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Nummer 19« — 28. Jahrgang Erlchetnl «i ma! wschenll. mit de» illuftr. Gratisbeilage» .Die veil' und der Kinderbeilage .Frohmut", lowie den Dexibeilagen ,SI. Benno-BIall". .llnierhaiNnig und Wissen". .Die Weil der Frau", »lerziiicher Ralgeber". Das gute Buch" .Fiimnnid- schau". Monatlicher Bezugspreis S MI. einschl. BestcNgeld. Mnzelnnmmer 10 4 Sonnabend- u. Sonniagnnmmer 20 4. Hauplschrtsilelter, Dr. <S. DeSczpk. Dresden. SachMe Sonnkag» den 18. August 1929 BeriagSor», Dresden Anzetgenpreise, Die lgeivaltene Petitzeile S» Familien anzeigen n. Slellengeluche 2t» 4. Die PetitreNamezeii«. M mm breit, l X Für Anzeigen außerhalb des BerbreiinngSgebietet 4»»4 diePeiitreNamezeilel.lSO^t. Briesgeb.!»«»^. Im Fall« höherer Gewalt erlischt ledc Berpflichtung mis Liesen,ng sowie Erfüllung d. Anzeigen.ilulirügen ». Leistung d. Schadenersatz«! Geschültlicher reit: Artur Lenz. Dresden. tSeschitstSstelle, Druck ».Verlag, Germania,«», sür Verlag mid Druckerei. Filiale Dresden, Dresden.«, t. Poliers,rahe 17. FernrusSlOlL. Postscheckkonto Dresden ,703. Bankkonto, «tadtbank Dresden Nr. «>7>fl Für christliche Politik und Kullur Redakttan der Sächsischen VrNSzeitnna DreSden-Mtsladt l. Poiierstratze >7. Frrnru« A7N und 71012. Flug über Sibirien „Graf Zeppelin" eilt in sicherer Fahrt vom Ural zum Daikalsee Neuyorli. 17. August (Drahtt»er!ck>t WTB.) Hier vorliegenden Meldungen .zufolge, befindet sich „Gras Zeppelin" etwa 450 Kilometer nordöstlich von Tomsk, und hat somit die Hälfte der Strecke Friedrichs- Hafen—Tokio zurück gelegt. Man nimnrt an, daß das Luftschiff das nördliche Ende des Baikal-Sees überfliegen wird. Moskau, 17. August. (Drcchibcricht.) Die Telegraphen-Agentur der Sowjet-Union meldet: Das Luftschiff „Graf Zepj»elin" befand sich lim 9 Uhr früh Mos kauer Zeit (8 Uhr mitteleuropäischer Zeit) aus 85 Grad östlicher Länge und 6» Grad nördlicher Breite in etwa 1000 Meter Hiihc. Sowjetslicger, die dem Luftschiff in der Nähe von Tolwlsk entgegengeslogen waren, berichten, daß das Luftschiff mit verminderter Kraft zu fahren scheine. (?) WTB. Fr i e d r ich sh a f e n, 18. August. (Drahtbericht.) Das Luftschiff „Graf Zeppelin" meldet der Werft Fried richshafen folgenden Standort: 7 Uhr früh 64 Grad Nord. 95 Grad Ost. (Anmerkung der Redaktion: Diese Standortmeldung ist mit der Moskauer Meldung nicht in Einklang zu bringen. Ihre Nichtigkeit vorausgesetzt, ist sestzustellen. datz das Luft schiff seinen Kurs zunächst weiter nördlich genommen hat.) » Die Standortmeldungen, die der Zeppelin den mit ihm arbeitenden Funkstationen gibt, sind kurz und spärlich. Das ist verständlich, da die Funkanlage des Luftschiffes in erster Linie mit der Ausnahme der Wettermeldungen beschäftigt ist. Auf ' ausführliche Berichte dürfte erst zu rechnen sein, wenn Tokio erreicht ist. Das dürfte aber frühestens Dienstag früh der Fall ^ sein. Am Freitag l>at das Luftschiff folgenden Kurs eingel>alten: Früh 3 Uhr wurde, wie gemeldet, Wo log da überflogen. 10.30 Uhr wurde Wjatka erreicht. 13 Uhr befand sich das Schiff 100 Kilometer nördlich Perm. Nach 16 Uhr wurde der Ural auf der Höhe von N i sh ne-Tag ils k überflogen. 21 Uhr abends befand sich das Luftschiff nach einer Moskauer Meldung 400 Kilomeier östlich der Stadt Tara am Flusse Istijsch in Sibirien. