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Nummer 1K8 — 28. Jahrgang »rslvelnt «ma> wOchentt. mit de» Illnslr. »rall»»«tlaa«n .DI« «eirund der Kinderbetlage .Frohmut, «owte den rertbetlaaen ,«t. Benno-BIatt». .Unterhaltung und Wissen», .Dt« Welt der ffrau», klerztltcher Ratgeber», Da» gute Buch». .Mmrund. s-hau». Monatlicher «e,ug«vret» 3 Mt. elnschl. BesteNgeld. Mnz-lnummer I« Sonnabend, u. Sonntagnummer UU Hauplschrtslleller, Dr. <i>. DeSc,«,». Dresden. SüchUche Dienstag, den 23. Juli 192O lv«rlag»orti DreSd«» U«,««««»Preis«, Dir tgewattene Petit,eile S« ^ ssamtlie». an,eigen „.Stellengesuche »«»^. DiePetitretlamezetl«. Rinn» breit. I ZNr Anzeigen außerhalb des BerbrettungSgebiete» diePettlreklamezetlel.:»«^. Briesgeb.!»«^, Jmgall« hbherer «ewalt erlischt >ede Berviltchtung aus Lielerung Io»«« Lrsiillung v. An,eigen.«luttrligen u. Leistung v. Tchadenersa-^ »eschltstlicher r«U Artur Le»,. Dresden. v olkss ettuno «eschäftSftrll«. Druilu.Verlag, »ermanta, »ür «erlag und Druckerei. gUlal, Dresden. DreSd«».».». Polierstrabel?. FrnirulSWIL Postscheckkonto Dresden »WZ. Banllonto: «tadtdauk Dresden Nr. «171« Für christliche Politik und Kultur Sied»«««» d«r SSchflschr« «»NSzeituu, DreSden-Altstadt 1. P-lterstrahe >1. ssernrut M1I und »012. Frankreich raiisiziert Zustimmung zu den Schuldeuabkiommen mit Amerika und Englau» Acht Stimmen Mehrheit Paris. 22, Jul». Dic Kammer lMlt in der Nacht zum Sonntag die Gesetze über die Ratifizierung des Mast, im lauer u»d des Landauer Momniens angenomnien, nachdem sie in einer Enischki-cßnng ihre Vorbehalte niedcrgelegt h,rtt«. Nachdem auch der Mäudern ngSa nt mg .zur Entschließung Hc- rand und diese in ihrer Gesamtheit angenommen waren, ging di« Kammer zur Einzeltzcmkmg des Eiesctzentimiirscs über die Ratifi zierung des Wachm,gto»«r Abkommens über. Van verschiedenen Ab geordneten wurden Gegenanträge vorgelegt, darunter auch von dem Abgeordneten Delig »e, dessen Antrag folgenden Wortlaut hat: Der Präsident der Republik wird ermiichtit, dag i„ Washington am 89. April 1926 zwischen der Negierung der Vereinigten Staaten und der Regierung der französischen Republik geschlossene Abkommen über die Konsolidierung und die Rückzahlung in 62 Annnltäten der von Frankreich bei den Vereinigten Staaten aufgenommcnen Schuld zu ratifizieren. Außenminister B riand stellte im Namen der Negierung für diesen Gegenantrag die Bert rauen frag«. An namentlicher Abstim mung, deren Ergebnis um 129 Uhr bekanntgegeben wurde, uah>n die Kammer mit 369 gegen 292 Stimme,, den Gegenantrag Dellgne an, Ebenso wurde in einfacher Mstimmnng ein entsprechender Antrag Delign« über die Ratifizierung des Londoner Ab- koin m ens angenommen. Die 292 Abgeordneten, die gegen die Ratifizierung gestimmt haben, erteilen sich auf die einzelnen Parteien wie folgt: 11 Kom munisten, 190 Sozialisten, 15 Sozialrevublikaner, 190 Radikale, 9 Mitglieder der radikalen Linken. 2 Linksrcpublikanrr, 7 Mitglieder der Fraktion Magtnoi, 6 Mitglieder der Fraktion Franklin Bouil lon,, 7 Mitglieder der Fraktion Marin. 19 unabhängige Abgeordnete und 6 Mitglieder der nnabbängigen, Linken. 