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Sächsische Volkszeitung : 10.01.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193001109
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300110
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300110
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-01
- Tag 1930-01-10
-
Monat
1930-01
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 10.01.1930
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Vom demokraiischen SM Lebendige Einheit von Konservativismus und Zukunstswillen In der Kölnischen Volks.zcilnng (N-r. !>08) finden wir die folgenden grimdsätzlichen Belrachtnngcn, die wir Wort für Wort unlerschreibcn können: Zinn deutschen Dichter Tlwmas Nlann bat so jeder seinen be sonderen Standpunkt. Zn diesen rind ähnlichen Dingen sollte man kein Mischer der Meinung schassen, sonder» cs iedem über lassen, sich ein Urteil selbst zurecht zn machen. Wer Thomas Mann ansincrtsam verfolgt hat. ist am Ende der Meinung, das; dnrchanS Ocinc Einheitlichkeit in der Produktion dieses Mannes liegt und das; man ihn noch lange nicht preiszugebc» braucht, wenn man an, „Zauberberg" keinen Gefalle» findet. Zur einige reicht der Brief, den er an die Universität Bonn ans Anlast der Ver leihung des Ehrendoktoratz gerichtet bat. hin. um ibn für alle Zeilen würdig zu finden, in der Reibe der grosten Dichter zu stehen, siir andere wirken seine „Betrachtungen eines Unpolitische»" so stark, das; sie sich in den Schöpfer dieses Buches ernsthaft verlieben. Ru» lmt der Dichter nach seiner Rückkunft aus Schweden bei einen; von der Stadt München gegebenen Essen «ine kluge Rede gehalten, die u»S in die Linie seiner in den ..Betrachtungen eines Unpoliti schen" entwickelten Gedanken einzumünden scheint. Er bekannte sich zn dem lieben, guten, chrcnreichen München. das er nicht nur seines Stadtbildes wegen liebe, sondern um seiner süddeutsche» katbolischcn Atmosphäre der Heiterkeit und Naivität seiner Teste willen. Er ver stehe, das; sich die Stadt distanziere gegen da? großartige Weltstadt- tni» Berlins, das; sic in einem bnuerlich-aristortratischen Misttrancn vorsichtig und behutsam sei gegen Allerwettsdemokratie. Aber Mün chen sei nicht allein die Hauptstadt Babernö. sondern zugleich eine Hauptstadt Gesamtdeutschlands, ei» europäisches Knltnrzenirnm. und daraus ergebe sich, das; sich der Wille Münchens nicht im Be wahren und Erhallen erschöpfen könne, sondern sich der gesunde I'lvnservativismus vereinigen müsse mit Lebenssreudigkeit, gutem Mut und Tapferkeit zur Zukunft. Dies alles ist sehr gut gesagt und trifft auf Münch'en wie auf manche andere deutsche Stadt zu. die sorgsam das Vergangene hütet. Bei de,» Tempo, das diese Zeit liebt, drob! alten deutschen Städten die grosse Gefahr, das; das Neue überbastel und das; der Bnrgcrgeist verschüttet wird: jener Bürgergeist ist gemeint, der da bestrebt bleibt, allem nnd jedem möglichst gerecht zn werden und der niit der Sorge siir das lleberkommene de» Zug znm Tortubreite» verbindet. Der Tortschritt, der alle zur Bergaugenheit sübrcnden Brücken zerbricht, ist kein gesunder Tortschritt. znm mindesten nicht aus den Gebieten, welche unser staatliches und kommunales Leben nmsastt. Es ist wie mit einer in der offenen Teldschlacbt käntpsenden Armee, die nur dann sorglos in erobertes Land vormarschieren lat'.», wenn ibre rückwärtigen Verbindungen erhallen geblieben