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Sächsische Volkszeitung : 10.01.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193001109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300110
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300110
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-01
- Tag 1930-01-10
-
Monat
1930-01
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 10.01.1930
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Halttose kommunlsttsche Derdächllgungen Dresden, 9 Januar. Im Zusammenhang mit der Vergebung Von Ctraßenbescstigungsmittcln such von der kommunistischen Presse Argen Staatsbeamte Verdächtigungen ausgesprochen worden die den Vorwurf der Korruplio» i» sich schlichen. Tas Finanz ministerium tveist diese Verdächtigungen als in keiner Weise den Tatsachen entsprechend aus das schärsste zurück. Insbesondere ist nicht wahr, das, Beamte aus stoben Slaalsstelten in die Trinidad- A.-G. übergcsicdelt sind. Soweit bei dieser Gesellschaft frühere Staaislxanite bescstästigt sind, bandelt es sieb um miiilcre Bcamlc, die nach Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand »erseht wur den und der Dicnstgewait des Staates niestt mehr unterstehen. Zu den weiteren unklaren Andeutungen über unzulässige Be ziehungen zwischen aktive» Staatsbeamten und der EolaS-G.in.b.H. vermag die Regierung, so'angc ihr LaL Material nicht bekannt ge geben will», nichts weiteres zu erklären. Der Dresdner Kommunittenprozes; . Dresden. 0. Januar. Die Zeugenvernehmum; am gestrigen dritten Berhandiungstag, über die wir zum Teil schon berich teten, wurde nach einer längeren Pause kurz »ach 1 Uhr er neut ausgenommen. Wesentliches erbrachte aber auch diese Zeugenvernehmung nicht. Ter allgemeine Eindruck ist der, dasz bei der Abrieglung des letzten Teils des Zuges, der lediglich aus Rotfrontkämpfern bestand, eine allgemeine Verwirrung eingetretcn ist. die wahrscheinlich an verschiedenen Stellen zu Tätlichkeiten seitens der Demonstranten gegen die Polizei geführt hat. Ein völlig klares Bild ergab auch der dritte Vcr- handlungstag nicht. Um 4.66 Uhr nachniittags war die Zeu genvernehmung der für Mittwoch geladenen Zeugen beendet. Am Donnerslagvormtltag wurde die H a u p t v e r h a u d- lung mit der weiteren Zeugenvernehmung fortgesetzt Die heutige Beweiserhebung erstreckte sich zunächst wieder «ns die Vernehmung weiterer Polizeibeamter, brachte aber »ichls wesentlich Neues. Ein Teil der Beamten erkannte einige De monstranten wieder. Der 67 Jahre alle Arbeiter Protze, der nach den Aussagen in vorderster Reihe der Rotsrontkämpser marschierte und wegen Tragens der Notfrontunisorm sestgenom- nien wurde, soll einer derjenigen gewesen sei», die die Menge ausgesordert Hütten, nicht zurückzugehen. Erheblich belastet wurde auch der Angeklagte Löwe, der bestimmt als einer von denen be,tz.'ichnot wurde, die sich an den Tätlichkeiten gegen die Beamte» beteiligten. Löwe leistete bei seiner Festnahme nach Aussage der Polizeibeamten heftigen Widerstand. Erwähnt sei noch, dasz g'ster-n abend nach Schluss der Verhandlung der Angeklagte Eichwald aus Antrag eines Verteidigers aus der Uiitersuchungchast entlassen wurde, da sich bisher auszer dem Tragen der Notfronluniform nichts Belastendes gegen ihn ergeben hatte. : Der neue Rektor der Technischen Hochschule. Wie wir er fahren, hat der Senat der Technischen Hochschule am Mittwoch den Mathematiker Professor