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Sächsische Volkszeitung : 09.01.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-01-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193001096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300109
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300109
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-01
- Tag 1930-01-09
-
Monat
1930-01
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 09.01.1930
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Der Arbettsmarkk am Jahresbeginn Dos Jahr 1930 beginnt mit einem ausserordentlich hohen' Etanü der Arbeitslosigkeir. Es befanden sich am 31. Dezember 1929 212 647 Houptunlerstütziingsempfünger in der Arbeits losenversicherung und 30 046 in der Krisenunterstützung. Tie Steigerung in der Arbeitslosenversicherung betrug seit dem 15. Dezember 19,7 v. H, und in der Krisenunterstiitzung 11,1 v, H, Zwar haben sich die Arbcitslosenkumen der Jahre 1029 und 1928 am Ende d, I. wieder einander genähert, doch be.rug die Unterschieds»«»»« am 31, Dezember 1929 immerhin noch 47 560 oder rund 39 v. H. Die Zugänge kamen zum grössten Dcii aus den Außewberufen, vor allem aus dem Baugewerbe und der Industrie der Steine und Erden, und die Zahl der be- ruseublichen Arbeitslosen, die am 15. Dezember 1929 52 928 oder 29." v, H. 6er Gcsamrmhl der Haugtuntcrstiitzungsemnfänger in der 'Arbeitslosenversicherung ausmachte, betrug am 31. De zember 1929 bereits 68 862 oder 32 v, H. der Gesamtzahl, Im Vergleich zum Borjahre ist jedoch das Ansmass der berufsüblichen 'Arbeitslosigkeit um 6574 oder 8,7 v, H. geringer. Zeuqenverhör im Komniunislenprozetz Dresden. 8. Januar. Während des 2. Vcrhandlnngstages wurden zunächst die restlichen 6 Angeklagten »och vernommen, denen inslresondere auch Teilnahme an einer öffentlickM Zn- sammenrottnng zur Last gelegt wurde. Ein seder von ihnen gab zu, an der Protestaktion tcilgenommen zu haben. Sie bestritten sämtlich gegen Polizeibeamte gewalttätig gewor den zu sein. Einige von ihnen behaupteten, die Polizei habe ohne Anlass vom Gummiknüppel Gebrauch gemacht und kräftig drauflos geschlagen. Nach der Mittagspause wurde mit der Zeugenvernehmung begonnen. Zuerst hörte das Gericht den Oberhriminalkommissar Bä ge und den Oberkriminal inspektor Zahn von der politischen Abteilung des Dresdner Polizeipräsidiums. Beide erklärten, daß nach den äuszeren Erscl-einnngen angenommen werden kann, dass der Rotsrnnt- knmpferbnnd trotz erfolgter Auflösung weiterbestehe. Die Zeu gen machten hierauf eine Reihe Angaben über das Zustande kommen des Umzuges und dessen Verlauf. Sie bestätigte», das; vielfach Echimpfworte oller Art und auch Drohnngen gegen die Polizei zu hören waren. Hierauf wurden Polizeioberst- leutnant Matthes, Polizeioberst De ihn er, die Polizel- hauplleute Kops, Reitzner und v. Friesen vernommen, unter deren Leitung die Auflösung des uniformierten Zug teiles erfolgte. Während deren Bekundungen — die vorge nannten Zeugen muhten oftmals vielfache, von allen Prozess- beieiligtcn gemachte Varhalte beantworten — redeten die An geklagten verschiedentlich hinein. Gegen 5 Uhr wurde die Ber- bandlun'g abgebrochen. Am Mittwochvormiltag wurde der Prozess gegen Herrmann und Genossen mit