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Sächsische Volkszeitung : 19.01.1930
- Erscheinungsdatum
- 1930-01-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193001190
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19300119
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19300119
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1930
-
Monat
1930-01
- Tag 1930-01-19
-
Monat
1930-01
-
Jahr
1930
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 19.01.1930
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sperre» de» Weg. Ziegen lausen »der die Genauer, schwarze Schweine sielen sich im'-Burghof. Ma» »iiunu c: en ?urm mm Ziel. Tenn oben ii» Berg bange» noch pürier über gigantischen Schluchten und drohen herabzusalle» Ter Turm führt in die Majesiäi der Palätze. Ja, bas waren Kaiserburgen, drüben im Tom der Pantanaffe lieg: Theodore Tolko. die Gemahlin des legten Kaisers von Byzanz! Steil und hoch steigt die Ziegelmauer aus: sie ist gelb und mit roten Steinen wie mit Streifen Blutes gesprenkelt. Hoch sind die gotisclwn Tore, spitz die hohen Fenster. Ich trete ein Das war der Thronsaal Mauerstürze zeige» Gemächer an. Man steht verloren in dem hohen goldenen Schacht und hier — ja hier konnte man traurig werden, wenn man von den Herrlickzen Zinnen in das biaue Tal des Eurotas. in die ganze schimmernde Welt blickt, die heiue nur noch von Kausleuten beherrscht wird. Hier erlischt der Trinmphgesang der Schönheit und der Tod in Zivil llopf! nüchtern und schielend aus die Schulter. Verlassen steht der hohe Palast: er wird noch tausend Jahre stehen, aber die Mütter, die ihn anschauen, werden keine Könige mehr ge bären . . . Ueberall durchwittcrte mich Ritterluft. Ich grüße die Geister der Eeschlechier. die von hier aus zwei Jahrhunderte herrschten, vom dreizehnten zum fünfzehnte::. Ich höre die Hufe ihrer Rosse klirren, höre das Lachen ihrer Frauen hinter dem grünen Totenschleier des Efeus und fühle, wie dieser mäch tige Verg Geburten von Helden hervorstösit. die den Tod nicht fürchten und darum unsterblich und den Göttern ähnlich sind. Höher und mit starken Mauern in den Verg gefestigt liegt der Tom der Pantanassa. der von Nonnen gepflegt wird. Er strahlt von düsterem Golde und seltsamen Fresken, von Lüstern und Vetpulten. Tie Gläubigen aus der Ebene ziehen an den Festen herauf und beten zur Himmelskönigin. Die Nonnen im Kloster nebenan aber führen ei» windstilles, heiteres Leben. Sie empfangen die Fremden, bewirten sic im sauberen Vor raum mit Kaffee und Anisschnaps und verkaufen ihnen Post kart a. Wenn es ihnen gefällt, führen sic auch zwitschernd die Fremdlinge durch die Ruinen und erzählen ihnen wunderbare Heiligcngeschichten. Weit können sie über das Land blicken, und man sieht ihnen an. dag sic sich als Herrinnen des Berges füh len. wenn sie ihr Glöcklein läuten. Aber da ist noch ein anderer Herr des Berges. Er wohnt weiter westlich und ist der Herr des Tomes, der dem heiligen Dimitrios geweiht ist. Mir trafen ihn vor dem Tor seines Palastes, als er mit seiner Frau die Schafe molk. Ein ickuvarz- därtiger Niese, die Popenmütze aus dem lockigen Haupte. Die schmale und faltige Frau sah vergrämt über den Wollrücken des Schafes auf. als sic uns witterte. Toch nun gehl die Sonne langsam unter. Die Schneefelder des hohen Taygetos beginnen sich