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" 1,at also die sogenannte nördliche Linie genommen, wonach die kürzeste Entfer nung nach Tokio dom Breitengrade nicht folgt, sondern (auf der Karte gesehen) über Sibirie^ in einer ziemlich hoch nach Norden gewölbten Kurve verlimft. Infolgedessen folgt das Luftschiff nicht mehr (wie es zuerst den Anschein hatte) der Transsibirischen Bahn. Das Luftschiff hat ständige Funkver bindung mit den Wetterstationen Irkutsk und Turuchanfk. Di« Stationen geben während der Stacht und des morgigen Tages dem Luftschiff fortwährend Wettermeldungen, bis cs mit Wla diwostok oder Charbarowsk Verbindung hat. Gleichzeitig ver öffentlicht die Zentrale der „Ossoaviachim" (russische Funk- behörde) einen Funkspruch des Luftschiffes, in welchem Dr. Eckener sich über die gute V c r st a n d i g u n g mit de» Wet terwarten äußert. An Bord des Luftschiffes sei nach wie vor alles wohl. Ueber die Wetterlage in Sibirien gab die Ham burger Seewarte gestern 18 Uhr folgenden Bericht: Das Hoch druckgebiet, das bisher über Miltelrrß/rnd war. hat sich weiter ostwärts verlagert. Es liegt jetzt mit seinem Zentrum östlich vom Ural über dem Tobol. Es hat at»er etivas von seiner Ausdehnung verloren, lieber der Karischen See und der Icnls- seimündung liegt noch immer ein ausgedehntes Tiefdruckgebiet, von dem aus ein Ausläufer südwärts bis in das Stromgebiet des Irtysch und des oberen Ob treibt. Auf seiner Rückseite sind die Nordwestwinde stark aufgefrischi. Auch gehen in seinem Bereiche Regenschauer nieder. Der Ausläufer wird sich bis morgen verlagert hoben. Von ihm wandert ein Hochdruckteil ostwärts, der ihn von einem Tief über der oberen Lena trennt. Durch das Vordringen eines Tiefs über dem Gelben Meer nach Norden wird das Hoch über der Mandschurei abgegrenzt. Fortschritte in -er Rüumungssrage Die Besprechungen Slresenranns mit Brian- und Kenderson Haag, 17. August. Freitag 12 Uhr erschien Briand bei Stresemann im yorel Oranje. Ueber den Inhalt der einsttlnbigen Unter redung wird bekannt, daß über die in finanzieller und politi scher Hinsicht notwendigen Maßnahmen gesprochen wurde, welche igeeignet sind, den toten Punkt in den Berhand» 'lungen zu überwinden. Man spricht Uber den Wieder- '^zusammentritt der politischen Kommission, der, wie wir voraussagten, nicht mehr in dieser Woche, sondern e rst in den ersten Tagen der nächsten Woche stattfinden wird. Wir müssen für diese Verzögerung vor allem die noch ungeklärte Frage der Bekanntgabe der französischen Räumungstermin« verantwortlich machen, über welche Briand noch mit seinen militärischen Sachverständigen berät. Es verlautet, daß die Räumung der zweiten Zone eher als allgemein erwartet stattfinden wird, daß sich dagegen die Endräumung ungebührlich lang« hinauszögern soll, da Briand angeblich nicht von seinem Wunsche Abstand nimmt, die Erfolge der Poung-Natisizierung abzuwarten. Durch dies» Verzögerung der Terminbekanntgabe wird auch ein deu t- scher Vorschlag bezüglich der Besatzung»- schöben vorläufig unmöglich gemacht. Auch die Frage der Kontrollkommission bezüglich der Verlautbarmachung aus französischen, englischen und italie nischen Kreisen, die immer