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Nummer 18S — 28. Jahrgang Lrlchtti» f>mn> wSlkientl. mit den Illupr. GraUrbeilaaen .Die Veit' imd der Kinderbetlage .Frohmut', sowie de» rentbeilagen ,kt. Benno-Blatt', .Unterhaltung und Willen'. .Die Welt der Frau'. Slerzllither Ratgeber', Da» gute Buch'. .Ftlmrnnb- schau'. Monatlicher Bezu«spr«ls 8 MI. «lnlchl. Bestellgeld, ktujelinimmer Iv z. Sonnabend, u. Eonntagnummer lt» 4 HaichtlchrlitleUer, Dr. w. DeSezNk. Drekden. Sächsische Sonntag» den 11. August 1929 tverlagSort, Dresden Anzeigenpreise, Die lgeibaltene Petit,eile t» Familien« anzeigen u. Stellengeluche !»<> ^. Die Petttreklamezeil«, 89 mm breit, 1 Für Slnzetgen außerhalb de» BerbreitungSgebiete» 4«z. die Petitr-Namezetle l.:«»^. Brietgeb.it»-!. Fm Fall« höherer Gewalt erltlchl jede Verpftichtung aut Liekerung sowie »rsllllung v. Anzeigen.Auslrögen u. Leistung v, Schadenersatz« GetchLstlicher Dell: Artur Lenz. Dresden. «KeschiiftSftelle, Drnckn.Berlagi «ennanta. A^«. slir Verlag und Drnikeret. Filiale Dresden. DreSden.A.1. Polierslratze l?. FernnnlllvlS. Postschecklonto Dresden r7vs. Bankkonto Stadtbank Dresden Nr. SI7IS Für christliche Politik uni» Kullur Dresden. Redaktion der Lüchsische» BolkSzeitnng Sden-Altstadl l. Polierstratze >7. Fernnii 207H und rlvlL. Das Werk von Weimar Mae-onat- greift ein Er fliegt nach dem Kaag London, 10. August. „Daily News" will »an einer „dramatischen Ent wicklung" in der kritischen interimtionalen Loge wissen, die wegen Snowdens llimacl'giebiger Rede im Hoog entstanden sei. Macdonald knibe gestern seinen Erholungsurlaub in Schott land nach Empfang dringender Staotspapiere unterbrochen. Nach Durchsicht dieser Dokumente seien Anordnungen nach dem Flugplatz von Leuchars (Fiseshirc) ergangen, in denen ein Flugzeug für heute vormittag bestellt wurde. Das Flugzeug werde «ine halbe Meile entfernt von Losstenouth landen und den Premierminister um 10 Uhr vormittags aufnehmc». Er werde von einem Sekretär be gleitet sein, und während des ersten Teiles seines Fluges bis zum Flugplatz von Turnhouse bei Ediubourgh werde Macdonold mit Diktaten ücschäfigt sein. Ria» könne mit Sicherheit anuchmen, daß das Ziel des PrcmierministerS der Haag sei. Das Blatt bat den Premierminister gestern telegraphisch, zu erklären, ob er seinen Beschlich, nach dem Haag zu gehen, aufrecht- erhalte, und erhielt darauf vom Premierminister Macdonald fol gende bezeichnende Antwort: „Der Premierminister hat niemals beschlossen, nicht nach dem Haag zu gehen". In einem in diesem Blatte veröffentlichten Artikel wendet sich der Herausgeber d«S ,Oconom!st", der bekannte Finanz- und Wirtschaftssachverstndige Layion, gegen einen Tlbbruch der Haager Konferenz und be. merkt, Snowdens Aktion könne zum Scheitern der Konferenz füh ren. Dies würde sehr ernste politische und wirtschaftliche Folgen haben. Pessimismus in London London, 10. August. Reuter berichtet aus dem Haag: Es besteht nicht das ge lingst Anzeichen dafür, das; eine Möglichkeit zur Lösung des Neparationsproblems gefunden morden ist und unter den Dele gierten herrscht insbesondere nach Briands Erklärung, dast die Lage sehr ernst sei, und daß die Verantwortung im Falle eines dlvbruchs nicht auf Frankreich