sind, Mit denen sie Verwundete znrückschussen nnd neue Menschen und neue Sachen an die Kampssront beranbringen kann. Niemand verlösch ungestraft «die Bahn der bewährten Tradition, wenn er nicht im Baku»»' stehen und darin enden will. Der Zniainnientkang von K o n s e r v a l i v i s »t n S u n d Zukunft s willen allein gibt die Gewähr des gesunden Wachstums, nnd nichts aus die'er Welt ist beständig. daS seine Zimte nicht ans dem Gegebenen, den; Testen, dem Ruhenden, dein Sicheren empfängt. Wer dem Fortschritt allein ergeben ist, also dcn klugen Tort bau meidet nnd überhastet und flackernd heule zu diesem und morgen zu jene»; Neuen sagt, bringt tn ein wohlgeordnetes Ganzes den Zen» der Zersetzung und Auf lösung. vernichtet di« konservativen Grnndelcnienle. zerstört Ver trauen drinnen und draußen und sicht am Ende di« eigene Schaf fenskraft zerrinnen. Wir haben in Deutschland di« erstell Meilen ans dem Wege der Demokratie zu hastig'zurückgelegt, als das; wir nicht in den Fehler ge fallen wären, »ns zu übernehme» und etwas stillos zu werden. s>.n Ansange gab eS zn viele, welche Demokratie mit den; Freibrief übersetzten, nun machen zu können, was man wolle Und doch ist Demokratie, sollte Demokratie nichts anderes sein alz stärkste Bin dung der Gesamtheit an die Ziele dc-S nationalen Lebenswillens. Diejenigen, welche durch die Straft der Demokratie zur Führung ge kommen sind, müssen, ohne das; sie eine lächerliche Distanz ans sei» Gesellschaftlich-Menschlichen Herstellen, doch ans die Wahrung der Würde ihres Amtes bedacht sein. Ein Volk, das säst zwei Jahrtau sende von Herren ziemlich streng regiert wnrdc. kann, ohne nicht in Formlosigkeit und Stillosigkeft zn entarten, zn Neuen, und einer gemilderten Form des AnIoritülSvritizivs »nr kommen, wen» «S seine rückwärtigen Verbindungen nicht anS dem Auge verliert. Denn wir sehen am Beispiel Englands, das; man demokratisch lebe» und atmen lind dennoch an guten nnd shmpalhischen Konscrvativis- mns gebunden sei» kann. Genau so wie Konservatives und Soziales sich bedingen und ergänzen, kann mau mit dem Prinzip des Fort schrittes die Achtung vor dem Ueberkonuneiieii schövserisch verbin det!. Die Präsidentschaft Hindenbnrgz scheint uns der sinnsüllige Ausdruck einer solchen Lebensweisheit zu sein, und wir alle können mir den Wunsch haben, das; dem Ncichsoberhaupl noch ein rech! langes Leben beschicken bleibt, ans das; er »och lange als der Re präsentant der NeichSeinheit und der Würde dieser Einheit nnd Volksgemeinschaft wirken kann. Wir müssen sehen, wie wir cs fertig bringen, das; unsere!; Spitzen initiier nnd nnler alle» Umständen wieder das Ansehen znrücknegeben wird, ohne das Freiheit und Würde niemals gepaart erscheinen können. Thomas Mann sagt in seinen eben erwähnten .Betrachtungen eines Unpolitischen" — tat sächlich ist cs ein eminent politisches Bekenntnis, und wenn man die Münchner Rede betrachtet, ist diese eine Wiederholung jener Auf fassungen von der Spntbesc des Ueberkommenen und des Renen — an der Sielte, wo er von Menscheniviirde. Ehr« als Lebensreiz nnd Dresden. 