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Nummer 187 — 28. Jahrgang »r,ch,tn> 6ma> loschen«, mit den Illustr. «rattlbeUagen .Dl« »eit* und der Kinderbetlage.Frohmut", lowt« den LertbeUagen »t. Benno-Vtatt", .UnlerhaMmg und Willen" .Die Welt der tzchu". Aer,tllcher Ratgeder". Da» gut« Buch". .Filmrund. Wau". Monatlicher Be,ug«P«et» S Mk. elnlchl. Veliellgeld. W-elnummer LS Z Sonnabend- u. Sonntagnummer HauvtlchrifUeUer, D». w. LeSezyk. Dretden. volkMl Mittwoch» de« 14. Augutt 1S2S «veelagSoe», Dresden «nlietgenpreile, Di- igewaiten»Petit,eileI»0 g.Famttten» an,eigen u. StellengesuchetK»Z. Die Pe«treName,ell« 8«mm breit. 1 Für Anzeigen ausierhalb de» Verbreitungsgebiete» 4<»Z die PeNtreNamejell, I.lM^e. Vrielgeb.lt«» Fm Fall« höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung aus Lieferung lowt« Srsüllung v. Anzeigen-iluflrügen u. Leistung v. Schadenersatz, Gelchllltlicher Teil: Artur Lenli, Dresden. lchäftsftell«, »enitu.tveelagi »ermanta. BerlaaundDruiker«l.FlllaI,Dr««drn.Dr«Sd«n>4l.t. llerstrahei?. FernrufSioi». PoMch«N-nIo Dresden ,703. Bantkonto' «tadtbank Dr«»d«n Nr. «1779 Für chrisUiche PvUItk und Kultur Redaktion der «Schflschen ivolkszettnna >l t. Polierstraße l7, F-rnrul 207U und 4IVI2. Dresden-Allstadl Kompromiß oder Vertagung Die Lage im Kaag — Wird Englands Anteil an den Jahreszahlungen erhöh!? d7 Deutschlands Standpunkt London. 13. August. Meuter meldet aus dem Haag: Mach Mitteilungen aus fran- ßSsischcr Quelle ist ein K o mp r o mi ß v o rs ch l a g in Borbcret- tu,ig, tvouach Englands Anteil erhöht »vcrdcn soll, ohne das, ln tdie geplante Verteilung der deutschen Zahlungen unter die anderen Großmächte eingegriffen wird- England soll einen großen Teil jdrs Rückstandes der deutschen Aunuilüt erhalle», der nach Vesrie- idstgung der Ansprüche der Hauptmächte verbleibt. Das soll dadurch tyriiiögticht werden, daß die kleinen Macht« Rumänien, Südslawien, Mrtechcnland rmd Portugal durch Herabsetzung ihrer Kriegsschulden llm andere Großmächte für den Verlust des ertvähnten Rückstandes ^entschädigt werde». Heute dürfte es sich zeigen, welche Aufnahm« Vieser Plan bei den Engländern finden wird. '.Der Haager Sonderkorrespondent des Dailti Ehro » icle Mwartet, daß di« Franzosen gegen Ende der Woche Vorschläge» Merken, die Finanzkoininissio» solle sich bis »ach der Völkerbunds- on vertagen. Der Korrespondent glaubt, daß dieser Vorschlag eifrllos Annahme finde,, werde. — Auch der Haager Korrespo»- M .des „Daily ExPrr st" hält es für nahezu sicher, dost die Mtserenz-sich Ende dieser oder Anfang nächster Woche bis nach ÜWMerbuitdsstsstcm vertagen wird. Der Haager Sonberkorre. brnt chec „Daily News" schreibt: Es scheint, das; Snowden Msd-beginnt, die Früchte seine? kraftvolle» Eintreten für die tischen Rechte zu ernten. * Di« Verhandlungen der Finanzko in in ission sind gestern auf Mittwoch vertagt worden, In der gestrigen Sitzung legte Reichswirtsck-aftsmiiüster Dr. Cnr« ^si:us Deutschlands Haltung «zegenüber den vorhandenen Streitpunkten dar. Wenn Grahams Wiinsck>en entsprechend hie berechtigten Interessen anderer Länder berücksichtigt werden sollen, so dürfe man auch Deutschland nicht ver gessen. Deutschlnad könne unter keinen Umstünden über die iiin Poungplan bereits vorgesehenen großen Opfer weiter hinausaehen. Die deutlch« Wirtschaftslage sei ungleich schwerer als dt« Englands. Die deutsche Anteilnahme am Welthandel betrage heute 8,7 gegen 12,7 Prozent vor dem Kriege. Zwar besitze auch England eine passive Handelsbilanz, aber es ständen ihm