt hätte. Wegen Verletzung der Ausfuhrbestimmungen. Ohne Einwirkung irgendwelcher Gewaltmittel wäre Stinnes in diesem Prozesse frcigesprochen worden. Uebrigens wären wegen Verstoßes gegen die Ausfuhrbestimmungen in jenen Nachkriegssahren die hono rigsten Kaufleutc angeklagt gewesen, ohne an ihrer Ehre Scha den zu leiden! „Der Junior" hätte Hugo Stinnes treppauf, treppab ge- hießen im Stinnes-Haus. Zugleich ein Zeichen des Zutrauens, wie des einer Vertraulichkeit. Er wäre mit 22 Jahren von feinem Vater mit dem Aufziehen eines Export- und Import geschäftes, mit dem Ausbau eines ganzen Schiffahrt-Unterneh mens beauftragt worden. Er hätte diese Aufgabe nicht durch- aesührt, etwa wie ein Prinz, der seinen Namen zu einer Armec- führunn hergab, sondern die ganz alten erprobten Mitarbeiter des Hauses Stinnes hätten im „Iunipr" den geistigen Mittel punkt des Stinncs-Erdes gesehen. III. Undeutelbar bleibt, daß auch der zweite Teil der Rede des Haupt-Stinnesverteidigers Dr. Alsberg, der die gestrige Vormit- tagssitzung ausfüllte, eine Leistung höchsten forensischen Formats war. Wie oft hat man sich bekümmert um die Nichtfeststellbarkeit großen forensischen Formats. Bei Anklagevertretern sowohl wie bei Verteidigern. Man ist sogar manchmal von Dr. Alsberg höchstpersönlich enttäuscht worden. (Soll man an den Prozeß des Staatsanwalts Jacoby innerhalb des Bergmann-Kom plexes erinnern? Oder an den Rota-Prozeß?) Diesmal besteht kein Zweifel an einer ganz unerhörten rhetorischen und juristi schen Leistung von selten erlebtem Rang. Daß der Stinnes-Verterdiger sich eigentlich mehr mit dem Angeklagten Wolf v. Waldow beschäftigte, nahm nicht weiter wunder.' Denn über v. Waldows Geständnis nur, so sagte v Waldows Verteidiger, konnte man an Herrn Stinnes heran. Es sind im ersten Teile der Alsberaerschen Ausführungen immer wieder di« Fehler der Voruntersuchung, die im Brennpunkt des schweren Verteidigergeschützes stehen. (Anm.: Die Anklage vertretung ist ja in ihren 'Plaidoizers von einzelnen Vorkomm nissen im Verlause der Voruntersuchung abgerückt: aber man hätte erwartet, daß die Staatsanwaltschaft ans taktischen Gründen mit einer ganz großen Eest« im voraus der Verteidigung hinsichtlich der Ausmünzung gerichtsnotorischer Fehler den Wind aus den Segeln nehmen würde.) Dr. Alsberg sprach davon, wie die Voruntersuchung gerade zu eine Haftpjychoje in v. Waldow gegenüber Stinnes erzeugt hätte. Bis v. Waldow schließlich das Gefühl gehabt hätte, seine einzige Rettung wäre, Dinge zu bekunden, die zur Belastung des Junior dienen könnten. (Anm.: Von den im Falle Stinnes usw. geübten Praktiken im Vorverfahren wird man später zu sprechen haben. Einwandfrei sind sie keinesfalls gewesen. Und ihre öffentliche Erörterung liegt im Interesse aller derjenigen Volks genossen, die einmal — schuldig oder unschuldig — in die Mühle der Justiz geraten können. Gerade darum aber, weil nran dieser Auffassung ist, hätte man sich gefreut, wenn die Anklagevertre tung noch deutlicher, als sie cs tat, von solchen der Strafprozeß- Ordnung widersprechenden Methoden abzurücken.) Hätte die Anklagevertrctung so gekämpft, dann wäre auch die Verteidigung — selbst die eines Dr. Alsberg — stärker auf den Weg der positiven Nichtschuld-Erweisung der Angeklagten gezwungen worden. Was diesen Punkt angcht, so beleuchtet Dr. Alsberg zunächst das viel umstrittene Geständnis des Angeklagten