16 Abgeordnete Hatzen an der Abstimmung nicht teilgenommen. « Zur Ratifizierung der Schuldenabkommen schreibt „Journal": Di« außerordentlich geringen Mehrheiten, di« sich ergaben, werden vielleicht in den Auge» der Welt di« gewichtigsten und eindrucksvollsten Vorbehalte sein, di« die Ratifizierung der Schuldenabkommen begleiten konnten, „Matin" erklärt: Me Bered samkeit des Außenministers . Briand und die Anpassirngsfähtgkeit des Fiiiaigministers Ehcrou haben alle Fallstricke einer Opposition vermeiden können, für die die Schuldcnfrage, im GGrunde genom men, eine innerpolttische war. „Echo de Paris" schreibt: Dic gesun den« Lösung ist zwar liart, aber doch ei ueLösungder Klug heit. „Oeuvre" erklärt: Wir haben die bittere Pille geschluckt, aber man muß dem Abgeordneten Pierre Eoi recht geben, der er kürt: Jetzt muß man sich beeilen, eine wahrhafte europäische Annä- hcrungspolittk zu betreiben. Alles wird davon abhängen, wie sich die nächsten zehn Jahre entwickeln. Abgeordneter Leon Blum ich reibt im „Popnbrire", eine Mehr heit von acht Stimmen nach Stellung der Vertrauensfrage sei nicht gerade überwälttgeird. Die Negierung dürfe sich nicht mit einer sol chen Debatte und vor den besonders ernsten Verhandlungen der Zu kunft nicht mit einer solchen Mehrheit begnügen. — Der radikale Abg. Daladter schreibt in der „Republik", das Ministerium gehe aus dem nächtlichen Zusammenstoß geschwächt hervor. Innerhalb des Ministeriums selbst schiene Uneinigkeit zu bestehe». Ruhe in Oslasien Keine Mobilisierung? London. 22. Juli. „Times" meldet aus Muküen: Tsckmnghsichliang ist Sonn- tagvormiliag hierher zurück,gekehrt. Von der Erregung und den Kriegsgerüchten in Schanghai. Peking und in der Welt Im allgemeinen ist hier nichts zu bemerken. Es herrscht völlige Ruhe. Nicht ein einziger Soldat ist mobilisiert worden. Ueber ble Lage an der Grenze sind sehr übertriebene Schilderungen veröffentlicht worden. Paris. 22. Juli. Der Korrespondent des „Petit Parisien" in Schemgliai berichtet, die Nachrichten von einem Kampf an der sibirischen Grenze entsprechen nicht den Tatsachen. In der Gegend von Sui-Fcn-Ho sei es zu einer Schießerei gekommen, die jedoch unbedeutend gewesen sei, da die Truppen weit von einander entfernt in Stellung lagen. Auch in der Mandschuli- Gegend kehre die Ruhe wieder ein. Die Sowjets senden zur Aufklärung Flugzeuge aus, zeigen sich jedoch nicht angriffs lustig, Auch unternehmen Sowjetflugzeuge Erkundungsflüge und seien dabei bisher ergebnislos von den chinesischen Grup pen unter Feuer genommen worden. Der Generalkonsul der Sowjets in Charbin und seine Mitarbeiter, die seit zehn Tagen verhaftet seien, seien gestern wieder sreigelassen morden und haben die Erlaubnis erhalten, nach Dairc» zu reisen, von ivo sie sich nach Wladiwostock begeben würden. 809 Russen, die bei der ostchinesischcn Eisenlmhn und ihren Zweig unternehme» angestellt ivaren, haben ihren Dienst gekündigt und bereiten ebensalls ihre Abreise »ach Dairen vor. Ebenso haben 490 Lehrer, die in den verschiedenen russischen Schulen längs der ostchinesischen Eisenbahn Unterricht erteilten, ihre Abreise »och Dairen vorbereitet. Der neue Direktor der ost chinesischen Eisenbahn habe, um diesen plötzlichen Abgang der russischen Beamten zu verhindern, erklärt, er betrachte diese Kündigungen als Streik und werde dementsprechend Vorgehen. -> Es scheint sich also zu bestätigen, daß die ersten Gerüchte über Zusammenstöße an der mandschurischen Grenze übertrie ben waren. Allerdings ist in den neuen Meldungen der Lon doner und Pariser Blätter die Msticht unverkennbar, die Oeffcntlichkeit nach