9. Januar. Wenn nicht alle Zeichen trügen, dann hat der, van den Nationalsozialisten gegen dcn Arveitc-minister Elsner eingebrachte Mißtrauens» antrag, der an; kcnnnicudcn Dienstag in; Landtag zur Ver handlung kommt, wenig Aufsicht auf Annahme. Die Sozial demokraten befürchten anscheinend, das; mit den; Sturze des Arheitsministers auch das letzte Stündlein des Arbeite-- und Wohlfahrtsministeriuins überhaupt schlagen lröuute. So stellt sich die sozialdemokratische ..Dresdner B o l k s z e i I u n g" i» eine»; Artikel, der sich mit dem Falle Tempel beschäftigt, vor den Arheilsminisler Elsner und weist die kürzlich verbreitete Beschuldigung, er habe den Präsidenten Tempel »»rechtinäsziger- ivcise eine Aufwcitidenlschädigung von t.3Nl> Mark bewilligt, zurück. Es sei festgestcllt. das; Herrn Tempel auf Grund des sächsischen Beamlenkesoldungsgcfestes diese Aufwandsentschädi gung zuslehe. die auch der Präsident der Branduersichernngs- kannner erhalle. Die Sozialdemokratie habe sich seinerzeit gegen die Einführung dieser Aufwandsentschädigungen gewendet, aber deswegen könne natürlich kein Porwurs erhaben werden, wenn auf Grund der nun einmal geschossenen Bestimmungen einen; einzelnen Beamten dam; auch die Auswaudsenlschädi- guug gezahlt werde, die ihm zusteht. In dem Artikel der Volks,zeitung hcistt es dan» weiter: „Aber das Arbeitsminifterium ist bekanntlich su gewissen Krei- scn verhastt. Man möchte es möglichst verschwinden lassen und seine Befugnisse dem Wirischaftsministeriltin übertragen, und deshalb wird von gewissen Leuten, besonders von Sen Nazis, jede Gelegenheit bemistt. um gegen dies Ministerium zu Helzen". — Die logische Folgerung aus dieser Einstellung der Sozial demokratie wäre wohl, das; sie das von den Rational st,,zialiften eingebrachte Misstrauensvotum gegen den Arbeits- minister Elsner entweder ganz abiehnen. oder doch wenigstens durch Stiin m enthaltung seine Ablehnung durch die KoaUlioiispartcien ermöglichen. Man darf gespannt sei», ob die Sozialdemokratie in; Landtag diese Haltung entnehmen wird. * Die Beurlaubung des Präsidenten Tempel ist, wie ivir bereits gestern mitgeteilt haben, rierlängert worden. Dazu schreibt die Sächsisch-Böhmische Korrespondenz: Die Angnsse der Nationalsozialisten gegen Teinziel scheinen nicht ohne Erfolg zu bleibcn, obwohl die Berechtigung der Angriffe mindestens zvin Teil nicht erwiesen ist. Rach unserer Kenntnis der Dinge, wird Herr Tempel aus diesem Urlaub kaum auf seinen Posten zurüekkchten. Inwieweit dabei gewisse Drohungen der Natio nalsozialisten, auf deren Unterstützung im Landtag die Regie- ritterlicb-mä»nl!chein Gehorsam spricht, sehr sein und mit der ganzen Reinheit und liebenswürdigen Klarheit seines Urteils unter ande rem das Folgende: „Wer etwas ist, ehrt sich selbst, inocm «r vor einem, der noch mehr ist, ausdrucksvoll zurücklritt; sie Ehre des eigene» Standes und Ranges wird dabei immer mit empfunden und mit betont. Nur wer gar nichts ist. bat ei» Interesse au der Be tonung der Mctischeugleichlieft — ein irrtümliches Interesse übri gens: den» statt einer abstrakten nnd ziveisethasten Würde könnte er einer konkreten und persönlichen Ebre teilhaftig werden, indem er sich zur freiwilligen und stolzen Unterordunng entschlösse." Zur Durchsetzung solcher Gedankengänge bedarf es keines Mutes, sonder» »nr des Einsatzes einer durch ebrliches Stieben erarbeitete» Lebensweisheit, welche purck wahre Bescheidenheit ihre .Krönung empfangen hat. Nicht der Politiker wird immer erfolg reich sein, der grob als Eroberer oder Ausbeuter seine Mit»; zieht und ungeschickt in die seinen Fäden uno Maschen des Lebens stol pert, sondern derjenige, der die Frische des gegenwärtigen Lebens init dem Hauche der Vergangenheit verbindet Für de» Deutsche» ist