Stinnes. „Nicht als einen sogenannten Akt der Wahrhcitsermittelung, sondern nur als eine Ueberlistung" hätte Stinnes die Angelegenheit aus- gefaßt. Das hätte er auch mimisch — dem Untersuchungsrichter gegenüber — und ausdrücklich — dem Vertrauensanwalt seiner Firma gegenüber zum Ausdruck gebracht! In längeren recht lichen Ausführungen legt« dann Dr. Alsberg dar, daß Stinnes niemals den vom Gesetz geforderten.Vorsatz gehgbt hätte, an einem Betrüge tellznneymen. «tlyr nur nnr tavenirye,- völlig haltlosen Gründen erscheinen. Nachdem alle di« ollt« nigen, sondern mit juristi Stinnes strafrechtlich schul- Strick«, mit denen man den Angeklagten Stinnes' mit den üblen Betrugsversuchen von Ausländern verknoten wollte, gerissen waren, hat man den Versuch gemacht, ihn an dem Nagel einer juristischen Konstruktion aufzuhängcn. „Wer das Recht liebt," so schloß der Stinnes-Hauptverteidiger, „der fühlt sich in tiefster Seele verwundet, weil er erkennen mußt«, wie heiligste Schutz rechte des Angeklagten in diesem Verfahren verletzt worden sind. Aber das Recht ist doch stärker als di« M a ch t. Der Prozeß war nicht «in Lehrkursus allein hinsichtlich der Handhabung einzelner Paragraphen der Strasprozcß- ordnung. Er war auch «in Lehrkursus hinsichtlich des Sinnes einfachster Paragraphen des Strafgefetzbuches!" vrerclen un<1 Umgrdun9 Am die sächsischen Brückenbauken Dresden, 22. Juli. Wie erinnerlich, waren kürzlich die sächsi schen Brückcnbausirnien durch die Reichsbahn schivcr benachteiligt worden, da sie preußischen Firmen, die ihr einen Kredit von 10 Mil lionen eingeräumt hatten, Aufträge auf Brücken bauten fürs ganze Reich erteilt hatte. Die sächsischen Beschwerden in Berlin sind wie der einmal so a»t wie erfolglos geblieben. Auch die privaten Be schwerden des Verbände? Sächsischer Industrieller haben nicht viel gebolfcn. Aich einen Schritt beim Präsidenten des VcrwaltungSratcs der Reichslmbn Dr. v. Siemens hat dieser geantwortet, es sei nicht angängig, der sächsischen Industrie jetzt nachträglich den glei chen Weg der Selbstfinanzierung zu eröffnen, weil sonst das im Voranschlag für das Jahr 1029 wohl abgewogene Maß an Brücken- verstärkungen überschritten werden würde. Dr. von Siemens hat aber zugesagt, daß der Derwaltungsrat bemüht sein werde, im näch sten Jahre einen Ausgleich für die sächsischen Brückcnbauaustalicn r lierbctzuführen. — Dos ist ein« sehr vorsichtige Ausdrucksweise, und es bleibt abzuwarlen, ob eitvas Positives für Sachsen dabei hevauS- konmit. * s. Ermächtigung für Vergebung vo» Bauten. Das Finanz ministerium bat die Straßen- und Wafscrbauämter und die Ncubau- äuitcr ermächtigt, bei einer Gcdingcs»mm« bis zu 5000 Viark nnbe- schränkt, bei mehr als 5000 Mark bis zu 50000 Mark daun den Zu- schlag zu erteilen, wenn das billigste Angebot angenommen wird. Verbot -er Rektametafetn in den sächsischen Skaatswätbern Dresden, 22. Juli. Das Anbringen von Rellaimetafeln hat in neuerer Zeit auch im Walde immer mehr überhand genommen und wiederholt zu berechtigten Klagen über die Schändung der Natur Anlaß gegeben. Zur Erhaltung der landschaftlichen Schönheit ist künftig das Anbringcn von Reklamctafeln in den Slaatswaldnngen nach einer Verordnung der sächsischen Landcsforstdircktion grundsätz lich nicht zu gestatten. Ausnahmen sind mir zulässig, wo eine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes nicht in Frage