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«>«m»r 2» Sächsische Voikszeirunq 2« Januar 192V Ketze -er Aclion Francaise Falsche Anschuldigungen gegen Kardinal Pacelli Die holländische katholische Zeitung „De Tijd" nahm in längeren Ausführungen gegen die Angriffe der „Aetion Francaise" aus Kardinal Pacelli Stellung. Wir geben nachstehend eine Uebersetzung dieses 'Artikels wieder: Leon Daudet ist aus seinem Exil, der Hauptstadt Bel giens. zurückgekehrt. Kenner seiner Person sahen voraus, das; die ihm gewährte Begnadigung keinerlei Anlas; sei» werde, den agressiven Ton .;» mäßigen, den er täglich in seinem Blatte an- schlügt, Zum ttcbersluß hat er das sogar in einer Erklärung aus drücklich angckändigt. welche er vor der Rückkehr aus dem Exil in Brüssel abgegeben hat. Leon Daudet hat denn auch nicht ge zögert, seine angrifsslustige — und was die Gefahr erhöht — seine üusjerst spitze Feder aufs neue in Eist zu tauchen. Ganz im früheren Stil bekämpft er leidenschaftlich die Republik, an der er nicht das geringste Gute sieht. Er kämpft mit den Waffen der Verdächtigung und der Verleumdung, und zwar richten sich diese Waffen weniger gegen sachliche Ziele, viel mehr in der Hauptsache gegen von ihm verfolgte Persönlich keiten. Weit entfernt von jeglicher friedliebenden Denkweise auf dem Gebiete der internationalen Politik, richtet sich seine ent rüstete Kampfcsweise in allererster Linie gegen diejeni ge n . w e l ch e d i e V e r s ö h n u n g der Völker zn för - der» suchen. Niemand wird ihm das Recht der Kritik ver sagen wollen, ebensowenig — man mag über seine politische Ilebcrzeugung und seine tempcrcamcntvolle Kampfcsweise denken wie man will — wie man Stimmen hört, welche die ihm ge währte Begnadigung als verfrüht empfinden. Aber die Kritik, wie sie Leon Daudet beliebt, ist unerträglich. Die „Action Franyaise" ist unter Leitung von Daudet und Maurras nicht allein das schärfste anti-republikanische Organ geworden, sondern auch ein Pamphlet minderwertigsten Charak ters, welches täglich im politischen Schlamm wühlt. Was jedoch noch schlimmer ist, die „Aclion Francaise" entpuppt sich immer mehr und mehr als das schärsste antikirchliche Tage blatt, an welchen Frankreich wahrlich keinerlei Mangel hat. Die gegen Rom und den Vatikan geschleuderten Verdächtigungen dauern an. Jede Friedcnsüusjerung des Vati kans wird als deutschfreundlich ausgedeutct und der französische Episkopat erscheint unter diesen Angriffen, so oft sie auch wiedcr- legt sein mögen, im Lichte mangelnder nationaler Gesinnung. Das Blatt fährt fort unter der Rubrik „Sous Irr tovvour" (Im Banne des Terrors) Personen zu verherrlichen, denen die katho lische Kirche das kirchliche Begräbnis verweigert hat, kurzum, es wird nichts versäumt, um den Beweis zu liefern, mit welch durchschlagender Berechtigung der Vatikan die kirchliche Ver urteilung der „Action Franc.aise" ausgesprochen hat, und dieses Blatt auf den Index segle. Es würde nicht schwer sollen, selbst aus der allerletzten Zeit eine Reihe von derartigen kirchen- seindlichcn Ausfällen anzuführen. Es braucht z. B. nur auf die Behandlung der jüngst zwischen führenden Katholiken Frankreichs und Deutschlands gepflogenen Verständigungsverhandlungen hingcwiesen zu werden. Die Beurteilung, welche das Blatt diesen Besprechungen zu teil werden lügt, steht im schroffen Gegensatz zur Wahrheits liebe, zur christlichen Nächstenliebe, zu objektiver Kritik und zu vorurteilsloser Schilderung der Einzelheiten dieses Gedanken austausches. Am heftigsten tritt der Hast gegen Nom und das Papsttum zutage in den verleumderischen Anwürfcn, welche das Blatt seit langer Zeit gegen den päpstlichen Staatssekretär, K a r di n a I