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) Eine Geldkassette mit ettva 15l>6 Viark gestohlen. In der Nacht zum 8 Januar ist ein unbekannter Mann in die Geschäfts räume eines CtabUssemenIs in der Windmüblenstras.e eiimedrunqe» lind hat aüs einem erbrochenen Fach eine eiserne Geldkassette mit 1500 Mark Inhalt qcstoble». Ter Täler wird vermutlich die Kos» fett« »ach ihrer Beraubung weggeworfc» l>abc». ) Gefotzter Wegelagerer. Am 26 Novecnber 1929 wurde auf dem Wege von Ditlmannsdors nach Borna der Geu-Sarmerieivachl- »neisier Psihner durch einen Wegelagerer niedergeschlagen und schwer verwundet. Es nelang nun der Polizei den Täter in Sllien- kmrg in Person dG Arbeiters Schott zu ermitteln. Gr hatte auch in Bad Lausick einen schweren Einbruchsdiebstahl verübt. Nach an fänglichem Leugnen gestand er seht ein. den Wachtmeister nieder geschlagen zu haben. Der Täter wird sich wegen schwerer Körper verletzung zu verantworten haben. Qirmnilr, lviclesu. Klsurn Verwegene Flucht eines Küfttings Plauen, 10. Januar. Als gestern ein Arrestant, der sich In einem Großfriesener Gasihof in verdächtiger Weise benom men halte, von einem Gendarmeriebcamten nach Plauen abtronsportiert wurde, ergriff er plötzlich in Kleinsriesen die Flucht und blieb auch auf die wiederholte Aufforderung des Beamten, datz er von der Schutzwofs« Gebrauch machen müsse, nicht stehen. Schließlich gab der Beamte mehrere Schüsse ab. Beim Versuch, eine Böschung hinabzuspringen, kam der Flücht ling jedoch zu Fall, so datz er wieder festgenommcn werden konnte. Es handelt sich um eine» bereits seit Tagen planlos wnherirrcnden Kaufmann, der seine Familie infolge nützlicher Verhältnisse verlassen hatte. Er wurde dem Krankenhause zn- geführt. tz Die Industrie, und Handelskammer Plauen, die gestern nach den Neuwahlen zu ihrer ersten Gcsamtsitzung zusammcn- trat. wählte arif Vorschlag des Wahlausschusses ihr bisheriges Präsidium einstimmig wieder. Vorsitzender ist Kommerzienrat Uebel, Stellvertreter Fabrikbesitzer Mammen und Fabrik besitzer Hendel. tz. Die Revision im Oehme-Prozetz verporsen. Der Brand- stistuiigsprozetz Oehmc (Urteil des Schwurgerichts Chemnitz vom 22. Oktober 1929) ist am Freitagvormittag vor dem ersten Strafsenat des Reichsgerichts als Revisionsinstanz zur Verhand lung gekommen. Dar Urteil lautete auf zwei Jahre sechs Monate Gefängnis und zwei Jahre Ehrenrechtsverlust. Der erste Strafsenat des Reichsgerichts hat di« vom Angeklag ten eingelegte Revision verworfen. tz Verdorbenes Hasensleich auf dem Wochenmarkt. Auf dem letzten Meeraner Wochenmarkt hatte ein Zwickauer Händler versucht, Feldhasenfleisch söhne Fell) zu Spottpreisen an den Mann zu bringen. Da ein Teil des kaufenden Publi kums stutzig wurde, setzte man die Wohlfahrtspoli.zei in Kennt nis. die sich das Hascnfleisch genauer ansah. Das Fleisch war völlig ungenietzbar. Der Händler war es vermutlich vor dem Weihnachtsfest nicht los geworden und suchte es nun als Unbe kannter auswärts an den Mann zu bringen. Die Wohlsahrls- volizei beschlagnahmte dos verdoi-bene Fleisch, etiva einen halben Zentner und vernichtete