der Zeugenvernehmung fortgesetzt. Zunächst wur den mehrere Pollzeibeamte als weitere Zeugen vernommen, Ihre Aussagen decke» sieh im allgemeinen mit denen der bereits vernom menen Zeugen, Zu den Vorgängen aus dem Dippoldisivalder Platz wurde von verschiedenen Beamicn bestätigt, dass nach Verkündung der Auslösung des Zuges durch Polizeiaberstleutnant MattcS aus der Menge Äeusserunge», sielen wie: Nicht auseinander gehe»! Weiter vorwärts! Nicht znrücktrcten! usw. Biel erwähnt wurden auch die Rotfrontkämpferwimpel, mit denen angeblich auch geschla gen oder gestochen wurde. Belastende Auslagen über ei»«» wassen- mäßigen Gebrauch dieser Wimpel wurden aber zunächst nicht gemacht, Erst Polizeiwachtmeister Löffler bezeichnete den Hauptangeklag- ten Herrmann als den, der mit dem mit Eisenspitze versehene» um gekehrten Wimpel geschlagen und auch zugcstochcn habe. Der Be- amlenonwärter Pellegrini bestätigte als nächster Zeuge eben falls, dass mit dem Wimpel geschlagen wurde: er hatte Herrmann de» Wimpel entrissen und erkannte Herrmann auch mit Bestimmtheit bei der Gegenüberstellung wieder. Kommst cku mit Pillen unä Mixturen allein nicht bei Er muss such eine stark nährenä« unä leicht ver» äauliche Nahrung haben. Über alle Massen bekomm, lich aber "ist sür äen schwachen Magen Vu bekommst ihn überall. Sozialversicherung in Zahlen Die Entwicklung 1828-1828 Nach der soeben erschienenen, im Reichsoersicherungsamt bearbeiteten „Statistik der Sozialversicherung 1928 mit einem Blick auf das Jahr 1929" (Beilage zu Nr. 12 der Amtlichen Nachrichten sür Reichsversicherung 1929. Teil IV des Reichs- arbeitsblattes), haben die Beitragseinnahmen der Träger der Sozialversicherung mit Ausnahme der Arbeitslosenversicherung im Jahre 1928 3,9 Milliarden Rm. betragen. Nimmt man die Vermögenserträgnisse und sonstigen Einnahmen seinschliehlich der Aufwcrtungsbcträge für das alte Vermögen) hinzu, so er- gibt sich für die Sozialversicherung (ohne Arbeits- losenversicherung) eine Einnahme von zusammen rund 4,2 Mil liarden Rm. Die Gesamtausgaben stellten sich auf bei- nahe 3,4 Milliarden Rm.. wovon 3,1 Milliarde Rm. auf die Ausgaben sür Pllichr- und freiwillige Leistungen entfielen, was 92 vom Hundert aller Ausgaben entspricht. Für Ver- waltungskosten wurden insgesamt 6,3 vom Hundert der Bei träge verbraucht. Die Einnahmen übersteigen die Ausgaben um mehr als 772 Millionen Rm„ so dass das Ecsamtvermögen im Lause des Jahres 1928 von 2.8 Milliarden Rm. aus rund 8.4 Milliarden Rm. anwachscn konnte. Die Ueberschüsse der Einnahmen sind verhältnismässig niedrig: sie erreichen nicht die Höhe, die im Interesse einer ge sicherten Weiterentwicklung, namentlich bei der Nentenvcrsiche- rung, eigentlich notwendig wäre. Die Summe der reinen Ueberschüsse aller Nersicherungsarten beträgt mit 772 Millionen Reichsmark nur knapp ein Viertel einer einzigen Jahres- leistung. In der Krankenversicherung wurden insgesamt 1,95 Milliarden Rm. vereinnahmt und 1,87 Milliarden Rm. (davon 1,73 Milliarden Rm. sür pslicht- und freiwillige Leistungen) verausgabt. In der Unfallversicherung stellten sich die Einnahmen auf 396 Millionen Rm und die Ausgaben aus 377 Millionen Rm. Die Jnvalidenver- sich er »ng vereinnahmte 1,202 Milliarden Rm. (davon 1.08 Milliarden Rm, an