Easparri, gerichtet hat. Aber nicht genug da mit, diesen hochstehenden Kirchenfürsten mit giftigen Pfeilen zu verfolgen, beginnt das Blatt jetzt den als seinen Nachfolger ge launten bisherigen Berliner Nuntius. Kardinal Pacelli. mit falschen Verdächtigungen zu überhäufen. Das neue kirchen feindliche Organ des Katholikenseindes Burö, „L'Ordre", welches offenbar, sobald Rom und der Papst in Frage kommt. seinem Namen keinerlei Ehre antun will, gibt hierzu höchst will kommene Gelegenheit. Mit unverhüllter Freude gibt man einen perfiden Kommentar zu einem in diesem Blatt erschienenen Schreiben wieder, in welchem unter dem heuchlerischen Vorgeben, man habe lange gezögert, eine gründliche Enthüllung darüber angckündigt wird, was Kardinal Pacelli nach seiner Persön lichkeit in Wirklichkeit ist und was man für Frankreich und den Weltfrieden von diesem emporsteigendcn Staatssekretär des Papstes zu erwarten hat. Das Blatt „LOrdre" verfolgt dabei die Taktik der „Action Francaise", einen hochgestellten Geist lichen zu Wort kommen zu lassen, dessen Name selbstverständlich nicht genannt wird und der sicherlich auch keineswegs unter dem in Gehorsam und Treue dem Heiligen Vater ergebenen Klerus zu finden ist. Es ist natürlich recht begnem, einen „anonymen Priester", diesmal ist es ein Kanonikus, sprechen zu lassen. Es erübrigt sich, seine Ausführungen im einzelne» hier zu erwähnen. Seine sogenannte, an die Katholiken Frankreichs gerichtete War nung atmet allzusehr de» Charakter eines minderwer tigen Chauvinismus, der Unversöhnlichkeit gegen den groszen Feind aus dem Weltkriege, und ist durchdrungen von einem Geist, der in schroffem Widerspruch steht zu dem Geist des Friedens und der Versöhnung, den der Vatikan, unter welchem Papst es auch sein mag, stets verkündet hat. Ebensowenig sei dem Kommentar Laon Daudets Beachtung gewidmet, in welchem der Kardinalstaatssekretür Easparri (bekanntlich ein Fran zose von Geburt) als ein „verkappter Deutschenfreund" geschildert und Kardinal Pacelli als ein össentlicher und fanatischer Anhänger der Deutschen hingesteltt wird. Wohl musz dagegen betont werden, das; gerade die Artikel, aus denen „L'Ordre" und „Action Franca>se" ihre Verleum dungen mit dein Schein der Wahrheit zu umhüllen suchen, in keiner Weise Berechtigung zu solchen Schlußfolge rungen geben. Me grosse Kenntnis der deutschen Sprach«, welche Kardinal Pacelli sich angeeignct hat, die Sympathie, welche er während des Krieges Deutschland, dem Lande seiner Wirksamkeit be- Die falschen Inkernattonale Fälscher? Wie bereits gemeldet, ist cs jetzt gelungen, nachzuweisen, das; über eine Anzahl deutscher Bankgeschäfte und Großbanken erhebliche Mengen falsckzer Dollars weitergeleitet worden sind. Die Berliner Polizei, die mit großem Eiser alle Spuren ver folgt, steht auf dem Standpunkt, daß es sich hier um ein ganz großzügiges, wahrscheinlich über mehrere Länder verbreitetes Unternehmen handelt und daß bei der außerordentlich hohen Qualität der Falschnoten schon sehr erhebliche Betrüge umgesetzt worden sind, zum Schaden deutscher und amerikanischer Unternehmungen und Bankinstitute. Soweit sich bisher die Dinge übersehen lassen, ist der ge- flüchtete Franz Fischer alias Voigt nur ein Mitglied , einer großen, sehr gut organisierten Fälscher- gesellschast, die Leute wie Voigt mit dem Absatz des Falschgeldes wahrscheinlich in ganz Europa beschäftigt, und deren Zentrale bisher noch nicht festgestellt werden konnte. Allem Anschein nach ist das Papier, das zum Druck der falschen 100-Dollar-Scheine benutzt worden ist, aus Amerika eingeführt worden, denn die Faserung und die Wasserzeichen sind so aus gezeichnet, daß selbst die Deutsche Bank und die Danat-Vank keine