Dr. Ludwig zum Rektor für das Jahr IMO'.'N gewählt, : Aus der Ratssitzung. Der Rai stimmte in seiner letzten Sitzung einem Ersuchen der Stadtverordneten zu. bei der Reichs- regierung gegen weitere Kürzung der Anteile der Länder und Gemeinden an den Ueberweisungsstcucrn und gegen weitere Eingriffe in Landes- und Gemeindesteuern, die zu einer Sen kung des Steueraufkommens führen, vorstellig zu werden. Ge gen die Beschlüsse der Stadtverordneten über die Dr. Güntzsche Stiftung beschloss man. Einsvruch zu erheben, soweit sie aus Einsetzung eines gemischten Ausschusses zur Kontrolle der S!!s- tungsverwaltung und aus Bestellung einer Pressckommission gehen und sich auf die derzeitige Tendenz des Dresdner Anzei gers beziehen. «. Bobes Gnadengesuch abgelehnt. Vor reichlich 10 Fahren hatte der Maschinenmeister Paul Bobc vom Naubschloszfelsen in der Sächsischen Schweiz seine Frau hiuuntergestürzt und so getötet. Das Dresdner Schwurgericht verurteilte ihn zu 15 Fah ren Zuchthaus. Mehrfach hat Bobe Wiederaufnahmeverfahren beantragt, aber ergebnislos. Auch ein Gnadengesuch Bobes hat das säcksikche Justizministerium vor etwa vier Wochen abgelchnt. s. Münzprägungen in Sachsen. Fm Dezember sind in der ächstichen Münze in Muldenhütle» für 650 666 RM. Fünfmark-, ür 56 666 RM. Zehn- und für 1-1666 RM. Linpseunigstücke ge prägt worden. s Auswertung der Marlikrcditbriefe des Landwirtschast- lichen Kredttvereins Sachsen. Wie die Pressestelle der Land- wirtschaftskammcr bekannt macht, werden die Serien 1 A—62 der Markkreditbricf« des Landwirtschaftlichen Kreditvereins Sachsen in Dresden einheitlich und gleichmäszig in der Weise mit 17 Prozent aufgeivertet, das; neue Reichsmarkkreditbriese mit Besserungs- und Gutlckieinen ausgegcben werden. Tie Auf wertung der Serien 66—42 läßt sich vorläufig noch nicht vor nehmen Alle Bestimmungen, insbesondere über die Ein- Die gesAschlen Borstob -er Berlei-igung Berlin, 9 Fanuar. Be! Beginn der gestrigen Verhandlung stellte C a d a t h > e ra s ch w i l i s Verteidiger den Antrag auf H a s t e n r l n i s u n g des seit 27 Zmm.aten" in Hast sitzenden Georgiers. Die Verteidigung rekapitulierte die' Daten. Am 1t. August 1627 ist S. in München »erhastet worden. Am 26. August 1628 ist er ous Grund der Amncsticverordnung unter Einstellung des Verfahrens in Freiheit gesetzt worden Aus Beschwerde der Staatsanwaltschaft hat das Kammergericht die Amnestieanwcndbarkcit verneint und Verhaftung angeordnet. Am 5. Oktober 1628 ist daraufhin S. wieder in Haft genommen worden Am 16. November 1628 hat in einem Hastprüsungs- termin die Strafkammer die Freilassung angeordnet. Aber so sngt der Berteidiger. dieser Veschlust der Kammer ist von den Behörden nicht respektiert worden. Das Innenministerium hat den vom Gericht entlassenen S. in sogenannte Auswei- ungshaft genommen. Inzwischen habe das Auswärtige lmt Himmel und Erde in Bewegung gesetzt, und am 26. Juli hätte die Staatsanwaltschaft beim Kammcrgericht einen Be schluß erwirkt, der einen neuen Hnftentlasiungsbeschluß des Ge richts dahin abändcrte, dnst die Verschonung von der Unter suchungshaft von der Ctetlung einer Kaution von 5600 Mark abhängig gemacht wurde. Der Verteidiger ironisierte noch einen frühere» sozialdemokratischen Iustizminister, der bei seinem Amtsantritt so schöne Worte über moderne Handhabung der Untersuchungshaft gefunden habe, der sich aber in diesem Falle als Vertreter der Sowjets mit