cs. Der Vorfall hat bei dem M a r k i p u b I i k u m grosse Empörung verursacht. tz. Verurteilter Straßenräuber. TaS Schösfengencht Chem nitz verurteilte den znxmiigjäbriocn Mctalldrücker Keller wegen Straßenraub? und Diebstahls zu einem Iabr acht Monaten Gefäng nis unter Anrechnung der Untersuchungshaft von ciucm Monat. Cr hatte in der Nacht zum 2. November einem Bauarbeiter aus der Rcichenbainer Straße mit einem Knüppel zwei Schläge über den Kopf versetzt und ihm seine Barschaft geraubt. Der Mitangeklagte 19 Iabre alte Maurer Beutner wurde wegen Beihilfe zu sechs Mo naten Ge'ängnis verurteilt. tta/rrvc/rs, ^//rrr/cdo ^ Sr/ckoeet- o. vakorae/oartacüo Santo Tac/i« t. Xtlorl/cctca V— Mn/»tr»otonLtott», §o/-/oa tür 72c/is? an<t l/enüFn^o 5IllL «Irr l-suritr Aus dem Fittauer Ska-lparlamenk Zittau. Wie wir berichteten, ist in der ersten Sitzung deS neuen Stadiverordnelenkollegiums der Stv. Kahl wegen angeblicher Ver letzung der Amtsverschwiegenheit von der Sitzung ausge schlossen worden. Diclcr Ausschluß stellt einen in der Praxis der sächsischen C!emei»h.eparlamc»ie einzigartigen Fgll dar. Er ist letzten Endes aus de» Wunsch der Linksparteien zurückzuführen, den Zentrumsman» Kahl, der Vorsitzender der RcchtSfraktion des Stadt- parloments ist, bei den Wahlen der Vorsteher u»d der Ausschüsse a»S dem Kollegium auszuschalten. Ter Erfolg tvar denn auch der. daß der dcmokrolisch« Stadtverordnete Pslug, der den Ausschlußantrag gegen .Kahl gestellt l>atlc, an Stelle des Deutschnationalen Tr. Becker in das Stadlparlament gewählt wurde. Die Begründung de? Ausschlußanlragez n-ar wenig überzeugend. Pslug erklärte. Kahl lgrbe den Handwerksmei stern im InnungsanSschuß nntaeteilt, wie sich ein anderer Siadiver- ordncicr im Bauantzschuß hinsichtlich der Vergebung von Aufträgen verhalten habe. Diese Bekanntnabe eines Vorganges aus nicht öffentlicher Sitzung bedeute eine Verletzung der im 8 59 festgeleglen Schweigepflicht der Gcmeindeoerordneten. — Kahl erwiderte, «r habe kein Geheimnis verraten, was der Stadt irgendwie znm Scha de» gereichen könne. Er habe im JnnungSausschuß weder Namen noch Preise bckanntgegeben, er lmbe nur gesagt, daß bei der Ver gebung von Arbeiten möglichst viele Handwerker berücksichtigt wer den müßten. Man müsse sich doch im Innungsausschuß über die Prinzipien der Vergebung von städtischen Arbcsten unterhalteis könne». — Trotz dieser Widerlegung wurde der gegen Kahl gerich tet« Antrag mit Hilfe des kommunistischen Stadtverordneten ange nommen. Stadt». Kahl wird beim Vcrwaltungsgericht Einspruch gegen seinen Ausschluß erbeben. Abgesehen davon, daß die sachliche Begründung des AusschlußaiOragez von einer unparteiischen In» stanz kaum als stichhaltig anerkannt nunden dürfte, ist die Annahme des Antrages in einer Form «rsolnt. die kaum als rechtsgültig gel ten kan». Ein neues Kollegium, das noch nicht einmal ein Prä sidium hat. kann nicht ohne Untersuchung über Fälle aburteilen, die sich in dem vorhergehenden Kollegium abgespielt haben. Ohne Unter suchung und ohne den, Stadt» Kahl Gclegenlxeit zu geben, sich vor einem Ausschuß zu