Volltext Seite (XML)
Der Yen Minister raubt eine vraut (Von unserem Wiener Vertreter.) Man hat dieser Tage, als die neuerliche Begeisterung vriands für Paneuropa die Presse aller Sprachen beschäftigte, manchmal schon gemeint, den Beginn einer neuen Zeit festlich Anlauten zu dürfen. Von Athen bis Stockholm, jubelten die Enthusiasten, wird sich in kurzem alles zu einem Staatenbund, vor allem aber zu einer einigen europäischen Kultur verschmel zen. Es ist nichts gegen diese schönen Zukunststräume einzu wenden, wären sich alle hoffnungsvollen Paneuropäer nur an nähernd auch über die Kontraste klar, die hier zu versöhnen sind. Wollte sich nur jeder, den die glückliche Gemeinsamkeit der Zukunft besticht, auch über die unendliche Fülle und Ver schiedenheit der Gegenwart klar werden, die zwischen den Spra chen und Völkern selbst eines bloß zweitausend Kilometer brei ten Stückes Europas, wie etwa zwischen Wien und Belgrad, besteht. Weiß man, wie nahe hier nicht nur die verschiedensten Sprachen, sondern auch die Zeiten benachbart sind, wie nahe das Mittelalter noch neben uns wohnt? Wie viel, was wir in Deutschland für romantische Erinnerung an fernste Vergangen heit halten, spielt sich — gleichsam nebenan — noch heute im alltäglichen Leben ab. Wer würde beispielsweise meinen, daß heute in Europa noch ein Brautraub außer in einem Kino, stück möglich ist? — Nun, die Tatsachen belehren uns gründlich Dieser Tage hat sich niemand geringerer als der gewesene Ab geordnete und Minister a. D. Dr. Schefkija Bechmen, von zwei Abgeordneten Kollegen, Mahmud Bechmen und Salf Balte begleitet, vor die Villa eines anderen Notabeln, des Vizepräsi denten der Skupschtina, Dr. Halid-Bey Hrasnica, be geben, nicht etwa, um dort, wie es zwischen zwei Ministern, Dok- toren der Universität Belgrad und Agram wohl zu erwarten wäre, einen Besuch nach neuzeitlicher Höflichkeit abzustatten, sondern um den uralten Brauch des Brautraubs im Jahre 1929 wieder einmal ganz ernsthaft durchzuführen. In der alten Sitte des «rautrauve« vermengt« sich m «osmen und der Herzegowina scherzhafte Sitte und blutiger Ernst. Der Bräutigam begab sich mit einigen wohlbewaffneten Freunden vor das Haus seiner Braut, die ihn zumeist schon erwartete. Dennoch wurde auch dann in gegenseitigem Einverständnis Ucberraschung markiert, blinde Schüsse gellten durch die Lust und alles endete zumeist mit einer richtigen Hochzeit und fröh lichen Trinksprllchen. Aber bei mindestens einem Drittel der Fälle kam es doch vor, daß ein ernsthafter Widerstand, ein „Korb", der in Westeuropa vom Bräutigam schlimmstenfalls damit beantwortet wird, daß er den widerspenstigen Schwieger vater einfach nicht mehr grüßt, daß dieser Konflikt also anstatt mit blinden Schüssen mit wirklichen scharfgeladenen Revolvern ausgetragen wurde. Auch diesmal war der Brautvater Halid-Bey Hrasnica — o ihr Irrwege der Politik! — nicht ganz einverstanden mit der Wahl seiner Tochter. Wohl weil er die Skupschtina und die Abgründe einer Ministerlaufbahn allzu gut kannte... Aber er glaubte dennoch während einer Reise nach Serajewo, die