zu röten; von oben schwebt der Rosendust über den weißen Flächen hin, und seht entzündet sich leise der ganze Verg. Im warmen Rot leuchten die Burgen und Verliehe, die runden Dome und dachlosen .Höfe. Nun streben schon die gotischen Bögen schwarz zueinander. Nun werde» auch die Mähnen des Efeus schwarz, überall verdunkeln die feier lichen Skelette. Tie Erde siegt, und aus ihren Klüften tönt der Helle Ruf der Unke. Neben der Altane am Hause des Popen steht eine uralte Zvmesie. ein mächtioer Baum, io hoch wie unsere Tannen. Der donnert jetzt im nächtlichen starken Bergwind und saust, als dränge eiskalt zischendes Wasser aus seinem Gebein. Sein Rauschen dnrchdringt das ganze Haus. Ter Pope führt mich in den Schlasraum. Ein Stuhl ist da, sonst nichts. Am offenen Kamin sitzt eine uralte Frau und kocht sich an der flackernden Flamme ihre Neissuppe. Eine schwarze Katze'schaut ihr vom Randstein ans zu. Ter Wind heult den Kamin herab und rüttelt an den alten Fensterläden. Nun bringt die alte Frau eine einfache Matratze; sie breitet sie auf den Boden, schlägt Decken darüber und stellt einen Krug Wasser an das Kopsende. Plötzlich ist sie gegangen. Ich sehe in die Flammen — lange, während das Haus im Winde wankt und nebenan das Geflügel ängstlich scharrt und gluckt. Ich weis; nicht, wann der Schlaf kam. Aber als ich er wachte, donnerte der Wind wieder. Ich schlug die Läden auf, sah die glänzenden Schneefclder des Tangelos. sah unter Zypressen und blühenden Bäumen d:e Säulen des Klosters und die plastisch geschmückten Fenster der Burgen. Was soll ich von diesem Tage sagen? Ich habe ihn völlig verträumt. Am Fuszc des Berges ist eine liebliche Wirtschaft, eine verwachsene Laube nur hoch über der Strohe. Eine riesige Platane wölbt ihre Aeste über das ganze Haus und in Armwcite rieselt aus dem grünen Felsen eine Quelle, die Marmorn heiszt. Sie rieselt in einen schönen Sarkophag aus Marmor, aus dem Putten und Blumenkränze schrvellen. und Menschen und Maul- tiere trinke» davon. Ich würzte das nüchterne Wasser mit gültigem Landwem. der Win brachte Stränge von Iris und Apselblllte» und den ganzen Tag bkickte ich glücklich über die lakonische Ebene Schwarz in der Sonne lagen die silbernen Olivenwälder unter mir. Selten stieg eine Staubsäule über die Wipfel von unsichtbaren Wagen. Und ich sah den Fluß und fern die roten Hügel, die wie kriegerische Zelte um die Ebene stehen. und sah die grünen und dle hellgrauen Gebirge, dte den Himmel berühren. Alle Bäume blühten sparsam, doch schien der ganze Himmel zu blühen. Und ich wuszte nicht, Sb es Morgen war oder Mittag oder Abend. Ja, die Lampen brannten schon den ganzen mittelalterlichen Verg hinauf, als ich mein Bündel auf den Rücken schwang und den Weg nach Sparta zurllckging. I. bl. VVeUner. HÄU8 unter ewigem Qevvitter Am selben Abend noch, als die Nachricht von einem uner warteten heftigen Aufstand in einem Neuyorker Gefängnis mit > groszen, flirrenden Lichtbuchslaben in die Nacht raste, muhte der Entschluh gefaht werden, in einem dieser Häuser einen Besuch z» machen. Während die amerikanischen Journalisten, man möchte sagen: nachdem der letzte Buchstaben erlöscht war (wir sahen es von einem Lunchroom am Times Square aus), mit einer bewunde rungswürdigen Hartnäckigkeit einige Dollars zu verdienen, der Sensation nachgejagt waren, fuhren wir