Beiträgen) und verausgabte 806 Mil- klonen Rm. (davon 750 für Pflicht, und freiwillige Leistungen). In der knappjchastlichen Pensionsversicheruntz der Arbeiter überstiegen die Einnahmen mit 196 Millionen Reichsmark die Ausgaben mit 192 Millionen Rm. nur um ein geringes, während in der knappschastlichen Pensionsoersicherung der Angestellten bei 34,4 Millionen Rm. Einnahmen und 35,2 Millionen Rm Ausgaben der schon erwähnte Fehlbetrag eintrat. In der A n g e st e l l t e n v c r s i ch e r u n g beliefen sich die Einnahmen aus 389 Millionen Rm, und die Ausgaben aus 121 Millionen Rm, In der Arbeitslosenversiche rung einschliesslich der Massnahmen zur Verhütung und Be endigung der Arbeitslosigkeit sowie derjenigen der Krisenunter stützung, wurden rund 1 Milliarde Rm, aufgewendet, Ein Vergleich der einzelnen Zweige hinsichtlich ihrer Ausgaben und Einnahmen kann wegen des verschiedenartigen Aufbaues nicht vorgenomn.cn werben. Für da« eben obgelaufcne Jahr 1929 können nur ge schätzte Angaben und auch solche nur teilweise geliefert werden. So ist das finanzielle Ergebnis der Krankenversiche rung nach ungewiss, Es wird sich in ihm aber der infolge der grossen Kälte ausserordentlich hohe Krankenstand des ersten Viertclnhres 1929 auswirken. In der Unfallversicherung können die gesamten Ausgaben auf etwa 400 Millionen Rm, geschäht werden. In der Invalidenversicherung dürsten sich die Ein nahmen auf 1,213 Milliarden Rm, erhöhen und die Ausgaben auf 908 Millionen Rm. ansteigen. In der Angestelltenversiche rung werben die Gesamteinnahmen aus 480 Millionen Rm, und die Gesamtausgaben auf 186,5 Millionen Rm, sich belaufen. Es kommt in diesen Zahlen sowohl sür das Jahr 1928 als auch für das Jahr 1929 indessen nicht zum Ausdruck, dass auch das Reich eine Reihe von Aufwendungen für di« soziale Versiche rung zu tragen hat. Der Gesamtwert der Sazialversichcrungslcistung lässt sich nicht in Ziffern umsetzen. Ihr nicht in Zahlen zu berechnender Wert für das Dolksganze liegt in der planmässigcn Arbeit im Dienste der Eeiundheit, in der Stärkung und Erhaltung der Arbeitskraft und damit auch zum Nutzen der Wirtschaft. Vorsicht beim Verbrennen der Chriiibiiume! Es ist ein sinniger Brauch, den Christbaum noch längere Zelt nach Weihnachten bis in das neue Jahr stehen zu lassen. Man muss dabei aber auch bedenken, dass damit eine grosse Gefahr verbunden sein kann Wenn der Weihnachtsdnft das Zimmer Mt, der würzige, trauliche Tannendnst. dann denkt wohl kaum jemand daran, dass dieser Dust gleichbevcuicnd ist mit der Erplosionsgcsahr der trocke nen Tannennadeln und -zweige. Der Dust, den die Tannennadeln aiisströinen, stammt von flüchtigen, wohlriechenden Oelen, die in Form allerkleinster und nur bei mikroskopischer Vergrößerung sicht barer Tröpfchen in den Nadeln enthalten sind. Werden die Nadeln erhitzt, so sprenge,, die Oeltröpfchcn alsbald ihr« Zellenmänd« und verbrennen sedann unter Heller Flamme und dem bekannten leisen Krachen, das unS das Anbrenncn eines Christbaumzweiges dann auch gewöhnlich rasch erkennen lässt. Sind aber die NadAn recht trocken, so kann das Verbrennen der Zweige mich böse Explosionen zur Folg« haben, nämlich dann, wenn man. wie eS so oft geschieht, die trockene» Ziveige des Christbaumes im Ofen verbrennt. Denn