ganzer Autorität für Jnhaft- behnltung des S. eingesetzt hätte. Der Oberstaatsanwalt fand cs zwar menschlich bedauerlich, das; der Angeklagte S, so lange in Untersuchungshaft gesessen hat. hielt aber die Entscheidung des Kammergerichts für durch aus gerechtfertigt gegenüber einem sluchtverdächtigen Auslän der und angesichts der zu crlvartcndc» Strafe. Denn es handle sich nicht etwa nur um rein ideelle, sondern auch um recht eigen süchtige Motive bei der Fälschung der Tschernowerz. Der Ober staatsanwalt stellte anheim, die Kaution eventuell herabzu- jetzcn Dann versuchte der Verteidiger des gestern vernommenen Dr. Weber einen Vorstost. der aber bald an der überlegenen Ironie des Vorsitzenden scheiterte. Der Verteidiger behauptete, die Verhandlungsleitting halte Dr. Weber durch Einschüchterung gezwungen, seine politischen Ausführungen abzukürzen. Der Vorsitzende: „Die Vernehmung Dr. Webers ist abgeschlossen." Verteidiger: „Als freier Verteidiger will ich die Ausführungen des Vorverteidigers ergänzen." Vorsitzender: „Als Zeug«? Denn als Anwalt kann nur der Verteidiger des Herrn S. sprechen." Verteidiger: „Ich hege Zweifel, ob die Unabhängig keit des Gerichts genügend gewahrt ist " Vorsitzender: „Ich ent ziehe Ihnen zu diesem Punkte das Wort." Verteidiger: „Ich habe vertrauliche Mitteilungen erhalten, das; ein lebhafter Schriftwechsel zwischen dem Auswärtigen Amt und Behörden über die Höhe der in diesen Prozeß zu verhängenden Strafen gepflogen wird. Es sollen auch Besprechungen mit Regierungs- Vertretern stattgefunden haben." Vorsitzender: „Ihr gutes Recht. Herr Rechtsanwalt, ist cs, eventuell Ablehnnngsanträge z» stel len. Dem Gericht Vorschriften zu machen, ist nicht Ihr Recht." Die Verhandlung kann weitergehen. Dr. Leonbard Becker, der Angeklagte Rr. 1, der in München und Berlin falsche Tscberwonet; in Verkehr brachte, und dabei sestgenommcn wurde, wird vernommen. Er ist ein Freund des mnsteriölcn licferuncz der Kreditbriefe der Serien 1 A—32 können beim Lanckvirtschastlichcn Krebilverein cingesehen werden. d. Stadtverordnctcnvorstcherwahl in Pirna. In der erste» Sitzung der Stadtverordneten in Pirna wurde zum 1. Vorsteher mit sämtlichen Stimmen der bürgerliche» Parteien einschließlich der Stimmen der Kriegsbeschädigten und Nationalsozialisten Jnstizrat Dr, Flachs <D. Pp), zum 1, Stellvertreter Stadtverordneter Leisner lWirtsebafispartei) »nd zum 2. Stellvertreter Stadtucrord- neter Härtling lKriegSbcsclinoigtc) gewählt. — In der gestrigen Sitzung des Bezirksausschusses der Amt-Miiptinaimschaft Pirna wurde der Stadt Bad Schandau die Ausnahme eines Austausch- darlchens von 56 606 M,. de» Gemeinden Zschicre,, und Rath mannsdorf die Aufnahme eines Darlehens von je 16 660 M, ge nehmigt. Dagegen wurde der Aufnahme eines Darlehens in Höbe von 7666 Dl. durch die Gemeind« Zscliachivih zu Wintcrhilssinaß- nahme» für Erwerbslose nicht zugestimnit. Anmeldung für die Pädagogischen Institute. Um die »öligen Eiurielstungeu rechtzeitig trciieu zu können, ist es erforderlich, das, schon jetzt die Zahl der Abiturienten sesigcstctlt wird, die sich den, Studium für das Polksschuilehramt zuwcndcu wolle». Tie'« werden Tscherwonzen Herrn'Bell, von dem der Vorsitzende Sem n>s>. wir nnssen'K wenig von Herrn Veil". Dr. Becker nennc Bell einen echte« deutsch» Mann, den die Interessen des Deutschtums an di« Seele gewachsen sind". Dr. Becker wäre mit Bell im gleicher Betrieb tätig