rechtfertigen, hat man ein Strafmaß festgesetzt. — ES ist demnach zu erwarten, daß das Verwaltungsgericht de» Einspruch des Stadt» Kahl anerkennen wird. Die Varstehcrwahl für das Ziitauer Siadiparlament dürft« dann wiederholt werden müssen. Das Dautzner Sla-lveror-nekenprüfi-ium Bautzen, 11. Januar. Die Wahl des Siadtverordneten- präsidiums wurde in der ersten Sitzung am Donnerstag vor genommen. Sie ergab die Wiederwahl des vorjährigen Prä sidiums' Landtagsahgeordneter Lunze <1. Dorf), Parteisekretär Kaden sSPD). sl. Stelivcrtr.), Oberpostsekretcir Jung, bürgert. s2. Stellvertr.). Nur weil eine Stichwahl erfolglos gewesen war und das Los entscheiden mußte, wurde der Posten des ersten Sielloertreters und ebenso der des zweiten Schriftführers sozialdemokratisch beseht. Aufnahmeprüfung -er Katholischen Oberschule Bautzen, 11. Januar. In der Domstiftlichcn Katholischen Lberschnle sindet die Ausnahmeprüsung für die Sexta am Mitt woch, den 15. Januar, statt. Beginn früh 8 Uhr. l. Leutersdorf. In der ersten Sihungder Gemeinde- verordn et en wurde das Präsidium einstimmig wiedcr- aewählt. Vorsteher ist Bürgermeister Hoyer, Stellvertreter Gv. Blanke (Coz.) und Scholze (Nichtsoz.). Erster Gcmeindeältcster und Stellvertreter des Bürgermeisters wurde wieder Fabrik besitzer Felix Berndt. zweiter der Sozialdemokrat Preuß. Die Besetzung der Ausschüsse ging reibungslos vor sich. Neben den beiden katholischen Gemcinder'erordnctcn gehört als Elternver- treier Bürovorsteher Alois Bitterlich dem Schulausschuß an. I. Der Skiklub Schirgiswalde hielt am 9. Januar seine Monalsvcrsammlung ab. Der Vorsitzende, Herr R. Paul, teilte mit, daß in der kommenden Woche in der Turnhalle ein Trocken Kursus für Anfänger beginnen soll. Dem Klub gehören zur Jett 32 Mitglieder an. — An Mitglieds beiträgen sind zu zahlen von Mitgliedern über 18 Jahren 5.30 RM.. von solchen unter 18 Jahren 3.80 NM. Darin sind die an den deutschen Skiverlmnd abzusiihrenden Beiträge für Versicherung, Zeitung usw. sfür die Altersklasse 3,30 RM., für Jugendliche 1,80 RM. enthalten. pr. Semrlnrl«- unä V«reiNLVLL«n 8 Bautzen. Zum Vesten des V i n z e n z v e r e i n s sindet ain heutigen Sonntag (12. Januar) abends 7 30 Uhr im Kegler heim eine Aufführung des weihnachtlichen Legendcnspieles „Me. linda" von Carl Engler statt. Dem Singspiel, das erst kürz lich in der S. V ein« ausführliche Würdigung fand, wird der hoch- würdigste Herr Bischof Dr. Schreiber beiivohnen. Für eine neue prächtige Vülinendckoraiion hat Kunstmaler Karl Bauer, Bautzen, gesorgt. Tie Katholiken Bautzens sollten sich zu der von Schülern und Schülerinnen der Domstifilich'en Kath. Ober, und Ausbauschule gebotenen Ausführung vollzählig einsstidcn. Karlen bei Malischke, Doiupsarrei und F. Thürmer, Seminarstraße. 8 Dresden. Pfarrkonferenz: Dienstag, den 21. Ja nuar, nachm 3 Uhr, in Dresden-A. 21. Ermclstraße 19 8 Dresden. Katholisckzer Deutscher Frauenbund. Die General versammlung fand <rm Dienstag, 8. Januar, statt. An Stell? der von Dresden geschiedenen. 