pessimistischer stimmen muß, verhin dert noch einen Wiederzusammentritt der politischen Kommission, da es begreiflicher Weise dem Juristenkomitee vor läufig nicht möglich ist, einen gemeinschaftlichen Bericht vorzulegen. Der deutsche Vertreter muß naturgemäß jedem Versuch einer Diskussion und Vorberatung von französi schen Sicherheitsoorschlägen entgegentreten. Ob in der Be sprechung der beiden Staatsmänner am heutigen Morgen auch die Frage einer eventuellen Vertagung und späteren Fortsetzung der Konferenz ventiliert worden ilt. wie von gewisser Seit« behauptet wird, ist ungewiß, doch könnt« in diesem Falle diese Haltung des deutschen Außen- Ministers gar keinem Zweifel unterliegen. Unterbrechung würde Verschleppung bedeuten, und Verschleppung die Stimmung so stark verschlechtern, daß die Delegation im September oder Oktober unter viel ungünstigeren psychologischen Voraussetzun- aen an di« Arbeit gehen würde. An die Unterredung Brianös mit Stresemann schloß sich eine Unlerl>aliung Siremanns mit Henderson an. Sie diente einer Klärung der komplizierten Fragen, die mit der englischen Anregung auf einen deutschen Verzicht in der Frage der Besehungsschäde» Zusammenhängen. Henderson legte bei dieser Gelegenheit im Hinblick auf gewisse in Umlauf gesetzte Pressemeldungen Wert auf d-ie Feststellung, daß es keineswegs den Tatsachen entspreche, daß er die Anregung gemacht habe, Dculfchland solle sich zur Zählung der Besatzungskosten Frank reichs, Englands und Belgiens bereitevklären. Die Aussprache betraf naturgemäß zugleich die sämtlichen zur Zeit schweben, den Fragen, besonders auch die durch das heutige fra»zösiscl>e, belgische, italienische, japanische Angebot a» England gescl-asfene neue Lage. Im Anschluß an die obige Unterredung fand eine Zusam menkunft der vier deutschen Minister statt. * Ein schweres Explosionsunglück ereignete sich am Frei tag in der Hildebrand-Grube in Kattowitz. Zur Zeit der Explo sion ivaren 13 Bergleute im Stollen, von denen drei als Leici>en, einer schiververleht und fünf leichter verletzt geborgen wurden. Für Retung der übrigen vier Bergleute besteht wenig Hoffnung. * Verhängnisvoller Zusammenstoß. Auf dem St, Lorenz- 'trom stieß ein Motorboot mit einem Touristendampfer zu- ammen und sank sofort. Der Besitzer, der in Syracuse an- ässige Millionär Live, seine Frau und der Kapitän ertranken. Der sclyver beschädigte Touristendampfer sank kurz darauf ebenfalls. Man glaubt aber, daß all« 40 Passagiere gerettet sind. Weltgeschichtliches Wagnis Die Augen aller Deutschen sind in diesen Tagen nuk auf eins gerichtet: auf die Fortschritte, die das Luftschiff „Graf Zeppelin" auf seiner Welt fahrt macht. Neben diesem geivaltigen Schauspiel verliert alles ander em Wichtigkeit, selbst der Streit um die Arbeitslosenver sicherung und die drohende Regierungskrise, ja sogar die Haager Konferenz und der Komps um die Räumung er« scheint daneben verhältnismäßig belanglos. Das Volk fühlt in sicherem Instinkt, daß die Arbeiten der Staats männer, mögen sie noch so sorgfältig aus Jahre hinaus Abmachungen treffen, Mühen um allzu vergängliche Ta« gesfragen sind, lieber das. ivas im Haag geschieht, wird man nach zehn Jahren vielleicht nicht anders urteilen, wie die Gegenwart über das „Friedenswerk" der „großen Bier" in Versailles. Aber der Flug quer über den asiatischen Kontinent, das ist etwas, was in der Weltgeschichte noch nicht da war. Ein Wagnis, das Epoche machen kann in der Geschichte des Verkehrs. Ein Wagnis, zweifellos. Denn noch nie ist in der Luft eine Verkehrsstrecke von solchem Ausmaß bewältigt worden. Die Dauerflüge", bei denen auf einer bestimm ten kurzen Strecke hin- und hergependelt wird, sind im besten Falle theoretische Experimente, die mit einer prak tischen Leistung nicht verglichen werden können. Gewiß haben auch Zeppelin-Luftschiffe schon Strecken von erheb licher Länge geflogen. Man erinnere sich an den ruhm reichen Flug Sofia—Chartum (7000 Kilometer) während des Krieges und an die mehrmalige Uekerquerung des Ozeans durch Zeppelin-Luftschiffe (Friedrichshasen—Lake- hurst: 8600 Kilometer). Gerade die letzten Fahrten des „Graf Zeppelin" haben aber gezeigt, daß der Flug über Landgebiet, zumal in gebirgiger Gegend auch für das Luftschiff bei dem jetzigen Stande der Konstruktion eine gewaltige Inanspruchnahme bringen kann. Dr. Eckener hat ja auch wiederholt erklärt, daß er bei künftigen Luft- schisfbanten ein stärkeres Innengerüst und einen kürze ren Ballonkörper wählen werde. Bei dieser Lage der Dinge darf man das Unternehmen, in drei Etappen den Erdball zu umfliegen, von denen allein die erste Etappe fünf Tage Flug über Landgebiet umfaßt, ruhig ein Wag nis nennen. Aber dieses Wagnis war notwendig. Dr. Ecke- ner und feine Mitarbeiter sind überzeugt, daß bei sorg fältiger Navigation und ylermeidung der Schlechtwetter- Zonen schon der „Graf Zeppelin" imstande ist, Fahrten von solchem Ausmaß ohne Fährnis zu übernehmen. Und daß die nächsten, stärker gebauten Zeppeline ahne Rück sicht auf das Wetter solche gewaltigen'Weltstrecken wer den befliegen können, — Für diese Leistungsfähigkeit der Zeppelin-Luftschiffe wird jetzt der praktische Beweis er bracht. Alle Zweifel der in- und ausländischen Presse haben sich bisher nicht bestätigt. Stunde um Stunde rückt der Zeppelin weiter nach Osten, schon ist mehr als die Hälfte der gewaltigen Strecke Friedrichshafen—Tokio zu rückgelegt. Ueber die unendliche Steppe Sibiriens, über genmltige Gebirge, die jahrhundertelang zwischen Europa und Asien eine schwer Wer schreitbare Grenze bedeuteten, zieht heute das lenkbare Luftschiff sicher seine Bahn. Demi Verkehr zwischen Europa und Asien, der bislier auf den einen Schienenstrang der transsibirischen Bahn und auf die kostspielige Schiffsreise um den ganzen asiatischen Kontinent angewiesen war, ist ein neuer, unvergleichlich schneller Weg gewiesen. Für die Entwicklung des deutschen Luftschiffbaus bedeutet diese Probe unenblich viel. Aus dieser Weltfahrt erbringt der Zeppelin den Beweis, daß er für den Luft verkehr der Zukunft das Transportmittel sein wird. Denn Luftverkehr wird auf die Dauer konkurrenzfähig sein mit anderen Verkehrsmitteln auf ganz großen Strek- ken. Für diese Strecken aber bietet der Zeppelin die ein zige Möglichkeit sicheren Fluges. Selbst die Uebersliegunq des Atlantischen Ozeans, die mit der Ueberfliegung des asiatischen Kontinents an Gefahren nicht verglichen wer- Äeuke: Unterhaltung und Wissen. Die Wett (Illustrierte Wochenbetlage) Turnen, Sport und Spiel Fklmrundschau