geschoben werden könne, Pessi mismus vor. Diese Erklärung Briands wird in französischen Kreisen dahin ausgelegt, das; Briand sehr wenig Hoffnung auf Erzielung einer Uebereinkunft hege. Viel hängt von dom Er gebnis der heutigen Beratungen des Finanzausschusses ab. Ge rüchtweise verlautet, das; in dieser Sitzung ivahrscbeinlich werde mitgeteilt werden, daß es nicht möglich gewesen sei, die Grund lage eines Uebereinkommens zu finden, daß jedoch ein weiterer Versuch gemacht werden müsse und die Kommission sich daher für einige Tage vertagen werde, damit die privaten Be sprechungen fortgesetzt werden könnten. Im gegenwärtigen Augenblick sind die Aussichten trübe. Es sieht jedoch so aus. als ob ein Versuch in der letzten Minute die Haager Konferenz vor dem Scheitern retten kann. Hymans gab der Hossnnng Ausdruck, daß Snowden den Argu menten seiner Kollegen ans den anderen Ländern nachgcbcn und daß sich eine befriedigende Lösung finden lassen werde. Einheitsfront gegen England Paris, 10. August. Der Korrespondent des „Petit Parisien" im Haag berichtet, daß am Sitze der belgischen Delegation gestern eine Besprechung stallgcfanden habe, an der außer den belgischen Delegierten Jas» par, Hhmans und Houtart der französische Finanzniinister Cha ron, Minister Lopcheur, der italienische Delegierte Piretli und der Vertreter Japans. Botschafter Adalschi, teilgenommen hätten. Bei Vieser Besprechung sei im Nanren Frankreichs, Italiens, Bel giens und Japans beschlossen worden, an der bis jetzt eingenom menen Haltung festzuhalten, d. h. den Boungplan als ein unteil bares Ganzes anzusehen und keine Aendenmg des Planes zuzlltassen. Gedanken zum Vcrfassungstag. Von Studiendirektor Iah. Heidrich, Bautzen. Am 11. August sind es 10 Jahre her. das; der erste Reichspräsident die deutsche Reichsverfassung unter schrieb. Wenn wir heute ans die Tage van Weimar zu rückschauen, so richtet sich unser Blick unwillkürlich auf den Leidensweg, den das deutsche Balk van Compiegne über Versailles gegangen ist. Der Engländer Kepnes schrieb dereinst: ,,Es gibt wenig Episoden in der Ge schichte, die die Welt mit größerer Berechtigung verur teilen wird: Ein Krieg, der zur Verteidigung internatio naler Vertrüge geführt worden ist, hat mit dem offe nen Bruch der heiligsten Versprechungen seitens der Sieger geendet." Schon die schweren Pedingungen des Waffenstillstandes, die mit ungeheurer Härte und unter Aufrechlerhaltung der Hungerblockade durch geführt wurden, wußten die dürftigsten Hoffnungen auf einen gerechten Frieden vernichten. Jeder Widerstand war unmöglich. Das deutsche Heer, das von den verschie denen Kriegsschauplätzen in die Heimat zurückströmte, löste sich auf — zermürbt von den Leiden des Krieges —, und nur mit Mühe gelang es, einen freiwilligen Schutz für die Nationalversammlung in Weimar zu bilden. Während in Deutschland die Revolution tobte, saßen die Staatsmänner der Alliirten zusammen, um das Friedensdiktat von Versailles zu kon struieren. Diese Lage muß man sich vergegenwärtigen, wenn man die damaligen politischen Verhältnisse in unserem Vaterlande gerecht beurteilen will. Wenn wir trotz dem heute in gehobener Stimmung der Verfassung vom 11. August 1919 gedenken, so sind wir uns wohl be wußt, daß das