am nächsten Tag ge mächlich vom Grand Central Bahnhof ab. Kaum eine halbe Stunde am Hudson entlang, rief der Schaffner „Ossining" und deutete uns mit der Hand nuszusteigen. „Die Herren wollen nach Sing Sing;" sagte er mit Selbst verständlichkeit, während wir in Ossining hielten. Natürlich, was sollten wir auch anderes in dem „lieblichen" kleinen ameri kanischen Städtchen Ossining mit seinen zehntausend Einwohnern sonst wollen? Es gibt dort nichts zu sehen; amerikanische Pro vinz, Straßen mit alten Rumpelkasten an Autos, die wie ge reizte, Ziegenböcke über das Pslaster Hüpfen, Holzhäuser mit schiefen Firmentafeln, Vorgärtchen und Holzterrassen hinter „idyllischen" blühenden Gefiräuchcrn, Schaukelstühle und Soda Fonntains und all der übrige Krimskram einer verstaubten kleinen Welt der Ländlichkeit. Aber hinter den Häusern steigen Riesen auf, grau, wie ver- steinte Schlnngenleibcr, düster und mächtig, als hätten sie ver bissen der Welt den Rücken gekehrt. Der Empfehlungsbrief eines bekannten Richters öffnet uns die schwere Eittertür. Mit ihr scheinen sich Hunderte und wieder Hunderte andere Eittertüren zu öffnen; gewiß, der Blick in einen der neuen Ee- fangenensäle wirkt zuerst überraschend, wegen der Leere und Stille, Tür grenzt an Tür, wie in einem Raubtierkäsig einer Menagerie; Stockwerke solcher eijerner Gitter übereinander, und sofort hat man das sonderbare Gefühl einer Einsamkeit: die Gänge sind leer; mit einem Blick kann man Hunderte von Zellen übersehen. Aber darin liegt nicht die Verhinderung der Gefahr. Selten, das; ein Gefangener versucht aus einer Zelle auszubrcchen. Der Auftakt zu den Revolten geht ganz anders vor sich. In jedem Stockwerk befindet sich ein Wächter. Waffenlos; um den Gefangenen die Möglichkeit zu nehmen, den Wächter der- Wajse zu berauben. Was aber tut der Polizist, wenn einer der Gefangenen im Besitz eines Revolvers ist? llnd wo beginnt sich das Gewitter zusammenzuztehen, das ewig Uber den ameri kanischen Gefängnissen hängt? Das Department für Justiz in Amerika spart mit den Geld mitteln. Oft kommen ans sechzig Gefangene zwei und auf sechs hundert Gefangene zwanzig Aufseher! Auch drunten in den Höfen ist uns diese Knappheit an Polizei schon ausgefallen. Man muh es dem Kommissär glauben, wenn er sagt, daß der Beruf des Gesangenhausaussehers in Amerika der gefähr lichste ist. den es gibt; nach einer neuen Statistik ist er achtmal gefährlicher als der» des Strahenpolizisten, der meist auf die Hilfe des PublikÄns rechnen kann. Drunten in einem Hoof sehen wir herrliche Blumenzüch- tereien, sie bedeuten die moderne Zeit, wie es auch Zellen gibt mit Waschbecken und Radio und elektrischem Licht; aber neben an, in den alten Steingebäuden, in den schmalen Löchern, darin nur ein Bett Platz hat, ist cs feucht und dunkel, zu schlecht für Mäuse, llnd auf den Gängen liegen die Gefangenen, da in den Zellen kaum ein Platz frei ist. So ist es in den Eesäng- nisscn der Stadt Neuvork. wo man Hunderte von Verurteilten aus den Korridoren untergebracht hat unter einer mangelhaften Bewachung. Dort reifen die Pläne zur Revolte; die Verbin dungen mit den Helfern, die in Freiheit stehen, sind stets vor handen. und unmöglich scheint es. alle Tricks zu kennen, die es möglich machen, Massen in das Gesangenenhaus zu schmuggeln. Immer beginnt es damit, daß man den