Möglichkeit Uber die Lage im Osten zu be ruhigen. Chinas Auffassung -er Oflbahnfrage London, 22 Juli. De« Washingtoner Korrespondent der Times meldet: Der chinesische Gesandte habe dem Staatssekretär Stinson gegenüber den Standpunkt vertreten, daß die A uSweis u n g der rnssiseben Be amten der Ostbahn vollkommen legal gewesen sei. Me Be deutung dieser Auffassung und der Priizedenzsall, den sie zu schissen sucht, werden in Washington'als ernst n»d weittragend betracktet. Dic internationale Seite der Fingen und die Art und Weise, in der davon die künftigen Ereignisse im fernen Osten und die Inter essen der ansländischcn Regierungen und Staatsangehörigen berührt werden könnten, sei von solcher Wichtigkeit, daß Staatssekretär Slin- son ihr jetzt seine ganze Zeit widmet. Kommunisten-Aufstau- in SU--China Tokio. 20. Juli. Die japanische Telegraphen-Agentur meldet, daß in Süd china, und zwar in der Nähe von Piinnanfu, ein Ausstand gegen die chinesische Regierung ausgebrochcn sei. Der Eisenbahn verkehr zwischen Piinnansn und Französisch-Zndochina ist unter brochen. Der Auf st and trägtrein kommunistischen Charakter. Marschall Tschiangkaischek hat sofort Truppen entsandt, um den Aufstand niederzuschlagcn. Me chinesische» amtlichen Quellen bestätigen den Aufstand und erklären, daß er mit Hilfe der kommunistischen Internationale und auch mit russischem Gelbe organisiert sei. An der Spitze der Aufständi schen steht ein Chinese, der im Jahre 192«, eine russische Militär- schule absolviert hat, namens Lenhunschun. * Eine Kirche nicdergebrannt. In der Nacht znm Sonntag brach l» der Kirche von Bernloch lOberau,t Münsing«») ein Brand aus, dem in kurzer Zeit Di« ganze Kirche znm Opfer siel, Man ver mutet Kurzschluß. * Vom D-Zug erfaßt wurde das Auto des Kaufmannes Zic- sche ans Nenbnrxdorf an der Straß« Liebcnwcvda—Mühlberg, Der Besitzer des Autos wurde getötet- Di« Schnldsrage ist noch nicht geklärt. Keine Sensation Der neue Bericht des Sieparattonsagenten. G) Inmitten der Hundstagshitze und ausgerechnet zum, Wochenende wird der Bericht des Reparationsagenten de» Öffentlichkeit übergeben. Es handelt sich um den übli e« ausführlichen, mit zahlreichen Statistiken durchsetzten Zwischenbericht (vergl. an anderer Stelle des Blattes) über die ersten neun Monate des, diesmal fünften Annuitats« jahres bis zum 31. Mai 1929, der als Vorbericht für den regelmäßig zum Jahresende vorgelegten Generalbericht über den Verlauf des jeweiligen Reparationsjahres anzu- sehen ist. Man hatte diesen Bericht in Deutschland mit besonderer Spannung entgegengesehen, nachdem vor ungefähr zwei Wochen bekanntlich Herr Pertinax im „Echo de Paris" angebliche Einzelheiten aus ihm bereits kundgetan hatte, die, sofern sie auf Wahrheit beruhten, eins unerhörte und nach dem vorigen Eeneralbericht auch un verständliche Einmischung in innere deutsche Angelegen« heilen, im besonderen in die Finanzpolitik bedeutet hätten. Die erwartete Sensation ist ausgeblieben. Das zeigt schon äußerlich die gegen früher kürzere Fassung der Vor- und der Schlußbemerkungen im Bericht. Vor allem aber ist nichts von dem, was Pertinax zu berichten wußte, in dem Bericht enthalten. Dabei ist es für Deutsch land schließlich gleichgültig, ob die Ausführungen, von denen Pertinax zu berichten wußte, überhaupt me tn dem Bericht enthalten waren oder ob sie unter dem Ein druck der