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den kann, ist sür jedes Flugzeug bis heute ein Unterneh men auf Tod und Leben. Ter Zeppelin aber hat auf seiner Stnrmfahvt von Barcelona nach Toulon gezeigt, bah der Gaskörper des Luftschiffes den Passagieren ausreichende Sicherheit auch dann gewahrt, wenn die Motoren aus- fallen. Verkehrsflugzeuge sind noch immer von der Ge fahr des Absturzes bedroht. Die Konstruktion der Zep pelin-Luftschiffe erscheint heute als so weit fortgeschritten, daß eine Katastrophe als ausgeschlossen gelten darf. So bedeutet die Weltfahrt des „Graf Zeppelin" einen neuen Beweis für die Richtigkeit des Gedankens „Leichter als die Luft", den der Erfinder dieses Lenkluftschifses von Anfang an vertreten hat. (Oegen eine Welt von Unverstand. Mißtrauen und bösem Willen, die von dem „verrückten Grafen" nichts wissen wollte. Sei ner heute, in der Stunde des großen Erfolges, zu ge denken. ist eine Ehrenpflicht. Seiner Zähigkeit ist es zu verdanken, wenn heute ein Schiff aus Deutschland über die El>enen Asiens hinfliegt, lind den entferntesten Völ kern als sichtvares Zeichen verkündet, daß Deutschland, ui» dessen NiederlMung sich ein Dutzend Staaten bemüh ten und auch auf dieser seltsamen Konferenz im Haag heute noch bemühen, durch Lebenswillen und (Geistes kraft wieder auf dem Wege zur Höhe ist. Dieser ge waltige Eindruck auf die Weltöffentlich keit macht die Fahrt des „Graf Zeppelin" zu einer nationalen Tat. v>ck. Die Arbeitslosenversicherung Berlin. 17. August. In einer gestern abgehaltenen Besprechung der hinter der Regierung stehenden Parteien wurde beschlossen, die Vorlage eines Entwurfes zur Aeuderung des Gesetzes über Arbeitsver mittlung und Arbeitslosenversicherung seitens des Reichsliabi- netts abzuwarten. Das Reichskabinett wird Montag, den IS. August. Beschluß fassen und die Vorlage dem Reichsrat und dem Sozialpolitischen Ausschuß des Reichstags alsbald über weisen. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung" knüpft an den Be richt über die Sitzung des sozialpolitischen Ausschusses fol gende Mitteilung : Wie wir hören, hat die Deutsche Volkspartei keinen Zweifel gelassen, daß sie auf der beschleunigten Ein bringung der Gesetzcsvorlage besteht. Sie habe sogar eine Art Ultimatum bis Mitte nächster Woche gestellt und würde, wenn bis dahin der Entwurf noch nicht vorliegt, die Reichs- tagsfraktion cinbcruscn, um zu der dann geschaffenen Lage Stellung zu nehmen. Dies um so mehr, als »ach Mitteilungen des Staatssekretärs P o p i tz auch die Kassenlage des Reiches keine weitere Verzögerung mehr zuläßt. Es wäre doch sehr interessant zu erfahren, welcher Art dieses Ultimatum ist, von dem die „D. A. Z." so geheimnis voll spricht. »RalionalwIMafl" gegen RhelvlandrSuirmng Die Telegraphen-Union verbreitet folgende Meldung: ..Am Donnerstag veranstaltete im Bankettsaal des „Nhcin- gold" der Bund für Nationalwirtschaft und Aierksgemcinschaft eine große Kundgebung gegen die für 50 Jahre drohende er- plavung des deutschen Volkes. Unter den Anwesenden bemerkte man viele führende Wirtschaftler sowie alte Offiziere. Nach ein leitenden Worten des Buiidcsvorsitzcndcn Direktor Lotterer er griff Neichstagsabgcorducter Obcrfinanzrat Dr. Bang das Wort zu einem Vortrag über den Pariser Tributplan. Der Redner sprach sich u. a. gegen eine Nhetnland- räumung aus, die dein deutschen Volk nur als Lockmittel vorgehalten werde daniit es den Houng-Plan annehmc: die Ziele des Poung-Plans gingen dahin, aus dem selbständigen Deutschland einen versklavten Vasallenstaat zu machen. An schließend teilte der Bundesvorsitzende noch mit, daß sich der Bund ebenfalls dem Volksbegehren angeschlosse» hat. Nach diesem Bericht zu urteilen, wäre also der Haupt- lenor der Rede Dr. Vangs eine Agitation gegen die Fiheinlandräumung gewesen. Oppela-Revlflou vor dem Reichsgericht Oppeln, 15. August. Das Blatt des Polenbundes, der „Noviny Godzicnne", bringt die Nachricht, daß