Wächter, nachdem er die Tür der Zelle aufgesperrt, überfällt, die Schiebestange, die sämtliche Gangtüren automatisch nochmals verschließt, wird ausgesperrt, die Gefangenen sind frei. Schüsse fallen, die wehr losen Wächter sind verloren . .. Wir gehen durch die-Korridore. In den Zellen stehen die weihgestrichenen Eisenbellen. Wieder öffnen sich Türen aus Lisenstäben, ein Raum schiebt sich in den anderen; plötzlich bleiben wir einen Augenblick stehen. „Es ist die Straße, die ins Nichts führt!" sagt der Beglei ter. Worte, mit Holzkohle geschrieben, lesen wir an den schmalen Zwischenwänden. Stimmen hären wir. wir verstehen sie nicht. Lachen, das abbnchl. Gelächter, dann ösfnet sich wieder eine Tür. sie ist schwer und voll, sie geht leise auf, es ist die Tür, die sich für immer schließt, hinter den Verurteilten, die durch sie gehen. In ein kahles, leeres Zimmer: dort in der Mitte steht ein Stuhl mit Riemen und Bändern, Drähte laufen von ihm fort. Eine Lampe glüht. Der Stuhl ist hart und fest gezimmert, ein fach. Er sieht wie eine moderne Rüstnng aus. Das Zimmer ist ganz abgeschlossen. Kein Laut dringt durch seine Wände. Lautlos gehen die Türen. Und dennoch begegnen sich hier, wild oder ergeben, zwei Welten, jene des Lebens und jene, die hinter unserem Lebe» liegt. Mit dem Oessnen der Türen dröhnen uns Worte entgegen. Worte der Gefangenen, die darauf warten, diesen einzigen Weg zu gehen. Wir kommen durch den Gang. Wir sehen nicht in die Zellen. Leben und Tod. Tod und Leben scheinen die Schritte den Takt zu schlagen. Tann wird es wieder leiser andere Korridore össnen sich, neue Gitter zwängen sich in die Wände. unA wieder jene sonderbare Leere in den Gängen. Speisezimmer sehen wir, Räume, die sauber sind, Sprech zimmer, links die Gefangenen hinter Eitler und rechts die Be sucher. Dazwischen ein breiter Gang. Kleine runde Stühle, alles nüchtern und aus festem Holz gezimmert; Tische »ud Stühle. Hier finden wir genau dieselben Gegensätze, wie draußen im amerikanischen Leben. Dabei sind die meisten amerikanischen Staatsgesüngnisse mittelalterlich im Vergleich mit Sing Sing Das Essen ist ungenießbar, die Portionen sind nur für die Zei- lenbcwohner gerechnet, und da Hunderte von Verurteilten a>" den Gängen liegen, müssen die Mahlzeiten verkleinert werden damit alle etwas bekommen. Dann entstehen die Revolten Dem Amerikaner liegt an einem Menschenleben nichts; der Ver brecher ist verhaßt, aber wenn er in Freiheit kommt und sich durchsetzt, geachtet wie der gewöhnliche Bürger. Zahllos sind diese Revolten, davon man kaum einige Male im Jahre hört. So ist Sing Sing, dieses grausame Gefängnis mit Luxus- kabincn neben nassen, schmalen, fensterlosen Löckzern, einst von Sträflingen erbaut, jahrhundert alt. Eine Spannung liegt über seinen Hänsern. Draußen geht das Leben weiter. Niemand denkt an die Blitze, die in jedem Augenblick einschlagen können. Nur der einsame, wassenlose Wächter weiß von ihnen. Er ist ständig in Erwartung dieser Blitze, weil er das dunkle, gefährliche Ge witter kennt, das ewig über diese» Häusern steht. i? lsi o. der die meisten Köpfe erbeutet hat. Man hat zwar durch eifriges Missionieren wenigstens äußerlich diese Sitte in Acht und Dann getan, aber man darf nicht etwa glauben, daß die Eingeborenen nun auch wirklich nicht mehr an diesen Gebräuchen hängen. Das sitzt ihnen