gewesen. Bell, der eine sichere Stellung mit 86t bis 466 Mark Monalseinkommen gehabt batte, wäre eines Tage, ausgeschieden, um ..sich ganz einer politischen Idee zu widmen". Eines Tages hatte Bell zu Dr. Becker getagt, man brauch« Geld zur Mobilisierung der antibotschewistischen Gcargierorga- nisation, Dr. Becker sand Im national gesinnten Wnrmbach den Darlehnsgcbcr.Mlell fuhr mit Wurmbächs Kreditbrief über 656 Pfund Io« Wurinbach behielt als Sicherheit ein Paket gefälschter D—^nro-etz. Bell lies; nichts non sich hören. Hatte rr den inzwi ^ stellungslos gewordenen Dr, Becker nicht vachkommen lassen? Was wurde gespielt? Dr. Becker bekam Lust. Tscherwonzen zu Geld zu machen Um Herrn Bell, dem deutschen Mann, zur Kontrolle nachreisen zu können. Von S, erhielt er 568 Stück mit der Verpflichtung, sie keinesfalls zu verlausen Bei Münchener Banken, in Ber lin, ging Dr, Becker hausieren. Die meiste» Leute hielten die Tscherwonzen zwar liir echt, belichcn sie aber nicht Auch Dr Becker behauptet steif und fest er hätte die Noten sür eckt ge- halten. Was schwerfällt zu glauben Als Dr Pecker lchliest- lich — unter Zuhilfenahme einer kleinen falschen Borspiege» lung über den Erwerb der Noten — einen Käufer hatte wys-« er verhaltet. » Nach der Mittagspause gab der Vorsitzende zunächst den Beschluß des Gerichtes über den Hastentlassungsaiiirag lur den Angeklagten Sadalhicraschivtli bekannt Er erklärte, das; das Gericht die Ha s! c n t l a s s u n g abgelehnt habe mit der Begründung, daß der Fluchtverdacht noch nicht beseitigt set Dann folgte die Berne h in u » g des Angeklagten Bohle, der vor dem Krieg als Konseklionsrcisender England und die Mittelmeerländer kennengelerni Hai 1666 machte er sich dann in Lausanne in der Schweiz als Buchhändier selb- ständig, musste aber während des Krieges 1615 die Stadt ver lassen, da er bei der Bevölkerung milsttebig geworden war. Nach dem Kriege sing er in Frankfurt einen Buchhandel a». Ta sein Laden einmal von Kommunisten geplündert worden war, entwickelte sich Bohle :n:n Noüonalsoüoiislen und sann seinerseits ans Mittel und Wege, um den Bolschewismus 'u be kämpfe». Durch Hofrat Nabelte, der sein Kunde mar. habe er Sodathicraschiviit keimengelernl. der ihm einen größeren Posten Bücher von Awaiosi über de Bebämpsung des Bolsche wismus zum Vertrieb am: Bote» ßa'v Bon Sadathieraichivili habe er 1066 Mark zur Errichtung euier Druckerei erhalten; die Druckerei habe er drei Monate iang inneaehab:. Es lei ihm aber unbekannt gewesen °>iß am gort vomenommenen Drucke mit fertigen Klstchees Banknoten gewesen seien, denn er könne russische Schrift nicht lesen. ^ Trotz verschiedener Borhal'-mgen des Vorsitzenden blieb der Angeklagte bei dieser unwahrickein- licheu Behauptung Ab einen erneut»,, Antrag des Berietdigers Tr, Bar be schick; das Gericht schließlich, daß der Anaelstagte 'Vasittus Cadalhtcraschn'ili mit der weiteren Ume> luchmiashail ver schont werden soll, wen» er 1666 RM aus e' "iw» M'tleln hin terlegt. sowie eine Bürgichast von 1666 RM, !e:nes Berteldi- gcrs. RA. Bär. beibringt. Beides soll Heine eriolge». — Die Mrnehmuiig des Angeklagten wird in der hemmen Sißuoa ZU Ende geiichri. hierdurch «msgesorecrl. sich las zum '28. Februar I'G> „r melden. Meldungen sind zu ricklcu für Dresden au Prckckrr Tr Se n f e r t. Drcseeu-A. 20. Tcplitzer Straße 16 iiir L.ipsto au Pro'estor Dr. Richter, Leipzig S. 6. Eliseiisnaße 150. Weihe einer neuen Berufsschule