Entrüstung und des Aufsehens, die bereits di« Ankündigung in verdeutschen Öffentlichkeit hervorgerusen hatte, wieder gestrichen worden sind (woraus man viel leicht aus dem zweiwöchentlichen Zwischenraum zwischen Pertinax' Ankündigung und der jetzigen Veröffentlichung des Berichts schließen könnte). Das Wesentliche ist, wia gesagt, daß in dem Bericht von alledem nichts zu finden ist — und zwar, obwohl die Ausführungen Parker Gilberts über den Haushalt des Reichs, der Länder und der Ge meinden sowie über die öffentliche Schuld wieder den größ ten Raum (74 Seiten von insgesamt 163) einnehmsn. Der Neparatlonsagent weist zwar auf die bekannte« Kassenfchwierigkeiten des Reiches hin, durch die ein „Zu stand starker Spannung in seinen Finanzen herbei geführt" sei, de» die bestehende Kreditverknappung noch verschärfe. Er betont aber sofort im Anschluß hieran, dag „die Reichsregierung eine Reihe von Maßnahme« zur Herbeiführung einer Entspannung der Lage ergriffen" habe, und dag vom Reicksminister der Finanzen amtlich be- kanntgegeben worden sei, daß die Regierung ein umfassen des organisches Programm über, die gesamte Finanzpolitik rechtzeitig vorzulegen beabsichtige. Es ist dem also nicht so, wie man nach Pertinax' Ankündigung hätte annehmen müssen, daß dem Reparationsagenten die ernsthaften Be strebungen nach einer Finanzrform in Deutschland ent« gangen sein sollten. Daß der gegenwärtige Zeitpunkt in höherem Grade als ein anderer zur Durchführung eines Finanzprogramms Gelegenheit gibt, darin kann man dem Bericht ohne weite res zustimmen. Ueber die Pläne des Reichsfinanzministers weiß Parker Gilbert allgemein zu berichten, Laß diese» offenbar beabsichtige, „diese Einsparungen des Poung- Planes) für die Schaffung eines Detriebsmittelfonds und für die Deckung des im ordentlichen Neichshaushaltr vorhandenen Fehlbetrages zu verwenden: von höherer Warte und weiter hinausschauend hat jedoch der Minister:, im Zusammenhang mit den allgemeine» Plänen der Reichs regierung zu einer Finanzreform, erklärt, er betrachte ein« Senkung der Gesamtsteuerlast als eine dringende und not» wendige Aufgabe. Darin dürfte seine Ansicht sich mit der der Sachverständigen decken,..." Im übrigen betont der Reparationsagent auch, daß trotz der Etatsschwierig keiten der letzten Monate „an der im Wesensgrunde doch bestehenden Gesundheit der Reicksfinanzen keirr Zweifel aufkommen könne". Interessant ist in diesem Teil des Berichtes noch die Mitteilung einer Veranschlagung des Transfer-Komitees über die deutsche öffentliche Ge sa mtschuld am 31. Mürz 1929 (einschließlich der kurz fristigen Verschuldung, jedoch ausschließlich der Nepara- tionsverpflichtniigen und der Garantie). Der Gesamt betrag wird auf etwa 15,6 Milliarden Rm. beziffert, davon 9 Milliarden Rm. Schulden des Reiches. 1,9 der Länder und 4,7 der Gemeinden. Mit dem Poung-Plan, der der Erledigung durch die Regierungen „harrt", beschäftigt sich der Repa rationsagent wohl eben deswegen in seinem Bericht nur wenig. Er betont zwar eingangs, daß das Zusammen treten des Sachverständigen-Ausschusses in der Berichtszeit „natürlich" das Hauptereignis gewesen sei, und weist inr Laufe seiner Ausführungen einige Male darauf hin, daß durch den Poung-Plan die bisherige „Ungewißheit" in der Reparationsfrage beseitigt sei, ferner auf die Er« leickterunaen. im übriaen aber enthält er lick einer ein«