kommt. Zuge- lassen bleibt das Anbringon einfacher Wegy'eiser nach Gaststätten, soweit hier ein Bedürfnis an,zu erkennen ist. Solche Wegweiser dür fen außer dem Name» der Wirtschaft und der EntsernnngSangabe keinerlei Zusätze enthalten. Sic sind in Form und Größe den orts üblichen Wegweisern anzugleichen. Wo infolge bestehender Ver träge Tafeln, die dieser Verordnung nicht entsprechen, bereits zugc- lassen sind, ist nach Ablauf der Verträge von ihrer Erneuerung ab.zu- schen. Sind sie auf Widerruf oder Kündigung abgeschlossen, so sind sie unter Vermeidung von Härte» aufznhebe». Bei Anträgen auf Anbringung von Ncklametafeln aus sorsi-staatlichem Grund und Bo den außerhalb des Waldes ist in jedem einzelnen Fall ein gehend zu prüfen, ab in Rücksicht auf den Heimaischuh die Geneh migung zu erteilen oder zu versagen ist und welche Bedingungen sür de» Fall der Genehmigung zu stelle» find. Hierbei ist das wirt schaftliche Bedürfnis der Gegenwart nach einer wirchsamcn Reklame zu berücksichtigen. Das Annageln von Wegweisern, Nellametaseln usw. an Bäumen ist keinesfalls zu gestatten. : Aus dem Finanzmlnisterialblatt. Das Finanzministerial blatt sür den Freistaat Sachsen Nr. 13 vom 19. Juli enthält u. a. Verordnungen über Lieferungen und Leistungen, über Hunde steuer. Verbandpäckchen, sowie Rclllametafeln im Staatswald. : Rätselhafter Fund auf den Elbwiesen. Vor einigen Tagen wurden von einem Polizeibeamten aus den Elbwiesen in der Nähe des Linckeschen Bades unter einem Strauch versteckt eine Anzahl Herren- und Tamenbelrlcidungsstücke aufgefunden. Diese Sachen rühren entweder von einem Diebstahl her oder stam men van unbekannten Personen, die möglickzerweise den Tod in der Elbe gefunden haben. Die herrenlosen Sachen befinden sich in Verwahrung dez Polizeipräsidiums. Leipziger Sender Dienstag, den K. Juli: 12.00^-13.45 Uhr: Schallplattenkonzert. 11.00 Uhr: Funkiverbenachrichten. 14.05 Uhr: Leseproben aus den Neuerscheinungen auf dem Bis, chermarkt. 15.15 Uhr: Musikalische Kaffeestunde (Schallplatte») mit Funh. Werbung. 16.30 Uhr: Orchester-Suiten. 18.05^ Uhr: Frauenfunk. 18.50 Uhr: Arbeitsnachweis, Wettervoraussage. Zeitangabe und Funkwerbcnachrichlen. 19.00 Uhr: Dr. Kurt Scliadcndorf. Dresden: „Die Bedeutung des Klimas für die Erholung." 19.30 Uhr: Rcg.-Nat Dr. Fritz Kaphah», Dresden: Stmnien und Portugal." „Die Balearen." 20.00 Uhr: Ucbertragung aus dem Neuen Tl)eater in Leipzig: Der letzte Walzer. Dazwischen, etwa 22 00 Uhr: Zeitangabe, Wettervoraussage, Pressebericht und Sportfunk. Anschließend bis 24.00 Uhr: Tanzmusik. : Festnahme eines Einbrechers. Am 19. Juli gegen 4 Uhr wurde durch die Aufmerksamkeit eines Beamten der Hanptwache ein Einbreck>er festgenommen, als er im Begriff war. nach ge lungenem Einbruch in das Photogeschäft von Bohr. Waisen hausstraße 15. mit seinem Diebesgute — 10 Prismengläser in, Werte von 2000 NM. — zu entfliehen. Der Dieb wurde verfolgt und nach heftigem Widerstand überwältigt. In ihm wurde von der Kriminalobtoilunq der 27 Jahre alte Schlosser Orth ans Zicgcnhain bei Kassel sestgestellt. Er ist wegen gleicher Straf taten bereits erheblich vorbestraft und wird neuerdings wegen schweren Diebstahls von der Staatsamvaltschaft Homburg ge sucht. : Abgestürzt. Der 25 Jahre alte Straßeirkahnschaffner Rudolf Bauer aus Dresden, der am Freitagnnchmittag am Falkenturin bei Rocitza in Böhmen eine Kletterpartie