die polnische katholische Schulvereinigung als Nebenllägerin im Prozeß wegen der Vorgänge im Oppelner Stadtthcater gegen das Urteil der zweiten Instanz beim Reichsgericht Einspruch ein- legen werde. Bekanntlich hatte die Strafkammer die Angeklagten Wegen einfachen Hausfriedensbruches zu Geldstrafen verurteilt, während jetzt die Nebenklägcrin Nachweisen will, daß gcmein- schastlicher Hausfriedensbruch vorlicge, aus dem Geldstrafe steht. Beginn der Wenzel-Feiern Prag, 16. August. Die Feierlichkeiten, die anläßlich der 1060. Wiederkehr des Todestages des Heiligen Wenzel, des Schutzpatrons von Böhmen, in allen Teilen der Republik vorbereitet werden, wurden durch die Wenzel fei er der Stadt Alt-Bunzlau eiu- gclcitet, der Stadt, in der König Wenzel durch seinen Bruder Boleslaw den Tod fand. Ruch einer feierlichen St. Wenzel- Rach t wurden gestern unter Teilnahme zahlreicher hoher kirch licher Würdenträger mehrere feierliche Messen gelesen. Nach mittags fand ein Umzug statt, an dessen Spitze der päpstliche Delegat d'Hcrbigny schritt. * Der Vertrag zwischen Rußland und dem Jemen. Die arabische Monatszeitschrift „Al Lima!" verössentlicht den Text eines Vertrages, der soeben zwischen einem Vertreter der Sow« jctregierung und dem König des Jeincn-Tebietco abgeschlossen wurde. Der Vertrag besteht aus einem Vorwort und fünf Ar tikeln. Durch ihn erkennt die Sowjctrcgierung die völlige Un abhängigkeit des ganze» Jemen-Gebietes und des Königs an. Der Zweck des Vertrages besteht darin, wirtschaftliche und poli tische Beziehungen zwischen Leiden Ländern herzustellen und gilt sür dir Dauer von zehn Jahren. Nach Ablauf dieser Frist kann der Vertrag ergänzt werden. Er muß zunächst durch di« Eowjctregierung und später durch die Regierung des Königs ratifiziert werden. Fliegl die Konferenz auf? Vorsichtige Angeboke -er Alliierten an Snowden Im Haag, 17. August. Im Lause des gestrigen Nachmittags kst der englischen Dele. gation die Note der vier England in den finanziellen Frage» gegcn- überstchcnden Mächte Frankreich, Belgien, Italien und Japan überreicht worden, die die finanziellen Vorschläge dieser vier Mächte zu den englischen Forderungen enthält. Die Note hat an geblich folgenden Inhalt: Die vier Mächte seien bereit, den Forderungen SnowdenS zu 80 v. H- zu genügen; das bedeute, man wolle England eine Summe von 40 Millionen Goldmark jährlich zugestehen, von denen 10 Mil lionen ans beschlagnahmten deutschen Werten und 30 aus den trans. sergeschühten Zahlungen stammen würde». Weiterhin würde eine Erhöhung des englische» Anteils durch Zuerkennung der Differenz zwiscl)en dem Dcnves- und dem Aoungplau bis zu dem Augenblick, in dem der Boungpia» in Kraft trete, erfolgen. Die hierdurch flüssig werdende Summe isie wird auf 450 Millionen Goldmark beziffert) soll in Jahresraten zugunsten Englands verwandelt werden. Auch ans den Mitteln der Neparatioiiskommissio», die sortzubcstchc» auf- hörc» wird, könnte England jährliche Zahlungen erhallen. Der jenige „ngeschühic Teil der Noungzahlungcn in Höhe von 58 Mil lionen Goldmark, der für die kleineren Mächte bestimmt war, soll England in vollem Umfänge Zufällen, da die kleineren Mächte auf andere Weise entschädigt werde» dürsten. Auch in der Frage der Sachlieserungc» würde England Genugtuung erhalten. Zm» Schluß schlägt die Denkschrift die Einsetzung eines Aus schusses aus englischen, französischen, belgischen, italienischen und japanischen Sachverständige» vor, die die hier genann ten Vorschläge ausarbeitcn und deren Ergebnis beziffern sollen. London, 17. August. Der Haager Korrespondent der „Times" meldet: Da die vier Mächte cs fcriiggebracht haben, ihre Antwort bis »nmittclbar vor dem geplanten Zusammcniritt^dcs Finanzausschiisses hinauSzu- zögern, war natürlich die sür Freitag anbcramnte Sitzung des Ausschusses zwecklos. Die Denkschrift der vier Mächte ist vorsätz lich in niibestimmtc» Ausdrücken gehalten, so daß eine klare ent