im Gegensatz zu Deutschland höhere Zinserträge aus eng lischen Auslandsanlagcn zur Verfügung. Auch Deutschland habe eine Industrie- und vor allem Land Wirt schaftskrise, und die Zahl der deutschen Arbeitslosen habe bis vor nicht langer Zeit 3 Millionen betragen. Curttus gab sodann einen lleberblick über die bisherigen deutschen Sachleistungen, bei welchen seit dem In krafttreten des Dawesplanes auch die Interessen der deutschen Wirtschaft in etwa berücksichtigt würden. Die Aushebung der Sachlieferungen sei für Deutschland unmöglich; es habe ohne hin bereits starke Beunruhigung in wirtschaftlichen Kreisen hervorgerufen, daß Deutschlands Sachlieferungen auf 7üO Mil lionen herabgesetzt wurde», da die unter Abzug der auf Grund der Recovery Act eingehende Summe nur noch ölO Millionen Mark betrage. Auf den Reexport kann Deutschland Ver zicht leisten, bezüglich einer eventuellen Lcistu»gsverlängeru»g infolge eines Moratoriums und der eventuellen Vergrößerung des Sachlieferungsvolumen sei noch eine eingehende Unter redung im Rahmen eines Sachlieferungskomitees notwendig. Die Versailler Bestimmungen über die K o h l e n m i n d e st- preise würden durch den Poun» platt nicht be rührt. Deutschland als Herz der europäischen Wirtschaft habe das Recht, Rücksichtnahme und Schonung zu verlangen. Der Jtaliner Pirelli betonte, daß Infolge der Repara tionskohle die englischen Kohlcnlieserungen nach Italien nicht nachgelassen hätten. Ironisch bemerkt er, die englisch« Regie rung solle zufrieden sein, daß ihre Sachverständigen in Paris so viel Einsicht bewiesen hätten. Es müßte eine logische Folge des englischen Kampfes gegen die Sachlieferungen sein, daß England überhaupt eine Herabsetzung der deutschen Annuitäten verlangen müsse. Lsu che ur, der sich zum Wort gemeldet hatte, um in einer ein gehenden Darstellung den französischen Standpunkt nochmals zu beleuchten, wird in der nächsten Sitzung der Finanzkom- mission am Mittwoch morgen zu Wort komme». Immer langsam voran Briand hemml das Tempo der Beralungen in -er politischen Kommission Paris, 13. August. Die Beratungen des politischen Ausschusses '«werden heule von verschiedenen Blättern erörtern. Es ist be merkenswert, Post der offizielle „Petit Pari sie n" zugibt, daß Briaud sich bemühe. be„ Rhythmus der Verhandlungen An,erhalt» dieses Ausschusses zu verlangsamen, da keine poli- !tiscl)e Entscheidung getroffen worden könne, solange die Finanz- Kommission nicht zu einem Ergebnis gekommen sei. Briand habe, jso erklärt das Blatt. Stresemann an diese Tatsackw gestern erinnert. Dieser lMe sie jedoch nicht zugegeben. „Echo de Paris" stellt eiwnfalls fest, daß Briand sich be mühe, den Gang der Borhandlungen im politische» Ausschuß zu verlangsamen. Zwischen Briand und Stresemann, so will Kos Blatt erfahren haben, bestehe nicht nur kein Einverständ- tnis über den Zeitpunkt für di« Räumung, man sei sich auch stkber den Grundsatz der Verbindung nicht einig, die zwischen jder Durchführung des Uvungplanes und dein Beginn der Räu mung hergestellt werden müsse. Außerdem sei auch noch keine Verständigung über das Mandat erzielt worden, dos der koch Pisch-inililärischen Kommission übertragen werden solle. e> In der politische» Kommission schlug Hendcrson (Eng kind) gestern vor, zwei llnterkommijsionen mit bestimmten Richt linien einzusctzcn, die sowohl Art und Datum der Räumung und hie mit der Räumung zusammenhängenden örtliche» Frage» finan zieller Natur regeln soll. Dem widersprach Briaud Eine solche ßkommtssion würde ciu Präjudiziuiu schaffcu, da