rmternom- mcn halte, stürzte mehrere Meter hoch ab und trug einen dop pelten Schädelbruch davon. Auf der Fahrt nach dem Kranken haus verstarb der Verunglückte. Kyänen im Gelerkäfig Das Bestreben unseres Zoologischen OlartenS ist darauf gerich tet, an Sielte der früheren ermüdenden Einzolgclassc mit je einer Tierart nach Möglichkeit geräumige S a m m e l k ä f i g e zu setze», in denen verschiedene Tierarten mit alcichen Lcbcnsbedürinissen zi» biologischen Gruppen vereinigt werden. So erfreut sich der Besucher seit langem an den lebendigen Bildern in dem großen Flugkäfig, der Mler, Oieier und aridere Fleischscsser beherbergt. Diese bunte Samm lung hat einen weiteren AiiSbou ersirbren durch die Hinzunahme ge fleckter Hpänen, die ja als Aasfresser mit de» Geiern am glet- eben Tische zu speisen gewöhnt sind. ES ist damit bei dcr Fülle« riiiig eine neue Respektsperson geschaffen, und eS ist belustigend, zu sehen, wie die Vögel in ihrer Gier jede Möglichkeit zu benutzen wis sen, von dcr Beute ein Stück abzureißc», obiie mit dem Stärkeren, sei es die Hyäne, sei es ein großer Vogel, in Konflikt zu kommen Natürlich bedarf es einiger Tage, bis sich die Vögel an di« neuen Ankömmlinge gewöhnt hoben. Diese selber aber zeigten von dcr ersten Minute an, wie wohl sic sich in dem geräumigen Gehege süb. len, sprangen und tollten tu dem Grünen umher, badeten tu der» Wasserbecken »ud ruhte» behaglich im Sand«. Am DonnerStgg dcr letzten Woche wurde „Busch:* 2'/i Jahr alt, er hat wieder gut zugeuommen, wiegt rund 20 Pfund, Bella, seine ältere Schwester, 25 Pfund und seine Nachbarfreundin „Lolotte* 32 Pfund. — Das erbrütete Pinguinpärchen wird bereits unter den fütternden Ülltcn sichtbar. d. Zum Glashütter Konkurs. Zuschriften an das Amts gericht Lauenstein aus Kreisen der Spartrasseneinleger lassen er kennen. daß in diesen Kreisen immer noch befürchtet wird, die Sparkassengläubiger könnten durch den Konkurs der Stadt Glashütte geschädigt rverden. Die Städtische Sparkasse, die Etadtgirokasse, das Wasserwerk, das Gas- und Elektrizitäts werk in Glashütte werden vom Konkurs dcr Stadtgemeinde nicht berührt. Forderungen an diese sind daher im Konkurs verfahren nicht anzumelden. s Errichtung einer öffentlichen LaiidcS-Bansparkasse. Ter Sächsische Sparkasscuverbaud, dcr alle sächsischen Gemeinden mit eige nen Sparkassen'umfaßt, hat die Errichtung einer öffentlichen Lan de sbgzisparkasse beschlossen. Träger dcr Einrichtung soll ein Zweck- verboud sein, dessen Mitglieder die SParkassengemeinden sein werden. 's ">'> > sit hat also noch vcr Katserkraum Napoleons nicht bloß nach den Pyramiden gelangt, sondern auch hier, im Osten der Adria ist er der Magie der römischen Straße erlegen. Kein europäisches Kaisertum ohne Illykien! Und mit nichts weiß er die Verdienste feines Marschalls Marmont bester zu unterstreichen, als mit dem Pathos des Titels: Herzog von Ragusa. Die Nobili von Ragusa werden über diese Rücksichtslosigkeit nicht gerade erbaut gewesen ei». Für sie, die Tradition und Adelsstolz Venedigs aufs einste noch iibcrschärften, war cs nur eine Plebejertat des tor ischen Emporkömmlings mehr, daß ihm 500 Jahre europäischer Geschichte nicht mehr bedeuteten als eine besondere Epaulette aus einer Marschallsuniform. , Ragusa heißt heute Dubrovnlk und in Prospekten dcr Stadt, die von S. H. S. in die Welt geschickt werden, wird recht beiläufig über