Neustadt i. Sa., 6. Fanuar Fn Gegenwart des Geweibe- oberschnlrals Professor Dr. Schubert vom Wtrli'chaflsmiuisle- rium, des Oberschulrals Dr, Zesch vom Volksoildungsmtniste« rium. des Amtshaupiinanns von T h ü m m e I sowie von Per, tretern der intereisierten Behöwei, und Körperichaslen wnrd« gestern nachmittag das mit einem Kostenaufwand von 126 666 Mark errichtete neue Berui'sickulgcbäude feierlich eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben. Bürgermeister Dr, Hie!;,;« begrüsste die Erschienenen, schilderte d e Entstehung treo Neu baues und überreichte dem Schulleiter Dr. Gündel namens der Stadt ein Hindenburabstd als Ehrengabe kür die Schule. Es folgen zahlrmchc Begrüßung-;- und Glückivunscktansprachen, auf die der Schulleiter Tr. Gündel mit herzlichen Dankesivoilen erwiderte. Kein Aberdeener ist leichtsinnig Geschichten von geizigen Schollen In Aberdeen (Schottland) wohnt der Mann, der jeden Penny zrveimal umdrcht, bevor er ihn — nicht ausgibt! Die Aberdeener sind übrigens sehr stolz darauf, als die geizigsten Leute der Welt zu gelten. Um diesen guten Rus für immer währende Zeiten zu befestigen, haben sie sogar einen geheimen Klub gegründet, dessen einzige Aufgabe es ist, wahre oder wenigstens gut erfundene Anekdoten von der Sparsamkeit der Aberdeener in die Welt zu sehen. Vielleicht gibt dieser patrio tische Verein auch den in ganz Schottland und England ver breiteten Abreißkalender heraus, der unter jeder Datumzisfer einen Witz bringt. Das sind dreihundertsünfundscchzig Witze im Jahre, und wenn die Herausgeber sür ein Schaltjahr einen drei- hundertsechsundscchzigstcn brauchen, geraten sie auch nicht in Verlegenheit. Denn sie schöpfen aus einem unerschöpflichen Anekdotenschatz: jeder ihrer Witze handelt von der schottischen Nationaltugcnd, wie man den Penny nicht ausglbt. . . . Wütend kommt ein Aberdeener, der in Wien zu Besuch ist, zu seinen Bekannten. „Frechheit!" schimpft er. „Wstis habt ihr für unerzogene Schaffner auf eurer Trambahn? Der Monn hat mich angestarrt, als ob ich lein Billett hätte!" — „Nun," fragt man daraufhin den Herrn aus Aberdeen, „was hast du getan?" Zufrieden schmunzelnd gibt er zur Antwort: „Ich? Ich habe ihn angestarrt, als ob ich eines hätte!" Ein Aberdeener verbrachte seinen Urlaub in London, wo er sich als Logiergast von seinen Freunden selbstverständlich srci- halten ließ. Als er zurückkam, fragte ihn ein Bekannter: „Un verschämt teuer soll das Leben in London sein. Was hast du dort angebracht?" Sorgenvoll die Stirn faltend, antwortete der Zurückgekehrte: „Meinen Urlaub!" Zwei der dortigen Bürger werden vor den Richter zitiert, well sie in betrunkenem Zustand Krawall gemacht haben. „Wo ist der dritte?" fragt der Richter. „Was für ein dritter?" erkundigten sich die Angeklagten verwundert. „Nun." sagt der ehrenwerte Sir. ein guter Aberdeener, „Ihr seid doch von hier. Ihr werdet mich doch nicht glauben machen, daß ihr euren Whiskey selbst bezahlt habt!" Dieser Richter hatte ossenbar von jenem Mann aus Dundee gehört, der einen Aberdeener fragte: „Wieviel Whiskey ver trägst du?" Worauf der Aberdeener, ohne einen Moment zu überlegen, zur Antwort gab: „Jedes gegebene Quantum." Eine Spezialität dieser sparsamen Stadt scheinen ihre Rabenväter zu sein. Dem Kind, das um einen Penny sür Gefrorenes bittet, erzählt der Vater so lange Schauergeschichten, bis es seinem kleinen Jack oder Charly kalt über den Rücken läuft. „Siehst