Bedenken hatten, die falschen Dollars anzunehmen und zelgt hat (bekanntlich aber in seiner Friedenstätigkeit auch den' in Deutschland weilend n iranzösischen Kriegsgefangenen), der imponierenbe Erfolg, mit welchen! er zwei Konkordate (mit Bayern und Preußen) zum Abschluß zu bri- - n verstand nid seine apostolische Arbeit im allgemeinen zum Heile der S eben sind ein Dorn im Auge der Schinnhblälter und es würde i. st undankbar sein, wenn Deutschland diesem edelmütigen Kirchen» fürsten für seine Tätigkeit bei seinem Scheiden nicht ausrichtigs Huldigung dargebracht hätte. Unter Hinweis aus dieses hochsinnige Wirken behaupten diese Blätter, daß die Erhebung des Nuntius Pacelli zur Kardinalswürde dem Herzen der Katholiken Frank reichs eine Wunde schlage. Solche Schlußfolgerungen können nur bei Männern gezogen werden, die mit Blindheit geschlagen sein wollen, um ihren gewissenlosen Verdächtigungen eine Unterlag« zu verschaffen. Das lrissl zu bei den Leitern der „Action Francaise", welche in dem kirchenseindlichen Organ „L'Ordre" einen Bundesgenossen gesunden zu haben scheinen. Es ist ein dämonischer Charakter, der sich in der Kampsesweise dieser Papstseinde äußert. Selbst Vas Gebet des Erzmartyrers Stesanus: Herr, vergib ihnen, denn sie wissen nicht was sie tun, kann hier schwerlich Anwendung finden. Denn sie kennen allzu genau die wirkliche Pe- dcutungder katholischen Kirche und die Intention«» der höchsten Leitung. An Warnungen und väterlichen Ermahnungen von päpst-. licher Seile hat es fürwahr nicht gefehlt. Hier zeigt sich aus- neue, auf welche Irrwege der Mensch gerät, wenn dieLieb» sich zu Haß verwandelt und wenn man überall nach Gründen sucht, ohne bet sich selbst eine Gewissenserjorschung an» zustellen. Daß sich noch Katholiken in Frankrecch finden, welch« die Schreibweise der „Action Francaise" billigen und vertei digen, ist geradezu unbegreiflich. Ein Blick auf dieses im höchsten Grade von Kirchenhasz beseelte Organ müßte genügen. Es ist aber eine erfreuliche Erscheinung, daß die Anzahl diese« irregeführten Elanbensbrüder zusehends im Schwinden be griffen ist und daß der Einsluß der „Aclion Fran caise" ebenfalls immer mehr sinkt. Daraus darf man die Hoffnung schöpfen, daß das papftieindliche Blatt lang sam aber sicher den Boden vernichiel. aus welchem es die Kräfte für seinen Verleumdungsfeldzug gegen die Kirche und de» Heiligen Vater bisher zu ziehe» verniochl hcu. Dollarnoten weiterzugeben. Auch der Druck ist durchweg vorzüg lich. Neben den bereits mitgeteilten Abweichungen im Me daillon auf der Vorderseite, hat man jetzt auch sestgestcllt, daß das Notenbild der Rückseite Abweichungen enihätl. Das 'Noten bild verläuft nämlich nicht, wie bei den echten, vollkommen gradlinig, sondern es ist eine kleine, allerdings auch parallel laufende, kurvenförmige Ausbuchtung wahrzunehmen. Das Falschgelddezernat der Berliner Polizei hat sestgestcllt, daß da» Fälscherkonsortium mit mehreren Druckplatten gear beitet und verschiedene Serien hergestellt hat. Ebenso wie die Unterschrift des Schatzsekretürs wechselte, wurden auch verschiedene Sericnnunnnern benutzt, und zwar hat man er mittelt, daß hauptsächlich unter der Serienbe^ichnung XII I. unk» IVO Falsifikate hergestellt worden sind. Diejenigen Personen, di« in der letzten Zeit 100-Dollar-Scheine in Empfang genommen haben, werden gut tun, diese bei der Falschgeldabteilung der Reichsbank prüfen zu lassen, da man auf diese Weis« hofft, weitere Vertreibe! der Falschnoten zu ermitteln. Fischer hatte im Herbst vorigen Jahres die Bekanntschaft eines Schriftleiters Paul Roth gemacht, der eine Finanz zeitschrist herausgab. Durch Roth wurde Fischer an das B a n k» Haus Saß u. Martini