in diesem Fall verbindet sich der aus dem Nadclbolz entweichende Koblenwasscrstosf mit dem im Oscnimiern befindlichen Sancrstoss, wodurch Gase entstehen, die, wenn sie sich in grösserer Menge bilden, sehr leicht nnd heftig explodieren. Man verbrenne daher immer nur klein« Menge» der trockenen Nadeln oder Zweige auf einmal und schiebe immer erst dann neues Astwcrk nach, wenn das alte bereits verbrannt ist. Eintägige Pslanzenschutzkurse ln Pillnitz. Wie im ver. gangenem Jahre findet auch im Januar bis Mürz 1930 an der Höheren Staatslehranstalt sür Gartenbau iHaupistelle für gärtnerischen Pflanzenschutz) in Pillnitz, eintägige Pflanzenschutz- Kurse statt (11. und 25. Januar, 8, und 22. Februar und 15 und 29, März 1930). In den Pillnitzer Kursen werden die prak tischen Grundlagen des Pflanzenschutzes: die Herstellung van wirtschaftlichen und wirksamen Mitteln, die Behandlung der Spritzen und Zeritäubungsapparate und die wichli.zsten Pslan- zenschutzmcihoden theoretisch und praktisch vorgeführt. Der Kursusbeitrag beträgt 4 NM, Die Anmeldung zu den einzelnen Kursen muss an die Höhere Etaatslchranstalt für Gartenbau in Pillnitz a d, Elbe erfolgen. l.eiprig unä Umgebung KO-Iahrfeier des Landwir^chattlichen In?Mules öer Universität Leipzig, 8 Januar, Im Nahmen der Vortragsreihe, die dl« Leipziger Oekonomische Sozietät gemeinsam mit der KreiS-ireklioi» Leipzig der Landwirtsschiitskamnicr nir vrakinckc Landwnte vom 6, bis 8, Januar in Leipzig abhSlt. beging das Landwirtschaslliche Institut der Universität Leipzig die Feier seines Mjährigcn Be stehens, Die Festrede hielt der ge'chäslLiührcnde Direktor Pros Dr. Golf, In grossen Zügen iimr ss er die Entstehung und daß Werde» des Instituts, Tic Glückwnniche der StaatSrcgie» rung und des Ministeriums sür Volksbildung illerdrachte Wirt» schaflSminister Tr, Krug o. Nidda, Gebeimrat Falke, der Direktor des Institutes, sprach als Rektor der Univermät leine Glück wünsche aus, 'Für dfl Philo'opln'chc Fakultät der Universität sprach der derzeitige Dekan Pros. Tr, G o e tz. Cs folgten eine große Reibe von Ansprachen, so iib.'rbrackflen noch der Dekan der Vctcrinär-medn!>ii''chcn Fakuttä:, Vertreter der Forstlichen Hockflchnle zu Tharandt, dc-S Landwimchastlichcn In» stillstes der Universität Halle, der Rektor der Lam'wirt'chastllkben Hochschule Berlin Vertreter der Sächsischen Landwirlschastlichcn Forschung?- und Versuchsanstalt, des Rcichsbundes akademisch gebil deter Landwir'e und der Studenlen'chatt herzliche Glückwünsche. Ihren Abschluss sa'>d> die Feier in einem von der Studentenflhast veranstalteten Festkominers. ) Ncukonstituierinig der Industrie- und Haiidclvkammer Leip zig. Die nach der Neuwahl der Mitglieder crsiimilig zusammeiitre- leude Gelamlsitzung der Industrie- uno Handeiskaimner Leipzig hat das bisherige Präsidium einstimmig ivredernewäblt, das demnach a»S folgenden Herren besteh!: Präsident: Geh, Kommcrstcnrat Richard Schmidt, 1, stell», Vorsitzender-, Direktor Albert Bokte, 2, stell», Vor sitzender: Pani Hollender, Weiter bc'chloss die Geiamtsstzung Zu wahl des Herr» Direktor Grimm lAIlgewcine Deutsche EredillNn- stalt), der schon bisher der Kammer als Mitglied angebör! hat. Ein Weihnachtsabend Von CbarleS Dicken-. (22. Fortsetzung und Schluss.) „Ich