du", sagt der Vater dann befriedigt, „jetzt friert dich! Mehr hättest du auch voin schönsten Gefrorenen nicht haben können, und wir ersparen den Penny." Noch Geschichten gefällig? Ein Londoner und ein Aber- decner sitzen sich in der Eisenbahn gegenüber. Der Mann aus Aberdeen passiert das Malheur, daß ihn sein Nachbar um ein Zündholz bittet. Er nimmt ziemlich widerwillig eines aus seiner Schachtel, legt es auf die Bank, indes der Londoner in seinen Taschen herumzusuchcn beginnt. „Teufel", sagt er ärger lich, „jetzt habe ich meine Zigaretten zu Hause gelassen!" — „Das trifft sich gut", meint der Aberdeener, „dann brauchen Sie ja auch das Zündholz nicht" — und steckt es befriedigt wieder rin. Der Professor Mac Lallum pflegt in seiner Westentasche ein Dreipcnccstück zu tragen. „Das ist mein Elückspsennig!" sagt er. „Ich habe ihn bei meinem letzten Besuch in Aberdeen gefunden. Aber wenn ich das einem Landsmann erzähle, glaubt er cs mir nicht. Denn daß jemand drei Pence auf ein mal verliert, ist ein Leichtsinn, der keinem Aberdeener zuzu- trauen ist." Wahrend des Krieges befand sich ein Aberdeener in Neu- york. Ein Amerikaner fragte ihn, weshalb er denn nicht zu seiner Frau nach Hause fahre. ^.Ich werde doch nicht mein Leben riskieren," antwortete der Aberdeener entrüstet. „Jetzt, wo die U-Boote den ganzen Ozean unsicher machen, kann ich unmöglich.nach Schottland sacken. Aber ich habe meiner Frau geschrieben, sic soll nach Reunnrk kommen" Diese Geschichte wirst insofern einen dunklen Schatte» aus die Sparsamkeit der Aberdeener, als aus ihr klar hervorgeht, daß sie mit etwas doch nicht zu sparen pflegen: ihren Frauen. „The History" berichtet auch von zwei Aberdeener» die mit einander baden gingen. Sie wettete» einen halben Schilling der dem gehören sollte, der länger tauchen könne. Die BK-tt bcdingung wurde schrisllich niedergeleg!, »nd der Badediener bekam das Papier zur Verwahrung, was eine glücklickn- Ein gebung der beiden war. Denn sonst l>ä!!e man nie von dieser Geschichte erfahren, weil beide ertrunken sind. In Aberdeen freut man sich über den heißen Sommer der das Asphaltpslasler auswcicht. Die Aberdeener sind nämlich dar auf gekommen, daß man bei fleißigem Herumsterg-.-n in dem flüssigen Asphalt, den die Gemeinde bezahlen muß. mincksiens einmal Schuhbesohlen erspart. Hingegen macht ihnen Weih nachten Sorgen. Denn das Fest der Liebe ist mit Geidansgabe»' verbunden. Eine sparsame Aberdeener Hausfrau kommt zum Fleischhauer und will einen Schweinskops sür die Feßlagslase! kaufen. Lange und kummervoll mahlt sie unter den aus!legen den Tieren, endlich findet sie das richttge. und sagt zum Fleisch hauer: „Aber bitte, schneiden Sie den Kopf möglichst nahe am Schwanz ab!" Auch Einladungen zu Tisch gibt es in Aberdeen. „Jack." fragt Sandy, „willst du heute mit mir alx'ndessen?" „Oh, rech' gern. Sandy!" — „Sehr gut. Also um 8 Uhr bei dir!" Eine Hungerkünstlerin kam auf ihrer Tournee auch noch Aberdeen. Acht Tage lag sie im versiegelten Glaskasten. Trotz der Sensation, die ihre Produktion erregte, blieben die Ein nahmen sehr weit hinter ihren Erwartungen zurück. Aber da für bekam sie hundert Heiratsanträge von den Aberdeener Jung gesellen. „Warum bist du so schlechter Laune. Peggy?" — „Ach. last mich in Frieden" — sagt Peggy aus Aberdeen und kratzt sich den Kops. „Eben Hab« ich darüber nochgedacht, wir unsereins .;«
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