2. Vorsitzenden Frl. Dr A. Selig wurd« Frau Oberlehrer E. Abt gewählt. Die 2. Kassiererin Frau Frenze! verläßt ebenfalls Dresden und fiel die Wahl auf Frau Lehmann. Die übrigen Vorstandsposte» verbliebe» wie im vergangenen Jahre. Der geistlich« Beirat Wehrkreispfarrer Klcsse wies in N>armen Wor ten auf die Bedeutung, Zwecke und Ziele des KDF. hin und er,nun. terte zur weitere» ersprießlichen Bearbeitung und Mitarbeit der dem Verein gestellten Ausgabe». Die nächste Vorstandssihung ist am Montag. 30. Januar. Die HauSsraucnorganIkotion tagt am 4. Fe- bruar, nachm. 4 Uhr, im Johannishof niit Vortrag. Am Mittwoch, 20. Februar, findet abends 8 Ulir im Grünen Zcmmcr des Kol- pingsliauscs wieder ein Vortrag statt. Für Mittwoch, 26 März, ist zum Besten der Zwecke des KDF. abends 8 Uhr im großen Saal des KolpingSlmuscs ein „Musikalischer Abend" geplant. 8 TreSden. Der höchwürdigste Herr Bischof Dr. Christian Schreiber hat sein Erscheine» zu dem bekanntlich am kommenden Dienstag, den 14. Januar, im Hotel Bristol staltsindenden Elisa. beth-Wohltäligkeitslce zugesagt. — Für die Tombola hat Frau Prinzessin Johann Georg aus Freiburq vier prächtige Kissen ge- stiftet. 8 Archipresbytcrat Leipzig. Donnerstag, den 16. Januar, nachm. 4.30 Uhr Priesterkouscrenz: vorher 410 Uhr visitati» Sanclissiml. Schrvarzenberg-Wildenau. Sonnabend, 11. Januar: Beicht, gclegcnheit von 6—8 Uhr abends; Sonntag, 12. Januar: voll 6.30 Uhr an, 7.30 Uhr Frühmesse mit Ansprache, 9 Uhr Haupt« gottesdienst, nachmittags 5 Uhr feierliche Segensandacht (Fest der hl. Familie). Wochentags hl. Messe 6.45 Uhr, Mittwoch Singstunde. Leipziger Sender Sonntag, 12. Januar: 8.00 Uhr: Landwirtschaftsfnnk. 8.30 Uhr: Orgelkonzert. 9.00 Ukr: Morgenfeier. 11.00. Uhr: Tr. Ernst Wächter, Dresden: „Die Heimat als Quelle der Bildung." 11.30 Uhr: Mittagskonzert. 13.00 Uhr: Schallplattenkonzert. 14.00 Uhr: Aktuelle Stunde. 14.45 Uhr: Die Zeit im Hohlspiegel. 15.00 Uhr: Chorkonzert. 15.45 Uhr: Zwei Einakter. h 16.30 Uhr: Heiteres Konzert. 18.0 Uhr: Max Grühl, Berlin: „In den Korallengärlen de» Suez". 18.30 Uhr: Kammermusik. 19.00 Uhr: Autorcnstunde: Walter von Molo liest aus «ig«n«« Werken. 19.30 Uhr: Ucbcrtragiing aus der Staatsoper in Dr«»d»M Tosca. 21.45 Uhr: Heitere Kurzgeschichten. 22.00 Uhr: Zeitangabe. Pressebericht und Sportfunst. ' Montag. 13. Januar: 12.00 Uhr: Schallplattenkonzert. 15.00 Uhr: Stunde der Frau. 16.00 Uhr: St»d.-Dir. Dr. Willn Grabert, Lektor Claude Gran- der: Französisch. (Kulturkuiiülich-ltterarische Stunde.) (Deut sche Welle, Berlin.) 16.30 Uhr: Nachmittagskonzcrt. 19.00 Uhr: Aus dem Leben für das Leben: Gespräch mit Ver*. Käuferinnen. 19.30 Uhr: Unterhaltungskonzert. 20.30 Uhr: Die junge Generation spricht: Hermann Kesten über die soziale Aufgabe. 21.00 Uhr: Das zeitgenössische Lied: Schweiz. 