viel zu tief, als daß cs so ohne weiteres auszurotten wäre, nur wird es eben heute heimlich getan. Man hatte mir von seiten des Gouverneurs eine Begleitung mitgcgebcn, die mich vor den Leuten schützen sollte, und zwar ging immer der Missionar selbst mit mir. Manchmal kam auch der Eoiimrneur selbst mit. und ich konnte meine Aufnahmen völlig unangefochten . machen, bis ich eines Tages die Gefahren aus eigener An schauung kennen lernen sollte. Der Missionar, der mich an diesem Tage wieder begleiten wollte, erkrankte plötzlich und bat mich, meine Aufnahmen bis zu seiner Wiederherstellung zu verschieben. Mein Ehrgeiz ließ mich aber nicht ruhen, und ich zog mit meiner Kamera allein nach Beute aus. Als ich in das Dorf kam. sah ich eine große Versammlung; von allen Seiten waren die Malaien zusammen- gckommen, um irgendetwas zu feiern. Sie tanzten einen Kricgs- tanz, der ungeheuer malerisch war. Scheinbar feierten sic einen Sieg oder hatten einen Ueberfall auf benachbarte Orte vor. Es waren nur Männer dort, Frauen bleiben an einem solchen Tag zu Hause. Als sie meiner ansichtig wurden, verstummte plötzlich alles. Mein verzweifelter Versuch, mich ihnen ver ständlich zu machen, blieb erfolglos und. nachdem sie mich eine Weile a igestarrr hatten, wurde ich plötzlich von der ganzen Horde u »ringt. Im Augenblick war ich mir der ungeheuren Gefahr bewußt, in der ich schwebte, ohne das geringste dagegen unternehmen zu können. Man betastete mich von oben bis unten, und ich sah. daß der Augenblick nicht mehr weit war, in dem sic mich köpfen wollten. Ich sah keinen Ausweg und gab mich verloren, als mich im letzten Augenblick ein unerwarte tes Ereignis rettete. Ich habe einen kleinen, jungen Tiger, den ich mir selbst großgezogcn habe und der wie ein treuer Hund mir überall hin folgt. An diesen: Tage hatte ich ihn aus irgend einem Grunde, den ich heute nicht mehr weiß, zu Hause gelassen. was ihm gar nicht gefiel. Er war also einfach ausgcbrochen und auf die Suche nach mir gegangen. Da der Ort, an dem ich mich im Moment befand, nicht weit vom Hause entfernt war, war es ihm auch nicht schwer geworden, meine Fährte aufzunehmen. Ich sah ihn schon von weitem durch den Wald gerannt kommen, und auf einen Ausruf von mir blickten auch meine Bedränger in diese Richtung. Als sie den Tiger sahen, stürzten sie mit furchtbarem Geheul auseinander, denn, abge sehen davon, daß sie sich vor dem Tiger fürchteten, spielt gerade dieses Tier in ihrem Geisterglauben eine große Nolle und wird als heilig angebetet. Mein kleiner Freund kam mit allen Zeichen des Entzückens auf mich zu und leckte mir stürmisch Hände und Füße, zum großen Entsetzen der Malaien, die diesem Schauspiel von Ferne zusahcn. Sie wurden von einer aber gläubischen, durchdringenden Angst gepackt, warfen sich mir zu Füßen und brachten mir Ovationen dar. Man denke sich aber auch: der Gott, den sie anbcten, fraß mich nicht nur nicht, sondern erwies mir intensive Ehrenbezeugungen, und sic — hatten mich köpfen wollen. Kein Wunder, daß sie jetzt in allen Tonarten um Gnade und Erbarmen siebten, die ich ihnen auch natürlich großmütig angedeihen ließ. Man erklärte mich also schleunigst auch für heilig, und ich konnte mit meinem kleinen Lebensretter stolz an einem Spalier verzückt tanzender und brüllender Rinlaien den Ort verlassen, der mich beinahe das