der Fetischismus vor Krastinenschen lächerlich nnd verächilicb: der inst gemäsiigtcm und erlaubtem Selbstbewusstsein ansgcsiattete Mensch wird ihn immer ablchncn. und er wirs fordern, das; die Achtung vor der Autorität sener freiwilligen uno stolzen linier» ordnung entspringe, die dcn Menschen der deutlich sichtbaren Ehre teikbaslig macht. rung angewiesen ist, mitgewirkt haben, wird sich ngttirlich schwer seststellen lassen. Zweifellos Hot Tempel, der sich sehr gut in se>n Anrl hineingesunden nnd erfolgreich gewirkt hat. reichlich Geld ansgegebe», dos sich hätte sparen lassen. Erst wenn das Disziplinarverfahren gegen ihn dnrchgeftihrt wird, läßt sich natürlich wirklich lagen ob und was an den Vorwür fen berechtigt ist, und erst dann wird inan ein endgültiges Urteil fälle» können. Anerbenrechk in Sachsen? Dresden, 9. I,in>-.ir Dem Land'.aae ist der verel'.s ang."ün- digte Entwurf eines Gest-ncs über das A n e r b e n r e .1-! >: - Vor lage der Regierung nnnm.sr '.nacn. Bereits der >>ü' ' nisterpräsidenl Helot batte einen die gleiche Arg. .sende: bcu-m» dclnden Entwurf dein Landtage am I. Februar t "st- u.. er auch in nuhrereu Sitzungen des R,ckisau.--'st-wsts v.-at.n. aber wegen Auslösung des Landtages niein verübst!'.,d-.: werden l.'.nue, Der I e I; i q e in st» Para gram en .zerfallende E n ! v n r f weicht von dem r'rnberer. iusv'-in uw .- ab. . r :' r neue bei de» Ansicvusiberalnn-nn . st.: . st. .u.stbe . "los be reits berücksichtigt worden sind. — In der B e g » n u d :: n .' d.r Regierungsvorlage heisst e,- a: Das d.. rnent ! l . u der Aneibeiisitte As Anerben»'!.- gi.l di- iin-.r: ns. - r Zeit geübte t",-"'lov,nbsti der und on>s i. : s- st'-.n '"inndeigentnwer. idrcn P ÜN dein. V'ina:ssns-n m.ni.c r c-s'en ungeteilt ans eine» Erben, den st'.-enannieu An,. ..um. Der Zweck der Anerbensille best. >l da:.», een land.ubcn Bs vor Zersplittern,,g nnd tt.w,->-scbu!dnn, z» schützen uno dacm.rt lebcns- und lcislnngsialiigcn Bauernstand z„ elba». :. Das An- erbcnrech, regelt die Anerbensille und stellt ein Sonder,-idrcck! nn Gegensatz zn den, aus Realieiliing bernlienden Erbrechte des Bürger» lichen Gesetzbuches dar. Das W csen der An.rbei'.iolge be darin, das: in der Reges der älteste, wo dies aber in der Iüngnbereck t i g te n r K! e de st,:nls» gericbls eingeiragen ist. der jüngste So!-» des Erbiasteis das An- erbengnl nebst Znbe>,ör zn einem beilüninien aus deni EiN.wswert sichergebende» Anreck-nnnasun-r: unter Zuiustianug s u,.. n, .»'de ren Voraus, der den vier:.-» Teil des Anrecknungsn-e: les aus» macht, erhält nnd das-, jeder der üb,wen Erben nur mit einem sei nem Erbteil entsprechende», mit eines. Präsent ume,- dem uw.' :gen Reichsbankoiskonl verzinsliche» uns innerhalb :,ckn Ialuen ans- zablbarett Anteil an de», nw den Vorausbeirag aetnrne,-. stiuieck- »nngswert abgesnnden nürd. Der Regierungsvorlage in eine ausiüinlt.he Euizelbeglü'-dunz beigegeben, in der die Vor! eile des AneidenrecNi s -errang,beben. Der Kamps um Elsner Ablehnung des nalivnalsozialijlifchen Mitzkrauensanlrags wahe-cheinlich Tempels Urlaub Zur Eheresorm Urteile «iucö modernen Frauenarztes. Der Direktor der Leipziger Universilütssratlc.»klinik, Geheinirat Dr. H. Scllhciin, Professor an der Universität Leipzig, bat in einer Schrift „Moderne Gedanken über Eteschlechtsbezichungen" sLeipzig 1929, Verlag Kurt Kobitzsch) die einzelnen Vorschläge über ein« neue Form der Eh« einer