schiedene Annahme oder Ablehnung schwierig oder unmöglich ist. Genaue Zahlenaiigabcn find vermieden worden. Eine Revision der Prozentsätze sci>eint überhaupt nicht erwähnt z» werden. Wen» die Italiener veranlaßt werden könnte», et um? prcis- zngehen, dann würde» wohl auch die Belgier und die Franzosen bereit sein, Zugeständnisse zu machen.'die anSreichcn würden, um zum mindeste» eine» wesentlichen Teil der britischen Erfordernisse zu befriedigen. Angeblich hat di« italienische Delegation Nom um neu« Instruktionen ersucht. * Der Haager Korrespondent des „Daily Telegraph' meldel über dir Lage am gestrigen Abend: Dir AnSfichten auf Erfolg »dev Mißerfolg der Konferenz dürften 50 zu 50 stehen. Tie ttalienischo Hartnäckigkeit bleibt einstweilen ein wichtiger Faktor. — Pertinax meldet dem „Daily Telegraph' aus dem Haag: Di« Note der vier Mächte an Snowden endet mit dem Vorschlag, einen britischen! Sachverständigen zu ernennen, der die Lage gemeinsam mlj ihren eigenen Sachverständigen prüfen solle. Ob Snowden dazu b«, reit ist, ist noch nicht bekannt. Zu den Politischen Verhandlungen meldet der Haager Korrespondent des „Daily Telegraph', daß diese gut« Fortschritte machten. Er sagt, die finanziellen Opfer, di, Deutschland dabc! vorgeschlagcn würden, bezöge» sich nur auf Ein>c gnarticrungskosici, und Schadenersatzansprüche und nicht ans di« allgemeine,, llntcri>ai>u,igskostcil der Nhcinlandarmce. Der Korree spondcnt glaubt, daß die Franzose» nur noch wenig Nachdruck auf den FeststelluugSauSschuß legen. »»Times" zur Rheinlanbfrage London, 17. August, In einem Leitartikel über die Rheinland frage verbreiiek sich „Times" u. a. über die Frage der Besatzungskoste» und' der Enischädigungen und sagt beiläufig: Eine lange Zeit füll das Näumuiigsverfahre» macht weniger Unkosten als eins schnelle Räumung, weil sie es ermiiglicht, de» Rhein als Was« sevweg zur Abbeförderung von Vorräten »ud schwerem Kriegst material ausgiebig zu benutzen. Zu dem von den Franzosen! gewünschten Feststellungsausschuß bemerkt „Times"^ Der praktische Wert eines solchen Ausschusses muß sehr zwei» felhast sein, denn es kan» nicht abgeleugnet werden, daß dis einzige Gewähr sür die deutsclw Abrüstung nach Zurückziehung der militärischen Kontrolle in Steril,, In der deutsci»en Ehrlicht keil und in der Berücksichtigung des Kelloggpalites durch Deutschland besteht. Die Hauptsache ist, daß die Räumung ohne unnöligc Verzögerung in möglichst engem Zusammenwirken deck Besatzungsmächte und unter möglichster Rücksichtnahme auf dis Gefühle aller Beteiligten durclzgeführt wird. Einigung in -er Baumwvll-Industrie 1.. London, 16. August. Die Einigung in der BaumwoNindustrie ist erst spät gestern nacht zustandegckommen. Ein Schiedsgericht, bestehend aus je zwei Vertretern der Parteien und einem unabhängigen Vorsitzenden, wird entscheiden, ob und gegebenenfalls in welchem Ausmaße dem Anspruch der Unternehmer auf Lohnherabsetzung von 12,82 Prozent stattgegcben werden soll. Beide Parteien haben sich bereit erklärt, den Spruch anzunehmen. Die Arbeit wird am kommenden Montag nach drei wöchigem Stillstand wieder ausgenommen, soweit die einzelnen Werke dazu imstande find, und zwar vorläufig zu den alten Löhnen. Die Verhandlungen, deren Gelingen von allen Beteiligten ln erster Linie der Vermittlung des Arbeitsminlsterlums zu geschrieben wird, haben zugleich die Aussicht auf grundsätzliche Einführung des Schiedsgerichtsverfahrens in der Vaumwoll- industrie sür alle zukünftigen Arbeitskonflikte ernster Art er öffnet. Auf dem Wege zur Wellkohienverfiündigung 1.. London, 16. August. Unter dem Druck der neuesten Pläne der Regierung schlagt die Organisation des englischen Bergbaues jetzt ein rascheres Tempo ein. Auf einer Konferenz der Bergbnuunternehmer in London wurde gestern festgestellt, daß der Zusammenschluß der ln den einzelnen Revieren bestehenden Absatzkartells zu einem groß britannischen Verband so gut wie gesichert