neue Staatsgrundgesetz des Deutschen Reiches ein Werk darstellt, das mit manchen Mängeln und politischen Schönheitsfehlern behaftet ist. Welches Menschenwerk ist aber frei van jedweden Fehlern?, Es wird von uns niemand behaupten wollen, daß es ein solches Werk überhaupt gibt. An dieser Tatsache ge messen, muß aber erklärt werden, daß die Verfassung des neuen Deutschen Reiches ein Werk von gewaltiger Größe und Geschlossenheit darstellt. Es bildet die Grundlage für den Wiederaufbau unseres tiefgebeugten Vaterlan des: es schafft ein festgefügtes Fundament, auf dem der neue Valksstaat sich entwickeln Hann. Deshalb haben wir ein Recht, des Verfassungstagcs in Dankbar keit zu gedenken. Dabei wallen wir nicht vergessen, daß nur in der Zusa m m e n g e h ä r i g k e i t — einst von unseren Vätern schwer erkämpft — die Wurzeln der Kraft liegen, die uns wieder den Weg nach aufwärts zeigt. Nur in der politischen Einheit kann der kulturelle und ideale Geist sich entfalten, der jeden wahren Aufstieg beseelen muß. Wer darum dazu beiträgt, daß der Verfassung die ihr gebührende Achtung nicht zuteil wird, schädigt aufs schwerste unser Vaterland. Es ist klar, daß eine Verfassung, die entstanden ist in der düsteren Atmosphäre äußerer Niederlage und in neren Zusammenbruchs, nicht von vornherein im Volk so fest wurzeln kann, wie eine Verfassung, die ans der Höhe außenpolitischen Erfolges sich ge wissermaßen van selbst entstellt. Die Verfassung van 1871 — dar. große Werk Bismarcks — war die im Augen blick ihrer Entstehung fast selbstverständliche Form des geschichtlichen Geschehens und stand am Ende eines äuße ren Ausstiegs zur Höhe. Ganz anders die Verfassung van Weimar. Sie erwuchs in der Zeit der tiefsten nationa len Erniedrigung lind Not. uw Staat und Volk vor dem Chaos zu retten und somit vor dem Untergang zu be wahren. Dabei richten sich van selbst unsere Blicke auf die Männer, die hervorragenden Anteil an dem Zustande kommen der deutschen Reichsverfassung haben. Rainen, wie die des ehemaligen Reichsministers Hugo Preuß und der Abgeordneten Gröber. Trimborn und Burlage wer den niemals vergessen werden. Das größte Verdienst der Verfassung vom 11. August 1919 ist zweifellos die Erhaltung der Reichs« Prüfung -er Konlrottsrage Die Juristen beraken Haag. 10. August. Die politisch)« Kommission der Konferenz hat sich gestern erneut mit der Frage der Einsetzung einer Kontrollkommission im Rheinland beschäftigt. Ban deuksch)er Seite erklärte Dr. Stresemann, das gegenwärtig bestehende Verfahren für den Fall von Meinungsverschiedenheiten als vollkommen aus reichend. Locarno und Dölkerbiindspakt böten Frankreich jede irgendmögltche Sicherheit. Es heiße nur, diese Bürgschaft dis kreditiere», wenn man neue sch-asfen wolle. — Neichsminister Dr. Wirth erklärte, daß er und seine Partei seit jeher für die Verständigung mit Frankreich eingetreten seien. Deutschland stehe am Scheidewege. Es wäre nicht aufrichtig, wenn er ver schweige, daß die Annahme einer Kontrollkommission aus un bestimmte Zeit den Sturz der deutschen Regierung zur Fotze haben werde. Von französischer Seite sprach Briand, von englischer der Delegiere Phipps. Es wurde schließlich ein Beschluß gefaßt, ein Unterkamitee zu bilden, dem die