ja die Räumung von den Ergebnissen oer finanziellen Beratung abhingc. Mau müsse auch daran denken, weiche Gefahr eine Räumung im Winter für vte französischen Truppen bedeut«. Die Todesfälle in der Bc- lotzungSarmce seien ein« Warnung. Stresemann erwiderte, diese Gefahr könne der sranzö- sischcn Armee erspart werden, wenn die Räumung vor Ausbruch des Winters öurchgesübrt würde. Ec lehnte dann eine Verbindung zwischen Räumung und Uoungplan in dem von Briand ausgespro chenen Sinne ab. Eine gegenseitige Abhängigkeit könne cs nur >»- jpsern gebe», alz eine definitive Annahme des Aoungplancs hier das Entscheidende sei. — Wieder replizierte S t r e se ma u » . sie deutsche Ocsseutlichkcit Hobe Sen Vnungpta» keineswegs vergessen, einen Plan, der ja zwei Generationen betaste. Es sei aber k!or. das; man die Haager Konferenz später nach ihren poiilpckeu Er gebnissen beurteilen werde. Er könne nicht zugcbe». daß die Räu mung als Geldfrage behandelt werde, sie sei vielmehr eine For derung völkerrechtlicher Ethik. Run grisf Hcnoerson wieder ein. Diese Debotte lei ja sehr interessant, aber sic fördere die Frage „übt Deshalb sei es nötig, sich erst innerhalb des Kreises der numilletbar an der Räu mung interessierten Mächte über pie politischen Gruudirageu zu einigen. Vorher hätte» technische Besprechungen, wie er sehe, leinen Zweck. Er schlug deshalb eine T o n d e r l> c s p > e ck u » g Frank reichs, Belgiens und Englands mit Deutschland für Mittwoch nach mittag 1 Uhr vor. — Ter Vorschlag wurde a>igc»oi»tueti. Auf deutsck^r Leite werde» Dr. Stresewau» und Dr. Wirth teil,ich meu, von dr» andere» Mächte» Briaud, Hendcrson und Hymnus. Bericht Normans an Mac-ona?- London, i.">. August. Der diplomatische Korrespondent des „Dai! y Tele graph" erfährt: Der Gouoernenr der Bonii von England. Montogue Norman, hat Mordonolü am Montag miigeteili. das Crgebnis seines eben beendeten Besuches in Atneriba und seiner Besprechungen mit dem Leiter der Bundesreseruebatiü sei. das; die Bank von England in der Lage sein werde, j den Versuch des Auslandes, di« Goldreseroe der Bank erheblich in Anspruch zu nehmen und dadurch einen politischen Druck auf Engiano auszuüben. Einhalt zu tun. - Der Korrespondent fügt hinzu, die sranzöstsckfe Delegation suck»e Deutschland zu veranlassen. England eine besondere Bar zahlung zu leiste», bei gleichzeitiger Verminderung der Sach- licferungen. Dafür werde Briand wohl politische Znoestönd nisse wegen des Rheinland«» oder noch wahrscheinlicher wegen der Laar anbieten. Staal und Kirche in Sowjetrrchland Rußland kennt keinen Konkordatszustond, keine Abmachung zwischen Staat und Kirche, die einen bilateralen, gegenseitigen Charakter hätte. Und obwohl die russische Revolution am 23. Ja nuar 18t8 den Grundsatz der Trennung von Kirche und Staat aussprach und der Kirche oder den Kirchen das Recht einzu räumen schien, ihr« Angelegenheiten selber zu ordnen, so hat der moderne russische Staat selber dieses Prinzip in einer höchst willkürlichen Weise ausgelegt un ddamit eine allgemeine Rechts« Unsicherheit der christlichen Kirchen in Sowjetrußland geschassen. Es wurde daher in alle« christlichen Kreisen mit einer ge wissen Genugtuung begrüßt, daß der allrussische Vollzugsaus schuß am 8. April 1020 ein neues Eesetzesdekret unterfertigte und dasselbe am 26.