er mit seiner Fra« angetreten hatte, seine Tochter daheim völlig ge sichert. Bei aller Vorliebe für mohammedanische Tradition zog er hier di« Geltung des westlichen bürgerlichen Gesetzbuches vor. Aber trotz so moderner Unbefangenheit erging es ihm nicht anders als einem türkischen Stammeshäuptling vor vierhundert Jahren. Der Räuber war längst nach geschlossener Ehe in Sicherheit und es blieb ihm nichts übrig, als gut« Miene zum bösen Spiel zu machen und seiner Tochter, die begreiflicherweise lieber selbst eine junge Exzellenz ist als bloß die Tochter eines alten Exzellenzherren, sauersüß zu beglückwünschen und den plötzlichen Ausflug seines ungebetenen Schwiegersohnes in die Vergangenheit mit einer gleich traditionellen Ergebung in das Geschehene zu beantworten. Denn wer schützte ihn davor, daß diesem ersten Akt des Brautraubes nicht bei wirklichem Wider stand das tragische Finale der Blutrache folgte? Erst vor wenigen Wochen ist man bei dem Prozeß gegen Punica Racic, den Mörder von Stevan Radic. neu erinnert worben, daß auf dem Balkon auch da, modernste Skupschtina« gebäude noch keine innerlich entscheidende Veränderungen seit dem kriegerischen Zeltlager der Vergangenheit bedeutet. Auch Paneuropa müßte noch lang« damit rechnen, daß man schon SO« Kilometer unterhalb Wiens keinesfalls auf den Rekurs von Wort zu Faust, Messer und Revolver verzichten will, wenn diese Wort« nicht gerade etwas Erfreuliches oder Erwünschtes be deuten. Selbst wenn es ein noch so schönes Manifest Aristide Brtand» wäre... vr. 8«ckr. Dresdner Lichtspiele Wochenprogramm. Capitol: „Das letzt« Souper." — Ufa-Pa last: „Dl« Dame hinterm Vorhang" und „In den Händen der Polizei". — U.-T.: „Priscillas Fahrt ins Glück." — Prinzeß-Theater: „Champagner." — Zentrum: „Der lustige Witwer" (2. Woche verlängert). — Kammer-Lichtspiele: Bis Mittwoch, den 21. Juli „Die weißen Rosen von Ravensberg": ab Donnerstag, den 25. Jült „Pat und Patachon als Detektive". — Fü--Li: Vom 19. bis 25- IM „Die rote Tänzerin von Moskau". — Gloria-Palast»' Vom 19. bis 22. Juli „Das brennende Herz"; vom 23. bis 25. IM „Petronella". Dresdner Schlachlviehmarltt Auftrieb: 19 Ochsen. 76 Bullen. 11 Kühe, 619 Kälber, 83 Schafe, 501 Schtvein«. zusammen 1350 Stück. Die Preise be trugen nach amtlicher Feststellung für 50 Kilogramm Lebendgewicht in Mark: I. Rinder: Keine Notiz. II. Kälber: 1. —, 2. 74 bis 80. 3 66 bis 73.1. 58 bis 64. III. Schafe: Keine Notiz. IV. Schwein«: 1. 89, 2. 87 bis 68. 3. 85 bis 86, 1. 84 bis 85. Cleschäftsgang: Käl- bcr langsam, Schafe schlecht. Ilcberstand 127 Rinder (13 Ochsen, 7t Bullen, 43 Kühe), 20 Schtvein«. Verantwortlich für Politik und Feuilleton- De. G. DeSczhk; silr Lokales und Sport: A. John: Nir Anzeige»- A. Lenz, alle tn Dresden, Polierstraße 17 Druck und Verlag: «ermania A.-G.. Filiale Dresden. hieben vielen anderen Verbindungen dis auf weiteres tSßchcii: vampfer: orercien S*° Lslonkskrl nack tterrnslcrelscken und rukücic. llnterbsltunxsmusitc an Lord. Gewöhnliche Lsbrpreise plus 20 H Zuschlag pro Lshrt. vsmpfer: 11°° Xonrerttskrt nach lierrnslcretsckea und rurüclc. Volle Lcbittskspelle an Lord. Gewöhnliche Laiirpreise plus 50 I Zuschlag pro Lakrt. Wir geben aus: U/Lkktsgsksr rvn IM. 9.