empfohlen. Fischer erklärte den Inhabern dieses Bankunternehmens, daß er ein großes Efieklen- konto bei der Deutschen Bank besitze und mit Amerika Geschäft« mache. Er wünsche jedoch, sein Vermögen bei einer kleineren Antlitz Danzigs Studie von Sellmut Draws-Tychsen Das Wappen Danzigs, das von zwei Löwen gehalten wird, »eigt zwei Kreuze unter einer Krone Es bleibt symbolisch für dir alte Hansestadt. Ein uns darüber überliejcrtcr Spruch besagt: „Die Krön in deinem Wappen weist, Daß du die Krön in Preußen seyst. Die Kreutze geben uns zu sehen, Daß du bey Christo wollest stehen. Was bilden dann die Löwen für? Der Löwen art und Muth an Dier." Ja, Danzig ist die Krone des ordenspreußischen Gebietes. Danzig bleibt der Kulturwille jener Landschaft, und die Taten seiner großen Männer stehen in der deutschen Geschichte unaus löschlich eingeschrieben. Heldisch ragt die eigene Geschichte jener ehrwürdigen Hansestadt, die das berühmte „dlee temers nee timicks" zum Wahlspruch hat. Gerade in unseren Tagen wird jener Wahlspruch zum Schicksalsspruch: nicht unbesonnen sein im Kampfe um die deutsche Bruderzugehörigkeit, nicht furchtsam sein im Ringen um die äußere und die innere Frei heit. Danzig, Dein Pulsschlag dröhnt im europäischen Staaten- lörper! Wir hören Deine Notschreie und wollen nicht anf- hören, sie an gerechte Völker wciterznverkünden, denn wir selber sind machtlos und entrechtet. Aber es kommt ein Tag! Danzig hat solche Tage des Glanzes schon früher gesehen. Seine Geschichte ist reich gn Narben und an Ehrenmälern. Seine Ge schichte enthält den Atem eines Jahrtausends. Bereits 997 bestand Eyddanizc, wie die älteste Namensform Danzigs lautet, ein lebendiger, häusig besuchter Handelsplatz. Bis 1300 regierten dort die Fürsten von Danzig, die seit 1236 Herzöge von Pommercllen sich nannten, mythische Helden gestalten, die dann ausstarbcn. Ilm das Erbe stritten Branden burg und Polen. Der Deutsche Ritter-Orden, als unbeteiligter Dritter, erhielt dann 1308 die damals schon wichtige Seestadt, welchen Erwerb spätere Verträge mit Brandenburg und Polen legalisierten. Danzig ist eine deutsche Stadt und war es auch immer gewesen. Deutsch ist Danzigs ehrenwerte Geschichte und deutsch ist Danzigs bauliches Gesicht. Die Entwicklung der Stadt, der um 1224 von dem Fürsten Swantopolk nach deutschem Rechte die Stadtrechte verliehen worden waren, ist von dem Lanaenmarkte ausgeaangen. dem sich dann später di« Lanaaasse und andere Straßen angliederten. Im Langenmarkte residier ten die einheimischen Kaufmannsgeschlcchlcr. stolze Hanseaten, die den europäischen Handel von Nordrußland bis zu Süd spanien beherrschten. Von ausländischen Kausleuten bevor zugten die Litauer und Deutschrussen die Brotbänkengaffe, während die Engländer, Franzosen und Schweden in der Franengasse zu wohnen pflegten. Die Brauerzunft, die im Jahre 1410 in der Rcchtsstadt Danzig 376 tätige Mitglieder , zählte, suchte sich häufiger in der Iopengasse Wohnung. So blühte in den vielen Gaffen und Gäßchen Danzigs die Arbeit und ließ die Stadt zu einem vornehmen Mitglied« der Hansa werden. Auch die Arbeit des Geistes wurde nicht vergessen. Wir wissen, daß der Brauer und Ratsherr der Altstadt Danzig, Johannes Heoelke, der seinen Namen der damaligen Eelehrten- sitte folgend in Hevelius latinisierte, ein hochberühmter Astronom bleibt, der mehrere Gestirne entdeckte und die erste Mondkarte aufzeichnete Er wohnte in der Pfcffcrstadt. der Hauptstraße kaufmännischen Fleißes in der Altstadt, der Residenz der „Pfeffersäcke", wie man die reichen dort ansässigen Kauf herren wohl zu nennen beliebte. Danzig hat sich im Laufe der Jahrhunderte erheblich ver ändert. Das Stadtbild wurde drch