ist. Nur Schottland ist noch ohne Revierorganisation, aber die zerstreute Gruppe, die hier noch Widerstand leistet, soll nicht mehr als 5 Prozent der gesamten Unternehmerschaft von Großbritannien ausmnchen. Die Zentralisierung der Reoier- verbände, auf die man jetzt hinarbcitet, soll sich zumindesten auf Förderungskontrolle, wenn nötig aber auch auf Festsetzung von Mindestpreisen, erstrecken. Alan spricht jetzt auch in London offen davon, daß der Zeitpunkt sür eine internationale Regelung von Förderung und Verbrauch nähcrrückt. Gestern hat auch der Ezekutiv-Ausschuß des Bcrgarbccterverbandes in London ge tagt und sich mit der Entschließung vom vorigen Monat befaßt, in der bekanntlich die Frage der einheitlichen Arbeitsbedingun gen sür den gancn englischen Bergbau und die Frage des Acht stundentages in einer für die Regierung etwas bedrohlichen Form wieder aufgerollt war. Es ist keine offizielle Mitteilung ausgegcbcn worden, aber Mr. Look hat verlauten lassen, daß man Hand in Hand mit der Regierung vorzugehen wünsche, und daß zunächst eine Aussprache zwischen den Arbeitern und Unter nehmern über die gesamte Lage im Bergbau eingeleitet wer- den sott. Ein Antrag in diesem Sinne ist an den Unternehmer- verband abgcgangen. Es ist unverkennbar, daß beide Parteien im Bergbau sich um die Lösung ihrer Schwierigkeiten in eine« anderen Geiste bemühen als 1026, wo bekanntlich die Organi- sationsfroge zusammen mit den beiden erwähnten Forderung«« der Arbeiterschaft im Mtttelunkt der größten englischen Jndu- striekris« seit dem Weltkrieg stand. Drei Wachen Tuka-Vrozetz (Von unserem Vertreter.) O. I Wie», 14. August. Nun begann die drille Svoche des Tuka-Prozesses. Da« Ende ist noch gar nicht abzusche», zumal noch nicht einmal die Hälfte der Zeugen vernommen find. Der wichtigste Zeuge des leien Vcrhandlungstagcs war der gewesene Generalsekretär und Abgeordnete der slowakischen Volkspartei, Dr. Machaczek, der erklärte, daß Dr. Hanzalik, der Kronzeuge gegen Tuka in diesem Prozeß, schon seiner zeit, als er noch Redakteur des „Slovak" gewesen sei, Ver dacht erregt habe. Man vermutete, daß er, bloß um zu spionieren, in die Redaktion eingetreten sei, und daß ihm an dieser Tätigkeit mehr gelegen sei, als an seiner Tätigkeit als Redakteur. Man habe nur niemals Klarheit gewonnen, für wen Hanzalik Spionage betrieben habe. Der Zeuge bezeichnet« schließlich den Zeugen Hanzalik als >Vzont provoercteur, und er klärte, die Beweise für diese Behauptung in geheimer Verhand lung Vorbringen zu wollen. Sie AusweWg der Malteser Mönche London, 16. August. Der Gouverneur von Malta, Lord Strickland, ist gestern' in Plymouth angelommen. Er hofft, während der Zeit seines Aufenthaltes in England mit dem Staatssekretär für Kolonien eine Aussprache über den gegenwärtigen Konflikt mit dem Vatikan zu haben, der eine Folge des Beschlusses der Regle, rung von Malta ist. die Erlaubnis zur Ausweisung der Maltese, Mönche zu verweigern. Einigung Reichsbahn-Reichspost Im Betrieb von Krastwagcnlinicn. Wie wir erfahren, ist jetzt Mischen Reichsbahn und Reichs« post ein Vertrag über den gemeinsamen Betrieb von Kraftwagenlinien zustande gekommen und unterzeichnet worden. Nach diesem Vertrag wird der Post die Personen», beförderung, der Bahn die Güterbeförderung Vorbehalten. Ein« amtliche Mitteilung über das Abkommen ist in de» »ääistei» Tagen zu erwarten. Europaslieger. Reichsverkehrsminister Dr. Stegcrwal sandte aus Anlaß des internationalen Europarundslugcs fll Kleinflugzeuge allen pünktlich in Orly cingetrofsenen Besatzun gen deutscher Flugzeuge telegraphisch Anereknnung und Herz lichen Glückwunsch zu ihren vortrefflichen Leistungen. * Die Lagerhäuser in Pyräus wunden durch Großfcuer zerstört. Der Schaden wird aus 300 Millionen Drachme« geschätzt. Wetter-erichl -er Dresdner Wetterwarte Witterungsausfichten. Vorübergehende Gewitterstörungen, wechselnd bewölkt, etwas Tcinperaturrückgang, südwestlich« Winde.