tvill ihn Bob Cratschit schicken", flüstert« Scrooge, sich die Hände reibend und fast vor Lachen platzend. „Er soll nicht wissen, wer ihn schickt, Cr ist ziveimal so gross wie Tiny Tim. Joe Mille, hat niemals «inen Witz gemacht, wie dieser," Als er dir Adresse schrieb, zitterte seine Hand; aber er schrieb so gut es gehen wollte und ging di« Treppe hinab, um die Haus türe z» öffnen, den Truthahn erwartend. Als er dastand, siel sein Auge auf den Türklopfer. „Ich werde ihn lieb haben, solange ich lebe", ries Scrooge, ilu sttcichclnd. „Früher habe ich ihn kaum angesehen. Was sür ein klnli.bcs Gesicht er hat! Es ist ein wunderbarer Türllopscr! — Ta ist der Truthahn. Hallo! hussa! Wie geht cs? Fröhliche Weih nachten!" Das war ein Tuthahn: er hätte nicht mehr lebendig auf seinen Füße,, siche» können. Sie wären — knicks — zerbrochen wie ein« Stange Siegellack. ' „Was, das ist ja fast nnmöglich, den nach Camden-Tow» zu tragen", sagte Scrooge, „Ihr müsst einen Wagen nehmen." Das Lachen, mit den, «r dies sagt«, und das Lachen, mit dem «r de» Truthahn bezahlte, und das Lachen, mit dem er den Wage» bezahlte, nnd das Lachen, mit dem er dem Jungen «in Trinkgeld gab. wurden nur von den, Lachen übcrtrossen. mit dem er sich atem los in seinen Stuhl niedersetzte und lachte, bis ihm die Träne,, an de» 'ktacken hinuntcrliesen. Da« Rasieren war keine Kleinigkeit, denn seine Hand zittcrie immer »och sehr: »>vd Rasieren verlangte große Ausmerksamkeit, selbst wenn man nicht gerade dabei tanzt. Aber wenn er sich die Nasenspitze wcggeschnitten hätte, würde er ein Stücken englisches Pflaster darauf geklebt lmbcn und zufrieden gewesen sein. Er zog seine besten Kleider an und trat endlich auf die Strasse, De Leute strömten setzt gerade aus ihren Häusern, wie er cs ge sehen hatte, als er den Geist der heurigen Weihnacht begleitete: nnd nnt ans den, Rücken znsaminengcschlagenen Händen durch die Stra ss : gehend, blickte Scrooge jeden mit eine», freundlichen Lächeln an, Cr sah so niiwidcrstchlich freundlich ans. dass drei oder vier lustige Leute zu ihm sagten: „Guten Morgen, Sir, fröhliche Weih nachten!" und Scrooge sagte oft nachher. Lass von allen lieblichen Klängen, die er je gehört, dieser seinem Ohr am lieblichsten geklun gen hält«. Er war nicht weit gegangen, als er den stalllichcn Herrn aus sich zukominen sah, der am Tage vorher in sein Kontor getreten war mit den Worten: „Scrooge und Marie», wenn ich nicht irre," Cs gab ihn, einen Stich ins Herz, als er dachte, wie ihn wohl der alte Herr im Voriibergehen ansebcn würde: aber er wusste, welchen Weg er zu gehen Halle, und er ging ihn. „Lieber Herr", sagt« Scrooge, schneller gehend und des alten Herrn beide Hände ergreifend, „wie geht es Ihnen? Ich hoffe. Sie batten gestern einen guten Tag, Es war sehr freundlich von Ihnen, Ich wünsche Ihnen fröhliche Weihnachten, Sir " „Mr, Scrooge?" „Ja", sagte Scrooge. „Das ist mein Name, und Ich fürchte, er klingt Ihnen nicht sehr angenehm. Erlauben Sie, dass ich Sie um Verzeihung bitte. Und wollen Sie die Güte haben" — hier flü sterte ihm Scrooge etivaS in das Ohr, „HimmelI "ries der Herr, als ob ihm der Atem ausgeblicben wäre. „Mein lieber Mr. Scrooge, ist das Ihr Ernst?" .Wenn es Ihnen gefällig ist", sagte Scrooge, „Keinen Pennh weniger. Es