Leben gekostet hätte." llernarck-Idomccni. Kürzlich hielt der Leiter der italienischen archäologischen Mission kür die Ausgrabnngsarbeiten in Albanien Dr. llgolini in den Räumen des römischen Klubs der Auslandspreise einen interessanten Vertrag über die archäologische Zone in Albanien und die bisherigen Funde im antiken Vutrint. Schon zu Zeiten der ersten Anfänge archäologischer Ausgrabungen richtete sich das Interesse auf Albanien, und Eiriaco d'Ancona. den man Li» Bearüildu du lmueitlickn« Archg-loaie apsprecben kann. hielt sich Blitz und 1 ltzb auf seinen Meisen nach Griechenland studienhalber in Albanien ans. Viele vielleicht sonst verloren- geqangenen Monumente lassen sich aus seinen Skizze:: und Aus zeichnungen rekonstruieren. Die erste größere italienische Mission bereiste 192-1 und die zweite l!>2ö Albanien und brachte eine Menge interessanten archäologischen Materials aus prähisto rischer, illyrischer, griechischer und römischer Zeit in die Heimat. Bevor großzügige Ausgrabnngsarbeiten in Angrift genommen werden sollten, wurde zunächst ganz Albanien durchforscht, um möglicherweise Anhaltspunkte über das Leben in der Antike zu erhalten. So wurde auf der Akropolis von Vutrint in de: Nähe des Meeres und südöstlich non Santi Quaranta das Haupt quartier der Archäologen aufgeschlagen. Bntrint, das römische Vuthrotum, lebt schon in den ältesten Sagen des klassischen Altertums. So soll Aeneas auf seiner Irrfahrt hier gelandet sein, wie Vergüt in: dritten Gesänge der Aeneis erzählt. — lieber die Funde von zwei Monumentaltorcn. die vollständig erhalten sind, berichtete Dr. llgolini eingehend. Sie sind etwa fünf Meter hoch und gehen, wie auch die Umfassungsmauern der Stadl, auf das vierte Jahrhundert v. Ehr. zurück. Am fruchtbarsten waren die Ausgrabungen, die man kleinen Resten römische» Mauerwerks nachgehend ausfiihrte. Es kam eine großzügige Thermalanlagc zun: Vorschein. Von der Auffindung des Riesen kopfes. de» die albanische Negierung als Wahrzeichen antiker Kunst Italien schenkte, wurde schon früher berichtet. Von Wichtigkeit ist aber auch die Entdeckung eines bytantiniscbeN Baptisteriums von etwa 2st Meter Durchmesser. Im Mittelpunkte desselben steht das in Form eines oriechiichen Kreuzes angelegte marmorne Taufbecken, das von Iti Granitsäule» umgeben ist. Der Boden ist in seinen: Mosaik ausgesührt. Zwischen den: Eingang und dem Taufbecken sind zwei Symbole dargestcllt: Neben dem Taufbecken das Kreuz und die beiden Hirsche, die die Taufe dar stellen. und zunächst dem Eingang ein Medaillon mit einem Krug mit Reben und zwei Pfauen als Sinnbild der heiligen Eucha ristie. Ferner wurde ein antiker, dem Acskulap gewidmeter Tempel ausgegraben, der aus zwei Zellen besteht und bemerkens werte Inschriften trägt. Neben diesem Votivtempel stieß man auf ein sehr gut erhaltenes griechisches Theater aus dein dritten Jahrhundert v. Ehr. mit einer Bühne aus der römischen Kaiser» zeit. Die Inschrist an dem Theater ist in kleinen Buchstaben ausgesührt. Den Hintergrund der Bühne bilden Nischen mit sehr schönen griechischen und römischen Statuen. Neuen den archäologischen Arbeiten in Bntrint sind Vorbereitungsarbciten auf einer in der Nähe befindlichen Akropolis in Angriff genom men worden, die gute Erfolge verspreche,^ k. v. ?.
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