kritische» Beleuchtung uulcrzoge». Seine Urteile sind folgende: 1. Ueber die Hochehe (von d« Velde): „Mau kann sie geradezu eine krankhafte und krankmachendc Steigerung eines an sich normale» nnd erfrischenden Lebcnsprozesses nennen" (I. 31). — „Ich sp;bc den Eindruck, das, das in aller Welt verbreitete Buch von van de Velde in der Ehe mehr Beunruhigung als Beruhigung gestiftet Hot. Ehe» wollen eben weniger abnorm in die Höhe ge triebene LüsicrnlieilSsiälten, als Bruistütten für die Nachkommen schaft sein... Ich bezweifle »nr seinen Nutzen lnämkich de» Nutzen voii v. d. Veldes Buch) siir die Verbesserung der Mann-Fraii-Be- zickningen im Einzclsallc" (S. .33). — „Der Ehe wird ihr seelischcr Inhalt gcnominen" lAboerhalde»), S. 30. 2. Ueberdic Probcehc lBnchoiv-Hotncher): „Die Idee der Probcehc, das Kind zunächst in den Hiniei-grnnd und den Lnsi- faktor in den Vordergrund zn schieben, hat sich erst neuerdings ans Licht gewagt. Und die Fron? Wie kann inan so etwas ihrem ge sunden Empfinden zumute»? Sic wünscht doch das -Kind, weil sie es ihrer ganze.» Organisation ge,»äst wünschen must... Im übrigen kann die Frau in der Probeebc, lediglich anS VergilügniigStenden zen geschlossen, di« böehstens zufällig zum Kinde sübrt, nur verlieren und der Mann gewinnen. (?!) Die Probeebc wird dann rasch zmn VerlustlniS. Das hat die Reichstagsabgeordnetc Frau Weber (vom Zentrum) in der Debatte über die Ebeändernngen ganz richtig erkannt. Sie sagte: Di« angeregte» Resorinen wende» zu ei»icr Ttci- gecling der Ehescheidungen sühren und einen Schritt von dcn Einehe zur „Kameradschaftsehe" bedenlen. Eine solche Reform würde z» Lasten der Frauen nnd Kinder gehen" <S. ,3t!). 3. Ueber die Kameradschaftsehe (Lindsah und Evans): „Ter ganz« Einsall ist praktisch unmöglich, er bedeutet eine neue Grausamkeit gegen das Weib. Das gesunde Weib will von, ge siebten Mann das Kind und gerade bei der ersten Liebe. Zu be ginne» mit Verhütung per Mutterschaft widerspricht jedem gesunde» Instinkt. Die feinste Empsindnngssphäre der Fra» wird beleidigt Niemals kann sich der Staat ans seilen des geniesiendcn Mannes stellen (der l)at cs so schon-leicht genug). Der Staat musi es mit dcn Schwachen halten, mit Mutter und Kind, nnd darum dars cr die Verantwortung des Mannes nicht schwächen. Abcr darum musi er auch vor jede Ehe die Verantwortung stellen... Der Vorschlag (der Kamcradschastsehe) ist also nninöglich. Die Schwierigkeit wird nicht gelöst, sondern oberflächlich verdeck! und im Grunde verschlim mert. .„Diese Kritik von R udols van Delius kann inan bis aufs letzte Wort nnterschreiben", sagt Tellheini (S. 12); er selbst fügt folgendes Urteil hinzu: „Man setzt desbalb besser alz Erstre benswertes an Stelle der trügerischen „Kamcrgdschäsisebe" die feste nnd unverbrüchliche „Ebekanicradsclxrst" (-S. -13). Demi! komm! Sell- lieiin also zur alten, unverbrüchlichen. nnantlöSlichen Ebe. Sellbcini stellt dann noch fest: „ERriiz scharf gebt der Standpunkt der katholi schen Moral mit der Kamerad scl?a ft seit« ins Etencht" (S. 13). — Gott sei Dank! 4. Ueber die S l u d e » t e u e l> e. „U »reife V o r - schlage" nennt sie Selll)«j,„ S. 16: er redet der Bändigung der Naturtriebe das Wort u» Eiegciisatz zn jene», oie der Natur, d b. ihren Geschlcchlstncben. ungezügelt sreien Laus lassen wollen. „Die noch soviel in, Munde geführte Natürlichkeit leidet aber Schissbrnch, sobald den peraniwortungslos