die eigentliche geschichtliche Vergangenheit Nagnsas hinweggegangen, hingegen mit dreifacher Unterstreichung betont, wie schon im 16, Jahrhundert stärkstes kroatisches Geistes leben dort einen Mittelpunkt fand. Das mag seine Nichtigkeit haben, dennoch war slavisches Geistesleben im Kontrapunkt der Ragusaner Geschichte nur die breite, dumpf drohende Begleitung. Die Melodie haben die großen italienischen Familien gegeben, die noch immer mit Grandezza ihre Venezianer Würde hielten, als dcr Hcrmelinmantel des Dogen in San Marco schon um recht schwache Schultern schlotterte und eigentlich oft nur ein Mäntel chen fremder politischer Absichten war. Zur Zeit als Venedig schon von der verführerisch anflösenden Melodie des einzigen Italien umspiilt wurde, behauptete Ragusa im Widerstand des slawischen Ostens härter und reiner seine Persönlichkeit. War venezianischer als Venedig . . . Nicht nur die alten Bauten des Stradone. ber breiten, allen Reiz fürstlicher Verschwendung aus strahlende Hauptstraße der Stadt, nicht nur der Rektorenplatz, der Onefriobrunnen, auch noch die Bauten ans dem 17. und 18, Jahrhundert zeigen Reichtum und Großzügigkeit, die nach und nach langsamer atmet, aber nie verkleinert wird. Mit Sorg falt wird auch die Künstlerernte der großen italienischen Maler- gcnerationcn hier in den Osten heriibergeborgen. In wie vielen Kirchen trifft man nicht einen Tizian, einen Tintoretto. einen Raffael an! Vor allem die Maler älterer und jüngerer Dcne- tinncr Schule baden hier geschaisen und an der italienischen Welt gebaut; eine Brücke über die Adria, dauerhafter und reiner als sie vo» allen kriegerischen Flotten in vergänglicher Macht er zwungen werden konnte. kstieckricti Lckrez-vvAl. Pech am Watzmann Er steht verzaubert feit Jahrtausenden, der Herrscher, der so frevelnd seine Macht mißbraucht hatte. Und nur Herrsck)«r- naturen waren es, die bisher seinen Felstückcn, seinen Stürmen und Nebeln zu trotzen wagten. Das ist nunmehr mit der De mokratisierung aller Begriffe anders geworden. Die Zeit hat auch hier das Köniasdiadem herabgerissen, und der Watzmann wurde mehr und mehr zu einem Modeberg, wie er in den besten Monaten ganze Prozessionen von Touristen empfangen muß. Eiiizig eine Seilschwebebahn und ein Eipfolhotel dürfte zur Vollendung der Modernität noch fehlen . . . Und dennoch: Selbst wenn die Formen zu wechseln be gonnen haben, der Inhalt bleibt. Kein bis zur Maßlosigkeit gesteigerter Sportsgeist, keine noch so erhöht« Sicherung wird dem Berg die Tücken nehmen, die plötzlich auftauchenden Stürme und Nebel verhindern können. Das Königtum der Schönheit, das im Ungeselligen dcr Einmaligkeit verborgen liegt, wird der Watzmann immer sein eigen nennen dürfen. Und immer, selbst wenn Modernisierung und Demokratisierung noch weiter« Fort schritte machen sollten, wird di« Krone der Erhabenheit über den Tälern des Alltags leuchten . . . Berchtesgaden !m Friihrotl Es war wie ein Bild aus dem Märchenbuch« des Schöpfers, voll Reiz und voll Anmut wie kaum ein zweites. Noch schaute der Herrscher über die dunklcir Tannenwälder, gelassen lächelnd, freundlich, fast liebenswürdig. Aber er wurde sofort kühler, je näher wir an ihn herankamen, nahm mehr und mehr eine reservierte Haltung ein und zeigte sogar, als wir bei der Hammeistielschenke jenseits des Fleckens Ilsank endgültig menschlich« Kultur verließen, um uns der Un» berührtheit