— l ie ?u VnLekluVksrtvn für krliefiAuoii 6.— für Xmcler bis 14 Zainen ..... 3.— Liese Karten gelten von biontag bis einsctil. Sonnabend gut allen planmälZiZen Dampfern von iVlüblberx- bis l.eitmeritr bei beliebigen Labriunterbreckuneen. Lei Lonütrun^ des Lslondamptors 20 I des Konrertdampters 50 4) Zuschlag. 83I8VN- Luzvöklcsuk Posten 1'UU-, IVlaärss- Qai-nlturen, 8tore8 auctt lnttancl- küet, veber^aräinen U8v. »T. bis 8V /g eemSvtgt Vogtlänä. Karlünen - siabriklager ?. lätinig vrosdon-tt., ssritr-steut.-8tr. >2 Strb.S, b,7,12,14. — OerWeg loknt. ÄkMWler Opernhaus BIS mit 17. Aug. geschlossen Schauspielhaus Gastspiel von Mitgliedern der Berliner Notter-Bühnen Sonnabend Anher Anrecht Ms liebe wacht (8) BVB. Gr. 1: 5601—6200 Sonntag Außer Anrecht vls Hob« wacht (8> BVB. Gr. 1: 6201-6800 Alberl-Thealer Heute und lolgende Tage abends 8 Uhr Dle große Neubach-Revue Ohus LIvlck — tut mir leid Sie KomiM Sonnabend Gharlvxs Taut« (*/«9) BVB. Gr. 1, 4201—4350 Sonntag Gdarlvxa Tante <>/,9) BVB. Gr. 1, 4351—4500 AWenz-Thealer Gastspiel Jobanna Schubert und Otto Mariä Sonnabend krlvderllcs l8) BVB. Gr. Ir 1401—1500 Sonntag 4 und 8 Uhr Nachmittags ermäßigte Preise krlvderlkv Keniral-Thealer Heute und folgende Tage abends 8 Uhr Gastspiel 8 Orlxln»! kratvIUul vom Cirque d'Hiver, Paris, die größten Clowns. — Dazu S Weltattraktloueu S höchster Klasse! Königshos-Lhealer Täglich abend» 8 Uhr 8eus»t1ollvile» krexruuu» Bei /V-i§en- un-i ttair/ei<icn /c<iee -4rt un-i -irren I-otgen, ro ttnver-iauLcLIeit, -h>/>ttirt<uiFzeit, nervöteni ü/aFM, Lr- örecäen, Lnkträ/tunL, 6emüttiei-ien, Geyi/re/otzen wirkt -ier über §0 ckaän« LewüLrte in/otze cker ^tuclLc/ien Zuranune»»«»- eunF au/ -Le iUnFcnia/te. 17-rrcLen e» Lö/L.Si-, 4.7S, 1 Liter ru L547.SS in -Ln chwräeken. — Alleinvertrieb.' Otto L'rrcm/i/eck. O., O/remnrkL wenn nickt, p«rr and lVacän. ckuroä ttttöLUD ttl-LUILkk (v,a.Kr.Lni«y Del/ri^, k^ertrtr-^e §2. §cll/a/lori^1cit, -Le I-otZe au/rcrdcn-Lr Arbeit unck rorKSivoller ^erLÄtnirr«, -Lu lieber« Zeichen «tarier iVervorieät. tai-ÜFen IVerven- un-i /lorperverfall» berciki§t Za/Ä/'avrTr. L» vcrtcäa/1, völl-F unicllä-llicL, -ka §täräun§t- un-i lein LetäuillNFtmittei Le§ll/rcfen, tt'e/en §c/r/a/'. llaäre iewüLr«. kn k-7-ucäen ru klöl. 1 Liker UiU. 7.FS. ttertteller un-i Alleinvertrieb.- Otto Verlobungsanzeigen, Vermählungsanzelgen, Traueranzeigen Geburtsanzeigen. Dankanzeigrn tn Brief- und Kartensorni, Besuchskarten, Paketkarten, Zahlkarten, Postkarten, Nach nahmekarten, Geschäfiskarten, Mitgliedskarten, Briefbogen, Rechnungen, Mitteilungen, Lohnzetiel, Lohntüten, Massen auflagen. Prospekte, Zritungsbeilagen in Flachdruck und Zweifarben-Roiationsdruck, Plakate, Handzettel, Eildruck- fachen. Jeder, auch der kleinste Auftrag wird mit größter Sorg- fallt ausgefllhrt. Verlangen Sie unverbindlich Kostenanschlag Auf telephonischen Anruf Perlreterdestich. Vskmsnis Aktten-Gesellschaft orsrVvn-a., po»srr»ksVs 17 Fernsprecher 21012.