Gotik, Renaissance, Barock, Rokoko und Biedermeier bis zu modernen Baustilen ab- gewandclt. Co kommt es. daß das Danzig zu Zeiten eines Paul Veneke ein weit anderes als das Danzig in den Tagen der Johanna Schopenhauer, der Mutter des Philosophen, werden mußte. Doch die Verschiedenheit der Baustile hat das einheit liche Straßcnbild keineswegs zersprengt. Wir spüren, wenn wir durch die Kassen Alt-Danzigs schreiten, noch immer genügend von der Größe verklungener Herrlichkeit. Die Marienkirche, das Rathaus, das Krantor und das große Zeughaus, jener von dem Danziger Stadtbanmeister Anthony van Obbergen, dem Schöpfer der berühmten dänischen Königsschlösscr Frederiksborg und Kronborg, die einen unvergeßlichen Eindruck auf mich ge macht haben, in den Jahren 1601—1«M> errichtete prunkvolle Renaissancebau haben den Ruf der „Königin der Weichsel", die noch immer als eine der schönsten deutschen Städte gilt, in alle Welt hinausgetragen, so daß die Gesandtschaften der euro päischen Mächte um die Gunst der mächtigen Stadt miteinander zu buhlen sich beeilten. Wer immer von Fremden Danzig sehe» durfte, dem bleibt cs ein Erlebnis, das die Erinnerung auch durch spätere Jahre tragt. Ich liebe Danzig nicht nur als die Krone meiner Heimat und die Stadt meiner Kindheit: es ge schah dort viel mehr: die Häuser Danzigs zeugen von un- veraleichlickier Geschichte deutschen Fleißes und deutscher Arbeit. und die Kyl.tur der Stadt, oie eine durch vie -cayrhunoerre nt» unterbrochene Reihe großer Geister getragen hat, bleibt einzig artig. Ich liebe den porzcllanhaslcn Zauber von Delft, die ver» träumte Anmut von Wisby. der Stadt der Ruinen und Rosen, den Genius von Augsburg und das tausendjährige Quedlin burg, uralte Kaiserresiüenz und größte deutsche Blumenstadt, Doch solches gibt es auch hier und gibt cs auch dort. Aber Danzig wiederholt sich nicht, nicht einmal in annähernder Aehnlichkcit in einem anderen Stadtbilde, es bleibt einmalig. Man singt: „Es gibt nur eine Kaiscrstadt. es gibt nur ein Wien", man sollte auch sagen. „Es gibt nur ein Danzig". Ich weiß, daß es in unserem Vaterland« landschaftlich schönere und kulturell höherentwickelte Provinzen gibt al« dis beiden ordcnspreußis>l>en. Wir Ostdeutschen haben in dein Wandel der Jahrhunderte viel unter den Okkupationen fremder Völker zu leiden gehabt. Da die Hilfe vom Reiche gewöhnlick» ausblicb, verrannten wir uns zu sehr in uns selbst. Härte und Herbheit haben uns den Mund verschlossen. Wenn der Osten rief, hatten die drei anderen Himmelsgegenden des Reiche» immer taube Obren In jenem nebeligen Einsamsein, das «nsere Vorfahren zeitweilig bedrängte, blieb Danzig dee einzige lichte Punkt, in den die tausend Rufe der Ostmark zu» sammenliefen. Heute, nach dem Frieden von Versailles, hat Danzig dieselbe hohe kulturpolitische Mission wie in vergangenen Jahr hunderten. Es gilt, im argdedrängten Osten das Deutschtum reingeistig und reinbiütig zu bewahren. Die große Ausgabe Danzigs muß im ganzen Reiche Förderung «nähren. In deci Schulen soll man es die Kinder lehren, und die Erwachsenen sollten nicht verabsäumen, wenigstens einmal in ihrem Leben zu den Ferien nach Danzig zu fahren. Danzig besitzt mehrere herrliche Ostscebäder, und immer noch die alte, gleichsam ver» wun-schene Schönheit seines Sladtbildcs, von der schon vor bei nahe hundert Jahren der Dichter Joseph von Eichendorff, der ron 1820—1824 in Danzig lebte, im großen Schwärmen >einrr romantischen Verse singen durfte: „Dunkle Giebel, hohe Fenster. Türme, tief aus Nebeln seh n. Bleiche Statuen wie Gespenster Lautlos an den Türen steh n. Träumerisch der Mond darauf scheinet, Dem die Stadt gar wohl gefällt Als läg' zauberhaft versteinet Drunten eine Mürchrawelt.*