der Natur hinzugeben, ein geradezu mürrisches Ge sicht. Erst wie wir nach mehrstündigem steten Steigen durch Sllälder und Wiesen das Haus des Alpenvereins erreicht hatten, wurde er — nicht zutraulicher, aber gesprächiger, öffnete zum ersten Male Blicke in seine Welt, die er im vollen Sonnenglanze vor unseren erstaunten Augen wie eine Landkarte ausbreitete, warnt« zualeich jedoch vor jedem weiteren Vordringen. Und in der Tat schaute er. wie er sich vor dem kleineren Bruder und den Kindern majestätisch emporreckte, nicht eben einladend aus. Sein Haupt selbst hielt er. noch hinter dem breiten Schultergrat verborgen. Aber auch diese unheimlich gedrückte, nahezu dro hend« Haltung ichreckte nicht unleren Wagemut... Mir stiegen. Es war kein Pfad mehr, sondern nur Geröll. Die Wälder waren längst versunken, und auch die Latschen, die letzten verkrüppelten Zwergkiefern, hatten allmählich aufge-c hört. Das Vergnügen war Arbeit geworden, harte Arbeit sogar. Die Sonne brannte dazu, und der Schweiß perlte. So ging es aufwärts, langsam, Schritt für Schritt. Kein Sbort im Munde, aber im Herze» die frohe Hoffnung auf eine herrlick)« Gipfelsicht. Da plötzlich — wir trauten kaum unseren Augen — warf oer seitwärts lauernde kleinere Bruder, der nun noch tückischer schien als der große, schwere Nebelfahnen über dis Grate. Und ehe wir uns recht besonnen, was geschehen war, lag schon die goldene Welt hinter grauen Schleiern versteckt. Wir grollten, hofften und stiegen. Aber wie wir endlich mit Müh« und Not das Hocheck mit dem Gipfelkreuz und der kleinen Schutz hütte erreicht hatten, sahen wir, daß wir doch nichts sahen. Weder die prachtvolle Fernsicht bis hinüber zu den Tauern und den Oetz- taler Wpcn noch den Nahblick auf den Königssee und das Stei nerne Meer. Einzig di« Mittelspihe taucht zeitweilig aus den Nebeln hervor. So hockten wir, verzehrten unseren Mundvorrat und warteten. Warteten geduldig eine Stunde lany und noch mehr. Aber alles vergeblich. Ein Vorschlag, inzwischen über den nur schlecht gesicherten Grat zur Mittelspitz« hiniiberzu- klettern, scheiterte an der Einsicht der Lebensgefahr und der Aus sichtslosigkeit dieses Wetters. Endlich blieb uns nichts anderes übrig, als wiederum abzusteigen. Und während wir langsam über den Anger zurückkrochen, Fels um Fels und Schritt um Schritt, schickte uns der beleidigte Riese noch einige klatschend« Regenschauer nach. Dis wir, mit einem Verletzten, der darob auf dem nassen Gestein böse ausgeglitten war, wiederum bei dem Derghaus« ankamen. Da aber — Wut gegen Naturgewal ten ist immer ein Unsinn! — hörte mit einem Male der Regen auf, wichen Wolken und Nebol und lacht« von neuem die Sonne, so daß wir zum Schluffe noch einen schönen Rückmarsch durch die "Nmbachklamm hatten Pech am Watzmann! Tausende haben es schon gehabt, l die Launen und Tausende werden es noch haben; denn gegen die Launen des Schicksals ist noch nie ein Kraut gewachsen. Wer aber diesen Launen nachspürt, ihr« Ursachen sucht und ihre Wirkungen in sein Weltbild einbaut. der hat den Blick für jene innere Schönheit, die äußerlich vielleicht unschön scheinen mag, die ans dem Wesen stammt und wiederum Wesentliches zu verschenken hat. Und wer wagte es, solche Schönheit beim Watzmann, dem grollenden Könia in einer könialolen Zeit, in Zweifel zu ziehen . . .? öalckus. Li.
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