in Anspruch genommene^ natürlichen Rechten natürliche Pflichten sich ganz von selbst hinzngesellcn »nd daS'gewisser,nahen als Vorschnsiprämie von der Nalur gewährte sernelle Vergnügen, wie es die Natur will, zur reellen Fortpflan zung zn führe» droht. Nun ist die Natürlichkeit ans eimnal wie weggeblasen. Sie »ins; der grösilcn Unnatur in Fori» der Verhinde rn n g der Fortpflanzung oder gar der Vernich tung des wider Willen a »fg e k o in m e » e n Fort- p s l a n z l> n g S p r o d u k t e s >v c i ch e n" (S. 18). (Die Sperrung ist von nnS; das gesperrt gedruckte Wort »ms, man sich merken: die Verhinderung der Empsängnis uns die Vern.ichlnng keimenden Lebens ist „grösste Unnatur" »ach dem Urteil Sellheinis, der doch ge wiß ein moderner Forscher ist. 5. Ueber die Ehe zu Tritt — Mai«rcsse kg > - 1 i in c (Georges—Angnetil). ..Malte,-sie ist das Brrinstiuls zur Lin ken und als solches illegitim. Legitim ist eben die Eins Was illegi tim ist. kann aber niemals legitim werden. Mai Irene ldgitime ist. , tw» vornherein obersant. eine Totgeburt oger Mingebui! Aste gie verfehlte Bezeichnung sebo» abnc» lässt, besteht in der Mailu'üe !'gl- lftne ein unüberbrückbarer Widerspruch" iS. 33. .3Ist Betrrk's der Erörieruug von Geschtechlsbezielmuge» sagt Seili'-iin: Das schrei-anl der Straße und i» der erregten Vermmmiuno ba: geuwlm» lick: mit echter Francnarl nichts zu tun Die besten FranetF geben selten ans sich heraus" iS 5l>. Sellbeini sül-rt loben? die Sinmne einer solchen „ganzen" Fra» an. die sag:: ..Probe.-. Kaineiadiciafts- nnd S.tldentcneben olnie K luder degradiere» die F r a n z n n> Verhältnis und. soier» sie sich leicbi wieder lösen und ivecbieiil lassen, zur Dirne. .. Die Avart von Tranen, die sieb sernell ans leben. aber n i cb i M ntler sein wollen bleibt doch — inuer- balb nnS ansierbalb der Ebe — absolut naturwidrig Es ist — bemerkt 'Sellbeini hierzu — eine mutige, ansrichtige. eckt weiblich empsindende Frau, die uns diesen wertvollen Einblick in das Seelen leben der nalnrlich suhlenden Tw» vermittelt" (S .36). 6. Nach der Kritik der russischen Ebezunände nna de, . R'..n'- llltionierung der Frau" lagt Sellbei»,. die Vernichtung kennende» Lebens an? sozialen Gründen .ist und kle bt eil'.' Ve,-.weinungs- tat" lS. 63): er lehnt auch die Iwäeinng des Kindes von der Mutter ab. ebenso die nnebetiche Muttern"»,!. ..Es wnd d uck, d.« ErzielmNft Ier st.»der in separaten Kinoerbeunen de.» K:. . Unersetzliches genomme». näinlich die wohltätige Ans>"ir-.!:ng der Mutterliebe in de; Kiiidererziebunu nn" Kinderentwicklnng. Und das in einer Zeit, die durch zaibieillie und genaue Unteriuchun.ien iveis:, daß auch die liebevollste und sachverständigste Pilege der .Kinde, durch andere Tratte», z. B. i u b e st e u s e i n g c r i ch lete u .K iuder- kliniken, die .<! i u d c r re g e l m ä s; ig a it s die Da u e y verk >'i >» in ern l ä s: i" iS. 67 «ich Sperrdruck von uns). „DaS Resultat dieser unserer Untersuchung über die neuen Eheidrinen kann nur ein ablehnendes Urteil sein" ,S. G>). All Gegenmittel gegen die heutige geschlechlliche Unordnung empsiebit Seilbeim an erster Stelle: Wtederbesestigniig der alten Ordnung, stärkstes Veranlwgrttichkeftsgciiihl im Geschlechtsleben: das sei die Ha np sacke. „Mil >br muß angesange» ivcrde». weil ohne st« das Nebel übelbanpt nickt wirksam zu bekäinpie» ist" (S. 77).
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