juristi - scheu Sach b erster der sechs Abordnungen angehören sollen. Diese Juristen sollen die Lage, in bezug ans die Kon- trollkomission prüfen, die sich aus den Verträgen ergibt. Die politische Kommission wird die Frage weiter erörtern, wenn ihr der Bericht von den Juristen unterbreitet worden ist, ivas wahrscheinlich sehr bald der Fall sein dürfte, da die nächste Sitzung der politischen Kommission auf Montag 1ö Uhr an beraumt worden ist. Brland und Snowden Haag, 10. August. Briand übergab am Freitagabend der französischen Presse eine schriftlich formulierte Erklärung, in der er im Hin- vlick auf die schweren englisch-französischen Streitigkeiten unter anderem feststellt „Ohne Zweifel bestehen Schwierigkeiten. Ich kann jedoch keinen Augenblick zugeben,, daß eine Konferenz wie diese hier zu einem Zusammenbruch führen wird. Diese Konferenz geht in ihrer Bedeutung weit über di« rem finan ziellen Erwägungen hinaus, die jetzt behandelt werden. Die politiscl)« Arbeit dieser Konferenz überragt bei weitem alle übrigen Erwägungen, aber da der Erfolg der Konferenz aus schließlich von dem Erfolg der sinanziellen Konferenz abhängt, so kann ich sagen, daß die gesamte Verantwortung für einen Zusammenbruch in dieser Richtung liegen wird. Fünf non den sechs Mächte», deren Sachverständige den Plan geschaffen habe», erklärten sich von Anfang an und uneingeschränkt, ab gesehen von kleinen Details, die noch zu regeln sind, für seine Annahme, Eine einzige Macht hat sich dagegen ausgesprochen. Die Lage ist ernst, ohne jeden Zweifel. Aber ist sie auch ohne Lösungsmöglichkeiten? Ich weigere mich kategorisch, dies zu glauben." London. 10. August. Eine um Mitternacht abgesandte Haager Reutermctdung besagt: Snowden äußerte, nachdem er von dem Inhalt der heu tigen Aeußerungen Briands gegenüber den französisch':» Journalisten Kenntnis erhalten hatte, seine Antwort daraus sei, wen» die Konferenz scipntern sollte, so würde dies sicher nicht die Schuld Englands sein. Er fügte hinzu „Wenn Briand ägt, daß von sechs Mächten fünf gegen Großbritannien sind, o folgt daraus keineswegs, daß das Recht aus seiten dieser imf ist. Oft ist das Recht auf seiten der Minderheit". Als Snowden mitgeteilt wurde, daß in französisclien Kreisen immer noch die Auffassung vorherrsche, daß er bluffe, antwortctc Snowden, mit einem grimmigen Lächeln „In dem Falle sotten Sie lieber abwarten". Die Gattin Snowdens erklärte lachend: „Sie kennen einen Aorkshlre-Mann nicht". China bleibl fest Kein Fortschritt in den Verhandlungen mit Rußland. Schanghai. 10. August. Der chi»esiscl)e Außenminister erklärte in einem Inter view auf die Frage nach dem Stande der Verhandlungen mit Soivjetrußland, daß niemals ein Fortschritt in den Verhand lungen zu verzeichnen gewesen sei, weil die Sowjetunion ans der Forderung besteh«, russische Beamte in die leitenden Stellen der ostchinesischen Eisenbahnverwaltnng wieder einzusetzen. Nanking könne keinesfalls auf diese Forderung eingehen, da es russischen Beamten nicht vertrauen könne. Die chinesische Regie rung sei entschlossen, fest zu bleiben und sehe dies als den einzig möglichen Weg an. / Keule: Unterhaltung und Wissen. Die Welt lJUuslrierte Wachenbellagel Turnen. Sport und Spiet Filmrundschau