2210 Uhr: Zeitangabe, Wcttervoraussaae. Pressebericht und Sporifunk. ^ 22.30 Uhr: Funk-Tanzunterricht. Anschließend: Tanzmusik. gemahnt, das Männchen zu hüten! Es muß eine Ahnung ge wesen sein. Was wird sic uns nun sagen?" Der fortgcjagte Oberlehrer (der bei jeder Mahlzeit be hauptete, er hätte in seinem Essen Sand gefunden) konnte cs nicht vertragen, gescholten zu werden. „Man müßte einen Karzer für solche Ausreißer einrichten!" Der Wienerin liescn die Tränen herab. „Cs ist, als sei mein Sohn verloren " Und die Frauen ringsum begannen zu klagen. Cie hatten alle Kinder gehabt, Kinder, die ihnen der Tod oder das grausamere Leben fortgcnommen. Und sie weinten sich ibr Elend von der Seele, ihren Schmerz — mit dem das Verschwinden des kleinen Schneiders wenig zu chm hatte. Die Achtzigjährige vertrug es nicht, von irgendetwas aus geschlossen zu sein. Sie dachte vcrzMifelt nach, womit sie sich tu den stolzen Kreis der Mütter einschmuggeln könnte. End lich dämmerte ihr ein übermütiger Possen ihres Mannes auf (der vor vierzig Jahren verstorben war). Und im Feuer dieser pathetischen Stunde verwandelte er sich ihr zu einem ernsten Erlebnis. „Kinder habe ich ja nicht gehabt, aber einmal brachte mir mein Mann die Eier einer Glucke, die nicht mehr brüten wollte, ins Bett, und ich — ich brütete sie aus. Sieben liebe, herzige Kücken." Als al.e schallend, unter Tranen, über sie lachten, schrie sie das „Modejournal aus dem vorigen Iahrbundert" an, ihre Lornchmc Zimmergenojsin in Fischbcin und Seide Sie solle stille sein, sie habe das Wasserglas auf die Kommode gesetzt. Änd sofort >uhr die Dame aus. Nein! Sie habe das Wasser glas nicht aus die Kommode . . . Und bald wurde das sanfte Heim ein wüstes Kriegsseld. Kommode and Wasserglas — — in zwei Parteien tobte der Screit. Da trat erregt der Gutsbesitzer ein. Er hatte die Spur des Schneiders. Aber sie verlor sich auf dem moorigen Boden des Ästttdes — in der Nähe des Flusses. Es entstand ein Schweigen. „Er hat sich umgebracht," sagte der Apotheker Eaistlein. Taistlein coollte jeden Tag auf jede nur erdenkliche Weise sterben. Brigitte sah nach dem Aufstehen immer zuerst ihre Bäume an. ob er daran hinge. (klebrigen, lebt er heute noch.) Aber au eine» Selbstmord des fröhlichen Schneiderlein» glaubten sie nicht. Vielleicht, datz ein Unglück geschehen rvar oder „Er ist ermordet rvordcn!" sagte das Modesournal. Die ehemalige Hofdame lebte in einer Zeit voller Finsternis. Sie war seit Jahrzehnten Mitglied des aristokratisclren Bundes gegen das blutige Vcrbrecixen der Vivisektion und schrieb darüber zahllose Korrespondenzen an hochtönende Adressen. Manchmal waren die Empfänger ihrer Briefe schon lange tot. Manchmal bekam sic Antwort. „Erinnert ihr euch nicht mehr a» den Traum des Schnei ders? Er erzählte damals, daß er den Dorfbarbier tot im Sarg gesehen. Wir lachten über seine Hellseherei — der Varbier rvar völlig gesund — jung eine Woche spi^er ist er an der Rose gestorben. Es ist uns unheimlich geworden, daß der kleine Schneider vielleicht die nächste Nacht den Tod von einem von uns sehen wird. Der Träumer war wohl manchem unbeguem." Der schrullige, mürrische Konditor schlich sich fort. Nach einer Weile kehrte er mit einer Schüssel voller Kuchen zurück. Er hatte heimlich gebacken, um die Verzweifelten zu trösten. „Der will uns ablenken, der ist der Täter," flüsterte das Modejournal ihren Nachbarn zu. Denen kam der fürchterliche Verdacht zwar kurios vor, aber in ihren Kopsen begannen alte