sind viele Rückstände dabei, ich versichere es Ihnen, Wollen Sie die Güte haben?" „Bester Herr", sagte der andere, ihm die Hand schüttelnd, „ich weiss nicht, was ich zu einer solchen grossartigcn Freigebigkeit sagen soll." „Ich, bitte, sagen Sic gar nichts dazu", antwortete Scrooge, „Besuchen Sic mich. Wollen Sie mich besuchen?" „Herzlich qcr»", rief der alte Herr. Und man sah, dass es ihm mit der Versicherung Ernst »vor, „Ich danke Ihnen", sagte Scrooge, „Ich bin Ihne» sehr ver bunden, Ich.danke Ihnen tausendmal. Leben Sie recht wohl!" Er ging in die Kirche, ging durch die Strassen, sah die Leute hin und her lausen, klopfte Kinder» die Wange, fragte Bettler, und sah hinab in die Küchen nnd hinauf zu den Fenstern der Häuser; und fand, dass alles das ihm Vergnügen machen könnte. Er Halle sich nie träumen lasse», dass ein Spaziergang oder sonst etwas ihn so glücklich hätte machen können, Nachmittags lenkte er seine Schritte nach seines Neffen Wohnung, Er ging wohl ein dutzcndmal an der Türe vorüber, che er den Mut halte anzullopfl'ii. Endlich sassle er sich ei» Herz und klopfle. „Ist dein Herr zu Hause, meine Liebe?" sagte Scrooge zu den, Mädchen „Ein hübsches Mä-deben, wahrhaftig!" „Ja, Sir," „Wo ist er, meine Liebe?" fragte Scrooge. „Er ist in dem Speisezimmer, Sir. mit der Madame, Ich null Sie hiiiaulführen, wenn Sie erlauben " „Danke, danke. Er kennt mich", jagte Scrooge, mit der Hand schon ans dem Türdriicker, „Ich will hier lzercinlrclen, meine Liebe." Er machte die Türe leise ans und slcckle den Kopf hinein. Sie betrachtete» de» Spcilctisch (per mit großem Aufwand von Pracht gedeckt war): denn solche junge Leute sind immer sehr unruhig über solche Punkte und sehen gern alles i» Ordnung, „Fritz!" sagte Scrooge. Heiliger Himmel! Wie seine Nichte erschrak! Scrooge halte in dem Augenblicke vergessen, daß sie mit dem Fnssbänkchen in der Ecke gesessen lprtte, sonst hätte er cS »in keinen Preis getan. „Potztausend!" rief Fritz, „wer ist das!" „Ich bin's. dein Onkel Scrooge Ich komm zum Esse», Willst du mich hercinlasien, Fritz?" Ihn hereinlasse»! Es war nur gut. dass er ibm nickst den Arm abriss. Er war in siinf Minuten wie zu Hause. Nichts konnte herz licher sein als die Begrüßung seines Nefie», lind auch seine Nichte empfing ihn ganz so herzlich. Auch Topper, als er kam. Und die dicke Schwester, als sie kam. Und alle, als sie der Reibe nach kamen. Wundervoll« Gesellschaft, wunderoolle Spiele, wundervoll« Edn- tracht. wundervolle Glückseligkeit! Aber am andern Morgen war Scrooge früh in seinem Kontor, Oh, er war gar früh da. Wenn er nur dort hätte zuerst sein können und Bob Cratchit beim Zuspütkommen erwischen! Das nmr es, worauf sein Sinn stand! Und cs gelang ihm ivahrhastig! Di« Uhr schlug nenn. Kein Bob. Ein Viertel ans zehn. Kein Bob, Er kam volle achtzehn und eine kalbe Minute zu spät. Scrooge lxstle sein« Türe weit ofscnstchcn lasse», damit er ihn in das Verlies kom men sähe. Sein Hut war vom Kopse, che er die Türe össnelc, auch der Sckial von seinem Halse, In einem Nu fass er auf seinem Stuhl und jagte mit der Feder übers Papier, als wollte er versuchen, neun Uhr ei uz »holen, „Heda", brummte Scrooge, so gut wie eS ging, seine gewohnt«
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