—28. April in der amtlichen Zeitung „Iswestia" veröffentlichen ließ, das jetzt als Kodex des Sow- jei-Kirchenrechts gilt. Derselbe hat nicht den Eharaktcr einer bloßen Verordnung, nachdem er in 68 Paragraphen alle bis her veröffentlichten, entgegengesetzten Bestimmungen des letzten Jahrzehnts derogiert und außer Kraft seüt. Wenn dieser Kodex auch die wesentlichen Punkte des Kirchenrechtes behandelt, so kann er nicht ganz auf Vollständig keit Anspruch erheben, da eine ganze Reihe von Fragen darin offen gelassen sind, die schon früher aus dem Verordnungswegs so oder so geregelt gewesen sind. Das Gesetz gewinnt aber da durch an Bedeutung, weil in ihm der Ausbau der russischen Kirche, wie er sich in den letzten zehn Jahren angebahnt hat sin einem patriarchalen und synodalen System) nunmehr gewisser maßen durch das Gesetz festgelegt ist, wahrend frühere Verord nungen eher für die Synodale Form eine Vorzugsstellung schufen und das Patriarchat nicht anerkennen wollten oder um gingen. Aber auch die N i ch t o r t h o d o r e n. die katholischen und evangelische» Kirchen werden damit getroste» und so bietet dieser Kodex des sowsetrussischen Kircheuzesetzes eine die Allgemeinheit interessierende Dorstellnng der rechtlichen Lage der Kirchen. Gegenüber früheren V-rordnungen der Bildung von Kul- tusgemeinden (Pfarreien) bringt das gegenwärtig« Gesetz eine Erleichterung und Milderung. Bisher gab es zwei Formen von Kirchengemeinde», die „Gruppen der Gläubigen", die noch einer Eesetzesverordnung vom 21. August lt»l8 aus mindestens 20 Personen bestehe» mußten, dann die „religiösen EeseUschas- ten" aus Grund der Verordnung von 27. April 1023. die viele Vorrechte vor der ersten Gruppe hatte», die aber wenigstens aus üO-Personen bestehen mußten. Letztere vorteilhaftere Form wurde durch Verordnung vom 11. April 1321 der „lebendigen Kirche" und der Sekten (auch den Katholiken) zugeslanden, elftere Form aber nur den Orthodoxen zuerkanul. Der neue Kodex läßt nun diese unterschiedliche Behandlung satten und he- stimmt, daß eine „religiöse Eesellschast" die öitticke Vereini gung von nicht weniger als 20 Personen desselben Glaubens sei, während Gläubige, die eine solche Anzahl nicht erreichen, einfach eine „Gruppe der Gläubigen" bilden. So ist in Zukunft nichts weiteres als die Erreichung der Zahl 20 notwendig, um eine Eesellschast „von größerem Rechte" zu bilden und die Patriarchalkirche Hot ausgehör!, eine Gesell schaft „von minderem Rechte" zu sein. Sowohl die „religiösen Gesellschaften", als auch ..die Gruppen der Gläubigen" sind verpflichtet, sich bei den betreffen den Verwaltungsbehörden registrieren zu lassen und die schon bestehenden müssen umgeschrteben werden. Einen großen Schritt nach vorwärts bedeutet es, daß der neue üAdex die Vollzugsorgane der Pfarreien rechtlich anerkennt; diese Organe, drei Personen bei religiösen Gesellschaften, eine bei Gruppe» der Gläubigen, müssen in öffentlicher Versammlung der Gläubige» gewühlt werden, zum Zlvecke der Verrichtung aller Funktionen, die mit der Kirchen verwaltung und der Rutznießung des Kultvermögens und mit der äußern Vertretung ber Pfarrei verbunden sind. Bezüglich der Personen, die in den Vollziehnngsausschuß gewählt sind, sind die registrierenden Behörden (Stadt- oder Kreisverwal- tung) berechtigt, Einspruch zu erheben. Von der Handhabung dieses Rechtes wird vielfach das Wohl und Wehe der Gemeinde abhüngen. Den Mitgliedern des Vollzugsausschusses ist es auch über lassen, snr die Kirche Geschäfte abznschließen und das Vermögen zu verwalten und die notwendigen Gegenstände zur Abhaltung des Gottesdienstes zu erwerben, auch „den 20." zu erheben zu« Instandhaltung des Gotteshauses. Es werden auch Revi sionskommissionen zugestanden, und Abhaltungen vo»