Mordgeschichten zu schwirren. Erst als sie das knusprige Gebäck kosteten, baten sie dem Konditor alles in ihrem Herzen ab. Die Nacht rvar gekommen. Der Gutsbesitzer machte sich noch einmal auf. Der schweigsame Maler ging mit ihm. Ihre kurze Reise durch das feuchte Dunkel endete im Wirtshaus. „Nehmen wir die Gelegenheit wahr," sagte der Gutsbesitzer. Schon nach wenigen Gläsern begannen sie zu lärmen. Der Gutsbesitzer — er war ein roher Leuteschinder gewesen — brüllte unflätig über die Weiber. „Alle Schürzen taugen nichts!" Der Maler nickte. „Außer einer! — — Nein, die auch nicht." — — „Was denn für eine?" „Die Prinzessin." — Weiter sagte der Maler nichts. Nach dem Krieg wollte niemand des Malprofessors Früh- lingswiesen mit tanzenden Sylphiden kaufen. Dann wurde er von einem Auto überfahren und seine Sehkraft verletzt. Es war sein« eigene Schuld.' Er aber kämpfte hartnäckig um sein ver« meintlich«, Recht, um die ganz groß« Entschädigung. Er trank und verkam. Eine leibhaftige Prinzessin» las ihn von der Strotze auf Und brachte ihn ins Heim. Im Schalten seiner fürstlichen Mäzenin begehrte er gegen Brigitte auf, randalierte durch das Schlößchen — bis er ersuhr, daß seine Prinzessin selber ein armer Schlucker sei und nichts äls eine Angestellte der Wohl fahrt. Das rvar vielleicht seine schwerste Stunde. Der mächtig« graue Mensch war seitdem ganz sanft geworden. „Ich will meinen großen Prozeß gewinnen, um der ver dammten Wohlfahrt alles zurückzuzahlenl" schrie er los. — Dann fluchten die beiden furchtbar. Sie wollten Brigitten« Herrschaft nicht mehr dulden! Bigottes Weiberregiment. Besse, res Essen! lind mehr Freiheit — sie seien keine Mönch«! Aber als es von der Dorfkirche Mitternacht schlug, hört« der Gutsbesitzer mitten in einem Finch auf. „Gehen wir — Brigitte muß bald kommen!" — Und er lief schon zur Tür. Nein! schrie der Maler. Er fühlte wieder Künstlersreiheit. Und er blieb, trank und erinnerte sich. Nach einer halben Stunde kam er leicht schwankend nach Haus. Ske saßen noch alle um den Eßtisch zusammen. Eins surchtbare Singst, die immer stärker wurde, hatte sich ihrer be mächtigt. Wenn einer von khnen verschwinden konnte, ohne sede Spur — war ihr letztes Schicksal bei Brigitte nicht gesichert. Alles schien ihnen zu wanken. Sie fürchteten sich vor den kommenden Nachten, sie betrachteten mit scheuer Angst die Hände der anderen. Wenn einer verschwinden konnte —. Sie schliefen — zu zweien und dreien gemeinsam in den Zimmern. Ob nicht vielleicht wegen der letzten Markstücke unter dv> Matratze einem der andere etwas antu» wird?" Brigitte kam heim. Sie schrien ihr alle durcheinander die Vorfälle des tollen Tages zu. Brigitte hörte nur auf di« Be-' richte ihres Suchen». „Bis zum Wald sind Sk« gegangen?" fragte sie den Gutsbesitzer. „Und Sie Kirchenlicht glauben, er sei in den Fluß gefallen? Der Fluß liegt doch abseits! Und unser Ausreißer geht doch immer schnurgeradeausl" Sie nahm eine Laterne und eilte davon. „Ihr bleibt dal" Ihr mißtrauisch« Furcht schlug in die tiefste Schwermut um. Sie dachten nur noch an das Sterben, «n di« Toten d«» Heim-,